In unserer “Helmpost” in der Familienausstellung “Die Kinderburg” haben wir die Frage gefunden: Haben sich Ritter gewaschen? Das ist eine spannende Frage!
Im Mittelalter ging es nicht ganz so sauber zu wie heute – aber natürlich haben sich die Menschen auch damals gewaschen. Tägliches Duschen mit viel Shampoo, Seife und Deodorant ist aber erst eine sehr neue Entwicklung der vergangenen 100 Jahre, die leider auch Schattenseiten wie Allergien und Waschzwänge hervorgebracht hat.
Ein Vollbad war Luxus
Ein richtiges Vollbad zu nehmen, war für die Bewohner einer Burg mit viel Aufwand verbunden. Eimer voller Wasser mussten vom Brunnen (falls vorhanden!) in die Burg getragen werden. Das kalte Brunnenwasser wurde lange über einem Feuer erwärmt. Dann erst konnte gebadet werden. Das passierte dann natürlich nicht jeden Tag.
Statt einer Badewanne kam oft der sogenannte „Badezuber“ zum Einsatz. Das war eine große Holzbadewanne. Dort konnte sich die ganze Familie waschen. Auf großen Burgen gab es manchmal auch Badestuben mit Dampfbad und Wasserbecken.
Ein Kräuterbad galt schon vor 800 Jahren als Heilmittel bei Erkältungen. Seife kannte man zwar schon, hierzulande war sie allerdings beinahe unbezahlbar teuer. Erst gegen Ende des Mittelalters scheint sich die Herstellung eigener Seifen im Gebiet des heutigen Deutschlands durchgesetzt zu haben. Bis dahin reinigte man sich mit Pottasche und bürstete sich mit Reißig sauber.
Ein Vollbad nahmen die meisten Bewohner von Burgen im Mittelalter demnach nicht oft. Dennoch wuschen sie sich täglich im Kleinen. In Waschschüsseln konnte man Gesicht und Hände reinigen. Und vor jedem Essen wurde eine Schüssel gereicht, um die Hände zu säubern. Denn gegessen wurde damals mit den Fingern!
Es gab im Mittelalter auch öffentliche Badehäuser, vor allem in großen Städten. Männer und Frauen konnten dort baden gehen, ähnlich wie heute in Schwimmbädern. Um Sauberkeit ging es dabei weniger. Man traf sich, wie schon zu Zeiten der Römer, um sich zu unterhalten. Beim Bader wurden auch die Haare geschnitten und kaputte Zähne gezogen.
Gegen Ende des Mittelalters, im sogenannten „Spätmittelalter“ vor ungefähr 500 Jahren, änderte sich das allerdings. Badehäuser galten als unanständig und das Baden als überflüssiger Luxus. Das Nicht-Baden galt plötzlich als fein. Auch durch Krankheiten, die sich an Orten mit vielen Leuten schneller verbreiten konnten, wurden Badehäuser unbeliebt. Die meisten wurden geschlossen. Und noch 200 Jahre später wechselte man lieber oft die Kleidung, trug viel Parfüm auf oder puderte sich, statt ein ordentliches Bad zu nehmen.
Friedrich, Waltraud: Hygiene in einer mittelalterlichen Burg zwischen Ideal und Wirklichkeit, in: Europäisches Burgeninsitut – Einrichtung der Deutsche Burgenvereinigung (Hrsg.): Alltag auf Burgen im Mittelalter, Reihe B: Schriften, Band 10, Braubach 2006, S. 108-113.
Zum familienfreundlichen Konzept „Die Kinderburg“ gehört im Museum Burg Posterstein auch das thematisch wechselnde Ferienprogramm in allen Schulferien in Sachsen und Thüringen. In den vergangenen Osterferien ging es um die Frage, was der Fisch mit dem Osterfest zu tun hat und dazu entstand ein überdimensioniertes Angelspiel, bei dem man auch etwas über das Leben auf mittelalterlichen Burgen erfährt.Zum heutigen Thema #PlayMW der internationalen Museumswoche #MuseumWeek teilen wir die Bastelanleitung zu unserem Angelspiel “Fischen für den Burgherrn”.
In den Schulferien wählt das Museumsteam eine Fragestellung aus, die im Ferienprogramm gemeinsam mit den Kindern beantwortet wird. Das sind oft Fragen, die Kinder den Postersteiner Burggeistern Posti und Stein gestellt haben. Im Museum gibt es nämlich seit 2017 die „Helmpost“, einen Papphelm, in den man Fragekärtchen an die Burggeister einwerfen kann. Die Kinder erhalten per Post Antwort auf ihre Fragen und ausgewählte Antworten veröffentlichen wir im Kinderblog.
Auch die Familienausstellung „Die Kinderburg“ baut auf von Kindern gestellten Fragen auf: Wie schwer war eine Ritterrüstung? Wie ging ein Ritter aufs Klo? Und gab es im Mittelalter auch eine Schule? Mit Schatzkarte, Verkleidung und interaktiven Elementen können Familien die Vergangenheit erkunden.
Aber nun zur Sache! Unser Angelspiel “Fischen für den Burgherrn” gibt es auch zum Selberbasteln für zu Hause:
Bastelanleitung Angelspiel “Fischen für den Burgherrn”
Für das Angelspiel kannst du viele Materialien verwenden, die sonst weggeworfen werden würden: Zum Beispiel alte Pappkartons, Schnüre und Holzstöcke, die im Frühjahr und Herbst oft als Gartenabfälle anfallen. Neu kaufen musst du vermutlich die Magnete.
Du benötigst:
1 großen Karton
2 dünne, lange Holzstöcke
2 dicke Bindfäden (jeder ca. 1 Meter lang)
2 kleine Magneten
Schere, Leim, Buntstifte, Malfarben, Klebeband und einen Tacker
Nimm dir einen großen Karton. Klapp den Boden des
Kartons zu und klebe ihn mit Klebestreifen zu. Die Pappstreifen am Deckel
kannst du einfach mit einer Schere abschneiden. So erhältst du einen großen,
offenen Teich, in dem deine Fische „schwimmen“ können! Jetzt kannst du ihn von
außen mit Malfarben bunt gestalten.
Schritt 2: Die Angeln
Zum Fischen braucht man natürlich auch eine Angel.
Damit du auch einen kleinen Wettkampf mit deinen Freunden oder deine Familie
abhalten kannst, benötigen wir zwei Angeln. Gemeinsam macht das Fischen auch
viel mehr Spaß!
Nimm dazu zwei lange, dünne Stöcke. An ein Ende jedes Stockes knotest du einfach einen dicken Bindfaden. Das ist deine Angelschnur. Damit der Faden besser hält, kannst du ihn einige Male um den Stock wickeln oder ihn mit etwas Leim festkleben. Damit die Fische auch anbeißen, musst du an das lose Ende dieser Bindfäden einen kleinen Magneten befestigen. Ein Tipp: Diese kleinen Magneten gibt es oft für wenig Geld in Gardinen- oder Bastelläden zu kaufen. Ist das Knoten zu schwer? Keine Sorge! Lass dir einfach von einem Erwachsenen helfen!
Schritt 3: Die Fische
Die Fische kannst du dir hier herunterladen, ausdrucken und einfach auf weißem, dickem Karton ausdrucken und bunt ausmalen. Am Schluss kannst du die Fische grob ausschneiden.
Den kleinen Text mit Name des Fisches und Punktzahl druckst du ebenfalls aus. Dann schneidest du den Text als Streifen aus und klebst ihn auf die Rückseite der Fische. So weißt du immer, was du gefangen hast und wie viele Punkte das Tierchen dir bringt.
Zu empfehlen ist, mehr Fische mit niedriger
Punktzahl zu basteln, als Fische mit hoher Punktzahl.
Unser Tipp:
Nimm 3 Flusskrebse, 3 Rotaugen, 3 Forellen, 2 Hechte, 2 Karauschen, 2 Lachse, 2 Karpfen, 2 Heringe, 1 Barsch, 1 Zander und 1 x Lapidus, das Teichmonster. Damit sollte dein Fischteich gut gefüllt sein!
Zum Schluss tackere zwei Heftklammern an das Maul
jedes Fisches. Damit kannst du ihn mit dem Magneten angeln! Wirf die Fische
bunt gemischt in deinen Teich und der Angelspaß kann beginnen!
Spielanleitung
Schon im Mittelalter wurden auf Burgen Fische
gezüchtet oder in Flüssen gefangen. Dabei fiel die Fischerei unter das Recht
zur Jagd und war oft den Rittern vorbehalten.
Wer für den Burgherrn fischte, wurde für jedes gefangene Tier belohnt (z. B. mit Korn, Mehl oder einem Anteil am Fisch). Oft wurden Lachse und Karpfen gehalten. Sogar Höhenburgen wie die Burg Posterstein besaßen Fischteiche. Diese befanden sich oft in den Tälern und Dörfern unterhalb der Burgen.
Versuche dich auch im Angeln!
Jeder Fisch in unserem
Postersteiner Teich ist Punkte wert! Aber Vorsicht! Es wird von einem großen
Teichmonster berichtet, das dort ebenfalls sein Unwesen treiben soll!
Wirf deine Angel fünf Mal aus! Wie viele Punkte konntest du angeln?
Weil das Angelspiel recht gut aus Rest-Materialien wie Pappkartons und Naturmaterialien gebastelt werden kann und zum nebenbei noch ein wenig Wissen über Tiere vermittelt, wollen wir es gern mit der nachhaltigen Linkparade “einfach. nachhaltig. besser. leben.” teilen. Und wer weiß, vielleicht fallen dir für dein eigenes Angelspiel noch mehr Upcycling-Ideen ein, durch die du quasi alten Dingen ein neues Leben schenken kannst!
Es ist #MuseumWeek und bis 25. Juni greifen wir jeden Tag ein Thema auf. Anlässlich des heutigen Themas #sportsMW geben wir Einblicke in die Fragen von Kindern, die unsere Burggeister Posti und Stein im Vorfeld der Familienausstellung „Die Kinderburg – Von Rittern und Salondamen“ (ab 1. Oktober 2017) erreichen. Oft werden die Burggeister gefragt: „Mit was haben Prinzessinnen gespielt?“ Mussten auch sie sich sportlich betätigen? Vom Ballspiel bis zur „Blinden Kuh“: Hier ein kurzer Einblick in die Antwort unserer Geister!
Natürlich hatten die Prinzessinnen im Mittelalter und auch später in der Zeit der Salondamen Spielzeuge. Bei den Mädchen waren schon immer Puppen sehr beliebt. Für die Arbeit in der Puppenküche gab es kleine Töpfe und Gefäße. Auch das Ballspielen war schon damals beliebt.
Angehende Ritter beim Turnier mit Stöcken und kleine Burgfräulein beim Baseball?
Richtige Turnierkämpfe gibt es auf Burg Posterstein jedes Jahr zu Pfingsten. Beim Mittelalterspektakel zeigen echte Reiter ihre Künste mit Lanze und Schwert. Dazu gibt es drei Tage lang Musik, Gaukeleien und Handwerk zu besichtigen.
Die Jungs hatten wohl ihre eigene Spielzeug-Rüstkammer mit Holzschwertern oder sie nahmen zum spielerischen Turnierkampf einfach Stöcke. Als Spielzeug diente alles, was es in der Natur zu finden gab: Nüsse und Früchte, Eier und Steine. Und selbst das kleine Zähl-Spiel: „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht“ war schon im Mittelalter bekannt und bei Erwachsenen so beliebt wie bei Kindern. Gemeinsam spielten die Kinder Verstecken und Fangen, sie hatten Murmeln aus Ton oder Holz und Kreisel, die sie mit einer Peitsche über alle Fußböden in und um die Burg tanzen ließen. Gemeinsame Tänze wurden sehr gern aufgeführt und die Musik durfte nicht fehlen.
Besonders beliebt war schon vor über 800 Jahren das Ballspiel. Bälle wurden gekullert, geworfen und mit Schlägern durch die Luft gewirbelt. Fußball und Baseball kannten die Prinzessinnen noch nicht, aber in manchen alten Schriften, Liedern und Gedichten kann man fast das Gefühl bekommen, die Prinzessinnen beherrschten schon im Mittelalter diese heute so beliebten Spiele!
Der Kreisel war schon im Mittelalter ein beliebtes Spielzeug. Bis heute hat er von seinem Reiz nichts verloren.
Die Prinzessinnen der Salonzeit spielten natürlich auch gern mit dem Ball. Sie musizierten und tanzten. Auch Bücher waren vor 200 Jahren ein beliebter Zeitvertreib. Ein Spiel, das du sicherlich auch kennst und vielleicht gern spielst, war „Blinde Kuh“. Die Prinzessinnen erdachten sich sogar neue Regeln dafür und auch für die Erwachsenen war es ein schöner Zeitvertreib.
Sommerferien auf Burg Posterstein: Das ist doch ein Kinderspiel?!
Den vollständigen Kinderblog-Beitrag findet ihr hier! Und alle, denen das noch nicht genug ist, sind ganz herzlich zum Sommerferienprogramm des Museums Burg Posterstein eingeladen! In kurzen Kinderführungen wird während der Ferienzeit das Thema „Wie spielten Ritter und Prinzessinnen?“ erklärt. Drei Stationen im Museum zeigen den kleinen Besuchern, wie sich Ritter und Salondamen die Freizeit vertrieben. Neben den Führungen kann diese spannende Frage auch anhand eines Rätsels selbstständig erkundet werden. Im Burghof dürfen abenteuerlustige Besucher kleine Ritterspiele auch selbst ausprobieren. Für die Freunde zu Hause können auch Spielanleitungen mitgenommen werden. So dürfte einem sportlichen Treiben in den Ferien keine Grenze gesetzt sein!
Tag 1 der #MuseumWeek 2017 , die von 19. bis 25. Juni dauert: Wir haben für jeden Tag einen Blogpost vorbereitet. Der heutige Hashtag lautet #FoodMW. Leon, der sein Praktikum im Museum Burg Posterstein gemacht hat, hat sich für mittelalterliche Esskultur interessiert:
Bei den Worten „Mittelalter“ und „Essen“ denken viele an reich gedeckte Tafeln, an denen Ritter speisten. Viele stellen sich aber auch den hungernden Bauern in seiner verfallenen Hütte vor. Doch welches Bild kommt der Wahrheit wohl am nächsten? Wie haben die Menschen im Mittelalter gespeist?
Wie speisten die Menschen im Mittelalter?
Tatsächlich entwickelte sich im Laufe des europäischen Mittelalters eine neue und eigenständige Esskultur. Im Gegensatz zur Kochkunst der Spätantike, welche die Anfänge der Frühmittelalterlichen Küche noch prägte, erneuerten die Köche des westeuropäischen Mittelalters ihr Arsenal an Würze fast vollständig. Kräuter und Gewürze, wie die Muskatnuss oder die Gewürznelke, fanden erst Eingang in die Heilkunst und später in die Küche. In einem langsamen Prozess ohne größere Brüche entwickelten sich bis ins 13. Jh. neue Sitten und Gebräuche des Genusses. „Lukullische“ Parallelen finden sich genauso wie Entsprechungen nach Byzanz oder in die Arabische Welt, doch entstand in Westeuropa eine eigene, ganz spezielle Esskultur.
Der mittelalterliche, christliche Mensch unterschied – abhängig vom Kirchenjahr – zwischen „fetten“ und „mageren“ Tagen.
Doch nicht nur die Haltung zum Essen änderte sich. Auch die Haltung beim Essen unterschied sich stark zwischen Antike und Mittelalter. Römische Gastmähler fanden oft im Liegen statt. Entsprechend waren die Speisen klein und handlich. Der Mensch im Mittelalter hingegen saß beim Essen aufrecht. Das Schneiden, besonders von Fleisch, spielte nun eine entscheidende Rolle und diese ehrenwerte Aufgabe gebührte bei Festmählern dem „Truchseß“.
Zwischen „fetten“ und „mageren“ Tagen
Der mittelalterliche, christliche Mensch unterschied – abhängig vom Kirchenjahr – zwischen „fetten“ und „mageren“ Tagen. An mindestens einem von drei Tagen musste sich ein Christ mit Fisch und Gemüse begnügen. An Fastentagen (wie vor Ostern) durften keine Milchprodukte, Eier, Fleisch oder andere tierische Fette verspeist werden. Ausnahmen galten nur für schwangere Frauen, Arme, Kranke, Alte und Kinder. Fisch galt nicht als Fleisch und musste daher oft als Ersatzmittel herhalten. Umso größer war der Überfluss an Speisen an den „fetten“, also den Feiertagen.
Das Federkleid des Fasans war die Zierde jeder Rittertafel
Die Ernährung hing im Mittelalter stark vom gesellschaftlichen Stand ab. Doch das heißt nicht zwangsläufig, dass der Bauer hungern musste, während die Fürsten schlemmten. Missernten führten tatsächlich zu Hungersnöten, doch in guten Erntejahren waren diese Sorgen fern. Das Grundnahrungsmittel schlecht hin war das Getreide, das vor allem als Brot an Fürstenhöfen und bäuerlichen Gütern Absatz fand. Zum Brot gab es Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Fett, Käse und Wein. Allerdings war Getreide auch in Form von Hafergrütze oder Bier recht beliebt.
Geräucherter Fisch beim Mittelaltermarkt auf Burg Posterstein.
Wurzelgemüse und Kräuter, die im oder nah am Boden wuchsen galten als derb und bäuerlich. Edle Früchte hingen an den Bäumen. Umso höher die Frucht hing, umso besser war sie auch! Doch das bedeutet nicht, dass sich der Verzehr von Gemüse nur auf die bäuerliche Welt beschränkte. Besonders Stadtbürger schätzten Gemüsesuppen und Eintöpfe und legten Gärten vor und innerhalb der Stadtmauern an. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters stieg auch der Fleischverzehr stetig an. Viehzucht und Jagd lieferten verschiedenste Sorten an Genuss. Dabei galt Geflügel als edler als Schweinefleisch und der Fasan mit seinem prächtigen Federkleid war die Zierde jeder Rittertafel. So wohl auch bei den Rittern von Posterstein.
Die Ernährung im Mittelalter hing also von vielen Faktoren ab: Der gesellschaftlichen Stellung, der Region oder von der Jahreszeit. Ritter aßen nicht nur Fleisch und Bauern mussten nicht zwangsläufig hungern. Im Gegenteil entwickelte sich eine neue und eigenständige Kultur des Essens.
By Leon Walter and Franziska Engemann/ Museum Burg Posterstein
„Wo haben die Ritter geschlafen?“, fragt Jonathan (4 Jahre). Burggespenst Posti und der Drache Stein antworten:
Die Ritter in einer Burg haben in der „Kemenate“ geschlafen. Dieser Raum war das Wohn- und Schlafzimmer. Als einziger Raum in der Burg hatte die Kemenate einen Kamin, der den Ritter und seine Familie wärmen konnte. Dort stand ein Bett, in dem der Ritter, seine Frau und seine Kinder gemeinsam schliefen.
In so einem Bett könnte ein Ritter geschlafen haben.
In so einem Bett könnte ein Ritter geschlafen haben.[/caption]In der Burg Posterstein gibt es heute leider kein Ritterbett mehr zu sehen. Weil die Burg nach dem Mittelalter oft umgebaut wurde, lassen sich in ihr sehr viele Kamine finden. Nicht nur einer.
Aber vor 800 Jahren, als die Burg noch neu gebaut war, gab es nur ein beheizbares Zimmer: Die „Kemenate“. Dieser seltsame Name stammt aus der lateinischen Sprache. Dort heißt das Wort „caminus“ so viel wie Kamin oder Ofen, den es in der Kemenate eben gab. Trotzdem war es im Winter sehr kalt. Mit Wandteppichen und Vorhängen versuchte man den Raum wärmer und schöner zu gestalten.
Die Kemenate diente als Wohnzimmer und als Schlafzimmer. In dem dortigen Bett schliefen der Ritter, seine Frau und alle ihre Kinder zusammen. Am Tag war das Zimmer das Reich der Burgdamen.
Wie genau das Ritterbett in der Burg Posterstein vor 800 Jahren ausgesehen hat, wissen wir leider nicht. Aber später war es groß, aus Holz gebaut und sehr hoch, damit die Ritterfamilie nicht so nah am kalten Boden liegen musste.
Nicht alle Ritter hatten ein eigenes Bett
Aber nicht alle Ritter haben überhaupt auf einer Burg gewohnt. Viele lebten bei den Bauern in den Dörfern. Dort hatte man oft Bettkisten, Schlafnischen und Strohmatten, auf denen man schlief. Der Mittelpunkt eines Hauses war auch dort der Ofen, der als Kochstelle diente und um den sich alle schlafenlegten. Auch in den Dörfern schlief die ganze Familie gemeinsam in den Betten. Manchmal teilte man sich diese Ruhestätte nicht nur mit der Familie, mit den Mägden und Knechten, sondern auch mit den Tieren. Denn viele Menschen und Tiere in einem Raum erzeugen mehr Wärme!
Wer ein richtiges Schlafzimmer besaß, war ein reicher Mann. Und in manchen Burgen und Schlössern schliefen sogar die Knechte neben dem Bett ihres Herrn in Bettkisten.
Den bequemsten Schlafort in der ganzen Burg Posterstein haben aber wir Geister. Wir schlafen am liebsten im Dach des Turmstübchens, wohin niemand klettern kann. Hier ist es ruhig und friedlich und wir haben immer eine tolle Aussicht!
Blog-Serie “Kinderburg”: Die Burggeister Posti und Stein beantworten Eure Fragen. Mehr dazu.
Tagesthema der weltweiten #MuseumWeek auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken ist das Thema Architektur, Hashtag #architectureMW. Im Blog des Museum Burg Postersteins möchten wir die MuseumWeek wie schon im letzten Jahr täglich begleiten. Weil die Burg das wichtigste Ausstellungsstücks des Museums ist, soll sich dieser Blogpost ganz um deren Baugeschichte drehen.
Skizze des Grundrisses der Burg Posterstein (Museum Burg Posterstein)
Die Baugeschichte der Burg Posterstein ist Ausdruck der Bedürfnisse und Möglichkeiten der jeweiligen Besitzer. Während zunächst die Wehrhaftigkeit im Vordergrund stand, waren es spätestens seit dem 16. Jahrhundert der Drang nach Wohnlichkeit und Repräsentanz, die immer wieder zu Umbauten an der Burganlage führten.
Die Bergspornburg mit Ringmauer, Halsgraben und Zugbrücke
Auf strategisch günstigem Gelände, hoch über der Sprotte und nach zwei Seiten steil abfallend, wurde die Burg in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts angelegt. Mittelpunkt der Anlage war der Bergfried mit seinen drei Meter starken Mauern. Geschützt wurde die Burganlage durch eine starke Ringmauer und einen Halsgraben mit Zugbrücke am flachen Zugang der Burg. Das mittelalterliche Verlies der Burg befand sich im unteren Teil des Bergfriedes, 6,50 Meter tief aus dem Fels heraus gehauen. Der Zugang führte über das heute noch zu besichtigende Gefängnis in Höhe des Kleinen Burghofes in die Tiefe.
Ansicht der Burg Posterstein im 17. Jahrhundert (Museum Burg Posterstein)
Ein Schloss mit roten Echquaderungen entsteht
Im 15. Jahrhundert begann man schrittweise mit der Überbauung der Ringmauer. Ein heute noch vorhandener Treppenturm sowie eine durch einen Schrank verdeckte Treppe im Gerichtsraum der Burg dienten bis zur Überbauung der Innenhöfe im 17. Jahrhundert als Aufgang in die beiden Gebäudeflügel. Im 16. Jahrhundert veränderte sich das äußere Bild der Burg Posterstein durch die Gestaltung der Fassade mit weißem Putz und roten Eckquaderungen. In dieser Zeit entstand auch der Erker an der Westseite der Burg mit seinen vierfach übereinander gewölbten Konsolen.
Ansicht der Burg Posterstein aus dem 19. Jahrhundert (Museum Burg Posterstein)
Das Obergeschoss in seiner heutigen Gestalt ist Resultat der Bautätigkeit des späten 17. Jahrhunderts. Georg Dietrich von Pflugk ließ sich 1684 vom Herzog von Gotha-Altenburg zusätzliche Baufronen genehmigen, um sein im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenes Schloss zu rekonstruieren. Das alte Obergeschoss wurde abgetragen und als verputzter Fachwerkbau neu errichtet. Durch Überbauung der Innenhöfe entstand der heutige repräsentative Treppenaufgang. Die Türme versah man mit achteckigen Hauben, die steinerne Brücke wurde erbaut, und man betrat das Schloss nun durch ein neu errichtetes Portal. Die Gestaltung der Fassade mit Kreuzstockfenstern beendeten den Umbau zum Wohnschloss.
Im 17. Jahrhundert wurde der Umbau der Burg Posterstein zum Wohnschloss vollendet. Ansicht aus dem 19. Jahrhundert. (Museum Burg Posterstein)
Im 18. Jahrhundert begann man mit dem Umbau des Nordflügels, dessen wichtigste Aufgabe darin bestand, den großen Festsaal aufzunehmen. Die Wohnräume wurden letztmalig renoviert und erhielten eine textile Wandbespannung. Ende der 1880er Jahre und 1937 folgten Instandsetzungsarbeiten an der Burganlage.
Nach der Gründung des Museums 1952 ging man an die Sicherung der Bausubstanz, ohne jedoch eine konstruktive Beseitigung der Bauschäden vorzunehmen. Dies führte im Laufe der folgenden Jahre zu einem fortschreitenden baulichen Verfall und letztlich 1977 zur Sperrung der Anlage für die Öffentlichkeit. 1981 bis 1991 wurde die Burg umfassend restauriert.
Auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken startet heute die #MuseumWeek, seines Zeichens die erste weltweite Kulturveranstaltung auf Twitter, zu der sich über 3000 Museen aus der ganzen Welt (davon über 100 deutsche) angemeldet haben. Das Museum Burg Posterstein wird die MuseumWeek – wie bereits im letzten Jahr – zum Anlass nehmen, täglich einen Blogpost zum Thema zu teilen. Damit dies möglich werden kann, wurden trotz Ausstellungsvorbereitungen alle Mitarbeiter eingespannt. Den Anfang macht unsere wissenschaftliche Mitarbeiterin Franziska Engemann, die ein pikantes Geheimnis lüftet:
Das “Heimlich Gemach”: Ein stilles und zugiges Örtchen
In den Ausstellungsräumen des Museums Burg Posterstein befindet sich eine verschlossene und gut versteckte Tür. Nur ausgewählte Besucher, wie die fast 2000 Kinder im Jahr, die mit ihren Kindergartengruppen, Schulklassen und Geburtstagsgästen das alte Gemäuer mit einer Sonderführung erkunden, können einen Blick in dieses „heimlich Gemach“ werfen. Besonders die Kinder packt beim Anblick der Räumlichkeiten das blanke Entsetzen.
Außenansicht eines Abort-Erkers der Burg Posterstein
Die Tür gewährt Einlass in einen kleinen Erker, der sich an der Außenmauer der Burganlage befindet. Der Raum ist klein, bietet nur einer Person Platz, die sich darin auch nur auf einem hölzernen Sitz niederlassen kann. Die Schlussfolgerung liegt also nahe: Es handelt sich um eine Toilette. Um ein richtiges „Plumpsklo“, um genau zu sein.
Zwar soll Sir John Harington bereits 1596 das Wasserklosett erfunden haben. Allerdings schien er mit dieser Idee, auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Denn was die Kinder heutzutage so entsetzt und was sie vielleicht nur noch vom Camping mit den Eltern kennen, war im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit hinein „gang und gäbe“. Hebt man heute den hölzernen Deckel vom Sitz, lässt das zugemauerte Klosett nicht mehr allzu „tief blicken“. Im Mittelalter war der Erker allerdings zum Burggraben hin offen und das gemachte „Geschäft“, konnte nach kurzem Flug fröhlich im Graben vor sich hin stinken. Ein entsprechend kalter Luftzug von unten lud nicht gerade zum Verweilen auf diesem „stillen Örtchen“ ein. Besonders nicht im Winter.
Und wirklich still war der Lokus wohl auch nicht. Anfangs schien er nämlich zum Burginneren hin sichtoffen zu sein. Allerdings war die Gefahr, in einen Haufen zu treten, recht gering. Im Burggraben hielt sich im Normalfall niemand auf.
Der Ort, an dem sich heute Mittelalter und Moderne treffen
Auch irgendwie heimlich und sehr gut versteckt: Der Geo-Cache unterm “heimlich Gemach”
Heute sieht das schon ganz anders aus. Moderne Schatzjäger suchen unter dem alten Toiletten-Erker nach ganz besonderen Preisen. Ein sogenannter „Geocach“ liegt im Bereich darunter gut versteckt. Diese Sonderform der Schnitzeljagt erfreut sich immer größerer Beliebtheit und lädt dazu ein, Kultur und Natur auf ganz besondere und spannende Art zu erkunden. Ob mit GPS-Empfänger, Smartphone oder auch durch kleine Rätsel, können die „Caches“ gesucht und natürlich auch gefunden werden.
Im Falle der Burg Posterstein befindet sich das Ziel nur eben an einem „beschissenen Ort“. Eine unangenehme Überraschung von oben muss aber niemand mehr fürchten. Der Erker ist zugemauert, die Tür verschlossen und das Geheimnis um das „heimlich Gemach“ bleibt wohl gehütet.
Zutritt nur für Kinder: Mit Laternen mit flackerndem Kerzenlicht ausgestattet dürfen Kindergruppen die ausgetretenen steinernen Stufen in den Keller der Burg Posterstein hinuntergehen. Normalerweise bleibt dieser Bereich für Besucher geschlossen. Tief unten im Postersteiner Burgberg ist es nicht nur kalt und feucht, es liegt auch Sagenhaftes in der Luft. Heute beginnt die internationale #MuseumWeek auf Twitter, die wir hier im Blog begleiten wollen. Zum Thema #secretsMW werfen wir einen Blick ins Dunkle.
Wo früher Gefangenen einsaßen
Ein Teil des Kellers unter der Burg stellte in früheren Zeiten das eigentliche Burgverlies dar und war nur über einen – inzwischen zugemauertes “Angstloch” – vom Verlieseingang im Burghof zugänglich. Gefangene wurden per Seil heruntergelassen (und im Glücksfall wieder heraufgezogen). Kein Wunder, dass bei Schülerführungen unten im Burgkeller selbst die größten Klassenclowns verstummen.
Von Sagen umwoben
Um die Burg Posterstein drehen sich aber auch mehrere regionale Sagen. Vom Keller aus sollen nicht nur geheime Gänge und Fluchtwege aus der Burg hinaus geführt haben. Es soll auch eine wundersame Schmiede gegeben haben. Die Sage davon geht so:
“Tief unter dem Turme des Postersteiner Schlosses befindet sich eine verzauberte Schmiede, in der alles von purem Golde gefertigt ist und des Nachts fleißig gearbeitet wird. Manche bezeichnen einen der Herren von Pflugk, in deren Besitz das Schloss lange Zeit war, als den nächtlichen Schmied. Hat man sonst bei diesem an dem einen Tage eine neue Kutsche bestellt so hat sie schon am nächsten Tage fix und fertig auf dem Hofe gestanden. Haben die Knechte früh ihre Pflüge angeschirrt, so sind stets die Pflugschare frisch geschärft gewesen. Einmal ist ein Knecht unten in der Schmiede gewesen; der hat aber nicht erzählen können, was er dort gesehen hat.”
Weitere Sagen aus Posterstein gibt es auf der Website nachzulesen
Natürlich sammelten die Ritter noch keine bunten Ostereier, wie der etwas ironische Titel dieses Artikels vorgaukeln mag. Aber bereits im frühen Mittelalter galt das Osterfest, das den Tod Jesus Christus’ betrauert und seine Auferstehung feiert, als wichtigstes Fest im Kirchenjahr. – Und das Ei war auch damals schon ein Teil des Festes.
Als Dekoration hat sich in den 1960er und 70er Jahren der Osterbaum eingebürgert – hier ein Foto von einem Osterbaum im Museum Burg Posterstein in den vergangenen Jahren (Bild: Museum Burg Posterstein).
Vom Bußen und Fasten
Im Mittelalter wurde die so genannte “Quadragesima”, die 40 Tage dauernde Passionszeit, sehr ernst genommen. Bereits im 2. Jahrhundert lässt sich ein 40-stündiges Fasten am Trauertag Karfreitag, dem Tag der Kreuzigung Jesus Christus’, nachweisen, das im 5. Jahrhundert bereits auf drei Tage (Karfreitag bis Ostersonntag) ausgeweitet worden war.
In der Karwoche sollte die Arbeit ruhen
Um dem Leiden Christus’ zu gedenken, ließ man bis ins 9. Jahrhundert schon zwei Wochen vor Ostern die Arbeit ruhen. Später wurde dieser Zeitraum aus wirtschaftlichen Gründen verkürzt. Heute sind nur noch Karfreitag bis Ostermontag offizielle Feiertage. Das Wort “Kar” hat seine Ursprünge im Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie “Trauer” und “Wehklagen”. Jesus’ Leidensgeschichte beginnt bereits am Gründonnerstag, schon im 12. Jahrhundert “gruener dunrestac” genannt (Vgl. Universität Innsbruck), wobei das “Grün” sich vermutlich nicht auf die Farbe, sondern auf das mittelhochdeutsche “grunen” bzw. “greinen” bezieht, das “weinen” bedeutet. Frühe Quellen deuten darauf hin, dass der Gründonnerstag schon im 4. Jahrhundert mit Fußwaschung und Erstkommunion begangen wurde. Im Altertum und im Mittelalter begann der Karfreitagsgottesdienst um 15 Uhr, dem überlieferten Todeszeitpunkt Jesus Christus’. Am späten Abend des Ostersamstags oder am frühen Morgen des Ostersonntags wandelt sich die Trauer um Jesus in Freude über seine Auferstehung. Das wird traditionell mit Gottesdiensten und Osterfeuern gefeiert.
Blutrote Ostereier, als Zeichen des Lebens
Osterbaum im Museum Burg Posterstein (Bild: Museum Burg Posterstein).
Viele der mit dem Osterfest verbundenen Traditionen gehen auf heidnische Bräuche zurück. In nahezu allen Kulturen gelten beispielsweise Eier als Symbole der Fruchtbarkeit. So wurde das Ei schon in frühchristlichen Zeiten zum Symbol für die Auferstehung. Während der Fastenzeit durfte man keine Eier essen, sodass sich zu Ostern dann viele Eier angesammelt hatten. Sie galten ursprünglich auch als Zahlungsmittel für die Pacht an den Grundherren, die häufig zu Ostern gezahlt werden musste. Noch im 19. Jahrhundert soll es in Teilen Deutschlands üblich gewesen sein, dem Pfarrer an Ostern Eier zu schenken.
Lange Zeit hielt sich auch die Tradition der besonders segenbringenden “Antlaßeiern”, die am Gründonnerstag oder an Karfreitag gelegt worden waren. Diese sollten sich das ganze Jahr über halten und wurden als Glücksbringer im Gebälk des Hauses versteckt.
Ab dem 12. Jahrhundert kann die so genannte “Eierweihe” am Ostersonntag mit historischen Quellen belegt werden. Zur Eierweihe wurden die Eier – vermutlich als Analogie für das Blut Christi – rot bemalt. Die Weihe beendete das Fasten und gab das Ei wieder zum Essen frei. So spielten Eierspeisen auch beim großen Osteressen als Abschluss der Fastenzeit bis ins 15. Jahrhundert eine große Rolle. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert verschenkten die Menschen solche bemalten und verzierten Ostereier – und das nicht nur in der Farbe Rot.
Wenn der Storch die Eier bringt
Nicht immer war es der Hase, der Ostereier brachte. In Thüringen soll dafür angeblich lange Zeit der Storch verantwortlich gewesen sein. Der vergleichsweise junge Brauch mit dem Hasen, der auch als Symbol für Fruchtbarkeit gilt, entstand vor rund 300 Jahren in der Pfalz und setzte sich im 19. Jahrhundert großflächig durch.
Bevor die Burgkirche Posterstein im späten 16. Jahrhundert gebaut wurde, gab es in der Burg eine kleine Kapelle. Zu größeren Gottesdiensten ging man ins benachbarte Nöbdenitz. (Foto: Museum Burg Posterstein)
Wie feierten die Postersteiner Ritter Ostern?
Weil darüber in unseren Quellen nichts überliefert ist, können wir über das Osterfest auf Burg Posterstein nur Vermutungen anstellen: Nachdem sie seit Aschermittwoch streng gefastet hatten, wahrscheinlich täglich nur eine Mahlzeit ohne Fleisch, Eier und Alkohol zu sich genommen hatten, ritten die Postersteiner Ritter für die kirchlichen Feierlichkeiten ins benachbarte Nöbdenitz, wo sie bis Ende des 16. Jahrhunderts eine Ehrenloge in der Kirche besaßen. Zusätzlich wurden in der häuslichen Kapelle im Erdgeschoss der Burg (der Raum dient heute als Galerie für Sonderausstellungen) Andachten und Gottesdienste gefeiert. Die Untertanen lieferten zu Ostern ihre Abgaben beim Burgherren ab. Sicherlich gab es auch auf Burg Posterstein ein großes Osteressen zum Abschluss der Fastenzeit. Die gefärbten Eier, die dabei verzehrt wurden, hatte vielleicht der Storch gebracht.
Zum Weiterlesen:
Willner, Barbara / Huhle, Holger: So oft im Jahr ist Feiertag. 1988.
Mit der Christianisierung Mitteleuropas im Laufe des Mittelalters wurde das Weihnachtsfest, die Geburt Jesus Christus, eines der wichtigsten Feste des Kirchenjahres. Weihnachten dauert von der Adventszeit (ab Sonntag nach dem Totensonntag, welcher der letzte Tag des Kirchenjahres ist) bis zum 6. Januar (Dreikönigstag). Zu den frühesten überlieferten Weihnachtsbräuchen gehören das Singen von Weihnachtsliedern, das Aufstellen von Weihnachtskrippen und das Krippenspiel, die alle die Geschichte der Geburt Jesus Christus anschaulich darstellen. Das Museum Burg Posterstein zeigt ab 2. Dezember wieder seine traditionelle Ausstellung mit Weihnachtskrippen aus aller Welt.
Krippe aus Transparentpapier, Sammlung Riewe, (c) Museum Burg Posterstein
Was machten die Postersteiner Burgherren an Weihnachten?
An Weihnachten machten sich die Postersteiner Burgherren bis Ende des 16. Jahrhunderts höchstwahrscheinlich auf den Weg zum Gottesdienst ins nah gelegene Nöbdenitz. Dort besaßen sie einen herrschaftlichen Logensitz. Erst als es ab 1575 zu Streitigkeiten mit den Nöbdenitzern kam, errichtete man in Posterstein eine eigene Kirche, direkt im Burggraben. Darüber hinaus besaßen die Burgherren eine kleine Hauskapelle in den Räumen der Burg, dies belegen Baubefunde wie Reste einer Gewölbedecke sowie ein romanischer Taufstein, die heute im Museum zu sehen sind. Mehr dazu erfahren Sie in der Ausstellung “Wehrhaft, wohnhaft, Haft”.
Die Burgkirche Posterstein steht etwas unterhalb der Burg, im ehemaligen Burggraben. (c) Museum Burg Posterstein
Heidnische Bräuche vermischten sich mit christlichem Glaube
Beschäftigt man sich mit überlieferten Volksbräuchen, wird deutlich wie sehr sich heidnische Traditionen mit den neuen christlichen Ritualen vermischten. In die Zeit zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel fielen auch die “Zwölften“, auch “Rauhnächte” oder “Rauchnächte” genannt. In dem Zeitraum zwischen Thomastag (21. Dezember) und Dreikönigstag (6. Januar) machte nach dem Volksglauben der Wilde Jäger mit seinem Gefolge von Hexen, Dämonen, Schweinen, Menschen ohne Kopf und Teufelsfratzen die Nächte unsicher. Dann musste die Arbeit ruhen und um die Dämonen in Schach zu halten, gab es allerlei Schutzmaßnahmen: Wasser nicht unbedeckt lassen, Vieh nicht aus dem Stall lassen, gefährliche Tiere nicht beim Namen nennen, den Hunden ein besonderes Brot backen, Hexen durch Maskenumzüge vertreiben, nicht lüften und nicht waschen. Gleichzeitig war es eine fröhliche Zeit, denn die Mägde konnten nach Hause zu ihren Familien und die Wirtshäuser waren besonders zum Jahreswechsel gut besucht.
Weihnachtskrippen aus der Sammlung Riewe auf Burg Posterstein (c) Museum Burg Posterstein
Seit wann gab es Bescherung und Tannenbaum?
Frühestens seit Ende des 16. Jahrhunderts lässt sich nach der Christmette, dem feierlichen Gottesdienst mit Krippenspiel, auch die häusliche Bescherung mit Geschenken nachweisen. Vor der Reformation brachte St. Nicolaus die Gaben, danach der Heilige Christ. Ihn begleiteten Martin, Nicolaus oder der grimmige Knecht Ruprecht als strafende Personen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verteilte Knecht Ruprecht dann selbst die Geschenke, im Namen des Heiligen Christs. Daraus entstand dann der heutige Weihnachtsmann-Brauch. Das Aufstellen von Tannenbäumen ist ebenfalls frühestens im 16. Jahrhundert belegt. Richtig etabliert hat sich die Tradition erst im 19. Jahrhundert. Seinen Ursprung soll das Aufstellen eines „Grünen Baumes“ in den Segensbäumchen (Ostereierbaum, Maibaum) haben, welche zum Schutz von Haus, Hof und Vieh aufgerichtet wurden”.