Vor den Osterfeiertagen erhielten wir für die Sammlung des Museums Burg Posterstein eine einzigartige Schenkung: Der Rositzer Handwerker und Ostereier-Gestalter Peter Rehfeld übergab dem Museum seine Sammlung von rund 700 handgefertigten Ostereiern. Da das Museum weiterhin geschlossen bleiben muss, kann sie in diesem Jahr noch nicht gezeigt werden. Zur Einstimmung auf die Feiertage im kleinen Kreis gibt es hier im Blog erste Fotos. Im Kinderburg-Blog haben wir darüber hinaus Wissenswertes zum Osterfest und Basteltipps für die ganze Familie zusammengestellt.
Peter Rehfeld bewahrt und sammelte historische Gestaltungstechniken
Seit fast 40 Jahren gestaltet Peter Rehfeld bereits Eier zu filigran ausgeführten Kunstwerken um. Und jedes Jahr entstehen neue. Sein Ziel ist es dabei, alte Handwerkstechniken, die zur Gestaltung dieser berühmten und allseits beliebten Osterdekorationen zum Einsatz kommen, zu sammeln, zu bewahren und einem breiten Publikum bekannt zu machen. Dazu dient ihm nicht nur sein privater Garten als Ausstellungsfläche! Seine handgefertigten Ostereier wurden bereits in verschiedenen Museen und Ausstellungen gezeigt und bewundert.
Zur Verzierung der Hühner-, Wachtel- oder Gänseeier nutzt Peter Rehfeld verschiedene Techniken und Materialien. Stroh, Blumen und Gräser, Stoffe und Farben bilden nicht nur Muster, sondern zum Teil ganze Landschaften ab. Jedes Ei ist ein Unikat. Und doch sind diese Techniken zum Nachahmen geeignet. Verkäuflich sind die kleinen Kunstwerke nicht. Aber einige einfache Anleitungen, die zu einem erstaunlich raffinierten Endprodukt führen, hat Peter Rehfeld in einem eigenen Buch zusammengefasst und herausgegeben.
Rund 700 seiner wunderbar gearbeiteten Ostereier sind nun in die Sammlung des Museums Burg Posterstein eingegangen. Ursprünglich war für die Osterzeit eine Sonderschau mit Workshops des Künstlers in der Burg geplant. Seit 2. November 2020 ist das Museum Burg Posterstein allerdings geschlossen, um Besucher zu schützen und einen Beitrag zur Verlangsamung der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie zu leisten. Aber verschoben ist nicht aufgehoben – eine entsprechende Ausstellung planen wir für das nächste Jahr.
Hintergrundinfos und Bastelideen zu Ostern im Kinderburg-Blog
In unserem Kinderburg-Blog haben wir verschiedene Beiträge zum Osterfest, darunter auch die Antworten auf die Fragen „Was hat das Schaf mit Ostern zu tun?“ und „Welche Farbe hat ein Osterei?“. Zudem gibt es dort einfache Bastelanleitungen zum Gestalten von Ostereiern, kleinen Geschenken oder kostenlose Vorlagen für individuelle Ostergrußkarten.
Wir wünschen allen ein frohes Osterfest! Bleiben Sie gesund!
Herzlich willkommen zur ersten Folge unserer Reihe „LeseZEIT“ mit Geschichte und Geschichten aus dem Museum Burg Posterstein. In unserem Podcast stellt Franziska Engemann, Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin, historische Persönlichkeiten vor.
Sie können die Folge als Blogpost lesen oder als Podcast anhören.
Anna Dorothea von Kurland steht im Mittelpunkt der ersten LeseZEIT-Podcast-Folge des Museums Burg Posterstein (Gemälde nach Angelika Kauffmann, Museum Burg Posterstein).
Zu allererst aber die entscheidende Frage: Worum geht es in hier überhaupt?
Historische Berichte, Urkunden und Tagebücher bilden die Grundlage der Museumsarbeit genauso wie Briefe, Zeitungsartikel und jedwede Art schriftlicher Überlieferung. Je nach Zeit und Thema entdecken wir dabei immer wieder spannende, persönliche, traurige oder unglaublich skurrile Geschichten, die mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten über sich oder ihre Zeitgenossen erzählen. Nicht immer sind diese Geschichten wahr, nicht immer falsch, aber immer sind sie persönliche Sichtweisen auf die jeweilige Zeitgeschichte und geben uns Aufschluss über Ereignisse oder Denkweisen vergangener Zeiten.
Franziska Engemann, Historikerin im Museum Burg Posterstein, lässt im Podcast LeseZEIT historische Persönlichkeiten zu Wort kommen.
Viele dieser Geschichten und Berichte landen höchstens indirekt in einer Ausstellung, einem Buch oder einem wissenschaftlichen Beitrag. So schlummern sie weiter in Archiven, oft vergessen zwischen den Zeilen und weitgehend unsichtbar. Schade – sagen wir und möchten Ihnen diese einzigartigen Berichte zu Ohren bringen! Und genau hier beginnt unsere „LeseZEIT“.
In jeder Folge stellen wir Ihnen eine Persönlichkeit unserer musealen Arbeit vor, ordnen sie ihrer Epoche zu und lesen Originaltöne aus dem Leben oder über das Wirken der Person vor. So erwachen die vergessen geglaubten Zeilen zu neuem Leben.
Erraten Sie, um wen es heute geht? Sie notierte 1819 in ihr Tagebuch:
„Der Tag verging übrigens sehr froh. Es wurde zwar recht schön Musick gemacht – dann getanzt wir alten nahmen theil daran, auch Jean Paul.“
Richtig erkannt! Den Anfang macht eine Frau, über die das Museum Burg Posterstein seit Jahrzehnten forscht und die kaum zwei Kilometer von der Burg entfernt Weltgeschichte schrieb: Die Herzogin Anna Dorothea von Kurland. 1761 in Kurland als Anna Dorothea von Medem geboren, machte die agile Adlige mit ihrem Salon in den Schlössern Löbichau und Tannenfeld die verträumte Region nahe Altenburg zu einem Zentrum europäischer Geschichte und Kultur.
Durch die Herzogin Anna Dorothea von Kurland avancierte das kleine Löbichau kurzzeitig zu einem Zentrum europäischer Salonkultur (Stich, Sammlung Museum Burg Posterstein).
Doch: Wie kam Dorothea von Kurland nach Löbichau?
Aus den Pariser Salons des 18. Jahrhunderts, in denen sich Mitglieder des Hofes, Gelehrte sowie Künstler begegneten, ging eine Kultur hervor, die sich über ganz Europa ausbreitete. Der Salon entwickelte sich im Zeichen der Aufklärung zu einem sichtbaren weiblichen Machtbereich, in dem man sich umfassend mit Literatur, Philosophie, Naturwissenschaften, Geschichte, Kunst und aktuellen politischen Fragen auseinandersetzte. Den gesellschaftlichen Mittelpunkt bildete stets eine Frau, die weltoffen und geistreich, gleichsam als Vermittlerin von Kultur, Politik und Lebensart, Konversation und Erotik inbegriffen, agierte. Ihr Salon bildete für sie oft die einzige Möglichkeit, an dem von Männern dominierten gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und Einfluss zu gewinnen. Durch ihre Bekanntschaft mit vielen Politikern konnte sie an der Gestaltung nationaler oder europäischer Geschichte mitwirken.
Als sich die 34jährige Anna Dorothea von Kurland 1794 in Löbichau nahe Posterstein niederließ, hatte sie sechs Kinder geboren, Europa kennengelernt und mit ihrem 37 Jahre älteren Ehemann Herzog Peter von Kurland gebrochen. Wo einst eine Wasserburg stand, ließ die schöne, begehrte und vor allem reiche Adlige ein klassizistisches Schloss mit englischem Garten errichten. Dem „Musenhof Löbichau“ hauchte sie pulsierendes Leben ein, das Politik, Literatur, Malerei, Musik und Wissenschaft vereinte.
Löbichau, günstig gelegen an den damals wichtigen Reiserouten von Berlin nach Wien und von Paris ins schöne Karlsbad, avancierte zu einem der wichtigsten Salons um 1800. Anna Dorothea von Kurland unterhielt erstklassige Beziehungen in die höchsten gesellschaftlichen Kreise Europas, was auch die Löbichauer Gästeliste widerspiegelt: Zar Alexander I., die Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, Jean Paul, Elisa von der Recke, der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus und der Freiheitskämpfer Theodor Körner reisten dorthin. Der Tagesablauf am Musenhof war zwanglos und den Höhepunkt des Tages bildete der Abend, der alle Gäste zur Teestunde im großen Saal des Schlosses versammelte. Es wurde geplaudert, philosophiert, gedichtet, getanzt und musiziert. Manchmal spielten die Gäste auch selbst Theater.
Auktionsheft von 1907, wo die gesamte Einrichtung des Schlosses Löbichau versteigert wurde (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Die Freiheit der Sprache bildete das grundlegende Element dieses Salons. Jeder Anwesende durfte seine Meinung äußern, gleichermaßen, ob Mann oder Frau, Bürger oder Adliger, Künstler oder Politiker. Einzige Bedingung war, dass dies in höflichem Tonfall und respektvollem Umgang mit allen Beteiligten geschah.
„An keiner Fürstentafel ist solche Freiheit“, schreib 1819 der Dichter Jean Paul in einem Brief über die Löbichauer Gesellschaft. Und damit sind wir auch beim heutigen Thema unserer Lesezeit.
Jean Pauls Besuch in Löbichau
1819 reiste der bekannte Schriftsteller Johann Paul Friedrich Richter, besser bekannt als Jean Paul, begleitet von seinem Pudel, nach Löbichau. Anna Dorothea von Kurland hatte ihn auf ihrer Reise nach Bayreuth im Mai desselben Jahres persönlich auf ihren Landsitz eingeladen. Jean Paul folgte dieser Einladung gern. Am 31. August reiste er über Gera an und verließ die Gesellschaft erst am 17. September 1819. In ihrem Tagebuch berichtet die Herzogin von diesen besonderen Begegnungen.
Der Dichter Jean Paul besuchte Löbichau 1819 (Stich, Museum Burg Posterstein).
3. Mai 1819
„Ich langte gestern gegen 3 Uhr in Baireuth an und schickte zu den Legationsrath Richter oder Jean Paul – […] und dan gab ich diesem ausgezeichneten Schriftsteller ein paar Stunden. Sein Äußeres hat nichts Aesthetisches – groß, stark und roth im Gesichte, Obzwar er sich der Brille bedient, so sind seine Augen verständig und Lebendig. Er scheint mir gemüthlich, seine Sprache ist schön, man möchte ihn hundert zungen goennen um alle seine Gedanken die sich drängen und viel Seitig sind auszudrücken. – es ist so viel Lebendigkeit in seinem Geistigen Wesen er spricht wie er schreibt, man hat dabey den Gewinn daß er zugleich die belege zu seine ansichten giebt und ihn gleich faßt und verstehet, in seinen Schriften muß man manche Stelle wiederholt Lesen um ihn fassen zu können. Er schien sich bey mir zu gefallen, und versprach mich diesen Sommer in Loebichau zu besuchen“
31.August
„[…] reisen Pauline, die Ende […] und Marheinecke – Jean Paul bis Gera entgegen. […] Der Abend verging, u. Jean Paul war ganz Geist, so daß er sich späth abends müde fühlte.“
September 1819, Loebichau
1ter, Mitwoch:
„Nach dem Frühstück war die Unterhaltung mit Jean Paul recht Lebendig über den Zeit Geist und den Zeit Bedrängtnissen, über Politik und über die Empfindung, die Unterhaltung allgemein interessierte, und meine, und seine Ansichten begegneten sich. – Als die Gesellschaft auseinander gegangen war ging ich zu Julien und Elise, woselbst das Gespräch mit Marheinecke und Feuerbach gleichfals Interesse hatte. Das Condordat zu Bayern, und die Art wie die Protestanten zu einer Sicherheit gelangten gleiche Rechte mit den Catholichen zu haben war der Gegenstand des Gesprächs. Während dem Diner war Jean Paul sehr Liebenswürdig,[…]“
3ten, Freitag:
„Jean Paul nahm Theil an der blinden Kuh – Vorstellungen von Charaden und Sprichwörter fanden auch statt.“
Salongäste in Löbichau (Bleistiftzeichnung, Museum Burg Posterstein)
5ten, Sontag:
„Der Tag verging übrigens sehr froh. Es wurde zwar recht schön Musick gemacht – dann getanzt wir alten nahmen theil daran, auch Jean Paul. nachher wurden im Chor frohe Lieder gesungen. Feuerbach froh gestimmt sang das Seinige mit declamation sehr gut es war ein gar Lustiges Lied. Jean Paul war ergoetzt und ganz Empfindung, der frohsinn, das Unbefangene hat sein ganzes Wesen zu Lauter poesie gemacht.“
6ter, Montag:
„Jean Paul dem die Liebe bey den Frauen das vorzüglichste ist hat uns alle heute zur Beichte aufgefordert – doch er wurde nicht ganz befriedigt, Einige mögen sich nicht mit ihren Geheimnißen bekannt machen, andere halten ihre besten Gefühle zu heilig um darüber zu sprechen. Den Abend wurde Musik gemacht, auch der junge Feuerbach, und die ältere Tochter der Eberhard spielten das piano.“
8ter, Mitwoch
„Den Nachmittag nach dem diner hatten wir eine Feyerlichkeit für Schink der uns in seinen vielen Gedichten stets Besingt und uns vorgestern ein schönes zartes Gedicht Frauenlob übereicht hatte. […] mein Saal war sehr erleuchtet – auf einer Anhöhe mit einem Teppich belangt saß ich in meinem Arm Stuhl […]“
Aufnahme Frauenlobs des 2 ten am 8. September in Löbichau 1819 (Aquarell, gemalt von Ernst Welker, Museum Burg Posterstein).
9ter September
„Es ist heute für mich ein Erinnerungs fest, daß seit 15 Jahren stets war […] Wir frühstückten auf der Insel – nachher fuhren wir nach Tannenfeld. Nach dem diner promenirten wir im Garten u. auf der Insel die Magisch erleuchtet war – frohe Lieder wurden angestellt. – Jean Paul war über die Erleuchtung entzückt die seine fantasie noch mehr belebte, er nennt sie Geister Insel denn die wankelnden Gestallten schien aus einer fernen Welt. Die Unsichtbaren“
13. September
„ Jean Paul und Tiedge lasen diesen Abend einiges vor.“
17. September
„Täglich verringert sich die Zahl der Gesellschaft. Jean Paul verließ uns nach dem Frühstück.“
Im selben Jahr reiste Herzogin Anna Dorothea von Kurland noch einmal über Schleiz nach Bayreuth und traf dort am 11. Oktober 1819 Jean Paul und seine Familie wieder.
Gäste vor Schloss Löbichau (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Zwei Jahre später verstarb Anna Dorothea nach langer Krankheit in Löbichau. Einige ihrer Tagebücher sind in der Thüringer Landes- und Universitätsbibliothek in Jena in der Sammlung Biron erhalten und in Teilen bereits digitalisiert. Viele Dokumente wurden noch von der Herzogin selbst vernichtet und sind der Nachwelt nicht mehr erhalten geblieben. Die Aufzeichnungen allerdings, die noch existieren, gehören zu den wichtigsten Zeugnissen ihres Lebens.
Sonderschau zum 200. Todestag der Herzogin von Kurland
Anlässlich des 200. Todestages der Herzogin von Kurland im Jahr 2021 zeigt das Museum Burg Posterstein eine Sonderausstellung über den Maler Ernst Welker, der mit einem Konvolut an Zeichnungen und Karikaturen das Leben in Löbichau und Tannenfeld zu Zeiten der Herzogin dokumentierte. Die Schau „Der Maler Ernst Welker im Salon der Herzogin von Kurland“ ist vom 1. August bis 14. November 2021 geplant. Weitere Informationen und Hintergründe zur Herzogin von Kurland, ihrem Leben und Wirken und zur Sonderschau 2021 können Sie im Museum Burg Posterstein erleben oder jederzeit auf unserer Website und im Blog entdecken!
Ich bedanke mich für Ihr Interesse und verabschiede mich bis zur nächsten Folge in der „LeseZEIT“ mit Geschichte und Geschichten aus dem Museum Burg Posterstein.
Von Franziska Engemann / Museum Burg Posterstein Fotos & Schnitt: Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein
Das Museum Burg Posterstein stellt ein neues digitales Angebot für Familien mit Kindern vor: In der Zeit des Lockdowns kann die Burg und ihre Geschichte im Kinderblog des Museums digital erkundet werden. In Zusammenarbeit mit dem Thüringer Kulturpass gibt es sogar die Möglichkeit, sich für diesen digitalen Besuch einen Stempel im Kulturpass-Heft abzuholen. Dafür müssen kniffelige Rätselfragen gelöst werden.
Burggespenst Posti lässt Kinder hinter die Burgmauern blicken
Auf dem Bildschirm sieht man zunächst nur eine Ansicht der Burg Posterstein. Per Klick auf das Burggespenst Posti aber können Kinder sehen, wie es hinter den Mauern aussieht. Zum Beispiel hinter dem so genannten „Abort-Erker“, der sich an der Außenmauer der Burg befindet. Dabei erfährt man auch gleich, was die Menschen in früheren Zeiten statt Klopapier benutzten und ob ein Ritter in Rüstung überhaupt auf Toilette gehen konnte. – Das sind – völlig berechtigte! – von Kindern gestellte Fragen, die auch in der Familienausstellung „Die Kinderburg“ kurz und knapp erklärt werden. Andere Themen sind für den Schulunterricht relevant. Im Video „Warum heißt das Mittelalter Mittelalter?“ wird die Bezeichnung der Epoche in einfachen Sätzen und lustigen Zeichnungen zusammengefasst.
Um eine der Kulturpass-Fragen zu beantworten, muss man sich das Video zum Mittelalter genauer ansehen.
Seit Jahren können sich Kinder, für ihren Besuch auf Burg Posterstein einen Stempel für ihren „Thüringer Kulturpass“ abholen. Haben sie 10 Stempel gesammelt, gibt es Preise und eine Urkunde. Der Thüringer Kulturpass wird von der Staatskanzlei finanziert und soll dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche Kultureinrichtungen spielerisch erkunden.
Auf Grund des langen Lockdowns – die Burg Posterstein ist bereits über 100 Tage geschlossen! – ist das derzeit nicht möglich. Deshalb gibt es nun die Möglichkeit, einige Einrichtungen auch digital zu besuchen und dafür einen Stempel zu bekommen. Mit dabei sind neben der Burg Posterstein auch die Wartburg, Kloster Veßra, das Residenzschloss Altenburg und einige andere Thüringer Museen. Um in allen teilnehmenden Museen digital Stempel zu sammeln, braucht man die App Actionbound.
Einen Kulturpass bekommt man über die Mehrfamilienkarte und das LKJ Thüringen sowie die meisten Theater, Museen, Bibliotheken und Jugendherbergen. In der neuen Auflage, die im März gedruckt sein wird, ist Burg Posterstein eine von mehreren Einrichtungen, die für 10 Stempel ein kleines Geschenk zur Verfügung stellen.
Unser erster Blogpost gab einen kurzen Einblick in die Geschichte des Ritterguts Pölzig. Heute bildet er die Grundlage für einen Wikipedia-Eintrag zu diesem Rittergut.
Wir haben Grund zum Feiern: Im Februar 2021 wird unser Blog Geschichte und Geschichten 10 Jahre alt und noch immer gibt es viele interessante Geschichten aus der Geschichte zu erzählen. Feiert mit uns! Der Zeitpunkt könnte nicht besser passen, denn wir kehren 2021 in der Ausstellung #GartenEinsichten inhaltlich zum Ausgangspunkt zurück: Den Rittergütern im Altenburger Land und ihren Gärten. Vor zehn Jahren bildete die Fülle an interessanten Details für uns den Anlass, einen eigenen Museumsblog zu starten.
Der richtige Ort für Recherche-Ergebnisse
2010 zeigten wir die Ausstellung “Das alte Schloss sehn wir noch heut…”, die Fortsetzung einer ersten Ritterguts-Ausstellung 2007. Zusammen dokumentierten beide Sonderschauen und die dazugehörigen Publikationen sämtliche über 60 Rittergüter, die es vor der Bodenreform einmal auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Altenburger Land gegeben hat. Viele davon sind heute völlig verschwunden, andere noch gut sichtbar.
All diese umfangreichen Recherchen, die damals vor allem Gustav Wolf, Vorsitzender der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg (GAGO), leistete, sind auch langfristig für ein regionales Publikum interessant. Deshalb gingen wir neue Wege, um einen Teil der Recherchen nachhaltig öffentlich zugänglich zu machen. Die vielen interessanten Geschichten – für die ständige Ausstellung des Museums zu detailliert – sollten nicht wie die Rittergüter selbst im Nebel der Geschichte (bzw. im Archiv des Museums) verschwinden. Wir wollten ihnen stattdessen einen langlebigen, frei zugänglichen Platz geben.
Das richtige Format für unser Anliegen fanden wir nicht sofort. Zunächst veröffentlichten wir 2010 Beiträge als “Notizen” auf Facebook (Hand aufs Herz: Wer kennt diese Rubrik, die Facebook-Seiten einmal hatten, heute überhaupt noch?). Diese Notizen erwiesen sich als wenig sichtbar, gestaltbar und teilbar. Die Funktion wurde im Oktober 2020 (zurecht) eingestellt – und wenn wir ehrlich sind, ist es nicht einmal selbstverständlich, dass es Facebook nach all der Zeit noch gibt.
Warum ein Blog das bessere Format ist
Auch, um Herr über die eigenen Daten, Inhalte und Gestaltung zu sein, starteten wir den Blog “Geschichte und Geschichten”, zunächst als WordPress.com-Blog, später (werbefrei und sebstgehostet) als Subdomain unserer Website. Wie Facebook bietet ein Blog Möglichkeiten zur Interaktion mit dem Leser – per Kommentar. Die Beiträge sind gut teilbar in den flüchtigeren sozialen Netzwerken. Und vor allem: Sie können langfristig gefunden werden. Denn die meisten unserer Inhalte sind noch Jahrzehnte später interessant. Kommen neue Forschungsergebnisse dazu, können sie entweder ergänzt oder durch zusätzliche Artikel erweitert werden. Kennt jemand eine Info, die wir vergessen haben zu erwähnen, kann er sie per Kommentar hinzufügen und so ebenfalls langfristig sichtbar machen.
Im Augenblick arbeiten wir daran, alle Beiträge, Videos und Seiten zu den wichtigsten Forschungsergebnissen auf unserer Website übersichtlich zu bündeln und sie nach all den Jahren noch besser auffindbar zu machen. Hier sammeln wir beispielsweise alle unsere Inhalte zu den Rittergütern im Altenburger Land.
Historische Ansichtskarte von Pölzig mit Schloss, Hauptstraße und Schwanenteich (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Gibt man “Rittergut Pölzig” im Inkognito-Modus in die Suchmaschine ein, erscheint dieser Blogpost als zweites Suchergebnis direkt nach dem Wikipedia-Artikel zum Rittergut. Dieser – übrigens nicht von uns erstellte oder redigierte Artikel – stützt sich fast vollständig auf unsere Inhalte und verlinkt neben dem Blogpost auch unsere Google Map zu den Rittergütern des Landkreises (Achtung – Link zu Google Map, dort gilt die Datenschutz-Richtlinie von Google Maps), die wir 2010 im Zuge der Sonderschau anlegten und die seitdem rund 25.000 Mal aufgerufen wurde. Damit stellt dieser erste Post eine wichtige Quelle für die Überblicksrecherche zum Rittergut Pölzig dar.
10 Jahre in Zahlen
299 Blog-Beiträge vorwiegend auf Deutsch (91%), manchmal auf Englisch (9%), 6 Unterseiten und hunderte von Bildern später ist unser Blog ein fester Bestandteil unserer Museumsarbeit geworden. Mit der Ausstellung “Landschaft nach der Wismut” und der Weihnachtskrippen-Ausstellung fanden bereits zwei digitale Sonderschauen im Blog statt. Blog und Website haben jährlich zusammen über 600.000 Besucher, Tendenz steigend. Noch Jahre später finden Beiträge Leser. Hin und wieder ergeben sich Recherche-Kontakte oder wir bekommen Schenkungen von Menschen, die durch den Blog auf unsere Forschungs- und Sammlungsschwerpunkte aufmerksam geworden sind.
Zurück zu den Rittergütern – partizipativ
In diesem Jahr wenden wir uns in einer Sonderausstellung erneut einigen Rittergütern und ihren Gärten zu. Für die Ausstellung #GartenEinsichten: „Wie der Garten, so der Gärtner“ – Gartenkultur als Spiegel der Gesellschaft möchten wir neben der Gartenkultur im Allgemeinen und einigen Bauerngärten auch ausgewählte Rittergutsgärten in den Fokus rücken. Regionale Instagramer haben sich für uns auf fotografische Spurensuche begeben und versuchen, noch vorhandene Reste der einstigen Pracht zu dokumentieren. Welche Rittergutsgärten dabei im Blick stehen, zeigen wir auf einer neuen Google-Map (Achtung – Link zu Google Map, dort gilt die Datenschutz-Richtlinie von Google Maps).
Auch der Park von Schloss Tannenfeld steht in unserer Ausstellung #GartenEinsichten wieder im Fokus der Kameralinsen.
Gleichzeitig rufen wir euch alle dazu auf, uns unter dem Hashtag #GartenEinsichten eure Lieblingsgärten (nicht nur im Altenburger Land!) zu zeigen oder uns zu erzählen, wie euer Garten der Zukunft aussehen sollte. Alle Beiträge werten wir aus und fassen sie im Blog zusammen. – Ein Aufruf dazu folgt demnächst hier im Blog!
Die Pandemie erfordert von uns allen: Geduld, Flexibilität, Mut und Kreativität. Das Museum Burg Posterstein musste 2020 von 15. März bis 15. Mai schließen. Danach konnten wir mit einem strengen Hygiene-Konzept wieder öffnen und erfreut feststellen, dass uns Tagestouristen und Stammbesucher nicht vergessen hatten und zahlreich besuchten. Seit 2. November 2020 befinden wir uns erneut im Lockdown. Ausstellungen und Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben, Online-Alternativen entworfen und umgesetzt werden und auch jetzt ist nicht sicher, welche der für 2021 geplanten Ausstellungen tatsächlich stattfinden können.
Stehen wir in der Pandemie-Zeit nicht alle Kopf? Burg Posterstein-Spiegelung im Schnee (Foto: Museum Burg Posterstein)
Zu keiner Zeit ist uns die Arbeit ausgegangen, denn Museumsarbeit umfasst weit mehr als die Ausstellungen, die im Haus zu sehen sind.
Einerseits haben wir in der Zeit der Lockdowns inzwischen drei Online-Ausstellungen und ein digitales Ferien-Programm zeigen können. Darüber hinaus haben wir im Lockdown und während der Öffnung unter Pandemie-Bedingungen mehrere verschiedene Formate für Ausstellungseröffnungen getestet (Livestream der Veranstaltung vor Ort mit begrenzter Teilnehmerzahl, Eröffnung per Live-Ansprache, Eröffnung per YouTube-Video, mehrtägige Eröffnung ohne festen Zeitpunkt, um den Besucherstrom zu entzerren).
In der Ausstellung #GartenEinsichten wird auch der historische Park von Schloss Tannenfeld eine Rolle spielen – hier: Schloss Tannenfeld im Winter 2021 (Foto: Museum Burg Posterstein)
Für 2021 plant das Museum Burg Posterstein vier Sonderausstellungen. Sobald wieder geöffnet werden darf, startet die Schau „Manege frei! – Das Lindenau-Museum Altenburg zu Gast auf Burg Posterstein“. Im Anschluss zeigt das Museum die Sonderschau #GartenEinsichten: „Wie der Garten, so der Gärtner“ – Gartenkultur als Spiegel der Gesellschaft. Die Ausstellung ist der Postersteiner Beitrag zur Ausstellungsreihe „Grünes im Quadrat“ der vier Museen im Altenburger Land (Lindenau-Museum Altenburg, Residenzschloss Altenburg, Naturkundemuseum Mauritianum und Museum Burg Posterstein). Zum 200. Todestag der Herzogin von Kurland stellt das regionalgeschichtliche Museum Burg Posterstein dann den Maler Ernst Welker in den Mittelpunkt der Ausstellung “Der Maler Ernst Welker im Salon der Herzogin von Kurland”. Denn Welkers Geschichte ist eng mit der der Herzogin verknüpft. Inhaltlich geht es nicht nur um Welkers Kunst, sondern auch um den Salon im nahen Löbichau und um das Reisen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Den Abschluss des Ausstellungsjahres bildet in der Adventszeit die traditionelle Weihnachtskrippen-Ausstellung.
Andererseits nutzen wir die Zeit und die im Rahmen von „Neustart“ erhaltenen Fördermittel zum Aus- und Umbau unseres Online-Auftritts: Mit Videos in Gebärdensprache, Texten in leichter Sprache, mehr Videos, größerer Schrift und höheren Kontrasten ist unsere Website barrierefrei geworden. Der Relaunch ist noch nicht vollständig abgeschlossen, denn derzeit folgt die kontinuierliche Überarbeitung aller Homepage-Texte. Mitgedacht wird dabei die Digitalisierung der Sammlung, immer in Verbindung mit Vermittlungsansätzen und Online-Ausstellungen wie beispielsweise im Hinblick auf die digitale Weihnachtskrippen-Ausstellung, die einen ersten Schritt zur Digitalisierung der Weihnachtskrippen-Sammlung darstellt.
Blick auf Burg Posterstein und die Ruine des Nordflügels im Dezember 2021 (Foto: Museum Burg Posterstein)
Ein dritter Schwerpunkt unserer derzeitigen Arbeit liegt in der Planung des Neubaus des in den 1950er Jahren abgerissenen Nordflügels der Burg. Nachdem sich der Kreistag des Landkreises Altenburger Land als Eigentümer der Burg Posterstein im September 2020 zum Wiederaufbau bekannt hat, konnte nun das bereits vor längerer Zeit durch uns selbst erarbeitete Konzept und die dazu gehörige Planung beim Fördermittelgeber eingereicht werden. Wir sind zuversichtlich, dass die Realisierung in den nächsten drei Jahren erfolgen kann. Der Wiederaufbau des einstigen Repräsentationsflügels der Burg soll uns in die Lage versetzen, einen ganzen Bereich für moderne Vermittlungsformen bereitzuhalten, die Ausstellungen barrierefrei zu erschließen, den Service zu verbessern und nicht zuletzt unsere Sammlungen besser unterzubringen. Die Umsetzung dieses größten Bauvorhabens der Geschichte unseres Museums wird auf der Webseite in einer Art Bautagebuch dokumentiert.
Erkenntnisse aus der Pandemie
Wir sind als Museum finanziell abhängig von Eintrittsgeldern – das haben uns die langen Schließzeiten schmerzlich bewusst gemacht. Während die Besucherzahl vor Ort 2020 um die Hälfte eingebrochen ist, blieb die Zahl der Website und Blog-Besucher stabil. Experimente mit der Refinanzierung digitaler Angebote (z.B. durch Spenden-Buttons bei Online-Ausstellungen, die Möglichkeit beim Online-Einkauf über „Wecanhelp“ gratis zu spenden, etc.) wurden nur verhalten genutzt. Eine wichtige Erkenntnis aus der Pandemie ist für uns, dass die Beschaffung von Geldern zur Finanzierung unserer musealen Arbeit immer höhere Priorität bekommt. Das umfasst vor allem das Akquirieren von Fördergeldern und Spenden. Wir rechnen fest damit, dass weiterhin finanzielle Unterstützung vom Land Thüringen für die Museen kommt.
Auch 2021 sind Konzepte gefragt, die ohne klassische Führung auskommen: Kinder in der Familien-Ausstellung “Die Kinderburg” auf Burg Posterstein im Pandemie-Jahr 2020
Wir gehen aktuell auch davon aus, dass wir das Museum frühestens im Frühjahr mit unserem bestehenden Hygiene-Konzept wieder öffnen können. Großveranstaltungen und Führungen in bisheriger Form werden sicherlich auch dann noch nicht wieder stattfinden können. Wir arbeiten dafür an neuen Konzepten für Führungen (z.B. Kuratoren-Videos in der Ausstellung, selbstgeführte thematische Touren durch das Museum) und an neuen Veranstaltungsformaten (z.B. Kombinationen aus Livestream und Präsenzveranstaltungen).
Digitale Ansätze tragen uns nicht nur durch die schwierige Pandemie-Zeit, sondern sind derzeit unser heißer Draht zu unseren Besuchern und Stammgästen. Unser intensives digitales Engagement hilft uns, mit unseren Besuchern in Kontakt zu bleiben, über unsere Pläne und Arbeit hinter den Kulissen zu informieren und uns nach dem Lockdown schnell und problemlos auch physisch wieder zusammenzubringen.
Bis es so weit ist, befolgen wir den Rat des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Ministers Hans Wilhelm von Thümmel, der schon 1821 in einem Aphorismus schrieb:
Ungeduld quält sich und Andere, und weiß doch nur zu gut, daß Geduld der einzige Weg zum Ziel ist.
Junge mit Lamm – Teil einer Keramik-Krippe aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein.
Erstmalig präsentierten wir unsere traditionelle Weihnachtskrippen-Ausstellung rein digital. Dabei entstand eine umfangreiche Schau, die nicht nur detaillierte Einblicke in unsere Krippensammlung gibt, sondern auch ausführlich inhaltlich auf kulturgeschichtliche Themen rund um Weihnachtskrippen und weihnachtliche Bräuche und Traditionen eingeht. Diese Vorarbeit soll nun den Grundstock dafür bieten, die Postersteiner Weihnachtskrippen-Sammlung auch langfristig digital zu präsentieren. – Ein Resümee.
Interaktiv und langlebig: Die digitale Ausstellung
Die Krippensammlung des Museums Burg Posterstein umfasst über 500 Einzelteile und wird kontinuierlich erweitert. Sie fußt auf mehreren Schenkungen privater Sammler, die ihre Krippen dem Museum übereigneten. In Posterstein gehört die jährliche Krippenausstellung schon seit Jahrzehnten zur festen weihnachtlichen Tradition.
Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge, mit vier Ebenen, ca. 1,20 Meter hoch, in einer der jährlichen Weihnachtskrippenausstellungen des Museums (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Digital erschlossen ist die Weihnachtskrippen-Sammlung bisher noch nicht, was nicht zuletzt den begrenzten personellen Ressourcen unseres regionalgeschichtlichen Museums geschuldet ist. Mit der Aufbereitung als digitale Ausstellung, die sich gleichzeitig an ein interessiertes Publikum richtet und einen Einblick in die Vielfalt der vorhandenen Krippen gibt, soll die Sammlung nun Schritt für Schritt auch online zugänglich gemacht werden.
Zur digitalen Ausstellung gehörte eine Papierkrippe zum Selberbasteln
Als Unterseite im Blog des Museums geht die digitale Ausstellung auf Hintergründe zu Weihnachtsbräuchen, der Sammlung und den Sammlungsstücken ein. Ein Herzstück der Ausstellung war der digitale Adventskalender, der jeden Tag ein anderes Tier aus einer der Weihnachtskrippen aus aller Welt im Mittelpunkt stellte. Darüber hinaus gab es weitere interaktive Elemente, wie beispielsweise die speziell für die Ausstellung gestaltete Postersteiner Papierkrippe zum Nachbauen, deren Elemente als kostenloses Download zur Verfügung stehen.
Durch Weihnachtskrippen-Ausstellung 50 Prozent mehr Blog-Besucher
Seit Ausstellungsbeginn am 29. November 2020 wurden die Seite und die Beiträge der digitalen Weihnachtskrippen-Ausstellung rund 4000 Mal aufgerufen. Der Blog des Museums, auf dem die Ausstellung läuft, verzeichnete in dieser Zeit rund 50 Prozent mehr Besucher als in den Monaten zuvor. Kuratorin Franziska Engemann eröffnete die digitale Schau im YouTube-Kanal des Museums. Die aufwändig recherchierten Beiträge teilte das Museum darüber hinaus täglich auf seinen Profilen Twitter, Instagram und Facebook, wo sich daraufhin sogar interessante Gespräche über weihnachtliche Traditionen und geschichtliche Hintergründe ergaben.
Während die Besucherzahlen des Museums 2020 Corona-bedingt um die Hälfte eingebrochen sind, blieben die Website-Besucherzahlen bei rund 600.000 Besuchen pro Jahr stabil. Insgesamt präsentierte das Museum Burg Posterstein 2020 drei digitale Ausstellungen – „#Schlössersafari virtuell, weltweit“, „Landschaft nach der Wismut“ und die Weihnachtskrippen-Ausstellung.
Digitale Ausstellungen sind in Deutschland derzeit keine Einnahmequelle
Weil auch das Museum Burg Posterstein 2020 und 2021 auf Grund des zweifachen langen Lockdowns große finanzielle Einbußen zu verkraften hat und haben wird, gibt es am Ende der digitalen Ausstellung die Möglichkeit, zu spenden. Leider machten nicht einmal eine Handvoll Menschen von dieser Möglichkeit der bequemen finanziellen Unterstützung Gebrauch, wodurch sich zeigt, dass es in Deutschland noch keine ausgeprägte Online-Spendenkultur gibt, auf die Kultureinrichtungen zurückgreifen könnten.
Das Lamm – Am Heiligen Abend schließt sich der Kreis. Unser letztes Tier im Adventskalender der Burg Posterstein ist das Lamm.
Einstückkrippe aus Glas (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Das Schaf bzw. das Lamm gilt als traditionelles Opfertier. Jesus, dessen Geburt die Christen zu Weihnachten feiern, wird nicht nur als „guter Hirte“, sondern auch als „Lamm Gottes“ bezeichnet. Wie ein Opferlamm starb Jesus zu Ostern am Kreuz und nahm laut Dogma die Sünde der Welt auf sich. Daher ist Ostern eigentlich das wichtigere christliche Fest, Weihnachten wohl aber das allgemein beliebtere.
Als Beispiel für das Lamm soll uns heute eine Einstückkrippe aus Glas dienen.
Als Bonus gibt es diesen Jungen mit Lamm, der Teil einer Keramik-Krippe ist:
Junge mit Lamm – Teil einer Keramik-Krippe aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein.
Und wer möchte, fängt vom Lamm zum Schaf mit unserem Adventskalender wieder von vorne an. Hier geht es zu Tierchen Nr. 1: Das Schaf.
Der Wolf – Einen Tag vor Heilig Abend wird es noch einmal schaurig! Vielleicht graut es dem einen oder der anderen, weil noch nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen sind, aber das ist hier natürlich nicht gemeint. Ein Schauer fährt uns über den Rücken, denn hinter unserem vorletzten Türchen versteckt sich der Wolf.
“Meister Isegrim” hat einen schlechten Ruf und auch heute noch (bzw. wieder) ist er ein großer Streitpunkt. In Fabeln steht er für Gier und auch biblisch kommt nicht gut davon: Er steht für Bosheit und Zerstörung, für Irrlehren, geradezu für das Böse an sich.
Detail mit Wolf in der Papierkrippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek. Sie trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Diesen Charakter vertritt der Wolf auch in böhmischen bzw. tschechischen Papierkrippen oft. In dieser Darstellung funkeln seine Augen bedrohlich aus dem Mittelteil eines Triptychons, entworfen vom tschechischen Grafikdesigners Adolf Lachmann. Die Krippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Sie ist in vielerlei Hinsicht besonders. Zum einen handelt es sich um eine moderne Papierkrippe, zum anderen unterscheiden sich einige Figuren von traditionellen Darstellungen. Zwar sehen wir in der Mitte die Heilige Familie im Stall und auch die Verlagerung der Geburtsszene in eine andere, dem Künstler vertraute Umgebung ist keine Seltenheit. Doch anstelle der zu erwartenden Heiligen Drei Könige sind hier verschiedene Heilige abgebildet. Das gezeigte Dorfleben scheint sich in eine „gute“ und eine „böse“ Seite zu spalten. Auf der rechten Seite versteckt sich hinter einem Stein sogar der Teufel.
Diese Papierkrippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Heute wollen wir uns aber nicht mehr vor dem Wolf fürchten, sondern ihm gegenüber und kurz vor Weihnachten ein wenig Nachsicht zu Gute kommen lassen.
Der Karpfen – Heute tauchen wir ab in das stille Unterwasser-Krippenreich! Der Karpfen ist das Tier des Tages! Aber keine Sorge, Schwimmärmel und Taucherbrille werden nicht benötigt! Wir bleiben bodenständig, denn der Karpfen ist so freundlich und kommt für uns bei winterlichen Temperaturen an Land. Obwohl er das wohl nicht ganz freiwillig tut. Er wird von einem Jungen getragen und soll wahrscheinlich als „Weihnachtskarpfen“ auf der Festtafel enden.
Junge mit Karpfen in einer Papierkrippe, entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschienen im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Karpfen ist ein sehr beliebtes Gericht am Heilig Abend. Eine Schuppe des Karpfens soll man sich laut Brauch in die Tasche oder in die Geldbörse stecken. Denn das soll Geldsegen im neuen Jahr bringen.
Papierkrippe entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschien im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Der Karpfen, der im Mittelpunkt dieses Adventskalenders steht, ist aber noch nicht auf dem Teller gelandet und stellt uns daher heute diese Papierkrippe vor. Entworfen wurde sie vom Künstler Jiri Skopek und umfasst 25 Figuren bzw. Figurengruppen, zwei Tiergruppen mit Menschen und sieben Kulissen. Der Ausschneidebogen erschien im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Im Mittelpunkt der Szenerie steht ein großes Tier – Detail aus der Papierkrippe, entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschienen im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Die Szenerie spielt im Vorland des Riesengebirges, im heutigen Kurbad Lázně Bělohrad. Darüber thront die Wallfahrtskirche Hl. Peter und Paul. Die Figuren tragen Trachten, spielen fröhlich Musik und Tanzen für die Heilige Familie im Stall. Das Folkloreensemble, Chöre und verschiedene Orchester haben eine fast 70jährige Tradition in Lázně Bělohrad und erfreuen auch heute noch die dortigen Gäste mit Musik, Literatur und Kunst.
Unter dem großen Tier schauen Menschenfüße hervor! – Detail aus der Papierkrippe, entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschienen im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Unter den ganzen Menschen, Tieren und dem Karpfen fällt eine Figur besonders ins Auge. Eine Art riesiges Pferd oder Kamel tummelt sich schneeweiß in der Menge. Bei genauer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, dass sich unter dem weißen Fell, menschliche Füße befinden! Das Schauspielensemble hat hier seinen Auftritt. So besonders das Tier also aussieht, es ist doch ein wenig geschummelt und so bleibt unser Karpfen heute einmal der Hauptakteur.
Der Papagei – Wie versprochen, begrüßt uns heute noch einmal ein gefiederter Freund beim Öffnen des 21. Adventstürchens: Der Papagei! Ganz exotisch sitzt er auf dem Dach des Stalls und wirft einen Blick auf das Christuskind.
Diese Papierkrippe wurde vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta entworfen und erschien 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe).
Diese Papierkrippe wurde vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta entworfen und erschien 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe). Solche Papierkrippen waren besonders in Böhmen, Mähren und Schlesien beliebt, allerdings sind auch Exemplare aus Deutschland, Spanien, Italien oder Kroatien bekannt. Sie erfreuen sich in Böhmen auch heute noch großer Beliebtheit.
Schon im 17. Jahrhundert nutzte man Krippenfiguren aus Papier und Karton als Hintergrund für traditionelle Holz-, Ton- und Porzellankrippen, wo sie als Kulisse oder als Übergang zwischen der dargestellten Landschaft und dem Himmel dienten. Seit dem 18. Jahrhundert wurden auch reine Papierkrippen gefertigt und aufgestellt.
Ähnlich wie bei einer Theaterkulisse erhält die dargestellte Szenerie ihre Tiefenwirkung durch die Staffelung in Vordergrund, Hauptgeschehen und Hintergrund. Dem entsprechend wurden die Figuren vom Künstler angelegt und drapiert.
Papierkrippe mit Papagei – gestaltet vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta, erschienen 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe).
Der Papagei hat in dieser Krippe einen besonders guten Platz bekommen. Und bei genauerer Betrachtung entdecken wir sogar einen Elefanten im Hintergrund! Das ist eine freudige Entdeckung kurz vor Weihnachten! Mit Hilfe des Papageis hat das Museum Burg Posterstein den dritten Elefanten in der Krippensammlung entdecken können!