Zum Ende der Sonderausstellung „Salongeschichten“ wollen wir den Salon der Herzogin von Kurland wieder aufleben lassen. Zur Finissage am 14. November 2015, 19.30 Uhr, lesen Mitglieder des Museumsvereins Burg Posterstein in verteilten Rollen aus Emilie von Binzers Buch „Drei Sommer in Löbichau“.
Die Enkelin der Herzogin Anna Dorothea von Kurland weilte als junges Mädchen am Musenhof Löbichau. Sie beschrieb in ihrer Rückschau aus dem Jahre 1877 auf lockere und unterhaltsame Art und Weise die Eigenheiten der dort anwesenden Gäste. Über die Familie Körner aus Dresden, die sonst im dortigen Salon der Schwester der Herzogin von Kurland, Elisa von der Recke, einkehrten, notierte sie:
„Ein Besuch in Löbichau, dem wir mit Spannung entgegensahen, war der der Familie Körner, des Vaters und der Mutter Theodor’s und dessen Tante Dorchen Stock. […] von Emma [Körner, der Schwester] sagt Parthey: ‚Von schlanker, zierlicher Gestalt bewegte sie sich mit Anmuth und Sicherheit in den ihr fremden Berliner Kreisen; […] Sie sprach wenig, und wenn sie sprach, so fiel uns anfangs der starke Dresdner Accent unangenehm auf, aber diese kleine Störung ward bald überwunden durch die unbewusste Hoheit ihres Wesens, durch den wohltuenden Eindruck ihrer reinen Seele.‘“
Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Löbichau – nur zwei Kilometer von Posterstein entfernt gelegen – zusammen mit Schloss Tannenfeld zu einem Zentrum des geistig-kulturellen Lebens in Deutschland. Der Musenhof der Herzogin von Kurland in Löbichau gehörte zu den bekanntesten seiner Art. Einflussreiche Staatsmänner, Dichter, Künstler, Bürgerliche und Adlige zählten zu den regelmäßigen Besuchern. Mit einem Augenzwinkern beschreibt Emilie von Binzer beispielsweise wie die lockere Atmosphäre in Löbichau im Handumdrehen in eine Hofhaltung umgewandelt wurde, als sich der Landesherr ankündigte:
„Im Anfang September traf ein Besuch ein, dessen Erscheinung keinen geringen Rumor in Löbichau machte, es war der Herzog von Gotha. Die jungen Herren fürchteten die Langeweile des Tages und wurden nach Altenburg geschickt. Im Handumdrehen war das idyllische Leben in Löbichau in eine Hofhaltung verwandelt; die Herzogin und ihre Töchter warfen sich in Staat, wir zogen unsere kleidsamsten Gewänder an, denn sonst nannte man Löbichau mit Unrecht einen Hof;“
Im Jahr 2014 konnte das Museum Burg Posterstein über eine Landesförderung und mit Unterstützung der Bürgerstiftung Altenburger Land eine einmalige Sammlung von Portraitzeichnungen der 1819/1820 in Löbichau anwesenden Gäste ankaufen. Die 47 aquarellierten Zeichnungen fertigte bis auf eine der Maler Ernst Welker an. Die Sammlung aus dem Besitz von Emilie von Binzer wurde im Rahmen der Sonderausstellung erstmals publiziert und die dargestellten Personen porträtiert und in den historischen Kontext gestellt. – Den Herzog von Gotha stellte Welker übrigens als Pfau dar.
Die Sonderausstellung „Salongeschichten. Paris – Löbichau – Wien. Gäste im Salon der Herzogin von Kurland im Porträt des Malers Ernst Welker“ endet am 15. November.
Von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein