Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Kombination Arzt und Fotograf? Was reizt Sie zu fotografieren und wie arbeiten Sie? Kannten Sie die Geschichte des ostdeutschen Uranbergbaus, bevor Sie dieses Fotoprojekt in Angriff nahmen? Was war letztlich Ihre Motivation? Diese und ähnliche Fragen beantwortet der Fotograf Karl-Heinz Rothenberger in diesem Interview mit Museumsdirektor Klaus Hofmann – Teil 2 unserer mitwachsenden, digitalen Begleitausstellung „Landschaft nach der Wismut“.
Wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Kombination Arzt und Fotograf?
Karl-Heinz Rothenberger:
„Ein Arzt, der kein Künstler ist, ist auch kein Arzt“. Dieses Zitat von Curt Goetz trifft den Nagel auf den Kopf, man denke nur an Carl Gustaf Carus, Anton Tschechow, Conan Doyle und viele mehr. Natürlich ist für ein Berufsleben die ärztliche Kunst alleine schon erfüllend.
Mein Vater schenkte mir mit 14 Jahren die erste Kamera. In der Schule dann der Fotokurs mit der Beschäftigung in der Dunkelkammer und die erste schuleigene Spiegelreflexkamera Pentacon F (VEB Zeiss Ikon Dresden). Bei der Frage Medizinstudium oder Fotografenlehre entschied ich mich für ersteres.
Sie haben seit 1967 verschiedene Fotoprojekte realisiert. Meist ist Ihre Sicht dokumentarisch. Was reizt Sie zu fotografieren und wie arbeiten Sie? Welche fotografischen Mittel und welche Technik wenden Sie an?
Am Anfang steht immer die Neugier, den Blick zu schärfen und das Gesehene festzuhalten, anderen Menschen meinen subjektiven Blick durch das Objektiv zu ermöglichen. Ich arbeite in analoger Technik mit der Kleinbildsucherkamera (Leica) in Schwarzweiß.
Was war bisher für Sie Ihr interessantestes Fotoprojekt? Wo haben Sie schon ausgestellt?
Mensch und Technik faszinieren mich ähnlich wie Natur und Kultur.
Über viele Jahre habe ich neben der Wismut alle Wartungen und Arbeitsschritte von Kernkraftwerken und jetzt den Rückbau beobachtet.
Über 100 Ausstellungen vom Pergamon Museum in Berlin bis zur Burg Posterstein zeigen meine Themenvielfalt auf.
Zu Ihrer Ausstellung im Museum Burg Posterstein – Sie zeigen von der Wismut geformte Landschaften auf eindrucksvollen Fotografien. Kannten Sie die Geschichte des ostdeutschen Uranbergbaus, bevor Sie dieses Fotoprojekt in Angriff nahmen? Was war letztlich Ihre Motivation?
Das Fotoprojekt startete anlässlich einer Führung im Jahre 1998, die mir Zugang zur Geschichte gewährte. Eine faustisch anmutende Veränderung der Landschaft die ein Sperrgebiet in eine Erholungslandschaft umwandelt, ist das keine Motivation? Die Bilder sollten auch die Erinnerung bewahren helfen.
Wie oft waren Sie im Bergbaurevier- und wie liefen die Exkursionen ab?
Großer Dank gilt der Wismut und den mich begleitenden Mitarbeitern. Ich durfte das gesamte Gelände besuchen und lernte viel über die Geschichte, menschliche Schicksale, Bergbau, Geologie und Renaturierung. Insgesamt konnte ich das Bergbaurevier sechzehnmal besuchen, zuletzt im Oktober 2019.
Was hat Sie besonders beeindruckt und worüber waren Sie besonders schockiert?
Der Mensch erlebt Höhen und Tiefen, schockiert sein ist nicht ziemlich. Nachdenklich werden ist angemessen und könnte helfen aus der Geschichte zu lernen.
Wollen Sie die Serie in Zukunft noch fortsetzen?
Ja, sehr gerne.