Auf einer Burg wie der Burg Posterstein lebte im Mittelalter der Burgherr zusammen mit seiner Familie, Knechten, Mägden und Handwerkern. Auf den Feldern außerhalb der Burg arbeiteten die Bauern der Umgebung, die einen Teil ihrer Ernte an den Burgherrn abgeben mussten. Dafür übernahm der ihre Kriegsdienste.
Gemüse, Obst und Kräuter
Der Großteil aller Nahrungsmittel der Burgbewohner wurde selbst angebaut und zubereitet. Supermärkte gab es ja nicht. Aus fernen Ländern kamen kostbare Gewürze nach Europa, die auf der langen Reise nicht verderben konnten. Aber die waren so teuer, dass sich nur sehr reiche Menschen Pfeffer oder Zimt leisten konnten.
Die wichtigsten Gärten einer Burg waren also die, in denen in Flach- und Hochbeeten Würz-, Duft- und Heilkräuter, Gemüse und Blumen, Obst und manchmal auch Wein angebaut wurden. Viele Pflanzen, die hier wuchsen, stammen allerdings aus dem Mittelmeerraum. Über viele Jahrhunderte waren sie zwischen den Völkern ausgetauscht worden und bereicherten nun auch unseren Speiseplan.
Lauch, Rettich, Pastinaken, Mangold und Kohl bildeten die Grundlage für die täglichen Gemüsebreie, Eintöpfe und Suppen. Ihr Geschmack konnte durch Lauch, Zwiebeln und Knoblauch verbessert werden. Dazu aß man Brot und trank Bier, Wein, Wasser oder Säfte. Außerdem wuchsen im Gemüsegarten Bohnen und Erbsen. Als Küchenkräuter wurden z.B. Dill, Kerbel, Bohnenkraut und Petersilie verwendet, aber auch Bockshornklee und Liebstöckel.
Neben Kräutern und Gemüse baute man auch Heilkräuter als Medizin an: Heilziest war ein wichtiges Mittel gegen Kopfschmerzen. Anis half gegen Bauchschmerzen und Koliken.
Beliebte Obstbäume waren Süß- und Sauerkirschen, Äpfel, Birnen und Pflaumen, genauso wie Hasel- und Walnussbäume. Auch Weinreben wurden an geschützten Flächen angebaut.
Der fränkische Kaiser Karl der Große veröffentlichte um 800 eine Verordnung für seine Landgüter, in denen genau geregelt wurde, welche von Nutzpflanzen in den Arznei-, Gemüse- und Obstgärten angebaut werden sollten.
Duft und Schönheit
Das Leben auf der Burg war allerdings unbequem. Die meisten Räume waren dunkel, kalt und zugig. Oft stank es auch stark.
So entstanden im späten Mittelalter Ziergärten, in denen sich der Burgherr, seine Familie und ihre Gäste erholen konnten. Hier war es hell, es gab frische Luft, angenehme Düfte und viele verschiedene Farben. Beliebt waren Salbei und Basilikum. Sehr geschätzt wurden aber auch Akelei, Rose, Lilie und Iris. Neben ihrem Duft und ihrer Schönheit hatten sie auch eine wichtige symbolische Bedeutung. Sie stehen für verschiedene Tugenden der Jungfrau Maria, der Gottesmutter, wie Reinheit, Liebreiz und die Fähigkeit Schmerz zu erdulden.
In der Mitte des Gartens plätscherte ein Brunnen inmitten einer grünen Rasenfläche. Am Rand lud eine Rasenbank zum Verweilen ein. Bäume und Gestelle für Rosen und Weinreben dienten als Schattenspender.
Wie so ein Burggarten aussah, dass wissen wir nur aus Bildern und Texten. Obwohl es noch hunderte Burgen in Deutschland gibt, hat kein Garten die Zeit überdauert.
Ist Gras über die Sache gewachsen?
So ist das, wenn man mit der Natur arbeitet. Sie hat ihren eigenen Kopf. Und alles, was der Mensch sät und pflanzt, muss ständig gepflegt und gehegt werden.
Außerdem verändern sich Gemeinschaften. Nach einigen hundert Jahren wollte keiner mehr auf einer dunklen und zügigen Burg wohnen. Viele Burgherren ließen sich lieber ein Schloss bauen und einen Park anlegen. – Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Frage hat uns Christiane Nienhold vom Blog Christianes Landkultur beantwortet. Herzlichen Dank dafür!