Neulich twitterten wir mal wieder über die dänischen Kobolde, die im Rahmen der weihnachtlichen Sonderausstellung “Mit Nisse und Julbock: Skandinavische Weihnachtsbräuche und Weihnachtskrippen aus aller Welt” in die Burg eingezogen sind. Die Historikerin Verena Schmidtke, die aus Schleswig-Holstein stammt und über dortige Geschichte bloggt, wies uns darauf hin, dass es im dänisch-deutschen Grenzland auch einen Kobold gibt: Nis Puk. In diesem Gastbeitrag stellt sie ihn uns näher vor – und wir danken herzlich für die wunderbare Ergänzung!
Gastbeitrag von Verena Schmidtke
Auf Burg Posterstein sind zurzeit „Skandinavische Kobolde“ zu Besuch. Die Nisse, Tomte und Fjøsnisse trifft man aber nicht nur in Dänemark, Schweden und Norwegen, sondern auch im deutsch-dänischen Grenzland (Sønderjylland). Nicht verwunderlich, wenn man sich bewusst macht, dass der gesamte Landesteil Schleswig einmal zu Dänemark gehörte. Allerdings kennen die wenigsten Menschen dort noch die alten Sagen um den Nisse.
In dieser Region, die reich an Sagen ist, heißen die Kobolde übrigens Nis Puk (oder Puck). Der Name „Puk“ könnte eventuell aus dem Plattdeutschen „Pogg“ (Frosch, bzw. Kröte) entstanden sein, wahrscheinlicher ist die Herleitung aus dem skandinavisch-baltischen Raum, wo im Volksglauben vielerlei Puke und Pukis vertreten sind. In Finnland trägt der Weihnachtsmann schließlich den Namen Joulupukki.
Rote Mützen machen unsichtbar
Für die Menschen ist der Kobold dank seiner roten Mütze unsichtbar. Wie seine Kollegen, die Nisse und Tomte, kümmert sich Nis Puk im günstigen Fall um das Wohlergehen des Hofes, auf dem er lebt. Dafür fordert er nur eine Schüssel Grütze mit einem Klumpen Butter. Besonders am Weihnachtsabend legt der Puk großen Wert auf diese Gabe, wie eine Sage aus Stevning (in der dänischen Sønderborg Kommune gelegen) zu berichten weiß.
Er soll sogar bei der Namensgebung einiger Orte mitgewirkt haben. Eine Sage berichtet nämlich, wie der düstere Doktor Faust mit einem Nis mit einem gläsernen Schiff durch Flensburger Förde segelte. Faust wollte die Untiefen vermessen und Seekarten zeichnen. Doch das Wetter war stürmisch, der Doktor bekam furchtbare Angst und rief seinem Gehilfen zu: „Hol‘ Nis!“ damit dieser die Segel einholte. Seitdem heißt die Halbinsel, wo beinahe das Unglück geschah „Holnis“.
“Im grauen Röcklein nickt der Puk”
In Owschlag, nicht weit von Eckernförde, versorgte der „Nisebuck“ des Nachts die Pferde und das andere Vieh mit Hafer. Wenn die Knechte zu der Zeit nach den Tieren sehen wollten, bekamen sie rechts und links Ohrfeigen. Die Mägde auf diesem Hof mussten kein Wasser holen oder Besen binden, das erledigte alles der Puk. Sollten die Hofbewohner den Kobold allerdings schlecht behandeln, wandelt sich dieser in einen schlimmen Plagegeist, der allerhand Streiche spielt und sogar Unglück bringt.
In Stapelholm (Kreis Schleswig-Flensburg) soll ein Hausherr den Nis nicht mit Grütze versorgt und sogar Jagd auf ihn gemacht haben. Da rächte sich der Kobold mit so viel Schabernack und Unruhe, dass der Bauer den Hof nicht mehr bewirtschaften konnte und sehr günstig verkaufen musste. Die Käufer allerdings wussten um die Bedürfnisse des Nis Puk und boten ihm süße Grütze an, woraufhin der Spuk aufhörte und alle Bewohner des Hofes friedlich miteinander lebten. Ab und an, so wird erzählt, soll der kleine Kerl sogar mit in der guten Stube am Ofen gesessen haben.
Selbst in die Literatur hat der Nis Puk seinen Weg gefunden. So schreibt Theodor Storm in der zweiten Strophe des Gedichts „Sommermittag“:
[…]
Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.
[…]
Literatur und Links:
Gundula Hubrich-Messow (Hrsg.), Sagen und Märchen aus Eckernförde, Husum 1991.
Gundula Hubrich-Messow (Hrsg.), Sagen und Märchen aus Flensburg, Husum 1992.
Silja Kahl, Nis Puk. Leben und Sage. Husum 2003.
Nissens historie
Ganz viele Bilder weihnachtlicher Kobolde gibt es in dieser Pinterest-Galerie.
Von Verena Schmidtke
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