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Blog des Museums Burg Posterstein

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Schlagwort-Archive: Nisse

Skandinavische Kobolde auch in Deutschland: Der Nis Puk im deutsch-dänischen Grenzland

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 17. Dezember 2015 von Museum Burg Posterstein21. Januar 2017

Neulich twitterten wir mal wieder über die dänischen Kobolde, die im Rahmen der weihnachtlichen Sonderausstellung „Mit Nisse und Julbock: Skandinavische Weihnachtsbräuche und Weihnachtskrippen aus aller Welt“ in die Burg eingezogen sind. Die Historikerin Verena Schmidtke, die aus Schleswig-Holstein stammt und über dortige Geschichte bloggt, wies uns darauf hin, dass es im dänisch-deutschen Grenzland auch einen Kobold gibt: Nis Puk. In diesem Gastbeitrag stellt sie ihn uns näher vor – und wir danken herzlich für die wunderbare Ergänzung!

Gastbeitrag von Verena Schmidtke

Der Kobold in Schleswig-Holstein heißt Nis Puk (Foto: Verena Schmidtke).

Der Kobold in Schleswig-Holstein heißt Nis Puk (Foto: Verena Schmidtke).

Auf Burg Posterstein sind zurzeit „Skandinavische Kobolde“ zu Besuch. Die Nisse, Tomte und Fjøsnisse trifft man aber nicht nur in Dänemark, Schweden und Norwegen, sondern auch im deutsch-dänischen Grenzland (Sønderjylland). Nicht verwunderlich, wenn man sich bewusst macht, dass der gesamte Landesteil Schleswig einmal zu Dänemark gehörte. Allerdings kennen die wenigsten Menschen dort noch die alten Sagen um den Nisse.

In dieser Region, die reich an Sagen ist, heißen die Kobolde übrigens Nis Puk (oder Puck). Der Name „Puk“ könnte eventuell aus dem Plattdeutschen „Pogg“ (Frosch, bzw. Kröte) entstanden sein, wahrscheinlicher ist die Herleitung aus dem skandinavisch-baltischen Raum, wo im Volksglauben vielerlei Puke und Pukis vertreten sind. In Finnland trägt der Weihnachtsmann schließlich den Namen Joulupukki.

Rote Mützen machen unsichtbar

Für die Menschen ist der Kobold dank seiner roten Mütze unsichtbar. Wie seine Kollegen, die Nisse und Tomte, kümmert sich Nis Puk im günstigen Fall um das Wohlergehen des Hofes, auf dem er lebt. Dafür fordert er nur eine Schüssel Grütze mit einem Klumpen Butter. Besonders am Weihnachtsabend legt der Puk großen Wert auf diese Gabe, wie eine Sage aus Stevning (in der dänischen Sønderborg Kommune gelegen) zu berichten weiß.

Nis Puk im Bücherregal (Foto: Verna Schmidtke)

Nis Puk im Bücherregal (Foto: Verna Schmidtke)

Er soll sogar bei der Namensgebung einiger Orte mitgewirkt haben. Eine Sage berichtet nämlich, wie der düstere Doktor Faust mit einem Nis mit einem gläsernen Schiff durch Flensburger Förde segelte. Faust wollte die Untiefen vermessen und Seekarten zeichnen. Doch das Wetter war stürmisch, der Doktor bekam furchtbare Angst und rief seinem Gehilfen zu: „Hol‘ Nis!“ damit dieser die Segel einholte. Seitdem heißt die Halbinsel, wo beinahe das Unglück geschah „Holnis“.

„Im grauen Röcklein nickt der Puk“

In Owschlag, nicht weit von Eckernförde, versorgte der „Nisebuck“ des Nachts die Pferde und das andere Vieh mit Hafer. Wenn die Knechte zu der Zeit nach den Tieren sehen wollten, bekamen sie rechts und links Ohrfeigen. Die Mägde auf diesem Hof mussten kein Wasser holen oder Besen binden, das erledigte alles der Puk. Sollten die Hofbewohner den Kobold allerdings schlecht behandeln, wandelt sich dieser in einen schlimmen Plagegeist, der allerhand Streiche spielt und sogar Unglück bringt.

Rote Mützen sollen unsichtbar machen... (Foto: Verena Schmidtle)

Rote Mützen sollen unsichtbar machen… (Foto: Verena Schmidtle)

In Stapelholm (Kreis Schleswig-Flensburg) soll ein Hausherr den Nis nicht mit Grütze versorgt und sogar Jagd auf ihn gemacht haben. Da rächte sich der Kobold mit so viel Schabernack und Unruhe, dass der Bauer den Hof nicht mehr bewirtschaften konnte und sehr günstig verkaufen musste. Die Käufer allerdings wussten um die Bedürfnisse des Nis Puk und boten ihm süße Grütze an, woraufhin der Spuk aufhörte und alle Bewohner des Hofes friedlich miteinander lebten. Ab und an, so wird erzählt, soll der kleine Kerl sogar mit in der guten Stube am Ofen gesessen haben.

Selbst in die Literatur hat der Nis Puk seinen Weg gefunden. So schreibt Theodor Storm in der zweiten Strophe des Gedichts „Sommermittag“:
[…]
Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk,
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.
[…]

Literatur und Links:
Gundula Hubrich-Messow (Hrsg.), Sagen und Märchen aus Eckernförde, Husum 1991.
Gundula Hubrich-Messow (Hrsg.), Sagen und Märchen aus Flensburg, Husum 1992.
Silja Kahl, Nis Puk. Leben und Sage. Husum 2003.
Nissens historie

Ganz viele Bilder weihnachtlicher Kobolde gibt es in dieser Pinterest-Galerie.

Von Verena Schmidtke

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Zu Thorvaldsens Weihnachtsfeier gab es den ersten Weihnachtskobold

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 4. Dezember 2015 von Museum Burg Posterstein24. November 2021

Neben bunten Krippen aus aller Welt gehören einige kleine, meist rote, skandinavische Weihnachtskobolde zur Weihnachtskrippen-Sammlung im Museum Burg Posterstein. In Dänemark und Norwegen nennt man sie „Nisser“, in Schweden „Tomte“. Hier haben wir sie schon einmal kurz vorgestellt. Nun soll es darum gehen, was diese Kobolde mit dem berühmten Bildhauer Berthel Thorvaldsen zu tun haben.

Bertel Thorvaldsen: Bertel Thorvaldsen mit der Göttin der Hoffnung, 1859, (ausgeführt von H.W. Bissen nach dem Originalmodellen 1. oktober 1839, inv. nr. Nysø1), inv. nr.: A771, Thorvaldsen Museum, CC0-Lizenz
Bertel Thorvaldsen: Bertel Thorvaldsen mit der Göttin der Hoffnung, 1859, (ausgeführt von H.W. Bissen nach dem Originalmodellen 1. oktober 1839, inv. nr. Nysø1), inv. nr.: A771, Thorvaldsens Museum, CC0-Lizenz

Eigentlich nur ein kleines Detail bei der Recherche skandinavischer Weihnachtsbräuche, das uns aber fasziniert hat: In früheren Jahrhunderten galten „Nisser“ oder „Tomte“ als mehr oder weniger grimmige Untermieter von Bauernhöfen, die es bei Laune zu halten galt. Erst im 19. Jahrhundert, als die Menschen in die Städte zogen, entstand im Bürgertum die Vorstellung vom gemütlichen und freundlichen weihnachtlichen Kobold, der dem Weihnachtsmann bei der Arbeit zur Hand geht. Und hier lässt sich interessanterweise der Bogen zum Postersteiner Lieblingsthema – Salonkultur – schlagen.

Bei einem Weihnachtsfest des dänischen Malers Constantin Hansen 1836 in Rom tauchte laut einem Interview mit Charlotte S H Jensen in der Zeitschrift Videnskab.dk das erste Mal das Bild eines freundlichen „Julenisse“ auf. Dort dekorierte man zum ersten Mal nachweislich mit kleinen Kobolden aus Papier, die um eine Schüssel Milchreis tanzten. Zu Gast waren an diesem Weihnachtsabend auch der Künstler Vilhelm Marstrand und der berühmte Bildhauer Bertel Thorvaldsen.

Constantin Hansen, A Group of Danish Artists in Rome, 1837. 62x74 cm. kms3236, Statens Museum for Kunst
Constantin Hansen, A Group of Danish Artists in Rome, 1837. 62×74 cm. kms3236, Statens Museum for Kunst

In Italien trafen sich in der damaligen Zeit Künstler, Dichter und Denker von Rang und Namen. Im Jahr nach dem oben erwähnten Weihnachtsfest, 1837, malte Constantin Hansen eine Gruppe dänischer Künstler in Rom. Die Männer stehen tief ins Gespräch über die Kunst versunken vor einem Balkon mit der Aussicht auf ihre Hauptinspirationsquelle. Sich selbst portraitierte der Künstler ganz links, Wilhelm Marstrand steht am Balkon (4.v.links). Das Bild gehört zur Sammlung des Statens Museum for Kunst in Kopenhagen.

Vom römisch-dänischen Kobold zum Musenhof Löbichau

Der Bildhauer Thorvaldsen (1770-1844), ständig auf der Reise zwischen Kopenhagen, Italien und anderen europäischen Städten, fertigte bereits Jahre vorher, während eines Italienaufenthalts 1818, zwei Büsten von Wilhelmine von Sagan, der ältesten Tochter Dorothea von Kurlands. Durch eine Liasion mit Metternich konnte sie beim Wiener Kongress maßgeblich mit Einfluss auf die politischen Geschicke der damaligen Zeit nehmen. Sie führte einen Salon in der Wiener Schenkenstraße und einen weiteren in Neapel.

Wilhelmine von Sagan - Gipsbüste nach dem Original von Berthel Thorvaldsen im Museum Burg Posterstein
Wilhelmine von Sagan – Gipsbüste nach dem Original von Berthel Thorvaldsen im Museum Burg Posterstein
Bertel Thorvaldsen: Wilhelmine Benigna Biron, 1818, Afstøbning. Gips. 58 cm, Thorvaldsens Museum, Inv.-Nr.: A811
Die klassische Frisur: Bertel Thorvaldsen: Wilhelmine Benigna Biron, 1818, Afstøbning. Gips. 58 cm, Thorvaldsens Museum, Inv.-Nr.: A811

Thorvaldsen portraiterte die schöne und gebildete Saloniere in zwei Varianten: einmal mit einer klassischen Frisur und einmal mit gelocktem Haar nach der neusten Mode. Von dieser Büste findet sich eine Kopie auch im Museum Burg Posterstein. Der Originaltitel dieser Büste ist „Wilhelmine Benigna Biron, 1818“ und sie wurde offenbar zweimal in Marmor gefertigt. Eine dieser Marmorversionen findet sich in den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, die andere im Museo Napoleonico in Rom.

Alle Welt traf sich im schönen Italien

Elisa von der Recke (1754-1833), die Schwester Anna Dorothea von Kurlands, lernte Thorvaldsen bereits 1804 in Rom kennen. Er fertigte eine Marmorbüste und eine Kolossalbüste von der Schriftstellerin. Zwischen 1804 und 1806 reiste Elisa von der Recke mit ihrem Freund, dem Dichter Christoph August Tiedge (1752-1841), durch Italien. Auch von Tiedge entstanden Portraits im gleichen Stil. Beide waren Stammgäste im Musenhof Löbichau. In Dresden führte Recke ihren eigenen Salon.

Bertel Thorvaldsen: Elisabeth von der Recke, 1805-1806, Marmor. 69,3 cm, Thorvaldsens Museum, Inv.-Nr.: A852
Bertel Thorvaldsen: Elisabeth von der Recke, 1805-1806, Marmor. 69,3 cm, Thorvaldsens Museum, Inv.-Nr.: A852
CC0 Bertel Thorvaldsen: Christoph August Tiedge, 1805-1806, Originalmodel. Gips. 65 cm, Thorvaldsens Museum, Inv.-Nr.: A240
CC0 Bertel Thorvaldsen: Christoph August Tiedge, 1805-1806, Originalmodel. Gips. 65 cm, Thorvaldsens Museum, Inv.-Nr.: A240

Im Archiv des Thorvaldsen Museum in Kopenhagen gibt es einen Brief von Elisa von der Recke an Berthel Thorvaldsen, datiert auf den 11.8.1810. Er beginnt mit den Zeilen: „Sie lieber Thorvalson gehören zu den Wenigen, von denen ich die schöne Ueberzeugung habe, dass Entfernung des Ortes Ihre Freunden nicht aus Ihrem Gedächtnisse entfernt. Das Andenken der in Ihrem Umgange genossenen Stunden lebt in meiner Seele fort durch herliche Erinnerungen: schenken Sie mir die Freude auch ferner an Ihre fortdauernde Freundschaft glauben zu können. Sorgen Sie dafür, dass meine letzte bei Ihnen abgesetzte Kiste mit den kleinen Marmorbüsten, so bald und so vortheilhaft als möglich, nach Gotha an Herrn Kauffmann Wilhelm Buttstädt für mich gesandt werde.“


Salongeschichte auf Burg Posterstein

Die drei beschriebenen Personen – Wilhelmine von Sagan, Elisa von der Recke und Christoph August Tiedge – werden auch in der Dauerausstellung des Museums und im aktuellen Buch „Salongeschichten. Paris – Löbichau – Wien“ vorgestellt. Weitere Infos zur Sammlung.

Von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

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Das thüringische Museums Burg Posterstein bloggt seit 2011 über Geschichte und Geschichten aus Sammlung, Forschung und Museumsalltag.

IN ENGLISH: Since 2011 the German Museum Burg Posterstein writes stories about its collection, research and everyday life at the museum – here you find all texts in English.

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