Eines der vielen Projekte Hans Wilhelm von Thümmels (1744-1824), welches heute fast in Vergessenheit geraten ist, ist die Einrichtung einer so genannten Holzflößerei im Altenburger Landesteil des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, die von ca. 1791 bis 1816 bestand. Der Grund dafür lag in einem erhöhten Brennholzbedarf der Stadt Altenburg, deren Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Töpfereien, Pfeifenfabriken und Ziegeleien mehr Feuerholz benötigten als vor Ort verfügbar war. Um nicht teuer Holz aus dem Werdauer Wald importieren zu müssen, verfolgte Thümmel die Idee, stattdessen über Sprotte und Pleiße Holz aus den eigenen Wäldern bei Klosterlausnitz und Tautenhain nach Altenburg zu transportieren.
Mit großem Aufwand wurden die Gewässer ab 1789 vorbereitet, indem unter anderen ein Floßplatz in Großenstein, drei Floßteiche, Begradigungen und Durchstiche eingerichtet wurden. Konkret wurde zwischen Großenstein und Untschen auf der sogenannten „Kleinen Sprotte“ geflößt. In Untschen, das über die Familie Rothkirch und Trach in Thümmels Besitz gekommen war, gab es einen Floßteich über der Mühle, an dem auch ein Zapfenhaus zur Regulierung der Ausflussmenge des Teichwassers stand. Dieses Häuschen ließ sich Thümmel im Stil eines chinesischen Badehauses einrichten. Der nächste Streckenabschnitt führte auf der Sprotte von Untschen bis Selleris. Dort mündet die Sprotte in die Pleiße und die Holzscheite wurden weiter bis Münsa gespült.
Weil Sprotte und Pleiße auch damals keine reißenden Flüsse waren, insbesondere nicht auf dem Streckenabschnitt zwischen Untschen und Selleris, und sich zudem noch 22 Wehre und allerhand Mühlen auf diesem Teilgebiet befanden, konnte das Flößen nur mit der Schneeschmelze im Frühjahr stattfinden und dauerte ungefähr zwei bis drei Wochen. Die geflößte Holzmenge unterlag sehr den Witterungsbedingungen, denn während 1792 immerhin 2177 Klafter Holz transportiert werden konnten, waren es im Jahr darauf nur 357 Klafter (Klafter= 2,5 Kubikmeter). Das letzte Mal flößte man 1816 und stellte es dann unter Angabe verschiedener Gründe, wobei die Unwirtschaftlichkeit des Verfahrens wohl die eigentliche Ursache war, 1824, im Jahr als Thümmel verstarb, offiziell ein.
mehr dazu erfährt man in der aktuellen Sonderausstellung im Museum Burg Posterstein, die noch bis zum 31. Oktober 2016 zu sehen ist.
Buch zur Ausstellung: Buchvorstellung – 2. Oktober, 15.00 Uhr
Ebenfalls zur Holzflößerei auf Sprotte und Pleiße bloggte neulich “Sprottepleißenland”:
Wie die Flößerei Sachsen und Thüringen einte und trennte
Noch mehr im Blog:
Mit Baron von Thümmel durch Nöbdenitz: Gut besuchte Wanderung des Museums Burg Posterstein
Im Dienste der Ernestiner – Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister
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