Bereits letztes Jahr zur #MuseumWeek bei uns im Blog ein Thema, gibt es in diesem Jahr ein Update zur Zukunft des Postersteiner Burgbergs. Heutiges Tagesthema der weltweiten Museumswoche auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken ist #futureMW.
Eine Machbarkeitsstudie, durchgeführt vom Planungsbüro IPU Erfurt und finanziert mit Mitteln der Thüringer Staatskanzlei, der Gemeinde Posterstein und des Museumsvereins Burg Posterstein e. V., hat die Machbarkeit des Projekts bestätigt.
Die historischen Gebäude sind gekauft, die Machbarkeitsstudie erfolgreich abgeschlossen, die Finanzierung auf einem guten Weg
Seit über einem halben Jahr arbeitet der Förderverein Burgberg Posterstein e. V. mit Planungsbüro und Architekt intensiv an der Umsetzung. Ein Finanzierungskonzept einschließlich der Zusicherung von Fördermitteln aus dem Programm der Dorferneuerung steht und die Gemeinde Posterstein möchte das nachhaltige Zukunftsprojekt für den Burgberg unbedingt umsetzen.
Geplante Neugestaltung des Burgbergs
Das Gesamtvorhaben „Gemeinsam nicht einsam- neues Leben auf dem Land“ möchte beispielhaft aufzeigen, wie das Leben im ländlichen Raum, aufbauend auf den bestehenden Qualitäten und Stärken des dörflichen Lebens, funktionieren kann. Ziel des Vorhabens ist es, den Burgberg wieder mit Leben zu erfüllen, eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit/Tourismus zu etablieren und so Posterstein als Wohn-, Arbeits-, Sozial-, und Kulturraum zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Posterstein?!
Posterstein ist eine Gemeinde mit 427 Einwohnern (Stand 2013) im Landkreis Altenburger Land. Sie liegt im strukturschwachen ländlichen Raum zwischen Gera und Altenburg. Posterstein, mit dem Ortsteil Stolzenberg, liegt inmitten einer sanfthügligen, durch die Mäander der Sprotte geprägten, Landschaft. Über der Sprotte in Posterstein, erhebt sich die gleichnamige mittelalterliche Höhenburg mit dem 25 Meter hohen Bergfried als äußerem Wahrzeichen. Die Gemeinde verfügt durch die Autobahnanschlussstelle Ronneburg über einen direkten Anschluss an die A4 (Eisenach-Dresden).
Posterstein: historische Fachwerkhäuser und Bauerngärten, Rad-Wanderwege und über allem thront die Burg (Foto: Petra Nienhold/Museum Burg Posterstein)
Laut Regionalplan Ostthüringen liegt Posterstein an der touristischen Infrastrukturachse Gera- Ronneburg- Altenburg. Durch Posterstein führen der Thüringenwanderweg, der Lutherweg und die überregionalen Radwege „Thüringer Städtekette“ sowie die Mittellandroute (D-Netz Route 4) und die Bauerngartenroute (Begleitprojekt Bundesgartenschau 2007). Rad- und Wanderwege, das Postersteiner Ritterturnier und das Seifenkistenrennen bringen insgesamt jährlich über 30.000 Touristen in die Gemeinde.
Ein kulturträchtiger Ort
Die Burg beherbergt seit 1952 das Regionalmuseum des Landkreises, das jährlich rund 22.000 Besucher anzieht. Der Burgberg Posterstein hat für das Altenburger Land und die Region Ostthüringen somit nicht nur historische, sondern auch touristische Relevanz. Die ständige Ausstellung des Museums zeigt vor allem die Burggeschichte und vielfältige Ausstellungen zur regionalen Kulturgeschichte. Davon ist die Exposition zum Musenhof Löbichau der Herzogin von Kurland die umfangreichste Ausstellung zu diesem Teil der europäischen Salongeschichte in einem deutschen Museum.
Kauf der historischen Rittergutsgebäude
Das gesamte Areal des Burgbergs besteht neben der im Eigentum des Landkreises befindlichen Burg, aus dem Herrenhaus, dem ehemaligen Pferdestall sowie dem Lager (ehemalige Scheune), die nun Eigentum des Fördervereins Burgberg Posterstein e.V. sind und zwei weiteren privaten Gebäuden.
Im November 2015 gab es zum ersten Mal die Möglichkeit, das renovierungsbedürftige Herrenhaus zu besichtigen.
Der bauliche Zustand des Herrenhauses, des Pferdestalls und des Lagers sind seit Jahren teilweise mangelhaft. Die bis November 2015 in privater Hand befindlichen Gebäudekomplexe (Scheune, Pferdestall, Herrenhaus) stehen seit 1993 leer und verfielen zusehends. Der Nordflügel der Burg wurde nach der Bodenreform bis auf das Kellergeschoss abgerissen.
Neue Strategie für die ländliche Entwicklung
Posterstein, wie viele Dörfer im ländlichen Raum, unterlag bzw. unterliegt einem starken strukturellen Wandel: die Anzahl der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft nimmt ab, ebenso gehen die Arbeitsplätze im Ort zurück. Dafür steigt die Zahl der Pendler, was zu einer Trennung von Arbeitsplatz und Wohnort und somit zu längeren Wegen führt. Aufgrund der Globalisierung der Märkte rücken lokale Produkte in den Hintergrund und die Bevölkerung verliert den Bezug zu Produkten aus der Region und der Produktion von Lebensmitteln.
Der frühere Nordflügel der Burg Posterstein ist derzeit eine Ruine.
Regionales touristisches Informationszentrum in der Burg Posterstein
Ziel ist der Wiederaufbau des Nordflügels der Burg, um ein unentgeltliches touristisches Informationszentrum dort einzurichten. Gebäudeform und äußeres Aussehen des Neubaus orientieren sich dabei am historischen Vorbild. Alle baulichen Vorhaben sollen Bezug nehmen auf die Geschichte des ehemaligen Gutshofes und gleichzeitig moderne Elemente wie Barrierefreiheit und energetische Selbstversorgung durch Nutzung regenerativer Energien einbeziehen.
Eine Stärke des Tourismus im Altenburger Land ist hohe Zahl von Übernachtungen (von 2002 bis 2014 rund 22% mehr Übernachtungen). Schwächen sind der teilweise hohe Sanierungsbedarf bei Baudenkmälern, fehlende Nutzungskonzepte bei diesen sowie die partiell unzureichende Infrastruktur für Touristen außerhalb der Verdichtungsräume (Geschäfte, Cafés, Freisitze etc.). Zudem gibt es keine etablierten touristischen Leuchttürme außerhalb der Zentren.
Potentiale des Oberes Sprottentals
Auf der regional bedeutsamen touristischen Infrastrukturachse Gera-Ronneburg-Altenburg gibt es, ausgenommen in Altenburg und Gera selbst, keine touristischen Informationszentren, die als Anlaufpunkt für Gäste und Einheimische dienen. Einziger Anlaufpunkt für Touristen ist das Museum der Burg Posterstein, das weder die räumliche noch personelle Ausstattung besitzt, um Gästen vollumfängliche Beratungen anzubieten. Die touristische Vermarktung des Oberen Sprottetals, und somit des südlichen Teiles des Landkreises, übernimmt aktuell der Tourismusverband Altenburger Land e.V. sowie die Tourist-Information im 22 km entfernten Altenburg.
Blick vom Burgturm auf den Burgberg Posterstein
Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn ein touristisches Informationszentrum ist eine wichtige infrastrukturelle Voraussetzung für die erfolgreiche Vermarktung der Region. Die Regionale Entwicklungsstrategie LEADER identifiziert als Handlungsbedarf eine „Verbesserung des touristischen Angebotes auch außerhalb des touristischen Leuchtturms Altenburg“. Der Aufbau eines „ländlichen Reisebüros“ Koordinationsstelle für die touristischen Aktivitäten in der Region kann dazu beitragen, die Stärken der Region sichtbar zu machen und die Schwächen anzugehen und so das touristische Angebot zu verbessern und die gesamte Region positiv zu entwickeln. Gleichzeitig soll eine Vernetzung der Akteure in lokalen Clustern, die zielgruppenbezogen gemeinsam Infrastrukturprojekte und Marketingaktionen erarbeiten und durchführen, stattfinden.
Geplant: Zentrum für Natur und Kultur
Die wohlhabende Altenburger Bauersfrau Rosine Hahn – gemalt von Friedrich Mascher, Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg, Inv.-Nr. SM 2224
Es soll ein Zentrum für Natur und Kultur entstehen, das das einmalige landwirtschaftliches Gewerbe, den Anbau von Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen mit historischen Informationen verbindet. Damit wird angeknüpft an die Gegenwart und Vergangenheit der leistungsstarken Landwirtschaft im Altenburger Land. Den Erzeugern von Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen in der Region und in ganz Thüringen soll so eine Bühne geboten werden über ihre Produkte und die Art und Weise der Erzeugung ihrer Rohstoffe zu berichten. Diese Aufgabe kann die Tourist-Information in Teilen mit übernehmen. Auf regionaler Ebene trägt die Maßnahme dazu bei, einen weiteren touristischen Leuchtturm, außerhalb Altenburgs zu schaffen und somit das touristische Angebot der Region zu erweitern.
Eine Zertifizierung der Tourist-Information nach den Kriterien der i-marke (bundesweite Zertifizierung für Tourist-Informationen des Deutschen Tourismusverbands) wird angestrebt, um von Anfang an einen hohen Qualitätsstandard zu garantieren.
Von Klaus Hofmann / Museum Burg Posterstein
Zum Weiterlesen:
Förderverein Burgberg Posterstein
Der Traum vom belebten Burgberg
Aktuelle Sonderausstellung zur Bauernkultur im Altenburger Land