Unter der Überschrift „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“ zeigte das Museum Burg Posterstein 2024 zwei Sonderschauen zur Burggeschichte. Hier im Blog geben wir dazu in zwei Teilen ein Resümee. Teil 1 zum Thüringer Burgenjahr und zur Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ gibt es hier. Dieser Teil 2 widmet sich der Ausstellung „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“ und den Besuchszahlen der Ausstellungsreihe.
Übrigens: Auf dem Beitragsbild stehen Christoph und Andrea Tanneberger aus dem Museumsverein Burg Posterstein vor der Burg. Sie begrüßten am Tag der Ausstellungseröffnung die Besucherinnen und Besucher.
Ausstellung Stein auf Stein – von der Wehrburg ins Heute
Die Ausstellung „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute” vom 8. September 2024 bis 17. November 2024 war der zweite Teil unserer Ausstellungsreihe „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191”. Sie beschäftigte sich mit der baulichen Entwicklung der Burg im Verlauf der Jahrhunderte und dem Umbau von der Verteidigungsanlage zum Wohnschloss und später zum Museum. Jede auf der Burg ansässige Familie passte das Gebäude an die eigenen Bedürfnisse und die Erfordernisse der jeweiligen Zeit an. Und auch heute wird die Burg durch den Neubau des Nordflügels und den barrierefreien Zugang fit gemacht für neue Anforderungen und Herausforderungen.
Blick in die Sonderschau „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“.
Auf Stoffbannern stellte die Ausstellung die verschiedenen Gebäudebestandteile sowie ihre bauliche und geschichtliche Entwicklung, sortiert nach Himmelsrichtungen, vor. Fundstücke aus der Ruine des historischen Nordflügels der Burg und von der Restaurierung in den 1980er Jahren veranschaulichten die baulichen Veränderungen im Lauf der Zeit, darunter Kaminschmuck und Kaminbestandteile, Fragmente eines Deckensimses und Stucknägel aus dem Obergeschoss des Westflügels.
Baugeschichtliche Fundstücke aus der Burg Posterstein in der Ausstellung „Stein auf Stein“.
Ein Highlight der Ausstellung: Das Tastmodell der Burg Posterstein
Highlight der neuen Ausstellung waren eine Medienstation mit einem Tastmodell der Burg im heutigen baulichen Zustand samt einem Film, der die Burggeschichte in sechs Minuten kurzweilig zusammenfasst.
Besucherinnen am Eröffnungstag vor der neuen Medienstation zur Baugeschichte der Burg Posterstein (Foto: Hannes Menzer).
Das Tastmodell, das die Firma SHAPEwerk im 3D-Druck-Verfahren herstellte, ermöglicht nicht nur eine Ansicht der Burgarchitektur im Ganzen, sondern ist auch ein Schritt zum Abbau von Barrieren im Museum. Es ermöglicht sehbehinderten Besuchern, die Burg und ihr Aussehen mit den Händen zu erkunden und kann bei Führungen zum Einsatz kommen. Im Erklärfilm wurde bewusst auf den Einsatz von professionellen Schauspielern verzichtet. Stattdessen erläutert Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty in Lebensgröße auf Knopfdruck die verschiedenen Phasen der Baugeschichte der Burg. Das schafft Nähe, denn Franziska Huberty begegnet den Besucherinnen und Besuchern unter Umständen auch in der Burg und an der Museumskasse. Das bisherige Besucherfeedback bestätigt den Erfolg dieses Ansatzes.
Das Modell der Burg wird zum Blickfang der Dauerausstellung.
Untermauert wird die filmische Erläuterung durch mehrere 3D-Rekonstruktionen der Bauphasen der Burg, die das Museumsteam für die Ausstellung gemeinsam mit der Firma Archimedix erstellte. Sie veranschaulichen die archäologischen und restauratorischen Erkenntnisse in bisher nicht dagewesener Form.
Die bei den Museumsgästen beliebte Medienstation ist auch nach Ausstellungsende ein fester Teil der ständigen Ausstellung in der oberen Halle der Burg.
Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“
Zur Sonderschau erschien das neue Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, das die Burg- und Baugeschichte zum aktuellen Stand dokumentiert. Enthalten sind auch einige der 3D-Rekonstruktionen, die für Ausstellung entstanden sind. Das Buch ist im Hardcover-Format im Museum erhältlich und als Taschenbuch und E-Book über den Buchhandel bestellbar. Hier gibt es weitere Infos zum Buch.
Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg in Heute“ fasst die Geschichte der Burg zusammen.
Exklusive Führungen am Eröffnungstag
Über den Tag der Ausstellungseröffnung verteilt fanden sechs Führungen durch die Sonderschau und auf der Baustelle des neuen Nordflügels statt. Sie waren im normalen Eintrittspreis inbegriffen und freuten sich großer Beliebtheit, boten sie doch auch exklusive Einblicke in die Baustelle des neuen Nordflügels.
Führung auf der Baustelle des neuen Nordflügels der Burg Posterstein am 8. September 2024.
Denn derzeit findet bei laufendem Museumsbetrieb das größte Bauprojekt der neueren Burggeschichte statt: Der Wiederaufbau des Nordflügels der Burg. Er erweitert nicht nur die Ausstellungs- und Depotflächen des Museums, sondern macht die Burg barrierefrei zugänglich und bringt die Sanitäranlagen auf den neusten Stand. Das zeigt: Die Burggeschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt, sondern kann live mitverfolgt werden – zum Beispiel in unserem Bautagebuch.
Bei einer der Führungen durch die Sonderschau „Stein auf Stein“ am Eröffnungstag.
Besucherzahlen der Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“
Zusammengenommen schauten sich vom 12. Mai bis 17. November 2024 rund 16.600 Museumsgäste die Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“ an. Die Mehrheit davon (78 Prozent) besuchen die Burg im Rahmen eines Tagesausflugs. 16 Prozent machten Urlaub in der Region und sechs Prozent waren auf der Durchreise. 25 Prozent wurden über das Internet auf das Museum aufmerksam, jeweils elf Prozent kamen wegen der Beschilderung an der Autobahn oder auf Empfehlung von Freunden und Verwandten. Das „Thüringer Burgenjahr“ explizit als Besuchsgrund wurde nur ein einziges Mal bei der Besucherbefragung an der Museumskasse genannt.
Teile der Ausstellung im Gerichtsraum der Burg wurden nach Ablauf der Sonderschau Teil der ständigen Ausstellung. (Foto: Ronny Ristok)
Was bleibt von der Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“?
Während die Sonderausstellungen naturgemäß nach Ablauf in das Archiv des Museums übergehen, bleiben einige für die Ausstellung entstandenen Vermittlungsangebote auch langfristig für die Besucherinnen und Besucher zugänglich. Das sind unter anderem das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, der neu gestaltete Gerichtsraum der Burg samt der Medienstation mit den fünf nachgespielten historischen Gerichtsfällen, die Medienstation mit dem Tastmodell der Burg und dem Kurzfilm zur Burggeschichte und die Rätseltour „True Crime auf Burg Posterstein“ für Escapespielfreunde.
Die Sonderschau „Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit faszinierenden Baumdenkmalen“ im Museum Burg Posterstein ging am 25. August 2024 zu Ende. Seit Eröffnung am 28. Januar sahen genau (!) 17.777 Gäste die Ausstellung, die sich Hans Wilhelm von Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche sowie weiteren uralten Eichen widmete.
Buchstäblich im MIttelpunkt de Ausstellung stand Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche. Darüber hinaus gab es eine Bildergalerie mit weiteren alten Eichen.
Über unseren Umgang mit alten Bäumen
Egal, ob sie nun 1000 Jahre alt ist oder noch nicht ganz, die Nöbdenitzer Eiche, mit dem Grab eines Ministers zwischen ihren Wurzeln, ist einzigartig. Die Sonderschau stellte nicht nur den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel und sein Grab unter der 1000-jährigen Eiche in Nöbdenitz vor – in Film und in Textform. Darüber hinaus ging es um die Frage: Was braucht es, damit Bäume heute noch so alt werden können?
Eine Bildergalerie stellte weitere beeindruckende Eichen vor.
Eine Bildergalerie erzählte die Geschichten von 39 beeindruckenden Eichen aus Deutschland und aus Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und Tschechien. Dafür stellten uns über 40 engagierte Baum-Liebhaber Fotos und Informationen zur Verfügung, darunter Forstwissenschaftler, Künstler, Vereine, Museumskollegen, Touristiker und Fotografen.
Auf Grund der Internationalität der Eichen und der Kooperationspartner waren die Ausstellungstexte zweisprachig, auf Deutsch und Englisch.
Die Sonderschau nahm ihren Ausgangspunkt zwar im nahe Posterstein gelegenen Ort Nöbdenitz, stellte dann aber mächtige und alte Eichen aus ganz Europa vor. Ganz unterschiedlich gehen Menschen mit diesen Bäumen um, aber fast überall begegnet man ihnen mit Ehrfurcht und Faszination.
Blick in die Sonderschau zu Hans Wilhelm von Thümmels Grabeiche.
Darüber hinaus ging es um die Eiche als Naturdenkmal und als Lebensraum: Welche Bedingungen braucht sie, um so alt zu werden wie die Nöbdenitzer Eiche? Welche Eichen im Landkreis Altenburger Land haben das Potenzial dazu, so alt zu werden, wenn wir ihnen den Raum dafür lassen? Dabei unterstützte uns die Untere Naturschutzbehörde. Forstassessor Thomas Neidhardt vermaß die Bäume ehrenamtlich, Frank Leo fotografierte sie im Auftrag des Landkreises.
Um faszinierende europäische Eichen zu finden, bezogen wir unsere Netzwerke, sowohl digitale als auch analoge, ein. Darüber hinaus knüpften wir neue Kontakte. Die finale Auswahl war auch Resultat der Bereitschaft, unsere Ausstellung aktiv zu unterstützen. Manche der vorgestellten Eichen sind Kultur- und Naturdenkmal in einem. Genauso ist es bei der Nöbdenitzer Eiche, aber auch bei der zu einer Kapelle umgebauten Eiche im französischen Ort Allouville, der Körnereiche im tschechischen Karlsbad oder der Chrobry-Eiche im polnischen Piotrowice, deren Eicheln der Papst segnete. Die Eichengeschichten sind vielfältig.
Ein außergewöhnliches Grab: Die 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz
Die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz ist nicht nur ein beeindruckendes Naturdenkmal, sondern der einzige bekannte Baum Deutschlands, in dem sich eine Grabstätte befindet. Seit 1824 birgt sie die letzte Ruhestätte des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Ministers Hans Wilhelm von Thümmel. Seit mehr als hundert Jahren heißt sie im Volksmund „Die Tausendjährige“. Die Schätzungen über das Alter des Baumes gehen weit auseinander und reichen von 600 bis 1200 Jahren.
Die 1000-jährige Eiche Nöbdenitz (Foto: Frank Leo).
Die Nöbdenitzer Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur) und steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pfarrhof und Kirche, direkt an der Dorfstraße. Sie ist zwölf bis vierzehn Meter hoch und besitzt, direkt auf Bodenhöhe bemessen, einen Umfang von über zwölf Metern. Damit zählt sie zu den mächtigsten Eichen Deutschlands.
Wegen des Befalls durch einen Pilz ist der Stamm vollkommen hohl. Schon bei einem Gewittersturm 1819 verlor sie ihre Hauptkrone. Seither bilden zwei untere Äste eine Nebenkrone. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Baum einen Adventivstamm, einen Jungstamm, gebildet. Noch immer treibt sie jedes Jahr neues Laub und bringt viele Eicheln hervor.
Die Nöbdenitzer Eiche im 19. Jahrhundert (Holzschnitt aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein).
Schon Jahre vor seinem Tod kaufte Hans Wilhelm von Thümmel die uralte Eiche der Nöbdenitzer Kirchgemeinde ab, schon damals als seine zukünftige Grabstätte. 1824 dann wurde er tatsächlich mit behördlicher Genehmigung in einer gemauerten Gruft in den Wurzeln des Baumes beigesetzt.
Zu Lebzeiten ließ Thümmel bereits erste Eisenringe anbringen, um den Baum möglichst lange Zeit zu bewahren. Seither sind weitere Stützsysteme hinzugekommen.
Thümmel: Ein bedeutender Mann für das Altenburger Land
Der Minister Hans Wilhelm von Thümmel lebte von 1744 bis 1824. Er zählt zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten der Altenburger Region. Am Hof der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg arbeitete er sich vom Pagen zum Minister hoch.
Der Sachsen-Gotha-Altenburgische Minister Hans Wilhelm von Thümmel (Museum Burg Posterstein)
Als Gesandter vertrat er das Herzogtum unter anderem in Berlin und Paris. In der bewegten Zeit zwischen französischer Revolution, Aufstieg und Fall Napoleons und Neuordnung Europas sorgte Thümmel für die Kartierung des Altenburger Landesteils, den Bau von Straßen, Armenhäusern und einem Krankenhaus und die Gründung der Kammer-Leihbank, der späteren Landesbank. Gleichzeitig interessierte er sich für Architektur, förderte Künstler und Handwerker und ließ weitläufige Landschaftsgärten anlegen, die er auch der Öffentlichkeit zugänglich machte. Als Altersruhesitz wählte sich Thümmel sein Rittergut Nöbdenitz, war regelmäßig Gast der Herzogin von Kurland in ihrem Salon in Löbichau und kaufte die 1000-jährige Eiche als seine zukünftige Grabstätte.
Franziska Huberty und Marlene Hofmann mit dem Buch über Hans Wilhelm von Thümmel in der Sonderschau.
Die Sonderschau stellte den vielseitigen Mann und seine einzigartige Grabstätte vor. Ergänzend war eine Galerie weiterer beeindruckender Eichen aus ganz Europa zu sehen. Es wurde deutlich: Die Bäume sind oft nicht nur Naturdenkmal, sondern auch Kulturdenkmal und wir Menschen gehen auf sehr unterschiedliche Arten mit diesen Methusalem-Bäumen um.
Die Biografie Hans Wilhelm von Thümmel wurde neu aufgelegt.
Das Buch ist, so lange der Vorrat reicht, zum Preis von 25 Euro im Museum Burg Posterstein erhältlich und kann auch gern per E-Mail bestellt werden. Mit dem Kauf unterstützen Sie die Forschungsarbeit des Museums. Hier gibt es weitere Informationen zum Buch.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung
Ausstellungseröffnung mit Vortrag und Musik
Landrat Uwe Melzer, Schirmherr des Thümmeljahres, eröffnete die Ausstellung mit einem Grußwort.
Zur Ausstellungseröffnung am 28. Januar 2024 in der gut gefüllten Neuen Scheune Posterstein gab es Grußworte von Landrat Uwe Melzer. Kuratorin Marlene Hofmann stellte ausgewählte Eichen vor, Franziska Huberty las aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“ und die Musikerin Anna Herrmann umrahmte die Eröffnung musikalisch.
Anna Herrmann am Cello.
Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“
Beim Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“, das am 25. Februar, 15 Uhr, ebenfalls in der Neuen Scheune Posterstein stattfand, sprachen Experten aus der Forstwirtschaft, die Fachdienstleiterin für Natur und Umwelt sowie Baumfreunde über die Bedingungen, die Bäume brauchen, um alt werden zu können. Dabei stellt sich die Frage: Haben Bäume heute noch die Chance dazu?
Podiumsgespräch über den Umgang mit Bäumen in Posterstein.
Die interessanten Redebeiträge haben wir hier im Blog ausführlich dokumentiert.
Winterferien-Rätsel „Unterwegs im dunklen Wald“
Auch das Winterferien-Rätsel des Museums griff von 3. bis 25. Februar 2025 passend zur Sonderschau das Thema Wald auf. Unter dem Titel „Unterwegs im dunklen Wald – Was machte ein Jäger im Mittelalter?“ folgten Ferienkinder den Spuren eines mittelalterlichen Jägers. Dabei erfuhren sie, ob die Wälder damals wirklich so finster wie im Märchen waren und wer oder was dort alles lebte.
Lesung aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“
Unter dem Titel „In heitrer ländlicher Umgebung“ lasen Franziska Huberty und Marlene Hofmann aus dem Museum Burg Posterstein am 19. Februar, 18.30 Uhr, Stadtbibliothek Schmölln aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“. Organisator der Veranstaltung war der Bibliotheksförderverein Schmölln.
Vortrag über Thümmels Spuren im Altenburgischen
Wo im Altenburger Land findet man heute noch Spuren Hans Wilhelm von Thümmels – darum ging es im Vortrag in Altenburg.
Lesung und Gespräch „Können Bäume noch alt werden?“
Die Frage „Können Bäume noch alt werden?“ stellte sich zur Lesung mit Gespräch am 17. März, 15 Uhr, in der Neuen Scheune Posterstein. Gekommen waren rund siebzig interessierte Gäste. Sehr kurzweilig stellte der Autor Frank Quilitzsch sein Buch „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“ vor und kam im Anschluss mit Hans-Peter Schenk, Revierleiter des Forstreviers Schmölln, ins Gespräch.
Für sein Buch streifte der Erfurter Autor und Journalist Frank Quilitzsch ein Jahr lang mit Thüringer Förstern und Baumforschern durch die Reviere. Er ging mit auf die Jagd und verbrachte Tage und Nächte im Nationalpark Hainich. Dabei traf er auf unterschiedlichste Menschen, denen Bäume am Herzen liegen. Klimaexperten, Ranger, die Umweltministerin – was fordern sie im Umgang mit der Natur? Und wie geht es den Eichen in unseren Wäldern? Das Buch erschien im Thüringer Verlag Tasten & Typen.
Nach der Lesung Frank Quilitzschs, unterhielt sich der Autor mit dem Revierförster Hans-Peter Schenk.
Im Gespräch mit Frank Quilitzsch erzählte Revierförster Hans-Peter Schenk, dass sein Schmöllner Forstrevier zu denen mit den wenigstens Waldflächen in Thüringen zählt. Das liege an dem guten Ackerland in der hiesigen Region. Der Nöbdenitzer Forst sei der größte zusammenhängende Wald seines Reviers. Der Revierförster betonte, dass sich die Situation der Wälder seit 2021, als Frank Quilitzschs Buch erschien, bereits erheblich verschlechtert habe. Wegen des Borkenkäfers seien die Wälder vielerorts kahl. Der Klimawandel sei spürbar: Es ist zu heiß, zu trocken, zu stürmisch. Das Gesamtgefüge sei aus dem Gleichgewicht geraten. Der Förster empfiehlt, von der Monokultur wegzukommen und die Wälder öfter sich selbst zu überlassen. Trotz der Herausforderungen könne er sich aber keinen schöneren Job vorstellen, auch wenn sich das Aufgabenspektrum des Försters in den letzten Jahrzehnten geändert habe. Er stehe jetzt auch immer häufiger in der Öffentlichkeit und sei auch Moderator, Vermittler und Konfliktmanager. Und wie ergehe es nun den Eichen, denen sich die Ausstellung widmete? – Die zählten tatsächlich zu den klimastabilsten Baumarten, bescheinigt Revierförster Hans-Peter Schenk.
Was bleibt: Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“
Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“ bleibt weiterhin auf der Website des Museums verfügbar.
Während der Ausstellungszeit erreichten uns E-Mails mit Fotos und Texten zu weiteren beeindruckenden Eichen, die Besucherinnen und Besucher in ihrer Umgebung entdeckt haben. Diese wurden in der digitalen Ausstellung ergänzt.
Zudem fand ein Kunst-Projekt des Abiturjahrgangs des Roman-Herzog-Gymnasiums Schmölln in der digitalen Ausstellung einen würdigen Platz, um ihre kreativen Entwürfe zu Baumhäusern der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Auf diese Weise brauchten sich unsere Besucherinnen und Besucher auch in diese Ausstellung wieder partizipativ ein.
Die digitale Ausstellung ist auf der Website des Museums angesiedelt und erfreut sich seither reger Zugriffzahlen. Hier geht es zur digitalen Ausstellung.
2024 ist Thümmel-Jahr im Altenburger Land
Die Ausstellung über die Grabeiche des Ministers Hans Wilhelm von Thümmel war Teil des Thümmel-Jahres im Altenburger Land, an dem sich verschiedene lokale Akteure beteiligen. Zum 280. Geburtstag und 200. Todestag im Jahr 2024 widmet sich das Altenburger Land dem Leben und Wirken des verdienstvollen Politikers Hans Wilhelm von Thümmel auf vielfältige Weise. Das Thümmel-Jahr steht unter Schirmherrschaft des Landrates Uwe Melzer.
Den comichaften Thümmel entwarf der Künstler Michael Fischer Art als Logo des Thümmeljahrs im Altenburger Land.
Dreiecksbeet am Wohnhaus Hans Falladas in Carwitz.
Idyllisches Schriftsteller-Haus zwischen Seen und Wäldern
Das Hans-Fallada-Museum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus Hans Fallada in Carwitz in Mecklenburg-Vorpommern. Hier lebte und arbeitete der bekannte Schriftsteller zwischen 1933 und 1944. Seit 1995 betreibt die Hans-Fallada-Gesellschaft im Haus und auf dem gesamten Anwesen ein Museum, das von der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung“ zertifiziert ist.
Bienenhäuschen in Hans Falladas Garten.
Bootshaus und Sitzecke in Hans Falladas Garten.
Unter anderem zu sehen sind Hans Falladas Arbeitszimmer mit dem originalen Mobiliar, Esszimmer und Veranda sowie der weitläufige Garten. Auch das Grab Hans Falladas befindet sich in Carwitz.
Das Grab Hans Falladas befindet sich heute auf dem alten Friedhof in Carwitz (Foto: Wolfgang Behr).
Als Hans Fallada noch Rudolf Ditzen hieß
Direkt zur Eröffnung des traditionsreichen Literatur- und Kulturfestivals am Freitag, 19. Juli 2024 las Marlene Hofmann als Hauptautorin des vom Museum Burg Posterstein herausgegebenen Buches „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ einzelne Ausschnitte daraus vor.
Marlene Hofmann bei der Buchvorstellung in Carwitz (Foto: Wolfgang Behr)
Das erzählend geschriebene Fachbuch schließt eine Lücke in der Fallada-Forschung, indem es sich fast ausschließlich und ausführlich der Zeit zwischen 1911 und 1915 widmet. Nach einem missglückten Doppelselbstmord musste der junge Rudolf Ditzen – so Falladas bürgerliche Name – zuerst in Jena, dann in Tannenfeld klinisch behandelt werden. Der Tannenfelder Arzt Dr. Arthur Tecklenburg war für den jungen Mann ein Glücksfall. Denn er führte seine Klinik mit einem fortschrittlichen Konzept, setzte sich vielfach für ihn ein und vermittelte ihm im Anschluss an die Therapie eine Lehrstelle auf dem Rittergut Posterstein, wo der spätere Schriftsteller die Landwirtschaft erlernte.
Krankenzimmer in der Nervenheilanstalt Tannenfeld, Foto aus einer Werbebroschüre der Klinik (Sammlung Museum Burg Posterstein).
Als Rudolf Ditzen in Tannenfeld und Posterstein weilte, wusste noch niemand (auch er selbst nicht), dass er einmal ein berühmter Autor sein würde. Dementsprechend war er ein junger Mann unter vielen. Seine Zukunft sah nicht einmal vielversprechend aus.
Daher gab es später vor Ort auch nicht gerade viele Zeitzeugen, die sich noch an Rudolf Ditzen erinnerten. Fotos wurden nur wenige aufgenommen und auch sonst gibt es kaum Gegenstände, die mit ihm in Zusammenhang gebracht werden können. Und auch Rudolf Ditzen selbst berichtete nicht viel über diese Zeit.
Schloss Tannenfeld im Sommer 2023.
Als regionalgeschichtliches Museum war es uns ein Anliegen, alle Schnipsel und Hinweise zusammenzutragen und sie chronologisch geordnet in einem Buch zusammenzutragen. Es sollte ein zwar wissenschaftlicher Text mit Fußnoten und Quellen entstehen, der sich aber auch flüssig und angenehm lesen lässt. Im Buch gibt es zahlreiche Abbildungen und originale Zitate. Erstmals veröffentlicht sind die Bauzeichnungen und der Konzeptentwurf zur Tannenfelder Klinik, welche im Staatsarchiv Altenburg aufbewahrt werden. Zudem durfte das Museum Burg Posterstein einige Fotos aus dem Familiennachlass der Familie Tecklenburg veröffentlichen.
Die ausführlichste Publikation über Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein
Zum 130. Geburtstag des Schriftsteller Hans Falladas zeigte das Museum Burg Posterstein 2023 die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ als Kabinett-Ausstellung. Über 16.800 Besucher kamen im vom 14. Mai bis 12. November 2023, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Musik, Film und Vortag wurden auf die Beine gestellt. Hier lesen Sie den Ausstellungsrückblick.
Blick durch die geöffnete Tür in den Ausstellungsraum im Museum Burg Posterstein
Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ macht die Thematik auch nach ihrem Ende umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich. Die gebundene Ausgabe ist im Museum Burg Posterstein erhältlich, eine Taschenbuch- und eine E-Book-Ausgabe im Buchhandel.
Marlene Hofmann mit dem Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“.
Zur Eröffnung der Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ kamen über 80 Gäste.
Burg Posterstein thront seit mindestens 1191 trutzig über dem Sprottetal. Die Burg war das Zentrum der Region: wirtschaftlich, baulich und rechtlich. Hier wurde verteidigt, Landwirtschaft betrieben, Abgaben eingenommen und Recht gesprochen.
Marcel Greunke, Beigeordneter des Landrates, sprach zur Ausstellungseröffnung ein Grußwort.
Der Burgherr war meist auch der am besten ausgebildete Bewohner der Region. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum die Quellen zur Gerichtsbarkeit in Posterstein so gut erhalten sind. Im Staatsarchiv Altenburg, wo die Akten der Grundherrschaften im Herzogtum Sachsen-Altenburg verwahrt werden, gibt es sämtliche Gerichtshandelsbücher und Gerichtsprotokolle seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit 1849. Sie bilden die Grundlage für die Sonderschau „Schlag um Schlag“.
Einige der historischen Gerichtsbücher können derzeit in der Ausstellung „Schlag um Schlag“ angesehen werden.
Wir haben die Akten genauer betrachtet und Gerichtsfälle ausgewählt. Dabei war uns wichtig zu zeigen, dass nicht unentwegt gemordet, gefoltert, ins Verlies gesperrt oder Hexen verbrannt wurden. Es ging mit Recht zu, es gab also Ordnungen.
Die Mitglieder der Gefolgschaft zu Posterstein, die das Museum Burg Posterstein ehrenamtlich unterstützen, kamen passend zum Thema in mittelalterlicher Gewandlung.
5 Kurzfilme schildern echte Gerichtsfälle
Natürlich hätten wir unsere Fälle einfach (ausschließlich) nacherzählen und auf Tafeln aufbereiten können. Uns kam aber die Idee, die Fälle, die da im 16. und 17. sowie zu Beginn des 18. Jahrhunderts wirklich passierten, filmisch nachspielen zu lassen. Und natürlich hatten wir keine Ahnung, wie schwierig das Filmgeschäft ist, sonst wären uns vielleicht Zweifel gekommen.
Franziska Huberty moderierte die Talkshow „Peinliche Befragung“ mit Marcus Engemann, Andy Drabek, Jürgen von Jan, Marcella von Jan und Sabine Hofmann.
Aber wir haben Verbündete gefunden: die Schauspieler und Regisseure Marcella von Jan und Robert Gregor Kühn, den Traditionsverein Altenburger Prinzenraub, den Kameramann Gunter Auer, den Techniker Jürgen von Jan, den Musiker Matthias von Hintzenstern und Marcus Engemann, wie einige der vorgenannten auch, Mitglied unseres Museumsvereins.
Die Ausstellungseröffnung war gleichzeitig Filmpremiere.
An zwei Wochenenden wurde im Gerichtsraum, dem originalen Schauplatz, gedreht, ein Film auch auf dem Bauernhof der Familie Neudecker in Posterstein. Das Resultat kann man sich in der Ausstellung ansehen. Ausgewählt wurden ein Mordfall, ein Fall von Unzucht und Gewalt, Fälle von Diebstahl und Beleidigung und natürlich ein Vormundschaftsfall.
Blick in die Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ auf Burg Posterstein.
Darüber hinaus können der Gerichtsraum und der angrenzende Raum als Ort der neuen Ausstellung in neuer Gestaltung betrachtet werden. Man erfährt viel über die Gerichtsbarkeit und die Gerichtsherren, sieht originale Gerichtsbücher und lernt die wichtigsten Vorschriften der Dorfordnung sowie der Rügegerichtsordnung kennen.
Talkshow „Peinliche Befragung“ und Verleihung des „Goldenen Postersteins“
Die fünf Kurzfilme hatten zur Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2024 vor über 80 Zuschauerinnen und Zuschauern offiziell Premiere.
Franziska Huberty beim Interview mit „Burgherr“ Marcus Engemann.Marcus Engemann und Andy Drabek während der Talkshow.Jürgen und Marcella von Jan und Sabine Hofmann während des Podiumgesprächs.
Franziska Huberty, Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, führte in der Talkshow „Peinliche Befragung“ kurze Interviews mit ausgewählten Beteiligten. Burgherr-Darsteller Marcus Engemann, Andy Drabek und Jürgen von Jan (beide mitverantwortlich für Organisation und Technik), Marcella von Jan (Regie) und Kuratorin Sabine Hofmann gaben Einblicke hinter die Kulissen des Filmdrehs.
Hier bekommt Dana Weber, die souverän den Richter spielte, den „Goldenen Posterstein“ verliehen.
Im Anschluss wurde nicht der Goldener Bär, die Goldene Henne oder der Golden Globe an alle Darsteller und Unterstützerinnen am Set verliehen, sondern: der Goldene Posterstein. Der Goldene Posterstein ging an:
Als Auszeichnung für die Arbeit an den Kurzfilmen erhielten alle Teilnehmer den „Goldenen Posterstein“.
Andy Drabek
Bärbel Burigk
Dana Weber
Eva-Maria Scharf
Frank Müller
Gunter Auer
Hanno Wolf
Jasira Boxberger
Jürgen von Jan
Katharina Thiele
Klaus Neudecker
Kornelia Gentsch
Marcella von Jan
Marcus Engemann
Marion Dinger
Marion Hermsdorf
Matthias von Hintzenstern
Niclas Baraneck
Petra Descher
Robert Gregor Kühn
Roland Albrecht
Rolf Schiefner
Uwe Schröder
Gruppenbild der Preisträger des „Goldenen Postersteins“.
Wer war der Dieb?
Auch das diesjährige Sommerferien-Rätsel „Von Gerechten und Gerichteten“ lehnt sich an die Sonderschau an. Dabei werden Kinder von 20. Juni bis 4. August zu Gerichtsdienern des Burgherrn von Burg Posterstein: Ein Diebstahl wurde begangen und in der Burg sind Hinweise auf den Täter versteckt. Wer den Fall löst, lernt nicht nur eine Menge über die Geschichte, sondern es lockt auch eine Belohnung. Zum Mitmachen geht man einfach ins Museum und bekommt das Rätsel mit auf den Weg. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.
Die Ausstellung #GartenEinsichten „Wie der Gärtner, so der Garten“ begleitete uns durch das Jahr 2021: Sie eröffnete mit Ende des zweiten Kultur-Lockdowns am 6. Juni und endete am 14. November. Bereits im Vorfeld lief die Mitmach-Aktion #GartenEinsichten in den sozialen Netzwerken an – im Oktober gewann sie den DigAMus-Award in der Kategorie „Social Media Aktion“! Zum Jahresabschluss möchten wir Ausstellung und Mitmach-Aktion hier im Blog zusammenfassen und allen, die daran mitgewirkt haben, herzlich danken.
Die Ausstellung #GartenEinsichten schmückte der wöchentlich wechselnde „Blumenstrauß der Woche“
Auch die Ausstellung #GartenEinsichten strebte Vernetzung an
Die Sonderschau nahm ihren Ausgangspunkt in der Gartengeschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Bei der inhaltlichen Arbeit unterstützte uns die Erfurter Gartenarchitektin Christiane Nienhold.
Auf einem Bildschirm in der Ausstellung wurden verschiedene Gartentypen im Wandel der Zeit vorgestellt.
Blick in die Sonderschau #GartenEinsichten im Museum Burg Posterstein – mit zwei Gartenstühlen, Rasenteppich und Gartenmotiven
Zwei Gartentypen haben das Altenburger Land besonders geprägt: Die Gärten der historischen Rittergüter und die für die Region typischen Bauerngärten. Historische Vermessungskarten aus der Zeit um 1800 ließen die oftmals längst vergangene Pracht der Gärten und Parks ehemaliger Rittergüter wieder aufleben.
In Prößdorf ist eine Sphinx eines der wenigen Überbleibsel eines Landschaftsgartens
Heute ist kaum mehr vorstellbar, dass dort Gartengestaltungen mit Grotten, Wasserkünsten oder Gebäude- und Figurenensembles, die einen Hauch von Antike verbreiteten, existierten. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf historischen, noch erhaltenen Bauerngärten. Sie prägen bis heute das Altenburger Land.
Mit Buchsbaum eingefasste Beete im Nutzgarten eines Bauerngartens im Altenburger Land. (Foto: Petra Nienhold)
Instagramer aus der Region zeigten in Fotos ihren Blickwinkel auf die historischen Gärten. Manche dieser Gärten sind noch heute prachtvoll, andere kaum noch als solche erkennbar. Die in der Ausstellung vorgestellten Rittergutsgärten sind auf der Webseite des Museums auf einer Karte markiert und somit für jedermann zu finden. Dadurch können sie, zumindest von außen, eigenständig erkundet werden.
Einige der an der Ausstellung #GartenEinsichten beteiligten Instagramer vor der Burg Posterstein.
Eine der beteiligten Hobby-Fotografen und Fotografinnen war Alexandra, die ihre Bilder auf ihrem Instagram-Account @lumixlexxa teilt. Über ihre Teilnahme an der Ausstellung sagt sie:
„Das war ein für mich ganz neues Projekt und ich war sehr überrascht, dass Ihr mich ausgewählt habt. Ich hätte mir so etwas Tolles nie selbst zugetraut. Also ging es auf Reisen um die #GartenEinsichten festzuhalten. Die Gärten sind ja teilweise nicht leicht zu finden, also war man auch ein wenig Pfadfinder. Leider waren nicht mehr alle Objekte im guten Zustand, sodass man wirklich viel Kreativität beweisen musste.“
Ausstellung wie Mitmach-Aktion wollten auch zum Nachdenken und zur Diskussion anregen über den Garten als Element unserer Landschaft und über die Frage, wie wir unsere öffentlichen Orte nachhaltig gestalten.
Eine Auswahl an Antworten zur Mitmach-Aktion #GartenEinsichten war in der Ausstellung und auf Pinterest zu sehen.
Die Hauptfragen der Mitmach-Aktion lauteten: Wie sieht für Sie der Garten der Zukunft aus? Was bedeutet Gärtnern für Ihren Alltag? Und: Was bedeutet Ihnen ein Spaziergang im Park? Dabei konnte man seine Antworten per Formular einreichen, aber gern auch analog oder per Mail im Museum abgeben. Selbst originale Kunstwerke der Künstlerin Sabine Müller aus dem Altenburger Land waren Teil der Beiträge zur Mitmach-Aktion.
“Im Garten der Zukunft ist nicht nur Schönheit ein wichtiger Faktor, sondern auch Umweltbewusstsein, Biodiversität und die Fähigkeit, vor Ort und selber gesunde Nahrung zu erzeugen. Der ‘Nutzgarten’ kann auch schön sein und unser Menschsein bereichern. Er kann und sollte auch mitten in der Großstadt vorhanden sein.”
Anonyme Antwort auf die Frage „Wie sollte der Garten der Zukunft aussehen?“
Der Fotograf Matthias Schüler begleitete die Mitmach-Aktion #GartenEinsichten von Anfang an auf Twitter (Foto: G. Matthias Schüler)
Im Rahmen der Mitmach-Aktion wurden über 1200 Fotos auf Instagram, über 900 Tweets, über 170 Facebook-Posts, 21 Videos, 8 Blogposts und rund 20 Antworten per Formular eingereicht. Manche begleiteten die Aktion übers ganze Jahr hinweg mit Fotos, Videos, Blogposts und Tweets zum Thema. Besondere Beiträge sowie alle eingereichten Antworten haben wir auf der Website gesammelt und dokumentiert.
LeseZEIT live, Lesungen, Spaziergänge und Pflanzentauschbörse
Zum Rahmenprogramm der Ausstellung #GartenEinsichten gehörten mehrere Spaziergänge durch den Tannenfelder Schlosspark mit Gartenarchitektin Christiane Nienhold.
Die Gartenarchitektin Christiane Nienhold im Schlosspart Tannenfeld, wo neben ihr Rhododendren blühen
An der Stelle, an der sich einst in Hans Wilhelm von Thümmels Landschaftsgarten in Nöbdenitz eine Einsiedelei befunden hat, fand eine musikalische Lesung aus dem Buch „Wasserspiele“ von Marlene Hofmann statt. Das Büchlein beinhaltet drei Kurzgeschichten, die an historischen Orten im Altenburger Land spielen. Der Schauspieler und Sänger Robert Gregor Kühn las, begleitet vom Musiker Matthias von Hintzenstern am Bandoneon, die Geschichte „Rauschen“, in der Hans Wilhelm von Thümmel eine Zeitreise macht.
Lesung “Wasserspiele” mit Marlene Hofmann, Robert Gregor Kühn und Matthias von Hintzenstern in Nöbdenitz
Seit Anfang 2021 betreibt das Museum Burg Posterstein einen eigenen Podcast – die LeseZEIT auf Burg Posterstein, die fest in den Blog integriert ist. In den Folgen lassen wir historische Persönlichkeiten im Originaltext zu Wort kommen und ordnen diese Texte geschichtlich ein. Im Rahmen der Ausstellung #GartenEinsichten gab es die erste „Live-LeseZEIT“, bei der wir eine spätere Folge vorab vor Publikum im Museum lasen. Den Titel der späteren Folge durfte ein Gast aus dem Publikum einsprechen.
Im Sommer 2021 präsentierten wir zwei Podcast-Folgen vorab live.
Inzwischen kann man Folge 6 über den Freiherrn Jacob Friedrich von Bielfeld (1717–1770) auch im Podcast hören. Der einstige Gesellschafter Friedrich des Großen gilt als eigentlicher Bauherr der heutigen barocken Schlossanlage in Treben im heutigen Altenburger Land. Zum Schlossensemble gehörte ein 2,2 Hektar großer, weitläufiger Landschaftsgarten, dessen Zentrum ein langgestreckter, großer Teich bildete. Auch das Rittergut Haselbach gehörte zu diesem Besitz. In seinen Briefen beschreibt der Freiherr Schloss und Garten sehr anschaulich. Eine interessante Quelle, die auch das Interesse des lokalen Förderverein Rittergut Treben e.V. geweckt hat. Zum Tag des offenen Denkmals 2022 sind wir bereits jetzt dorthin eingeladen, aus den Briefen des Freiherrn vorzulesen.
Die Pflanzentauschbörse fand im Freien in gemütlicher Atmosphäre und mit viel Platz und Abstand statt.
Darüber hinaus fand in Verbindung mit der Ausstellung erstmals eine Pflanzentauschbörse vor der Burg Posterstein statt.
Ausgezeichnet – Die Mitmach-Aktion #GartenEinsichten gewinnt den DigAMus Award in der Kategorie „Social Media“
Der krönende Abschluss für die Mitmach-Aktion #GartenEinsichten war die Auszeichnung mit dem DigAMus-Award in der Kategorie Social Media
Wir freuen uns sehr und danken allen, die so engagiert ihre GartenEinsichten mit uns geteilt haben! Einen ausführlichen Hintergrund zum Award gibt es hier.
In der sechsten Folge der LeseZEIT mit Geschichte und Geschichten aus dem Museum Burg Posterstein reisen wir ins 18. Jahrhundert nach Treben und Haselbach im Altenburger Land. Von seinem dortigen Landsitz berichtet der Königlich-Preußische Geheimrat und Gesellschafter des jungen Friedrich des Großen: Jacob Friedrich Freiherr von Bielfeld.
Sie können auch diese Folge als Blogpost lesen oder als Podcast anhören:
Diese Folge ist etwas ganz Besonderes, denn bei ihr handelt es sich nicht nur um die erste Live-LeseZeit, die das Museum Burg Posterstein im Zuge der Sonderschau „#Garteneinsichten“ im kleinen Burghof präsentierte, Sie hören im Vorspann auch Dr. Peter Dietrich aus dem Publikum, der zu diesem Anlass unsere Titelansprache übernahm. Vielen Dank dafür!
Im Sommer 2021 präsentierten wir zwei Podcast-Folgen vorab live.
In Folge 6 geht es um einen besonderen, historischen Garten im Altenburger Land. In der letzten Folge unserer LeseZEIT reisten wir mit Minister Hans Wilhelm von Thümmel ins Jahr 1807 nach Berlin. Dessen damalige diplomatische Reise endete mit einem Zwischenstopp in Sanssouci und einer persönlichen Beschreibung des Schlosses Friedrichs des Großen. In dieser Folge reisen wir von Berlin zurück ins in die Altenburger Region. Allerdings ins Jahr 1755. Wir begleiten den Königlich-Preußischen Geheimrat und Gesellschafter des jungen Friedrich des Großen: Jacob Friedrich Freiherr von Bielfeld.
Von Hamburg über Berlin nach Treben: Der Freiherr von Bielfeld
Jacob Friedrich Freiherr von Bielfeld (1717–1770), in manchen Fällen auch Bielefeld genannt, wurde in Hamburg geboren und stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Er studierte ab 1732 in Leyden und bereiste 1735 die Niederlande, Frankreich sowie England. Von 1747 bis 1752 war er Oberaufseher der Preußischen Universitäten. Er gehörte schon früh zu den Gesellschaftern des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich II. und schilderte die Verhältnisse am preußischen Hof in seinem Buch „Lettres familières“. Friedrich II. erhob Bielfeld, der auch Gouverneur des Prinzen August Ferdinand war, 1748 zum Freiherrn und ernannte ihn zum Geheimen Rat.
Von Bielfeld verließ Preußen 1755. Die Rittergüter Treben und Haselbach kamen durch seine Heirat mit Dorothea Juliane Reiche (1748) in seinen Besitz. Auf diesen Ländereien lebte er bis zu seinem Tod 1770. Eine Unterbrechung lässt sich nur in den Jahren 1757–1763 feststellen, in denen er durch den Siebenjährigen Krieg bedingt nach Hamburg fliehen musste. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Bielfeld 1764 Dorothea Christiane Frederike von Boden (1742 – 1781), die Tochter des Ministers Friedrich August von Boden (1708–1780).
Jacob Friedrich Freiherr von Bielfeld war kunstsinnig und als politischer und belletristischer Schriftsteller tätig. Seine Werke verfasste er meist in französischer Sprache.
Schloss Treben im Altenburger Land
Doch gilt er auch als eigentlicher Bauherr der heutigen barocken Schlossanlage in Treben. Zum Schlossensemble gehörte ein 2,2 Hektar großer, weitläufiger Landschaftsgarten, dessen Zentrum ein langgestreckter, großer Teich bildete. Weiterhin nannte der Freiherr in Haselbach ein komfortables Haus mit vier schönen Zimmern, Räumen für Bedienstete und einem Saal sein Eigen. Vermutlich erbaute er auch das Fischhaus an der Nordseite des Nobitzer Teiches in Haselbach, das über einen Aufenthaltsraum, eine Küche und einen Pferdestall verfügt haben soll und 1912 abgerissen wurde.
Überhaupt wechselten die Güter nach dem Tod des Freiherrn noch mehrfach den Eigentümer. In Haselbach entstand 1858 eine Ton- und Steinzeugfabrik an der seit 1842 bestehenden Bahnlinie. Im Zuge der Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Rittergutsbesitzer enteignet. Das Herrenhaus und die Wirtschaftsgebäude in Haselbach wurden komplett abgerissen. Im Gegensatz zu zahlreichen Wirtschaftsgebäuden blieb das barocke Schloss- und Parkensemble in Treben aber im Wesentlichen erhalten und wurde, genutzt als Sitz der kommunalen Verwaltung, seit 2004 restauriert. Damit erging es der Anlage weit besser als vielen anderen Rittergütern und deren Gärten in der Altenburger Region.
Schloss Treben im September 2021
2021 widmen die vier großen Museen im Altenburger Land den historischen und modernen Gärten der Region eine eigene Ausstellungsreihe. Mit „Grünes im Quadrat“ gaben das Lindenau Museum Altenburg, das Residenzschloss Altenburg, das Naturkunde Museum Mauritianum und das Museum Burg Posterstein den grünen Oasen des Landkreises mit je einer eigenen Ausstellung eine Bühne. Die Postersteiner Schau „#GartenEinsichten: Wie der Gärtner, so der Garten – Gartenkultur als Spiegel der Gesellschaft“ widmete sich vor allem den Bauern- und Rittergutsgärten, von denen heute viele nicht mehr existent sind. Umso schöner passt eine LeseZEIT-Quelle über ein Rittergut, das nicht nur erhalten geblieben ist und einen gepflegten Park aufweist, sondern in der der Gartengestalter seine Anlage im alten Glanze selbst beschreibt! So zu lesen in den Briefen des Freiherrn von Bielfeld über seine Güter in Treben und Haselbach. In diesen Briefen beschreibt er wie er zu den beiden Gütern kam und schließlich auch, wie er den Landschaftsgarten rund um das Schloss Treben gestalten ließ.
Der Freyherrn von Bielfeld freundschaftliche Briefe“
Wir zitieren aus: „Des Freyherrn von Bielfeld freundschaftliche Briefe nebst einigen andren. Aus dem Französischen. Zweiter Theil“ herausgegeben in Danzig und Leipzig bei Daniel Ludwig Wedeln, 1765. Die Ausschnitte umfassen den 79. Brief auf Seite 295f. sowie den 88. Brief auf den Seiten 387 bis 395. Des Freyherrn von Bielfeld freundschaftliche Briefe gibt es digital bei Google Books.
Neun und siebzigster Brief An den Herrn von Stüven zu Braunschweig. Breitenhayn, den 5. Sep. 1750.
„Also wissen Sie nichts davon, mein lieber Stüven, daß ich beynahe den ganzen Sommer im Sachsen-Altenburgischen auf einem sehr schönen Landgute, welches der Madam von S**, meiner Frauen Schwester, zugehöret, zugebracht habe? Eben hier habe ich Ihr angenehmes Briefchen erhalten, welches Sie nach Berlin an mich geschickt hatten. Glauben Sie nicht, daß ich auf dem Lande meine Hände in den Schooß geleget. O! nein! ich habe hier den Anfang mit Endigung eines Processes gemacht, den meine Frau und meine Schwägerinn seit mehr als zwanzig Jahren mit sehr weitläuftigen Anverwandten geführet hatten, welche, wenn wir die Sachen genau betrachten, es nicht einmal sind, ob sie gleich auf diese Anverwandschaft ihre nichtigen Anfoderungen gründen. Kurz! nachdem wir 9 Urtheyl von einerley Innhalt, die alle auf unsrer Seite waren, erhalten hatten, so sind wir zu dem Besitz der schönen Landgüter Treben und Hasselbach gelanget. So bald als ich diese wichtige Streitsache so glücklich geendigt sah, habe ich mich bemühet, meine Frau mit meiner Schwägerinn aus einander zu setzen, durch welchen Vergleich diese das Gut Breitenheyn behalten; ich aber Treben und Hasselbach zum Besitz bekommen habe. Diese Güter sind sehr einträglich, und liegen in einer reizenden Gegend; allein, die Gebäude sind daselbst alle höchst baufällig geworden, besonders das Schloß. Ich sehe voraus, daß mich die Wiederherstellung desselben und die Ausmeublirung sehr viel kosten wird. […]“
Fünf Jahre nach er diesen Brief geschrieben hatte, zog Jacob Friedrich von Bielfeld endgültig von Berlin nach Treben und Haselbach. In der Zwischenzeit waren die Bauarbeiten an seinem Schloss fertiggestellt und ein weitläufiger Landschaftsgarten angelegt worden.
Acht und achtzigſter Brief. An den Herrn von Stüven Treben , den 1. May. 1755.
„Endlich, mein lieber Bruder; habe ich den Hof und die Stadt Berlin den 31. März, gleich an meinem Geburtstage, verlassen, und habe meine Wohnung in Treben aufgeschlagen. Den Abend vor meiner Abreise stellte der Prinz von Preußen den beyden Königinnen zu gefallen eine große Lustbarkeit an. Ihro königliche Hoheit hatten die Gnade, mich ebenfalls darzu einzuladen. Den ganzen Abend durch war mein Herz erschrecklich beklemmet. Ich verließ einen Ort, wo ich 16 Jahr hinter einander gewohnet, und mit solchem alles, was bis hierher meinem Leben zu einem Troste gereichet hatte. Nach der Tafel öffnete man einen Ball. Ich tanzte dabey einige Menueten , als ich aber den Augenblick in Acht genommen hatte, in welchem die drey Prinzen in eine kleine entlegne Gallerie gegangen waren , folgte ich selbigen dahin nach , Abschied von ihnen zu nehmen . Niemals bin ich so gerührt gewesen. Sie umarmten mich einer nach dem andern. Der Prinz Ferdinand, mein durchlauchtiger Untergebner, hielt mich lange Zeit in seine Arme eingeschlossen, und ich fühlte seine Thränen auf meinem Gesichte fließen. Nach diesem für mich so grausamen Auftritte war es mir unmöglich, von jemanden Abschied zu nehmen, ich warf mich in meine Kutsche, und kehrte in meine Wohnung zurück, wo ich die Anstalten zu meiner Reise vollends zu Stande brachte; und in der That reiste ich mit Anbruch des Tages ab.
Da ich in Treben ankam, fand ich mein Haus ausgebauet, und ich hatte das Vergnügen, solches auszumeubliren, und einzurichten. Es ist geräumlich, sauber und bequemlich, keineswegs aber prächtig. Sie werden weder Vergoldung noch Bildhauerarbeit daran finden. Das unterste des Hauses, welches auf die Hälfte noch unter der Erde stehe, ist für Küche, Keller und die benöthigten Gewölber, und für die Wohnungen des Kochs und einiger Bedienten bestimmt. Ich und meine Frau haben im ersten Stockwerke sechs schöne Zimmer, worinnen wir ordentlich wohnen, und in deren einem sich eine artige Bibliothek befindet, welche auf einen Canal geht, den ein Arm des Flusses macht, und wo ich alles sehen kann, was im Dorfe vorgehet. Ich habe alle meine Bücher, die ich nach einem guten System gesammlet, von Berlin hierher bringen lassen.
Das oberste Stockwerk ist sehr schön. Es sind in selbigem zwey schöne Gastzimmer, sechs Schlafkammern mit Kleiderbehältnissen, eine kleine Küche zur Bequemlichkeit der Kammerfrauen, und eine Gallerie von 90 Fuß in die Länge, an welche ein großer viereckigter Saal stößt. Hier ist die Aussicht prächtig. Sie entdecken von dem Balcon nicht nur einen Theil des Gartens, sondern auch eine Mühle mit fünf Gängen, von welchen das Wasser wie bey Wasserfällen herunter rauscht, und eine anmuthige Landschaft, in welcher Dörfer und Gebüsche überall umher zerstreut liegen. Den Gesichtskrais schränkt ein Amphitheater von Gebirgen ein, auf deren letzten Höhe man die Stadt Altenburg mit ihren sechs Thürmen erblickt. Alles ist mit Anstand und nach einem sehr angenehmen Geschmack ausmeubliret. Die Gallerie ist mit guten Gemälden behangen.
Schon vor einigen Jahren habe ich angefangen, meine Gärten anzulegen. Da mir die Natur sowohl zu Treben als zu Haselbach, in drey verschiedenen Gehölzen, auf denen Dämmen, die meine großen Teiche umgeben, und längst der Pleiße hin, welche das Dorf Treben inzween Theile schneidet, die schönesten Spaziergänge gegeben hat; so habe ich geglaubt, ich müßte bey dem Plane meiner Gärten mehr einen angenehmen Nutzen, als die Pracht und eine zu sehr abgezirkelte Regelmäßigkeit zum Augenmerk haben. Die Einwohner in den Städten finden ihre Obst- und Küchengärten auf den öffentlichen Märkten schon völlig eingerichtet: allein, die Einwohner auf dem Lande müssen denken, daß ihr Nachtisch bloß auf der Güte ihrer Gärten beruhet, und daß es ein Vergnügen ist, wenn man einem Freunde, der uns in unsern einsamen Landwohnungen überfällt, einige ausgesuchte Früchte anbieten kann. Und was noch mehr ist. Diejenigen Gärten, welche bloß mit Hainbuchen und anderen unfruchtbaren Bäumen angelegt sind, ermüden das Auge bald durch ihre beständige Einförmigkeit. Man siehet sie gegen den Herbst so, wie man sie im Frühlinge gesehen hat. Es sind beständig die nämlichen Schönheiten. Solche Gärten sind einer schönen Frau gleich, mit welcher man, so zu reden, verheyrathet ist, anstatt, daß ein Garten, welcher nach Geschmack mit Obstbäumen gezieret worden, alle Tage ein verschiedenes Schauspiel darbietet. Die Blätter, Blühten und Früchte geben ihm immer nach und nach einen andern Putz. Er ist wie eine Nymphe oder Waldgöttinn, welche alle Tage ihre Bildung verändert, und uns unaufhörlich neue Reize vor Augen leget. Die Hoffnung der Flora, und die Geschenke der Pomona selbst verursachen uns ein doppeltes Vergnügen; der Eigenthümer ist dabey beständig beschäfftigt; Seine Spaziergänge scheinen mit einem Gegenstande verbunden zu seyn, welcher das Vergnügen dabey hundertfach vermehret. Alle diese Betrachtungen haben mich bewogen, bey der Anlegung meines Gartens einem großen und schönen Entwurfe zu folgen, bey der Ausführung desselben aber niemals den Begriff eines schönen Obstgartens aus den Augen zu lassen.
Es ist wahr, meine Alleen bestehen größtentheils aus Hainbuchenhecken; allein, diese Hecken dienen bloß darzu, um die Abtheilungen, welche zu Erbauung aller Arten von Hülsenfrüchten, zu den Gartenbeeten ec. bestimmt sind, zu umgeben und zu verdecken. Da ich einen großen Bach, welcher in der Nachbarschaft fließt, einige Schritte näher geführet habe; so habe ich dadurch ein Mittel gefunden, mir ein sehr schönes Baßin von lebendigem Wasser und einen Kanal mitten im Garten zu verschaffen. Dieses Becken, welches zur gleichen Zeit einen Fischhalter abgiebt, und worinnen ich schöne Krebse habe, ist mit 24 kostbaren Kirschbäumen umgeben, deren Stämme so gerade wie Pomeranzenbäume sind, und deren Kronen unter der Scheere gehalten werden. Zur Rechten des Baßins endigt sich der Garten mit einer Allee, welche durch beständige Krümmungen von einem Ende zum anderen führet. Zur Linken habe ich einen alten sehr hohen Wall gefunden, welchen ich in zwo breite und schöne Terrassen theilen lassen. Die unterste ist mit Zwergbäumen besetzt, so in Spalier gezogen sind, und die obere mit zwo Reihen Kirschbäumen, deren Gipfel wie Lorberbäume geschnitten sind, und welche einen schönen Gang angeben. Man kommt durch das Orangeriehaus hierher, welches eben ißt aufgebauet, und ein artiges Stück der Baukunst werden wird. Dieses Gebäude wird im Winter meiner Orangerie wider die Kälte zum Schutze dienen, und im Sommer wird es einen sehr schönen Saal geben. Ich habe an selbiges eine Wohnung für den Gärtner und eine Küche anbauen lassen. In einem unregelmäßigen Winkel des Gartens habe ich ein Theater von grünen Hecken und ein Amphietheater mit doppelten Terrassen anbringen lassen. Dieses Stück, indem es alle Unregelmäßigkeit des Erdbodens verbirgt, dient dem Garten zu einer Zierde, und ob ich mir gleich nicht verspreche, in diesen Gegenden Acteurs zu Aufführung eines Schauspiels zusammen zu bringen, so soll er mir doch darzu dienen, daß ich des Abends Mahlzeiten, Concerte ec. darinnen geben will.
Am Ende des Gartens steht ein birknes Gebüsche, mit grünen Sommerlauben, und bey dessen Eingang findet man sogleich rechter und linker Hand grüne Gänge von Linden.
Der ganze übrige Garten ist mit weitläufigen und schönen Alleen von Obstbäumen besetzt, und sie finden hier eine vollständige Sammlung aller der auserlesensten Früchte, welche unser Clima hervorbringen kann.
Ueberhaupt wird meine Kunst und meine Bemühung, aus Treben einen angenehmen Ort zu machen, durch die Natur außerordentlich unterstützt. Die ganze umliegende gegend sieht einem Garten gleich. In selbiger sieht man den Fluß Pleiße sich schlängeln, über welche mitten im Dorfe eine große Brücke von Werkstücken geführt ist. Einige Schritte von dieser Brücke habe ich in einem kleinen Berge einen schönen Steinbruch. Dieser Steinbruch verschafft einen wahrhaft malerischen Anblick. Die Spitze des Hügels ist mit Eichen, Buchen und Birken bedeckt. In der Mitten sieht man die Steine und Felsenstücke, welche die Arbeitsleute brechen, und am Fuße desselben den Fluß, welcher schlangenweise, gleichsam als gienge er spazieren, daher fließt.
Noch ein wenig weiter hin kommt man an meinen großen Wald, welcher so schön ist, als man sichs nur vorstellen kann. Das Holz steht darinnen so dicke, daß ehedem niemand als Jäger und Wildpret darinnen fortkommen konnten. Ich habe eine Allee über das Kreuz durchhauen lassen, welche so breit ist, daß drey Wagen gar bequem neben einander durchfahren können. Dieses giebt ißo die schönste Spazierfahrt von der Welt. Da die ganze Gegend umher noch von kleinen Bächen durchschnitten wird, deren Ufer mit Weiden, wilden Kirsch- und anderen Bäumen bepflanzt sind, so können Sie sich leicht vorstellen, daß es mir nicht an Spaziergängen mangelt, und daß sie sehr verschieden sind. […]“
Blick ins Buch “Wasserspiele” von Marlene Hofmann: Hier eine Illustration der Geschichte “Konzert mit Fischen”, die in Treben und Haselbach spielt.
Erinnern Sie sich an ihren letzten handgeschriebenen Brief, liebe Zuhörende? Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, aber ich bin sicher, er war nicht halb so lang wie der des Freiherrn von Bielfeld. Und der war weder eine Ausnahme zu seiner Zeit – noch mehr als 50 Jahre später freute sich unter anderen Lili Parthey über einen 14 Seiten langen Brief ihres Bruders – noch war er an dieser Stelle zu Ende. Im weiteren Verlauf schildert Freiherr von Bielfeld noch das Aussehen der Dörfer Treben und Haselbach, sowie Festlichkeiten auf dem Haselbacher See. Besonders diese Episode, in der von einer Barke die Rede ist, „welche 30 Personen einnehmen kann“, inspirierte meine Kollegin Marlene Hofmann zu einer Kurzgeschichte, die mit zwei weiteren kleinen Episoden im Buch „Wasserspiele“ in diesem Jahr erschienen ist. Und dieses Buch „Wasserspiele. Drei Geschichten mit wahrem Kern aus Schlössern und Gärten im Altenburger Land“ von Marlene Hofmann möchte ich ihnen als kleinen Lesetipp mit auf den Weg geben.
Als letztes möchten wir noch bekannt geben, dass das Museum Burg Posterstein am 1. August 2021 die neu gestaltete Dauerausstellung über die Herzogin Anna Dorothea von Kurland und die europäische Salonkultur um 1800 eröffnet hat. Zur Feier des Tages veranstaltete das Museum Burg Posterstein die zweite Live-LeseZEIT, diesmal mit Briefen des Dichters Jean Paul aus Löbichau 1819. Und diese werden Sie bald und im nächsten Jahr in einer weiteren LeseZEIT-Folge hören können.
Die nächste LeseZEIT-Folge wird allerdings eine kleine Weihnachtsüberraschung werden. Und damit möchte ich mich von ihnen, liebe Zuhörende, für dieses Mal verabschieden! Vielen Dank fürs Zuhören und hoffentlich bis zum nächsten Mal!
Unser erster Blogpost gab einen kurzen Einblick in die Geschichte des Ritterguts Pölzig. Heute bildet er die Grundlage für einen Wikipedia-Eintrag zu diesem Rittergut.
Wir haben Grund zum Feiern: Im Februar 2021 wird unser Blog Geschichte und Geschichten 10 Jahre alt und noch immer gibt es viele interessante Geschichten aus der Geschichte zu erzählen. Feiert mit uns! Der Zeitpunkt könnte nicht besser passen, denn wir kehren 2021 in der Ausstellung #GartenEinsichten inhaltlich zum Ausgangspunkt zurück: Den Rittergütern im Altenburger Land und ihren Gärten. Vor zehn Jahren bildete die Fülle an interessanten Details für uns den Anlass, einen eigenen Museumsblog zu starten.
Der richtige Ort für Recherche-Ergebnisse
2010 zeigten wir die Ausstellung „Das alte Schloss sehn wir noch heut…“, die Fortsetzung einer ersten Ritterguts-Ausstellung 2007. Zusammen dokumentierten beide Sonderschauen und die dazugehörigen Publikationen sämtliche über 60 Rittergüter, die es vor der Bodenreform einmal auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Altenburger Land gegeben hat. Viele davon sind heute völlig verschwunden, andere noch gut sichtbar.
All diese umfangreichen Recherchen, die damals vor allem Gustav Wolf, Vorsitzender der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg (GAGO), leistete, sind auch langfristig für ein regionales Publikum interessant. Deshalb gingen wir neue Wege, um einen Teil der Recherchen nachhaltig öffentlich zugänglich zu machen. Die vielen interessanten Geschichten – für die ständige Ausstellung des Museums zu detailliert – sollten nicht wie die Rittergüter selbst im Nebel der Geschichte (bzw. im Archiv des Museums) verschwinden. Wir wollten ihnen stattdessen einen langlebigen, frei zugänglichen Platz geben.
Das richtige Format für unser Anliegen fanden wir nicht sofort. Zunächst veröffentlichten wir 2010 Beiträge als „Notizen“ auf Facebook (Hand aufs Herz: Wer kennt diese Rubrik, die Facebook-Seiten einmal hatten, heute überhaupt noch?). Diese Notizen erwiesen sich als wenig sichtbar, gestaltbar und teilbar. Die Funktion wurde im Oktober 2020 (zurecht) eingestellt – und wenn wir ehrlich sind, ist es nicht einmal selbstverständlich, dass es Facebook nach all der Zeit noch gibt.
Warum ein Blog das bessere Format ist
Auch, um Herr über die eigenen Daten, Inhalte und Gestaltung zu sein, starteten wir den Blog „Geschichte und Geschichten“, zunächst als WordPress.com-Blog, später (werbefrei und sebstgehostet) als Subdomain unserer Website. Wie Facebook bietet ein Blog Möglichkeiten zur Interaktion mit dem Leser – per Kommentar. Die Beiträge sind gut teilbar in den flüchtigeren sozialen Netzwerken. Und vor allem: Sie können langfristig gefunden werden. Denn die meisten unserer Inhalte sind noch Jahrzehnte später interessant. Kommen neue Forschungsergebnisse dazu, können sie entweder ergänzt oder durch zusätzliche Artikel erweitert werden. Kennt jemand eine Info, die wir vergessen haben zu erwähnen, kann er sie per Kommentar hinzufügen und so ebenfalls langfristig sichtbar machen.
Im Augenblick arbeiten wir daran, alle Beiträge, Videos und Seiten zu den wichtigsten Forschungsergebnissen auf unserer Website übersichtlich zu bündeln und sie nach all den Jahren noch besser auffindbar zu machen. Hier sammeln wir beispielsweise alle unsere Inhalte zu den Rittergütern im Altenburger Land.
Historische Ansichtskarte von Pölzig mit Schloss, Hauptstraße und Schwanenteich (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Gibt man „Rittergut Pölzig“ im Inkognito-Modus in die Suchmaschine ein, erscheint dieser Blogpost als zweites Suchergebnis direkt nach dem Wikipedia-Artikel zum Rittergut. Dieser – übrigens nicht von uns erstellte oder redigierte Artikel – stützt sich fast vollständig auf unsere Inhalte und verlinkt neben dem Blogpost auch unsere Google Map zu den Rittergütern des Landkreises (Achtung – Link zu Google Map, dort gilt die Datenschutz-Richtlinie von Google Maps), die wir 2010 im Zuge der Sonderschau anlegten und die seitdem rund 25.000 Mal aufgerufen wurde. Damit stellt dieser erste Post eine wichtige Quelle für die Überblicksrecherche zum Rittergut Pölzig dar.
10 Jahre in Zahlen
299 Blog-Beiträge vorwiegend auf Deutsch (91%), manchmal auf Englisch (9%), 6 Unterseiten und hunderte von Bildern später ist unser Blog ein fester Bestandteil unserer Museumsarbeit geworden. Mit der Ausstellung „Landschaft nach der Wismut“ und der Weihnachtskrippen-Ausstellung fanden bereits zwei digitale Sonderschauen im Blog statt. Blog und Website haben jährlich zusammen über 600.000 Besucher, Tendenz steigend. Noch Jahre später finden Beiträge Leser. Hin und wieder ergeben sich Recherche-Kontakte oder wir bekommen Schenkungen von Menschen, die durch den Blog auf unsere Forschungs- und Sammlungsschwerpunkte aufmerksam geworden sind.
Zurück zu den Rittergütern – partizipativ
In diesem Jahr wenden wir uns in einer Sonderausstellung erneut einigen Rittergütern und ihren Gärten zu. Für die Ausstellung #GartenEinsichten: „Wie der Garten, so der Gärtner“ – Gartenkultur als Spiegel der Gesellschaft möchten wir neben der Gartenkultur im Allgemeinen und einigen Bauerngärten auch ausgewählte Rittergutsgärten in den Fokus rücken. Regionale Instagramer haben sich für uns auf fotografische Spurensuche begeben und versuchen, noch vorhandene Reste der einstigen Pracht zu dokumentieren. Welche Rittergutsgärten dabei im Blick stehen, zeigen wir auf einer neuen Google-Map (Achtung – Link zu Google Map, dort gilt die Datenschutz-Richtlinie von Google Maps).
Auch der Park von Schloss Tannenfeld steht in unserer Ausstellung #GartenEinsichten wieder im Fokus der Kameralinsen.
Gleichzeitig rufen wir euch alle dazu auf, uns unter dem Hashtag #GartenEinsichten eure Lieblingsgärten (nicht nur im Altenburger Land!) zu zeigen oder uns zu erzählen, wie euer Garten der Zukunft aussehen sollte. Alle Beiträge werten wir aus und fassen sie im Blog zusammen. – Ein Aufruf dazu folgt demnächst hier im Blog!
Seit Sommer 2016 laufen die Arbeiten am historischen Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes Posterstein. Das Zukunftsprojekt „Gemeinsam nicht einsam – neues Leben auf dem Lande“ wird vom Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera mit Fördermitteln der integrierten ländlichen Entwicklung, hier Dorferneuerung/Dorfentwicklung, unterstützt. Der Fördermittelbescheid über 1,8 Millionen Euro wurde am 17. August offiziell überreicht. Gefördert wird das Projekt auch vom Freistaat Thüringen und dem Bund.
Seit diesem ersten großen Schritt wurde fleißig gebaut. Der gesamte Dachstuhl ist saniert, das Dach neu gedeckt, neue Fenster wurden eingesetzt und die neuen Wohnung nehmen Form an.
Offenes Herrenhaus Posterstein am Internationalen Museumstag 2017
Projekt „Gemeinsam nicht einsam“: Wie der Stein ins Rollen kam
Seit 1993 stehen die verbliebenen Gebäude des Postersteiner Ritterguts, direkt neben der Burg Posterstein, leer. Am 14. Oktober 2015 gründete sich der Förderverein Burgberg Posterstein e.V. und kaufte die Gebäude mit dem Ziel zurück, diese zu sanieren und eine nachhaltige Nutzung für sie zu finden. Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Posterstein wurde im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet. Erstmalig bot sich 2015 die Chance zum Rückkauf des Herrenhauses sowie der verbleibenden Rittergutsgebäude. Mit Geldern der Thüringer Staatskanzlei wurde eine Machbarkeitsstudie für die Realisierung des Konzepts „Gemeinsam nicht einsam“ in Auftrag gegeben. Parallel kam die Notsicherung des Gebäudes im Gange.
Das Rittergut Posterstein um 1900, Museum Burg Posterstein
Die Gemeinde Posterstein möchte das historische Herrenhaus bis 2018 in mehreren Bauabschnitten sanieren und ausbauen. Es soll eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Tourismus entstehen, darunter acht Wohnungen, zwei Ferienwohnungen, ein Treffpunkt für Vereine und vieles mehr.
Das Gut, auf dem Hans Fallada das Kartoffelzüchten lernte
Die Geschichte des Postersteiner Ritterguts ist eng verknüpft mit der der Burg Posterstein. Die letzten Rittergutsbesitzer (1833-1945) waren die Familie Herrmann. Ein berühmter „Eleve“ in dem landwirtschaftlichen Betrieb war von 1913 bis 1915 Rudolf Ditzen, der hier seine Ausbildung zum Landwirt – mit Spezialisierung auf die Kartoffelzüchtung – absolvierte. Viel bekannter ist der spätere Schriftsteller unter seinem Künstlernamen Hans Fallada.
Führung im historischen Herrenhaus zum internationalen Museumstag 2017.
Während der beiden Weltkriege wurde Posterstein nicht zerstört. Dennoch endete der Zweite Weltkrieg mit der bislang schwerwiegendsten Veränderung: Die Grundherrschaft Posterstein hörte auf zu bestehen. Mit der Durchsetzung der Bodenreform in Thüringen wurde am Anfang des Jahres 1946 das 192 Hektar große Rittergut enteignet, die Grundfläche aufgeteilt und Teile der Wirtschaftsgebäude abgerissen. Der letzte Rittergutsbesitzer Kurt Herrmann (1905-1986) siedelte nach der Ausweisung zwangsweise nach Westdeutschland um. In Burg und Herrenhaus quartierte man nach Kriegsende zunächst Flüchtlinge ein, die ihr Hab und Gut im Osten verloren hatten. Später wurde im Herrenhaus ein Kinderheim (1956-1992) und in der Burg ein Museum eingerichtet.
Ein Fundstück unter den Dielen
Bevor die Familie Herrmann das Rittergut Posterstein 1833 kaufte, gehörte es der Familie Flemming. Der kursächsische Generalfeldmarschall und Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming (1667–1728) hatte 1724 die Besitzungen Posterstein und Vollmershain für 124 000 Taler gekauft. Obwohl die Familie Flemming in Posterstein nur sehr wenig Zeit verbrachte, wurden doch erhebliche Investitionen getätigt. Den Familienbesitz führte sie bis 1833 weiter.
Während der Bauarbeiten unter den Dielen gefunden: Ein Dokument von 1730.
Aus dieser Zeit stammt auch ein außergewöhnliches Fundstück, dass die Arbeiten am Dachstuhl des Herrenhauses zu Tage förderten: Ein Schriftstück, das auf das Jahr 1730 datiert ist.
Das Dokument hat die Maße 20 x 32 cm, trägt das Siegel des Gerichtsinspektors Christian Schmidt und umfasst insgesamt vier Blätter. Dennoch scheint es ein Fragment zu sein. Auf der ersten Seite ist die Nummerierung „No: II.“ zu lesen. Ein möglicher erster Teil blieb allerdings bisher unentdeckt. Bei der gefunden Urkunde handelt es sich um die Abschrift eines Vergleichs von 1677 zwischen Georg Dietrich von Pflugk (1640–1705) auf Posterstein, und Marie Elisabeth von Schleinitz, geborene Bünau, auf Blankenhain.
Die Urkunde beinhaltet eine Vereinbarung der beiden Partein über das Schank- und das Wegerecht auf den Geleitsstraßen unter Pflugks Aufsicht und über ein entsprechendes Wegegeld. Die Abschrift ist vom Gerichtsinspektor Christian Schmidt beglaubigt, gesiegelt und auf „Blankenhayn, den 12.Jul. 1730“ datiert. Das Original vom „29. Jan: Anno 1677“ wurde laut Schmidt „Wort zu Wort“ übertragen. Dieses außergewöhnliche Zeugnis der Postersteiner Geschichte blieb bis jetzt das einzige Fundstück seiner Art.
Die Umgestaltung des Burgbergs ist in vollem Gange
Die Besucher von Posterstein können den Fortschritt des Bauprojekts direkt vor der Burg deutlich sehen. 2017 steht der Innenausbau im Fokus. Das Zukunftsprojekt ist vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur ausgewählt als eines von vier „Modelprojekten der Regionalentwicklung – Daseinsvorsorge im demografischen Wandel“. Die Fördermittel stehen bereit und die Umsetzung beginnt. So rückt das Ziel des Vorhabens, den Burgberg wieder mit Leben zu erfüllen, eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit/Tourismus zu etablieren und so Posterstein als Wohn-, Arbeits-, Sozial-, und Kulturraum zu erhalten und weiter zu entwickeln in immer greifbarerer Nähe.
Das Museum Burg Posterstein erhielt für seine kulturgeschichtliche Sammlung ein Ölgemälde aus den 1930/40er Jahren, das das Rittergut Nöbdenitz im damaligen Zustand zeigt.
Dieter Heine (links) übergibt das Ölgemälde aus seinem Familienbesitz an Museumsdirektor Klaus Hofmann und Museumsvereinsvorstand Dr. Gert Wolkersdörfer.
Das großformatige Gemälde zeigt den idyllischen Blick auf das Nöbdenitzer Rittergut vom Teich aus gesehen. „Für das Museum ist das Bild besonders interessant, weil es eine historische Ansicht dokumentiert, die es heute so nicht mehr gibt“, freut sich Museumsdirektor Klaus Hofmann. Beispielsweise sieht man auf dem Gemälde noch den heute nicht mehr vorhandenen Balkon des Alten Schlosses (heute Sitz der Verwaltungsgenossenschaft Oberes Sprottental) und den Vorgängerbau der heutigen Kindertagesstätte Nöbdenitz.
Das Ölgemälde malte der langjährige Nöbdenitzer Landarzt Dr. med. Gerhard Hermann Nordbeck.
Gemalt hat das Bild Dr. med. Gerhard Hermann Nordbeck (1894–1970), der bis 1954 als Landarzt in Nöbdenitz lebte. Er kam 1923 mit seiner ersten Frau Carola, geborene Eichhorn, nach Nöbdenitz und ließ um 1926/27 das Gebäude errichten, das auch heute noch die Nöbdenitzer Arztpraxis mit Wohnhaus beherbergt. Nachdem seine Frau 1945 gestorben war, heiratete Nordbeck 1950 Helga Zwiener, geschiedene Heine, die Mutter von Dieter Heine. In Absprache mit seinen Stiefgeschwistern entschied Heine sich dafür, das von Nordbeck angefertigte Gemälde dem Museum Burg Posterstein zu übergeben. Der Museumsverein Burg Posterstein dankt herzlich dafür.
Das Nöbdenitzer Schloss um 1938/40 und heute.
Die vom Teehaus am Nöbdenitzer Teich (2006 vom Ortsverschönerunsgsverein Nöbdenitz rekonstruiert) gemalte Ansicht stellt eine wunderbare Ergänzung der Dauerausstellung des Museums dar, die in diesem Jahr weiter überarbeitet werden soll. Nach der Ausstellung über den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824) im vergangenen Jahr sollen auch Thümmel und Nöbdenitz einen prominenteren Platz in der Ausstellung zur europäischen Salongeschichte erhalten. Thümmel ließ auf seinem Landsitz in Nöbdenitz nicht nur einen weithin bekannten englischen Garten anlegen, sondern wählte die 1000-jährige Eiche als seine außergewöhnliche Grabstätte. Das Museum Burg Posterstein veröffentlichte 2016 die bisher umfangreichste Biografie Thümmels und bietet auf Voranmeldung Führungen zur 1000-jährigen Eiche und zum Rittergut Nöbdenitz an.
Bei Dacharbeiten an einem Seitenflügel des früheren Verwalterhauses des Ritterguts Posterstein wurde unter den alten Dielen ein Schriftstück entdeckt, das auf das Jahr 1730 datiert ist.
Bauarbeiten am Herrenhaus Posterstein
Schriftstück aus dem Jahr 1730
Zu dieser Zeit war der kursächsische Generalfeldmarschall und Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming (1667–1728) Besitzer des Ritterguts. Dieser hatte 1724 die Besitzungen Posterstein und Vollmershain für 124000 Taler gekauft. Obwohl die Familie Flemming in Posterstein nur sehr wenig Zeit verbrachte, wurden doch erhebliche Investitionen getätigt. Den Familienbesitz führte sie bis 1833 weiter. Die Gutsgeschäfte übertrug man größtenteils Pächtern, die durch entsprechende Pachtverträge mit den Nutzungsrechten ausgestattet waren.
Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming
„Schon der Feldmarschall Flemming hatte das Schloß als Wohnung verschmäht und sich ein neues Herrenhaus gebaut.“
Wie das Rittergut Posterstein um 1730 aussehen haben muss, wird aus der handschriftlichen Chronik von Friedrich Winckler aus dem Jahr 1905 deutlich. Darin ist zu lesen: „So reizvoll in seiner unregelmäßigen Gestalt mit kleineren Türmen, mit Erkern, Winkeln und Höfchen von Außen das Ganze [die Burg] wirkt, so traurig sieht es drinnen heute aus. Da bietet sich ein Bild des Verfalls. Schon der Feldmarschall Flemming hatte das Schloß als Wohnung verschmäht und sich ein neues Herrenhaus gebaut. Die Erhaltung des Schlosses war seitdem für jeden Eigentümer eine unbequeme Last. Seit Menschenaltern ist es unbewohnt. […] In bewohnbaren Zustand muß das Schloß [1776] gewesen sein jedenfalls war die Gerichtsstube darin. Es war wohl auf Absteigequartier des in Crossen wohnenden Grafen, welchem das vom Feldmarschall erbaute Haus einem Brande zum Opfer gefallen war, der 1749 alle Baulichkeiten des Gutsgehöftes vernichtete.“
Rittergut Posterstein um 1900
„Dieser Umstand hatte zur Folge daß mein Urgroßvater [Johann Christian Winckler, Pächter des Ritterguts Posterstein von 1776 bis 1805] den Hof mit lauter ziemlich neuen Gebäuden besetzt fand. Das neueste war das Pächterhaus. Denn in dem Inventarium erfolgt die Aufzählung der Türen, Fenster und Öfen derjenigen Räume, die offenbar seine Wohnung bildeten […] Wie aber mußte mein Großvater sich erst gehoben fühlen, wenn er hinaustrat und den Hof mit der Reihe stattlicher Gebäude vor sich sah. Von denen kann man sich auch ein Bild aus dem Inventarium machen. Rechts standen zwei Pferdeställe. Dann kamen das Malz-und Darrhaus, [die Darre, Darren – Dörren, Dörrvorrichtung] das Brauhaus mit der Brauvorrichtung und das Brandwein-Brauhaus. Linker Hand war zunächst die geräumige Hofmeisterwohnung, in der auch ein Schreiberkabinet erwähnt wird. Daran stieß das Gesindehaus, daß in zwei Geschossen die vierfenstrige Gesindestube mit Kachelofen, fünf Kammern und zwei Küchen enthielt. Dann folgten das Grasehaus, der Kuh- und der Schweinestall, über denen sich der Getreideboden befand, der Schirrschuppen, der Fröhnerstall, ein Scheunungengebäude mit vier Einfahrten und der Wagenschuppen. Der Milchkeller befand sich unter einem Stallgebäude, der Bierkeller aber unter dem Schlosse. Das ist dessen einzige Erwähnung in dem Inventarium.“
Das Fundstück
Unter den alten Dielen im Dachboden des Herrenhauses fanden die Zimmerleute ein Schriftstück, das auf 1730 datiert wurde, aber von viel älteren Verhandlungen kündet. Das Dokument hat die Maße 20 x 32 cm, trägt das Siegel des Gerichtsinspektors Christian Schmidt und umfasst insgesamt vier Blätter. Dennoch scheint es ein Fragment zu sein. Auf der ersten Seite ist die Nummerierung „No: II.“ zu lesen. Ein möglicher erster Teil blieb allerdings bisher unentdeckt.
Bei der gefunden Urkunde handelt es sich um die Abschrift eines Vergleichs von 1677 zwischen Georg Dietrich von Pflugk (1640–1705) auf Posterstein, und Marie Elisabeth von Schleinitz, geborene Bünau, auf Blankenhain. Für diese tritt auch ihr Ehemann und Vormund, der kursächische Rittmeister Hans Georg Haubold von Schleinitz (1639–1677) auf. Beide hatten 1668 geheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Die Abschrift ist vom Gerichtsinspektor Christian Schmidt beglaubigt, gesiegelt und auf „Blankenhayn, den 12.Jul. 1730“ datiert. Das Original vom „29. Jan: Anno 1677“ wurde laut Schmidt „Wort zu Wort“ übertragen
Schon damals eine bautätige Herrscherfamilie
Die Familie von Pflugk, Besitzer des Guts von 1528 bis 1718, war die wohl bautätigste Familie auf Posterstein. Sie entstammten einem meißnischen Adelsgeschlecht und lassen sich seit dem 16. Jahrhundert in den genealogischen Einträgen zahlreicher Rittergüter der Region nachweisen. Die Burg Posterstein verdankt der Familie in großen Teilen ihr heutiges Erscheinungsbild. Auch die Burgkirche wurde durch Tham von Pflugk (†1596) errichtet und von seinem Nachkommen Georg Dietrich von Pflugk mit einem wunderschönen barocken Schnitzwerk ausgestattet.
Rittergut Posterstein 1694
Georg Dietrich von Pflugk hatte an der Universität Jena Philosophie und Rechtswissenschaft studiert, in Tübingen und Jena verschiedene juristische Schriften veröffentlicht und war zwei Jahre lang durch Deutschland und Frankreich gereist. Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603–1669) berief ihn 1666 als Hof- und Justizrat in die Landesregierung. Pflugk war Konsistorialrat und Vizehofrichter in Jena, wurde 1690 schließlich zum Geheimen Rat und 1701 zum Kanzler ernannt.
Er heiratete in erster Ehe Maria Elisabeth (1646–1677), die Tochter des angesehenen und einflussreichen Wolf Konrad von Thumbshirn (1604-1667) auf Ponitz. Noch im Jahr des Todes seiner ersten Frau erfolgte die neuerliche Eheschließung mit Marie (Martha) Gertraud von Römer (1654–1710) aus Neumark im Vogtland. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen der erstgeborene Sohn Georg Carl (1678–1748) die Nachfolge auf Posterstein antrat. Georg Diedrich von Pflugk starb in Altenburg und ist in der Burgkirche Posterstein beigesetzt.
Von Geleitstraßen und „Weg-Geld“
Als Georg Dietrich von Pflugk den Postersteiner Besitz nach einem Vergleich mit seinen Brüdern 1666 übernahm, stand er auf Grund der Nachwirkungen des 30jährigen Krieges vor der Notwendigkeit, sämtliche Zins- und Fronregister neu aufzustellen, Visitationen durchzuführen sowie Dorf- und Gerichtsordnungen zu erneuern. Es gelang ihm, seine Stellung in Gotha und Altenburg zu nutzen, um Privilegien, wie das Geleitstraßenrecht, Bergbaurechte und das Marktrecht zu erwerben. So erhielt er unter anderem die Oberaufsicht über die durch Posterstein führende Heer- und Geleitstraße von Gera nach Zwickau, die Genehmigung zum Gasthausbau in Schönhaide, das Jagdrecht in Pillingsdorf und das Marktrecht für einen Michaelis- und einen Walpurgismarkt in Posterstein.
Auf Geleitstraßen wurden Reisende, Händler oder Pilger von bewaffneten Reitern begleitet und vor Überfällen oder ähnlichen Gefahren geschützt. Für diesen Schutz wurde eine gewisse Summe als Geleitsabgabe fällig. Jeder, der sich auf diesen Straßen fortbewegte stand unter dem Landes- bzw. Königsfrieden und konnte ein Geleit begehren. Kam es trotz dieser Absicherung zu Straßenraub, musste der Geleitsherr für diesen Schaden aufkommen. Mit dem allgemeinen Landfrieden Maximilians I. wurde dieses „lebendige Geleit“ allen Reichsständen zur Pflicht gemacht.
Da das begleitete Reisen, durch Entlohnung der bewaffneten Geleitsreiter, sehr kostenintensiv war, wurde es später meist durch das „tote“ oder schriftliche Geleit ersetzt und der zu Geleitende erhielt nach der Abgabe des Geleitsgeldes bei einem „Geleits-Einnehmer“ einen entsprechenden „Geleitsbrief“.
Die wohl bekanntesten dieser Heer- und Geleitstraßen waren die „Via Regia“ und die „Via Imperii“. Sie waren die großen Verbindungsstraßen und -wege zwischen den befestigten Städten und großen Waren-Umschlagplätzen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.
„Urkundlich ist dieser Vergleich in dupto zu Pappier gebracht […]“
Georg Dietrich von Pflugk hatte um 1677 eine solche Oberaufsicht über die Heer- und Geleitstraße von Gera nach Zwickau inne. Und diese ist auch in dem Vergleich Thema, der als Abschrift im Herrenhaus der Burg Posterstein gefunden wurde.
„[…] Zuwißen, demnach zwischen der Hochwohlgebohrenen Frauen, Frauen Marien Elisabethen von Schleuniz [Schleinitz], gebohrene von Bünau, alß Besitzerin des Ritter Guths Blankenhayn, mit vollwert dero Ehe- und kriegischen Vormundes, des hochwohlgebohrenen Herrn, Herrn Hanß Georgs Haubolden von Schleuniz [Schleinitz], auf Blankenhayn, an Einem, und dem hochwohlgebohrenen Herrn, Herrn Georg Dietrich Pflugen, auf Posterstein zum anderen Theile, wegen der Pillingsdorffischen Straßen, daß nehmlich dirselben für nun freye Land-Straße zu halten“.
Georg Dietrich von Pflugk und die Familie von Schleinitz auf Blankenhain vereinbaren mit Wissen der „hirzu gnädigst verehrten Chur- und fürstlich. Commission zu Leipzig“ und „bey Herrn Herzogs Friedrich fürstl. Durchlaucht. zu Sachsen Altenburg, dergleichen Concession“, dass das anfallende Weggeld in Höhe von „zweihundert und fünfzig Gülden“ zur „Besserung mehr bewegter Straßen von Klein Heuckewalde an biß an die Corbusener Flur“ mit anderen Privilegien verrechnet werde. Diese sind das Recht zur Kuppeljagt, der Jagd auf dem Grundbesitz oder der Gerichtsbarkeit eines anderen, in Pillingsdorf und dem Nischwitzer Pfarrholz sowie das Schankrecht an der Pillingsdorfer Straße, welches Frau von Schleinitz an Georg Dietrich von Pflugk mit dem Versprechen abtritt, dort keinen eigenen Gasthof oder eine Schenke zu betreiben oder betreiben zu lassen.
„[…] der von Pflug angeführet, wie er gleichwohl, des Pillingsdorffischen Gasthoffs halben bey obgemeldter hochansehnlichen Commission nicht nur die gehabte Kuppel Jagds Gerechtigkeit in der in der Nischwizer Flur, sondern auf die jenigen zweihundert und fünfzig Gülden, welche Ihme die Frau von Schleuniz vor die in dem Holze, die Pillingsdorff genannt, und dem Pfarr Holze zu Nischwiz, ausgewißenermase Überlaßene Jagd, schuldig werden, abgetreten, dahero nicht unbillig, daß ihm in solcher Gastungs- und Schankgerechtigkeit kein Eintrag geschehen: So hat die Frau von Schleuniz solches gleichfalls für recht und billig befunden, und zu solchen Ende mit vollwert Ihres Ehelichen und kriegischen Herrn Vormundens sich hiermit erkläret, weder einen Gasthoff oder Schenke an solcher Pillingsdorffischen Straßen aufzurichten noch sonsten, demselben zum abbruch, etwas vorzunehmen oder vornehmen zu laßen, welche freundliche Erklärung der von Pflug acceptiert […]“.
Im Tausch gegen diese Privilegien erlässt Pflugk den Blankenhainern das Geleitsgeld auf den Straßen „[…] gegen Ober-Albersdorffen, wo dieselbe von der Vogelgesänger Straße abgeht, auf der Kursdörffer Fluhr henein, nachen Blankenhayn, durch das Dorff, Pillingsdorff, und über selbigen Anger, bis zu Ausgang der Nychwizer und angehender Klein Heuckewalder Fluhr: Von hieran aber bis vollends an die Corbsener Flur, um diese und die Vogelgesänger Straßen wieder zusammen kommen […]“.
Warum dieses interessante Zeugnis gleich zweier Herrschaftsfamilien in Posterstein unter die Dielen des Herrenhauses geriet und wie es die großen Brände auf dem Wirtschaftshof 1749 und 1772 überstehen konnte, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Der Fund ist dennoch außergewöhnlich und lässt auf noch weitere, positive Entdeckungen hoffen. Wir sind gespannt.