Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) hat sich die Baustelle des Nordflügels der Burg Posterstein für eine „musikalische Erstbespielung“ ausgesucht. In einer „Klangprozession“ führen die Musiker ihr Publikum am 15. Juni 2025, 15 Uhr, in die neu entstehenden Räume. Den Rohbau tauchen sie in sphärische Klänge und schaffen dabei völlig neue Sinneseindrücke. Der Leipziger Aktionskünstler Adam Noack malt live zur Musik.
Klingt merkwürdig? – Im Interview erzählt Adam Noack, was es mit dem Projekt auf sich hat.
Hier berichten die Musiker Michael und Matthias von Hintzenstern über das Vorhaben.
Interview mit dem Künstler Adam Noack
Ein Selbstportrait Adam Noacks.
Lieber Adam Noack, möchten Sie sich und Ihre Kunst kurz vorstellen?
Adam Noack: Ich war als Kind schon begeistert vom Malen und vom kreativen Machen allgemein. Irgendwann dann, nach verschiedenen Stationen, habe ich dann freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar studiert. Das war eine wichtige Station in meinem Leben. Somit bin ich bis heute künstlerisch aktiv. Das künstlerische Aktivsein ist für mich ein Erlebnis. Ich ziehe gerne los, mit Staffelei, Farben und Papier unterm Arm. Manchmal kommt dabei etwas heraus, was dann als Bildobjekt in einer Ausstellung hängt und betrachtet werden kann. Mich interessiert aber mittlerweile vielmehr der Prozess des kreativen Schaffens an sich.
Eine Klangprozession zum Klang der Bilder – wie muss man sich das vorstellen? Noch dazu im Rohbau des Nordflügels der Burg Posterstein, der sonst noch nicht für Besucher zugänglich ist. Was erwartet die Gäste an diesem Nachmittag?
Adam Noack: Ich denke, dass die Gäste ein künstlerisch topaktuelles und einmaliges Musikerlebnis erwartet, zu dem ich mich malend bewege. Für mich ist das ein sehr besonderes Erlebnis. Es finden jedoch nicht alle Menschen einen Zugang dazu, was aber ganz verständlich ist bei solch außergewöhnlichen Aktionen. Auf die Kulisse des Nordflügels der Burg bin ich sehr gespannt. Ich freue mich den Rohbau zu betreten und dass wir dort künstlerisch aktiv sein können, ist wunderbar.
Der neue Nordflügel ist durch große Flügeltüren zum kleinen Burghof hin offen.
Was reizt Sie künstlerisch daran?
Adam Noack: Der Reiz für mich ist das Erleben von Kunst. Kreativ sein beinhaltet etwas Lebendiges. Dazu kommt das Interaktive, das finde ich wichtig. Mit den Musikern, mit dem Publikum und mit dem Ort.
Wie unterscheiden sich das so entstehende Werk und der Malprozess dahin von Ihrer sonstigen Arbeit?
Adam Noack: Es gibt zu meiner sonstigen künstlerischen Arbeit viele Verbindungen. Die Live-Musik allerdings, die habe ich sonst nicht dabei, da gibt es eher das Dröhnen einer Großstadt oder das Gezwitscher der Vögel.
Adam Noack beim Malen in Teheran
Was ist das Spannende daran, mit den Musikern des EFIM zusammenzuarbeiten?
Adam Noack: Die Musik inspiriert mich sehr, fordert mich aber auch heraus. Die Musiker bekomme ich mehr oder weniger mit ein paar Strichen eingefangen, egal wie wild sie dabei herumzappeln. Die Musik verhält sich da anders, da habe ich eigentlich keine Chance. Genau das macht es umso spannender für mich.
Wo können interessierte Kunstfreude Ihre Werke sonst noch bewundern?
Adam Noack: Ich mache hin und wieder eine Ausstellung. Die kann in Weimar, in Leipzig oder aber auch in Teheran stattfinden. Die nächste Gruppenausstellung, an der ich teilnehme, ist die 31. Leipziger Jahresausstellung. Diese wird am 27. Juni 2025 in der Spinnerei in Leipzig eröffnet.
Vielen herzlichen Dank für das Interview!
So klingt der Rohbau des Nordflügels
Das Ensemble für intuitive Musik Weimar füllte den Rohbau des neuen Nordflügels der Burg Posterstein mit sphärischen Klängen, die mal an Sturm, mal an Regen, mal an Tage voller Sonnenschein erinnerten. Der Künstler Adam Noack hielt das Event live in zahlreichen farbigen Skizzen von Musikern und Publikum sowie abstrakt auf großer Leinwand fest.
Über 50 Gäste waren dabei – wir danken allen, die gekommen sind!
Adam Noack begann schon vor Konzertbeginn die Künstler und das Publikum zu skizzieren.Das Ensemble für intuitive Musik Weimar und der Künstler Adam Noack während der musikalischen Erstbespielung des neuen Norflügels der Burg Posterstein.Michael von Hintzenstern am Harmonium.Adam Noack hielt das Konzert auch in einem abstrakten Gemälde fest.Das Ensemble für intuitive Musik Weimar und der Künstler Adam Noack schufen am 15. Juni 2025 im Rohbau des Nordflügels der Burg Posterstein ein einzigartiges Gesamtkunstwerk.Matthias von Hintzenstern trug mit Cioloncello, Klangschale und Obertongesang zum Musikerlebnis bei.Michael von Hintzenstern spielte Harmonium und diverse Rhythmusinstrumente.Adam Noack zeichnete die Musiker live während der Aufführung.Hans Tutschku war verantwortlich für die Live-Elektronik.Das fertige abstrakte Gemälde Adam Noacks.Michael und Matthias von Hintzenstern während der musikalischen Erstbespielung des Rohbaus des Nordflügels der Burg Posterstein.Für das besondere Klangkunsterlebnis ernteten die vier Künstler viel Applaus.
Die Baustelle des neuen Nordflügels der Burg Posterstein
Burg Posterstein im April 2025 (Bild: Stephan Günzel).
2024 entstand der Rohbau des neuen Nordflügels der Burg Posterstein. Optisch lehnt er sich nah an den 1952 abgerissenen historischen Vorgängerbau an. Der Wiederaufbau des einstigen Repräsentationsflügels der Burg soll das Museum Burg Posterstein in die Lage versetzen, einen ganzen Bereich für moderne Vermittlungsformen bereitzuhalten, die Ausstellungen barrierefrei zu erschließen, den Service zu verbessern und nicht zuletzt die Sammlungen geschützter unterzubringen. Es ist das größte Bauvorhaben der Geschichte des Museums. Den aktuellen Stand der Bauarbeiten finden Sie im digitalen Bautagebuch.
Das Baustellen-Konzert findet im Rahmen des Begleitprogramms der Sonderschau „Taktvoll“ statt.
Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) hat sich die Baustelle des Nordflügels der Burg Posterstein für eine „musikalische Erstbespielung“ ausgesucht. In einer Klangprozession führen die Musiker ihr Publikum am 15. Juni 2025, 15 Uhr, in die neu entstehenden Räume. Den Rohbau tauchen sie in sphärische Klänge und schaffen völlig neue Sinneseindrücke. Der Leipziger Aktionskünstler Adam Noack malt live zur Musik.
Interview mit Michael und Matthias von Hintzenstern
Klingt merkwürdig? – Im Interview erzählen Michael und Matthias von Hintzenstern vom Ensemble für Intuitive Musik aus Weimar, was es mit dem Projekt auf sich hat.
Ein weiteres Interview mit dem Künstler Adam Noack gibt es hier.
Michael und Matthias von Hintzenstern im Mai 2025 (Foto: Gabriele Stötzer).
Lieber Michael von Hintzenstern, können Sie das Ensemble kurz vorstellen?
Michael: Das Ensemble besteht aus Daniel Hoffmann (Trompete/Flügelhorn), Matthias von Hintzenstern (Violoncello/ Obertongesang), Hans Tutschku (Boston, Harvard Universität; Live-Elektronik) und mir, Michael von Hintzenstern (Klavier/Harmonium/ Orgel). Die Besetzung hat sich im Lauf der Jahre nur minimal geändert, das Ensemble ist aber seit Gründung 1980 immer bestehen geblieben. Das heißt, wir feiern unser 45-jähriges Jubiläum.
Matthias: Uns verbindet unser gemeinsames Interesse an der Musik des Komponisten Karlheinz Stockhausen. Die brachte uns auf die Idee, selbst so ein Ensemble für Intuitive Musik zu gründen. So etwas gab es in der DDR nicht, experimentelle Avantgarde-Musik war tabuisiert und galt als westlich.
Michael: Karlheinz Stockhausen aus Köln war einer der Urväter der elektronischen Musik. Ich hab ihm als 14-jähriger einen Brief geschrieben und er hat auch geantwortet – und dabei stellte sich heraus, dass ich zu derzeit der einzige DDR-Bürger war, der mit ihm in Kontakt stand. Das hat sich später noch intensiviert und er hat uns bei unseren Auftritten sehr unterstützt.
Eine Prozession zum Klang der Bilder – das hört sich nicht nach einer klassischen Konzertsituation mit Bühne und Stuhlreihen an. Noch dazu im Rohbau des Nordflügels der Burg Posterstein, der sonst noch nicht für Besucher zugänglich ist. Was erwartet die Gäste an diesem Nachmittag?
Michael: Wir werden die Gäste im Eingangsbereich der Burg empfangen und dann leiten wir sie auf die Baustelle in den großen Saal. Dort wird dann der Maler Adam Noack dazukommen und zur Musik aktiv werden.
Was reizt Sie daran, die Baustelle im Schatten des 25 Meter hohen Bergfrieds der Burg Posterstein mit Klängen zu durchdringen?
Michael: Posterstein ist für uns schon lange ein inspirierender Ort gewesen. Mein Bruder Matthias hat schon über ein Jahrzehnt aktiv mitgewirkt in den Museumsaktivitäten. Vor 25 Jahren gab es schonmal eine große Klanginstallation in der gesamten Burg.
Natürlich haben wir das großartige Baugeschehen in Posterstein verfolgt. Jetzt ist es für uns eine Ehre, den neuen Raum erstmals zu bespielen. Das Prinzip der „Erstbespielung“ haben wir uns seit über vierzig Jahren auf die Fahnen geschrieben.
Matthias: Das heißt, an Orten spielen, wo noch nie Musik erklungen ist. Zum Beispiel in einem Salzbergwerk bei Sondershausen 600 Meter unter Tage, im Steinbruch Ehringsdorf oder auf einem Lavafeld bei Mexiko City.
Michael: Für den Auftritt in Posterstein reist Hans Tutschku extra aus Amerika an, der einzige Thüringer, der in Harvard eine Professur hat und zudem noch ein Vorreiter der Neuen Musik ist.
Wissen Sie schon, wie die Baustelle klingen wird?
Michael: Das werden wir erst ganz kurzfristig feststellen, wenn wir aufbauen. Hans Tutschku ist ein erfahrener Akustiker, der wird das hinbekommen. Live versuchen wir dann, den optimalen Klang zu finden.
Abgesehen davon entsteht Intuitive Musik natürlich im Moment der Aufführung. Die Musiker sind in besonderer Weise dazu angehalten, sich auf eine neue Situation einzustellen. Das Moment der Aufführung ist das Ziel. Es entsteht immer etwas Neues.
Matthias: Das Publikum spielt eine wichtige Rolle dabei: Die Reaktionen der Zuschauer fließen in die Musik ein. Es ist eine Wechselwirkung.
Aktuell ist der Nordflügel ein Rohbau. Der Innenausbau fehlt noch.
Was ist das Spannende daran, mit einem Künstler wie Adam Noack zusammenzuarbeiten?
Michael: Adam Noack gehört zu den jungen, aufstrebenden Künstlern. Ihn kenne ich durch die Galerie Eigenheim in Weimar. Er kann beides: Realistische Zeichnungen von Ort und Publikum anfertigen, aber auch abstrakt malen. Er arbeitet an mehreren Leinwänden gleichzeitig. Das Publikum und die Musiker können das live mitverfolgen. Auch das ist Aktion und Reaktion und es ist sehr unterhaltsam. Unser Ensemble hat das Konzept mit verschiedenen Künstlern probiert.
Die Zeichnung „Trumpet solo“ von Adam Noack stammt von dessen Website:
Matthias: Die Idee ist schon alt und entstand, als ich zu einem Konzert in den 1980ern mit DDR-Diaprojektoren abstrakte, sich verändernde Bilder auf Glasplättchen in den Raum projizierte. Die Idee entwickelte Hans Tutschku weiter – mit 42 Projektoren und über 300 Dias für eine Aufführung im Jenaer Planetarium. Ein kosmisch erscheinendes Bildgeschehen in Bewegung – das ist faszinierend. Seither haben wir schon viele synästhetische Projekte umgesetzt, auch mit Dichtern.
Wie können sich die Konzertgäste am besten auf die Klangprozession vorbereiten?
Matthias und Michael: Ausgeschlafen und gespannt sein. Neugier mitbringen, erstmal gucken und es auf sich zukommen lassen. Man kann auch zwischendurch die Augen schließen und sich fallen lassen. Die Fantasie wird angeregt, Vorurteile abgestellt. Man darf durchaus die Position verändern. Und wegen der Baustelle empfiehlt es sich natürlich, festes Schuhwerk anzuziehen.
Wir danken ganz herzlich für das Interview!
Weitere Informationen zum Ensemble finden Sie hier und hier.
So klingt der Rohbau
Das Ensemble für intuitive Musik Weimar füllte den Rohbau des neuen Nordflügels der Burg Posterstein mit sphärischen Klängen, die mal an Sturm, mal an Regen, mal an Tage voller Sonnenschein erinnerten. Der Künstler Adam Noack hielt das Event live in zahlreichen farbigen Skizzen von Musikern und Publikum sowie abstrakt auf großer Leinwand fest.
Über 50 Gäste waren dabei – wir danken allen, die gekommen sind!
Adam Noack begann schon vor Konzertbeginn die Künstler und das Publikum zu skizzieren.Das Ensemble für intuitive Musik Weimar und der Künstler Adam Noack während der musikalischen Erstbespielung des neuen Norflügels der Burg Posterstein.Michael von Hintzenstern spielte Harmonium und diverse Rhythmusinstrumente.Adam Noack zeichnete die Musiker live während der Aufführung.Matthias von Hintzenstern trug mit Cioloncello, Klangschale und Obertongesang zum Musikerlebnis bei.Michael und Matthias von Hintzenstern während der musikalischen Erstbespielung des Rohbaus des Nordflügels der Burg Posterstein.Hans Tutschku war verantwortlich für die Live-Elektronik.Adam Noack hielt das Konzert auch in einem abstrakten Gemälde fest.Michael von Hintzenstern am Harmonium.Das Ensemble für intuitive Musik Weimar und der Künstler Adam Noack schufen am 15. Juni 2025 im Rohbau des Nordflügels der Burg Posterstein ein einzigartiges Gesamtkunstwerk.Das fertige abstrakte Gemälde Adam Noacks.Für das besondere Klangkunsterlebnis ernteten die vier Künstler viel Applaus.
Die Baustelle des neuen Nordflügels der Burg Posterstein
2024 entstand der Rohbau des neuen Nordflügels der Burg Posterstein. Optisch lehnt er sich nah an den 1952 abgerissenen historischen Vorgängerbau an. Der Wiederaufbau des einstigen Repräsentationsflügels der Burg soll das Museum Burg Posterstein in die Lage versetzen, einen ganzen Bereich für moderne Vermittlungsformen bereitzuhalten, die Ausstellungen barrierefrei zu erschließen, den Service zu verbessern und nicht zuletzt die Sammlungen geschützter unterzubringen.
Burg Posterstein mit dem neuen Nordflügel-Rohbau im Mai 2025.
Der Nordflügel-Neubau ist das größte Bauvorhaben der Geschichte des Museums. Den aktuellen Stand der Bauarbeiten finden Sie im digitalen Bautagebuch.
Die Ausstellung „Taktvoll“
Das Konzert findet im Rahmen des Begleitprogramms der Sonderschau „Taktvoll“ statt. Die beschäftigt sich mit der Geschichte der Musik und des Musiklernens von der Zeit der Salons um 1800 bis ins Heute. Sie ist noch bis 17. August 2025 zu sehen. Für diesen Tag ist ein Jazzkonzert mit dem Quartett „Kaisers New World” geplant.
Blick in die Ausstellung „Taktvoll – Musik vom Salon ins Heute“ auf Burg Posterstein.
2024 besuchten rund 24.800 Gäste das Museum Burg Posterstein, ein neuer Rekord für das regionalgeschichtliche Museum des Altenburger Landes. Bei laufendem Besucherverkehr ging das größte Bauprojekt der Museumsgeschichte, der Wiederaufbau des vorher ruinösen Nordflügels der Burg, weiter. Es konnten vier Sonderausstellungen gezeigt und 178 Veranstaltungen sowie vier Ferien-Programme organisiert werden. Das Museumsteam veröffentlichte das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“ und organisierte die Neuauflage der Biografie Hans Wilhelm von Thümmels, steuerte drei Artikel zu Fach-Publikationen und sieben Fachvorträge an unterschiedlichen Orten bei. Als Partner des Trafo-Projekts „Der Fliegende Salon – Kulturaustausch im Altenburger Land“ trug das Team der Burg Posterstein maßgeblich zum Gelingen von drei Salons mit musikalischem Thema bei. Darüber hinaus ist das Museum seit 2024 Mitglied der Burgenstraße Thüringen und stellt weiterhin die Leitung des Arbeitskreises „Digitales Museum“ im Museumsverband Thüringen. Hinter den Kulissen wurde digitalisiert, restauriert und die Sammlung erweitert. Hier im Blog blicken wir auf das vergangene Jahr zurück.
Das Museum Burg Posterstein wird als regionalgeschichtliches Museum des Altenburger Landes vom Landkreis Altenburger Land finanziell unterstützt. Derzeit hat das Museum fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten. Der Museumsverein Burg Posterstein, Träger des Museums, zählt 60 Mitglieder. Ohne die Unterstützung der Vereinsmitglieder sowie eines losen Netzwerks an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern wäre es nicht möglich, so viele Aktivitäten auf die Beine zu stellen.
Der Jahresrückblick 2024 als Infografik
Unsere Infografik fasst das Jahr 2024 visuell zusammen:
Das Jahr 2024 im Museum Burg Posterstein als Infografik
Besucherzahlen und Besucherstruktur: Wer besucht die Burg Posterstein?
Das Museum Burg Posterstein führt an der Museumskasse standardmäßig Besucherbefragungen durch. Daraus geht einiges darüber hervor, wo und wann Menschen auf die Burg aufmerksam werden. Das wiederum ist wichtig für die Auswertung und Verbesserung der musealen Arbeit.
Methodik
Seit 2024 läuft die Kassen-Befragung digital unterstützt ab. Im Zuge dessen werden seither die Antworten von Reise-Kleingruppen statt die aller einzelnen Besucherinnen und Besucher erfasst. Daher weichen die Werte geringfügig von den Ergebnissen der Vorjahre ab.
Grundlage bildet die Befragung von über 3000 Reise-Kleingruppen.
Die meisten Besucherinnen und Besucher kamen zu zweit oder zu dritt (jeweils 32 Prozent) bzw. zu viert (20 Prozent). Nur drei Prozent waren allein unterwegs. Der Rest reiste zu fünft oder mit mehr Personen.
Einzugsgebiet
98 Prozent der Gäste des Museums Burg Posterstein kommen aus Deutschland. Internationale Besucherinnen und Besucher sprechen bevorzugt Deutsch, Englisch und Französisch.
Herkunftsbundesländer der deutschen Gäste in Prozent.
Die Besucherinnen und Besucher kamen zu 80 Prozent aus Thüringen und Sachsen – und ansonsten aus dem gesamten Bundesgebiet.
Schwerpunkt-Regionen der Besucherinnen und Besucher der Burg Posterstein in Prozent.
Fast 70 Prozent der Museumsbesucherinnen und -besucher kam aus einem Umkreis von bis zu 120 Kilometern um Posterstein – bevorzugt aus dem Raum Gera, dem Altenburger Land, aus Westsachsen und dem Raum Leipzig. Aber auch aus Jena, Erfurt und Dresden kamen häufig Besucherinnen und Besucher nach Posterstein.
Besuchsanlass
Über 80 Prozent unternahmen einen Tagesausflug zur Burg Posterstein, rund 14 Prozent machten Urlaub in der Region, rund vier Prozent kombinierten den Museumsbesuch mit einer Rast auf der Durchreise und etwa 0,5 Prozent nutzten den Wohnmobil-Parkplatz vor der Burg. Das bietet sich an, weil Posterstein nur vier Kilometer von der Autobahn 4, Abfahrt Ronneburg, entfernt liegt.
Besuchsdauer der Besucherinnen und Besucher der Burg Posterstein in Prozent.
Über 20 Prozent der Gäste besuchten die Burg Posterstein nicht zum ersten Mal. Besonders viele wurden im Internet – Website, Google, Social Media – auf das Museum aufmerksam. Jeweils elf Prozent kamen auf Empfehlung von Bekannten oder kannten die Burg vom Vorbeifahren auf der Autobahn. Besonders oft waren die Kinderburg-Angebote Anlass für ihren Ausflug.
Besuchsgründe der Besucherinnen und Besucher der Burg Posterstein in Prozent.
Dazu passend, wählte das auf familienfreundliche Ausflugsziele spezialisierte Suchportal familienausflug.info das Museum Burg Posterstein aus über 13.000 Ausflugszielen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter die TOP 3-Ausflugsziele 2024 in Thüringen. Hier berichten wir im Blog darüber.
Ausstellungen und Veranstaltungen 2024
2024 zeigte das Museum vier Sonderschauen. Darüber hinaus führten wir 17 öffentliche und 161 private Veranstaltungen durch.
Die Sonderschau „Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit faszinierenden Baumdenkmalen“ sprach ein breites Publikum an, darunter auch viele Fachleute. Sie war zweisprachig auf Deutsch und Englisch gestaltet und wurde sogar verlängert. Insgesamt sahen sie 17.777 Gäste (hier geht es zum Resümee). Allein über Ostern kamen über 2000 Besucherinnen und Besucher zum Osterferien-Rätsel mit Mini-Ostereier-Ausstellung. Die beiden Sonderschauen zum Thüringer Burgenjahr lockten rund 16.600, auch verstärkt überregionale Besucherinnen und Besucher (hier geht es zum Resümee Teil 1 und Teil 2). Die Weihnachtskrippen-Ausstellung wiederum besitzt ein ganz eigenes Stamm-Publikum.
Highlight der Ausstellung „Stein auf Stein“ ist das Modell der Burg, das auch den neuen Nordflügel umfasst, und ein sechs Minuten langer Film, der die Geschichte und Baugeschichte der Burg kurz und knapp erzählt.
Zu den Sonderausstellungen gab es Begleitveranstaltungen wie Lesungen, Live-LeseZEITen und Podiumsdiskussionen.
Das dreitägige Mittelalterspektakelzu Pfingsten mit Ritterturnieren, Markt und Spielleuten lockte rund 6000 Schaulustige nach Posterstein. Organisiert wird das Mittelalterspektakel von der COEX Veranstaltungs GmbH & Co.KG in Zusammenarbeit mit dem Museumsverein. Der Eintritt ins Museum war wie jedes Jahr im Gesamtpreis inbegriffen.
Seit der Weltkindertag am 20. September in Thüringen ein Feiertag ist, findet an diesem Tag das „Große Steckenpferdturnier aud Burg Posterstein“ statt. Jedes Jahr nehmen rund 40 Kinder daran teil – es geht um den Spaß und es gibt nur Gewinner. (Foto: Hannes Menzer)
Die Angebote der „Kinderburg“ zählten 2024 zu den Top 5 Besuchsgründen. Neben der Familien-Ausstellung gab es speziell für Familien mit Kindern vier Ferien-Programme, das Große Steckenpferdturnier am Weltkindertag, den Geistertag am Reformationstag und auch den „Advent im Salon – Märchenhaftes für die ganze Familie“. Darüber hinaus feierten 70 Kinder ihren Geburtstag auf der Burg. 35 Schulen und Kitas kamen zu Museumstouren.
Darüber hinaus buchten 41 Erwachsenengruppen eine Führung, zwei die seit November 2024 neue Escape-Tour sowie eine die Genuss-Tour. 2024 gab es zwölf Trauungen im Gerichtsraum der Burg.
Großes Bauprojekt: Der Wiederaufbau des Nordflügels
2024 entstand der Rohbau des neuen Nordflügels der Burg Posterstein. Optisch lehnt er sich nah an den 1952 abgerissenen historischen Vorgängerbau an.
Der Nordflügel-Bau im Februar 2024.
Richtfest gefeiert wurde am 21. Juni im Beisein von Susanna Karawanskij (damals Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft), Vertretern des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, Vertretern der baubegleitenden Büros und bauausführenden Unternehmen und für das Bauprojekt verantwortlichen Mitarbeitern der Kreisverwaltung sowie natürlich Landrat Uwe Melzer. Hier im Blog gibt es einen ausführlichen Bericht. Mehrere öffentliche Führungen gab es zur Eröffnung der Ausstellung „Stein auf Stein“ am 8. September. Bis November war der Rohbau winterfest. Den aktuellen Stand der Bauarbeiten kann man im Bautagebuch auf der Website des Museums mitverfolgen.
Der Nordflügel der Burg Posterstein im im Dezember 2024.
Der Wiederaufbau des einstigen Repräsentationsflügels der Burg soll das Museum Burg Posterstein in die Lage versetzen, einen ganzen Bereich für moderne Vermittlungsformen bereitzuhalten, die Ausstellungen barrierefrei zu erschließen, den Service zu verbessern und nicht zuletzt die Sammlungen besser unterzubringen. Es ist das größte Bauvorhaben der Geschichte des Museums.
Für den Wiederaufbau des Nordflügels der Burg Posterstein benötigt der Museumsverein weitere Spendengelder.
Aus der Sammlung: Restaurierung und Neuzugänge
Auch 2024 wurde weiter an der Digitalisierung der Sammlung Schmöllner Knöpfe gearbeitet. Eine Mitarbeiterin nahm dazu an Fortbildungen und Beratungen des Museumsverbands Thüringen teil.
Bei der Digitalisierung der Schmöllner Musterknopfkarten.
Restaurierung eines Gemäldes
Das Gemälde der Herzogin Wilhelmine von Sagan, geborene Prinzessin von Kurland (1781–1838), als Nymphe in Öl auf Leinwand gelangte 2009 in die Sammlung des Museums.
Bei der Auktion Wilhelm Tischbein zugeschrieben, wurde als Künstlerin inzwischen aber Cécilia (Cécile) Duchêne identifiziert. Darauf weisen ähnliche Porträts der Wilhelmine von Sagan und ihrer Schwestern aus dem Jahr 1800 hin, die eindeutig von Joseph Grassi gemalt wurden. Cécilia (Cécile) Duchêne war zu dieser Zeit eine Schülerin Grassis.
Das Gemälde trägt auf der Rückseite das Siegel des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen, mit dem die Schwester und Erbin Wilhelmines, Pauline, geborene Prinzessin von Kurland (1782–1845), verheiratet war.
Natalie Meurich stellte das restaurierte Portrait zum „Advent im Salon“ vor.
Bereits beim Erwerb war deutlich, dass auf Grund von unsachgemäßen früheren Restaurierungen eine restauratorische Behandlung des Bildes angezeigt ist. Restauriert hat es für das Museum Johannes Schäfer aus Altenburg. Bei der Veranstaltung „Advent im Salon“ stellte die Restauratorin Natalie Meurich die Wiederinstandsetzung des Portraits stellvertretend für Johannes Schäfer einem interessierten Publikum vor.
Inzwischen ist das Gemälde wieder in der ständigen Ausstellung zu sehen.
Ankauf – Übereignung – Dauerleihgaben
Unter kleineren Ankäufen ist besonders eine Lithografie für die Sammlung Kurland hervorzuheben. Die Lithografie der Herzogin von Kurland machte Engelmann nach Gemälde von Jacob.
Musikschullehrerinnen und -lehrer spielten im Rahmen der Veranstaltung „Wie klingt Verehrung“ des Fliegenden Salons im März 2024 ein Stück von Prinz Ferdinand von Preußen, das er der Herzogin Anna Dorothea von Kurland gewidmet hat. Es spielten Judith Eisenhofer an der Violine, Tommaso Graiff am Klavier und Anna Herrmann am Violoncello. (Foto: Niels Alsted).
Seit 2024 ist die Burg Posterstein auch Mitglied der Burgenstraße Thüringen. In diesem Verein versammeln sich private und gemeinnützige Träger von Burgen, um gemeinsam die Forschung und Vermittlung der Geschichte der Thüringer Burgenlandschaft voranzubringen.
Darüber hinaus leitete Marlene Hofmann, verantwortlich für Marketing und Kommunikation im Museum Burg Posterstein, auch 2024 den Arbeitskreis „Digitales Museum“ des Museumsverbands Thüringen. Zweimal im Jahr finden in diesem Rahmen digitale Arbeitskreistreffen mit Fachvorträgen statt.
Für sein weit verzweigtes, aktives Online-Netzwerk ist Burg Posterstein in Fachkreisen deutschlandweit bekannt. Die Reichweite der Social Media-Kanäle, des Blogs und der Website blieb 2024 weitgehend stabil. Allerdings verlagerte das Museum seine Aktivität weg von X (Twitter) auf andere Kanäle. So ist Burg Posterstein neben Instagram, Facebook und YouTube auch verstärkt auf TikTok, BlueSky, Pinterest und LinkedIn aktiv und pflegt einen eigenen WhatsApp-Kanal sowie einen Newsletter.
Marlene Hofmann mit dem Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“.
Die Mitarbeiterinnen des Museums beteiligten sich Fachveranstaltungen, wie beispielsweise der Weiterbildung Mehrsprachigkeit im Museum der Thüringer Tourismus GmbH oder zur Digitalisierung. Für sieben Vorträge bzw. Lesungen (über die Veranstaltungen des Fliegenden Salons hinaus) kamen die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter an andere Orte, wie Nöbdenitz, Schmölln, Altenburg und Carwitz, wo Marlene Hofmann das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ im Rahmen der Hans Fallada-Tage im Hans-Fallada-Museum Carwitz vorstellte.
Publikationen
Das Museumsteam schrieb, gestaltete und veröffentlichte 2024 das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, das umfangreich den aktuellen Forschungsstand zur Geschichte und Restaurierung der Burg Posterstein darstellt.
Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg in Heute“ fasst die Geschichte der Burg zusammen.
Darüber hinaus konnte die Biografie Hans Wilhelm von Thümmels (Titel: „Im Dienste der Ernestiner“) neu aufgelegt werden. Alle Bücher des Museums sind im Museumsladen vor Ort erhältlich, können aber auch per E-Mail bestellt werden. Einige der neusten Publikationen (Burggeschichte, Hans Fallada, Kinderbuch) verlegt das Museum bei Books on Demand, sodass sie auch in jeder Buchhandlung bestellbar sind und erst auf Nachfrage gedruckt werden.
Unter der Überschrift „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“ zeigte das Museum Burg Posterstein 2024 zwei Sonderschauen zur Burggeschichte. Hier im Blog geben wir dazu in zwei Teilen ein Resümee. Teil 1 zum Thüringer Burgenjahr und zur Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ gibt es hier. Dieser Teil 2 widmet sich der Ausstellung „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“ und den Besuchszahlen der Ausstellungsreihe.
Übrigens: Auf dem Beitragsbild stehen Christoph und Andrea Tanneberger aus dem Museumsverein Burg Posterstein vor der Burg. Sie begrüßten am Tag der Ausstellungseröffnung die Besucherinnen und Besucher.
Ausstellung Stein auf Stein – von der Wehrburg ins Heute
Die Ausstellung „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute” vom 8. September 2024 bis 17. November 2024 war der zweite Teil unserer Ausstellungsreihe „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191”. Sie beschäftigte sich mit der baulichen Entwicklung der Burg im Verlauf der Jahrhunderte und dem Umbau von der Verteidigungsanlage zum Wohnschloss und später zum Museum. Jede auf der Burg ansässige Familie passte das Gebäude an die eigenen Bedürfnisse und die Erfordernisse der jeweiligen Zeit an. Und auch heute wird die Burg durch den Neubau des Nordflügels und den barrierefreien Zugang fit gemacht für neue Anforderungen und Herausforderungen.
Blick in die Sonderschau „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“.
Auf Stoffbannern stellte die Ausstellung die verschiedenen Gebäudebestandteile sowie ihre bauliche und geschichtliche Entwicklung, sortiert nach Himmelsrichtungen, vor. Fundstücke aus der Ruine des historischen Nordflügels der Burg und von der Restaurierung in den 1980er Jahren veranschaulichten die baulichen Veränderungen im Lauf der Zeit, darunter Kaminschmuck und Kaminbestandteile, Fragmente eines Deckensimses und Stucknägel aus dem Obergeschoss des Westflügels.
Baugeschichtliche Fundstücke aus der Burg Posterstein in der Ausstellung „Stein auf Stein“.
Ein Highlight der Ausstellung: Das Tastmodell der Burg Posterstein
Highlight der neuen Ausstellung waren eine Medienstation mit einem Tastmodell der Burg im heutigen baulichen Zustand samt einem Film, der die Burggeschichte in sechs Minuten kurzweilig zusammenfasst.
Besucherinnen am Eröffnungstag vor der neuen Medienstation zur Baugeschichte der Burg Posterstein (Foto: Hannes Menzer).
Das Tastmodell, das die Firma SHAPEwerk im 3D-Druck-Verfahren herstellte, ermöglicht nicht nur eine Ansicht der Burgarchitektur im Ganzen, sondern ist auch ein Schritt zum Abbau von Barrieren im Museum. Es ermöglicht sehbehinderten Besuchern, die Burg und ihr Aussehen mit den Händen zu erkunden und kann bei Führungen zum Einsatz kommen. Im Erklärfilm wurde bewusst auf den Einsatz von professionellen Schauspielern verzichtet. Stattdessen erläutert Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty in Lebensgröße auf Knopfdruck die verschiedenen Phasen der Baugeschichte der Burg. Das schafft Nähe, denn Franziska Huberty begegnet den Besucherinnen und Besuchern unter Umständen auch in der Burg und an der Museumskasse. Das bisherige Besucherfeedback bestätigt den Erfolg dieses Ansatzes.
Das Modell der Burg wird zum Blickfang der Dauerausstellung.
Untermauert wird die filmische Erläuterung durch mehrere 3D-Rekonstruktionen der Bauphasen der Burg, die das Museumsteam für die Ausstellung gemeinsam mit der Firma Archimedix erstellte. Sie veranschaulichen die archäologischen und restauratorischen Erkenntnisse in bisher nicht dagewesener Form.
Die bei den Museumsgästen beliebte Medienstation ist auch nach Ausstellungsende ein fester Teil der ständigen Ausstellung in der oberen Halle der Burg.
Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“
Zur Sonderschau erschien das neue Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, das die Burg- und Baugeschichte zum aktuellen Stand dokumentiert. Enthalten sind auch einige der 3D-Rekonstruktionen, die für Ausstellung entstanden sind. Das Buch ist im Hardcover-Format im Museum erhältlich und als Taschenbuch und E-Book über den Buchhandel bestellbar. Hier gibt es weitere Infos zum Buch.
Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg in Heute“ fasst die Geschichte der Burg zusammen.
Exklusive Führungen am Eröffnungstag
Über den Tag der Ausstellungseröffnung verteilt fanden sechs Führungen durch die Sonderschau und auf der Baustelle des neuen Nordflügels statt. Sie waren im normalen Eintrittspreis inbegriffen und freuten sich großer Beliebtheit, boten sie doch auch exklusive Einblicke in die Baustelle des neuen Nordflügels.
Führung auf der Baustelle des neuen Nordflügels der Burg Posterstein am 8. September 2024.
Denn derzeit findet bei laufendem Museumsbetrieb das größte Bauprojekt der neueren Burggeschichte statt: Der Wiederaufbau des Nordflügels der Burg. Er erweitert nicht nur die Ausstellungs- und Depotflächen des Museums, sondern macht die Burg barrierefrei zugänglich und bringt die Sanitäranlagen auf den neusten Stand. Das zeigt: Die Burggeschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt, sondern kann live mitverfolgt werden – zum Beispiel in unserem Bautagebuch.
Bei einer der Führungen durch die Sonderschau „Stein auf Stein“ am Eröffnungstag.
Besucherzahlen der Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“
Zusammengenommen schauten sich vom 12. Mai bis 17. November 2024 rund 16.600 Museumsgäste die Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“ an. Die Mehrheit davon (78 Prozent) besuchen die Burg im Rahmen eines Tagesausflugs. 16 Prozent machten Urlaub in der Region und sechs Prozent waren auf der Durchreise. 25 Prozent wurden über das Internet auf das Museum aufmerksam, jeweils elf Prozent kamen wegen der Beschilderung an der Autobahn oder auf Empfehlung von Freunden und Verwandten. Das „Thüringer Burgenjahr“ explizit als Besuchsgrund wurde nur ein einziges Mal bei der Besucherbefragung an der Museumskasse genannt.
Teile der Ausstellung im Gerichtsraum der Burg wurden nach Ablauf der Sonderschau Teil der ständigen Ausstellung. (Foto: Ronny Ristok)
Was bleibt von der Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“?
Während die Sonderausstellungen naturgemäß nach Ablauf in das Archiv des Museums übergehen, bleiben einige für die Ausstellung entstandenen Vermittlungsangebote auch langfristig für die Besucherinnen und Besucher zugänglich. Das sind unter anderem das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, der neu gestaltete Gerichtsraum der Burg samt der Medienstation mit den fünf nachgespielten historischen Gerichtsfällen, die Medienstation mit dem Tastmodell der Burg und dem Kurzfilm zur Burggeschichte und die Rätseltour „True Crime auf Burg Posterstein“ für Escapespielfreunde.
Das Thüringer Burgenjahr 2024 stellte die zahlreichen Thüringer Burgen in den Mittelpunkt der touristischen Werbung. Das nahm das Museum Burg Posterstein unter der Überschrift „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“ zum Anlass für zwei Sonderschauen zur Burggeschichte. Hier im Blog geben wir dazu in zwei Teilen ein Resümee.
Das Thüringer Burgenjahr
Im Rahmen der Burgenjahr-Kampagne entstanden eine Landing-Page zu Thüringer Burgen und ein gelungener Drohnenflug-Film, der Burg Posterstein aus neuen Winkeln präsentierte. Dieser Film war nicht nur in unserer Ausstellung, sondern auch auf den Burgenjahr-Ausstellungen der Wartburg und der Veste Heldburg zu sehen. Beide Ausstellungen nahmen die Burg im Allgemeinen und Thüringer Burgen im Speziellen in den Blick.
Das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg stellte im Rahmen seiner Burgenjahr-Ausstellung verschiedene Thüringer Burgen vor, darunter auch Burg Posterstein.
Das Museum Burg Posterstein präsentierte im Burgenjahr in zwei neuen Ausstellungen aktuellste Ergebnisse seiner Forschungen zur Geschichte der Burg Posterstein. Dabei bildeten die Gerichtsbarkeit in der Grundherrschaft Posterstein sowie die Baugeschichte der Burg die Schwerpunkte.
Die Ausstellung „Schlag um Schlag – die Burg als Gerichtsort“
Die Ausstellung “Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort” vom 12. Mai bis 17. November 2024 war Teil 1 der Ausstellungsreihe „“Burg Posterstein – Trutzig seit 1191”. Im Gerichtsraum der Burg, dem historischen Schauplatz für Gerichtsverhandlungen, präsentierte sie neue Forschungsergebnisse zur Geschichte der Gerichtsbarkeit. Im Mittelpunkt stand die Burg als Ort, an dem Gericht gehalten und Recht gesprochen wurde.
Die Burg als Gerichtsort
Der Burgherr besaß das Recht, über seine Untertanen zu richten und war oftmals auch der Richter. Dabei entschied er nicht willkürlich. Über kleinere Anliegen wie Beleidigungen, Diebstähle, Fälle von Vormundschaft und Erbrecht (die niedere Gerichtsbarkeit betreffend) entschied das Burggericht selbst. Bei schwerwiegenderen Fällen wie Gewalt und Mord (höhere Gerichtsbarkeit) holte man sich Rat von Rechtsgelehrten der Universität Jena.
Die Ausstellung „Schlag auf Schlag“ fügte sich ins Ambiente des historischen Gerichtsraums der Burg ein.
Eine Dorfordnung und Rügegerichtsordnung bestimmten, was man durfte oder nicht durfte und welche Strafen die jeweiligen Vergehen nach sich zogen. Ein jeder wurde dazu angehalten, sich „eines ehrbaren und gotteswohlgefälligen Lebens zu befleißigen“.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden professionelle Advokaten angestellt. Ihnen zur Seite standen die Laienrichter und Schöffen aus der Dorfgemeinschaft. Folter als Mittel der Beweisaufnahme war üblich. Diese so genannte „peinliche Befragung“ durfte jedoch nur angewendet werden, wenn ausreichend Indizien für die Täterschaft vorlagen.
Originale Gerichtsbücher aus dem Staatsarchiv Altenburg in der Sonderschau, hier lichtgeschützt im aufziehbaren Schubfach einer Ausstellungsvitrine.
Ein wichtiges Anliegen der Ausstellung war es, darzustellen, dass gerichtliche Entscheidungen auch damals nicht willkürlich, sondern nach fest vorgezeichneten Abläufen getroffen wurden.
Auch in Posterstein hielt sich nicht jeder an geltende Gebote: Unzucht, Mord und andere Untaten kamen vor Gericht. Aufzeichnungen dazu gibt es seit 1528 in den Postersteiner Gerichtsbüchern, die viel über die Menschen und ihre Zeit vermitteln. Im Vorfeld recherchierte die Historikerin Sabine Hofmann in den originalen Gerichtsbüchern der Burg Posterstein, die im Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg aufbewahrt werden.
Originale Gerichtsfälle nachgestellt von Laiendarstellern
Fünf verschiedene Straftaten vom Diebstahl, über die Beleidigung bis hin zum Mord wurden beispielhaft ausgewählt und mit Laiendarstellern des Traditionsvereins Altenburger Prinzenraub e.V. und der Gefolgschaft zu Posterstein nachgestellt. Drehorte waren das historische Gerichtszimmer der Burg und ein gut erhaltener Vierseithof im Dorf Posterstein. Die Dreharbeiten fanden an zwei Wochenenden statt, die den Beteiligten viel Einsatzfreude, Geduld und Durchhaltevermögen abverlangten.
Beim Filmdreh im historischen Vierseithof der Familie Neudecker in Posterstein (Foto: Petra Nienhold).
Das Ergebnis sind fünf kurze Filme, die den Museumsgästen einen lebendigen Eindruck der Gerichtsbarkeit vergangener Zeiten vermitteln. Für die Kamera und den Schnitt war der Altenburger Kameramann Gunter Auer verantwortlich. Die Regie übernahmen Robert Kühn und Marcella von Jan. Die musikalische Umrahmung oblag Matthias von Hintzenstern.
Teile der Filme mit originalen Gerichtsfällen wurden auf einem privaten Vierseithof in Posterstein gedreht (Foto: Petra Nienhold).
Die fünf Filme stehen den Besuchern des Museums in der Ausstellung am Bildschirm mit Hörstation zur Verfügung.
Die Dreharbeiten im historischen Gerichtsraum der Burg fanden statt, während das Museum geöffnet hatte (Foto: Petra Nienhold).
Weiterhin gab es Ausstellungsbanner und Aufsteller in Ellipsenform zur Geschichte der Gerichtsbarkeit im Gerichtszimmer, auf denen die Gerichtsfälle schriftlich festgehalten wurden. Diese verbleiben nach Ausstellungsende im Raum. Ferner wurden Schilder mit Zitaten aus der Dorf- und Rügegerichtsordnung über den Türen angebracht.
Von Ferien-Rätsel bis LeseZEIT: Das Begleitprogramm zur Ausstellung
Die Ausstellung „Schlag um Schlag“ begleitete ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, welches das Thema Gerichtsbarkeit unterschiedlichen Zielgruppen auf vielfältige Weise näherbrachte. Hier geben wir einen Überblick:
Eröffnung mit Talkshow „Peinliche Befragung“ und Verleihung des „Goldenen Postersteins“
Zur Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2024, 15 Uhr, feierten die fünf Kurzfilme zu ausgewählten Postersteiner Gerichtsfällen vor über 80 Zuschauerinnen und Zuschauern offiziell Premiere. Franziska Huberty, Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, führte in der Talkshow „Peinliche Befragung“ kurze Interviews mit ausgewählten Beteiligten. Burgherr-Darsteller Marcus Engemann, Andy Drabek und Jürgen von Jan (beide mitverantwortlich für Organisation und Technik), Marcella von Jan (Regie) und Kuratorin Sabine Hofmann gaben Einblicke hinter die Kulissen des Filmdrehs. Im Anschluss wurde der „Goldene Posterstein“ an alle Darsteller und Unterstützerinnen am Set verliehen. Den ausführlichen Bericht gibt es hier.
Die Ausstellungseröffnung war gleichzeitig die offizielle Filmpremiere.
Ferien-Rätsel „Findet den Dieb!“
Das Museum Burg Posterstein bietet in allen Schulferien thematisch wechselnde Rätsel für Kinder an. Das Ferien-Rätsel in den Sommerferien basierte frei auf einem historischen Gerichtsfall aus Posterstein: Im Rätsel benötigte der Burgherr die Hilfe der Kinder zur Ergreifung eines Diebes. Dabei erfuhren die Kinder und ihre Begleiter auf anschauliche Art und Weise, wie Recht und Gesetz im Mittelalter funktionierten. Alle Texte sprach Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty selbst ein, sodass sie barrierefreier mittels eines QR-Codes angehört werden konnten. Einen Werbetrailer für Social Media produzierte das Museumsteam ebenfalls selbst.
Die Texte des Ferien-Rätsels konnten auch per QR-Code-Scan angehört werden.
Abends im Museum: Historische Kriminalfälle
Bei der Veranstaltung „Abends im Museum“ am 2. Oktober 2024, 20 Uhr, las Historikerin Franziska Huberty originale Texte zu einem Gerichtsfall vor und übersetzte diese in die heutige Sprache. Die Lesung fand am historischen Ort, dem Gerichtszimmer der Burg Posterstein, statt. Daraus entsteht langfristig eine Folge unseres Podcasts „LeseZEIT“.
Franziska Huberty bei ihrer Lesung aus historischen Postersteiner Gerichtsakten.
Postersteiner Gerichtsfälle waren Thema beim Geistertag
Der Geistertag auf Burg Posterstein findet immer am 31. Oktober statt und richtet sich speziell an Familien mit Kindern. 2024 lehnte sich das Rätsel-Thema an die Sonderschau an. So trafen die Kinder im Rätsel und in Form verkleideter Mitglieder des Museumsvereins auf die Protagonisten verschiedener wahrer Kriminalfälle aus der Postersteiner Burggeschichte – von der beleidigten Nachbarin über den bestohlenen Bauern bis zum Unruhestifter. Das sorgte nicht nur für eine leichte Gänsehaut, sondern vermittelte auch Wissen über die Rechtsprechung der damaligen Zeit.
Marcus Engemann aus dem Museumsverein Burg Posterstein am Geistertag 2024 als Burgherr Pflugk, der um Mithilfe bei der Aufklärung von Kriminalfällen bat. (Foto: Hannes Menzer).
Live-LeseZEIT aus den Gerichtsbüchern
Zum Ende der Ausstellung las Franziska Huberty am 17. November, 15 Uhr, in einer Live-Ausgabe des Podcasts „LeseZEIT“ einen Originaltext aus den Postersteiner Gerichtsakten. Darin ging es um einen Unhold, der seine Zeitgenossen so sehr piesackte, dass seine Nachbarn ihn vor das Postersteiner Burggericht schafften. Auch diese Recherche soll langfristig als Podcast-Folge vertont und online zugänglich gemacht werden.
Zum Ende der Ausstellung stellte Franziska Huberty einen weiteren Fall aus den Postersteiner Gerichtsbüchern vor.
Den Rechtsanwalt gefragt: Welche historischen Gesetze gibt es heute noch?
Im Rahmen der Sonderschau „Schlag um Schlag“ entstand auch der Film „Peinliche Befragung“, in dem Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty den Rechtsanwalt Frank Wunderlich befragt, inwieweit die Gesetze von damals heute noch gültig sind. Extra für das Interview hat er sich sechs historische Regelungen angesehen und recherchiert, ob es heute noch vergleichbare Gesetze gibt. Das Gespräch fand im Gerichtsraum der Burg Posterstein statt. Die Ergebnisse fassen wir hier im Blogpost zusammen, während man sich den Film auf unserem YouTube-Kanal ansehen kann.
Frank Wunderlich und Franziska Huberty beim Filmdreh im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein.
Ein neues Angebot: Rätsel-Tour für Krimi- und Escape-Fans
Basierend auf ihren Recherchen zur Ausstellung entwarf Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty das Krimi-Escapespiel „True Crime auf Burg Posterstein“, das auf einem authentischen Gerichtsfall der Burg Posterstein basiert. Die Spieler versuchen dabei im Team von 2 bis 6 Personen ein Verbrechen aufzuklären. Dabei wird die gesamte Burg als Platz des Geschehens einbezogen. Das Besondere daran: Man hat die Burg für sich allein, weil die Termine außerhalb der regulären Öffnungszeit liegen.
Vor der offiziellen Präsentation durchliefen mehrere Testgruppen die Rätseltour. Seit seiner Einführung im November 2024 erfreut sich das neue Angebot großer Beliebtheit und ist fest in den Museumsalltag integriert worden. Eine rechtzeitige Voranmeldung auf Grund der großen Nachfrage ist unbedingt empfehlenswert. Alle Infos zum Krimi-Escape-Spiel gibt es hier.
Bei der Rätsel-Tour für Escapespielfreunde geht es darum Schlösser zu knacken und versteckte Botschaften zu verstehen.
Artikel in den Archivnachrichten
Die innovativen Vermittlungsansätze der Rechercheergebnisse in der Ausstellung „Schlag um Schlag“ hielt Ausstellungskuratorin Sabine Hofmann in dem Artikel „Nicht nur nachts im Museum“ für die Fachzeitschrift „Archive in Thüringen – Mitteilungsblatt 2024“ (S.25-28) fest. „Die Frage, wie sich die wervollen Informationen aus unseren Akten herausholen lassen und für jedermann erlebbar werden, ist über die Jahre zu einem meiner Lieblingsthemen geworden“, hebt Doris Schilling vom Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg in ihrem Editorial die Relevanz des Themas hervor. Die Mitteilungsblätter, die im Auftrag der Thüringer Staatskanzlei erscheinen, kann man hier online lesen.
Für den Fachartikel im Mitteilungsblatt der Thüringer Archive war die kreative Vermittlung von Archivinhalten besonders interessant.
Im nächsten Blogpost folgt der zweite Teil der Auswertung.
Welche Gesetze der Postersteiner Dorfordnung von 1672 gibt es heute noch? Im Film „Peinliche Befragung“ analysieren die Historikerin Franziska Huberty aus dem Museum Burg Posterstein und Rechtsanwalt Frank Wunderlich, was von alten Postersteiner Gesetzen in unserer heutigen Gesetzgebung noch übrig ist.
Auf unserem YouTube-Kanal können Sie sich das ausführliche Gespräch zwischen Rechtsanwalt Frank Wunderlich und Historikerin Franziska Huberty ansehen. Zum Video.
Das Gespräch entstand im Rahmen der Sonderschau „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ im Jahr 2024. Nach Ausstellungsende verbleibt der historische Gerichtsraum in neuer Gestaltung.
Die Burg als Gerichtsort
Viele Burgen waren früher Orte, an denen auch Gericht gehalten wurde. Dann war der Burgherr der Richter und urteilte über die Vergehen der Bewohner der Burg und der umliegenden Dörfer.
Nordwestliche Ansicht der Burg Posterstein, 1839. Kolorierte Lithographie von C. Müller nach einer Zeichnung von Carl Wilhelm Arldt (1809–1868).
Dabei entschied der Burgherr nicht willkürlich. Über kleinere Anliegen wie Beleidigung, Diebstahl, Fällen von Vormundschaft und Erbrecht (die niedere Gerichtsbarkeit betreffend) entschied das Burggericht selbst. Bei schwerwiegenderen Fällen wie Gewalt und Mord (höhere Gerichtsbarkeit) wurde sich Rat von Rechtsgelehrten (zum Beispiel der Universität Jena) geholt.
Überschrift der Dorfordnung von 1672
Die Dorfordnung sicherte das friedliche Zusammenleben im Dorf. Hielt sich jemand nicht an die Regeln, dann musste das Burg-Gericht einschreiten und Strafen verhängen oder den Streit schlichten.
Wir wollten untersuchen, wie sich einzelne Gesetze der Dorfordnung von Posterstein und der Postersteiner Rügegerichtsordnung von heutigem Recht unterscheiden.
Aufgeschlagene Seite der Rüge-Gerichte von 1650.
Dazu befragte Franziska Huberty den Rechtsanwalt Frank Wunderlich aus Nöbdenitz. Extra für uns hat er sich sechs historische Regelungen angesehen und recherchiert, ob es heute noch vergleichbare Gesetze gibt.
Regel 1: Nach der Schlägerei gibt es Freibier
Wir starten mit einer Regel aus der Dorfordnung zu Posterstein aus dem Jahr 1672, die da lautet:
Wenn die Gemeinde beysammen ist und ein Gemeinde Bier trinket, und sich einer unterstehet zu schwören, Schlägerey anzurichten, oder schmähet einer den andern daß Uneinigkeit daraus entstehet, der soll so er überführet wird, der Gemeinde einen Eymer bey der Herrschaft zum Austrinken füllen lassen.
Einer, der das Zusammensein der Dorfgemeinde mit Flüchen, Beleidigungen oder Schlägerei störte, der musste als Strafe also Freibier für alle spendieren.
Gibt es heute noch ähnliche Regeln?
Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Heute sind solche Fälle im Strafgesetzbuch als Körperverletzung gemäß § 223 ff. StGB, eventuell als Landfriedensbruch gemäß §125 StGB und/oder Hausfriedensbruch gemäß § 123 StGB sowie als Beleidigung gemäß § 185 StGB und/oder Verleumdung gemäß § 187 StGB geregelt.
Zivilgerichtlich sind das alles rechtswidrige unerlaubte Handlungen gemäß § 823 ff BGB, die Ansprüche auf Schadenersatz und Unterlassung begründen.
Dazu gibt es den Täter-Opfer-Ausgleich, der gegebenenfalls vor einer Schiedsstelle oder auch beim Jugendamt stattfinden kann.
In örtlichen Satzungen gibt es dazu meist keine besonderen Regelungen.
Regel 2: Wenn der Nachbar den Zaun verrückt
Die folgende Regel stammt ebenfalls aus der Dorfordnung zu Posterstein aus dem Jahr 1672 und besagt:
Freytag vor Martini werden […] die Zäune angesehen und so einer oder der andere den Zaun eines Schuhs breit in der Gemeinde gerücket, soll er einen Groschen zur Buße geben, […] und also balden den Zaun hineinrücken.
Am 11. November (dem Freitag vor Martini) wurden also alle Zäune und Grenzen kontrolliert. Hatte im Lauf des Jahres jemand seinen Zaun aufs Nachbargrundstück verschoben, dann musste er diesen zurück verschieben und ein Bußgeld zahlen.
Wie gehen wir heute mit einer solchen Tat um?
Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Das ist auch heute ab und an ein Problem. In Ortssatzungen ist dazu heute normalerweise nichts mehr geregelt. Es gibt aber Regelungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) zu Besitz und Eigentum.
Wenn Grundstücksgrenzen nicht bestimmt sind oder die früher erfolgten Grenzfeststellungen nicht mehr erkennbar sind, weil Marksteine beseitigt oder nicht mehr vorhanden sind, dann ist das vorsätzliche Beseitigen von Marksteinen eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann. Es besteht dann ein Anspruch auf Grenzwiederherstellung als Schadenersatzanspruch und/oder Beräumung und Herausgabe einer eventuell rechtswidrig in Besitz genommenen Fläche.
Dazu gibt es Regelungen im BGB zum sogenannten „Überbau“, wenn also eine Baulichkeit bis über die Grundstücksgrenze hinweg bis auf das Nachbargrundstück errichtet worden ist.
Im Thüringer Straßengesetz gibt es dazu noch Regelungen zur öffentlichen Straße bzw. zum öffentlichen Weg. Der Träger der Straßenbaulast (z.B. die Gemeinde oder Stadt, der Landkreis, das Bundesland oder der Bund) hat da ein weitgehendes Nutzungsrecht. Er kann den rechtswidrigen Nutzer auf Räumung und Herausgabe verklagen.
Regel 3: Bußgeld bei Nichterscheinen zu Beerdigungen
Eine Regel aus der Dorfordnung zu Posterstein aus dem Jahr 1672 behandelt den Besuch von Beerdigungen. Der Originaltext lautet:
Bey begräbnissen soll es alßo gehalten werden, ist ein Haußwirth oder eine Haußwirthin gestorben, sollen aus jeden Hauße zwey Personen, ist es aber ein Kind oder Gesinde nur einer der Leiche folgen, so dieses […] unterbleibet, soll zweene groschen buße entrichtet werden.
Es gab also eine Pflicht, dass zumindest einige Personen eines Hausstands bei Begräbnissen von Nachbarn zu erscheinen hatten. Interessant ist, dass dabei unterschieden wurde, ob ein erwachsener Hausbesitzer starb oder ob es sich bei dem Verstorbenen um ein Kind oder einen Angestellten handelte.
Gibt es heute noch vergleichbare Regeln?
Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Dazu gibt es heute keine Regelungen mehr. Es ist jedem selbst überlassen, ob er oder sie nach dem Ableben eines Mitbürgers oder auch eines Bürgermeisters, Gemeinderats, Firmenchefs oder eines armen Bauern zu dessen Trauerfeier geht oder nicht.
Am ehesten gibt es heute moralische Verpflichtungen oder auch Sitten und Gewohnheiten, wonach es sich gehören könnte zur Trauerfeier eines Nachbarn, Bekannten, Verwandten, Vereinskumpels etc. zu gehen oder dies zu unterlassen. Rechtliche Verpflichtungen, die mit Zwang durchsetzbar sind, gibt es nicht mehr.
Regel 4: Fürs Schimpfen an den Pranger
In der Postersteiner Rüge-Gerichtsordnung von 1650 steht folgende Regelung:
Sollen sie sich alles fluchens, Gottes-lästerns undt unnöthigen schwerens enthaltten, […] Wer aber hierwieder handelt, der soll das erste mahl an den Sonn- und Predigt-tagen, öffentlich an pranger gestellet, undt da er weiter fortfähret, inn denen Gerichten ferner nicht geduldet […] auch sonst, nach anweisung der Rechte, gestraffet werden […]
Diese Gesetzgebung fordert also ein gottgefälliges Leben zu führen ohne Fluchen und Jammern. Bei Zuwiderhandeln drohte das öffentliche An-den-Pranger-Stellen an Sonn- und Predigttagen. Was entspricht dem in unserem heutigen Recht am Ehesten?
Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Früher gab es diesbezüglich die Strafe des „an den Pranger stellens“ und andere Strafen wie die Pflicht zur Zahlung einer Geldstrafe, u.a. auch an den „Verfluchten“ oder an die Gemeinde bzw. die Kirchgemeinde.
Heute gibt es dazu in örtlichen Satzungen meist keine Regelungen. Nach den heutigen Satzungen soll man mit dem eigenen Verhalten keine andere Person beeinträchtigen oder dieser schaden. Es gilt das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme.
Heute spielen i Bezug auf die Bloßstellung einer Person die sozialen Medien eine große Rolle, die eine viel größere Reichweite haben als der dörfliche Pranger.
Regel 5: Ein Fass Wasser für den Brandfall
Zum Schutz vor Feuer gab es in der Postersteiner Rüge-Gerichtsordnung von 1650 diesen Passus:
Undt darmit ferner Schade, sonderlich Sommerzeit bey großer Hitze undt Dörrung […] könne verhütet werden, So soll ein Jeder inn seinem Hauße undt vor seinem Hoffe ein ziemlich Faß mit Waßer angefüllet haben, deßen mann sich, wenn Gott eine Feuersbrunst verhengen sollte, alßobalden gebrauchen könne.
Es sollte also jeder vorsorglich ein Fass Wasser vor seinem Haus und seinem Hof stehen haben, das im Brandfall jeder gebrauchen durfte.
Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Heute gibt es Regelungen zum Brandschutz, zum Teil auch in örtlichen Ordnungssatzungen. Das betrifft zum Beispiel Brandwände und was in welchen Mengen im Haus gelagert werden darf. Darunter fällt die Pflicht, Feuermelder zu installieren und das Verbot in bestimmten Städten und Gemeinden Silvesterknaller zu zünden. Aber auch, dass Dächer nicht aus Holz, sondern aus Steinen zu errichten sind, dass Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr zu gewährleisten sind und Wasserbehälter oder Teiche erhalten werden müssen, um Löschwasser zu haben. Oder die Pflicht der Bürger, bei Personalmangel die Feuerwehr zu unterstützen. Zudem muss die Funktionstüchtigkeit von Sirenen gewährleistet werden und vieles mehr.
Regel 6: Sonntags nichts Hochprozentiges
Eine letzte Regelung aus der Postersteiner Rüge-Gerichtsordnung von 1650 möchten wir noch besprechen. Darin geht es um den Ausschank von Brandwein. Im Originaltext klingt das so:
Es wirdt auch Brantwein-schank des Sontags undt unter denen Predigten, hiermit gäntzlichen verbothen, Würde aber jemandt darwieder handeln, undt zu bemelter Zeit schenken oder Gäste setzen, so soll der Wirth umb 1 aßo [Altschock = 60 alte Groschen] der Gast aber umb 30 g. gestraffet werden.
Sonntage und Predigttage waren also besonders wichtige Tage, an denen kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte. Bei Zuwiderhandeln wurden sowohl der Wirt als auch seine Gäste bestraft.
Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Heute gibt es immer noch ein Ladenschlussgesetz, wonach die Geschäfte an Sonn- und Feiertagen normalerweise nicht geöffnet werden dürfen. Damit wird der alten Regelung immer noch Rechnung getragen, aber nicht konsequent, denn in Urlaubsorten und in Tankstellen kann man sonntags und Sonntagvormittag während der Predigt in der Kirche kaufen, was einem beliebt, auch Alkohol.
Frank Wunderlich und Franziska Huberty beim Filmdreh im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein.
Moral und Empathie
Wir haben gesehen, es gibt einige Regeln, die es früher gab, auch heute noch. Andere sind unwichtig geworden. Aber auch heute noch sind allgemeingültige Gesetze und eine ordentliche Portion Moral und Empathie wichtig für ein gutes Miteinander.
Wir bedanken uns herzlich bei Rechtsanwalt Frank Wunderlich dafür, dass er sich die Mühe gemacht hat, in unseren historischen Gesetzestexten nach heutigen Entsprechungen zu suchen. Weitere Informationen zur Gerichtsbarkeit in früheren Zeiten gibt es in der ständigen Ausstellung auf Burg Posterstein. Dort sind ausgewählte Postersteiner Kriminalfälle von den Laiendarstellern des Traditionsvereins Altenburger Prinzenraub auch filmisch dargestellt.
Von Franziska Huberty und Marlene Hofmann, Recherche und Kurzantworten: Frank Wunderlich
Welcher Tag wäre für eine richtige Geistertour besser geeignet als der 31. Oktober? An diesem Tag feiert ein Teil der Christen nicht nur den Reformationstag. An diesem Abend vor Allerheiligen – Halloween genannt – sollen auch Gespenster umgehen. Hier geben wir einen Überblick, wo es am 31. Oktober 2024 in Posterstein und Nöbdenitz schön schaurig wird.
Im Museum Burg Posterstein spuken am Geistertag 2024 die Geister der Vergangenheit: Der Postersteiner Burgherr, der früher auch Richter für die umliegenden Dörfer war, möchte noch ungeklärte Fälle abschließen. Dafür ruft er seine geisterhaften Untertanen noch einmal zusammen. In einem gespenstigen Rätsel lernen Kindern und ihre Familien diese Geister kennen und treffen in den dunklen Räumen der alten Burg auf die eine oder andere gespenstig aussehende Gestalt. Womöglich ist die beleidigte Nachbarin darunter, der bestohlene Bauer und einer, der aus dem Burgverlies entkommen konnte.
Beim Geistertag erhält Burg Posterstein Unterstützung von der Gefolgschaft zu Posterstein. (Foto: Hannes Menzer)
Das Geistertag-Rätsel ist eine Tour zum Selberlösen durch die gruselig geschmückte Burg Postersten. (Foto: Hannes Menzer)
Das Rätsel ist ein individueller Rundgang zu Verurteilten und Urteilen, Recht und Gerechtigkeit aus Posterstein und Umgebung. Die ehrenamtlichen Geister der „Gefolgschaft zu Posterstein“ unterstützen das Museumsteam an diesem Tag mit gespenstigem Engagement. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist der normale Museumseintritt.
31. Oktober 2024, ab 15 Uhr: Halloween-Pfad und Halloweenfest mit Schatzsuche durch Nöbdenitz
Wer nach dem Geistertag-Rätsel in der Burg Lust auf noch mehr Grusel hat, der kann dem neuen Halloween-Pfad von Posterstein nach Nöbdenitz folgen. Denn unter der Regie von Nicole Bauch und dem Ortsverschönerungsverein Nöbdenitz wird Halloween auch im Postersteiner Nachbarort groß gefeiert.
Die Halloween_Aufbau-Crew in Nöbdenitz ist bereits fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt.
Während schon im vergangenen Jahr hunderte Schaulustige ihre aufwändig gestalteten Grusel-Stationen an der Dorfstraße in der Nähe des ehemaligen Konsums bewunderten, richtet Nicole Bauch in diesem Jahr mit Unterstützung des Ortsverschönerungsvereins einen Halloween-Pfad ein. Entlang des Sprotte-Erlebnispfads wird es ab 20. Oktober 2024 schaurige Stationen und schreckliche Rätsel geben.
Das Halloweenfest in Nöbdenitz hat schon Tradition (Foto: Nicole Bauch).
In Nöbdenitz beginnt um 15 Uhr im Sportlerheim Nöbdenitz das Halloweenfest mit Hexenschmücken mit anschließendem Hexenverbrennen. Eine Schatzsuche mit schaurigen Gestalten startet um 17 Uhr. Es gibt sogar einen Gruselbereich, der nur für Erwachsene geöffnet wird. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Weil das Nöbdenitzer Halloweenfest komplett auf dem Einsatz Ehrenamtlicher beruht, werden derzeit noch Spenden für den Kauf von Süßigkeiten gesammelt. Spenden kann man über PayPal an halloweennemz@gmail.com.
31. Oktober 2024, 20 Uhr: Grusellesung im Gerichtsraum der Burg Posterstein
Wenn Ronny Ristok und Franziska Huberty im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein aus Klassikern des Horror-Genres lesen, erwartet die Zuhörerinnen und Zuhörer eine Lesung mit einem gewissen Nervenkitzel. Untermalt von der Musikerin Anne Herrmann am Cello erwachen die Schauer-Geschichten zum Leben.
Ronny Ristok bei der Grusellesung 2023 im Gerichtsraum der Burg.
Neben Literatur mit Gänsehaut-Faktor besteht auch die einmalige Gelegenheit, den Burgturm bei Nacht zu besteigen. Man sollte sich also warm anziehen, nicht nur wegen der eisigen Temperaturen in der Burg und auf deren Turm.
Ronny Ristok studierte Medienkunst, arbeitet seit einigen Jahren als Theaterfotograf am Theater Altenburg Gera und wohnt in Posterstein. Er ist ein Freund des Grusel-Genres und lädt zum Mitgruseln ein bei knarrendem Gebälk und Wind, der durch die Burggemächer heult.
Franziska Huberty ist Historikerin im Museum Burg Posterstein und unter anderem bekannt als die Stimme des burgeigenen Podcasts “LeseZEIT auf Burg Posterstein”.
Die Grusellesung ist exklusiv für Erwachsene. Der Eintritt kostet 15 Euro, ein Getränk ist inklusive. Weil die Plätze begrenzt sind, ist eine Voranmeldung unter (034496) 22595 unbedingt erforderlich! Karten gibt es nur so lange der Vorrat reicht.
Das Museum Burg Posterstein erhielt am Samstag, 21. September 2024, Besuch einer Reisegruppe aus lettischen Museen, allen voran aus dem Schloss Rundāle. Der Palast der Herzöge von Kurland wird auch als „Versailles des Nordens“ bezeichnet. Anlässlich des 300. Geburtstags des Herzogs Peter von Biron fand dort in diesem Jahr nicht nur eine wissenschaftliche Tagung statt, sondern auch eine umfangreiche Bildungsfahrt durch Deutschland, Polen und Tschechien. Im Mittelpunkt standen dabei die Orte, an denen der Herzog und seine Frau Anna Dorothea sowie deren Töchtern und Nachkommen gelebt und gewirkt haben.
Der europäischen Salongeschichte am Beispiel des Salons der Herzogin von Kurland widmet das Museum Burg Posterstein drei Ausstellungsräume. (Foto: Ronny Ristok)
Historischer Exkurs – Ein Herzog mit Geschäftssinn: Herzog Peter von Kurland erlebte alle Höhen und Tiefen, die sich in einem Leben unter der Allmacht der russischen Herrscher ergeben können: Auf eine glanzvolle Jugend folgten eine Zeit der Verbannung mit seinem Vater und 1795 seine durch die russische Krone erzwungene Abdankung und Aufgabe des Herzogtums Kurland. Seit 1769 war er Herzog von Kurland. Zwei Ehen wurden kinderlos geschieden. Erben erhoffte er sich von seiner 1779 geschlossenen Ehe mit Anna Dorothea von Medem. Sein Verhältnis zum kurländischen Adel war geprägt von fortlaufenden Auseinander-setzungen. Durch den Herzogtitel erhielt er Zugang zu den wichtigsten europäischen Adelshäusern, besonders zum Königshof in Berlin. Der Herzog galt als geschäftstüchtig und kunstsinnig. In seiner Residenz in Mitau versammelte er Künstler und Gelehrte und gründete ein akademisches Gymnasium. Er blieb auch nach seiner Abdankung einer der reichsten Männer Europas. Frühzeitig investierte er im Ausland, um Frau und Töchter abgesichert zu wissen. Unter anderem erwarb er Immobilien, wie 1785 das Schloss Friedrichsfelde und das Stadtpalais „Unter den Linden“ in Berlin. Schon 1786 kaufte er das Herzogtum Sagan mit der ausdrücklichen Genehmigung der weiblichen Erbfolge im Hinblick auf seine älteste Tochter Wilhelmine, außerdem die Güter Nachod und Ratiborschitz in Böhmen.
Das Museum Burg Posterstein beschäftigt sich seit fast dreißig Jahren intensiv mit der Geschichte Anna Dorothea von Kurlands, ist international bekannt für seine Forschungsarbeit und pflegt ein überregionales Netzwerk. Seit Jahren ist es im Kontakt mit dem lettischen Museum Schloss Rundāle. So initiierte das Museum Burg Posterstein beispielsweise die Wanderausstellung „Lebensstationen der Herzogin von Kurland“ und verband die historischen Orte in Europa, indem die Exposition nach der Eröffnung in Posterstein (2006) auch in Lettland (Schloss Ruhental 2008), Polen (Schloss Sagan 2009) und Frankreich (Schloss Valencay 2007) gezeigt wurde.
Die kurländischen Gäste im Schlosspark Tannenfeld.
Bei ihrem diesjährigen Besuch im Altenburger Land führte das Museumsteam die kurländischen Kolleginnen und Kollegen zunächst mit Unterstützung der Kirchgemeinde Großstechau durch die dortige Kirche. Diese war die Hauskapelle Anna Dorothea von Kurlands. Sie besaß dort eine Ehrenloge und auch ihre Beerdigung wurde hier gefeiert. Nach einem kurzen Abstecher zum Schloss Löbichau, das in seiner historischen Substanz heute nicht mehr erhalten ist, ging es nach Tannenfeld und von dort aus nach Posterstein.
Franziska Huberty bei ihrer englischsprachigen Führung für die kurländischen Reisenden.
Unterwegs und in Posterstein ergab sich die Gelegenheit für fachlichen Austausch über beispielsweise neuste Forschungsergebnisse und gemeinsame zukünftige Projekte.
Die Sonderschau „Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit faszinierenden Baumdenkmalen“ im Museum Burg Posterstein ging am 25. August 2024 zu Ende. Seit Eröffnung am 28. Januar sahen genau (!) 17.777 Gäste die Ausstellung, die sich Hans Wilhelm von Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche sowie weiteren uralten Eichen widmete.
Buchstäblich im MIttelpunkt de Ausstellung stand Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche. Darüber hinaus gab es eine Bildergalerie mit weiteren alten Eichen.
Über unseren Umgang mit alten Bäumen
Egal, ob sie nun 1000 Jahre alt ist oder noch nicht ganz, die Nöbdenitzer Eiche, mit dem Grab eines Ministers zwischen ihren Wurzeln, ist einzigartig. Die Sonderschau stellte nicht nur den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel und sein Grab unter der 1000-jährigen Eiche in Nöbdenitz vor – in Film und in Textform. Darüber hinaus ging es um die Frage: Was braucht es, damit Bäume heute noch so alt werden können?
Eine Bildergalerie stellte weitere beeindruckende Eichen vor.
Eine Bildergalerie erzählte die Geschichten von 39 beeindruckenden Eichen aus Deutschland und aus Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und Tschechien. Dafür stellten uns über 40 engagierte Baum-Liebhaber Fotos und Informationen zur Verfügung, darunter Forstwissenschaftler, Künstler, Vereine, Museumskollegen, Touristiker und Fotografen.
Auf Grund der Internationalität der Eichen und der Kooperationspartner waren die Ausstellungstexte zweisprachig, auf Deutsch und Englisch.
Die Sonderschau nahm ihren Ausgangspunkt zwar im nahe Posterstein gelegenen Ort Nöbdenitz, stellte dann aber mächtige und alte Eichen aus ganz Europa vor. Ganz unterschiedlich gehen Menschen mit diesen Bäumen um, aber fast überall begegnet man ihnen mit Ehrfurcht und Faszination.
Blick in die Sonderschau zu Hans Wilhelm von Thümmels Grabeiche.
Darüber hinaus ging es um die Eiche als Naturdenkmal und als Lebensraum: Welche Bedingungen braucht sie, um so alt zu werden wie die Nöbdenitzer Eiche? Welche Eichen im Landkreis Altenburger Land haben das Potenzial dazu, so alt zu werden, wenn wir ihnen den Raum dafür lassen? Dabei unterstützte uns die Untere Naturschutzbehörde. Forstassessor Thomas Neidhardt vermaß die Bäume ehrenamtlich, Frank Leo fotografierte sie im Auftrag des Landkreises.
Um faszinierende europäische Eichen zu finden, bezogen wir unsere Netzwerke, sowohl digitale als auch analoge, ein. Darüber hinaus knüpften wir neue Kontakte. Die finale Auswahl war auch Resultat der Bereitschaft, unsere Ausstellung aktiv zu unterstützen. Manche der vorgestellten Eichen sind Kultur- und Naturdenkmal in einem. Genauso ist es bei der Nöbdenitzer Eiche, aber auch bei der zu einer Kapelle umgebauten Eiche im französischen Ort Allouville, der Körnereiche im tschechischen Karlsbad oder der Chrobry-Eiche im polnischen Piotrowice, deren Eicheln der Papst segnete. Die Eichengeschichten sind vielfältig.
Ein außergewöhnliches Grab: Die 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz
Die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz ist nicht nur ein beeindruckendes Naturdenkmal, sondern der einzige bekannte Baum Deutschlands, in dem sich eine Grabstätte befindet. Seit 1824 birgt sie die letzte Ruhestätte des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Ministers Hans Wilhelm von Thümmel. Seit mehr als hundert Jahren heißt sie im Volksmund „Die Tausendjährige“. Die Schätzungen über das Alter des Baumes gehen weit auseinander und reichen von 600 bis 1200 Jahren.
Die 1000-jährige Eiche Nöbdenitz (Foto: Frank Leo).
Die Nöbdenitzer Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur) und steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pfarrhof und Kirche, direkt an der Dorfstraße. Sie ist zwölf bis vierzehn Meter hoch und besitzt, direkt auf Bodenhöhe bemessen, einen Umfang von über zwölf Metern. Damit zählt sie zu den mächtigsten Eichen Deutschlands.
Wegen des Befalls durch einen Pilz ist der Stamm vollkommen hohl. Schon bei einem Gewittersturm 1819 verlor sie ihre Hauptkrone. Seither bilden zwei untere Äste eine Nebenkrone. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Baum einen Adventivstamm, einen Jungstamm, gebildet. Noch immer treibt sie jedes Jahr neues Laub und bringt viele Eicheln hervor.
Die Nöbdenitzer Eiche im 19. Jahrhundert (Holzschnitt aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein).
Schon Jahre vor seinem Tod kaufte Hans Wilhelm von Thümmel die uralte Eiche der Nöbdenitzer Kirchgemeinde ab, schon damals als seine zukünftige Grabstätte. 1824 dann wurde er tatsächlich mit behördlicher Genehmigung in einer gemauerten Gruft in den Wurzeln des Baumes beigesetzt.
Zu Lebzeiten ließ Thümmel bereits erste Eisenringe anbringen, um den Baum möglichst lange Zeit zu bewahren. Seither sind weitere Stützsysteme hinzugekommen.
Thümmel: Ein bedeutender Mann für das Altenburger Land
Der Minister Hans Wilhelm von Thümmel lebte von 1744 bis 1824. Er zählt zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten der Altenburger Region. Am Hof der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg arbeitete er sich vom Pagen zum Minister hoch.
Der Sachsen-Gotha-Altenburgische Minister Hans Wilhelm von Thümmel (Museum Burg Posterstein)
Als Gesandter vertrat er das Herzogtum unter anderem in Berlin und Paris. In der bewegten Zeit zwischen französischer Revolution, Aufstieg und Fall Napoleons und Neuordnung Europas sorgte Thümmel für die Kartierung des Altenburger Landesteils, den Bau von Straßen, Armenhäusern und einem Krankenhaus und die Gründung der Kammer-Leihbank, der späteren Landesbank. Gleichzeitig interessierte er sich für Architektur, förderte Künstler und Handwerker und ließ weitläufige Landschaftsgärten anlegen, die er auch der Öffentlichkeit zugänglich machte. Als Altersruhesitz wählte sich Thümmel sein Rittergut Nöbdenitz, war regelmäßig Gast der Herzogin von Kurland in ihrem Salon in Löbichau und kaufte die 1000-jährige Eiche als seine zukünftige Grabstätte.
Franziska Huberty und Marlene Hofmann mit dem Buch über Hans Wilhelm von Thümmel in der Sonderschau.
Die Sonderschau stellte den vielseitigen Mann und seine einzigartige Grabstätte vor. Ergänzend war eine Galerie weiterer beeindruckender Eichen aus ganz Europa zu sehen. Es wurde deutlich: Die Bäume sind oft nicht nur Naturdenkmal, sondern auch Kulturdenkmal und wir Menschen gehen auf sehr unterschiedliche Arten mit diesen Methusalem-Bäumen um.
Die Biografie Hans Wilhelm von Thümmel wurde neu aufgelegt.
Das Buch ist, so lange der Vorrat reicht, zum Preis von 25 Euro im Museum Burg Posterstein erhältlich und kann auch gern per E-Mail bestellt werden. Mit dem Kauf unterstützen Sie die Forschungsarbeit des Museums. Hier gibt es weitere Informationen zum Buch.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung
Ausstellungseröffnung mit Vortrag und Musik
Landrat Uwe Melzer, Schirmherr des Thümmeljahres, eröffnete die Ausstellung mit einem Grußwort.
Zur Ausstellungseröffnung am 28. Januar 2024 in der gut gefüllten Neuen Scheune Posterstein gab es Grußworte von Landrat Uwe Melzer. Kuratorin Marlene Hofmann stellte ausgewählte Eichen vor, Franziska Huberty las aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“ und die Musikerin Anna Herrmann umrahmte die Eröffnung musikalisch.
Anna Herrmann am Cello.
Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“
Beim Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“, das am 25. Februar, 15 Uhr, ebenfalls in der Neuen Scheune Posterstein stattfand, sprachen Experten aus der Forstwirtschaft, die Fachdienstleiterin für Natur und Umwelt sowie Baumfreunde über die Bedingungen, die Bäume brauchen, um alt werden zu können. Dabei stellt sich die Frage: Haben Bäume heute noch die Chance dazu?
Podiumsgespräch über den Umgang mit Bäumen in Posterstein.
Die interessanten Redebeiträge haben wir hier im Blog ausführlich dokumentiert.
Winterferien-Rätsel „Unterwegs im dunklen Wald“
Auch das Winterferien-Rätsel des Museums griff von 3. bis 25. Februar 2025 passend zur Sonderschau das Thema Wald auf. Unter dem Titel „Unterwegs im dunklen Wald – Was machte ein Jäger im Mittelalter?“ folgten Ferienkinder den Spuren eines mittelalterlichen Jägers. Dabei erfuhren sie, ob die Wälder damals wirklich so finster wie im Märchen waren und wer oder was dort alles lebte.
Lesung aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“
Unter dem Titel „In heitrer ländlicher Umgebung“ lasen Franziska Huberty und Marlene Hofmann aus dem Museum Burg Posterstein am 19. Februar, 18.30 Uhr, Stadtbibliothek Schmölln aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“. Organisator der Veranstaltung war der Bibliotheksförderverein Schmölln.
Vortrag über Thümmels Spuren im Altenburgischen
Wo im Altenburger Land findet man heute noch Spuren Hans Wilhelm von Thümmels – darum ging es im Vortrag in Altenburg.
Lesung und Gespräch „Können Bäume noch alt werden?“
Die Frage „Können Bäume noch alt werden?“ stellte sich zur Lesung mit Gespräch am 17. März, 15 Uhr, in der Neuen Scheune Posterstein. Gekommen waren rund siebzig interessierte Gäste. Sehr kurzweilig stellte der Autor Frank Quilitzsch sein Buch „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“ vor und kam im Anschluss mit Hans-Peter Schenk, Revierleiter des Forstreviers Schmölln, ins Gespräch.
Für sein Buch streifte der Erfurter Autor und Journalist Frank Quilitzsch ein Jahr lang mit Thüringer Förstern und Baumforschern durch die Reviere. Er ging mit auf die Jagd und verbrachte Tage und Nächte im Nationalpark Hainich. Dabei traf er auf unterschiedlichste Menschen, denen Bäume am Herzen liegen. Klimaexperten, Ranger, die Umweltministerin – was fordern sie im Umgang mit der Natur? Und wie geht es den Eichen in unseren Wäldern? Das Buch erschien im Thüringer Verlag Tasten & Typen.
Nach der Lesung Frank Quilitzschs, unterhielt sich der Autor mit dem Revierförster Hans-Peter Schenk.
Im Gespräch mit Frank Quilitzsch erzählte Revierförster Hans-Peter Schenk, dass sein Schmöllner Forstrevier zu denen mit den wenigstens Waldflächen in Thüringen zählt. Das liege an dem guten Ackerland in der hiesigen Region. Der Nöbdenitzer Forst sei der größte zusammenhängende Wald seines Reviers. Der Revierförster betonte, dass sich die Situation der Wälder seit 2021, als Frank Quilitzschs Buch erschien, bereits erheblich verschlechtert habe. Wegen des Borkenkäfers seien die Wälder vielerorts kahl. Der Klimawandel sei spürbar: Es ist zu heiß, zu trocken, zu stürmisch. Das Gesamtgefüge sei aus dem Gleichgewicht geraten. Der Förster empfiehlt, von der Monokultur wegzukommen und die Wälder öfter sich selbst zu überlassen. Trotz der Herausforderungen könne er sich aber keinen schöneren Job vorstellen, auch wenn sich das Aufgabenspektrum des Försters in den letzten Jahrzehnten geändert habe. Er stehe jetzt auch immer häufiger in der Öffentlichkeit und sei auch Moderator, Vermittler und Konfliktmanager. Und wie ergehe es nun den Eichen, denen sich die Ausstellung widmete? – Die zählten tatsächlich zu den klimastabilsten Baumarten, bescheinigt Revierförster Hans-Peter Schenk.
Was bleibt: Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“
Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“ bleibt weiterhin auf der Website des Museums verfügbar.
Während der Ausstellungszeit erreichten uns E-Mails mit Fotos und Texten zu weiteren beeindruckenden Eichen, die Besucherinnen und Besucher in ihrer Umgebung entdeckt haben. Diese wurden in der digitalen Ausstellung ergänzt.
Zudem fand ein Kunst-Projekt des Abiturjahrgangs des Roman-Herzog-Gymnasiums Schmölln in der digitalen Ausstellung einen würdigen Platz, um ihre kreativen Entwürfe zu Baumhäusern der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Auf diese Weise brauchten sich unsere Besucherinnen und Besucher auch in diese Ausstellung wieder partizipativ ein.
Die digitale Ausstellung ist auf der Website des Museums angesiedelt und erfreut sich seither reger Zugriffzahlen. Hier geht es zur digitalen Ausstellung.
2024 ist Thümmel-Jahr im Altenburger Land
Die Ausstellung über die Grabeiche des Ministers Hans Wilhelm von Thümmel war Teil des Thümmel-Jahres im Altenburger Land, an dem sich verschiedene lokale Akteure beteiligen. Zum 280. Geburtstag und 200. Todestag im Jahr 2024 widmet sich das Altenburger Land dem Leben und Wirken des verdienstvollen Politikers Hans Wilhelm von Thümmel auf vielfältige Weise. Das Thümmel-Jahr steht unter Schirmherrschaft des Landrates Uwe Melzer.
Den comichaften Thümmel entwarf der Künstler Michael Fischer Art als Logo des Thümmeljahrs im Altenburger Land.
Dreiecksbeet am Wohnhaus Hans Falladas in Carwitz.
Idyllisches Schriftsteller-Haus zwischen Seen und Wäldern
Das Hans-Fallada-Museum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus Hans Fallada in Carwitz in Mecklenburg-Vorpommern. Hier lebte und arbeitete der bekannte Schriftsteller zwischen 1933 und 1944. Seit 1995 betreibt die Hans-Fallada-Gesellschaft im Haus und auf dem gesamten Anwesen ein Museum, das von der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung“ zertifiziert ist.
Bienenhäuschen in Hans Falladas Garten.
Bootshaus und Sitzecke in Hans Falladas Garten.
Unter anderem zu sehen sind Hans Falladas Arbeitszimmer mit dem originalen Mobiliar, Esszimmer und Veranda sowie der weitläufige Garten. Auch das Grab Hans Falladas befindet sich in Carwitz.
Das Grab Hans Falladas befindet sich heute auf dem alten Friedhof in Carwitz (Foto: Wolfgang Behr).
Als Hans Fallada noch Rudolf Ditzen hieß
Direkt zur Eröffnung des traditionsreichen Literatur- und Kulturfestivals am Freitag, 19. Juli 2024 las Marlene Hofmann als Hauptautorin des vom Museum Burg Posterstein herausgegebenen Buches „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ einzelne Ausschnitte daraus vor.
Marlene Hofmann bei der Buchvorstellung in Carwitz (Foto: Wolfgang Behr)
Das erzählend geschriebene Fachbuch schließt eine Lücke in der Fallada-Forschung, indem es sich fast ausschließlich und ausführlich der Zeit zwischen 1911 und 1915 widmet. Nach einem missglückten Doppelselbstmord musste der junge Rudolf Ditzen – so Falladas bürgerliche Name – zuerst in Jena, dann in Tannenfeld klinisch behandelt werden. Der Tannenfelder Arzt Dr. Arthur Tecklenburg war für den jungen Mann ein Glücksfall. Denn er führte seine Klinik mit einem fortschrittlichen Konzept, setzte sich vielfach für ihn ein und vermittelte ihm im Anschluss an die Therapie eine Lehrstelle auf dem Rittergut Posterstein, wo der spätere Schriftsteller die Landwirtschaft erlernte.
Krankenzimmer in der Nervenheilanstalt Tannenfeld, Foto aus einer Werbebroschüre der Klinik (Sammlung Museum Burg Posterstein).
Als Rudolf Ditzen in Tannenfeld und Posterstein weilte, wusste noch niemand (auch er selbst nicht), dass er einmal ein berühmter Autor sein würde. Dementsprechend war er ein junger Mann unter vielen. Seine Zukunft sah nicht einmal vielversprechend aus.
Daher gab es später vor Ort auch nicht gerade viele Zeitzeugen, die sich noch an Rudolf Ditzen erinnerten. Fotos wurden nur wenige aufgenommen und auch sonst gibt es kaum Gegenstände, die mit ihm in Zusammenhang gebracht werden können. Und auch Rudolf Ditzen selbst berichtete nicht viel über diese Zeit.
Schloss Tannenfeld im Sommer 2023.
Als regionalgeschichtliches Museum war es uns ein Anliegen, alle Schnipsel und Hinweise zusammenzutragen und sie chronologisch geordnet in einem Buch zusammenzutragen. Es sollte ein zwar wissenschaftlicher Text mit Fußnoten und Quellen entstehen, der sich aber auch flüssig und angenehm lesen lässt. Im Buch gibt es zahlreiche Abbildungen und originale Zitate. Erstmals veröffentlicht sind die Bauzeichnungen und der Konzeptentwurf zur Tannenfelder Klinik, welche im Staatsarchiv Altenburg aufbewahrt werden. Zudem durfte das Museum Burg Posterstein einige Fotos aus dem Familiennachlass der Familie Tecklenburg veröffentlichen.
Die ausführlichste Publikation über Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein
Zum 130. Geburtstag des Schriftsteller Hans Falladas zeigte das Museum Burg Posterstein 2023 die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ als Kabinett-Ausstellung. Über 16.800 Besucher kamen im vom 14. Mai bis 12. November 2023, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Musik, Film und Vortag wurden auf die Beine gestellt. Hier lesen Sie den Ausstellungsrückblick.
Blick durch die geöffnete Tür in den Ausstellungsraum im Museum Burg Posterstein
Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ macht die Thematik auch nach ihrem Ende umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich. Die gebundene Ausgabe ist im Museum Burg Posterstein erhältlich, eine Taschenbuch- und eine E-Book-Ausgabe im Buchhandel.
Marlene Hofmann mit dem Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“.