Die umfangreiche Biografie über den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824) war gerade veröffentlicht und die Postersteiner Begleitausstellung zur Thüringer Landesausstellung „Die Ernestiner“ lief noch. Da erreichte das Museum über den Nöbdenitzer Bürgermeister eine E-Mail von einem Hans Thummel aus Amerika. Der Architekt aus Chicago hatte auf dem Blog des Museums einen englischsprachigen Artikel über Hans Wilhelm von Thümmel entdeckt.
In seiner Familie, die um 1840 nach Amerika ausgewandert sei, existiere auch die Kopie der Ansicht des Thümmelschen Palais und er wolle sich auf die Suche nach seinen familiären Wurzeln auf eine Reise nach Deutschland machen. Zunächst hielt er das Nöbdenitzer Herrenhaus für das Palais auf der historischen Ansicht. Im Museum war er im Hinblick auf neuste Infos zu Hans Wilhelm von Thümmel an der richtigen Adresse.
Der Architekt weilte zu zwei Tagungen in Deutschland in Freiburg und Berlin. Am 21. November 2016 reiste Hans Thummel schließlich von Leipzig nach Altenburg. In der Thümmelstraße klingelte er auf gut Glück am Palais und erhielt eine umfangreiche Führung durch den neuen Besitzer Wolfgang Herget, der das historische Wohnhaus Hans Wilhelm von Thümmels liebevoll renoviert.
Danach fuhr er weiter nach Nöbdenitz, wo er sich an Hans Wilhelm von Thümmels außergewöhnlicher Grabstätte, der 1000-jährigen Eiche, mit den Mitarbeitern des Museums Burg Posterstein traf. Man besichtigte das Herrenhaus, den Teich und die Überreste des Mausoleums, das in den 1960er Jahren abgerissen wurde. Die Kirchgemeinde Nöbdenitz öffnete die Kirche für eine kurze Besichtigung. Eine Führung durch Burgkirche und das Museum Burg Posterstein rundete das Ausflugsprogramm ab. In den Vereinigten Staaten beschäftigt sich der Architekt unter anderem mit der Renovierung historischer Gebäude, die in den USA allerdings oft nur etwa hundert Jahre alt sind. Umso mehr beeindrucken ihn die 800 Jahre alte Burg, die Sanierung des Postersteiner Herrenhauses, die historischen Kirchen und der 1000-jährige Baum.„Ich bin der einzige aus meiner Familie, der es je bis hierher geschafft hat“, sagte Thummel ergriffen. „Ich mache so viele Fotos, um sie zu Hause zeigen zu können.“ Die Reise sei für ihn Anlass, sich näher mit seiner Familiengeschichte zu befassen. „Bewaffnet“ mit der Thümmel-Biografie des Museums will er sich mit weiteren offenen Fragen beschäftigen: Von welcher Thümmel-Linie stammt er ab, warum wanderte seine Familie aus?
Über den historischen Hans Wilhelm von Thümmel:
Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824) stieg am Hof der Ernestiner Herzöge in Gotha zwischen 1760 und 1804 vom Pagen zum Minister auf. In Altenburg brachte er viele wichtige Projekte voran, darunter die Vermessung und Kartierung des Altenburger Landesteils, den Straßenbau sowie den Bau eines modernen Krankenhauses und mehrerer Armenhäuser.
Nach 57 Dienstjahren für die Herzöge von Sachsen-Gotha und Altenburg nahm der 73-jährige Thümmel im Jahr 1817 seinen Rücktritt aus den Staatsdiensten. Die Familie verbrachte dann mehr Zeit als zuvor auf den Rittergütern in Nöbdenitz und Untschen. Von dort aus war es nicht weit zum Musenhof Löbichau der Herzogin von Kurland, es herrschte damals ein regelmäßiger Austausch zwischen diesen Rittergütern. Obwohl seine Familie auch ein herrschaftliches Erbbegräbnis besaß, wählte sich Thümmel eine selbst für die damalige Zeit ungewöhnliche Grabstätte: die mächtige Eiche am Pfarrhof, genannt die „Tausendjährige“.
Wer das Buch zur Ausstellung noch vor Weihnachten erwerben möchte sollte sich beeilen, denn der Verkauf läuft ausgesprochen gut.
Buch zur Ausstellung: 168 Seiten, farbig, Museum Burg Posterstein, 2016
ISBN 978-3-86104-136-8, 20.00 Euro
Zum Weiterlesen im Blog:
Frag Thümmel! – Wir beantworten Fragen zur Ausstellung am #AskACurator-Tag
Hans Wilhelm von Thümmels Gesandtschaften: Paris
Mit Baron von Thümmel durch Nöbdenitz: Gut besuchte Wanderung des Museums Burg Posterstein
Fast so viele Holländer wie Nöbdenitzer besuchten bisher die Postersteiner Ernestiner-Ausstellung
Im Dienste der Ernestiner – Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister
Die Weisheiten eines langjährigen Ernestiner Staatsmannes – als Glückskeks
Blogpost: Hans Wilhelm von Thümmel – der Mann unter der 1000-jährigen Eiche
Die 1000-jährige Eiche in Nöbdenitz
Weitere Infos zum Musenhof Löbichau
Von Marlene Hofmann/Museum Burg Posterstein