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Geschichte & Geschichten

Blog des Museums Burg Posterstein

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Aufbruch von Altenburg nach Altenburg

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 18. März 2011 von Museum Burg Posterstein21. Januar 2017

Wie deutsche Siedler im 19. Jahrhundert ihre Heimatstadt in Missouri neu gründeten

Eine bunt gemischte Gruppe von Auswanderern aus Sachsen-Altenburg, der Region Dresden und Hannover strandete 1839 an einem Felsen im Fluss Mississippi. Direkt am Fluss gründeten die einem strengen lutherischen Glauben anhängenden Siedler den Ort Wittenberg. Nicht selten wurden die Häuser von den Hochwassermassen des legendären Flusses mitgerissen, weshalb  heute von dieser Siedlung nur noch der Wittenberg Boat Club und eine verfallene Poststation zeugen.

Felsen im Mississippi

Nach einer langen Schiffsreise nach Amerika strandeten Einwanderer aus dem Altenburger Land 1839 an diesem Felsen im Mississippi.

Die Auswanderung organisierten verschiedene Geistliche unter der Leitung von Pfarrer Martin Stephan aus Pirna bei Dresden. In Folge sozialer Missstände nach den napoleonischen Kriegen und verschärften Abgabelasten auf dem Lande, erwogen parallel zu ersten revolutionären Unruhen auch in der Region Altenburg immer mehr Menschen, ihr Glück in der Ferne zu suchen. Ursprünglich zogen die Auswanderer um Martin Stephan auch Australien als mögliche neue Heimat in Betracht, aber südlich von St. Louis, in Missouri, bot man ihnen rund 10.000 Morgen Land zu günstigen Preisen an.

Wittenberg Boat Club

Wittenberg Boat Club

Im Winter 1838/39 reisten insgesamt fünf Schiffe mit Siedlern aus dem Königreich Sachsen und dem Herzogtum Sachsen-Altenburg in die so genannte „Neue Welt“. Mit an Bord nahmen die frommen Auswanderer auch 900 Exemplare von Luthers Katechismus. Sogar während der langen Seereise erhielten die Kinder Unterricht. Alle Schiffe erreichten ihr Ziel, bis auf ein kleineres Boot namens „Amalia“, das höchstwahrscheinlich bei Frankreich mit einem größeren Schiff kollidierte.

Altenburg, Dresden, Wittenberg, Frohna, Paitzdorf und Seelitz in der „neuen Welt“

1839 kamen die Siedler also in Missouri an. Zu dieser Zeit glich die dortige Landschaft einer noch unbewohnten Wildnis. Die Neuankömmlinge hätten den Winter dort kaum überstanden, wären sie nicht von der lutherischen Gemeinde in St. Louis unterstützt worden. Im heutigen Bundesstaat Missouri, im Landkreis Perry County, gründeten die deutschen Siedler die nach ihren Heimatstädten bzw. -regionen benannten Orte wie Dresden, Seelitz, Johannisberg, Altenburg, Frohna, Paitzdorf und Wittenberg. Dresden, Seelitz und Johannisberg wurden aber bereits 1841 nach Altenburg, Missouri, eingemeindet. Weil natürlich nur das Beste aus der neuen Heimat berichtet wurde, trafen auch später noch weitere Auswanderer aus der Region Altenburg in der neu gegründeten Stadt ein.

Indianer, wilde Bestien und mexikanische Soldaten braucht man in Altenburg bislang nicht zu fürchten

Der Pfarrer Martin Stephan derweil lebte in der neuen Heimat ein nicht eben sittlich-christliches Leben und ließ sich hofieren wie ein König. Nachdem die Gemeinde endlich erkannt hatte, wie sehr sie durch ihren geistlichen Führer betrogen worden war, entließ sie ihn. Erster Präsident der Missouri Synode (heute zwei Millionen Mitglieder) wurde der aus Langenchursdorf stammende Ferdinand Wilhelm Walther. Gotthold Heinrich Loeber aus Kahla übernahm den Posten als Pfarrer im neu gegründeten Altenburg. Er beschrieb am 10. September 1839 in einem Brief nach Deutschland das Leben in der neuen Welt, wo die meisten Familien zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Häusern, sondern in provisorischen Baracken lebten. Beruhigend fügte er aber hinzu, dass sich die Verwandten in der Heimat keine Sorgen wegen Indianern, wilden Bestien oder mexikanischen Soldaten machen müssten, denn solche Dinge bräuchte man in Altenburg bislang nicht zu fürchten.

Schulgebäude von 1839 in Altenburg Missouri

Das 1839 errichtete Schulgebäude ist das älteste Haus in Altenburg, Missouri

Als eine ihrer ersten Handlungen errichteten die Siedler im August 1839 eine Bildungsstätte, an der Kinder eine umfassende gymnasiale Bildung erhalten sollten: Religion, Latein, Griechisch, Hebräisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Geschichte, Geografie, Mathematik, Physik, Naturgeschichte, Philosophie, Musik und Zeichnen standen auf dem Lehrplan. Der Anspruch der Schule war kein geringerer, als die Absolventen für ein Universitätsstudium zu rüsten. Im ersten Jahr begannen sieben Jungen und drei Mädchen dort den Schulunterricht.

Welcome to Altenburg, Missouri!

Im Oktober 2010 fuhren Historiker ins amerikanische Altenburg zu einer internationalen Konferenz unter dem Motto „Home is where our story begins“ (Zuhause ist, wo unsere Geschichte beginnt). Die Kontakte nach Amerika knüpfte der Genealoge Wilfried Piehler aus Gera bereits vor Jahrzehnten. Die Altenburger aus Missouri waren auch schon mehrfach zu Besuch in ihrer alten Heimat. Manche von ihnen überraschten damit, dass sie sich die deutsche Sprache – genau genommen, die Altenburger Mundart aus dem 19. Jahrhundert – über Generationen hinweg bewahrt haben.

Altenburg Missouri

Das amerikanische Altenburg ist eine gemütliche Kleinstadt mit lebhafter christlicher Gemeinde

Auf der zweitägigen Konferenz hielten einheimische Historiker und Genealogen verschiedene Vorträge, die der Geschichte des amerikanischen Altenburgs auf den Grund gingen. Die Historie des deutschen Altenburgs beleuchtete unter anderem Sabine Hofmann vom Lindenau-Museum Altenburg. Am Freitag, 18. März, 19 Uhr, fassen Wilfried Piehler sowie Sabine und Klaus Hofmann in einem Vortrag im Museum Burg Posterstein die Ergebnisse der Konferenz zusammen. Wer mehr zur Geschichte des amerikanischen Altenburgs erfahren möchte, dem sei auch das im vergangenen Jahr in den USA auf Englisch erschienene Buch „Altenburg Missouri and the surrounding Parishes“ empfohlen (Hrsg.: Mary Beth Mueller Dillon, Lynhorst, Indianapolis, 2010).

 

(Marlene Hofmann, auch erschienen in der Ostthüringer Zeitung vom 16. März 2011, http://www.otz.de/)

Moving from Altenburg to Altenburg

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 18. März 2011 von Museum Burg Posterstein21. Januar 2017

How German settlers in 19th century founded a new hometown in Missouri

A motley group of emigrants from Saxony-Altenburg, Dresden region and Hannover stranded on a rock in Mississippi river in 1839. Right beside the river the strict Lutheran settlers founded the town Wittenberg. Frequently the legendary river carried Wittenbergs houses away – that is why only the Wittenberg Boat Club and a crumbling old post office remind of the town today.

rock in Mississippi

After a long journey by ship a group of German emigrants from Altenburg County stranded at this rock in Mississippi in 1839.

The emigration was organized by different clergymen, under the leadership of reverend Martin Stephan from Pirna near Dresden. As a result of social problems after the Napoleonic Wars and tightened taxes in the countryside, parallel to first revolutionary riots, a lot of people in Altenburg region considered to try out their luck in the „new world“. In the beginning they considered Australia as a new home as well, but south from St. Louis in Missouri they were offered 10.000 acre land to a cheap price.

Wittenberg Boat Club

Wittenberg Boat Club

In Winter 1838/39 five ships with settlers from the kingdom of Saxony and the duchy of Saxony-Altenburg headed for the so called „new world“. The devotional emigrates took 900 copies of Luther’s catechism with them on board of the ships. Even during the long crossing the children were taught. All ships reached the US, except for a small boat called „Amalia“, which apparently collided with a bigger ship near France.

Altenburg, Dresden, Wittenberg, Frohna, Paitzdorf and Seelitz in the „new world“

As mentioned before, the settlers arrived in Missouri in 1839. At that time this region still was a nearly uninhabited wilderness. The newcomers probably wouldn’t have survived the first winter, if they wouldn’t have been supported by the Lutheran community in St. Louis. In today’s Perry County the German settlers founded towns, which they named after the regions and towns they came from – like Dresden, Seelitz, Johannisberg, Altenburg, Frohna, Paitzdorf and Wittenberg. Dresden, Seelitz and Johannisberg were later on suburbanized by Altenburg, Missouri. Of course the emigrants only reported the best things to their friends and families in Germany and in the following years a lot of other people from Altenburg region moved to the new founded Altenburg.

You don’t need to fear Indians, wild animals and Mexican soldiers in Altenburg

Reverend Martin Stephan lived a very little moral life in the new world, while he let himself celebrate as a king. When the community finally had realized how badly their spiritual leader had betrayed them, they dismissed him. The first president of the Missouri synod, which has two million members today, was Ferdinand Wilhelm Walter from Langenchursdorf. Gotthold Heinrich Loeber from Kahla overtook the job as reverend in the new founded Altenburg. In a letter to Germany on September 10th, 1839 he described the life in the new world, where the most people at this time did still not live in houses, but in temporary sheds. To comfort his reader he added that one did not have to fear Indians, wild animals or Mexican soldiers in Altenburg.

school building from 1839 in Altenburg Missouri

The school building from 1839 is the oldest house in Altenburg, Missouri.

As one of their first projects, the settlers built a school in august 1839 to provide grammar school education for the children: Religion, Latin, Greek, Hebrew, German, French, English, history, geography, mathematics, physics, natural history, philosophy, music and drawing were on the schedule. The goal was to prepare the pupils for later university studies. In the first year seven boys and three girls were enrolled.

Welcome to Altenburg, Missouri!

In October 2010 historians from the German Altenburg travelled to the American Altenburg to take part in an international conference named „Home is where our story begins“. Already decades before the genealogist Wilfried Piehler from Gera (Thuringia) established first contacts to Missouri. Inhabitants from Altenburg, Missouri, have already a few times visited Altenburg County in Germany. Some of them surprised the Germans by speaking German with Altenburg dialect from 19th century.

Altenburg Missouri

The American Altenburg is a gemuetlich small town with a living Christian community.

On the two-day conference local historians and genealogists from Missouri presented their research on the history of the town. German historians, as Sabine Hofmann from Lindenau Museum Altenburg, described the history of the German Altenburg. On Friday, March 18th, 7pm, Wilfried Piehler and Klaus and Sabine Hofmann will present the results of this conference at Posterstein Castle. To learn more about the history of Altenburg, Missouri, you should take a look at the book „Altenburg Missouri and the surrounding Parishes” (editor: Mary Beth Mueller Dillon, Lynhorst, Indianapolis, 2010).

(by Marlene Hofmann, also published in Ostthüringer Zeitung, March 16th 2011, http://www.otz.de/)

Geschichte & Geschichten

Das thüringische Museums Burg Posterstein bloggt seit 2011 über Geschichte und Geschichten aus Sammlung, Forschung und Museumsalltag.

IN ENGLISH: Since 2011 the German Museum Burg Posterstein writes stories about its collection, research and everyday life at the museum – here you find all texts in English.

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