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Geschichte & Geschichten

Blog des Museums Burg Posterstein

Eine Salondame und ein Ritter auf einer Picknickdecke vor Burg Posterstein
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Schlagwort-Archive: Herrenhaus

#ZukunftThüringen – Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow besuchte Posterstein auf seiner Sommertour

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 10. Juli 2018 von Museum Burg Posterstein16. August 2018

Auf dem Besuchsprogramm zur Sommertour des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow standen am 5. Juli 2018 auch Herrenhaus und Burg Posterstein.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zusammen mit Museumsdirektor Klaus Hofmann und Landrat Uwe Melzer (von links) auf dem Postersteiner Burgberg.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zusammen mit Museumsdirektor Klaus Hofmann und Landrat Uwe Melzer (von links) auf dem Postersteiner Burgberg.

„Ich freue mich auf die breite Palette von Terminen, die abwechslungsreicher nicht sein könnten“, sagt der Ministerpräsident vorab. „Dabei ist es mir nicht nur wichtig, Thüringen als Kultur- und Tourismusland zu erleben. Ich möchte den Menschen begegnen, die mit ihrem Tun unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhalten, die mit ihrem Dienst unser Zusammenleben möglich und lebenswert machen. Das betreffe sowohl die Menschen, die sich ehrenamtlich engagierten als auch diejenigen, die beruflich in verschiedensten Bereichen der Daseinsvorsorge tätig sind.“ So stand es zu lesen in der Presseankündigung der Staatskanzlei. Damit hatte sich der Thüringer Ministerpräsident Posterstein genau zum richtigen Zeitpunkt ausgesucht.

Im Video empfielt der Ministerpräsident Posterstein:

[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=LV5AieZRTN0[/embedyt]

„Gemeinsam nicht Einsam – neues Leben auf dem Land“

Direkt neben der Burg Posterstein gestalten derzeit der Verein Burgberg Posterstein e.V. und die Gemeinde Posterstein das Areal des historischen Burgbergs neu. Im Projekt „Gemeinsam nicht Einsam – neues Leben auf dem Land“ soll der Burgberg zu einem Zentrum für Wohnen, Arbeiten, Kultur  und Tourismus entwickelt werden. Die Sanierung des historischen Herrenhauses ist in vollem Gange und soll im Rahmen von verschiedenen Förderungen und Eigenleistungen bis 2019 abgeschlossen sein. Auch der Platz vor der Burg wird neu gestaltet. Ein weiterer großer Schwerpunkt der Entwicklung des Burgbergs ist der Neubau des in den 1950er Jahren abgerissenen Nordflügels der Burg.

Auf einer kurzen Führung durch das Museum Burg Posterstein.

Auf einer kurzen Führung durch das Museum Burg Posterstein.

Europäisches Zentrum für Salonkultur: Ein Tourismus- und Informationszentrum in der Burg Posterstein

Das inhaltliche Gestaltungskonzept des Neubaus des historischen Nordflügels der Burg verknüpft die Orte der Europäischen Salonkultur im Altenburger Land: insbesondere Residenzschloss Altenburg, Lindenau-Museum, Marstall, verschiedene Palais in Altenburg, Schlösser Tannenfeld und Löbichau.

Vor der Ruine des in den 1950er Jahren abgerissenen Nordflügels.

Vor der Ruine des in den 1950er Jahren abgerissenen Nordflügels.

Es nimmt direkten Bezug auf die Tourismusstrategie des Freistaates Thüringen, die die Entwicklung von touristischen Leitprodukten mit Alleinstellungsmerkmal und überregionaler Ausstrahlungskraft anregt.

In der Ausstellung zur Salongeschichte trug sich Bodo Ramelow ins Gästebuch der Burg ein.

In der Ausstellung zur Salongeschichte trug sich Bodo Ramelow ins Gästebuch der Burg ein.

Die Salonkultur im Altenburger Land bietet damit hervorragende Anknüpfungspunkte für gemeinsame Projekte und die Vernetzung der verschiedenen Museen und anderen Kultur-Akteure. Posterstein ist für viele Touristen, die von Süden und Westen her in die Region kommen, quasi das Tor zum Altenburger Land. Salongeschichte fand in Weimar und Gotha statt, aber auch im Altenburger Land. Mit gemeinsamen Vermittlungs- und Veranstaltungskonzepten soll die Region vorangebracht und dieses spannende Thema belebt und gelebt werden.

Die Gesprächspartner: Landrat Uwe Melzer (CDU), Bürgermeister Stefan Jakubek (parteilos), Vorsitzender des Fördervereins Herrmann Marsch und Museumsdirektor Klaus Hofmann informierten den Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (die Linke) in der fast 1,5-stündigen Visite ausführlich über den aktuellen Stand der verschiedenen Postersteiner Projekte.

von Klaus Hofmann / Museum Burg Posterstein

Zum Weiterlesen:

#heritageMW: Ein europäisches Tourismus- und Informationszentrum im Geiste der historischen Salons in der Burg Posterstein

Wir brauchen bis in den kleinsten Thüringer Winkel hinein Konzepte, die über den Tellerrand hinaus blicken: Statement zur Thüringer #Museumsperspektive2025

#HeritageMW: Gemeinsam nicht einsam: Vom neuen Leben auf dem Burgberg Posterstein – Teil III

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 25. Juni 2017 von Museum Burg Posterstein24. Juni 2017

Es ist schon fast eine Tradition geworden, dass das Museum Burg Posterstein zur #MuseumsWeek die Entwicklungen auf dem Burgberg zum Thema nimmt und einen Blick auf das Projekt „Gemeinsam nicht einsam- neues Leben auf dem Land“ wirft. Und es hat sich einiges getan!

Seit Sommer 2016 laufen die Arbeiten am historischen Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes Posterstein. Das Zukunftsprojekt „Gemeinsam nicht einsam – neues Leben auf dem Lande“ wird vom Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera mit Fördermitteln der integrierten ländlichen Entwicklung, hier Dorferneuerung/Dorfentwicklung, unterstützt. Der Fördermittelbescheid über 1,8 Millionen Euro wurde am 17. August offiziell überreicht. Gefördert wird das Projekt auch vom Freistaat Thüringen und dem Bund.

Seit diesem ersten großen Schritt wurde fleißig gebaut. Der gesamte Dachstuhl ist saniert, das Dach neu gedeckt, neue Fenster wurden eingesetzt und die neuen Wohnung nehmen Form an.

Offenes Herrenhaus Posterstein am Internationalen Museumstag 2017

Offenes Herrenhaus Posterstein am Internationalen Museumstag 2017

Projekt „Gemeinsam nicht einsam“: Wie der Stein ins Rollen kam

Seit 1993 stehen die verbliebenen Gebäude des Postersteiner Ritterguts, direkt neben der Burg Posterstein, leer. Am 14. Oktober 2015 gründete sich der Förderverein Burgberg Posterstein e.V. und kaufte die Gebäude mit dem Ziel zurück, diese zu sanieren und eine nachhaltige Nutzung für sie zu finden. Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Posterstein wurde im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet. Erstmalig bot sich 2015 die Chance zum Rückkauf des Herrenhauses sowie der verbleibenden Rittergutsgebäude. Mit Geldern der Thüringer Staatskanzlei wurde eine Machbarkeitsstudie für die Realisierung des Konzepts „Gemeinsam nicht einsam“ in Auftrag gegeben. Parallel kam die Notsicherung des Gebäudes im Gange.

Das Rittergut Posterstein um 1900, Museum Burg Posterstein

Das Rittergut Posterstein um 1900, Museum Burg Posterstein

Die Gemeinde Posterstein möchte das historische Herrenhaus bis 2018 in mehreren Bauabschnitten sanieren und ausbauen. Es soll eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Tourismus entstehen, darunter acht Wohnungen, zwei Ferienwohnungen, ein Treffpunkt für Vereine und vieles mehr.

Das Gut, auf dem Hans Fallada das Kartoffelzüchten lernte

Die Geschichte des Postersteiner Ritterguts ist eng verknüpft mit der der Burg Posterstein. Die letzten Rittergutsbesitzer (1833-1945) waren die Familie Herrmann. Ein berühmter „Eleve“ in dem landwirtschaftlichen Betrieb war von 1913 bis 1915 Rudolf Ditzen, der hier seine Ausbildung zum Landwirt – mit Spezialisierung auf die Kartoffelzüchtung – absolvierte. Viel bekannter ist der spätere Schriftsteller unter seinem Künstlernamen Hans Fallada.

Führung im historischen Herrenhaus zum internationalen Museumstag 2017.

Führung im historischen Herrenhaus zum internationalen Museumstag 2017.

Während der beiden Weltkriege wurde Posterstein nicht zerstört. Dennoch endete der Zweite Weltkrieg mit der bislang schwerwiegendsten Veränderung: Die Grundherrschaft Posterstein hörte auf zu bestehen. Mit der Durchsetzung der Bodenreform in Thüringen wurde am Anfang des Jahres 1946 das 192 Hektar große Rittergut enteignet, die Grundfläche aufgeteilt und Teile der Wirtschaftsgebäude abgerissen. Der letzte Rittergutsbesitzer Kurt Herrmann (1905-1986) siedelte nach der Ausweisung zwangsweise nach Westdeutschland um. In Burg und Herrenhaus quartierte man nach Kriegsende zunächst Flüchtlinge ein, die ihr Hab und Gut im Osten verloren hatten. Später wurde im Herrenhaus ein Kinderheim (1956-1992) und in der Burg ein Museum eingerichtet.

Ein Fundstück unter den Dielen

Bevor die Familie Herrmann das Rittergut Posterstein 1833 kaufte, gehörte es der Familie Flemming. Der kursächsische Generalfeldmarschall und Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming (1667–1728) hatte 1724 die Besitzungen Posterstein und Vollmershain für 124 000 Taler gekauft. Obwohl die Familie Flemming in Posterstein nur sehr wenig Zeit verbrachte, wurden doch erhebliche Investitionen getätigt. Den Familienbesitz führte sie bis 1833 weiter.

Während der Bauarbeiten unter den Dielen gefunden: Ein Dokument von 1730.

Während der Bauarbeiten unter den Dielen gefunden: Ein Dokument von 1730.

Aus dieser Zeit stammt auch ein außergewöhnliches Fundstück, dass die Arbeiten am Dachstuhl des Herrenhauses zu Tage förderten: Ein Schriftstück, das auf das Jahr 1730 datiert ist.

Das Dokument hat die Maße 20 x 32 cm, trägt das Siegel des Gerichtsinspektors Christian Schmidt und umfasst insgesamt vier Blätter. Dennoch scheint es ein Fragment zu sein. Auf der ersten Seite ist die Nummerierung „No: II.“ zu lesen. Ein möglicher erster Teil blieb allerdings bisher unentdeckt. Bei der gefunden Urkunde handelt es sich um die Abschrift eines Vergleichs von 1677 zwischen Georg Dietrich von Pflugk (1640–1705) auf Posterstein, und Marie Elisabeth von Schleinitz, geborene Bünau, auf Blankenhain.

Die Urkunde beinhaltet eine Vereinbarung der beiden Partein über das Schank- und das Wegerecht auf den Geleitsstraßen unter Pflugks Aufsicht und über ein entsprechendes Wegegeld. Die Abschrift ist vom Gerichtsinspektor Christian Schmidt beglaubigt, gesiegelt und auf „Blankenhayn, den 12.Jul. 1730“ datiert. Das Original vom „29. Jan: Anno 1677“ wurde laut Schmidt „Wort zu Wort“ übertragen.
Dieses außergewöhnliche Zeugnis der Postersteiner Geschichte blieb bis jetzt das einzige Fundstück seiner Art.

Die Umgestaltung des Burgbergs ist in vollem Gange

Die Besucher von Posterstein können den Fortschritt des Bauprojekts direkt vor der Burg deutlich sehen. 2017 steht der Innenausbau im Fokus. Das Zukunftsprojekt ist vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur ausgewählt als eines von vier „Modelprojekten der Regionalentwicklung – Daseinsvorsorge im demografischen Wandel“. Die Fördermittel stehen bereit und die Umsetzung beginnt. So rückt das Ziel des Vorhabens, den Burgberg wieder mit Leben zu erfüllen, eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit/Tourismus zu etablieren und so Posterstein als Wohn-, Arbeits-, Sozial-, und Kulturraum zu erhalten und weiter zu entwickeln in immer greifbarerer Nähe.

Von Franziska Engemann / Museum Burg Posterstein

Ein spektakulärer Fund – aus dem Jahr 1730

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 30. September 2016 von Museum Burg Posterstein21. Januar 2017

Ein spektakulärer Fund

Bei Dacharbeiten an einem Seitenflügel des früheren Verwalterhauses des Ritterguts Posterstein wurde unter den alten Dielen ein Schriftstück entdeckt, das auf das Jahr 1730 datiert ist.

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Bauarbeiten am Herrenhaus Posterstein

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Schriftstück aus dem Jahr 1730

Zu dieser Zeit war der kursächsische Generalfeldmarschall und Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming (1667–1728) Besitzer des Ritterguts. Dieser hatte 1724 die Besitzungen Posterstein und Vollmershain für 124000 Taler gekauft. Obwohl die Familie Flemming in Posterstein nur sehr wenig Zeit verbrachte, wurden doch erhebliche Investitionen getätigt. Den Familienbesitz führte sie bis 1833 weiter. Die Gutsgeschäfte übertrug man größtenteils Pächtern, die durch entsprechende Pachtverträge mit den Nutzungsrechten ausgestattet waren.

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Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming

„Schon der Feldmarschall Flemming hatte das Schloß als Wohnung verschmäht und sich ein neues Herrenhaus gebaut.“

Wie das Rittergut Posterstein um 1730 aussehen haben muss, wird aus der handschriftlichen Chronik von Friedrich Winckler aus dem Jahr 1905 deutlich. Darin ist zu lesen: „So reizvoll in seiner unregelmäßigen Gestalt mit kleineren Türmen, mit Erkern, Winkeln und Höfchen von Außen das Ganze [die Burg] wirkt, so traurig sieht es drinnen heute aus. Da bietet sich ein Bild des Verfalls. Schon der Feldmarschall Flemming hatte das Schloß als Wohnung verschmäht und sich ein neues Herrenhaus gebaut. Die Erhaltung des Schlosses war seitdem für jeden Eigentümer eine unbequeme Last. Seit Menschenaltern ist es unbewohnt. […] In bewohnbaren Zustand muß das Schloß [1776] gewesen sein jedenfalls war die Gerichtsstube darin. Es war wohl auf Absteigequartier des in Crossen wohnenden Grafen, welchem das vom Feldmarschall erbaute Haus einem Brande zum Opfer gefallen war, der 1749 alle Baulichkeiten des Gutsgehöftes vernichtete.“

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Rittergut Posterstein um 1900

„Dieser Umstand hatte zur Folge daß mein Urgroßvater [Johann Christian Winckler, Pächter des Ritterguts Posterstein von 1776 bis 1805] den Hof mit lauter ziemlich neuen Gebäuden besetzt fand. Das neueste war das Pächterhaus. Denn in dem Inventarium erfolgt die Aufzählung der Türen, Fenster und Öfen derjenigen Räume, die offenbar seine Wohnung bildeten […] Wie aber mußte mein Großvater sich erst gehoben fühlen, wenn er hinaustrat und den Hof mit der Reihe stattlicher Gebäude vor sich sah. Von denen kann man sich auch ein Bild aus dem Inventarium machen. Rechts standen zwei Pferdeställe. Dann kamen das Malz-und Darrhaus, [die Darre, Darren – Dörren, Dörrvorrichtung] das Brauhaus mit der Brauvorrichtung und das Brandwein-Brauhaus. Linker Hand war zunächst die geräumige Hofmeisterwohnung, in der auch ein Schreiberkabinet erwähnt wird. Daran stieß das Gesindehaus, daß in zwei Geschossen die vierfenstrige Gesindestube mit Kachelofen, fünf Kammern und zwei Küchen enthielt. Dann folgten das Grasehaus, der Kuh- und der Schweinestall, über denen sich der Getreideboden befand, der Schirrschuppen, der Fröhnerstall, ein Scheunungengebäude mit vier Einfahrten und der Wagenschuppen. Der Milchkeller befand sich unter einem Stallgebäude, der Bierkeller aber unter dem Schlosse. Das ist dessen einzige Erwähnung in dem Inventarium.“

Das Fundstück

Unter den alten Dielen im Dachboden des Herrenhauses fanden die Zimmerleute ein Schriftstück, das auf 1730 datiert wurde, aber von viel älteren Verhandlungen kündet. Das Dokument hat die Maße 20 x 32 cm, trägt das Siegel des Gerichtsinspektors Christian Schmidt und umfasst insgesamt vier Blätter. Dennoch scheint es ein Fragment zu sein. Auf der ersten Seite ist die Nummerierung „No: II.“ zu lesen. Ein möglicher erster Teil blieb allerdings bisher unentdeckt.

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Bei der gefunden Urkunde handelt es sich um die Abschrift eines Vergleichs von 1677 zwischen Georg Dietrich von Pflugk (1640–1705) auf Posterstein, und Marie Elisabeth von Schleinitz, geborene Bünau, auf Blankenhain. Für diese tritt auch ihr Ehemann und Vormund, der kursächische Rittmeister Hans Georg Haubold von Schleinitz (1639–1677) auf. Beide hatten 1668 geheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.

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Die Abschrift ist vom Gerichtsinspektor Christian Schmidt beglaubigt, gesiegelt und auf „Blankenhayn, den 12.Jul. 1730“ datiert. Das Original vom „29. Jan: Anno 1677“ wurde laut Schmidt „Wort zu Wort“ übertragen

Schon damals eine bautätige Herrscherfamilie

Die Familie von Pflugk, Besitzer des Guts von 1528 bis 1718, war die wohl bautätigste Familie auf Posterstein. Sie entstammten einem meißnischen Adelsgeschlecht und lassen sich seit dem 16. Jahrhundert in den genealogischen Einträgen zahlreicher Rittergüter der Region nachweisen. Die Burg Posterstein verdankt der Familie in großen Teilen ihr heutiges Erscheinungsbild. Auch die Burgkirche wurde durch Tham von Pflugk (†1596) errichtet und von seinem Nachkommen Georg Dietrich von Pflugk mit einem wunderschönen barocken Schnitzwerk ausgestattet.

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Rittergut Posterstein 1694

Georg Dietrich von Pflugk hatte an der Universität Jena Philosophie und Rechtswissenschaft studiert, in Tübingen und Jena verschiedene juristische Schriften veröffentlicht und war zwei Jahre lang durch Deutschland und Frankreich gereist. Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603–1669) berief ihn 1666 als Hof- und Justizrat in die Landesregierung. Pflugk war Konsistorialrat und Vizehofrichter in Jena, wurde 1690 schließlich zum Geheimen Rat und 1701 zum Kanzler ernannt.

Er heiratete in erster Ehe Maria Elisabeth (1646–1677), die Tochter des angesehenen und einflussreichen Wolf Konrad von Thumbshirn (1604-1667) auf Ponitz. Noch im Jahr des Todes seiner ersten Frau erfolgte die neuerliche Eheschließung mit Marie (Martha) Gertraud von Römer (1654–1710) aus Neumark im Vogtland. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor, von denen der erstgeborene Sohn Georg Carl (1678–1748) die Nachfolge auf Posterstein antrat. Georg Diedrich von Pflugk starb in Altenburg und ist in der Burgkirche Posterstein beigesetzt.

Von Geleitstraßen und „Weg-Geld“

Als Georg Dietrich von Pflugk den Postersteiner Besitz nach einem Vergleich mit seinen Brüdern 1666 übernahm, stand er auf Grund der Nachwirkungen des 30jährigen Krieges vor der Notwendigkeit, sämtliche Zins- und Fronregister neu aufzustellen, Visitationen durchzuführen sowie Dorf- und Gerichtsordnungen zu erneuern. Es gelang ihm, seine Stellung in Gotha und Altenburg zu nutzen, um Privilegien, wie das Geleitstraßenrecht, Bergbaurechte und das Marktrecht zu erwerben. So erhielt er unter anderem die Oberaufsicht über die durch Posterstein führende Heer- und Geleitstraße von Gera nach Zwickau, die Genehmigung zum Gasthausbau in Schönhaide, das Jagdrecht in Pillingsdorf und das Marktrecht für einen Michaelis- und einen Walpurgismarkt in Posterstein.

Auf Geleitstraßen wurden Reisende, Händler oder Pilger von bewaffneten Reitern begleitet und vor Überfällen oder ähnlichen Gefahren geschützt. Für diesen Schutz wurde eine gewisse Summe als Geleitsabgabe fällig. Jeder, der sich auf diesen Straßen fortbewegte stand unter dem Landes- bzw. Königsfrieden und konnte ein Geleit begehren. Kam es trotz dieser Absicherung zu Straßenraub, musste der Geleitsherr für diesen Schaden aufkommen. Mit dem allgemeinen Landfrieden Maximilians I. wurde dieses „lebendige Geleit“ allen Reichsständen zur Pflicht gemacht.

Da das begleitete Reisen, durch Entlohnung der bewaffneten Geleitsreiter, sehr kostenintensiv war, wurde es später meist durch das „tote“ oder schriftliche Geleit ersetzt und der zu Geleitende erhielt nach der Abgabe des Geleitsgeldes bei einem „Geleits-Einnehmer“ einen entsprechenden „Geleitsbrief“.

Die wohl bekanntesten dieser Heer- und Geleitstraßen waren die „Via Regia“ und die „Via Imperii“. Sie waren die großen Verbindungsstraßen und -wege zwischen den befestigten Städten und großen Waren-Umschlagplätzen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.

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„Urkundlich ist dieser Vergleich in dupto zu Pappier gebracht […]“

Georg Dietrich von Pflugk hatte um 1677 eine solche Oberaufsicht über die Heer- und Geleitstraße von Gera nach Zwickau inne. Und diese ist auch in dem Vergleich Thema, der als Abschrift im Herrenhaus der Burg Posterstein gefunden wurde.

„[…] Zuwißen, demnach zwischen der Hochwohlgebohrenen Frauen, Frauen Marien Elisabethen von Schleuniz [Schleinitz], gebohrene  von Bünau, alß Besitzerin des Ritter Guths Blankenhayn, mit vollwert dero Ehe- und kriegischen Vormundes, des hochwohlgebohrenen Herrn, Herrn Hanß Georgs Haubolden von Schleuniz [Schleinitz], auf Blankenhayn, an Einem, und dem hochwohlgebohrenen Herrn, Herrn Georg Dietrich Pflugen, auf Posterstein zum anderen Theile, wegen der Pillingsdorffischen Straßen, daß nehmlich dirselben für nun freye Land-Straße zu halten“.

Georg Dietrich von Pflugk und die Familie von Schleinitz auf Blankenhain vereinbaren mit Wissen der „hirzu gnädigst verehrten Chur- und fürstlich. Commission zu Leipzig“ und „bey Herrn Herzogs Friedrich fürstl. Durchlaucht. zu Sachsen Altenburg, dergleichen Concession“, dass das anfallende Weggeld in Höhe von „zweihundert und fünfzig Gülden“ zur „Besserung mehr bewegter Straßen von Klein Heuckewalde an biß an die Corbusener Flur“ mit anderen Privilegien verrechnet werde. Diese sind das Recht zur Kuppeljagt, der Jagd auf dem Grundbesitz oder der Gerichtsbarkeit eines anderen, in Pillingsdorf und dem Nischwitzer Pfarrholz sowie das Schankrecht an der Pillingsdorfer Straße, welches Frau von Schleinitz an Georg Dietrich von Pflugk mit dem Versprechen abtritt, dort keinen eigenen Gasthof oder eine Schenke zu betreiben oder betreiben zu lassen.

„[…] der von Pflug angeführet, wie er gleichwohl, des Pillingsdorffischen Gasthoffs halben bey obgemeldter hochansehnlichen Commission nicht nur die gehabte Kuppel Jagds Gerechtigkeit in der in der Nischwizer Flur, sondern auf die jenigen zweihundert und fünfzig Gülden, welche Ihme die Frau von Schleuniz vor die in dem Holze, die Pillingsdorff genannt, und dem Pfarr Holze zu Nischwiz, ausgewißenermase Überlaßene Jagd, schuldig werden, abgetreten, dahero nicht unbillig, daß ihm in solcher Gastungs- und Schankgerechtigkeit kein Eintrag geschehen: So hat die Frau von Schleuniz solches gleichfalls für recht und billig befunden, und zu solchen Ende mit vollwert Ihres Ehelichen und kriegischen Herrn Vormundens sich hiermit erkläret, weder einen Gasthoff oder Schenke an solcher Pillingsdorffischen Straßen aufzurichten noch sonsten, demselben zum abbruch, etwas vorzunehmen oder vornehmen zu laßen, welche freundliche Erklärung der von Pflug acceptiert […]“.

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Im Tausch gegen diese Privilegien erlässt Pflugk den Blankenhainern das Geleitsgeld auf den Straßen „[…] gegen Ober-Albersdorffen, wo dieselbe von der Vogelgesänger Straße abgeht, auf der Kursdörffer Fluhr henein, nachen Blankenhayn, durch das Dorff, Pillingsdorff, und über selbigen Anger, bis zu Ausgang der Nychwizer und angehender Klein Heuckewalder Fluhr: Von hieran aber bis vollends an die Corbsener Flur, um diese und die Vogelgesänger Straßen wieder zusammen kommen […]“.

Warum dieses interessante Zeugnis gleich zweier Herrschaftsfamilien in Posterstein unter die Dielen des Herrenhauses geriet und wie es die großen Brände auf dem Wirtschaftshof 1749 und 1772 überstehen konnte, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Der Fund ist dennoch außergewöhnlich und lässt auf noch weitere, positive Entdeckungen hoffen. Wir sind gespannt.

Ein Beitrag von Franziska Engemann

 

 

 

 

 

Mit Baron von Thümmel durch Nöbdenitz: Eine besondere Wanderung

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 23. August 2016 von Museum Burg Posterstein28. Mai 2021

Nachdem er die mächtige, hohle Eiche von Nöbdenitz nach einem Gewittersturm 1819 der Pfarrgemeinde abgekauft hatte, richtete sich der Sachsen-Gotha-Altenburgische Geheime Rat und Minister Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824) dort häuslich ein. Er ließ im Inneren des Baumes Moosbänke für sechs Personen aufstellen, brachte in der Eiche kleine, sinnreiche Sprüche zu Papier oder lud Gäste zum Frühstück ein. Für einen Moment im Sommer 2016 ließ der Gothaer Schauspieler Ralph-Uwe Heinz den Minister wieder auferstehen. Auf einer Wanderung auf Thümmels Spuren führten er und Klaus Hofmann, Direktor des Museums Burg Posterstein, über 40 Interessierte durch den Ort.

Der Schauspieler Ralph-Uwe Heinz als Hans Wilhelm von Thümmel an der 1000-jährigen Eiche in Nöbdenitz (2016, Museum Burg Posterstein)
Der Schauspieler Ralph-Uwe Heinz als Hans Wilhelm von Thümmel an der 1000-jährigen Eiche in Nöbdenitz (21. August 2016, Museum Burg Posterstein)

Von der Eiche ging es rückwärts durch Thümmels Lebensgeschichte zur Kirche, in der Thümmel einst heiratete, und zum Rittergut, von dem nur noch das Alte Schloss (heute Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Oberes Sprottental) und wenige Gebäude erhalten sind. Das Familiengrab der Rittergutsfamilien, Thümmels englischer Park und die darin aufgestellte „Einsiedeley“ gibt es heute nicht mehr. Mit historischen Ansichten, Zitaten und Fakten wurde am authentischen Ort die Geschichte zum Leben erweckt. Zwischen den Teichen des Ritterguts servierte der Ortsverschönerungsverein Nöbdenitz Erfrischungen, man kam ins Gespräch und ins Fachsimpeln über die Ortsgeschichte und das Alter der 1000-jährigen Eiche.

Der Schauspieler Ralph-Uwe Heinz als Hans Wilhelm von Thümmel bei einer Wanderung des Museums Burg Posterstein 2016.
Der Schauspieler Ralph-Uwe Heinz als Hans Wilhelm von Thümmel bei einer Wanderung des Museums Burg Posterstein 2016.

Thümmel alias Ralph-Uwe Heinz, der in Gotha auch Stadtführungen zur Thüringer Landesausstellung über die Dynastie der Ernestiner gab, lobte die Postersteiner Sonderausstellung „Im Dienste der Ernestiner – Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“ sehr. Mit wenig Geld würde hier eine Ausstellung von hoher Qualität gezeigt.

Wanderung auf den Spuren Hans Wilhelm von Thümmels des Museums Burg Posterstein 2016.
Wanderung auf den Spuren Hans Wilhelm von Thümmels des Museums Burg Posterstein 2016.

„Ich habe vieles über mich erfahren, was ich vorher selbst noch nicht wusste“, streute der Thümmel-Darsteller mit Augenzwinkern ein und zitierte hier und da einen von Thümmels sinnreichen Aphorismen in Gespräch ein: „Der Mensch setzt gern seinen Mitmenschen nach dem Tode ein Denkmal – und setzt es oft nur Schein und Wort-Tugenden. In Erz gegossen, in Marmor gehauen, oder in die kurze Ewigkeit eines Sandsteins gegraben, enthalten alle solche Denkschriften nur eine unumstößliche Wahrheit: Hier liegt N. N.s Hülle und soll wieder zu Erde werden.“

Mehr über Hans Wilhelm von Thümmels Aphorismen lesen Sie hier.

Wanderung auf den Spuren Hans Wilhelm von Thümmels - hier am ehemaligen Herrenhaus (Museum Burg Posterstein 2016)
Wanderung auf den Spuren Hans Wilhelm von Thümmels – hier am ehemaligen Herrenhaus (Museum Burg Posterstein 2016)

Mit seinem auch für den damaligen Geschmack im Geist der Aufklärungszeit außergewöhnlichen Grabmal hat sich Hans Wilhelm von Thümmel wahrlich ein bleibendes Denkmal gesetzt. Man kann die 1000-jährige Eiche in Nöbdenitz besichtigen. In der Postersteiner Dauerausstellung kann man digital auch ins Innere des hohlen Baumes blicken.

Hans Wilhelm von Thümmel in der Postersteiner Ausstellung

Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824) stieg am Hof der Ernestiner Herzöge in Gotha zwischen 1760 und 1804 vom Pagen zum Minister auf. Ab 1783 lebte er vorwiegend in Altenburg. Darüber hinaus besaß er Rittergüter in Nöbdenitz und Untschen. In seiner Funktion als Präsident der Altenburger Kammer und Vorsitzender des Obersteuerkollegiums brachte er viele wichtige Projekte voran, darunter die Vermessung und Kartierung des Altenburger Landesteils, den Bau eines modernen Krankenhauses und mehrerer Armenhäuser und den Ausbau der Straßen. In der ständigen Ausstellung im Museum Burg Posterstein stellen wir Hans Wilhelm von Thümmel näher vor.


Hintergrund

Der Blogpost entstand im Rahmen der Sonderausstellung “Im Dienste der Ernestiner” 2016 und wurde 2021 aktualisiert. Im Zusammenhang mit der Thüringer Landesausstellung „Die Ernestiner – eine Dynastie prägt Europa“ zeigte das Museum Burg Posterstein von 26. Juni bis 30. Oktober 2016 diese Sonderausstellung zum bedeutenden Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824).

Zum Weiterlesen:

Auf unserer Website sammeln wir hier Inhalte zu Hans Wilhelm von Thümmel

Auch in der ständigen Ausstellung im Museum Burg Posterstein hat der Thümmel einen besonderen Platz.

#futureMW: Die Wiederbelebung des Postersteiner Burgbergs – Teil 2

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 1. April 2016 von Museum Burg Posterstein21. Januar 2017

LogoMW_PostersteinBereits letztes Jahr zur #MuseumWeek bei uns im Blog ein Thema, gibt es in diesem Jahr ein Update zur Zukunft des Postersteiner Burgbergs. Heutiges Tagesthema der weltweiten Museumswoche auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken ist #futureMW.

Eine Machbarkeitsstudie, durchgeführt vom Planungsbüro IPU Erfurt und finanziert mit Mitteln der Thüringer Staatskanzlei, der Gemeinde Posterstein und des Museumsvereins Burg Posterstein e. V., hat die Machbarkeit des Projekts bestätigt.

Die historischen Gebäude sind gekauft, die Machbarkeitsstudie erfolgreich abgeschlossen, die Finanzierung auf einem guten Weg

Die historischen Gebäude sind gekauft, die Machbarkeitsstudie erfolgreich abgeschlossen, die Finanzierung auf einem guten Weg

Seit über einem halben Jahr arbeitet der Förderverein Burgberg Posterstein e. V. mit Planungsbüro und Architekt intensiv an der Umsetzung. Ein Finanzierungskonzept einschließlich der Zusicherung von Fördermitteln aus dem Programm der Dorferneuerung steht und die Gemeinde Posterstein möchte das nachhaltige Zukunftsprojekt für den Burgberg unbedingt umsetzen.

Geplante Neugestaltung des Burgbergs

Das Gesamtvorhaben „Gemeinsam nicht einsam- neues Leben auf dem Land“ möchte beispielhaft aufzeigen, wie das Leben im ländlichen Raum, aufbauend auf den bestehenden Qualitäten und Stärken des dörflichen Lebens, funktionieren kann. Ziel des Vorhabens ist es, den Burgberg wieder mit Leben zu erfüllen, eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit/Tourismus zu etablieren und so Posterstein als Wohn-, Arbeits-, Sozial-, und Kulturraum zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Posterstein?!

Posterstein ist eine Gemeinde mit 427 Einwohnern (Stand 2013) im Landkreis Altenburger Land. Sie liegt im strukturschwachen ländlichen Raum zwischen Gera und Altenburg. Posterstein, mit dem Ortsteil Stolzenberg, liegt inmitten einer sanfthügligen, durch die Mäander der Sprotte geprägten, Landschaft. Über der Sprotte in Posterstein, erhebt sich die gleichnamige mittelalterliche Höhenburg mit dem 25 Meter hohen Bergfried als äußerem Wahrzeichen. Die Gemeinde verfügt durch die Autobahnanschlussstelle Ronneburg über einen direkten Anschluss an die A4 (Eisenach-Dresden).

Posterstein: historische Fachwerkhäuser und Bauerngärten, Rad-Wanderwege und über allem thront die Burg (Foto: Petra Nienhold/Museum Burg Posterstein)

Posterstein: historische Fachwerkhäuser und Bauerngärten, Rad-Wanderwege und über allem thront die Burg (Foto: Petra Nienhold/Museum Burg Posterstein)

Laut Regionalplan Ostthüringen liegt Posterstein an der touristischen Infrastrukturachse Gera- Ronneburg- Altenburg. Durch Posterstein führen der Thüringenwanderweg, der Lutherweg und die überregionalen Radwege „Thüringer Städtekette“ sowie die Mittellandroute (D-Netz Route 4) und die Bauerngartenroute (Begleitprojekt Bundesgartenschau 2007). Rad- und Wanderwege, das Postersteiner Ritterturnier und das Seifenkistenrennen bringen insgesamt jährlich über 30.000 Touristen in die Gemeinde.

Ein kulturträchtiger Ort

Die Burg beherbergt seit 1952 das Regionalmuseum des Landkreises, das jährlich rund 22.000 Besucher anzieht. Der Burgberg Posterstein hat für das Altenburger Land und die Region Ostthüringen somit nicht nur historische, sondern auch touristische Relevanz. Die ständige Ausstellung des Museums zeigt vor allem die Burggeschichte und vielfältige Ausstellungen zur regionalen Kulturgeschichte. Davon ist die Exposition zum Musenhof Löbichau der Herzogin von Kurland die umfangreichste Ausstellung zu diesem Teil der europäischen Salongeschichte in einem deutschen Museum.

Kauf der historischen Rittergutsgebäude

Das gesamte Areal des Burgbergs besteht neben der im Eigentum des Landkreises befindlichen Burg, aus dem Herrenhaus, dem ehemaligen Pferdestall sowie dem Lager (ehemalige Scheune), die nun Eigentum des Fördervereins Burgberg Posterstein e.V. sind und zwei weiteren privaten Gebäuden.

Im November 2015 gab es zum ersten Mal die Möglichkeit, das renovierungsbedürftige Herrenhaus zu besichtigen.

Im November 2015 gab es zum ersten Mal die Möglichkeit, das renovierungsbedürftige Herrenhaus zu besichtigen.

Der bauliche Zustand des Herrenhauses, des Pferdestalls und des Lagers sind seit Jahren teilweise mangelhaft. Die bis November 2015 in privater Hand befindlichen Gebäudekomplexe (Scheune, Pferdestall, Herrenhaus) stehen seit 1993 leer und verfielen zusehends. Der Nordflügel der Burg wurde nach der Bodenreform bis auf das Kellergeschoss abgerissen.

Neue Strategie für die ländliche Entwicklung

Posterstein, wie viele Dörfer im ländlichen Raum, unterlag bzw. unterliegt einem starken strukturellen Wandel: die Anzahl der Arbeitnehmer in der Landwirtschaft nimmt ab, ebenso gehen die Arbeitsplätze im Ort zurück. Dafür steigt die Zahl der Pendler, was zu einer Trennung von Arbeitsplatz und Wohnort und somit zu längeren Wegen führt. Aufgrund der Globalisierung der Märkte rücken lokale Produkte in den Hintergrund und die Bevölkerung verliert den Bezug zu Produkten aus der Region und der Produktion von Lebensmitteln.

Der frühere Nordflügel der Burg Posterstein ist derzeit eine Ruine.

Der frühere Nordflügel der Burg Posterstein ist derzeit eine Ruine.

Regionales touristisches Informationszentrum in der Burg Posterstein

Ziel ist der Wiederaufbau des Nordflügels der Burg, um ein unentgeltliches touristisches Informationszentrum dort einzurichten. Gebäudeform und äußeres Aussehen des Neubaus orientieren sich dabei am historischen Vorbild. Alle baulichen Vorhaben sollen Bezug nehmen auf die Geschichte des ehemaligen Gutshofes und gleichzeitig moderne Elemente wie Barrierefreiheit und energetische Selbstversorgung durch Nutzung regenerativer Energien einbeziehen.

Eine Stärke des Tourismus im Altenburger Land ist hohe Zahl von Übernachtungen (von 2002 bis 2014 rund 22% mehr Übernachtungen). Schwächen sind der teilweise hohe Sanierungsbedarf bei Baudenkmälern, fehlende Nutzungskonzepte bei diesen sowie die partiell unzureichende Infrastruktur für Touristen außerhalb der Verdichtungsräume (Geschäfte, Cafés, Freisitze etc.). Zudem gibt es keine etablierten touristischen Leuchttürme außerhalb der Zentren.

Potentiale des Oberes Sprottentals

Auf der regional bedeutsamen touristischen Infrastrukturachse Gera-Ronneburg-Altenburg gibt es, ausgenommen in Altenburg und Gera selbst, keine touristischen Informationszentren, die als Anlaufpunkt für Gäste und Einheimische dienen. Einziger Anlaufpunkt für Touristen ist das Museum der Burg Posterstein, das weder die räumliche noch personelle Ausstattung besitzt, um Gästen vollumfängliche Beratungen anzubieten. Die touristische Vermarktung des Oberen Sprottetals, und somit des südlichen Teiles des Landkreises, übernimmt aktuell der Tourismusverband Altenburger Land e.V. sowie die Tourist-Information im 22 km entfernten Altenburg.

Blick vom Burgturm auf den Burgberg Posterstein

Blick vom Burgturm auf den Burgberg Posterstein

Hier besteht dringender Handlungsbedarf, denn ein touristisches Informationszentrum ist eine wichtige infrastrukturelle Voraussetzung für die erfolgreiche Vermarktung der Region. Die Regionale Entwicklungsstrategie LEADER identifiziert als Handlungsbedarf eine „Verbesserung des touristischen Angebotes auch außerhalb des touristischen Leuchtturms Altenburg“. Der Aufbau eines „ländlichen Reisebüros“ Koordinationsstelle für die touristischen Aktivitäten in der Region kann dazu beitragen, die Stärken der Region sichtbar zu machen und die Schwächen anzugehen und so das touristische Angebot zu verbessern und die gesamte Region positiv zu entwickeln. Gleichzeitig soll eine Vernetzung der Akteure in lokalen Clustern, die zielgruppenbezogen gemeinsam Infrastrukturprojekte und Marketingaktionen erarbeiten und durchführen, stattfinden.

Geplant: Zentrum für Natur und Kultur

Rosine Hahn - gemalt von Friedrich Mascher, Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg, Inv.-Nr. SM 2224

Die wohlhabende Altenburger Bauersfrau Rosine Hahn – gemalt von Friedrich Mascher, Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg, Inv.-Nr. SM 2224

Es soll ein Zentrum für Natur und Kultur entstehen, das das einmalige landwirtschaftliches Gewerbe, den Anbau von Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen mit historischen Informationen verbindet. Damit wird angeknüpft an die Gegenwart und Vergangenheit der leistungsstarken Landwirtschaft im Altenburger Land. Den Erzeugern von Heil-, Duft- und Gewürzpflanzen in der Region und in ganz Thüringen soll so eine Bühne geboten werden über ihre Produkte und die Art und Weise der Erzeugung ihrer Rohstoffe zu berichten. Diese Aufgabe kann die Tourist-Information in Teilen mit übernehmen. Auf regionaler Ebene trägt die Maßnahme dazu bei, einen weiteren touristischen Leuchtturm, außerhalb Altenburgs zu schaffen und somit das touristische Angebot der Region zu erweitern.

Eine Zertifizierung der Tourist-Information nach den Kriterien der i-marke (bundesweite Zertifizierung für Tourist-Informationen des Deutschen Tourismusverbands) wird angestrebt, um von Anfang an einen hohen Qualitätsstandard zu garantieren.

Von Klaus Hofmann / Museum Burg Posterstein

Zum Weiterlesen:
Förderverein Burgberg Posterstein
Der Traum vom belebten Burgberg
Aktuelle Sonderausstellung zur Bauernkultur im Altenburger Land

Auf dem Postersteiner Burgberg tut sich etwas: Rittergutsgebäude wechseln den Eigentümer

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 23. Oktober 2015 von Museum Burg Posterstein21. Januar 2017

Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Posterstein nach über 20 Jahren Leerstand.

Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Posterstein nach über 20 Jahren Leerstand.

Seit dem März, als wir während der #MuseumWeek noch vom geplatzten Traum vom belebten Burgberg berichteten, hat sich einiges getan. Es hat sich der Förderverein Burgberg Posterstein e.V. gegründet und am 14. Oktober 2015 die verbleibenden Gebäude des ehemaligen Ritterguts Posterstein gekauft. Mit Hilfe von Spenden und Fördermitteln wollen die engagierten Bürger das Mammutprojekt in Angriff nehmen und das seit 20 Jahren leer stehende Herrenhaus sanieren sowie den gesamten Burgberg umgestalten.

Gemeinsam und mit der Unterstützung des Landkreises, der Gemeinde Posterstein, von regionalen Firmen, dem Museum Burg Posterstein und tatkräftigen Bürgern möchte der Verein an einem zukunftsfähigen Burgberg arbeiten – ökologisch, sozial und kulturell nachhaltig gestaltet, und somit gewappnet für bevorstehende Herausforderungen, wie den demografischen Wandel, eine unabhängige, klimaneutrale Energieversorgung oder Strukturabbau. Der Thüringer Kulturminister signalisierte bei seinem Besuch in Posterstein Interesse und sicherte dem Projekt finanzielle Starthilfe zu.

Historisches Herrenhaus stand seit 1993 leer

Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Posterstein, das im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet wurde, stand seit 1993 leer. Erstmalig bot sich nun die Chance zum Rückkauf des Herrenhauses sowie der verbleibdenden Rittergutsgebäude.

Historisches Glasfenster im Herrenhaus des Ritterguts Posterstein.
Historisches Glasfenster im Herrenhaus des Ritterguts Posterstein.
Durch Vandalismus zerstörtes historisches Glasfenster.
Durch Vandalismus zerstörtes historisches Glasfenster.
Die Lampen stammen aus der Zeit, als das Gebäude als Kinderheim genutzt wurde.
Die Lampen stammen aus der Zeit, als das Gebäude als Kinderheim genutzt wurde.

Blick in das Herrenhaus des ehemaigen Ritterguts Posterstein nach 20 Jahren Leerstand.
Blick in das Herrenhaus des ehemaigen Ritterguts Posterstein nach 20 Jahren Leerstand.
Blick in das Herrenhaus des ehemaigen Ritterguts Posterstein nach 20 Jahren Leerstand.
Blick in das Herrenhaus des ehemaigen Ritterguts Posterstein nach 20 Jahren Leerstand.
Graffiti und Deckenschäden im historischen Herrenhaus Posterstein.
Graffiti und Deckenschäden im historischen Herrenhaus Posterstein.

Inzwischen wurde mit Geldern der Thüringer Staatskanzlei eine Machbarkeitsstudie für die Realisierung des Konzepts „Gemeinsam nicht einsam“ in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Studie sollen zu gegebener Zeit öffentlich in einer Bürgerversammlung vorgestellt werden. Parallel ist die Notsicherung des Gebäudes im Gange. Führungen im unsanierten Gebäude sind geplant. Ein paar Eindrücke vom Zustand des Hauses geben die hier erstmals gezeigten Fotos.

Berühmter Gast auf dem Postersteiner Rittergut: Hans Fallada

Die Geschichte des Postersteiner Ritterguts ist eng verknüpft mit der der Burg Posterstein. Die letzten Rittergutsbesitzer (1833-1945) waren die Familie Herrmann. Ein berühmter „Eleve“ in dem landwirtschaftlichen Betrieb war von 1913 bis 1915 Rudolf Ditzen, der hier seine Ausbildung zum Landwirt – mit Spezialisierung auf die Kartoffelzüchtung – absolvierte. Viel bekannter ist der spätere Schriftsteller unter seinem Künstlernamen Hans Fallada.

Zum Weiterlesen:
Die Projektidee „Gemeinsam nicht einsam“
Der Verein Förderverein Burgberg Posterstein e.V.
Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein

Geschichte & Geschichten

Das thüringische Museums Burg Posterstein bloggt seit 2011 über Geschichte und Geschichten aus Sammlung, Forschung und Museumsalltag.

IN ENGLISH: Since 2011 the German Museum Burg Posterstein writes stories about its collection, research and everyday life at the museum – here you find all texts in English.

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