Es ist schon fast eine Tradition geworden, dass das Museum Burg Posterstein zur #MuseumsWeek die Entwicklungen auf dem Burgberg zum Thema nimmt und einen Blick auf das Projekt „Gemeinsam nicht einsam- neues Leben auf dem Land“ wirft. Und es hat sich einiges getan!
Seit Sommer 2016 laufen die Arbeiten am historischen Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes Posterstein. Das Zukunftsprojekt „Gemeinsam nicht einsam – neues Leben auf dem Lande“ wird vom Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera mit Fördermitteln der integrierten ländlichen Entwicklung, hier Dorferneuerung/Dorfentwicklung, unterstützt. Der Fördermittelbescheid über 1,8 Millionen Euro wurde am 17. August offiziell überreicht. Gefördert wird das Projekt auch vom Freistaat Thüringen und dem Bund.
Seit diesem ersten großen Schritt wurde fleißig gebaut. Der gesamte Dachstuhl ist saniert, das Dach neu gedeckt, neue Fenster wurden eingesetzt und die neuen Wohnung nehmen Form an.
Projekt „Gemeinsam nicht einsam“: Wie der Stein ins Rollen kam
Seit 1993 stehen die verbliebenen Gebäude des Postersteiner Ritterguts, direkt neben der Burg Posterstein, leer. Am 14. Oktober 2015 gründete sich der Förderverein Burgberg Posterstein e.V. und kaufte die Gebäude mit dem Ziel zurück, diese zu sanieren und eine nachhaltige Nutzung für sie zu finden. Das Herrenhaus des ehemaligen Ritterguts Posterstein wurde im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet. Erstmalig bot sich 2015 die Chance zum Rückkauf des Herrenhauses sowie der verbleibenden Rittergutsgebäude. Mit Geldern der Thüringer Staatskanzlei wurde eine Machbarkeitsstudie für die Realisierung des Konzepts „Gemeinsam nicht einsam“ in Auftrag gegeben. Parallel kam die Notsicherung des Gebäudes im Gange.
Die Gemeinde Posterstein möchte das historische Herrenhaus bis 2018 in mehreren Bauabschnitten sanieren und ausbauen. Es soll eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Tourismus entstehen, darunter acht Wohnungen, zwei Ferienwohnungen, ein Treffpunkt für Vereine und vieles mehr.
Das Gut, auf dem Hans Fallada das Kartoffelzüchten lernte
Die Geschichte des Postersteiner Ritterguts ist eng verknüpft mit der der Burg Posterstein. Die letzten Rittergutsbesitzer (1833-1945) waren die Familie Herrmann. Ein berühmter „Eleve“ in dem landwirtschaftlichen Betrieb war von 1913 bis 1915 Rudolf Ditzen, der hier seine Ausbildung zum Landwirt – mit Spezialisierung auf die Kartoffelzüchtung – absolvierte. Viel bekannter ist der spätere Schriftsteller unter seinem Künstlernamen Hans Fallada.
Während der beiden Weltkriege wurde Posterstein nicht zerstört. Dennoch endete der Zweite Weltkrieg mit der bislang schwerwiegendsten Veränderung: Die Grundherrschaft Posterstein hörte auf zu bestehen. Mit der Durchsetzung der Bodenreform in Thüringen wurde am Anfang des Jahres 1946 das 192 Hektar große Rittergut enteignet, die Grundfläche aufgeteilt und Teile der Wirtschaftsgebäude abgerissen. Der letzte Rittergutsbesitzer Kurt Herrmann (1905-1986) siedelte nach der Ausweisung zwangsweise nach Westdeutschland um. In Burg und Herrenhaus quartierte man nach Kriegsende zunächst Flüchtlinge ein, die ihr Hab und Gut im Osten verloren hatten. Später wurde im Herrenhaus ein Kinderheim (1956-1992) und in der Burg ein Museum eingerichtet.
Ein Fundstück unter den Dielen
Bevor die Familie Herrmann das Rittergut Posterstein 1833 kaufte, gehörte es der Familie Flemming. Der kursächsische Generalfeldmarschall und Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming (1667–1728) hatte 1724 die Besitzungen Posterstein und Vollmershain für 124 000 Taler gekauft. Obwohl die Familie Flemming in Posterstein nur sehr wenig Zeit verbrachte, wurden doch erhebliche Investitionen getätigt. Den Familienbesitz führte sie bis 1833 weiter.
Aus dieser Zeit stammt auch ein außergewöhnliches Fundstück, dass die Arbeiten am Dachstuhl des Herrenhauses zu Tage förderten: Ein Schriftstück, das auf das Jahr 1730 datiert ist.
Das Dokument hat die Maße 20 x 32 cm, trägt das Siegel des Gerichtsinspektors Christian Schmidt und umfasst insgesamt vier Blätter. Dennoch scheint es ein Fragment zu sein. Auf der ersten Seite ist die Nummerierung „No: II.“ zu lesen. Ein möglicher erster Teil blieb allerdings bisher unentdeckt. Bei der gefunden Urkunde handelt es sich um die Abschrift eines Vergleichs von 1677 zwischen Georg Dietrich von Pflugk (1640–1705) auf Posterstein, und Marie Elisabeth von Schleinitz, geborene Bünau, auf Blankenhain.
Die Urkunde beinhaltet eine Vereinbarung der beiden Partein über das Schank- und das Wegerecht auf den Geleitsstraßen unter Pflugks Aufsicht und über ein entsprechendes Wegegeld. Die Abschrift ist vom Gerichtsinspektor Christian Schmidt beglaubigt, gesiegelt und auf „Blankenhayn, den 12.Jul. 1730“ datiert. Das Original vom „29. Jan: Anno 1677“ wurde laut Schmidt „Wort zu Wort“ übertragen.
Dieses außergewöhnliche Zeugnis der Postersteiner Geschichte blieb bis jetzt das einzige Fundstück seiner Art.
Die Umgestaltung des Burgbergs ist in vollem Gange
Die Besucher von Posterstein können den Fortschritt des Bauprojekts direkt vor der Burg deutlich sehen. 2017 steht der Innenausbau im Fokus. Das Zukunftsprojekt ist vom Thüringer Ministerium für Infrastruktur ausgewählt als eines von vier „Modelprojekten der Regionalentwicklung – Daseinsvorsorge im demografischen Wandel“. Die Fördermittel stehen bereit und die Umsetzung beginnt. So rückt das Ziel des Vorhabens, den Burgberg wieder mit Leben zu erfüllen, eine Nutzungsmischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit/Tourismus zu etablieren und so Posterstein als Wohn-, Arbeits-, Sozial-, und Kulturraum zu erhalten und weiter zu entwickeln in immer greifbarerer Nähe.
Von Franziska Engemann / Museum Burg Posterstein