humboldt4: Ein Viertel vom Quartett – Was bleibt
Petra Neumann aus Köln verbrachte den ganzen November 2019 mit uns auf Burg Posterstein – eine Bereicherung für beide Seiten! Mitte November ging die Postersteiner Schau der Altenburger Ausstellungsreihe #humboldt4 zu Ende. Petra Neumann zieht für uns Bilanz und erstellte den bisher noch nicht vorhandenen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zu Anton Goering.
Am 14. September 1769 wurde der Universalgelehrte, Naturwissenschaftler und Forschungsreisende Alexander von Humboldt geboren. Anlässlich der 250. Wiederkehr seines Geburtstages wurde ihm zu Ehren von vier Museen im Altenburger Land eine gemeinsame Ausstellungsreihe konzipiert – humboldt4. Beteiligt waren das Lindenau-Museum, das Residenzschloss Altenburg, das Naturkundemuseum Mauritianum und das Museum Burg Posterstein.
Unter dem Titel „Aus Schönhaide nach Südamerika – Der Vogelkundler, Zeichner und Maler Anton Goering (1836 – 1905)“ widmete sich das Museum Burg Posterstein einem Handwerkersohn aus dem Altenburger Land, der Humboldt als sein großes Vorbild sah.
Auf seinen beiden Forschungsreisen durch Südamerika betrieb Anton Goering umfangreiche ornithologische und botanische Studien. Seine Beobachtungen hielt er in Tagebuchaufzeichnungen fest, illustriert mit zahlreichen Zeichnungen und Aquarellen. Zudem fertigte er mehrere tausend Tierpräparate an, die sich noch heute in den Sammlungen des Zoologischen Museums der Universität Halle sowie des National History Museums in London befinden. Naturwissenschaftliche Texte und Illustrationen Anton Goerings wurden in zahlreichen Zeitschriften und auch Büchern abgedruckt, beispielsweise in Brehms Tierleben. Er selbst publizierte seine Reiseerinnerungen der zweiten Forschungsreise in dem Buch „Vom tropischen Tieflande bis zum ewigen Schnee. Eine malerische Schilderung des schönsten Tropenlandes Venezuela“ (erschienen 1893 im Aldalbert Fischer’s Verlag Leipzig). Die Aquarelle Anton Goerings erzielen inzwischen Höchstpreise auf dem internationalen Kunstmarkt.
Wie man sieht, hat das Schaffen Anton Goerings vielfältige Spuren bis in unsere Zeit hinterlassen. Nun stellt sich die Frage ganz aktuell, was bleibt, wenn eine solche Ausstellung zu Ende geht?
Vier mal Humboldt = humboldt4
Der Ausstellungstitel „humboldt4“ verdeutlicht es bereits visuell – vier Museen, vier Ausstellungen, ein Thema.
„Alexander von Humboldt“ als übergeordnetes Thema wurde aus vier Perspektiven präsentiert, jeweils in Anlehnung an eigene Sammlungsschwerpunkte. Das Besondere daran ist, dass alle vier Museen erstmals eine Ausstellungsreihe von Anfang an gemeinsam konzipierten. Zwar wurde auch in der Vergangenheit bereits bei Einzelprojekten zusammen gearbeitet, Informationen ausgetauscht und Exponate ausgeliehen – in diesem Umfang und dieser Konsequenz war das jedoch die Premiere und möglicherweise der Auftakt, weitere gemeinsame Projekte zu realisieren.
Die Zusammenarbeit begann bereits bei der Vorbereitung der Gesamtkonzeption und den Absprachen bezüglich der konkreten Beiträge der beteiligten Museen. Dabei wurde auch eine gemeinsame Marketingstrategie für die Bewerbung der Ausstellungen entwickelt. Es entstanden beispielsweise einheitliche Werbematerialien, die von allen vier Museen genutzt werden konnten.
Ganz offensichtlich war, dass das Ausstellungskonzept von vielen Besuchern sehr gut angenommen wurde. Besucher*innen auf Burg Posterstein gaben bei der routinemäßigen Befragung, wie sie auf das Museum und die Sonderschau aufmerksam geworden sind, immer wieder die Rückmeldung, dass sie eine oder mehrere der anderen Ausstellungen bereits besucht hatten bzw. vor hatten diese noch zu besuchen. Auch die gegenseitige Erwähnung in den sozialen Netzwerken trug dazu bei, dass humboldt4 eine höhere Aufmerksamkeit erhielt, als dies bei der Bewerbung durch ein einzelnes Museum möglich gewesen wäre.
Weiterhin erschien parallel zur Ausstellung ein gemeinsamer Katalog: humboldt4 – Vier Ausstellungen in vier Museen des Altenburger Landes. Der Katalog enthält unter anderem auch Beiträge zur jeweiligen Sonderschau der vier Museen. Eine schöne Publikation, die gerade durch die gebündelten Ausführungen verdeutlicht, wie die einzelnen Facetten ein gelungenes Gesamtkonzept ergeben.
Von der kuratierten Sonderschau zum enzyklopädischen Allgemeingut
Anton Goering, als Sohn des Altenburger Landes, ist bereits seit Jahren ein Bestandteil der Sammlungen des Museums Burg Posterstein. Mit humboldt4 bot sich die Gelegenheit, den wechselseitigen Einfluss aufklärerischen Denkens, insbesondere die Beziehungen zu anderen Naturwissenschaftlern, Gelehrten und Institutionen, ausführlicher zu behandeln und in den Fokus zu rücken. Kuratorin Franziska Engemann hat während ihrer Recherchen zur Ausstellungsvorbereitung eine Vielzahl an Quellen studiert und dabei auch neue Informationen und Materialien zu Anton Goering entdeckt. Beispielsweise sind zwei Aquarelle aus dem Archiv des Leibnitz-Instituts für Länderkunde wieder aufgetaucht und konnten in das Konzept der Ausstellung eingebunden werden. Um den Besuchern einen unmittelbaren Einblick in Goerings Forscher- und Gedankenwelt zu ermöglichen, wurden zudem Teile der Tagebücher von Goerings Südamerikareisen transkribiert und den digitalisierten Originaleintragungen gegenüber gestellt.
Insgesamt ist so eine Fülle an neuen Informationen hinzugekommen, die das Museum Burg Posterstein jedoch aufgrund der räumlichen Situation nicht komplett in die Dauerausstellung übernehmen kann. Gerade deshalb ist die Idee entstanden, das gesammelte Wissen im Sinne von Open Source öffentlich zu publizieren, so dass es für Interessenten frei zugänglich ist und bei neuen Erkenntnissen ergänzt werden kann. In der Nachbereitung der Ausstellung ist somit der deutschsprachige Wikipedia-Eintrag zu Christian Anton Goering entstanden, der seit dem 21. Dezember 2019 online ist.
Das bleibt von humbold4
Nach der gemeinsamen Ausstellungsreihe humboldt4 ist von den vier beteiligten Altenburger Museen geplant, auch zukünftig bei verschiedenen Projekten intensiver als bisher zusammenzuarbeiten.
Das bleibt für alle vier Museen und hat auf alle Fälle Potential für weitere gemeinsame Ideen und Visionen. Zudem ist ein gemeinsamer Katalog entstanden, der erstens dieses Zusammenwirken dokumentiert und inhaltlich auch nach den Ausstellungen noch lesenswert bleibt.
Für das Museums Burg Posterstein bleibt zudem, dass im Bereich der Dauerausstellung zu Anton Goering einige Exponate ergänzt bzw. erneuert werden können. Es ist ein detaillierter Wikipediaeintrag zu Anton Goering entstanden und schlussendlich auch mehrere Blogbeiträge.
Von Petra Neumann
Weitere Blogposts zu Anton Goering:
- Der Naturforscher und Zeichner Anton Goering auf den Spuren Alexander von Humboldts in Venezuela
- Aus Schönhaide nach Südamerika: Der Vogelkundler, Zeichner und Maler Anton Goering
- Exploring South America: The ornithologist and painter Anton Goering
30. Juni 2019 – 19. April 2020
Sammeln und Forschen im Geiste Humboldts
NATURKUNDEMUSEUM
MAURITIANUM ALTENBURG
www.mauritianum.de
22. August 2019 – 1. Januar 2020
Altenburg und die Welt
LINDENAU-MUSEUM ALTENBURG
www.lindenau-museum.de
18. August – 3. November 2019
Herzöge auf Spitzbergen, Prinzen am Amazonas: Adlige Entdecker in der Nachfolge Humboldts
RESIDENZSCHLOSS ALTENBURG
www.residenzschloss-altenburg.de
1. September – 17. November 2019
Aus Schönhaide nach Südamerika:
Der Vogelkundler, Zeichner und Maler Anton Goering
MUSEUM BURG POSTERSTEIN
www.burg-posterstein.de