Das Museum Burg Posterstein erhielt am Samstag, 21. September 2024, Besuch einer Reisegruppe aus lettischen Museen, allen voran aus dem Schloss Rundāle. Der Palast der Herzöge von Kurland wird auch als “Versailles des Nordens” bezeichnet. Anlässlich des 300. Geburtstags des Herzogs Peter von Biron fand dort in diesem Jahr nicht nur eine wissenschaftliche Tagung statt, sondern auch eine umfangreiche Bildungsfahrt durch Deutschland, Polen und Tschechien. Im Mittelpunkt standen dabei die Orte, an denen der Herzog und seine Frau Anna Dorothea sowie deren Töchtern und Nachkommen gelebt und gewirkt haben.
Historischer Exkurs – Ein Herzog mit Geschäftssinn: Herzog Peter von Kurland erlebte alle Höhen und Tiefen, die sich in einem Leben unter der Allmacht der russischen Herrscher ergeben können: Auf eine glanzvolle Jugend folgten eine Zeit der Verbannung mit seinem Vater und 1795 seine durch die russische Krone erzwungene Abdankung und Aufgabe des Herzogtums Kurland. Seit 1769 war er Herzog von Kurland. Zwei Ehen wurden kinderlos geschieden. Erben erhoffte er sich von seiner 1779 geschlossenen Ehe mit Anna Dorothea von Medem. Sein Verhältnis zum kurländischen Adel war geprägt von fortlaufenden Auseinander-setzungen. Durch den Herzogtitel erhielt er Zugang zu den wichtigsten europäischen Adelshäusern, besonders zum Königshof in Berlin. Der Herzog galt als geschäftstüchtig und kunstsinnig. In seiner Residenz in Mitau versammelte er Künstler und Gelehrte und gründete ein akademisches Gymnasium. Er blieb auch nach seiner Abdankung einer der reichsten Männer Europas. Frühzeitig investierte er im Ausland, um Frau und Töchter abgesichert zu wissen. Unter anderem erwarb er Immobilien, wie 1785 das Schloss Friedrichsfelde und das Stadtpalais „Unter den Linden“ in Berlin. Schon 1786 kaufte er das Herzogtum Sagan mit der ausdrücklichen Genehmigung der weiblichen Erbfolge im Hinblick auf seine älteste Tochter Wilhelmine, außerdem die Güter Nachod und Ratiborschitz in Böhmen.
Das Museum Burg Posterstein beschäftigt sich seit fast dreißig Jahren intensiv mit der Geschichte Anna Dorothea von Kurlands, ist international bekannt für seine Forschungsarbeit und pflegt ein überregionales Netzwerk. Seit Jahren ist es im Kontakt mit dem lettischen Museum Schloss Rundāle. So initiierte das Museum Burg Posterstein beispielsweise die Wanderausstellung „Lebensstationen der Herzogin von Kurland“ und verband die historischen Orte in Europa, indem die Exposition nach der Eröffnung in Posterstein (2006) auch in Lettland (Schloss Ruhental 2008), Polen (Schloss Sagan 2009) und Frankreich (Schloss Valencay 2007) gezeigt wurde.
Bei ihrem diesjährigen Besuch im Altenburger Land führte das Museumsteam die kurländischen Kolleginnen und Kollegen zunächst mit Unterstützung der Kirchgemeinde Großstechau durch die dortige Kirche. Diese war die Hauskapelle Anna Dorothea von Kurlands. Sie besaß dort eine Ehrenloge und auch ihre Beerdigung wurde hier gefeiert. Nach einem kurzen Abstecher zum Schloss Löbichau, das in seiner historischen Substanz heute nicht mehr erhalten ist, ging es nach Tannenfeld und von dort aus nach Posterstein.
Unterwegs und in Posterstein ergab sich die Gelegenheit für fachlichen Austausch über beispielsweise neuste Forschungsergebnisse und gemeinsame zukünftige Projekte.
Die Sonderschau „Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit faszinierenden Baumdenkmalen“ im Museum Burg Posterstein ging am 25. August 2024 zu Ende. Seit Eröffnung am 28. Januar sahen genau (!) 17.777 Gäste die Ausstellung, die sich Hans Wilhelm von Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche sowie weiteren uralten Eichen widmete.
Über unseren Umgang mit alten Bäumen
Egal, ob sie nun 1000 Jahre alt ist oder noch nicht ganz, die Nöbdenitzer Eiche, mit dem Grab eines Ministers zwischen ihren Wurzeln, ist einzigartig. Die Sonderschau stellte nicht nur den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel und sein Grab unter der 1000-jährigen Eiche in Nöbdenitz vor – in Film und in Textform. Darüber hinaus ging es um die Frage: Was braucht es, damit Bäume heute noch so alt werden können?
Eine Bildergalerie erzählte die Geschichten von 39 beeindruckenden Eichen aus Deutschland und aus Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und Tschechien. Dafür stellten uns über 40 engagierte Baum-Liebhaber Fotos und Informationen zur Verfügung, darunter Forstwissenschaftler, Künstler, Vereine, Museumskollegen, Touristiker und Fotografen.
Auf Grund der Internationalität der Eichen und der Kooperationspartner waren die Ausstellungstexte zweisprachig, auf Deutsch und Englisch.
Die Sonderschau nahm ihren Ausgangspunkt zwar im nahe Posterstein gelegenen Ort Nöbdenitz, stellte dann aber mächtige und alte Eichen aus ganz Europa vor. Ganz unterschiedlich gehen Menschen mit diesen Bäumen um, aber fast überall begegnet man ihnen mit Ehrfurcht und Faszination.
Darüber hinaus ging es um die Eiche als Naturdenkmal und als Lebensraum: Welche Bedingungen braucht sie, um so alt zu werden wie die Nöbdenitzer Eiche? Welche Eichen im Landkreis Altenburger Land haben das Potenzial dazu, so alt zu werden, wenn wir ihnen den Raum dafür lassen? Dabei unterstützte uns die Untere Naturschutzbehörde. Forstassessor Thomas Neidhardt vermaß die Bäume ehrenamtlich, Frank Leo fotografierte sie im Auftrag des Landkreises.
Um faszinierende europäische Eichen zu finden, bezogen wir unsere Netzwerke, sowohl digitale als auch analoge, ein. Darüber hinaus knüpften wir neue Kontakte. Die finale Auswahl war auch Resultat der Bereitschaft, unsere Ausstellung aktiv zu unterstützen. Manche der vorgestellten Eichen sind Kultur- und Naturdenkmal in einem. Genauso ist es bei der Nöbdenitzer Eiche, aber auch bei der zu einer Kapelle umgebauten Eiche im französischen Ort Allouville, der Körnereiche im tschechischen Karlsbad oder der Chrobry-Eiche im polnischen Piotrowice, deren Eicheln der Papst segnete. Die Eichengeschichten sind vielfältig.
Ein außergewöhnliches Grab: Die 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz
Die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz ist nicht nur ein beeindruckendes Naturdenkmal, sondern der einzige bekannte Baum Deutschlands, in dem sich eine Grabstätte befindet. Seit 1824 birgt sie die letzte Ruhestätte des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Ministers Hans Wilhelm von Thümmel. Seit mehr als hundert Jahren heißt sie im Volksmund „Die Tausendjährige“. Die Schätzungen über das Alter des Baumes gehen weit auseinander und reichen von 600 bis 1200 Jahren.
Die Nöbdenitzer Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur) und steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pfarrhof und Kirche, direkt an der Dorfstraße. Sie ist zwölf bis vierzehn Meter hoch und besitzt, direkt auf Bodenhöhe bemessen, einen Umfang von über zwölf Metern. Damit zählt sie zu den mächtigsten Eichen Deutschlands.
Wegen des Befalls durch einen Pilz ist der Stamm vollkommen hohl. Schon bei einem Gewittersturm 1819 verlor sie ihre Hauptkrone. Seither bilden zwei untere Äste eine Nebenkrone. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Baum einen Adventivstamm, einen Jungstamm, gebildet. Noch immer treibt sie jedes Jahr neues Laub und bringt viele Eicheln hervor.
Schon Jahre vor seinem Tod kaufte Hans Wilhelm von Thümmel die uralte Eiche der Nöbdenitzer Kirchgemeinde ab, schon damals als seine zukünftige Grabstätte. 1824 dann wurde er tatsächlich mit behördlicher Genehmigung in einer gemauerten Gruft in den Wurzeln des Baumes beigesetzt.
Zu Lebzeiten ließ Thümmel bereits erste Eisenringe anbringen, um den Baum möglichst lange Zeit zu bewahren. Seither sind weitere Stützsysteme hinzugekommen.
Thümmel: Ein bedeutender Mann für das Altenburger Land
Der Minister Hans Wilhelm von Thümmel lebte von 1744 bis 1824. Er zählt zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten der Altenburger Region. Am Hof der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg arbeitete er sich vom Pagen zum Minister hoch.
Als Gesandter vertrat er das Herzogtum unter anderem in Berlin und Paris. In der bewegten Zeit zwischen französischer Revolution, Aufstieg und Fall Napoleons und Neuordnung Europas sorgte Thümmel für die Kartierung des Altenburger Landesteils, den Bau von Straßen, Armenhäusern und einem Krankenhaus und die Gründung der Kammer-Leihbank, der späteren Landesbank. Gleichzeitig interessierte er sich für Architektur, förderte Künstler und Handwerker und ließ weitläufige Landschaftsgärten anlegen, die er auch der Öffentlichkeit zugänglich machte. Als Altersruhesitz wählte sich Thümmel sein Rittergut Nöbdenitz, war regelmäßig Gast der Herzogin von Kurland in ihrem Salon in Löbichau und kaufte die 1000-jährige Eiche als seine zukünftige Grabstätte.
Die Sonderschau stellte den vielseitigen Mann und seine einzigartige Grabstätte vor. Ergänzend war eine Galerie weiterer beeindruckender Eichen aus ganz Europa zu sehen. Es wurde deutlich: Die Bäume sind oft nicht nur Naturdenkmal, sondern auch Kulturdenkmal und wir Menschen gehen auf sehr unterschiedliche Arten mit diesen Methusalem-Bäumen um.
Das Buch ist, so lange der Vorrat reicht, zum Preis von 25 Euro im Museum Burg Posterstein erhältlich und kann auch gern per E-Mail bestellt werden. Mit dem Kauf unterstützen Sie die Forschungsarbeit des Museums. Hier gibt es weitere Informationen zum Buch.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung
Ausstellungseröffnung mit Vortrag und Musik
Zur Ausstellungseröffnung am 28. Januar 2024 in der gut gefüllten Neuen Scheune Posterstein gab es Grußworte von Landrat Uwe Melzer. Kuratorin Marlene Hofmann stellte ausgewählte Eichen vor, Franziska Huberty las aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“ und die Musikerin Anna Herrmann umrahmte die Eröffnung musikalisch.
Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“
Beim Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“, das am 25. Februar, 15 Uhr, ebenfalls in der Neuen Scheune Posterstein stattfand, sprachen Experten aus der Forstwirtschaft, die Fachdienstleiterin für Natur und Umwelt sowie Baumfreunde über die Bedingungen, die Bäume brauchen, um alt werden zu können. Dabei stellt sich die Frage: Haben Bäume heute noch die Chance dazu?
Die interessanten Redebeiträge haben wir hier im Blog ausführlich dokumentiert.
Winterferien-Rätsel „Unterwegs im dunklen Wald“
Auch das Winterferien-Rätsel des Museums griff von 3. bis 25. Februar 2025 passend zur Sonderschau das Thema Wald auf. Unter dem Titel „Unterwegs im dunklen Wald – Was machte ein Jäger im Mittelalter?“ folgten Ferienkinder den Spuren eines mittelalterlichen Jägers. Dabei erfuhren sie, ob die Wälder damals wirklich so finster wie im Märchen waren und wer oder was dort alles lebte.
Lesung aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“
Unter dem Titel „In heitrer ländlicher Umgebung“ lasen Franziska Huberty und Marlene Hofmann aus dem Museum Burg Posterstein am 19. Februar, 18.30 Uhr, Stadtbibliothek Schmölln aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“. Organisator der Veranstaltung war der Bibliotheksförderverein Schmölln.
Lesung und Gespräch „Können Bäume noch alt werden?“
Die Frage „Können Bäume noch alt werden?“ stellte sich zur Lesung mit Gespräch am 17. März, 15 Uhr, in der Neuen Scheune Posterstein. Gekommen waren rund siebzig interessierte Gäste. Sehr kurzweilig stellte der Autor Frank Quilitzsch sein Buch „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“ vor und kam im Anschluss mit Hans-Peter Schenk, Revierleiter des Forstreviers Schmölln, ins Gespräch.
Für sein Buch streifte der Erfurter Autor und Journalist Frank Quilitzsch ein Jahr lang mit Thüringer Förstern und Baumforschern durch die Reviere. Er ging mit auf die Jagd und verbrachte Tage und Nächte im Nationalpark Hainich. Dabei traf er auf unterschiedlichste Menschen, denen Bäume am Herzen liegen. Klimaexperten, Ranger, die Umweltministerin – was fordern sie im Umgang mit der Natur? Und wie geht es den Eichen in unseren Wäldern? Das Buch erschien im Thüringer Verlag Tasten & Typen.
Im Gespräch mit Frank Quilitzsch erzählte Revierförster Hans-Peter Schenk, dass sein Schmöllner Forstrevier zu denen mit den wenigstens Waldflächen in Thüringen zählt. Das liege an dem guten Ackerland in der hiesigen Region. Der Nöbdenitzer Forst sei der größte zusammenhängende Wald seines Reviers. Der Revierförster betonte, dass sich die Situation der Wälder seit 2021, als Frank Quilitzschs Buch erschien, bereits erheblich verschlechtert habe. Wegen des Borkenkäfers seien die Wälder vielerorts kahl. Der Klimawandel sei spürbar: Es ist zu heiß, zu trocken, zu stürmisch. Das Gesamtgefüge sei aus dem Gleichgewicht geraten. Der Förster empfiehlt, von der Monokultur wegzukommen und die Wälder öfter sich selbst zu überlassen. Trotz der Herausforderungen könne er sich aber keinen schöneren Job vorstellen, auch wenn sich das Aufgabenspektrum des Försters in den letzten Jahrzehnten geändert habe. Er stehe jetzt auch immer häufiger in der Öffentlichkeit und sei auch Moderator, Vermittler und Konfliktmanager. Und wie ergehe es nun den Eichen, denen sich die Ausstellung widmete? – Die zählten tatsächlich zu den klimastabilsten Baumarten, bescheinigt Revierförster Hans-Peter Schenk.
Was bleibt: Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“
Während der Ausstellungszeit erreichten uns E-Mails mit Fotos und Texten zu weiteren beeindruckenden Eichen, die Besucherinnen und Besucher in ihrer Umgebung entdeckt haben. Diese wurden in der digitalen Ausstellung ergänzt.
Zudem fand ein Kunst-Projekt des Abiturjahrgangs des Roman-Herzog-Gymnasiums Schmölln in der digitalen Ausstellung einen würdigen Platz, um ihre kreativen Entwürfe zu Baumhäusern der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Auf diese Weise brauchten sich unsere Besucherinnen und Besucher auch in diese Ausstellung wieder partizipativ ein.
Die digitale Ausstellung ist auf der Website des Museums angesiedelt und erfreut sich seither reger Zugriffzahlen. Hier geht es zur digitalen Ausstellung.
2024 ist Thümmel-Jahr im Altenburger Land
Die Ausstellung über die Grabeiche des Ministers Hans Wilhelm von Thümmel war Teil des Thümmel-Jahres im Altenburger Land, an dem sich verschiedene lokale Akteure beteiligen. Zum 280. Geburtstag und 200. Todestag im Jahr 2024 widmet sich das Altenburger Land dem Leben und Wirken des verdienstvollen Politikers Hans Wilhelm von Thümmel auf vielfältige Weise. Das Thümmel-Jahr steht unter Schirmherrschaft des Landrates Uwe Melzer.
Idyllisches Schriftsteller-Haus zwischen Seen und Wäldern
Das Hans-Fallada-Museum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus Hans Fallada in Carwitz in Mecklenburg-Vorpommern. Hier lebte und arbeitete der bekannte Schriftsteller zwischen 1933 und 1944. Seit 1995 betreibt die Hans-Fallada-Gesellschaft im Haus und auf dem gesamten Anwesen ein Museum, das von der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung“ zertifiziert ist.
Unter anderem zu sehen sind Hans Falladas Arbeitszimmer mit dem originalen Mobiliar, Esszimmer und Veranda sowie der weitläufige Garten. Auch das Grab Hans Falladas befindet sich in Carwitz.
Als Hans Fallada noch Rudolf Ditzen hieß
Direkt zur Eröffnung des traditionsreichen Literatur- und Kulturfestivals am Freitag, 19. Juli 2024 las Marlene Hofmann als Hauptautorin des vom Museum Burg Posterstein herausgegebenen Buches “Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein” einzelne Ausschnitte daraus vor.
Das erzählend geschriebene Fachbuch schließt eine Lücke in der Fallada-Forschung, indem es sich fast ausschließlich und ausführlich der Zeit zwischen 1911 und 1915 widmet. Nach einem missglückten Doppelselbstmord musste der junge Rudolf Ditzen – so Falladas bürgerliche Name – zuerst in Jena, dann in Tannenfeld klinisch behandelt werden. Der Tannenfelder Arzt Dr. Arthur Tecklenburg war für den jungen Mann ein Glücksfall. Denn er führte seine Klinik mit einem fortschrittlichen Konzept, setzte sich vielfach für ihn ein und vermittelte ihm im Anschluss an die Therapie eine Lehrstelle auf dem Rittergut Posterstein, wo der spätere Schriftsteller die Landwirtschaft erlernte.
Als Rudolf Ditzen in Tannenfeld und Posterstein weilte, wusste noch niemand (auch er selbst nicht), dass er einmal ein berühmter Autor sein würde. Dementsprechend war er ein junger Mann unter vielen. Seine Zukunft sah nicht einmal vielversprechend aus.
Daher gab es später vor Ort auch nicht gerade viele Zeitzeugen, die sich noch an Rudolf Ditzen erinnerten. Fotos wurden nur wenige aufgenommen und auch sonst gibt es kaum Gegenstände, die mit ihm in Zusammenhang gebracht werden können. Und auch Rudolf Ditzen selbst berichtete nicht viel über diese Zeit.
Als regionalgeschichtliches Museum war es uns ein Anliegen, alle Schnipsel und Hinweise zusammenzutragen und sie chronologisch geordnet in einem Buch zusammenzutragen. Es sollte ein zwar wissenschaftlicher Text mit Fußnoten und Quellen entstehen, der sich aber auch flüssig und angenehm lesen lässt. Im Buch gibt es zahlreiche Abbildungen und originale Zitate. Erstmals veröffentlicht sind die Bauzeichnungen und der Konzeptentwurf zur Tannenfelder Klinik, welche im Staatsarchiv Altenburg aufbewahrt werden. Zudem durfte das Museum Burg Posterstein einige Fotos aus dem Familiennachlass der Familie Tecklenburg veröffentlichen.
Die ausführlichste Publikation über Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein
Zum 130. Geburtstag des Schriftsteller Hans Falladas zeigte das Museum Burg Posterstein 2023 die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ als Kabinett-Ausstellung. Über 16.800 Besucher kamen im vom 14. Mai bis 12. November 2023, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Musik, Film und Vortag wurden auf die Beine gestellt. Hier lesen Sie den Ausstellungsrückblick.
Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ macht die Thematik auch nach ihrem Ende umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich. Die gebundene Ausgabe ist im Museum Burg Posterstein erhältlich, eine Taschenbuch- und eine E-Book-Ausgabe im Buchhandel.
Aus über 13.000 Ausflugszielen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wählte das auf familienfreundliche Ausflugsziele spezialisierte Suchportal www.familienausflug.info das Museum Burg Posterstein unter die TOP 3-Ausflugsziele 2024 in Thüringen.
Das Suchportal zählt zu den beliebtesten seiner Art. Die Grundlage für die Auszeichnung bilden über 15 Millionen öffentliche Bewertungen im Internet. Weitere Infos zur Auszeichnung finden Sie hier. Das Museum Burg Posterstein punktet bei Familien mit der beliebten Kinderburg-Ausstellung, regelmäßigen Ferien-Rätseln und Veranstaltungen wie dem Steckenpferd-Turnier. Im vergangenen Jahr waren über die Hälfte der rund 24.000 Museumsbesucher Familien mit Kindern, Schulklassen und Kitas.
Stationen zum Anfassen, Ansehen und Anhören führen interaktiv und spannungsreich durch die gesamte Burg – bis hinauf auf den Turm. Von der Aussichtsplattform in 25 Metern Höhe reicht die Sicht bei schönem Wetter bis ins Erzgebirge.
Für die Kinderburg-Ausstellung ist keine Voranmeldung nötig. Die Schatzkarte gibt es zusätzlich und ohne Aufpreis zur Eintrittskarte an der Museumskasse.
Im Sommerferien-Rätsel „Von Gerechten und Gerichteten“ vom 20. Juni bis 4. August 2024 werden Kinder von 20. Juni bis 4. August zu Gerichtshelfern des Burgherrn von Burg Posterstein: Ein Diebstahl wurde begangen und in der Burg sind Hinweise auf den Täter versteckt. Wer den Fall löst, lernt nicht nur eine Menge über die Geschichte, sondern es lockt auch eine Belohnung.
Zum Mitmachen geht man einfach ins Museum und bekommt das Rätsel mit auf den Weg. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.
Thematisch lehnt sich das Rätsel an die Ausstellung “Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort” – von 12. Mai bis 17. November auf Burg Posterstein – an. Darin werden echte historische Kriminalfälle neu aufgerollt und sogar als Film nachgestellt.
In den Sommerferien freier Eintritt für Kinder mit dem Thüringer Kulturpass
Schülerinnen und Schüler mit Thüringer Kulturpass können die Burg Posterstein in den Sommerferien kostenlos besuchen. Dafür reicht es, den analogen oder digitalen Kulturpass an der Museumskasse vorzuzeigen.
Mit dem Thüringer Kulturpass können Schülerinnen und Schüler in Kultureinrichtungen weltweit Stempel sammeln. Für zehn Stempel erhalten sie ein persönliches Zertifikat sowie die Chance auf eine Vielzahl attraktiver Preise. Der Thüringer Kulturpass wird von der Thüringer Staatskanzlei gefördert.
Burg Posterstein thront seit mindestens 1191 trutzig über dem Sprottetal. Die Burg war das Zentrum der Region: wirtschaftlich, baulich und rechtlich. Hier wurde verteidigt, Landwirtschaft betrieben, Abgaben eingenommen und Recht gesprochen.
Der Burgherr war meist auch der am besten ausgebildete Bewohner der Region. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum die Quellen zur Gerichtsbarkeit in Posterstein so gut erhalten sind. Im Staatsarchiv Altenburg, wo die Akten der Grundherrschaften im Herzogtum Sachsen-Altenburg verwahrt werden, gibt es sämtliche Gerichtshandelsbücher und Gerichtsprotokolle seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit 1849. Sie bilden die Grundlage für die Sonderschau „Schlag um Schlag“.
Wir haben die Akten genauer betrachtet und Gerichtsfälle ausgewählt. Dabei war uns wichtig zu zeigen, dass nicht unentwegt gemordet, gefoltert, ins Verlies gesperrt oder Hexen verbrannt wurden. Es ging mit Recht zu, es gab also Ordnungen.
5 Kurzfilme schildern echte Gerichtsfälle
Natürlich hätten wir unsere Fälle einfach (ausschließlich) nacherzählen und auf Tafeln aufbereiten können. Uns kam aber die Idee, die Fälle, die da im 16. und 17. sowie zu Beginn des 18. Jahrhunderts wirklich passierten, filmisch nachspielen zu lassen. Und natürlich hatten wir keine Ahnung, wie schwierig das Filmgeschäft ist, sonst wären uns vielleicht Zweifel gekommen.
Aber wir haben Verbündete gefunden: die Schauspieler und Regisseure Marcella von Jan und Robert Gregor Kühn, den Traditionsverein Altenburger Prinzenraub, den Kameramann Gunter Auer, den Techniker Jürgen von Jan, den Musiker Matthias von Hintzenstern und Marcus Engemann, wie einige der vorgenannten auch, Mitglied unseres Museumsvereins.
An zwei Wochenenden wurde im Gerichtsraum, dem originalen Schauplatz, gedreht, ein Film auch auf dem Bauernhof der Familie Neudecker in Posterstein. Das Resultat kann man sich in der Ausstellung ansehen. Ausgewählt wurden ein Mordfall, ein Fall von Unzucht und Gewalt, Fälle von Diebstahl und Beleidigung und natürlich ein Vormundschaftsfall.
Darüber hinaus können der Gerichtsraum und der angrenzende Raum als Ort der neuen Ausstellung in neuer Gestaltung betrachtet werden. Man erfährt viel über die Gerichtsbarkeit und die Gerichtsherren, sieht originale Gerichtsbücher und lernt die wichtigsten Vorschriften der Dorfordnung sowie der Rügegerichtsordnung kennen.
Talkshow „Peinliche Befragung“ und Verleihung des „Goldenen Postersteins“
Die fünf Kurzfilme hatten zur Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2024 vor über 80 Zuschauerinnen und Zuschauern offiziell Premiere.
Franziska Huberty, Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, führte in der Talkshow „Peinliche Befragung“ kurze Interviews mit ausgewählten Beteiligten. Burgherr-Darsteller Marcus Engemann, Andy Drabek und Jürgen von Jan (beide mitverantwortlich für Organisation und Technik), Marcella von Jan (Regie) und Kuratorin Sabine Hofmann gaben Einblicke hinter die Kulissen des Filmdrehs.
Im Anschluss wurde nicht der Goldener Bär, die Goldene Henne oder der Golden Globe an alle Darsteller und Unterstützerinnen am Set verliehen, sondern: der Goldene Posterstein. Der Goldene Posterstein ging an:
Andy Drabek
Bärbel Burigk
Dana Weber
Eva-Maria Scharf
Frank Müller
Gunter Auer
Hanno Wolf
Jasira Boxberger
Jürgen von Jan
Katharina Thiele
Klaus Neudecker
Kornelia Gentsch
Marcella von Jan
Marcus Engemann
Marion Dinger
Marion Hermsdorf
Matthias von Hintzenstern
Niclas Baraneck
Petra Descher
Robert Gregor Kühn
Roland Albrecht
Rolf Schiefner
Uwe Schröder
Wer war der Dieb?
Auch das diesjährige Sommerferien-Rätsel „Von Gerechten und Gerichteten“ lehnt sich an die Sonderschau an. Dabei werden Kinder von 20. Juni bis 4. August zu Gerichtsdienern des Burgherrn von Burg Posterstein: Ein Diebstahl wurde begangen und in der Burg sind Hinweise auf den Täter versteckt. Wer den Fall löst, lernt nicht nur eine Menge über die Geschichte, sondern es lockt auch eine Belohnung. Zum Mitmachen geht man einfach ins Museum und bekommt das Rätsel mit auf den Weg. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.
In Deutschland gibt es nur sehr wenige sehr alte Bäume. Die meisten von uns fühlen Ehrfurcht, wenn sie vor einem Uralt-Baum wie der 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz stehen, die so viel mehr gesehen hat als ein Menschenleben. Im Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“ am Sonntag, 25. Februar, 15 Uhr, in der Neuen Scheune Posterstein unterhielten sich Experten aus der Forstwirtschaft und Baumfreunde über die Bedingungen, die Bäume brauchen, um alt werden zu können. Dabei stellt sich die Frage: Haben Bäume heute noch die Chance dazu? Hier im Blog gibt es eine Zusammenfassung des Gesprächs. Die Veranstaltung fand im Begleitprogramm der Ausstellung “Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit historischen Baumdenkmalen” statt. Hier gelangen Sie zur Online-Ausstellung.
Ein hochaktuelles Thema: Kann ein alter Baum dicht am Straßenrand überleben?
Die Bedeutung eines Baumes für uns Menschen und unser Umgang mit ihm sichern sein Überleben. Ob ein Baum alt werden darf, liegt maßgeblich in unserer Hand.
Im Mittelpunkt des Gesprächs standen vorrangig Bäume in der Feldflur und im urbanen Raum. Die Veranstaltung dauerte inklusive einer Pause fast drei Stunden. Der Eintritt war frei. Rund 80 interessierte Gäste hörten zu.
Für das Archiv des Museums Burg Posterstein wurde das Gespräch auf Video mit Text-Transkript aufgezeichnet. So bleibt es als Zeitzeugendokument für nachfolgende Generationen erhalten.
Wer saß im Podium?
Über den Einfluss des Menschen auf das Überleben alter Bäume unterhielten sich im Rahmen des Podiumsgesprächs:
Dr. Klaus Schultheiß – Geraer Gehölzfreunde
Birgit Seiler – Fachdienstleiterin Natur- und Umweltschutz, Landratsamt Altenburger Land
Stephan Böhl – Assessor des Forstdienstes, Forstsachverständigenbüro Stephan Böhl
Dr. Matthias Schütze – Autor des Artikels „Und diese knorrige Eiche soll 1000 Jahre alt sein? – Versuch der Altersbestimmung für die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz“ im Buch „Im Dienste der Ernestiner – Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“
Frank Wieschollek – Landschaftsplanung/Bauleitplanung
Thomas Neidhardt, Forstassessor, Fachdienst Natur- und Umweltschutz, Landratsamt Altenburger Land, hat das Gespräch vorbereitet und moderiert. Er unterteilte es in vier umfangreiche thematische Panels: (1) Uraltbäume in der Landschaft – Grabeiche Nöbdenitz, (2) Historische Landschaftsgärten – Straßenbäume – Freiraumgehölze, (3) Planung/Bauen – Unterhaltung/Pflege – Eingriff/Baumschutz sowie (4) Fachwissen/Berufliche Qualifikation/Umweltbildung.
Die Gäste auf dem Podium und das Publikum waren sehr diskussionsfreudig: Nach drei Stunden Gespräch wirkte es eher so, als bestehe noch viel mehr Redebedarf zum Thema.
Die Rückmeldungen aus dem Publikum gingen ebenfalls in diese Richtung – denn alte Bäume gehen uns alle an und jeder hat Kontakt zu ihnen.
Als Geschenk für alle Podiumsgäste sponserte der Rotary Club Altenburg Setzlinge der 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz.
Wo gibt es heute noch alte Bäume?
Deutschland ist sehr dicht besiedelt, daher müssen sich Bäume den Platz mit vielen Menschen teilen. Die Kulturlandschaft im Altenburger Land besitzt vergleichsweise wenig Wald, nur rund fünf Prozent, ein überdurchschnittlich dichtes Straßennetz, wie Birgit Seiler hervorhob.
Matthias Schütze führt privat ein umfangreiches Register über alte Bäume. Er betonte, dass es in Deutschland kaum noch Uralt-Eichen gibt, die Nöbdenitzer Eiche sei eine von wenigen. Alte Eichen, die das Potenzial haben, so alt wie die Nöbdenitzer zu werden, fände man heute vor allem in historischen Barock- und Landschaftsgärten. Dem stimmt auch Frank Wieschollek zu: Parkanlagen und Friedhöfe seien gute Orte für alte Bäume. Direkt an einer Straße sei die Chance heute gering, dass ein Baum sehr alt wird.
Auch im Altenburger Land gibt es noch solche historischen Landschaftsgärten. Teilweise wurden sie von Hans Wilhelm von Thümmel angelegt, dessen Grab sich unter der 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz befindet, darunter der Schlosspark in Altenburg. Aber auch der Schlosspark Tannenfeld, der Schlosspark Windischleuba oder der Park in Poschwitz verfügen über alte Baumbestände. Einige Parks haben wir in der Sonderschau #GartenEinsichten vorgestellt.
Die historischen Parks mit ihren alten Baumbeständen sind nicht nur wertvoll für die Natur, sondern haben auch touristisches Potenzial.
Wohin pflanzt man welche Bäume, damit sie alt werden können?
Ein Thema des Podiumsgesprächs war, wohin man neue Bäume am besten pflanzen sollte, damit sie alt werden können.
Thomas Neidhardt stellte die Frage: Die Baumarten in historischen Landschaftsgärten sind teilweise exotisch – wäre das auch für uns eine gute Strategie, dem Klimawandel zu begegnen?
Dr. Klaus Schultheiß von den Geraer Gehölzfreunden wies darauf hin, dass in Fachkreisen stark diskutiert werde, welche Arten sich für Nachpflanzungen eignen. Bislang wurde in aller Regel auf einheimische Bäume gesetzt. Die neue Richtung, die sich allmählich durchsetzt, ziehe fremdländische Arten vor, die Wärme, Trockenheit und Feinstaub (durch Verkehrsbelastung) besser aushalten. Dazu fänden auch Forschungsprojekte statt. Mit der Neuen Landschaft Ronneburg wurde 2007 auch ein Arboretum angelegt, wo nun nach 20 Jahren evaluiert werden soll, welche Arten am besten bestehen.
Birgit Seiler berichtete von einem studentischen Forschungsprojekt in Schmölln: Der Student Lukas Baumgärtner habe in seiner Masterarbeit Schmöllner Stadtbäume untersucht und kommt zu dem Schluss, dass fremde Arten Hitze in der Stadt besser tolerieren als einheimische.
Dr. Matthias Schütze vertrat die Meinung, dass Deutschland zu langsam sei, was fremde Arten angehe: Douglasien und Roteichen wären als Holzarten ertragreicher als einheimische und der Blauglockenbaum absorbiere am meisten Kohlenstoffdioxid (CO2).
Natürliche Gehölzentwicklung zulassen
Weiterhin ging es um die Kosten und den Nutzen von Nachpflanzungen.
Nino von Cedernstolpe berichtete aus seiner Erfahrung als Baumpfleger davon, dass es bei Nachpflanzungen häufig zu Problemen mit einheimischen Birken und Pappeln käme. Sie würden die nachgepflanzten Bäume überwuchern, sodass diese regelmäßig freigeschnitten werden müssten. Aber richtig invasive Baumarten gibt es in Deutschland nicht.
Frank Wieschollek betonte, dass sich die Auflagen für Neupflanzungen in den letzten Jahren verändert hätten. Früher mussten neu gepflanzte Bäume nur drei Jahre gepflegt und wenig gewässert werden – dabei viele sind eingegangen. Inzwischen müssten sie 4–5 Jahre gepflegt und 10–12-mal im Jahr gewässert werden. Dadurch überleben die jungen Bäume besser.
Stephan Böhl wies darauf hin, dass es auch eine Kostenfrage sei: Wie werden zukünftige Kommunen finanziell ausgestattet sein? Man sollte natürliche Gehölzentwicklung auch einfach mal zulassen und akzeptieren und für sich nutzen.
Bei Bauprojekten sind alte Bäume oft im Weg
Baumpfleger Nino von Cedernstolpe machte die Erfahrung, dass Grundstückeigentümer alte Bäume meist entfernt haben wollten. Er empfiehlt, von vornherein weiter weg von Häusern zu pflanzen und bei Neubauten genug Abstand zu Bäumen zu halten. Es bestünde durchaus die Möglichkeit, bei Bauprojekten Wurzelschutzmaßnahmen einzuplanen und auf dem Grundstück stehende Altbäume zu erhalten. Doch häufig kollidierten bei Bauprojekten viele verschiedene Interessen, was die Bewahrung von Bäumen erschwere.
Wie sinnvoll sind Baumschutzsatzungen?
Dr. Klaus Schultheiß erzählte, dass es in Gera seit 2014 eine neue Baumschutzsatzung gäbe, zu der die Geraer Gehölzfreunde mit beigetragen haben. Bei diesem Thema gäbe es ein großes Spannungsfeld, denn Bäume sind uns Menschen oft im Weg. Im Juni 2023 verlangte die Geraer AfD-Fraktion beispielsweise eine Änderung der Satzung, denn sie behindere Bauprojekte und schränke die persönliche Freiheit ein. Schultheiß räumt ein, dass Baumschutzsatzungen viel Bürokratie mit sich brächten. Allerdings zeige die Erfahrung, dass es nicht selbstverständlich ist, sich für Bäume einzusetzen. Aktuell arbeite man in Gera daran, die Satzung zu entbürokratisieren. Denn Gera betreut 35.000 Bäume auf kommunalen Flächen.
Dr. Klaus Schultheiß wies auf einen weiteren wichtigen Aspekt hin: Wird ein Altbaum gefällt, dann fällt trotz Nachpflanzungen seine ökologische Wirkung weg – zum Beispiel, weil der junge Baum dies mit seiner kleineren Krone noch gar nicht leisten kann oder an einem ganz anderen Ort gepflanzt wird.
Dem stimmte Thomas Neidhardt zu, denn: „Für eine alte Buche braucht es 300–400 Jungbuchen, um den gleichen ökologischen Effekt zu erzielen.“
Viele Leute wollen Bäume, nur nicht auf ihrem Grundstück
„Baumschutzsatzungen sind ein kleines Bollwerk gegen den Rückgang von Großgrün in Städten und Ortschaften“, betonte Stephan Böhl. Denn bei 80 Prozent der Bevölkerung sei kein Verständnis für Baumschutz vorhanden. Die Verkehrssicherungspflicht und das Nachbarschaftsrecht bedrohten den Baumbestand zusätzlich. Deshalb sei es wichtig ist, den Bäumen Platz einzuräumen.
Nino von Cedernstolpe stimmte dem zu: Ohne die Baumschutzsatzungen würden viel mehr Bäume abgeholzt. Viele Leute wollten Bäume zwar erhalten, nur nicht auf ihrem Grundstück.
Während Dr. Matthias Schütze fand, es solle in Deutschland einheitliche Baumschutzsatzungen geben, sah Birgit Seiler das anderes. Im Altenburger Land hätten alle Gemeinden eine eigene Baumschutzsatzung. Birgit Seiler findet, es sei wichtig, dass die Menschen vor Ort selbst für ihre Bäume verantwortlich sind und wünscht sich, dass mit den Bäumen mehr gerungen wird. „Wir müssen uns auch um Bäume kümmern, die noch nicht so alt sind wie die 1000-jährige Eiche, damit sie überhaupt so alt werden können“, so die Fachdienstleiterin für Natur und Umweltschutz im Landkreis Altenburger Land.
„In Deutschland ist die Verkehrssicherungspflicht sehr weit fortgeschritten“
Die Verkehrssicherungspflicht besteht überall, wo ein Baum den öffentlichen Raum betrifft. Dann müssen diejenigen, denen das Grundstück gehört, dafür sorgen, dass Totholz entfernt wird, damit niemand, der daran vorbeiläuft, zu Schaden kommt. Totholz sei auch „dringlich“, das heißt, es dürfte zu jeder Jahreszeit entfernt werden.
Dr. Klaus Schultheiß ergänzte, dass Bäume auch auf Krankheiten wie Pilzbefall überprüft werden müssten. Der Nachweis über die jährliche Überprüfung des Baumes sollte gut dokumentiert werden, damit man beweisen kann, dass man seiner Pflicht nachgekommen ist.
Stephan Böhl drückte es so aus: In Deutschland sei die Verkehrssicherungspflicht sehr weit fortgeschritten. Bei uns gelte das Prinzip, dass eine erkennbare Gefahr abgewandt werden müsse. In anderen Ländern interpretiere man die Verkehrssicherungspflicht ganz anders. Inzwischen sei damit in Deutschland ein extrem hoher Aufwand für Kommunen und Grundstückseigentümer verbunden, welche Bäume teilweise 1–2 Mal pro Jahr warten müssen.
Der Schmöllner Revierförster Hans-Peter Schenk, ergänzte aus seiner eigenen Erfahrung: Zwei Mal im Jahr inspiziere er Straßenbäume im Landkreis im Zuge der Verkehrssicherung. Er empfiehlt auch Privatleuten, diese Pflicht ernst zu nehmen und dabei alle Maßnahmen zu dokumentieren.
Aber wie viel Raum wollen wir Bäumen zugestehen?
Stephan Böhl berichtete weiter: Wenn vor Gericht über Bäume gestritten werde, gehe es selten um den Baum, sondern um das nachbarschaftliche Verhältnis. Gestritten werde beispielsweise über Sichtachsen, Laub und die Effektivität von Photovoltaikanlagen, die von einer Baumkrone beschattet werden. Beim Thema Verkehrssicherung werde ein Gefahrenszenario oft sehr weit gefasst. Dabei wäre auch ein Zaun eine praktikable Lösung.
Birgit Seiler bemerkte, dass es viele unglückliche Gerichtsurteile gegen Bäume gäbe, was die Bürokratie befördere. „Oft wird als Resultat vorsorglich gefällt, weil Bäume sonst Kosten verursachen“, so Seiler.
So wäre es 2014 beinahe auch der 1000-jährigen Eiche ergangen, worauf Frank Wunderlich vom Ortsverschönerungsverein Nöbdenitz hinweist. Zur Wahrung der Verkehrssicherheit sollte das Natur- und Kulturdenkmal gefällt oder stark eingekürzt werden, was weit über Nöbdenitz hinaus zu breiten Protesten geführt habe. Birgit Seiler, die auch 2014 involviert war, erläuterte zum Gutachten, dass damals drei Varianten vorgeschlagen wurden: 1) das Fällen der 1000-jährigen Eiche, 2) das Einkürzen ihrer Äste und 3) das Stutzen des Baums. Der Landkreis hätte sich aus Kostengründen für das Einkürzen der Äste entschieden. Dem Engagement der Nöbdenitzer Bürger sei es zu verdanken, dass stattdessen seither rund 80.000 Euro in die Sicherung der Eiche investiert wurden.
Brauchen Bäume eine Stimme?
„Wir Menschen müssen Lobbyarbeit für die Bäume leisten und ihnen auch mal Platz einräumen“, sagte Dr. Matthias Schütze.
Nino von Cedernstolpe fand, dass Staat, Land und Kommune alten Bäumen eine Stimme geben müssten. Und außerdem müssten Menschen dafür belohnt werden, wenn sie alte Bäume erhalten und Geld und Arbeit in sie investieren. – Ein Thema, das in der Publikumsdiskussion auch der Landwirt Frank Quaas ansprach: Er wünsche sich mehr Akzeptanz von Behörden für Grundstückseigentümer, damit diese Bäume erhielten und pflegten, die letztlich der ganzen Gesellschaft nützten.
Stephan Böhl fand, dass Heimatgefühl für den Erhalt alter Bäume am wichtigsten sei. Denn die Stimme für die Bäume seien Kommunen und Gemeinden, die das Gemeinwohl im Blick hätten.
Birgit Seiler wünschte sich, „dass es in Deutschland genauso viele Baumfans wie Fußballfans gibt“.
Dr. Klaus Schultheiß mahnte, dass der jungen Generationen vermittelt werden müsse, wie wichtig Bäume sind.
Frank Wieschollek wiederum setzt große Hoffnungen in die junge Generation.
Und was muss man mitbringen für einen Beruf als Baumpfleger? – Dazu ergänzte Stephan Böhl, dass es verschiedene Ausbildungswege gäbe und nicht immer botanisches Fachwissen Bedingung für Baumpflegeberufe sei. Wichtig sei Erfahrungswissen, Praxiswissen und idealerweise die langfristige Beobachtung derselben Bäume.
Zusammenfassung und Fotos Podiumsgespräch: Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein
2023 besuchten über 24.000 Gäste das Museum Burg Posterstein, so viele wie seit den 1990er Jahren nicht mehr. Gleichzeitig begann im Sommer 2023 bei laufendem Besucherverkehr das größte Bauprojekt der Museumsgeschichte. Es konnten vier Sonderausstellungen gezeigt und 143 Veranstaltungen sowie vier Ferien-Programme organisiert werden. Das Museumsteam veröffentlichte das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“, steuerte fünf Artikel zu Fach-Publikationen und drei Fachvorträge an unterschiedlichen Orten bei. Hinter den Kulissen wurde digitalisiert, restauriert und die Sammlung erweitert. Hier im Blog schauen wir auf das vergangene Jahr zurück.
Das Museum Burg Posterstein ist das regionalgeschichtliche Museum des Altenburger Landes und wird vom Landkreis Altenburger Land finanziell unterstützt. Derzeit hat das Museum fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Teilzeit arbeiten. Der Museumsvereins Burg Posterstein, Träger des Museums, zählt 63 Mitglieder. Ohne die Unterstützung der Vereinsmitglieder sowie eines losen Netzwerks an ehrenamtlichen Helfern wäre es nicht möglich, so viele Aktivitäten zu stemmen.
Der Jahresrückblick 2023 als Infografik
Unsere Infografik fasst das Jahr 2023 visuell zusammen:
Besucherzahlen und Besucherstruktur: Wer besucht die Burg Posterstein?
Das Museum Burg Posterstein führt an der Museumskasse täglich Besucherbefragungen durch. Daraus geht einiges hervor, das uns verrät, wer wo und wann auf die Burg aufmerksam wird.
Über die Hälfte der Gäste sind beispielsweise Familien mit Kindern.
Die Besucherinnen und Besucher kamen zu 70 Prozent aus Thüringen und Sachsen – und ansonsten aus dem gesamten Bundesgebiet. Über 80 Prozent unternahmen einen Tagesausflug zur Burg Posterstein, rund 14 Prozent machten Urlaub in der Region und sechs Prozent nutzten den Museumsbesuch als Rast auf der Durchreise. Das bietet sich an, weil Posterstein nur vier Kilometer von der Autobahn 4, Abfahrt Ronneburg, entfernt liegt.
Fast 60 Prozent der Museumsbesucherinnen und -besucher kam aus einem Umkreis von rund 30 Kilometern um Posterstein – aus dem Altenburger Land, dem Raum Gera und aus Westsachsen. Die übrigen reisten aus der gesamten Republik an.
Über 20 Prozent der Gäste besuchten die Burg Posterstein nicht zum ersten Mal. Viele wurden im Internet – Website, Google, Social Media – auf das Museum aufmerksam. 10 Prozent kamen auf Empfehlung von Bekannten zu uns und 10 Prozent kennen die Burg vom Vorbeifahren auf der Autobahn. Oft waren die Kinderburg-Angebote, eine Sonderschau oder eine Veranstaltung Anlass für ihren Ausflug.
Dazu passend, wählte das auf familienfreundliche Ausflugsziele spezialisierte Suchportal familienausflug.info das Museum Burg Posterstein aus über 12.000 Ausflugszielen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter die TOP 10-Ausflugsziele 2023 in Thüringen. Hier berichten wir im Blog darüber.
Ausstellungen und Veranstaltungen 2023
2023 zeigte das Museum vier Sonderschauen und führte 143 öffentliche und private Veranstaltungen durch.
Das dreitägige Mittelalterspektakelzu Pfingsten mit Ritterturnieren, Markt und Spielleuten lockte rund 6000 Besucherinnen und Besucher nach Posterstein. Durchgeführt wird das Mittelalterspektakel von der COEX Veranstaltungs GmbH & Co.KG in Zusammenarbeit mit dem Museumsverein. Der Eintritt ins Museum war wie jedes Jahr im Gesamtpreis inbegriffen.
Die Angebote der „Kinderburg“ zählten 2023 zu den Top 3 Besuchsgründen. Neben der Familien-Ausstellung gab es speziell für Familien mit Kindern vier Ferien-Programme, Oster-Workshops, das Große Steckenpferdturnier am Weltkindertag, den Geistertag am Reformationstag und auch den „Advent im Salon – Märchenhaftes für die ganze Familie“. Darüber hinaus feierten 51 Kinder ihren Geburtstag auf der Burg. 41 Schulen und Kitas buchten Museumstouren.
Großes Bauprojekt: Im zweiten Halbjahr 2023 begann der Wiederaufbau des Nordflügels
Der offizielle Baustart zum Wiederaufbau des historischen Nordflügels der Burg Posterstein war am 28. Juli 2023. Am Vormittag des 9. November 2023 wurde der Grundstein gelegt. Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier. Im milden Dezember konnte noch die Herstellung der Bodenplatte vorbereitet werden. Den aktuellen Stand der Bauarbeiten kann man im Bautagebuch auf der Website des Museums und durch ein Fenster in den Ausstellungsräumen mitverfolgen.
Der Wiederaufbau des einstigen Repräsentationsflügels der Burg soll das Museum Burg Posterstein in die Lage versetzen, einen ganzen Bereich für moderne Vermittlungsformen bereitzuhalten, die Ausstellungen barrierefrei zu erschließen, den Service zu verbessern und nicht zuletzt die Sammlungen besser unterzubringen. Es ist das größte Bauvorhaben der Geschichte des Museums.
Aus der Sammlung: Digitalisierung, Restaurierung und Neuzugänge
Digitalisierung von Schmöllner Musterknopfkarten
Das Museum Burg Posterstein besitzt eine einzigartige industriehistorische Sammlung zur Schmöllner Knopfindustrie. Zu ihr gehören u.a. über 1800 Musterknopfkarten mit in Schmölln hergestellten Steinnuss-, Horn- und Kunststoffknöpfen. Der Bestand an Musterknopfkarten wurde gesichtet, vermessen und gereinigt. Danach durch einen professionellen Fotografen fotografiert und anschließend neu verpackt. Die Arbeiten wurden restauratorisch begleitet. Die Fotos, Objektinformationen und Metadaten werden derzeit über den digiCULT-Verbund veröffentlicht und langfristig unter CC-Lizenz mit Nennung des Fotografen auch in der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Europeana zugänglich und nutzbar gemacht werden. Der Freistaat Thüringen förderte die Maßnahme.
Durch die Digitalisierung der Musterknopfkarten, die nicht in den ständigen Ausstellungen des Museums gezeigt werden können, wird der Sammlungsbestand für Forschungseinrichtungen und die Öffentlichkeit erstmals sichtbar, zugänglich und durchsuchbar. Wir erhoffen uns eine überregionale Vernetzung mit Institutionen, Forschern und Sammlern. Darüber hinaus können digitalisierte Bestände leichter in digitalen Ausstellungen, digitalen Führungen und anderen Projekten Anwendung finden.
Restaurierung eines besonderen Exponats aus der ständigen Ausstellung
Mit Fördergeldern des Freistaats Thüringen konnte 2023 ein historisches Reisebureau aus dem 17. Jahrhundert restauriert werden. Er ist jetzt wieder in der ständigen Ausstellung zu sehen. Hier finden Sie einen Blogpost zum Thema.
Für die Sammlung Kurland konnte ein Gemälde der Herzogin von Kurland nach Tischbein, Öl auf Leinwand, angekauft werden. Darüber hinaus konnten zwei Grafiken mit Portrait der Herzogin von Kurland erworben werden, eine von Johann Friedrich Bause und eine nach Johann Heinrich Schröter. Eine aquarellierte Bleistiftzeichnung, das Porträt der Johanna, Herzogin von Acerenza-Pignatelli, von Johann Nepomuk Ender kaufte das Museum ebenfalls. Als Dauerleihgabe erhielt das Museum Burg Posterstein eine aquarellierte Zeichnung von Ernst Welker.
Die Weihnachtskrippensammlung des Museums konnte durch die Übereignung einer privaten Krippensammlung von Christina Göldner um 16 Exponate erweitert werden.
Für sein weit verzweigtes, aktives Online-Netzwerk ist Burg Posterstein in Fachkreisen deutschlandweit bekannt. Die Reichweite der Social Media-Kanäle und der Website blieb 2023 weitgehend auf Vorjahresniveau.
Die Mitarbeiterinnen des Museums besuchten Fachtagungen, wie beispielsweise die Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds in Osnabrück zum Thema Nachhaltigkeit im Museumsalltag, und nahmen an Workshops teil. Im Mittelpunkt von drei eigenen Vorträgen auf Fachtagungen in Weimar, Kiel und im Kloster Banz standen die vorbildliche digital-analoge Besucher-Interaktion, die Social Media-Arbeit und die Museumspädagogik des Museums.
Das Museumsteam schrieb, gestaltete und veröffentlichte 2023 das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“, das die Sonderschau „Hans Fallada – Familienbilder“ begleitete. Es trägt detailliert selbst kleinste Zeitdokumente zu Rudolf Ditzens Aufenthalt in Tannenfeld und Posterstein zusammen und schließt so eine Lücke in der Fallada-Forschung. Das Buch kann im Museum bestellt und gekauft, aber auch über den Buchhandel bezogen werden. Am 19. Juli 2024 wird Marlene Hofmann aus dem Museum Burg Posterstein das Buch bei den Hans-Fallada-Tagen in Carwitz vorstellen.
Darüber hinaus schrieb das Museumsteam fünf Fachartikel für unterschiedliche Fachpublikationen.
Zur Sammlung des Museums Burg Posterstein gehört ein Reisebureau aus dem 17. Jahrhundert, eine mit Messingblech und Eisenbändern beschlagene Reisetruhe mit Tragegriffen. Sie verfügt über zwei Etagen mit acht bzw. fünf Schubkästen zum Aufbewahren von Schreibuntensilien, links für Tintenfass und Streusandbüchse. Die Schübe sind bemalt oder mit Schmuckpapier bzw. goldgeprägtem Leder verziert.
Im Deckel befindet sich ein Kupferstich von Johann Hoffman mit dem Titel „Tactus das Fühlen“ sowie eine verriegelbare Platte. Deren Oberseite zeigt einen Kupferstich von Gerhardt Altenbach mit dem Titel „Der Arglistige Blockschleyffer“. Die Unterseite ist mit goldgeprägtem Leder verziert.
2023 konnte das besondere Exponat mit Fördergeldern des Freistaats Thüringen restauriert werden und ist nun wieder in der ständigen Ausstellung des Museums Burg Posterstein zu sehen.
Die Restaurierung umfasste eine Reinigung, Konservierung und Festigung der Kupferstiche, des Leders mit Goldprägung und des Marmorpapiers durch den anerkannten Restaurator Christian Maul. Er ist seit vielen Jahren mit den Sammlungen des Museums vertraut.
Der Holzrestaurator Matthias Krahnstöver aus Frohburg ergänzte, sicherte und konservierte Leisten und kleinere Beschädigungen an den Kästen und Schüben.
Die verloren gegangene Schlosshälfte an der Vorderseite soll nicht rekonstruiert werden. Messingteile und verzinnte Bänder wurden konserviert.
Die Reisetruhe wird in der ständigen Ausstellung gezeigt. Ein Bericht darüber erscheint in einer der nächsten Ausgaben der Thüringer Museumshefte.
Der Freistaat Thüringen förderte die Maßnahme „Restaurierung und Konservierung von Sammlungsbeständen” im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Kultur und Kunst mit einem Zuschuss von 2.750,00 Euro.
Zum 130. Geburtstag des Schriftstellers Hans Fallada zeigte das Museum Burg Posterstein 2023 die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ als Kabinett-Ausstellung. Über 16.800 Besucher kamen während der Ausstellungsdauer vom 14. Mai bis 12. November 2023, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Musik, Film und Vortag wurde auf die Beine gestellt. Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ macht die Ausstellung auch nach ihrem Ende umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich.
Über 130 Jahre ist es her, dass Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen als drittes Kind des Landrichters Georg Wilhelm Heinrich Ditzen (1852–1937) und seiner Frau Elisabeth Mathilde Auguste(1868–1951), geb. Lorenz, am 21. Juli 1893 in Greifswald zur Welt kam. Den meisten ist Rudolf Ditzen als Schriftsteller unter dem Pseudonym Hans Fallada bekannt. Bis heute sind seine Werke wie „Der junge Goedeschal“ (1920), „Bauern, Bonzen und Bomben“ (1931), „Kleiner Mann – was nun?“ (1932), „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ (1934), „Wolf unter Wölfen“ (1937), „Jeder stirbt für sich allein“ (1947) und „Der Trinker“ (1950) weltbekannt. Sein Lebenslauf ist geprägt von Umbrüchen, vielen Tiefen und einigen Höhen – immer schwankend zwischen Erfolg, Misserfolg, Familienglück, Depressionen und Drogensucht.
Leben und Werk Hans Falladas sind weitgehend erforscht. Dabei fällt das Interesse hauptsächlich und naturgemäß auf sein Wirken als Schriftsteller. Doch auch seine Kindheit und Jugend sind weitgehend dokumentiert.
Eine Lücke tat sich oft allerdings auf: Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein. Diese Lücke hat das Museum Burg Posterstein nun temporär durch die Sonderschau „Hans Fallada – Familienbilder“ gefüllt. Im Oktober konnte das Museum die 13.333. Besucherin mit einem kleinen Geschenk und einer Urkunde begrüßen. Über 16.800 Besucher kamen insgesamt, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen.
Seinen festen Platz in der Dauerausstellung der Burg hatte Hans Fallada stets sicher. Durch das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ bleibt aber auch die neuste Forschungsarbeit des Museums nachhaltig gesichert und umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich. Das Buch kann im Museum gekauft oder über das Museum bestellt werden.
Eine Tragödie mit Folgen
Doch was war überhaupt passiert? In seiner Kindheit zog Rudolf Ditzens Familie mehrfach um. Von Greifswald nach Berlin, dann von Berlin nach Leipzig – immer der Berufung des Vaters hinterher. Nach einem schweren Fahrradunfall in Leipzig musste der junge Rudolf Ditzen erstmals mit Morphium behandelt werden. Eine Droge, von der er Zeitlebens nicht mehr loskommen sollte. Nach einigen Zwischenfällen und einem ersten Kuraufenthalt in der Nähe von Bad Berka, schrieben ihn seine Eltern 1911 am Gymnasium Fridericianum in Rudolstadt ein.
Doch diese Zeit endete dramatisch. Mit seinem Schulfreund Hanns-Dietrich von Necker verabredete sich Rudolf zum Scheinduell – ein getarnter Doppelselbstmord unter Schülern. Und leider auch nicht der einzige Vorfall dieser Art zur damaligen Zeit.
Hanns-Dietrich von Necker starb bei diesem Duell, Rudolf Ditzen wurde schwer verletzt. Doch auf die Tat folgte ein Haftbefehl. Dem jungen Mann drohte eine Mordanklage.
Nach der Untersuchung an der psychiatrischen Klinik in Jena, ließ man die Mordanklage wegen Unzurechnungsfähigkeit fallen und übergab den jungen Rudolf Ditzen 1912 zur Behandlung in die Nervenheilanstalt in Tannenfeld und in die Obhut des dortigen Anstaltsleiters Dr. Arthur Tecklenburgs. Über ein Jahr lang war Rudolf Ditzen in Behandlung, begleitet von seiner Tante Adelaide (Ada) Ditzen, die ihm Unterricht in Sprachen erteilte und die ersten Türen in die Welt der Literaten aufstieß.
Und diese Behandlung gelang – dem jungen Mann ging es Zusehens besser. Auf Anraten Tecklenburgs kam er 1913 auf das nur zwei Kilometer von Tannenfeld entfernte Rittergut Posterstein und wurde landwirtschaftlicher Eleve unter der Leitung der Familie Hermann. Bis 1915 absolvierte er auf dem Rittergut Posterstein eine landwirtschaftliche Ausbildung – eine Tätigkeit, der er bis zu seinem Durchbruch als Schriftsteller noch einige Jahre treu blieb. Sie diente ihm für sein späteres Schaffen als Quelle und Inspiration.
Die Ausstellung im Museum Burg Posterstein
Die Basis der Ausstellung bildete die Wanderausstellung „Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft –?!“ der Hans-Fallada-Gesellschaft. Anhand zeitgenössischer Zitate aus Briefen und Dokumenten sowie Fotos und Postkarten stellen darin 16 Ausstellungsbanner Hans Falladas Familie von den Urgroßeltern bis zu seinen eigenen Kindern und natürlich ihn selbst – als Kind dieser Familie, als Landwirt und als Schriftsteller – vor. Hierin kommen die umfangreichen Bestände des Hans-Fallada-Archivs zur Geltung.
Ergänzt hat das Museum Burg Posterstein diese stark textbasierte Schau in Posterstein durch einen größeren Schwerpunkt auf Rudolf Ditzens Zeit in Jena, Tannenfeld und Posterstein.
Das Museum produzierte in Zusammenarbeit mit dem TV-Journalisten Gunter Auer einen rund sieben Minuten langen Film über Rudolf Ditzens Jahre in Tannenfeld und Posterstein. Franziska Huberty, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, steht darin an den Originalschauplätzen im Schlosspark und im Schloss Tannenfeld sowie vor und im Herrenhaus Posterstein und erzählt anschaulich Rudolf Ditzens Geschichte. Anhand von Originalzitaten, gekonnt vertont von Schauspieler Robert Gregor Kühn, wird die Geschichte lebendig.
Lesungen, Musik und Film – ein umfangreiches Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung gab es ein umfassendes Veranstaltungsprogramm mit zwei Live-Ausgaben des Postersteiner Museumspodcasts „LeseZEIT auf Burg Posterstein“, in denen Franziska Huberty aus originalen zeitgenössischen Dokumenten las. Zur Ausstellungseröffnung lag der Fokus dabei auf Briefen und Dokumenten, die Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein abbildeten. Musikalisch wurde die Vernissage von Sänger Uǧur Okay und Katharina Weingart am Piano umrahmt.
An Hans Falladas 130. Geburtstag, dem 21. Juli 2023, zeigten wir bei einem Filmabend den Spielfilm „Jeder stirbt für sich allein“. Den Hans-Fallada-Filmabend realisierte das Museum gemeinsam mit dem METROPOL Kino in Gera. Das Buch „Jeder stirbt für sich allein“ erschien erst nach Falladas Tod. Es erzählt die wahre Geschichte eines Berliner Arbeiterehepaars, das sich nach dem Soldatentod seines Sohnes mit Postkartenaktionen gegen die NS-Diktatur auflehnt. Das Buch wurde 2011 in der ungekürzten Neuauflage noch einmal zum internationalen Bestseller.
Im August und September fanden zwei musikalische Nachmittage auf Falladas Spuren mit dem Schauspieler Robert Gregor Kühn und Matthias von Hintzenstern am Piano in Posterstein statt. Robert Gregor Kühn trug aus Hans Falladas Erinnerungen „Wie ich Schriftsteller wurde” vor und wurde dabei von Matthias von Hintzenstern mit Musik aus den 1920er Jahren begleitet.
Am 30. September 2023 präsentierte Dr. Stefan Knüppel, Leiter des Hans-Fallada-Museums Carwitz, Hans Falladas Wohnhaus und das heutige Museum in Carwitz. In seinem Vortrag „Heute bei uns zu Haus“ gab er anschaulich Einblicke in das Leben des Schriftstellers. In einem virtuellen Museumsrundgang entführt er die Zuhörenden in Falladas einstigen Wohn- und Rückzugsort im entfernten Carwitz.
Am letzten Ausstellungstag, den 12. November 2023, schloss die Sonderschau mit einer Führung von Museumsmitarbeiterin Nicole Thonfeld-Hanf und einer zweiten Live-Lesung des Museumspodcasts „LeseZEIT auf Burg Posterstein“.
Die LeseZEIT gab diesmal Eindrücke zu den Bauplänen der Heilanstalt in Tannenfeld. Franziska Huberty laß aus historischen Dokumenten des Landesarchivs Thüringen, Staatsarchiv Altenburg. Darin sind das Konzept und die Architektur der Nervenheilanstalt in Tannenfeld von seinem Gründer, Arthur Tecklenburg, selbst beschrieben und dokumentiert.
Ein Buch zu Ehren eines Schriftstellers
Für die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ recherchierte das Museum umfangreich in verschiedenen Archiven und Sammlungen zu Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein. Dieses geballte Wissen über eine sehr bewegte Zeit im Leben des bekannten Schriftstellers veröffentlichte das Museum im Zuge der Ausstellung in einer neuen Publikation. Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ von Marlene Hofmann fasst auf 112 Seiten und mit über 70 meist farbigen Abbildungen die Forschungsarbeit zusammen. Neue Erkenntnisse konnten auch über die Anlage Tannenfeld selbst gewonnen werden. Das Buch ist an der Museumskasse oder per Mail an das Museum erhältlich.
Seinen festen Platz in der Dauerausstellung hat sich Hans Fallada über die Ausstellungsdauer hinaus natürlich bewahrt. Durch die Publikation, die Podcast-Folgen (die nach und nach online gestellt werden) und die Blogbeiträge wird aber auch die Sonderschau nachhaltig bewahrt und sicherlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Museum Burg Posterstein Hans Fallada ins Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit rückt.
[1]aus: „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“: Zitiert nach: Fallada, Hans: Sehnsucht ist besser als Erfüllung. Lebensweisheiten und Aphorismen, Berlin 2016, S. 13.
von Franziska Huberty und Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein
Erstmals verschönt 2023 ein Weihnachtspfad in Nöbdenitz die Adventszeit. Beim Spaziergang durch den Postersteiner Nachbarort fallen schon bald weihnachtliche Tafeln, Märchenfiguren und liebevolle weihnachtliche Deko auf.
Startpunkt Weihnachtspfad: Dorfmitte
Der Weihnachtspfad beginnt in der Dorfmitte am ehemaligen Konsum (Dorfstraße 9 und 10). Dort steht nicht nur ein Spinnrad, gleich um die Ecke befindet sich auch der Briefkasten des Weihnachtsmanns. Noch bis 3. Advent können Kinder dort ihre Briefe, Wunschzettel und Fragen einwerfen.
Das Tolle daran: Alle Briefe werden alle beantwortet, wenn sie bis 17. Dezember 2023 eingehen.
Durchs Dorf führt der Weg über die Sprottenbrücke hin zum Sprotte-Erlebnispfad. Der führt vom alten Wasserschloss, vorbei am Teich mit dem Teehaus und entlang der Fischtreppe und einer Feuchtwiese. In der Weihnachtszeit trifft man hier auf Frau Holle, Rumpelstilzchen und das „Tischlein deck dich“. Mit Liebe zum Detail gestaltete Texttafeln geben Wanderern Rätsel auf und laden zum Singen ein.
An überraschenden Stellen schmücken Weihnachtskugeln den Wald und Weihnachtswichtel schauen zwischen Ästen hervor. Selbst eine Weihnachtskrippe ist dabei. Die letzte Station, Nummer 24 wie im Adventskalender, ist an den Hängebrücken.
Hier gibt es eine Übersicht über die 24 Stationen des Weihnachtspfads:
Die Idee zum Weihnachtspfad hatte Giesela Grimm aus Untschen. Die Nöbdenitzerin Nicole Bauch stürzte sich – unterstützt vom Ortsverschönerungsverein Nöbdenitz – mit Begeisterung in die Umsetzung. Der Ortsverschönerungsverein sammelte für den Weihnachtspfad im Vorfeld nicht mehr gebrauchten Baumschmuck als Spende. Weitere Deko-Spenden können an Station 24 an der Hängebrücke in eine Truhe gelegt werden.
Über hundert Weihnachtskrippen in einem Raum sind dort zu sehen. Manche sind so klein, dass sie in eine Streichholzschachtel passen und andere stellen ganze Landschaften in einem Holzfass dar.
Rückweg über den Holzmichelweg
Für den abwechslungsreichen Rückweg geht man entlang uriger Fachwerkhäuschen quer durchs Dorf und gelangt über den Holzmichelweg zurück zum Weihnachtspfad. Der Holzmichelweg schlängelt sich unter der historischen Autobahnbrücke hindurch hin zur sagenumwobenen Mönchsbrücke und trifft an den Hängebrücken wieder auf den Sprotte-Erlebnispfad bzw. den Weihnachtspfad.