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Blog des Museums Burg Posterstein

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„Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“: Resümee Teil 2

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 8. April 2025 von Museum Burg Posterstein8. April 2025

Unter der Überschrift „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“ zeigte das Museum Burg Posterstein 2024 zwei Sonderschauen zur Burggeschichte. Hier im Blog geben wir dazu in zwei Teilen ein Resümee. Teil 1 zum Thüringer Burgenjahr und zur Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ gibt es hier. Dieser Teil 2 widmet sich der Ausstellung „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“ und den Besuchszahlen der Ausstellungsreihe.

Die Ausstellungsreihe wurde gefördert durch den Freistaat Thüringen – Thüringer Staatskanzlei, wofür wir herzlich danken.

Übrigens: Auf dem Beitragsbild stehen Christoph und Andrea Tanneberger aus dem Museumsverein Burg Posterstein vor der Burg. Sie begrüßten am Tag der Ausstellungseröffnung die Besucherinnen und Besucher.

Ausstellung Stein auf Stein – von der Wehrburg ins Heute

Die Ausstellung „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute” vom 8. September 2024 bis 17. November 2024 war der zweite Teil unserer Ausstellungsreihe „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191”. Sie beschäftigte sich mit der baulichen Entwicklung der Burg im Verlauf der Jahrhunderte und dem Umbau von der Verteidigungsanlage zum Wohnschloss und später zum Museum. Jede auf der Burg ansässige Familie passte das Gebäude an die eigenen Bedürfnisse und die Erfordernisse der jeweiligen Zeit an. Und auch heute wird die Burg durch den Neubau des Nordflügels und den barrierefreien Zugang fit gemacht für neue Anforderungen und Herausforderungen.

Ausstellungsraum mit Stoffbannern an den Wänden, Baustellenfunden und einer Bank aus Holzpaletten.
Blick in die Sonderschau „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“.

Auf Stoffbannern stellte die Ausstellung die verschiedenen Gebäudebestandteile sowie ihre bauliche und geschichtliche Entwicklung, sortiert nach Himmelsrichtungen, vor. Fundstücke aus der Ruine des historischen Nordflügels der Burg und von der Restaurierung in den 1980er Jahren veranschaulichten die baulichen Veränderungen im Lauf der Zeit, darunter Kaminschmuck und Kaminbestandteile, Fragmente eines Deckensimses und Stucknägel aus dem Obergeschoss des Westflügels.

Im Vordergrund archäologische Funde, Steine, im Hintergrund Ausstellungsbanner
Baugeschichtliche Fundstücke aus der Burg Posterstein in der Ausstellung „Stein auf Stein“.

Ein Highlight der Ausstellung: Das Tastmodell der Burg Posterstein

Highlight der neuen Ausstellung waren eine Medienstation mit einem Tastmodell der Burg im heutigen baulichen Zustand samt einem Film, der die Burggeschichte in sechs Minuten kurzweilig zusammenfasst.

Menschen stehen vor einem Holztisch mit Burgmodell und einem großen Fernseher
Besucherinnen am Eröffnungstag vor der neuen Medienstation zur Baugeschichte der Burg Posterstein (Foto: Hannes Menzer).

Das Tastmodell, das die Firma SHAPEwerk im 3D-Druck-Verfahren herstellte, ermöglicht nicht nur eine Ansicht der Burgarchitektur im Ganzen, sondern ist auch ein Schritt zum Abbau von Barrieren im Museum. Es ermöglicht sehbehinderten Besuchern, die Burg und ihr Aussehen mit den Händen zu erkunden und kann bei Führungen zum Einsatz kommen. Im Erklärfilm wurde bewusst auf den Einsatz von professionellen Schauspielern verzichtet. Stattdessen erläutert Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty in Lebensgröße auf Knopfdruck die verschiedenen Phasen der Baugeschichte der Burg. Das schafft Nähe, denn Franziska Huberty begegnet den Besucherinnen und Besuchern unter Umständen auch in der Burg und an der Museumskasse. Das bisherige Besucherfeedback bestätigt den Erfolg dieses Ansatzes.

Kind berührt das Modell der Burg
Das Modell der Burg wird zum Blickfang der Dauerausstellung.

Untermauert wird die filmische Erläuterung durch mehrere 3D-Rekonstruktionen der Bauphasen der Burg, die das Museumsteam für die Ausstellung gemeinsam mit der Firma Archimedix erstellte. Sie veranschaulichen die archäologischen und restauratorischen Erkenntnisse in bisher nicht dagewesener Form.

Die bei den Museumsgästen beliebte Medienstation ist auch nach Ausstellungsende ein fester Teil der ständigen Ausstellung in der oberen Halle der Burg.

Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“

Zur Sonderschau erschien das neue Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, das die Burg- und Baugeschichte zum aktuellen Stand dokumentiert. Enthalten sind auch einige der 3D-Rekonstruktionen, die für Ausstellung entstanden sind. Das Buch ist im Hardcover-Format im Museum erhältlich und als Taschenbuch und E-Book über den Buchhandel bestellbar. Hier gibt es weitere Infos zum Buch.

Eine junge Frau steht vor der Burg Posterstein und hält ein Buch in die Kamera
Das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg in Heute“ fasst die Geschichte der Burg zusammen.

Exklusive Führungen am Eröffnungstag

Über den Tag der Ausstellungseröffnung verteilt fanden sechs Führungen durch die Sonderschau und auf der Baustelle des neuen Nordflügels statt. Sie waren im normalen Eintrittspreis inbegriffen und freuten sich großer Beliebtheit, boten sie doch auch exklusive Einblicke in die Baustelle des neuen Nordflügels.

Eine Gruppe Menschen auf dem kleinen Burghof der Burg Posterstein hören dem Direktor bei der Führung zu
Führung auf der Baustelle des neuen Nordflügels der Burg Posterstein am 8. September 2024.

Denn derzeit findet bei laufendem Museumsbetrieb das größte Bauprojekt der neueren Burggeschichte statt: Der Wiederaufbau des Nordflügels der Burg. Er erweitert nicht nur die Ausstellungs- und Depotflächen des Museums, sondern macht die Burg barrierefrei zugänglich und bringt die Sanitäranlagen auf den neusten Stand. Das zeigt: Die Burggeschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt, sondern kann live mitverfolgt werden – zum Beispiel in unserem Bautagebuch.

Im Vordergrund Publikum von hinten, vor den Ausstellungsbannern der Museumsdirektor bei einer Führung.
Bei einer der Führungen durch die Sonderschau „Stein auf Stein“ am Eröffnungstag.

Besucherzahlen der Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“

Zusammengenommen schauten sich vom 12. Mai bis 17. November 2024 rund 16.600 Museumsgäste die Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“ an. Die Mehrheit davon (78 Prozent) besuchen die Burg im Rahmen eines Tagesausflugs. 16 Prozent machten Urlaub in der Region und sechs Prozent waren auf der Durchreise. 25 Prozent wurden über das Internet auf das Museum aufmerksam, jeweils elf Prozent kamen wegen der Beschilderung an der Autobahn oder auf Empfehlung von Freunden und Verwandten. Das „Thüringer Burgenjahr“ explizit als Besuchsgrund wurde nur ein einziges Mal bei der Besucherbefragung an der Museumskasse genannt.

Blick in einen Raum mit rotem Teppich und Textbannern vor den Fenstern
Teile der Ausstellung im Gerichtsraum der Burg wurden nach Ablauf der Sonderschau Teil der ständigen Ausstellung. (Foto: Ronny Ristok)

Was bleibt von der Ausstellungsreihe „Trutzig seit 1191“?

Während die Sonderausstellungen naturgemäß nach Ablauf in das Archiv des Museums übergehen, bleiben einige für die Ausstellung entstandenen Vermittlungsangebote auch langfristig für die Besucherinnen und Besucher zugänglich. Das sind unter anderem das Buch „Burg Posterstein von der Wehrburg ins Heute“, der neu gestaltete Gerichtsraum der Burg samt der Medienstation mit den fünf nachgespielten historischen Gerichtsfällen, die Medienstation mit dem Tastmodell der Burg und dem Kurzfilm zur Burggeschichte und die Rätseltour „True Crime auf Burg Posterstein“ für Escapespielfreunde.

Von Marlene Hofmann und Nicole Thonfeld-Hanf

„Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“: Resümee Teil 1

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 26. März 2025 von Museum Burg Posterstein26. März 2025

Das Thüringer Burgenjahr 2024 stellte die zahlreichen Thüringer Burgen in den Mittelpunkt der touristischen Werbung. Das nahm das Museum Burg Posterstein unter der Überschrift „Burg Posterstein – Trutzig seit 1191“ zum Anlass für zwei Sonderschauen zur Burggeschichte. Hier im Blog geben wir dazu in zwei Teilen ein Resümee.

Das Thüringer Burgenjahr

Im Rahmen der Burgenjahr-Kampagne entstanden eine Landing-Page zu Thüringer Burgen und ein gelungener Drohnenflug-Film, der Burg Posterstein aus neuen Winkeln präsentierte. Dieser Film war nicht nur in unserer Ausstellung, sondern auch auf den Burgenjahr-Ausstellungen der Wartburg und der Veste Heldburg zu sehen. Beide Ausstellungen nahmen die Burg im Allgemeinen und Thüringer Burgen im Speziellen in den Blick.

Eine graue Ausstellungswand mit Informationen und Bildern zu Burg Posterstein, im Hintergrund weitere Ausstellungsräume
Das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg stellte im Rahmen seiner Burgenjahr-Ausstellung verschiedene Thüringer Burgen vor, darunter auch Burg Posterstein.

Das Museum Burg Posterstein präsentierte im Burgenjahr in zwei neuen Ausstellungen aktuellste Ergebnisse seiner Forschungen zur Geschichte der Burg Posterstein. Dabei bildeten die Gerichtsbarkeit in der Grundherrschaft Posterstein sowie die Baugeschichte der Burg die Schwerpunkte.

Das Projekt wurde gefördert vom Freistaat Thüringen – Thüringer Staatskanzlei, wofür wir herzlich danken.

Die Ausstellung „Schlag um Schlag – die Burg als Gerichtsort“

Die Ausstellung “Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort” vom 12. Mai bis 17. November 2024 war Teil 1 der Ausstellungsreihe „“Burg Posterstein – Trutzig seit 1191”. Im Gerichtsraum der Burg, dem historischen Schauplatz für Gerichtsverhandlungen, präsentierte sie neue Forschungsergebnisse zur Geschichte der Gerichtsbarkeit. Im Mittelpunkt stand die Burg als Ort, an dem Gericht gehalten und Recht gesprochen wurde.

Die Burg als Gerichtsort

Der Burgherr besaß das Recht, über seine Untertanen zu richten und war oftmals auch der Richter. Dabei entschied er nicht willkürlich. Über kleinere Anliegen wie Beleidigungen, Diebstähle, Fälle von Vormundschaft und Erbrecht (die niedere Gerichtsbarkeit betreffend) entschied das Burggericht selbst. Bei schwerwiegenderen Fällen wie Gewalt und Mord (höhere Gerichtsbarkeit) holte man sich Rat von Rechtsgelehrten der Universität Jena.

In der Mitte ein historischer Tisch mit vier Stühlen, im Hintergrund alte Möbel, dazu ein roter Teppich.
Die Ausstellung „Schlag auf Schlag“ fügte sich ins Ambiente des historischen Gerichtsraums der Burg ein.

Eine Dorfordnung und Rügegerichtsordnung bestimmten, was man durfte oder nicht durfte und welche Strafen die jeweiligen Vergehen nach sich zogen. Ein jeder wurde dazu angehalten, sich „eines ehrbaren und gotteswohlgefälligen Lebens zu befleißigen“.

Seit dem 16. Jahrhundert wurden professionelle Advokaten angestellt. Ihnen zur Seite standen die Laienrichter und Schöffen aus der Dorfgemeinschaft. Folter als Mittel der Beweisaufnahme war üblich. Diese so genannte „peinliche Befragung“ durfte jedoch nur angewendet werden, wenn ausreichend Indizien für die Täterschaft vorlagen.

Ausstellungsvitrine mit geöffnetem Schubfach, in dem ein historisches Buch liegt.
Originale Gerichtsbücher aus dem Staatsarchiv Altenburg in der Sonderschau, hier lichtgeschützt im aufziehbaren Schubfach einer Ausstellungsvitrine.

Ein wichtiges Anliegen der Ausstellung war es, darzustellen, dass gerichtliche Entscheidungen auch damals nicht willkürlich, sondern nach fest vorgezeichneten Abläufen getroffen wurden.

Auch in Posterstein hielt sich nicht jeder an geltende Gebote: Unzucht, Mord und andere Untaten kamen vor Gericht. Aufzeichnungen dazu gibt es seit 1528 in den Postersteiner Gerichtsbüchern, die viel über die Menschen und ihre Zeit vermitteln. Im Vorfeld recherchierte die Historikerin Sabine Hofmann in den originalen Gerichtsbüchern der Burg Posterstein, die im Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg aufbewahrt werden.

Originale Gerichtsfälle nachgestellt von Laiendarstellern

Fünf verschiedene Straftaten vom Diebstahl, über die Beleidigung bis hin zum Mord wurden beispielhaft ausgewählt und mit Laiendarstellern des Traditionsvereins Altenburger Prinzenraub e.V. und der Gefolgschaft zu Posterstein nachgestellt. Drehorte waren das historische Gerichtszimmer der Burg und ein gut erhaltener Vierseithof im Dorf Posterstein. Die Dreharbeiten fanden an zwei Wochenenden statt, die den Beteiligten viel Einsatzfreude, Geduld und Durchhaltevermögen abverlangten.

Älterer Mann in historischem Kostüm schiebt Holz-Schubkarre, auf der eine Frau liegt.
Beim Filmdreh im historischen Vierseithof der Familie Neudecker in Posterstein (Foto: Petra Nienhold).

Das Ergebnis sind fünf kurze Filme, die den Museumsgästen einen lebendigen Eindruck der Gerichtsbarkeit vergangener Zeiten vermitteln. Für die Kamera und den Schnitt war der Altenburger Kameramann Gunter Auer verantwortlich. Die Regie übernahmen Robert Kühn und Marcella von Jan. Die musikalische Umrahmung oblag Matthias von Hintzenstern.

Kamera aus der Nähe zeigt klein die Dreharbeiten auf einem sommerlich-grünen Vierseithof in Posterstein.
Teile der Filme mit originalen Gerichtsfällen wurden auf einem privaten Vierseithof in Posterstein gedreht (Foto: Petra Nienhold).

Die fünf Filme stehen den Besuchern des Museums in der Ausstellung am Bildschirm mit Hörstation zur Verfügung.

Drei Darsteller, zwei Regisseure und Techniker beim Filmdreh im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein.
Die Dreharbeiten im historischen Gerichtsraum der Burg fanden statt, während das Museum geöffnet hatte (Foto: Petra Nienhold).

Weiterhin gab es Ausstellungsbanner und Aufsteller in Ellipsenform zur Geschichte der Gerichtsbarkeit im Gerichtszimmer, auf denen die Gerichtsfälle schriftlich festgehalten wurden. Diese verbleiben nach Ausstellungsende im Raum. Ferner wurden Schilder mit Zitaten aus der Dorf- und Rügegerichtsordnung über den Türen angebracht.

Von Ferien-Rätsel bis LeseZEIT: Das Begleitprogramm zur Ausstellung

Die Ausstellung „Schlag um Schlag“ begleitete ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, welches das Thema Gerichtsbarkeit unterschiedlichen Zielgruppen auf vielfältige Weise näherbrachte. Hier geben wir einen Überblick:

Eröffnung mit Talkshow „Peinliche Befragung“ und Verleihung des „Goldenen Postersteins“

Zur Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2024, 15 Uhr, feierten die fünf Kurzfilme zu ausgewählten Postersteiner Gerichtsfällen vor über 80 Zuschauerinnen und Zuschauern offiziell Premiere. Franziska Huberty, Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, führte in der Talkshow „Peinliche Befragung“ kurze Interviews mit ausgewählten Beteiligten. Burgherr-Darsteller Marcus Engemann, Andy Drabek und Jürgen von Jan (beide mitverantwortlich für Organisation und Technik), Marcella von Jan (Regie) und Kuratorin Sabine Hofmann gaben Einblicke hinter die Kulissen des Filmdrehs. Im Anschluss wurde der „Goldene Posterstein“ an alle Darsteller und Unterstützerinnen am Set verliehen. Den ausführlichen Bericht gibt es hier.

An die Wand projiziert einer der Kurzfilme, der zur Eröffnung Premiere hatte.
Die Ausstellungseröffnung war gleichzeitig die offizielle Filmpremiere.

Ferien-Rätsel „Findet den Dieb!“

Das Museum Burg Posterstein bietet in allen Schulferien thematisch wechselnde Rätsel für Kinder an. Das Ferien-Rätsel in den Sommerferien basierte frei auf einem historischen Gerichtsfall aus Posterstein: Im Rätsel benötigte der Burgherr die Hilfe der Kinder zur Ergreifung eines Diebes. Dabei erfuhren die Kinder und ihre Begleiter auf anschauliche Art und Weise, wie Recht und Gesetz im Mittelalter funktionierten. Alle Texte sprach Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty selbst ein, sodass sie barrierefreier mittels eines QR-Codes angehört werden konnten. Einen Werbetrailer für Social Media produzierte das Museumsteam ebenfalls selbst.

Jemand scannt in der Ausstellung einen QR-Code, im Hintergrund eine Ritterrüstung.
Die Texte des Ferien-Rätsels konnten auch per QR-Code-Scan angehört werden.

Abends im Museum: Historische Kriminalfälle

Bei der Veranstaltung „Abends im Museum“ am 2. Oktober 2024, 20 Uhr, las Historikerin Franziska Huberty originale Texte zu einem Gerichtsfall vor und übersetzte diese in die heutige Sprache. Die Lesung fand am historischen Ort, dem Gerichtszimmer der Burg Posterstein, statt. Daraus entsteht langfristig eine Folge unseres Podcasts „LeseZEIT“.

Im Vordergrund das Publikum von hinten, vor einem historischen Schrank sitzt Franziska Huberty und liest.
Franziska Huberty bei ihrer Lesung aus historischen Postersteiner Gerichtsakten.

Postersteiner Gerichtsfälle waren Thema beim Geistertag

Der Geistertag auf Burg Posterstein findet immer am 31. Oktober statt und richtet sich speziell an Familien mit Kindern. 2024 lehnte sich das Rätsel-Thema an die Sonderschau an. So trafen die Kinder im Rätsel und in Form verkleideter Mitglieder des Museumsvereins auf die Protagonisten verschiedener wahrer Kriminalfälle aus der Postersteiner Burggeschichte – von der beleidigten Nachbarin über den bestohlenen Bauern bis zum Unruhestifter. Das sorgte nicht nur für eine leichte Gänsehaut, sondern vermittelte auch Wissen über die Rechtsprechung der damaligen Zeit.

Marcus Engemann im historischen Kostüm als Gerichtsherr Pflugk, weiß geschminkt.
Marcus Engemann aus dem Museumsverein Burg Posterstein am Geistertag 2024 als Burgherr Pflugk, der um Mithilfe bei der Aufklärung von Kriminalfällen bat. (Foto: Hannes Menzer).

Live-LeseZEIT aus den Gerichtsbüchern

Zum Ende der Ausstellung las Franziska Huberty am 17. November, 15 Uhr, in einer Live-Ausgabe des Podcasts „LeseZEIT“ einen Originaltext aus den Postersteiner Gerichtsakten. Darin ging es um einen Unhold, der seine Zeitgenossen so sehr piesackte, dass seine Nachbarn ihn vor das Postersteiner Burggericht schafften. Auch diese Recherche soll langfristig als Podcast-Folge vertont und online zugänglich gemacht werden.

Publikum sitzt im Ausstellungsraum der Burg Posterstein um Franziska Huberty herum.
Zum Ende der Ausstellung stellte Franziska Huberty einen weiteren Fall aus den Postersteiner Gerichtsbüchern vor.

Den Rechtsanwalt gefragt: Welche historischen Gesetze gibt es heute noch?

Im Rahmen der Sonderschau „Schlag um Schlag“ entstand auch der Film „Peinliche Befragung“, in dem Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty den Rechtsanwalt Frank Wunderlich befragt, inwieweit die Gesetze von damals heute noch gültig sind. Extra für das Interview hat er sich sechs historische Regelungen angesehen und recherchiert, ob es heute noch vergleichbare Gesetze gibt. Das Gespräch fand im Gerichtsraum der Burg Posterstein statt. Die Ergebnisse fassen wir hier im Blogpost zusammen, während man sich den Film auf unserem YouTube-Kanal ansehen kann.

Frank Wunderlich und Franziska Huberty beim Filmdreh im Gerichtsraum der Burg Posterstein, im Vordergrund die Kamera
Frank Wunderlich und Franziska Huberty beim Filmdreh im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein.

Ein neues Angebot: Rätsel-Tour für Krimi- und Escape-Fans

Basierend auf ihren Recherchen zur Ausstellung entwarf Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty das Krimi-Escapespiel „True Crime auf Burg Posterstein“, das auf einem authentischen Gerichtsfall der Burg Posterstein basiert. Die Spieler versuchen dabei im Team von 2 bis 6 Personen ein Verbrechen aufzuklären. Dabei wird die gesamte Burg als Platz des Geschehens einbezogen. Das Besondere daran: Man hat die Burg für sich allein, weil die Termine außerhalb der regulären Öffnungszeit liegen.

Vor der offiziellen Präsentation durchliefen mehrere Testgruppen die Rätseltour. Seit seiner Einführung im November 2024 erfreut sich das neue Angebot großer Beliebtheit und ist fest in den Museumsalltag integriert worden. Eine rechtzeitige Voranmeldung auf Grund der großen Nachfrage ist unbedingt empfehlenswert. Alle Infos zum Krimi-Escape-Spiel gibt es hier.

Eine Schatzkiste vor der Burg Posterstein
Bei der Rätsel-Tour für Escapespielfreunde geht es darum Schlösser zu knacken und versteckte Botschaften zu verstehen.

Artikel in den Archivnachrichten

Die innovativen Vermittlungsansätze der Rechercheergebnisse in der Ausstellung „Schlag um Schlag“ hielt Ausstellungskuratorin Sabine Hofmann in dem Artikel „Nicht nur nachts im Museum“ für die Fachzeitschrift „Archive in Thüringen – Mitteilungsblatt 2024“ (S.25-28) fest. „Die Frage, wie sich die wervollen Informationen aus unseren Akten herausholen lassen und für jedermann erlebbar werden, ist über die Jahre zu einem meiner Lieblingsthemen geworden“, hebt Doris Schilling vom Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg in ihrem Editorial die Relevanz des Themas hervor. Die Mitteilungsblätter, die im Auftrag der Thüringer Staatskanzlei erscheinen, kann man hier online lesen.

Aufgeschlagenes Mitteilungsblatt der Thüringer Archive
Für den Fachartikel im Mitteilungsblatt der Thüringer Archive war die kreative Vermittlung von Archivinhalten besonders interessant.

Im nächsten Blogpost folgt der zweite Teil der Auswertung.

Von Nicole Thonfeld-Hanf und Marlene Hofmann

Postersteiner Dorfordnung versus heutige Gesetzgebung

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 21. Dezember 2024 von Museum Burg Posterstein21. Dezember 2024

Welche Gesetze der Postersteiner Dorfordnung von 1672 gibt es heute noch? Im Film „Peinliche Befragung“ analysieren die Historikerin Franziska Huberty aus dem Museum Burg Posterstein und Rechtsanwalt Frank Wunderlich, was von alten Postersteiner Gesetzen in unserer heutigen Gesetzgebung noch übrig ist.

Thumbnail für das YouTube-Video "Welche historischen Gesetze gibt es heute noch?"
Auf unserem YouTube-Kanal können Sie sich das ausführliche Gespräch zwischen Rechtsanwalt Frank Wunderlich und Historikerin Franziska Huberty ansehen. Zum Video.
Zum YouTube-Video

Das Gespräch entstand im Rahmen der Sonderschau „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ im Jahr 2024. Nach Ausstellungsende verbleibt der historische Gerichtsraum in neuer Gestaltung.

Die Burg als Gerichtsort

Viele Burgen waren früher Orte, an denen auch Gericht gehalten wurde. Dann war der Burgherr der Richter und urteilte über die Vergehen der Bewohner der Burg und der umliegenden Dörfer.

Kolorierter Stich der Burg Posterstein im 19. Jahrhundert
Nordwestliche Ansicht der Burg Posterstein, 1839. Kolorierte Lithographie von C. Müller nach einer Zeichnung von Carl Wilhelm Arldt (1809–1868).

Dabei entschied der Burgherr nicht willkürlich. Über kleinere Anliegen wie Beleidigung, Diebstahl, Fällen von Vormundschaft und Erbrecht (die niedere Gerichtsbarkeit betreffend) entschied das Burggericht selbst. Bei schwerwiegenderen Fällen wie Gewalt und Mord (höhere Gerichtsbarkeit) wurde sich Rat von Rechtsgelehrten (zum Beispiel der Universität Jena) geholt.

Ausschnitt aus der Dorfordnung Postersteins mit Handschrift "Dorfordnung allhier zu Posterstein"
Überschrift der Dorfordnung von 1672

Die Dorfordnung sicherte das friedliche Zusammenleben im Dorf. Hielt sich jemand nicht an die Regeln, dann musste das Burg-Gericht einschreiten und Strafen verhängen oder den Streit schlichten.

Wir wollten untersuchen, wie sich einzelne Gesetze der Dorfordnung von Posterstein und der Postersteiner Rügegerichtsordnung von heutigem Recht unterscheiden.

Aufgeschlagenes Buch mit der Überschrift Rüge-Gerichte
Aufgeschlagene Seite der Rüge-Gerichte von 1650.

Dazu befragte Franziska Huberty den Rechtsanwalt Frank Wunderlich aus Nöbdenitz. Extra für uns hat er sich sechs historische Regelungen angesehen und recherchiert, ob es heute noch vergleichbare Gesetze gibt.

Regel 1: Nach der Schlägerei gibt es Freibier

Wir starten mit einer Regel aus der Dorfordnung zu Posterstein aus dem Jahr 1672, die da lautet:

Wenn die Gemeinde beysammen ist und ein Gemeinde Bier trinket,
und sich einer unterstehet zu schwören, Schlägerey anzurichten,
oder schmähet einer den andern daß Uneinigkeit daraus entstehet,
der soll so er überführet wird,
der Gemeinde einen Eymer bey der Herrschaft zum Austrinken füllen lassen.

Einer, der das Zusammensein der Dorfgemeinde mit Flüchen, Beleidigungen oder Schlägerei störte, der musste als Strafe also Freibier für alle spendieren.

Gibt es heute noch ähnliche Regeln?

Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Heute sind solche Fälle im Strafgesetzbuch als Körperverletzung gemäß § 223 ff. StGB, eventuell als Landfriedensbruch gemäß §125 StGB und/oder Hausfriedensbruch gemäß § 123 StGB sowie als Beleidigung gemäß § 185 StGB und/oder Verleumdung gemäß § 187 StGB geregelt.

Zivilgerichtlich sind das alles rechtswidrige unerlaubte Handlungen gemäß § 823 ff BGB, die Ansprüche auf Schadenersatz und Unterlassung begründen.

Dazu gibt es den Täter-Opfer-Ausgleich, der gegebenenfalls vor einer Schiedsstelle oder auch beim Jugendamt stattfinden kann.

In örtlichen Satzungen gibt es dazu meist keine besonderen Regelungen.

Regel 2: Wenn der Nachbar den Zaun verrückt

Die folgende Regel stammt ebenfalls aus der Dorfordnung zu Posterstein aus dem Jahr 1672 und besagt:

Freytag vor Martini werden […] die Zäune angesehen
und so einer oder der andere den Zaun eines Schuhs breit in der Gemeinde gerücket,
soll er einen Groschen zur Buße geben, […] und also balden den Zaun hineinrücken.

Am 11. November (dem Freitag vor Martini) wurden also alle Zäune und Grenzen kontrolliert. Hatte im Lauf des Jahres jemand seinen Zaun aufs Nachbargrundstück verschoben, dann musste er diesen zurück verschieben und ein Bußgeld zahlen.

Wie gehen wir heute mit einer solchen Tat um?

Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Das ist auch heute ab und an ein Problem. In Ortssatzungen ist dazu heute normalerweise nichts mehr geregelt. Es gibt aber Regelungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) zu Besitz und Eigentum.

Wenn Grundstücksgrenzen nicht bestimmt sind oder die früher erfolgten Grenzfeststellungen nicht mehr erkennbar sind, weil Marksteine beseitigt oder nicht mehr vorhanden sind, dann ist das vorsätzliche Beseitigen von Marksteinen eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld geahndet werden kann. Es besteht dann ein Anspruch auf Grenzwiederherstellung als Schadenersatzanspruch und/oder Beräumung und Herausgabe einer eventuell rechtswidrig in Besitz genommenen Fläche.

Dazu gibt es Regelungen im BGB zum sogenannten „Überbau“, wenn also eine Baulichkeit bis über die Grundstücksgrenze hinweg bis auf das Nachbargrundstück errichtet worden ist.

Im Thüringer Straßengesetz gibt es dazu noch Regelungen zur öffentlichen Straße bzw. zum öffentlichen Weg. Der Träger der Straßenbaulast (z.B. die Gemeinde oder Stadt, der Landkreis, das Bundesland oder der Bund) hat da ein weitgehendes Nutzungsrecht. Er kann den rechtswidrigen Nutzer auf Räumung und Herausgabe verklagen.

Regel 3: Bußgeld bei Nichterscheinen zu Beerdigungen

Eine Regel aus der Dorfordnung zu Posterstein aus dem Jahr 1672 behandelt den Besuch von Beerdigungen. Der Originaltext lautet:

Bey begräbnissen soll es alßo gehalten werden, ist ein Haußwirth oder eine Haußwirthin gestorben, sollen aus jeden Hauße zwey Personen, ist es aber ein Kind oder Gesinde nur einer der Leiche folgen, so dieses […] unterbleibet, soll zweene groschen buße entrichtet werden.

Es gab also eine Pflicht, dass zumindest einige Personen eines Hausstands bei Begräbnissen von Nachbarn zu erscheinen hatten. Interessant ist, dass dabei unterschieden wurde, ob ein erwachsener Hausbesitzer starb oder ob es sich bei dem Verstorbenen um ein Kind oder einen Angestellten handelte.

Gibt es heute noch vergleichbare Regeln?

Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Dazu gibt es heute keine Regelungen mehr. Es ist jedem selbst überlassen, ob er oder sie nach dem Ableben eines Mitbürgers oder auch eines Bürgermeisters, Gemeinderats, Firmenchefs oder eines armen Bauern zu dessen Trauerfeier geht oder nicht.

Am ehesten gibt es heute moralische Verpflichtungen oder auch Sitten und Gewohnheiten, wonach es sich gehören könnte zur Trauerfeier eines Nachbarn, Bekannten, Verwandten, Vereinskumpels etc. zu gehen oder dies zu unterlassen. Rechtliche Verpflichtungen, die mit Zwang durchsetzbar sind, gibt es nicht mehr.

Regel 4: Fürs Schimpfen an den Pranger

In der Postersteiner Rüge-Gerichtsordnung von 1650 steht folgende Regelung:

Sollen sie sich alles fluchens, Gottes-lästerns undt unnöthigen schwerens enthaltten, […]
Wer aber hierwieder handelt, der soll das erste mahl an den Sonn- und Predigt-tagen,
öffentlich an pranger gestellet, undt da er weiter fortfähret, inn denen Gerichten ferner nicht geduldet […] auch sonst, nach anweisung der Rechte, gestraffet werden […]

Diese Gesetzgebung fordert also ein gottgefälliges Leben zu führen ohne Fluchen und Jammern. Bei Zuwiderhandeln drohte das öffentliche An-den-Pranger-Stellen an Sonn- und Predigttagen. Was entspricht dem in unserem heutigen Recht am Ehesten?

Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Früher gab es diesbezüglich die Strafe des „an den Pranger stellens“ und andere Strafen wie die Pflicht zur Zahlung einer Geldstrafe, u.a. auch an den „Verfluchten“ oder an die Gemeinde bzw. die Kirchgemeinde.

Heute gibt es dazu in örtlichen Satzungen meist keine Regelungen. Nach den heutigen Satzungen soll man mit dem eigenen Verhalten keine andere Person beeinträchtigen oder dieser schaden. Es gilt das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme.

Heute spielen i Bezug auf die Bloßstellung einer Person die sozialen Medien eine große Rolle, die eine viel größere Reichweite haben als der dörfliche Pranger.

Regel 5: Ein Fass Wasser für den Brandfall

Zum Schutz vor Feuer gab es in der Postersteiner Rüge-Gerichtsordnung von 1650 diesen Passus:

Undt darmit ferner Schade, sonderlich Sommerzeit bey großer Hitze undt Dörrung […]
könne verhütet werden, So soll ein Jeder inn seinem Hauße undt vor seinem Hoffe ein ziemlich Faß mit Waßer angefüllet haben, deßen mann sich, wenn Gott eine Feuersbrunst verhengen sollte, alßobalden gebrauchen könne.

Es sollte also jeder vorsorglich ein Fass Wasser vor seinem Haus und seinem Hof stehen haben, das im Brandfall jeder gebrauchen durfte.

Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Heute gibt es Regelungen zum Brandschutz, zum Teil auch in örtlichen Ordnungssatzungen. Das betrifft zum Beispiel Brandwände und was in welchen Mengen im Haus gelagert werden darf. Darunter fällt die Pflicht, Feuermelder zu installieren und das Verbot in bestimmten Städten und Gemeinden Silvesterknaller zu zünden. Aber auch, dass Dächer nicht aus Holz, sondern aus Steinen zu errichten sind, dass Zufahrtsmöglichkeiten für die Feuerwehr zu gewährleisten sind und Wasserbehälter oder Teiche erhalten werden müssen, um Löschwasser zu haben. Oder die Pflicht der Bürger, bei Personalmangel die Feuerwehr zu unterstützen. Zudem muss die Funktionstüchtigkeit von Sirenen gewährleistet werden und vieles mehr.

Regel 6: Sonntags nichts Hochprozentiges

Eine letzte Regelung aus der Postersteiner Rüge-Gerichtsordnung von 1650 möchten wir noch besprechen. Darin geht es um den Ausschank von Brandwein. Im Originaltext klingt das so:

Es wirdt auch Brantwein-schank des Sontags undt unter denen Predigten,
hiermit gäntzlichen verbothen, Würde aber jemandt darwieder handeln, undt zu bemelter Zeit schenken oder Gäste setzen, so soll der Wirth umb 1 aßo
[Altschock = 60 alte Groschen]
der Gast aber umb 30 g. gestraffet werden.

Sonntage und Predigttage waren also besonders wichtige Tage, an denen kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte. Bei Zuwiderhandeln wurden sowohl der Wirt als auch seine Gäste bestraft.

Die Kurzantwort des Anwalts lautet: Heute gibt es immer noch ein Ladenschlussgesetz, wonach die Geschäfte an Sonn- und Feiertagen normalerweise nicht geöffnet werden dürfen. Damit wird der alten Regelung immer noch Rechnung getragen, aber nicht konsequent, denn in Urlaubsorten und in Tankstellen kann man sonntags und Sonntagvormittag während der Predigt in der Kirche kaufen, was einem beliebt, auch Alkohol.

Frank Wunderlich und Franziska Huberty beim Filmdreh im Gerichtsraum der Burg Posterstein, im Vordergrund die Kamera
Frank Wunderlich und Franziska Huberty beim Filmdreh im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein.

Moral und Empathie

Wir haben gesehen, es gibt einige Regeln, die es früher gab, auch heute noch. Andere sind unwichtig geworden. Aber auch heute noch sind allgemeingültige Gesetze und eine ordentliche Portion Moral und Empathie wichtig für ein gutes Miteinander.

Wir bedanken uns herzlich bei Rechtsanwalt Frank Wunderlich dafür, dass er sich die Mühe gemacht hat, in unseren historischen Gesetzestexten nach heutigen Entsprechungen zu suchen. Weitere Informationen zur Gerichtsbarkeit in früheren Zeiten gibt es in der ständigen Ausstellung auf Burg Posterstein. Dort sind ausgewählte Postersteiner Kriminalfälle von den Laiendarstellern des Traditionsvereins Altenburger Prinzenraub auch filmisch dargestellt.

Von Franziska Huberty und Marlene Hofmann, Recherche und Kurzantworten: Frank Wunderlich

Geistertag, Grusellesung und Halloween-Pfad

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 16. Oktober 2024 von Museum Burg Posterstein16. Oktober 2024

Welcher Tag wäre für eine richtige Geistertour besser geeignet als der 31. Oktober? An diesem Tag feiert ein Teil der Christen nicht nur den Reformationstag. An diesem Abend vor Allerheiligen – Halloween genannt – sollen auch Gespenster umgehen. Hier geben wir einen Überblick, wo es am 31. Oktober 2024 in Posterstein und Nöbdenitz schön schaurig wird.

31. Oktober 2024, 11 bis 16:30 Uhr: Geistertag auf Burg Posterstein

Im Museum Burg Posterstein spuken am Geistertag 2024 die Geister der Vergangenheit: Der Postersteiner Burgherr, der früher auch Richter für die umliegenden Dörfer war, möchte noch ungeklärte Fälle abschließen. Dafür ruft er seine geisterhaften Untertanen noch einmal zusammen. In einem gespenstigen Rätsel lernen Kindern und ihre Familien diese Geister kennen und treffen in den dunklen Räumen der alten Burg auf die eine oder andere gespenstig aussehende Gestalt. Womöglich ist die beleidigte Nachbarin darunter, der bestohlene Bauer und einer, der aus dem Burgverlies entkommen konnte.

Ein weiß geschminkter Mann in historischem Kostüm in der Ausstellung des Museums Burg Posterstein.
Beim Geistertag erhält Burg Posterstein Unterstützung von der Gefolgschaft zu Posterstein. (Foto: Hannes Menzer)

Das Besondere daran: Alle erzählten Straftaten wurden tatsächlich in Posterstein verhandelt. Für die aktuelle Ausstellung „Schlag auf Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ studierte das Museumsteam die historischen Gerichtsakten.

Kinder beim Geistertag-Rätsel auf Burg Posterstein
Das Geistertag-Rätsel ist eine Tour zum Selberlösen durch die gruselig geschmückte Burg Postersten. (Foto: Hannes Menzer)

Das Rätsel ist ein individueller Rundgang zu Verurteilten und Urteilen, Recht und Gerechtigkeit aus Posterstein und Umgebung. Die ehrenamtlichen Geister der „Gefolgschaft zu Posterstein“ unterstützen das Museumsteam an diesem Tag mit gespenstigem Engagement. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist der normale Museumseintritt.

31. Oktober 2024, ab 15 Uhr: Halloween-Pfad und Halloweenfest mit Schatzsuche durch Nöbdenitz

Wer nach dem Geistertag-Rätsel in der Burg Lust auf noch mehr Grusel hat, der kann dem neuen Halloween-Pfad von Posterstein nach Nöbdenitz folgen. Denn unter der Regie von Nicole Bauch und dem Ortsverschönerungsverein Nöbdenitz wird Halloween auch im Postersteiner Nachbarort groß gefeiert.

Vor einem Fachwerkhaus stehen Skelette in Bauarbeiterkleidung auf Leitern.
Die Halloween_Aufbau-Crew in Nöbdenitz ist bereits fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt.

Während schon im vergangenen Jahr hunderte Schaulustige ihre aufwändig gestalteten Grusel-Stationen an der Dorfstraße in der Nähe des ehemaligen Konsums bewunderten, richtet Nicole Bauch in diesem Jahr mit Unterstützung des Ortsverschönerungsvereins einen Halloween-Pfad ein. Entlang des Sprotte-Erlebnispfads wird es ab 20. Oktober 2024 schaurige Stationen und schreckliche Rätsel geben.

Ein rot beleuchteter Sarg mit Skelett darin.
Das Halloweenfest in Nöbdenitz hat schon Tradition (Foto: Nicole Bauch).

In Nöbdenitz beginnt um 15 Uhr im Sportlerheim Nöbdenitz das Halloweenfest mit Hexenschmücken mit anschließendem Hexenverbrennen. Eine Schatzsuche mit schaurigen Gestalten startet um 17 Uhr. Es gibt sogar einen Gruselbereich, der nur für Erwachsene geöffnet wird. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Weil das Nöbdenitzer Halloweenfest komplett auf dem Einsatz Ehrenamtlicher beruht, werden derzeit noch Spenden für den Kauf von Süßigkeiten gesammelt. Spenden kann man über PayPal an halloweennemz@gmail.com.

31. Oktober 2024, 20 Uhr: Grusellesung im Gerichtsraum der Burg Posterstein

Wenn Ronny Ristok und Franziska Huberty im historischen Gerichtsraum der Burg Posterstein aus Klassikern des Horror-Genres lesen, erwartet die Zuhörerinnen und Zuhörer eine Lesung mit einem gewissen Nervenkitzel. Untermalt von der Musikerin Anne Herrmann am Cello erwachen die Schauer-Geschichten zum Leben.

Ein Mann mit Mikrofon im nur spärlich beleuchteten Gerichtsraum der Burg Posterstein.
Ronny Ristok bei der Grusellesung 2023 im Gerichtsraum der Burg.

Neben Literatur mit Gänsehaut-Faktor besteht auch die einmalige Gelegenheit, den Burgturm bei Nacht zu besteigen. Man sollte sich also warm anziehen, nicht nur wegen der eisigen Temperaturen in der Burg und auf deren Turm.

Ronny Ristok studierte Medienkunst, arbeitet seit einigen Jahren als Theaterfotograf am Theater Altenburg Gera und wohnt in Posterstein. Er ist ein Freund des Grusel-Genres und lädt zum Mitgruseln ein bei knarrendem Gebälk und Wind, der durch die Burggemächer heult.

Franziska Huberty ist Historikerin im Museum Burg Posterstein und unter anderem bekannt als die Stimme des burgeigenen Podcasts “LeseZEIT auf Burg Posterstein”.

Die Grusellesung ist exklusiv für Erwachsene. Der Eintritt kostet 15 Euro, ein Getränk ist inklusive. Weil die Plätze begrenzt sind, ist eine Voranmeldung unter (034496) 22595 unbedingt erforderlich! Karten gibt es nur so lange der Vorrat reicht. 

Gäste aus Kurland besuchen Löbichau, Tannenfeld und Burg Posterstein

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 27. September 2024 von Museum Burg Posterstein27. September 2024

Das Museum Burg Posterstein erhielt am Samstag, 21. September 2024, Besuch einer Reisegruppe aus lettischen Museen, allen voran aus dem Schloss Rundāle. Der Palast der Herzöge von Kurland wird auch als „Versailles des Nordens“ bezeichnet. Anlässlich des 300. Geburtstags des Herzogs Peter von Biron fand dort in diesem Jahr nicht nur eine wissenschaftliche Tagung statt, sondern auch eine umfangreiche Bildungsfahrt durch Deutschland, Polen und Tschechien. Im Mittelpunkt standen dabei die Orte, an denen der Herzog und seine Frau Anna Dorothea sowie deren Töchtern und Nachkommen gelebt und gewirkt haben.

Durch zwei Türen fotografiert die Räume zur europäischen Salongeschichte im Museum Burg Posterstein
Der europäischen Salongeschichte am Beispiel des Salons der Herzogin von Kurland widmet das Museum Burg Posterstein drei Ausstellungsräume. (Foto: Ronny Ristok)

Historischer Exkurs – Ein Herzog mit Geschäftssinn: Herzog Peter von Kurland erlebte alle Höhen und Tiefen, die sich in einem Leben unter der Allmacht der russischen Herrscher ergeben können: Auf eine glanzvolle Jugend folgten eine Zeit der Verbannung mit seinem Vater und 1795 seine durch die russische Krone erzwungene Abdankung und Aufgabe des Herzogtums Kurland. Seit 1769 war er Herzog von Kurland. Zwei Ehen wurden kinderlos geschieden. Erben erhoffte er sich von seiner 1779 geschlossenen Ehe mit Anna Dorothea von Medem. Sein Verhältnis zum kurländischen Adel war geprägt von fortlaufenden Auseinander-setzungen. Durch den Herzogtitel erhielt er Zugang zu den wichtigsten europäischen Adelshäusern, besonders zum Königshof in Berlin. Der Herzog galt als geschäftstüchtig und kunstsinnig. In seiner Residenz in Mitau versammelte er Künstler und Gelehrte und gründete ein akademisches Gymnasium. Er blieb auch nach seiner Abdankung einer der reichsten Männer Europas. Frühzeitig investierte er im Ausland, um Frau und Töchter abgesichert zu wissen. Unter anderem erwarb er Immobilien, wie 1785 das Schloss Friedrichsfelde und das Stadtpalais „Unter den Linden“ in Berlin. Schon 1786 kaufte er das Herzogtum Sagan mit der ausdrücklichen Genehmigung der weiblichen Erbfolge im Hinblick auf seine älteste Tochter Wilhelmine, außerdem die Güter Nachod und Ratiborschitz in Böhmen.

Das Museum Burg Posterstein beschäftigt sich seit fast dreißig Jahren intensiv mit der Geschichte Anna Dorothea von Kurlands, ist international bekannt für seine Forschungsarbeit und pflegt ein überregionales Netzwerk. Seit Jahren ist es im Kontakt mit dem lettischen Museum Schloss Rundāle. So initiierte das Museum Burg Posterstein beispielsweise die Wanderausstellung „Lebensstationen der Herzogin von Kurland“ und verband die historischen Orte in Europa, indem die Exposition nach der Eröffnung in Posterstein (2006) auch in Lettland (Schloss Ruhental 2008), Polen (Schloss Sagan 2009) und Frankreich (Schloss Valencay 2007) gezeigt wurde.

Zwei Leute machen Fotos vor dem Schloss Tannenfeld, das verfallen aussieht.
Die kurländischen Gäste im Schlosspark Tannenfeld.

Bei ihrem diesjährigen Besuch im Altenburger Land führte das Museumsteam die kurländischen Kolleginnen und Kollegen zunächst mit Unterstützung der Kirchgemeinde Großstechau durch die dortige Kirche. Diese war die Hauskapelle Anna Dorothea von Kurlands. Sie besaß dort eine Ehrenloge und auch ihre Beerdigung wurde hier gefeiert. Nach einem kurzen Abstecher zum Schloss Löbichau, das in seiner historischen Substanz heute nicht mehr erhalten ist, ging es nach Tannenfeld und von dort aus nach Posterstein.

Eine Gruppe Menschen steht versammelt um Franzika Huberty aus dem Museum Burg Posterstein vor der Burg.
Franziska Huberty bei ihrer englischsprachigen Führung für die kurländischen Reisenden.

Unterwegs und in Posterstein ergab sich die Gelegenheit für fachlichen Austausch über beispielsweise neuste Forschungsergebnisse und gemeinsame zukünftige Projekte.

Von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

Faszinierende Baumdenkmale – ein Resümee

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 6. September 2024 von Museum Burg Posterstein6. September 2024

Die Sonderschau „Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit faszinierenden Baumdenkmalen“ im Museum Burg Posterstein ging am 25. August 2024 zu Ende. Seit Eröffnung am 28. Januar sahen genau (!) 17.777 Gäste die Ausstellung, die sich Hans Wilhelm von Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche sowie weiteren uralten Eichen widmete.

Die Ausstellungsüberschrift auf einem Ausstellungsbanner, im Hintergrund Bilderrahmen.
Buchstäblich im MIttelpunkt de Ausstellung stand Thümmels Grab in der 1000-jährigen Eiche. Darüber hinaus gab es eine Bildergalerie mit weiteren alten Eichen.

Über unseren Umgang mit alten Bäumen

Egal, ob sie nun 1000 Jahre alt ist oder noch nicht ganz, die Nöbdenitzer Eiche, mit dem Grab eines Ministers zwischen ihren Wurzeln, ist einzigartig. Die Sonderschau stellte nicht nur den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel und sein Grab unter der 1000-jährigen Eiche in Nöbdenitz vor – in Film und in Textform. Darüber hinaus ging es um die Frage: Was braucht es, damit Bäume heute noch so alt werden können?

Zwei Besucher in der Ausstellung
Eine Bildergalerie stellte weitere beeindruckende Eichen vor.

Eine Bildergalerie erzählte die Geschichten von 39 beeindruckenden Eichen aus Deutschland und aus Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und Tschechien. Dafür stellten uns über 40 engagierte Baum-Liebhaber Fotos und Informationen zur Verfügung, darunter Forstwissenschaftler, Künstler, Vereine, Museumskollegen, Touristiker und Fotografen.

Auf Grund der Internationalität der Eichen und der Kooperationspartner waren die Ausstellungstexte zweisprachig, auf Deutsch und Englisch.

Die Sonderschau nahm ihren Ausgangspunkt zwar im nahe Posterstein gelegenen Ort Nöbdenitz, stellte dann aber mächtige und alte Eichen aus ganz Europa vor. Ganz unterschiedlich gehen Menschen mit diesen Bäumen um, aber fast überall begegnet man ihnen mit Ehrfurcht und Faszination.

Zwei Sitze auf Holzkisten und im Hintergrund Ausstellungstafeln
Blick in die Sonderschau zu Hans Wilhelm von Thümmels Grabeiche.

Darüber hinaus ging es um die Eiche als Naturdenkmal und als Lebensraum: Welche Bedingungen braucht sie, um so alt zu werden wie die Nöbdenitzer Eiche? Welche Eichen im Landkreis Altenburger Land haben das Potenzial dazu, so alt zu werden, wenn wir ihnen den Raum dafür lassen? Dabei unterstützte uns die Untere Naturschutzbehörde. Forstassessor Thomas Neidhardt vermaß die Bäume ehrenamtlich, Frank Leo fotografierte sie im Auftrag des Landkreises.

Um faszinierende europäische Eichen zu finden, bezogen wir unsere Netzwerke, sowohl digitale als auch analoge, ein. Darüber hinaus knüpften wir neue Kontakte. Die finale Auswahl war auch Resultat der Bereitschaft, unsere Ausstellung aktiv zu unterstützen. Manche der vorgestellten Eichen sind Kultur- und Naturdenkmal in einem. Genauso ist es bei der Nöbdenitzer Eiche, aber auch bei der zu einer Kapelle umgebauten Eiche im französischen Ort Allouville, der Körnereiche im tschechischen Karlsbad oder der Chrobry-Eiche im polnischen Piotrowice, deren Eicheln der Papst segnete. Die Eichengeschichten sind vielfältig.

Ein außergewöhnliches Grab: Die 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz

Die 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz ist nicht nur ein beeindruckendes Naturdenkmal, sondern der einzige bekannte Baum Deutschlands, in dem sich eine Grabstätte befindet. Seit 1824 birgt sie die letzte Ruhestätte des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Ministers Hans Wilhelm von Thümmel. Seit mehr als hundert Jahren heißt sie im Volksmund „Die Tausendjährige“. Die Schätzungen über das Alter des Baumes gehen weit auseinander und reichen von 600 bis 1200 Jahren.

Die Nöbdenitzer Eiche mit ihren Stützen vor grauem Himmel.
Die 1000-jährige Eiche Nöbdenitz (Foto: Frank Leo).

Die Nöbdenitzer Eiche ist eine Stieleiche (Quercus robur) und steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pfarrhof und Kirche, direkt an der Dorfstraße. Sie ist zwölf bis vierzehn Meter hoch und besitzt, direkt auf Bodenhöhe bemessen, einen Umfang von über zwölf Metern. Damit zählt sie zu den mächtigsten Eichen Deutschlands.

Wegen des Befalls durch einen Pilz ist der Stamm vollkommen hohl. Schon bei einem Gewittersturm 1819 verlor sie ihre Hauptkrone. Seither bilden zwei untere Äste eine Nebenkrone. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Baum einen Adventivstamm, einen Jungstamm, gebildet. Noch immer treibt sie jedes Jahr neues Laub und bringt viele Eicheln hervor.

Holzschnitt der 1000-jährige Eiche von Nöbdenitz.
Die Nöbdenitzer Eiche im 19. Jahrhundert (Holzschnitt aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein).

Schon Jahre vor seinem Tod kaufte Hans Wilhelm von Thümmel die uralte Eiche der Nöbdenitzer Kirchgemeinde ab, schon damals als seine zukünftige Grabstätte. 1824 dann wurde er tatsächlich mit behördlicher Genehmigung in einer gemauerten Gruft in den Wurzeln des Baumes beigesetzt.

Zu Lebzeiten ließ Thümmel bereits erste Eisenringe anbringen, um den Baum möglichst lange Zeit zu bewahren. Seither sind weitere Stützsysteme hinzugekommen.

Thümmel: Ein bedeutender Mann für das Altenburger Land

Der Minister Hans Wilhelm von Thümmel lebte von 1744 bis 1824. Er zählt zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten der Altenburger Region. Am Hof der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg arbeitete er sich vom Pagen zum Minister hoch.

Der Sachsen-Gotha-Altenburgische Minister Hans Wilhelm von Thümmel (Museum Burg Posterstein)
Der Sachsen-Gotha-Altenburgische Minister Hans Wilhelm von Thümmel (Museum Burg Posterstein)

Als Gesandter vertrat er das Herzogtum unter anderem in Berlin und Paris. In der bewegten Zeit zwischen französischer Revolution, Aufstieg und Fall Napoleons und Neuordnung Europas sorgte Thümmel für die Kartierung des Altenburger Landesteils, den Bau von Straßen, Armenhäusern und einem Krankenhaus und die Gründung der Kammer-Leihbank, der späteren Landesbank. Gleichzeitig interessierte er sich für Architektur, förderte Künstler und Handwerker und ließ weitläufige Landschaftsgärten anlegen, die er auch der Öffentlichkeit zugänglich machte. Als Altersruhesitz wählte sich Thümmel sein Rittergut Nöbdenitz, war regelmäßig Gast der Herzogin von Kurland in ihrem Salon in Löbichau und kaufte die 1000-jährige Eiche als seine zukünftige Grabstätte.

Franziska Huberty und Marlene Hofmann schauen in das Buch über Hans Wilhelm von Thümmel.
Franziska Huberty und Marlene Hofmann mit dem Buch über Hans Wilhelm von Thümmel in der Sonderschau.

Die Sonderschau stellte den vielseitigen Mann und seine einzigartige Grabstätte vor. Ergänzend war eine Galerie weiterer beeindruckender Eichen aus ganz Europa zu sehen. Es wurde deutlich: Die Bäume sind oft nicht nur Naturdenkmal, sondern auch Kulturdenkmal und wir Menschen gehen auf sehr unterschiedliche Arten mit diesen Methusalem-Bäumen um.

Die umfangreichste Biografie Thümmels

Zur Sonderschau neu aufgelegt hat das Museum Burg Posterstein das Buch „Im Dienste der Ernestiner – Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“. Es ist die bisher ausführlichste Biografie Hans Wilhelm von Thümmels. Reich bebildert und gut verständlich formuliert, beschreibt das Buch die vielseitige Persönlichkeit.

Die einzelnen Kapitel verfassten neun verschiedene Autorinnen und Autoren. Neben dem Team des Museums Burg Posterstein waren das: Doris Schilling, Leiterin des Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg; Gustav Wolf, Vorsitzender der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes zu Altenburg; Bauhistoriker Udo Hopf aus Gotha; Landschaftsarchitektin Christiane Nienhold sowie Dr. Matthias Schütze, der sich eingehend mit dem Alter der 1000-jährigen Eiche Nöbdenitz befasst.

Buch-Titel Im Dienste der Ernestiner - Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister
Die Biografie Hans Wilhelm von Thümmel wurde neu aufgelegt.

Das Buch ist, so lange der Vorrat reicht, zum Preis von 25 Euro im Museum Burg Posterstein erhältlich und kann auch gern per E-Mail bestellt werden. Mit dem Kauf unterstützen Sie die Forschungsarbeit des Museums. Hier gibt es weitere Informationen zum Buch.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung

Ausstellungseröffnung mit Vortrag und Musik

Landrat Uwe Melzer hält ein Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung auf Burg Posterstein.
Landrat Uwe Melzer, Schirmherr des Thümmeljahres, eröffnete die Ausstellung mit einem Grußwort.

Zur Ausstellungseröffnung am 28. Januar 2024 in der gut gefüllten Neuen Scheune Posterstein gab es Grußworte von Landrat Uwe Melzer. Kuratorin Marlene Hofmann stellte ausgewählte Eichen vor, Franziska Huberty las aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“ und die Musikerin Anna Herrmann umrahmte die Eröffnung musikalisch.

Die Musikerin Anna Herrmann spielt Cello zur Ausstellungseröffnung auf Burg Posterstein.
Anna Herrmann am Cello.

Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“

Beim Podiumsgespräch „Dürfen Bäume noch alt werden?“, das am 25. Februar, 15 Uhr, ebenfalls in der Neuen Scheune Posterstein stattfand, sprachen Experten aus der Forstwirtschaft, die Fachdienstleiterin für Natur und Umwelt sowie Baumfreunde über die Bedingungen, die Bäume brauchen, um alt werden zu können. Dabei stellt sich die Frage: Haben Bäume heute noch die Chance dazu?

Sechs Menschen sitzen auf der linken Seite, ihnen gegenüber ein Publikum.
Podiumsgespräch über den Umgang mit Bäumen in Posterstein.

Die interessanten Redebeiträge haben wir hier im Blog ausführlich dokumentiert.

Winterferien-Rätsel „Unterwegs im dunklen Wald“

Auch das Winterferien-Rätsel des Museums griff von 3. bis 25. Februar 2025 passend zur Sonderschau das Thema Wald auf. Unter dem Titel „Unterwegs im dunklen Wald – Was machte ein Jäger im Mittelalter?“ folgten Ferienkinder den Spuren eines mittelalterlichen Jägers. Dabei erfuhren sie, ob die Wälder damals wirklich so finster wie im Märchen waren und wer oder was dort alles lebte.

Lesung aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner“

Unter dem Titel „In heitrer ländlicher Umgebung“ lasen Franziska Huberty und Marlene Hofmann aus dem Museum Burg Posterstein am 19. Februar, 18.30 Uhr, Stadtbibliothek Schmölln aus dem Buch „Im Dienste der Ernestiner Hans Wilhelm von Thümmels Aufstieg vom Pagen zum Minister“. Organisator der Veranstaltung war der Bibliotheksförderverein Schmölln.

Vortrag über Thümmels Spuren im Altenburgischen

Franziska Huberty steht am Lesepult im Bachsaal des Residenzschlosses Altenburg.
Wo im Altenburger Land findet man heute noch Spuren Hans Wilhelm von Thümmels – darum ging es im Vortrag in Altenburg.

Einen Vortrag „Auf Thümmels Spuren im Altenburgischen“ hielten Franziska Huberty und Marlene Hofmann am 28. Februar 2024 im Bachsaal des Residenzschlosses Altenburg. Gastgeberin war die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft zu Osterland e.V.

Lesung und Gespräch „Können Bäume noch alt werden?“

Die Frage „Können Bäume noch alt werden?“ stellte sich zur Lesung mit Gespräch am 17. März, 15 Uhr, in der Neuen Scheune Posterstein. Gekommen waren rund siebzig interessierte Gäste. Sehr kurzweilig stellte der Autor Frank Quilitzsch sein Buch „Wilhelm, wie sieht der Wald wieder aus!“ vor und kam im Anschluss mit Hans-Peter Schenk, Revierleiter des Forstreviers Schmölln, ins Gespräch.

Für sein Buch streifte der Erfurter Autor und Journalist Frank Quilitzsch ein Jahr lang mit Thüringer Förstern und Baumforschern durch die Reviere. Er ging mit auf die Jagd und verbrachte Tage und Nächte im Nationalpark Hainich. Dabei traf er auf unterschiedlichste Menschen, denen Bäume am Herzen liegen. Klimaexperten, Ranger, die Umweltministerin – was fordern sie im Umgang mit der Natur? Und wie geht es den Eichen in unseren Wäldern? Das Buch erschien im Thüringer Verlag Tasten & Typen.

Frank Quilitzsch und Hans-Peter Schenk sitzen und unterhalten sich, viele Menschen sehen zu.
Nach der Lesung Frank Quilitzschs, unterhielt sich der Autor mit dem Revierförster Hans-Peter Schenk.

Im Gespräch mit Frank Quilitzsch erzählte Revierförster Hans-Peter Schenk, dass sein Schmöllner Forstrevier zu denen mit den wenigstens Waldflächen in Thüringen zählt. Das liege an dem guten Ackerland in der hiesigen Region. Der Nöbdenitzer Forst sei der größte zusammenhängende Wald seines Reviers. Der Revierförster betonte, dass sich die Situation der Wälder seit 2021, als Frank Quilitzschs Buch erschien, bereits erheblich verschlechtert habe. Wegen des Borkenkäfers seien die Wälder vielerorts kahl. Der Klimawandel sei spürbar: Es ist zu heiß, zu trocken, zu stürmisch. Das Gesamtgefüge sei aus dem Gleichgewicht geraten. Der Förster empfiehlt, von der Monokultur wegzukommen und die Wälder öfter sich selbst zu überlassen. Trotz der Herausforderungen könne er sich aber keinen schöneren Job vorstellen, auch wenn sich das Aufgabenspektrum des Försters in den letzten Jahrzehnten geändert habe. Er stehe jetzt auch immer häufiger in der Öffentlichkeit und sei auch Moderator, Vermittler und Konfliktmanager. Und wie ergehe es nun den Eichen, denen sich die Ausstellung widmete? – Die zählten tatsächlich zu den klimastabilsten Baumarten, bescheinigt Revierförster Hans-Peter Schenk.

Was bleibt: Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“

Die Sonderschau begleitete die ebenfalls zweisprachige digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“.

Screenshot Digitale Ausstellung "Faszinierende Baumdenkmale" mit einem Ausschnitt der Nöbdenitzer Eiche als Banner
Die digitale Ausstellung „Faszinierende Baumdenkmale“ bleibt weiterhin auf der Website des Museums verfügbar.

Während der Ausstellungszeit erreichten uns E-Mails mit Fotos und Texten zu weiteren beeindruckenden Eichen, die Besucherinnen und Besucher in ihrer Umgebung entdeckt haben. Diese wurden in der digitalen Ausstellung ergänzt.

Zudem fand ein Kunst-Projekt des Abiturjahrgangs des Roman-Herzog-Gymnasiums Schmölln in der digitalen Ausstellung einen würdigen Platz, um ihre kreativen Entwürfe zu Baumhäusern der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Auf diese Weise brauchten sich unsere Besucherinnen und Besucher auch in diese Ausstellung wieder partizipativ ein.

Die digitale Ausstellung ist auf der Website des Museums angesiedelt und erfreut sich seither reger Zugriffzahlen. Hier geht es zur digitalen Ausstellung.

2024 ist Thümmel-Jahr im Altenburger Land

Die Ausstellung über die Grabeiche des Ministers Hans Wilhelm von Thümmel war Teil des Thümmel-Jahres im Altenburger Land, an dem sich verschiedene lokale Akteure beteiligen. Zum 280. Geburtstag und 200. Todestag im Jahr 2024 widmet sich das Altenburger Land dem Leben und Wirken des verdienstvollen Politikers Hans Wilhelm von Thümmel auf vielfältige Weise. Das Thümmel-Jahr steht unter Schirmherrschaft des Landrates Uwe Melzer.

Banner für das Thümmeljahr im Altenburger Land mit einer Thümmel-Comicfigur von Michael Fischer Art.
Den comichaften Thümmel entwarf der Künstler Michael Fischer Art als Logo des Thümmeljahrs im Altenburger Land.

Das Logo des Thümmel-Jahres gestaltete der Künstler Michael Fischer-Art.

Von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

Burg Posterstein zu Gast im Hans-Fallada-Museum Carwitz

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 1. August 2024 von Museum Burg Posterstein1. August 2024

Anlässlich der diesjährigen Hans-Fallada-Tage (19. bis 21. Juli 2024) im Hans-Fallada-Museum in Carwitz stellte Marlene Hofmann vom Museum Burg Posterstein das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ vor. Im Rahmen der Veranstaltung gab es eine Vielzahl Lesungen und Vorträge.

Man sieht ein dreieckiges Blumenbeet und im Hintergrund das Haus Hans Falladas
Dreiecksbeet am Wohnhaus Hans Falladas in Carwitz.

Idyllisches Schriftsteller-Haus zwischen Seen und Wäldern

Das Hans-Fallada-Museum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus Hans Fallada in Carwitz in Mecklenburg-Vorpommern. Hier lebte und arbeitete der bekannte Schriftsteller zwischen 1933 und 1944. Seit 1995 betreibt die Hans-Fallada-Gesellschaft im Haus und auf dem gesamten Anwesen ein Museum, das von der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung“ zertifiziert ist.

Bienenhäuschen mit bunten Einflugklappen auf einer Wiese
Bienenhäuschen in Hans Falladas Garten.
Bootshaus mit einem runden Tisch und drei weißen Bänken
Bootshaus und Sitzecke in Hans Falladas Garten.

Unter anderem zu sehen sind Hans Falladas Arbeitszimmer mit dem originalen Mobiliar, Esszimmer und Veranda sowie der weitläufige Garten. Auch das Grab Hans Falladas befindet sich in Carwitz.

Grabplatte Hans Falladas mit Blumenstrauß daneben
Das Grab Hans Falladas befindet sich heute auf dem alten Friedhof in Carwitz (Foto: Wolfgang Behr).

Als Hans Fallada noch Rudolf Ditzen hieß

Direkt zur Eröffnung des traditionsreichen Literatur- und Kulturfestivals am Freitag, 19. Juli 2024 las Marlene Hofmann als Hauptautorin des vom Museum Burg Posterstein herausgegebenen Buches „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ einzelne Ausschnitte daraus vor.

Eine Frau mit blauem Kleid liest aus einem Buch
Marlene Hofmann bei der Buchvorstellung in Carwitz (Foto: Wolfgang Behr)

Das erzählend geschriebene Fachbuch schließt eine Lücke in der Fallada-Forschung, indem es sich fast ausschließlich und ausführlich der Zeit zwischen 1911 und 1915 widmet. Nach einem missglückten Doppelselbstmord musste der junge Rudolf Ditzen – so Falladas bürgerliche Name – zuerst in Jena, dann in Tannenfeld klinisch behandelt werden. Der Tannenfelder Arzt Dr. Arthur Tecklenburg war für den jungen Mann ein Glücksfall. Denn er führte seine Klinik mit einem fortschrittlichen Konzept, setzte sich vielfach für ihn ein und vermittelte ihm im Anschluss an die Therapie eine Lehrstelle auf dem Rittergut Posterstein, wo der spätere Schriftsteller die Landwirtschaft erlernte.

Foto eines Krankenzimmers im Schloss Tannenfeld
Krankenzimmer in der Nervenheilanstalt Tannenfeld, Foto aus einer Werbebroschüre der Klinik (Sammlung Museum Burg Posterstein).

Als Rudolf Ditzen in Tannenfeld und Posterstein weilte, wusste noch niemand (auch er selbst nicht), dass er einmal ein berühmter Autor sein würde. Dementsprechend war er ein junger Mann unter vielen. Seine Zukunft sah nicht einmal vielversprechend aus.

Daher gab es später vor Ort auch nicht gerade viele Zeitzeugen, die sich noch an Rudolf Ditzen erinnerten. Fotos wurden nur wenige aufgenommen und auch sonst gibt es kaum Gegenstände, die mit ihm in Zusammenhang gebracht werden können. Und auch Rudolf Ditzen selbst berichtete nicht viel über diese Zeit.

Schloss Tannenfeld im Hintergrund - im Vordergrund eine lila Rhododendronblüte
Schloss Tannenfeld im Sommer 2023.

Als regionalgeschichtliches Museum war es uns ein Anliegen, alle Schnipsel und Hinweise zusammenzutragen und sie chronologisch geordnet in einem Buch zusammenzutragen. Es sollte ein zwar wissenschaftlicher Text mit Fußnoten und Quellen entstehen, der sich aber auch flüssig und angenehm lesen lässt. Im Buch gibt es zahlreiche Abbildungen und originale Zitate. Erstmals veröffentlicht sind die Bauzeichnungen und der Konzeptentwurf zur Tannenfelder Klinik, welche im Staatsarchiv Altenburg aufbewahrt werden. Zudem durfte das Museum Burg Posterstein einige Fotos aus dem Familiennachlass der Familie Tecklenburg veröffentlichen.

Die ausführlichste Publikation über Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein

Zum 130. Geburtstag des Schriftsteller Hans Falladas zeigte das Museum Burg Posterstein 2023 die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ als Kabinett-Ausstellung. Über 16.800 Besucher kamen im vom 14. Mai bis 12. November 2023, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Musik, Film und Vortag wurden auf die Beine gestellt. Hier lesen Sie den Ausstellungsrückblick.

Blick durch die geöffnete Tür in den Ausstellungsraum im Museum Burg Posterstein - man sieht einen Teil der Ausstellungswände
Blick durch die geöffnete Tür in den Ausstellungsraum im Museum Burg Posterstein

Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ macht die Thematik auch nach ihrem Ende umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich. Die gebundene Ausgabe ist im Museum Burg Posterstein erhältlich, eine Taschenbuch- und eine E-Book-Ausgabe im Buchhandel.

eine Frau in blauem Kleid hält das Buch "Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein" in der Hand, im Hintergrund das Hans-Fallada-Haus in Carwitz
Marlene Hofmann mit dem Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“.

Weitere Informationen zum Buch gibt es hier.

Herzlichen Dank an Wolfgang Behr für die Bereitstellung der Fotos.

von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

Mord, Unzucht, Beleidigung: Die Ausstellung „Schlag um Schlag“ stellt historische Postersteiner Gerichtsfälle vor

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 16. Mai 2024 von Museum Burg Posterstein16. Mai 2024

Das Thüringer Burgenjahr nehmen wir zum Anlass für eine Sonderschau zur Geschichte der Burg Posterstein. Teil 1, „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ ist seit 12. Mai 2024 zu sehen. Teil 2 „Stein auf Stein – Von der Wehrburg ins Heute“ startet am 18. August 2024.

Blick von oben auf die Podiumsrunde und das Publikum
Zur Eröffnung der Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ kamen über 80 Gäste.

Burg Posterstein thront seit mindestens 1191 trutzig über dem Sprottetal. Die Burg war das Zentrum der Region: wirtschaftlich, baulich und rechtlich. Hier wurde verteidigt, Landwirtschaft betrieben, Abgaben eingenommen und Recht gesprochen.

Ein Kameramann vom MDR filmt und eine Frau im Publikum fotografiert Marcel Greunke, Beigeordneter des Landrates, der zur Ausstellungseröffnung ein Grußwort sprach
Marcel Greunke, Beigeordneter des Landrates, sprach zur Ausstellungseröffnung ein Grußwort.

Der Burgherr war meist auch der am besten ausgebildete Bewohner der Region. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum die Quellen zur Gerichtsbarkeit in Posterstein so gut erhalten sind. Im Staatsarchiv Altenburg, wo die Akten der Grundherrschaften im Herzogtum Sachsen-Altenburg verwahrt werden, gibt es sämtliche Gerichtshandelsbücher und Gerichtsprotokolle seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit 1849. Sie bilden die Grundlage für die Sonderschau „Schlag um Schlag“.

Ausstellungsvitrine mit geöffnetem Schubfach, in dem ein historisches Buch liegt.
Einige der historischen Gerichtsbücher können derzeit in der Ausstellung „Schlag um Schlag“ angesehen werden.

Wir haben die Akten genauer betrachtet und Gerichtsfälle ausgewählt. Dabei war uns wichtig zu zeigen, dass nicht unentwegt gemordet, gefoltert, ins Verlies gesperrt oder Hexen verbrannt wurden. Es ging mit Recht zu, es gab also Ordnungen.

Mitglieder der Gefolgschaft zu Posterstein in mittelalterlicher Gewandlung
Die Mitglieder der Gefolgschaft zu Posterstein, die das Museum Burg Posterstein ehrenamtlich unterstützen, kamen passend zum Thema in mittelalterlicher Gewandlung.

5 Kurzfilme schildern echte Gerichtsfälle

Natürlich hätten wir unsere Fälle einfach (ausschließlich) nacherzählen und auf Tafeln aufbereiten können. Uns kam aber die Idee, die Fälle, die da im 16. und 17. sowie zu Beginn des 18. Jahrhunderts wirklich passierten, filmisch nachspielen zu lassen. Und natürlich hatten wir keine Ahnung, wie schwierig das Filmgeschäft ist, sonst wären uns vielleicht Zweifel gekommen.

Sechs Menschen sitzen auf Stühlen nebeneinander
Franziska Huberty moderierte die Talkshow „Peinliche Befragung“ mit Marcus Engemann, Andy Drabek, Jürgen von Jan, Marcella von Jan und Sabine Hofmann.

Aber wir haben Verbündete gefunden: die Schauspieler und Regisseure Marcella von Jan und Robert Gregor Kühn, den Traditionsverein Altenburger Prinzenraub, den Kameramann Gunter Auer, den Techniker Jürgen von Jan, den Musiker Matthias von Hintzenstern und Marcus Engemann, wie einige der vorgenannten auch, Mitglied unseres Museumsvereins.

An die Wand projiziert einer der Kurzfilme, der zur Eröffnung Premiere hatte.
Die Ausstellungseröffnung war gleichzeitig Filmpremiere.

An zwei Wochenenden wurde im Gerichtsraum, dem originalen Schauplatz, gedreht, ein Film auch auf dem Bauernhof der Familie Neudecker in Posterstein. Das Resultat kann man sich in der Ausstellung ansehen. Ausgewählt wurden ein Mordfall, ein Fall von Unzucht und Gewalt, Fälle von Diebstahl und Beleidigung und natürlich ein Vormundschaftsfall.

Ausstellungsraum mit Kronleuchter und einem Bücherschrank, einem Touchscreen und einer Vitrine in der Mitte
Blick in die Ausstellung „Schlag um Schlag – Die Burg als Gerichtsort“ auf Burg Posterstein.

Darüber hinaus können der Gerichtsraum und der angrenzende Raum als Ort der neuen Ausstellung in neuer Gestaltung betrachtet werden. Man erfährt viel über die Gerichtsbarkeit und die Gerichtsherren, sieht originale Gerichtsbücher und lernt die wichtigsten Vorschriften der Dorfordnung sowie der Rügegerichtsordnung kennen.

Talkshow „Peinliche Befragung“ und Verleihung des „Goldenen Postersteins“

Die fünf Kurzfilme hatten zur Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2024 vor über 80 Zuschauerinnen und Zuschauern offiziell Premiere.

Eine junge Frau mit Mikro sitzt neben einem bärtigen Mann
Franziska Huberty beim Interview mit „Burgherr“ Marcus Engemann.
Ein bärtiger Mann in historischer Gewandung und ein bärtiger Mann, der das Mikro hält und gestikuliert
Marcus Engemann und Andy Drabek während der Talkshow.
Jürgen und Marcella von Jan und Sabine Hofmann sitzen nebeneinander
Jürgen und Marcella von Jan und Sabine Hofmann während des Podiumgesprächs.

Franziska Huberty, Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, führte in der Talkshow „Peinliche Befragung“ kurze Interviews mit ausgewählten Beteiligten. Burgherr-Darsteller Marcus Engemann, Andy Drabek und Jürgen von Jan (beide mitverantwortlich für Organisation und Technik), Marcella von Jan (Regie) und Kuratorin Sabine Hofmann gaben Einblicke hinter die Kulissen des Filmdrehs. 

Zwei Frauen und zwei Männer bei der Verleihung des Goldenen Postersteins
Hier bekommt Dana Weber, die souverän den Richter spielte, den „Goldenen Posterstein“ verliehen.

Im Anschluss wurde nicht der Goldener Bär, die Goldene Henne oder der Golden Globe an alle Darsteller und Unterstützerinnen am Set verliehen, sondern: der Goldene Posterstein. Der Goldene Posterstein ging an:

Blick aus dem Publikum auf die Verleihung des Goldenen Postersteins in der Neuen Scheune, vorn stehen alle Preisträger.
Als Auszeichnung für die Arbeit an den Kurzfilmen erhielten alle Teilnehmer den „Goldenen Posterstein“.
  • Andy Drabek
  • Bärbel Burigk
  • Dana Weber
  • Eva-Maria Scharf
  • Frank Müller
  • Gunter Auer
  • Hanno Wolf
  • Jasira Boxberger
  • Jürgen von Jan
  • Katharina Thiele
  • Klaus Neudecker
  • Kornelia Gentsch
  • Marcella von Jan
  • Marcus Engemann
  • Marion Dinger
  • Marion Hermsdorf
  • Matthias von Hintzenstern
  • Niclas Baraneck
  • Petra Descher
  • Robert Gregor Kühn
  • Roland Albrecht
  • Rolf Schiefner
  • Uwe Schröder
Gruppenbild der Preisträger des Goldenen Postersteins mit Urkunden und dem Stein in kleiner schwarzer Schachtel
Gruppenbild der Preisträger des „Goldenen Postersteins“.

Wer war der Dieb?

Auch das diesjährige Sommerferien-Rätsel „Von Gerechten und Gerichteten“ lehnt sich an die Sonderschau an. Dabei werden Kinder von 20. Juni bis 4. August zu Gerichtsdienern des Burgherrn von Burg Posterstein: Ein Diebstahl wurde begangen und in der Burg sind Hinweise auf den Täter versteckt. Wer den Fall löst, lernt nicht nur eine Menge über die Geschichte, sondern es lockt auch eine Belohnung. Zum Mitmachen geht man einfach ins Museum und bekommt das Rätsel mit auf den Weg. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.

Die Ausstellung wird gefördert vom Freistaat Thüringen – Thüringer Staatskanzlei, wofür wir herzlich danken.

Von Sabine Hofmann / Museum Burg Posterstein

Restaurierungsprojekt abgeschlossen: Historisches Reisebureau ist wieder zu sehen

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 5. März 2024 von Museum Burg Posterstein5. März 2024

Zur Sammlung des Museums Burg Posterstein gehört ein Reisebureau aus dem 17. Jahrhundert, eine mit Messingblech und Eisenbändern beschlagene Reisetruhe mit Tragegriffen. Sie verfügt über zwei Etagen mit acht bzw. fünf Schubkästen zum Aufbewahren von Schreibuntensilien, links für Tintenfass und Streusandbüchse. Die Schübe sind bemalt oder mit Schmuckpapier bzw. goldgeprägtem Leder verziert.

Jemand hält den Deckel des historischen Reisebureaus aus der Sammlung der Burg Posterstein geöffnet, damit man den Kupferstich sehen kann.
Im Deckel des historischen Reisebureaus befindet sich ein Kupferstich.

Im Deckel befindet sich ein Kupferstich von Johann Hoffman mit dem Titel „Tactus das Fühlen“ sowie eine verriegelbare Platte. Deren Oberseite zeigt einen Kupferstich von Gerhardt Altenbach mit dem Titel „Der Arglistige Blockschleyffer“. Die Unterseite ist mit goldgeprägtem Leder verziert.

Schon 2016 haben wir „den Laptop des 17. Jahrhunderts“ hier im Blog vorgestellt.

Die Restaurierung

2023 konnte das besondere Exponat mit Fördergeldern des Freistaats Thüringen restauriert werden und ist nun wieder in der ständigen Ausstellung des Museums Burg Posterstein zu sehen.

Die Vorderseite der Truhe ist geöffnet: Blick von vorn auf die verschiedenen Schubfächer des Reisebureaus.
Blick von vorn auf die verschiedenen Schubfächer des Reisebureaus.

Die Restaurierung umfasste eine Reinigung, Konservierung und Festigung der Kupferstiche, des Leders mit Goldprägung und des Marmorpapiers durch den anerkannten Restaurator Christian Maul. Er ist seit vielen Jahren mit den Sammlungen des Museums vertraut.

Der Holzrestaurator Matthias Krahnstöver aus Frohburg ergänzte, sicherte und konservierte Leisten und kleinere Beschädigungen an den Kästen und Schüben.

Blick von oben auf das geöffnete Reisebureau. Man sieht viele kleine Deckel mit Griff.
Blick von oben auf das geöffnete Reisebureau.

Die verloren gegangene Schlosshälfte an der Vorderseite soll nicht rekonstruiert werden. Messingteile und verzinnte Bänder wurden konserviert.

Die Reisetruhe wird in der ständigen Ausstellung gezeigt. Ein Bericht darüber erscheint in einer der nächsten Ausgaben der Thüringer Museumshefte.

Der Freistaat Thüringen förderte die Maßnahme „Restaurierung und Konservierung von Sammlungsbeständen“ im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Kultur und Kunst mit einem Zuschuss von 2.750,00 Euro.

Von Marlene Hofmann/Museum Burg Posterstein

Ein Eleve, ein Schriftsteller, ein Rückblick – Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 9. Januar 2024 von Museum Burg Posterstein9. Januar 2024

Zum 130. Geburtstag des Schriftstellers Hans Fallada zeigte das Museum Burg Posterstein 2023 die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ als Kabinett-Ausstellung. Über 16.800 Besucher kamen während der Ausstellungsdauer vom 14. Mai bis 12. November 2023, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Lesungen, Musik, Film und Vortag wurde auf die Beine gestellt. Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ macht die Ausstellung auch nach ihrem Ende umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich.

Blick durch die geöffnete Tür in den Ausstellungsraum im Museum Burg Posterstein - man sieht einen Teil der Ausstellungswände
Blick durch die geöffnete Tür in den Ausstellungsraum im Museum Burg Posterstein

„Wer lebt, wird erleben.“[1]

Über 130 Jahre ist es her, dass Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen als drittes Kind des Landrichters Georg Wilhelm Heinrich Ditzen (1852–1937) und seiner Frau Elisabeth Mathilde Auguste(1868–1951), geb. Lorenz, am 21. Juli 1893 in Greifswald zur Welt kam. Den meisten ist Rudolf Ditzen als Schriftsteller unter dem Pseudonym Hans Fallada bekannt. Bis heute sind seine Werke wie „Der junge Goedeschal“ (1920), „Bauern, Bonzen und Bomben“ (1931), „Kleiner Mann – was nun?“ (1932), „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ (1934), „Wolf unter Wölfen“ (1937), „Jeder stirbt für sich allein“ (1947) und „Der Trinker“ (1950) weltbekannt. Sein Lebenslauf ist geprägt von Umbrüchen, vielen Tiefen und einigen Höhen – immer schwankend zwischen Erfolg, Misserfolg, Familienglück, Depressionen und Drogensucht.

Leben und Werk Hans Falladas sind weitgehend erforscht. Dabei fällt das Interesse hauptsächlich und naturgemäß auf sein Wirken als Schriftsteller. Doch auch seine Kindheit und Jugend sind weitgehend dokumentiert.

Blick auf eine Ausstellungsvitrine und Ausstellungsbanner
Die Bauanträge und Baupläne für Arthur Tecklenburgs Heilanstalt in Tannenfeld, die im Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg bewahrt werden, wurden in der Ausstellung erstmals gezeigt.

Eine Lücke tat sich oft allerdings auf: Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein. Diese Lücke hat das Museum Burg Posterstein nun temporär durch die Sonderschau „Hans Fallada – Familienbilder“ gefüllt. Im Oktober konnte das Museum die 13.333. Besucherin mit einem kleinen Geschenk und einer Urkunde begrüßen. Über 16.800 Besucher kamen insgesamt, um dem berühmten „Einwohner“ Postersteins näher zu kommen.

Seinen festen Platz in der Dauerausstellung der Burg hatte Hans Fallada stets sicher. Durch das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ bleibt aber auch die neuste Forschungsarbeit des Museums nachhaltig gesichert und umfangreich für die interessierten Besucher zugänglich. Das Buch kann im Museum gekauft oder über das Museum bestellt werden.

Blick ins Buch "Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein" mit aufgeschlagener Seite, auf der Burg Posterstein zu sehen ist.
Blick ins Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“

Eine Tragödie mit Folgen

Doch was war überhaupt passiert? In seiner Kindheit zog Rudolf Ditzens Familie mehrfach um. Von Greifswald nach Berlin, dann von Berlin nach Leipzig – immer der Berufung des Vaters hinterher. Nach einem schweren Fahrradunfall in Leipzig musste der junge Rudolf Ditzen erstmals mit Morphium behandelt werden. Eine Droge, von der er Zeitlebens nicht mehr loskommen sollte. Nach einigen Zwischenfällen und einem ersten Kuraufenthalt in der Nähe von Bad Berka, schrieben ihn seine Eltern 1911 am Gymnasium Fridericianum in Rudolstadt ein.

Doch diese Zeit endete dramatisch. Mit seinem Schulfreund Hanns-Dietrich von Necker verabredete sich Rudolf zum Scheinduell – ein getarnter Doppelselbstmord unter Schülern. Und leider auch nicht der einzige Vorfall dieser Art zur damaligen Zeit.

Hanns-Dietrich von Necker starb bei diesem Duell, Rudolf Ditzen wurde schwer verletzt. Doch auf die Tat folgte ein Haftbefehl. Dem jungen Mann drohte eine Mordanklage.

Nach der Untersuchung an der psychiatrischen Klinik in Jena, ließ man die Mordanklage wegen Unzurechnungsfähigkeit fallen und übergab den jungen Rudolf Ditzen 1912 zur Behandlung in die Nervenheilanstalt in Tannenfeld und in die Obhut des dortigen Anstaltsleiters Dr. Arthur Tecklenburgs. Über ein Jahr lang war Rudolf Ditzen in Behandlung, begleitet von seiner Tante Adelaide (Ada) Ditzen, die ihm Unterricht in Sprachen erteilte und die ersten Türen in die Welt der Literaten aufstieß.

Und diese Behandlung gelang – dem jungen Mann ging es Zusehens besser. Auf Anraten Tecklenburgs kam er 1913 auf das nur zwei Kilometer von Tannenfeld entfernte Rittergut Posterstein und wurde landwirtschaftlicher Eleve unter der Leitung der Familie Hermann. Bis 1915 absolvierte er auf dem Rittergut Posterstein eine landwirtschaftliche Ausbildung – eine Tätigkeit, der er bis zu seinem Durchbruch als Schriftsteller noch einige Jahre treu blieb. Sie diente ihm für sein späteres Schaffen als Quelle und Inspiration.

Blick auf einen großen Bildschirm in der Ausstellung
Für die Ausstellung entstand ein kurzer Film, in dem Museumsmitarbeiterin Franziska Huberty die Geschichte Rudolf Ditzens an den Originalorten in Tannenfeld und am Herrenhaus Posterstein erzählt.

Die Ausstellung im Museum Burg Posterstein

Die Basis der Ausstellung bildete die Wanderausstellung „Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft –?!“ der Hans-Fallada-Gesellschaft. Anhand zeitgenössischer Zitate aus Briefen und Dokumenten sowie Fotos und Postkarten stellen darin 16 Ausstellungsbanner Hans Falladas Familie von den Urgroßeltern bis zu seinen eigenen Kindern und natürlich ihn selbst – als Kind dieser Familie, als Landwirt und als Schriftsteller – vor. Hierin kommen die umfangreichen Bestände des Hans-Fallada-Archivs zur Geltung.

im Vordergrund eine schwarze Ausstellungswand, im Hintergrund helle Fahnen.
Die Wanderausstellung aus Carwitz (im Hintergrund zu sehen) ergänzte das Museum Burg Posterstein durch einen optisch abgehobenen Ausstellungsteil zu Hans Falladas Zeit in Jena, Tannenfeld und Posterstein.

Ergänzt hat das Museum Burg Posterstein diese stark textbasierte Schau in Posterstein durch einen größeren Schwerpunkt auf Rudolf Ditzens Zeit in Jena, Tannenfeld und Posterstein.

Dunkle Ausstellungswände markierten den Teil der Ausstellung, den das Museum Burg Posterstein ergänzt hat.
Ein Schwerpunkt der Kabinett-Ausstellung widmete sich Rudolf Ditzens Jahren in Jena, Tannenfeld und Posterstein.

Das Museum produzierte in Zusammenarbeit mit dem TV-Journalisten Gunter Auer einen rund sieben Minuten langen Film über Rudolf Ditzens Jahre in Tannenfeld und Posterstein. Franziska Huberty, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum Burg Posterstein, steht darin an den Originalschauplätzen im Schlosspark und im Schloss Tannenfeld sowie vor und im Herrenhaus Posterstein und erzählt anschaulich Rudolf Ditzens Geschichte. Anhand von Originalzitaten, gekonnt vertont von Schauspieler Robert Gregor Kühn, wird die Geschichte lebendig.

links an der Wand der Bildschirm, auf dem der Film lief, geradeaus Tisch, Stühle, Virtrine, Texttafeln
Blick in die Sonderschau samt Film, der alle zehn Minuten zu sehen war.

Lesungen, Musik und Film – ein umfangreiches Begleitprogramm

Begleitend zur Ausstellung gab es ein umfassendes Veranstaltungsprogramm mit zwei Live-Ausgaben des Postersteiner Museumspodcasts „LeseZEIT auf Burg Posterstein“, in denen Franziska Huberty aus originalen zeitgenössischen Dokumenten las. Zur Ausstellungseröffnung lag der Fokus dabei auf Briefen und Dokumenten, die Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein abbildeten. Musikalisch wurde die Vernissage von Sänger Uǧur Okay und Katharina Weingart am Piano umrahmt.

Blick auf Publikum und Bühne von oben
LeseZEIT mit musikalischer Begleitung zur Ausstellungseröffnung in der Neuen Scheune Posterstein.

An Hans Falladas 130. Geburtstag, dem 21. Juli 2023, zeigten wir bei einem Filmabend den Spielfilm „Jeder stirbt für sich allein“. Den Hans-Fallada-Filmabend realisierte das Museum gemeinsam mit dem METROPOL Kino in Gera. Das Buch „Jeder stirbt für sich allein“ erschien erst nach Falladas Tod. Es erzählt die wahre Geschichte eines Berliner Arbeiterehepaars, das sich nach dem Soldatentod seines Sohnes mit Postkartenaktionen gegen die NS-Diktatur auflehnt. Das Buch wurde 2011 in der ungekürzten Neuauflage noch einmal zum internationalen Bestseller.

Blick vom Publikum aus auf die Leinwand in der Neuen Scheune in Posterstein. Auf der Leinwand ein Soldat mit Helm.
Der Filmabend in der Neuen Scheune fand in Kooperation mit dem Metropol-Kino Gera statt.

Im August und September fanden zwei musikalische Nachmittage auf Falladas Spuren mit dem Schauspieler Robert Gregor Kühn und Matthias von Hintzenstern am Piano in Posterstein statt. Robert Gregor Kühn trug aus Hans Falladas Erinnerungen „Wie ich Schriftsteller wurde” vor und wurde dabei von Matthias von Hintzenstern mit Musik aus den 1920er Jahren begleitet.

Robert Gregor Kühn mit einem Mikrofon in der Hand, im Hintergrund Matthias von Hintzenstern am -Piano.
Robert Gregor Kühn und Matthias von Hintzenstern nahmen die Gäste zweimal mit auf musikalische Ausflüge in Rudolf Ditzens Leben.

Am 30. September 2023 präsentierte Dr. Stefan Knüppel, Leiter des Hans-Fallada-Museums Carwitz, Hans Falladas Wohnhaus und das heutige Museum in Carwitz. In seinem Vortrag „Heute bei uns zu Haus“ gab er anschaulich Einblicke in das Leben des Schriftstellers. In einem virtuellen Museumsrundgang entführt er die Zuhörenden in Falladas einstigen Wohn- und Rückzugsort im entfernten Carwitz.

Publikum im Vordergrund, hinten sieht man Dr. Stefan Knüppel beim Vortrag
Dr. Stefan Knüppel lud die Gäste zu einem bildhaften Ausflug ins Fallada-Museum in Carwitz.

Am letzten Ausstellungstag, den 12. November 2023, schloss die Sonderschau mit einer Führung von Museumsmitarbeiterin Nicole Thonfeld-Hanf und einer zweiten Live-Lesung des Museumspodcasts „LeseZEIT auf Burg Posterstein“.

Zuhörer bei der Führung in der Sonderschau
Nicole Thonfeld-Hanf gab eine letzte Führung durch die Sonderschau.

Die LeseZEIT gab diesmal Eindrücke zu den Bauplänen der Heilanstalt in Tannenfeld. Franziska Huberty laß aus historischen Dokumenten des Landesarchivs Thüringen, Staatsarchiv Altenburg. Darin sind das Konzept und die Architektur der Nervenheilanstalt in Tannenfeld von seinem Gründer, Arthur Tecklenburg, selbst beschrieben und dokumentiert.

Franziska Huberty auf einem Barstuhl im Café zur eisernen Bank im Herrenhaus Posterstein liest aus den Bauanträgen Arthur Tecklenburgs
Die zweite LeseZEIT fand im Café zur eisernen Bank im Herrenhaus Posterstein statt. Franziska Huberty las aus den Bauanträgen Dr. Arthur Tecklenburgs für seine Nervenheilanstalt.

Ein Buch zu Ehren eines Schriftstellers

Für die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder“ recherchierte das Museum umfangreich in verschiedenen Archiven und Sammlungen zu Falladas Zeit in Tannenfeld und Posterstein. Dieses geballte Wissen über eine sehr bewegte Zeit im Leben des bekannten Schriftstellers veröffentlichte das Museum im Zuge der Ausstellung in einer neuen Publikation. Das Buch „Hans Fallada in Tannenfeld und Posterstein“ von Marlene Hofmann fasst auf 112 Seiten und mit über 70 meist farbigen Abbildungen die Forschungsarbeit zusammen. Neue Erkenntnisse konnten auch über die Anlage Tannenfeld selbst gewonnen werden. Das Buch ist an der Museumskasse oder per Mail an das Museum erhältlich.

Was bleibt?

Das Museum Burg Posterstein dankt dem Hans-Fallada-Museum Carwitz, dem Hans-Fallada-Archiv des Literaturzentrums Neubrandenburg e.V., dem Universitätsarchiv Jena, der Thüringischen Universitäts- und Landesbibliothek Jena und dem Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg für die Unterstützung bei der inhaltlichen Vorbereitung der Ausstellung. Die Ausstellung wird gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei.

Seinen festen Platz in der Dauerausstellung hat sich Hans Fallada über die Ausstellungsdauer hinaus natürlich bewahrt. Durch die Publikation, die Podcast-Folgen (die nach und nach online gestellt werden) und die Blogbeiträge wird aber auch die Sonderschau nachhaltig bewahrt und sicherlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Museum Burg Posterstein Hans Fallada ins Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit rückt.


[1] aus: „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“: Zitiert nach: Fallada, Hans: Sehnsucht ist besser als Erfüllung. Lebensweisheiten und Aphorismen, Berlin 2016, S. 13.

von Franziska Huberty und Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

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