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Geschichte & Geschichten

Blog des Museums Burg Posterstein

Eine Salondame und ein Ritter auf einer Picknickdecke vor Burg Posterstein
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Schlagwort-Archive: Staubarchiv

Wie Burg Posterstein zum #Burgstaub kam

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 19. Mai 2019 von Museum Burg Posterstein16. Dezember 2022

Ab Sonntag, 19. Mai 2019 zeigen wir die Ausstellung „Zum Wesen des Staubes: Staubexpeditionen auf Burg Posterstein mit Kunstwerken von Dr. Wolfgang Stöcker aus Köln. Dass der Gründer des Internationalen Staubarchivs auf Burg Posterstein aufmerksam und daraus eine Ausstellung wurde, ist keine Selbstverständlichkeit – sondern wieder einmal unserem tollen Netzwerk auf Twitter zu verdanken. Museumsarbeit lebt von einem aktiven Freundeskreis – vor Ort und im World Wide Web. Den Artikel widmen wir zur internationalen Museumswoche #MuseumWeek folgerichtig auch dem Tagesthema #FriendsMW.

Wolfgang Stöcker mit Staubturm auch #Burgstaub vor Burg Posterstein.

2015 veranstaltete das Kölner „Kollektivs für Kreativitätscoaching und Kulturevents – Herbergsmütter“ die Social Media-Aktion #Kunstputz. Dass das auch in Posterstein ankam, liegt daran, dass die drei „Herbergsmütter“ Anke von Heyl, Ute Vogel und Wibke Ladwig ihr Projekt nicht nur in Köln vor Ort, sondern auch auf Twitter veranstalteten. Sie forderten ihre Community dazu auf, „Staubscout“ zu werden und sich auf unterschiedliche Art selbst am #Kunstputz zu beteiligen. Als Museum sprach und diese Aufforderung an: „Wenn Ihr Teil einer Kulturinstitution, Kulturarbeiter oder Künstler seid, könnt Ihr Eure Wollmäuse der Sammlung der weltweit gesammelten Stäube hinzuzufügen.“

Postersteiner Burgstaub gibt es inzwischen auch als Souvenir.

Auf Twitter kamen wir ins Gespräch und das Museum Burg Posterstein, neugierig geworden, sendete eine Staubprobe aus dem Verlies der Burg nach Köln. Wolfgang Stöcker nahm die Probe dankbar in sein umfangreiches Staubarchiv auf. 2017 fuhren Marlene Hofmann und Franziska Engemann vom Museum Burg Posterstein nach Köln und besuchten Wolfgang Stöcker in seinem Atelier. Im Gepäck hatten sie mehrere Postersteiner Staubproben, die seither – vermischt mit Wachs – zu kleinen Skulpturen gewachsen sind.

Ebenfalls von Twitter kennen wir Petra Neumann, deren Wachsspende nun in der Postersteiner Ausstellung verewigt ist.

Die Idee zur Ausstellung „Zum Wesen des Staubes“ war geboren. Es folgte ein Aufruf, dem Künstler Wachs – inklusive seiner Geschichte – zu spenden. Auf diese Art gelangte einiges Wachs in Wolfgang Stöckers Atelier nach Köln, das zusammen mit Postersteiner Staub zu „Staubschreinen“ gegossen wurde. Eine Wachsspende erreichte Wolfgang Stöcker in einer besonders schönen, handbemalten Tüte, die nun wiederum in der Ausstellung vor Ort zu sehen sein wird.

Wolfgang Stöcker bei der Staubentnahme in der Salon-Ausstellung auf Burg Posterstein

Mitte August 2017 reiste Wolfgang Stöcker schließlich zur ersten Staubexpedition nach Posterstein und fotografierte, dokumentierte und „entnahm“ weitere Staubproben. Die Idee für eine gemeinsame Ausstellung wurde Realität und in einer zweiten Staubexpedition im April 2018 fortgesetzt.

„Staub ist das kleinste gemeinsame Vielfache unserer Kultur. Staub ist ein Demokrat. Er besiedelt Paläste und einfache Hütten. Staub ist zudem vielleicht das einzige wirkliche Kunstwerk. In der Natur kommt Staub nämlich nicht vor. ‚Lästiger‘ Staub ist daher eine wirkliche Kunst- und Kulturerscheinung.“

Wolfgang Stöcker

Mit seiner Sammelleidenschaft wirft Wolfgang Stöcker spannende Fragen auf: Warum sammeln wir das eine und ignorieren das andere? Was ist es wert, für spätere Generationen bewahrt zu werden und was gerät für immer in Vergessenheit? Wie lange können wir alte Dinge erhalten, bevor auch sie irgendwann zu Staub zerfallen?

„Das Wesen des Staubes“ ist eine Ausstellung, die ohne Twitter und die Menschen dahinter, mit denen wir teilweise schon viele Jahre in Kontakt stehen, vermutlich nicht stattgefunden hätte. Damit sich der Kreis von Posterstein nach Köln wieder schließt, erstellte Wibke Ladwig von den Herbergsmüttern für die Ausstellung ein Portrait Wolfgang Stöckers:

Der Kölner Künstler Wolfgang Stöcker mit einem Staubschrein - Thumbnail für das Video "Die Bedeutung von Staub"
Im YouTube-Video erzählt der Kölner Künstler Wolfgang Stöcker über die Bedeutung von Staub und wie der Staub in seine Kunst einfließt.

In seinem Gast-Blogpost erklärt Wolfgang Stöcker seine Philosophie des Staubes.

#SecretsMW: „Täglich durchlebt der Mensch die tragische Illusion des staubfreien Moments“

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 14. Mai 2019 von Museum Burg Posterstein7. Mai 2019

Der Kölner Künstler Dr. Wolfgang Stöcker ging 2017 und 2018 in der Burg Posterstein auf „Staubexpedition“. Seine Fundstücke dokumentierte er sorgfältig und goss sie anschließend in turm- und hausartige Wachsobjekte ein, vermalte sie und archivierte sie in Folien. Das Museum Burg Posterstein will diesen geheimnisvollen, normalerweise verborgenen Mikrokosmos der Burg ab 19. Mai 2019 in der Ausstellung und dem zugehörigen Buch „Zum Wesen des Staubes: Staubexpeditionen auf Burg Posterstein“ sichtbar machen. Zum heutigen Thema #secretsMW der internationalen Museumswoche #MuseumWeek beschreibt Dr. Wolfgang Stöcker seine „Philosophie des Staubs“:

„Salonstaub“ aus den Räumen des Museums Burg Posterstein | (c) Wolfgang Stöcker

Staub ist ein grundsätzliches Material. Der interessante Stoff bedeutet Anfang und Ende. Zu Beginn war alles loser Sternenstaub, dann geschah eine Verdichtung hin zu mannigfachen Formen, die seither ständig entstehen und wieder zu Staub zerfallen. Somit ist die Beschäftigung mit Staub ein ständiges Betrachten dieses Kreislaufs, wobei die Dokumentation von Staub an kulturell bedeutenden Orten zugleich Fragen aufwirft: Was wird aufbewahrt und dem Staub (dem Verfall) entzogen? Was wird dem Verfall preisgegeben? In diesem Zusammenhang sind schließlich drei weitere Aspekte wichtig: Wer beurteilt den Wert einer Sache? Wie lange ist ein Aufbewahren überhaupt möglich und was bedeutet es für eine Gesellschaft letztlich dem Aufbewahren beizuwohnen, sprich: Museen zu besuchen, Historisches zu bestaunen, Archive zu pflegen?

An diesen Schnittstellen agiert das Internationale Staubarchiv (Anfang 2019 erfolgte die Umbenennung von Deutsches Staubarchiv in Internationales Staubarchiv) und entwickelt im Grenzbereich zwischen Kunst und Geschichtswissenschaft Bilder, Texte, Plastiken, untersucht Bauwerke, vermisst den Staub an seinen Entstehungsorten. Zur Zeit befinden sich rund 600 Proben aus aller Welt im Archiv. 

Das von Besuchern auf Burg Posterstein verlorene grüne Bonbonpapier dokumentierte Wolfgang Stöcker auf seiner Staubexpedition sorgfältig.

Im Staub ist alles enthalten. Er bildet das Biotop für neues Beginnen und ist ein Übergangsmaterial voller Kraft und Potenz. Doch sind die Freunde des Staubes begrenzt. Er wird als störend empfunden. Seine versteckt durchaus bestehende Schönheit wird nicht oft gewürdigt. Tatsächlich ist es auch eine eher morbide Schönheit. Übertreiben darf man die Verehrung keinesfalls und ein guter Besen ist nicht verkehrt. Über den Besen hinaus sind allerhand Geräte zur Entfernung des Staubes im Umlauf und jene temporär aus dem fruchtbaren Urstaub (oder Urschlamm) geschaffenen Gebilde müssen ständig gekehrt werden, damit sie der Staub nicht verfrüht zurück in sein Reich holt. Und obwohl jedes Ding letztlich Staub ist, ist es für eine gewisse Zeit eben nicht Staub, sondern dieses oder jenes Ding, gar eine lebende Kreatur. Im Moment der Entstehung entfernt sich etwas vom staubhaften Grundzustand und nimmt ein Wesen an. Es wäre Frevel diese Anstrengung hinfort vom Staub nicht zu respektieren. Also Kehren!

Entstauben bedeutet Wertschätzung – in Museen, wie hier in der Ausstellung zur europäischen Salongeschichte im Museum Burg Posterstein, sei das besonders spürbar, sagt Wolfgang Stöcker.

Kehren ist eine Kulturtechnik, Kehren ist wortwörtlich die bewusste Abkehr vom Staub, ein Aufbäumen gegen diesen lästigen Gesellen der auf lange Sicht hin zwar Sieger sein wird, jedoch kurz- und mittelfristig durchaus bekämpft werden kann. Vor diesem Hintergrund erwächst die Faszination gegenüber „dem Alten“, gegenüber Kunstwerken oder ähnlichen Gegenständen. Aus ihnen spricht  die Übereinkunft der Generationen diesen oder jenen Gegenstand zu erhalten. Die Mühe der Pflege ist eine Art kultureller Klebstoff, eine Brücke zwischen dem Gestern, dem Heute und einem Morgen. An manchen Orten ist die Sorge um den Erhalt geradezu fühlbar. Kunst- und Kulturgüter stehen im Spannungsfeld des Putzens. Die starke Präsenz des potentiell immer drohenden Verfalls macht die gesäuberten Zeugnisse unserer Kultur erst wertvoll. Im Gegenzug heißt dies ganz deutlich: Staub liefert dem Menschen eine starke Rechtfertigung zur Errichtung von Zivilisation. Zivilisation bedeutet Kehren! Die Schöpfungsmythen kennen den Zustand des Nichts. Aus der Ödnis gehen die Dinge plötzlich hervor. Sind sie aber erst einmal erschienen, bleiben sie nicht automatisch sauber. Ist die Schöpfung vollzogen, muss der Besen folgen. Schon Tiere sind nicht in der Lage verschmutzt zu existieren. Sogar einige Pflanzen entwickelten Strategien die Oberflächen ihrer Blätter frei von Staub zu halten. Alle Kreaturen putzen. Der Mensch verwendet einen Großteil seiner Lebenszeit auf diese Tätigkeit. Kultur bedeutet im ursprünglichen Sinn Pflege: Pflege des Bodens (agricultura) und schließlich Körperpflege (der Kulturbeutel). Architektur, Kleidung, Möbel, Gefäße, all dies sind Vorrichtungen die neben vielen anderen Funktionen vor allem die Abwehr des Staubes garantieren. Leider sind diese Staubbarrieren zugleich neue Quellen des Staubes. Wohnen erzeugt Staub. Der Ruß des Kamins, der Küchendreck, Haare und Haut, Schuppen, Läuse, Milben, Wanzen und Wolle und Flusen! Zivilisation ist ein ständiges Dilemma. Täglich durchlebt der Mensch die tragische Illusion des staubfreien Moments.

  • Staubportrait Postersteiner Burgstaub (c) Wolfgang Stöcker
  • Staubschreine aus Wachs und Postersteiner Burgstaub (c) Wolfgang Stöcker
  • Staub aus der 11. Dielenritze der Turmstube von Burg Posterstein (c) Wolfgang Stöcker

Das Staubarchiv hat sich in diesem Widerspruch eingenistet und lotet die Möglichkeiten zwischen pflegender Kultur und drohendem Verfall neu aus. Es ist der Versuch dem Staub nicht feindlich zu begegnen. Mittels Katalogisieren und Archivieren des Staubes entsteht eine Wertschätzung gegenüber dem ansonsten nur lästigen Material. Eine Fluse mit Archivnummer und Datum ihrer Auffindung, Staub in Vitrinen und hinter Glas gerahmt, ist kein normaler Staub mehr. Für die nun kommende Ausstellung in Posterstein wurden Partikel der Burg sogar als Malmittel benutzt. Die „Postersteiner Staubportraits“ zeigen die mögliche Schönheit des Staubes. Eigenartig genug, kann Staub plötzlich selbst zur pflegebedürftigen Materie werden, wenn Strategien der Inszenierung und Überhöhung auf ihn angewendet werden. 

von Wolfgang Stöcker

Köln, 05.Mai, Wetter sehr kalt, bewölkt, 9.27 Uhr

Die Ausstellung „Zum Wesen des Staubes: Staubexpeditionen auf Burg Posterstein mit Woflgang Stöcker, Köln“ ist von 19. Mai bis 18. August 2019 im Museum Burg Posterstein zu sehen. Als Gründer des „Deutschen Staubarchivs“ in Köln sammelt und archiviert Dr. Wolfgang Stöcker Staubproben von bedeutsamen Orten und setzt sie künstlerisch-überhöht in neue Zusammenhänge. 2017 und 2018 ging er auf Staubexpedition in der Burg Posterstein. Seine Fundstücke dokumentierte er sorgfältig und goss sie anschließend in turm- und hausartige Wachsobjekte ein, vermalte sie und archivierte sie in Folien. Die Ausstellung und das zugehörige Buch wollen den sonst unbeachteten Mikrokosmos des „Burgstaubs“ sichtbar machen.

Ich kenne nur ein „Europa des Friedens“

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 5. Oktober 2018 von Museum Burg Posterstein5. Oktober 2018

Im Museo Napoleonico in Rom / Foto: Wolfgang Stöcker

Im Museo Napoleonico in Rom / Foto: Wolfgang Stöcker

Wolfgang Stöcker sendet uns seinen Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa.  Mitmachen könnt ihr bis 23. Oktober 2018. Wer keinen eigenen Blog hat, dessen Artikel veröffentlichen wir gern wie diesen hier als Gastbeitrag hier im Blog.

Zwischen 1784 und 1785 bereisten Herzog Peter von Kurland und seine Frau Anna Dorothea Italien. Ihr Weg führte sie nach Venedig, Verona, Neapel und Florenz.  In Rom malte Angelika Kauffmann (1741–1807) ein Porträt der Herzogin von Kurland und ein Bildnis der noch kleinen Tochter Wilhelmine. 1785 kehren Herzog Peter und seine Frau Dorothea nach Friedrichsfelde (Berlin) zurück.

2018 begab sich Wolfgang Stöcker, Gründer des „Deutschen Staubarchivs“,  auf die Spuren der Herzogin. Aus Rom sendet er seinen Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa.

Für mich ist Europa ein Glücksfall

Zunächst: Ich bin Europäer. Für mich persönlich ist Europa ein Glücksfall. Ich darf in diesem reichen und friedlichen Erdenwinkel leben! Aktuell ist unsere europäische Gemeinschaft demokratisch organisierter Staaten aber latent bedroht von äußeren Mächten wie auch von inneren Konflikten zerrissen. Trotzdem erscheint mir eine Drohkulisse gleich welcher Art fast gänzlich absurd, denn ich, Jahrgang 1969, kenne nur ein „Europa des Friedens“, ein Europa in dem der Wohlstand fast überall ständig wuchs, Grenzen fielen, die Wiedervereinigung Deutschlands möglich wurde. Obgleich es Rückschläge (etwa der Krieg auf dem Balkan) gegeben hat, erlebte Europa nach 1945 auf vielen Ebenen viele Verbesserungen. Sogar der Ost West Konflikt schien in der Ära Gorbatschow überwindbar.

Was läuft seit einigen Jahren falsch? Ich bin nahe der belgischen und niederländischen Grenze aufgewachsen. Bis in die 1980er Jahre gab es dort noch Grenzkontrollen. Auch an den kleinen Übergängen auf den Landstraßen war ein Stopp nötig, Ausweiskontrolle. Kommt dies nun alles wieder? Vielleicht sind die Europäer mit ihrem eigenen Glück der letzten Jahrzehnte überfordert und suchen Lösungen für aktuelle Probleme im Rückzug auf alte Grenzen?

Museo Napoleonico, Rom, Italien Foto: Wolfgang Stöcker mit der Büste von Anna Dorothea von Kurlands Tochter Wilhelmine, hergestellt von Bertel Thorvaldsen

Museo Napoleonico in Rom, Italien / Foto: Wolfgang Stöcker mit der Büste von Anna Dorothea von Kurlands Tochter Wilhelmine, hergestellt von Bertel Thorvaldsen

In Europa existiert eine große Varietät an Sprachen und Kulturen. Sie sind alle verschieden und doch ähnlich. Wir Europäer besitzen soziokulturelle Klebstoffe, die uns allen bekannt sind!  Unter vielen anderen: Antike, Renaissance, Judentum und Christentum, Monarchie, Demokratie, Gotik, Barock, Aufklärung, Französische Revolution, Marx und Engels, ebenso der Kapitalismus!

Für Europa waren diese Bindemittel leider auch wiederholt Sprengmittel. Bis 1945 war Europa ein Kontinent ständiger Kriege und totaler Katastrophen. Mehr noch, die Europäer exportierten ihre Ideen über Jahrhunderte mal friedlich mal kriegerisch in alle Welt. Viele europäische Nationen installierten listenreich und sehr brutal koloniale Systeme auf anderen Kontinenten und dieser Kolonialismus ist noch gar nicht überwunden. Nicht verwundern darf es, wenn wir Europäer durch die außereuropäische Brille vielleicht auch danach beurteilt werden, ob sie ihre Werte denn auch leben. Alleine die Waffenexporte Europas in die Welt machen unsere „Werte“ angreifbar.

Die Wertediskussion ist anstrengend und doppelbödig. Wir sind nicht besser und nicht schlechter als alle anderen. Europa hat jahrhundertelang im Namen seiner Werte weltweit Unheil verbreitet und ist dabei oft genug unter die eigenen Räder geraten. Außerhalb Europas existieren ebenso Werte, die ebenso in der Lage sein mögen Dinge zum Guten zu wenden.

Wolfgang Stöcker schrieb: Auf dem Boden vor dem Tisch in Analogie zu meiner Probe aus Posterstein, dort ebenfalls am Tisch bzw. Stuhl im Salon. Die Probe wurde entnommen am 18.08.2018 gegen 12.00 Uhr, kleine etwas goldene Partikel, könnten von der Stuckdecke stammen. Die Staubentnahme war gar nicht einfach, immer fielen die Partikelchen von der Fingerspitze mit der ich die Körnchen aufnehmen wollte, eine Dame der Aufsicht schaute bedenklich, dann aber... funktionierte es!!!

Wolfgang Stöcker schrieb: Auf dem Boden vor dem Tisch habe ich Staub entnommen – in Analogie zu meiner Probe aus Posterstein, dort ebenfalls am Tisch bzw. Stuhl im Salon. Die Probe wurde entnommen am 18.08.2018 gegen 12.00 Uhr, kleine etwas goldene Partikel, könnten von der Stuckdecke stammen. Die Staubentnahme war gar nicht einfach, immer fielen die Partikelchen von der Fingerspitze mit der ich die Körnchen aufnehmen wollte, eine Dame der Aufsicht schaute bedenklich, dann aber… funktionierte es!!! (Foto: Wolfgang Stöcker)

Es mag naiv sein, wenn ich als „nach 1945“ geborener Mensch lange das Gefühl hatte: Menschen können aus ihrer Geschichte lernen. Menschen können eine bessere Welt bauen. Aber bis in die 1990er sah es in Europa wirklich so aus.

Momentan scheinen viele (fast) tot geglaubte Geister zurück zu kommen. Ich hoffe, dass es sich hier um temporäre Reflexe von Unsicherheit handelt und das Europa zu sich selbst und zu allen anderen Bewohnern dieser Erde ein freundliches, offenes und friedliches Verhältnis findet. Die  angesprochenen Bindemittel gehören wohl auf den Prüfstand und müssen auch mit außereuropäischen Bindemitteln neu gemischt werden. Es bleibt zu hoffen, dass Verbesserungen über Europa hinaus möglich werden. Isoliert, eurozentrisch ist nichts erreichbar.

von Wolfgang Stöcker zum Projekt #SalonEuropa

Wolfgang Stöcker ist Gründer des „Deutschen Staubarchivs“. Er arbeitet derzeit intensiv daran, aus in der Burg Posterstein gesammelten Stäuben und aus Wachsspenden aus der Region Skulpturen zu fertigen. Als studierter Historiker dokumentiert er dabei jeden Handgriff genau. Im Sommer 2019 wird seine „Staub-Kunst“ auf Burg Posterstein zu sehen sein.

Mehr lesen zu Berthel Thorvandsens Büste von Wilhelmine von Sagan

Künstler aus Köln sammelt Staub von Burg Posterstein

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 16. August 2017 von Museum Burg Posterstein16. August 2017

Wolfgang Stöcker vom Deutschen Staubarchiv in Köln bei der "Staubentnahme" im Bergfried der Burg Posterstein.

Wolfgang Stöcker vom Deutschen Staubarchiv in Köln bei der „Staubentnahme“ im Bergfried der Burg Posterstein.

Für ein Kunstprojekt im Jahr 2019 sammelte Dr. Wolfgang Stöcker auf Burg Posterstein Staub. Zu Hause in Köln betreibt der freischaffende Künstler das Deutsche Staubarchiv. In Posterstein machte er Fotos und hielt die Staubentnahme akribisch in seinem Tagebuch fest. In kleine Tüten verpackt und säuberlich mit Datum und Fundort beschriftet, nahm Stöcker den Burgstaub, in dem sich manchmal auch Bonbonpapier und tote Insekten befanden, wieder mit nach Köln. Vermischt mit Wachs sollen daraus Skulpturen für eine Ausstellung im Jahr 2019 im Museum Burg Posterstein entstehen.

Auf den „Staubkünstler“ Wolfgang Stöcker, der in Köln Geschichte und Kunst studiert hat, ist das Museum Burg Posterstein vor zwei Jahren durch eine Gruppe Kölner Kulturschaffender, die Herbergsmütter, aufmerksam geworden. Diese veranstalteten ihre Aktion #Kunstputz nicht nur in Köln vor Ort, sondern auch auf Twitter. Dort kam man ins Gespräch und das Museum Burg Posterstein sendete eine Staubprobe aus dem Verlies der Burg. Wolfgang Stöcker nahm die Probe in sein umfangreiches Staubarchiv auf. Die Idee für eine gemeinsame Ausstellung keimte bereits.

Ganz detailliert hält Wolfgang Stöcker fest, wo er welche Staubprobe unter welchen Umständen entnommen hat. Damit thematisiert er nicht zuletzt die museale Arbeit an sich - Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen gehören zu den Grundaufgaben eines Museums.

Ganz detailliert hält Wolfgang Stöcker fest, wo er welche Staubprobe unter welchen Umständen entnommen hat. Damit thematisiert er nicht zuletzt die museale Arbeit an sich – Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen gehören zu den Grundaufgaben eines Museums.

2017 nahmen Marlene Hofmann und Franziska Engemann vom Museum Burg Posterstein an der MAI-Tagung (Museums and the internet) in Bonn teil und besuchten auf dem Rückweg Wolfgang Stöcker in seinem Atelier in Köln Kalk. Im Gepäck hatten sie mehrere Postersteiner Staubproben, die seither – vermischt mit Wachs – zu kleinen Skulpturen gewachsen sind. Mitte August 2017 kam Wolfgang Stöcker nach Posterstein und fotografierte, dokumentierte und „entnahm“ weitere Staubproben.

Ist das Kunst oder kann das weg? – Der bekannte Spruch ist hier Dreh- und Angelpunkt

Wolfgang Stöcker schaut auf Dinge, die normalerweise niemand beachtet.

Warum sammeln wir das eine und ignorieren das andere? Wolfgang Stöcker schaut auf Dinge, die normalerweise niemand beachtet.

Die Philosophie dahinter wirft ein anderes Licht auf die menschliche Kultur und auf die Funktion von Museen – und thematisiert essentielle Fragen: Warum sammeln wir das eine und ignorieren das andere? Was ist es wert, für spätere Generationen bewahrt zu werden und was gerät für immer in Vergessenheit? Wie lange können wir alte Dinge erhalten, bevor auch sie irgendwann zu Staub zerfallen? Wolfgang Stöcker widmet sich in seiner Sammelleidenschaft den übersehenen Details – zum Beispiel dem, was sich zwischen Dielenritze 14 und 15 auf dem Turm der Burg über die Jahrzehnte angesammelt hat. In seinen haus- oder schreinartigen Wachsskulpturen gibt er dem Unförmigen eine neue Form.

Wachs-Spenden können zu Kunst werden

Für das Kunstprojekt kann man dem Künstler Wachs spenden. Das können Kerzenreste aller Art sein, gerne mit einer kleinen Notiz versehen, wann, wo und zu welchem Anlass die Kerze benutzt wurde oder warum sie nicht mehr gebraucht wird. All die sonst als nebensächlich betrachteten Details verarbeitet Wolfgang Stöcker zu etwas Neuem, das dann 2019 in die Sonderausstellung eingeht. Wachsspenden können im Museum Burg Posterstein, Burgberg 1, 04626 Posterstein abgegeben werden – oder direkt im Staubarchiv in Köln.

Links:

Deutsches Staubarchiv

Aktion #kunstputz der Herbergsmütter

Ostthüringer Zeitung über Wolfgang Stöckers Besuch in Posterstein

Von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

Geschichte & Geschichten

Das thüringische Museums Burg Posterstein bloggt seit 2011 über Geschichte und Geschichten aus Sammlung, Forschung und Museumsalltag.

IN ENGLISH: Since 2011 the German Museum Burg Posterstein writes stories about its collection, research and everyday life at the museum – here you find all texts in English.

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