Hallo! Ich bin Franziska Huberty, wissenschaftliche Mitarbeiterin hier im Museum Burg Posterstein und ich möchte heute die Frage klären: Was ist eine Weihnachtskrippe? Die Antwort darauf gibt es wahlweise im Video oder hier im Blogtext.
Eine Weihnachtskrippe ist die bildliche oder figürliche Darstellung der biblischen Weihnachtsgeschichte. Bei der Krippe steht das Futtergefäß der Tiere, in dem das Jesuskind gebettet wurde, als „Pars pro toto“ (das ist Latein!) für die gesamte Krippendarstellung. Die Krippe steht also als Teil eines Ganzen für das Gesamtgebäude samt Figuren, Gegenständen und Tieren.
Was gehört in so eine Weihnachtskrippe hinein?
Das möchte ich an Hand dieser spanischen Tonkrippe aus unserer Sammlung erklären. Daran sehen wir schon: Ganz wichtig ist das Heilige Paar und natürlich das Christuskind in der Krippe selbst – sie dürfen nie fehlen. Ansonsten sehen wir hier Ochse und Esel. Darüber hinaus gibt es in vielen Krippen Hirten mit Schafen und die Heiligen Drei Könige, die dem Christuskind dann Geschenke brachten. Oft kommen in Weihnachtskrippen auch Tiere vor, Schafe zum Beispiel, hier auch ein Hund und Vögel, die über die ganze Szenerie wachen.
Weißlasur-Krippe aus der Schweiz. (Krippensammlung, Museum Burg Posterstein, VI 24 K6/Ri).
Hier im Museum Burg Posterstein haben wir eine umfangreiche Krippensammlung. Die kann man jedes Jahr zum Teil im Museum selbst, aber teilweise auch online in unserer digitalen Ausstellung besichtigen.
Junge mit Lamm – Teil einer Keramik-Krippe aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein.
Erstmalig präsentierten wir unsere traditionelle Weihnachtskrippen-Ausstellung rein digital. Dabei entstand eine umfangreiche Schau, die nicht nur detaillierte Einblicke in unsere Krippensammlung gibt, sondern auch ausführlich inhaltlich auf kulturgeschichtliche Themen rund um Weihnachtskrippen und weihnachtliche Bräuche und Traditionen eingeht. Diese Vorarbeit soll nun den Grundstock dafür bieten, die Postersteiner Weihnachtskrippen-Sammlung auch langfristig digital zu präsentieren. – Ein Resümee.
Interaktiv und langlebig: Die digitale Ausstellung
Die Krippensammlung des Museums Burg Posterstein umfasst über 500 Einzelteile und wird kontinuierlich erweitert. Sie fußt auf mehreren Schenkungen privater Sammler, die ihre Krippen dem Museum übereigneten. In Posterstein gehört die jährliche Krippenausstellung schon seit Jahrzehnten zur festen weihnachtlichen Tradition.
Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge, mit vier Ebenen, ca. 1,20 Meter hoch, in einer der jährlichen Weihnachtskrippenausstellungen des Museums (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Digital erschlossen ist die Weihnachtskrippen-Sammlung bisher noch nicht, was nicht zuletzt den begrenzten personellen Ressourcen unseres regionalgeschichtlichen Museums geschuldet ist. Mit der Aufbereitung als digitale Ausstellung, die sich gleichzeitig an ein interessiertes Publikum richtet und einen Einblick in die Vielfalt der vorhandenen Krippen gibt, soll die Sammlung nun Schritt für Schritt auch online zugänglich gemacht werden.
Zur digitalen Ausstellung gehörte eine Papierkrippe zum Selberbasteln
Als Unterseite im Blog des Museums geht die digitale Ausstellung auf Hintergründe zu Weihnachtsbräuchen, der Sammlung und den Sammlungsstücken ein. Ein Herzstück der Ausstellung war der digitale Adventskalender, der jeden Tag ein anderes Tier aus einer der Weihnachtskrippen aus aller Welt im Mittelpunkt stellte. Darüber hinaus gab es weitere interaktive Elemente, wie beispielsweise die speziell für die Ausstellung gestaltete Postersteiner Papierkrippe zum Nachbauen, deren Elemente als kostenloses Download zur Verfügung stehen.
Durch Weihnachtskrippen-Ausstellung 50 Prozent mehr Blog-Besucher
Seit Ausstellungsbeginn am 29. November 2020 wurden die Seite und die Beiträge der digitalen Weihnachtskrippen-Ausstellung rund 4000 Mal aufgerufen. Der Blog des Museums, auf dem die Ausstellung läuft, verzeichnete in dieser Zeit rund 50 Prozent mehr Besucher als in den Monaten zuvor. Kuratorin Franziska Engemann eröffnete die digitale Schau im YouTube-Kanal des Museums. Die aufwändig recherchierten Beiträge teilte das Museum darüber hinaus täglich auf seinen Profilen Twitter, Instagram und Facebook, wo sich daraufhin sogar interessante Gespräche über weihnachtliche Traditionen und geschichtliche Hintergründe ergaben.
Während die Besucherzahlen des Museums 2020 Corona-bedingt um die Hälfte eingebrochen sind, blieben die Website-Besucherzahlen bei rund 600.000 Besuchen pro Jahr stabil. Insgesamt präsentierte das Museum Burg Posterstein 2020 drei digitale Ausstellungen – „#Schlössersafari virtuell, weltweit“, „Landschaft nach der Wismut“ und die Weihnachtskrippen-Ausstellung.
Digitale Ausstellungen sind in Deutschland derzeit keine Einnahmequelle
Weil auch das Museum Burg Posterstein 2020 und 2021 auf Grund des zweifachen langen Lockdowns große finanzielle Einbußen zu verkraften hat und haben wird, gibt es am Ende der digitalen Ausstellung die Möglichkeit, zu spenden. Leider machten nicht einmal eine Handvoll Menschen von dieser Möglichkeit der bequemen finanziellen Unterstützung Gebrauch, wodurch sich zeigt, dass es in Deutschland noch keine ausgeprägte Online-Spendenkultur gibt, auf die Kultureinrichtungen zurückgreifen könnten.
Das Lamm – Am Heiligen Abend schließt sich der Kreis. Unser letztes Tier im Adventskalender der Burg Posterstein ist das Lamm.
Einstückkrippe aus Glas (Sammlung Museum Burg Posterstein)
Das Schaf bzw. das Lamm gilt als traditionelles Opfertier. Jesus, dessen Geburt die Christen zu Weihnachten feiern, wird nicht nur als „guter Hirte“, sondern auch als „Lamm Gottes“ bezeichnet. Wie ein Opferlamm starb Jesus zu Ostern am Kreuz und nahm laut Dogma die Sünde der Welt auf sich. Daher ist Ostern eigentlich das wichtigere christliche Fest, Weihnachten wohl aber das allgemein beliebtere.
Als Beispiel für das Lamm soll uns heute eine Einstückkrippe aus Glas dienen.
Als Bonus gibt es diesen Jungen mit Lamm, der Teil einer Keramik-Krippe ist:
Junge mit Lamm – Teil einer Keramik-Krippe aus der Sammlung des Museums Burg Posterstein.
Und wer möchte, fängt vom Lamm zum Schaf mit unserem Adventskalender wieder von vorne an. Hier geht es zu Tierchen Nr. 1: Das Schaf.
Der Wolf – Einen Tag vor Heilig Abend wird es noch einmal schaurig! Vielleicht graut es dem einen oder der anderen, weil noch nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen sind, aber das ist hier natürlich nicht gemeint. Ein Schauer fährt uns über den Rücken, denn hinter unserem vorletzten Türchen versteckt sich der Wolf.
„Meister Isegrim“ hat einen schlechten Ruf und auch heute noch (bzw. wieder) ist er ein großer Streitpunkt. In Fabeln steht er für Gier und auch biblisch kommt nicht gut davon: Er steht für Bosheit und Zerstörung, für Irrlehren, geradezu für das Böse an sich.
Detail mit Wolf in der Papierkrippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek. Sie trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Diesen Charakter vertritt der Wolf auch in böhmischen bzw. tschechischen Papierkrippen oft. In dieser Darstellung funkeln seine Augen bedrohlich aus dem Mittelteil eines Triptychons, entworfen vom tschechischen Grafikdesigners Adolf Lachmann. Die Krippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Sie ist in vielerlei Hinsicht besonders. Zum einen handelt es sich um eine moderne Papierkrippe, zum anderen unterscheiden sich einige Figuren von traditionellen Darstellungen. Zwar sehen wir in der Mitte die Heilige Familie im Stall und auch die Verlagerung der Geburtsszene in eine andere, dem Künstler vertraute Umgebung ist keine Seltenheit. Doch anstelle der zu erwartenden Heiligen Drei Könige sind hier verschiedene Heilige abgebildet. Das gezeigte Dorfleben scheint sich in eine „gute“ und eine „böse“ Seite zu spalten. Auf der rechten Seite versteckt sich hinter einem Stein sogar der Teufel.
Diese Papierkrippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Heute wollen wir uns aber nicht mehr vor dem Wolf fürchten, sondern ihm gegenüber und kurz vor Weihnachten ein wenig Nachsicht zu Gute kommen lassen.
Der Karpfen – Heute tauchen wir ab in das stille Unterwasser-Krippenreich! Der Karpfen ist das Tier des Tages! Aber keine Sorge, Schwimmärmel und Taucherbrille werden nicht benötigt! Wir bleiben bodenständig, denn der Karpfen ist so freundlich und kommt für uns bei winterlichen Temperaturen an Land. Obwohl er das wohl nicht ganz freiwillig tut. Er wird von einem Jungen getragen und soll wahrscheinlich als „Weihnachtskarpfen“ auf der Festtafel enden.
Junge mit Karpfen in einer Papierkrippe, entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschienen im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Karpfen ist ein sehr beliebtes Gericht am Heilig Abend. Eine Schuppe des Karpfens soll man sich laut Brauch in die Tasche oder in die Geldbörse stecken. Denn das soll Geldsegen im neuen Jahr bringen.
Papierkrippe entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschien im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Der Karpfen, der im Mittelpunkt dieses Adventskalenders steht, ist aber noch nicht auf dem Teller gelandet und stellt uns daher heute diese Papierkrippe vor. Entworfen wurde sie vom Künstler Jiri Skopek und umfasst 25 Figuren bzw. Figurengruppen, zwei Tiergruppen mit Menschen und sieben Kulissen. Der Ausschneidebogen erschien im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Im Mittelpunkt der Szenerie steht ein großes Tier – Detail aus der Papierkrippe, entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschienen im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Die Szenerie spielt im Vorland des Riesengebirges, im heutigen Kurbad Lázně Bělohrad. Darüber thront die Wallfahrtskirche Hl. Peter und Paul. Die Figuren tragen Trachten, spielen fröhlich Musik und Tanzen für die Heilige Familie im Stall. Das Folkloreensemble, Chöre und verschiedene Orchester haben eine fast 70jährige Tradition in Lázně Bělohrad und erfreuen auch heute noch die dortigen Gäste mit Musik, Literatur und Kunst.
Unter dem großen Tier schauen Menschenfüße hervor! – Detail aus der Papierkrippe, entworfen vom Künstler Jiri Skopek, erschienen im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Unter den ganzen Menschen, Tieren und dem Karpfen fällt eine Figur besonders ins Auge. Eine Art riesiges Pferd oder Kamel tummelt sich schneeweiß in der Menge. Bei genauer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, dass sich unter dem weißen Fell, menschliche Füße befinden! Das Schauspielensemble hat hier seinen Auftritt. So besonders das Tier also aussieht, es ist doch ein wenig geschummelt und so bleibt unser Karpfen heute einmal der Hauptakteur.
Der Papagei – Wie versprochen, begrüßt uns heute noch einmal ein gefiederter Freund beim Öffnen des 21. Adventstürchens: Der Papagei! Ganz exotisch sitzt er auf dem Dach des Stalls und wirft einen Blick auf das Christuskind.
Diese Papierkrippe wurde vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta entworfen und erschien 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe).
Diese Papierkrippe wurde vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta entworfen und erschien 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe). Solche Papierkrippen waren besonders in Böhmen, Mähren und Schlesien beliebt, allerdings sind auch Exemplare aus Deutschland, Spanien, Italien oder Kroatien bekannt. Sie erfreuen sich in Böhmen auch heute noch großer Beliebtheit.
Schon im 17. Jahrhundert nutzte man Krippenfiguren aus Papier und Karton als Hintergrund für traditionelle Holz-, Ton- und Porzellankrippen, wo sie als Kulisse oder als Übergang zwischen der dargestellten Landschaft und dem Himmel dienten. Seit dem 18. Jahrhundert wurden auch reine Papierkrippen gefertigt und aufgestellt.
Ähnlich wie bei einer Theaterkulisse erhält die dargestellte Szenerie ihre Tiefenwirkung durch die Staffelung in Vordergrund, Hauptgeschehen und Hintergrund. Dem entsprechend wurden die Figuren vom Künstler angelegt und drapiert.
Papierkrippe mit Papagei – gestaltet vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta, erschienen 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe).
Der Papagei hat in dieser Krippe einen besonders guten Platz bekommen. Und bei genauerer Betrachtung entdecken wir sogar einen Elefanten im Hintergrund! Das ist eine freudige Entdeckung kurz vor Weihnachten! Mit Hilfe des Papageis hat das Museum Burg Posterstein den dritten Elefanten in der Krippensammlung entdecken können!
Die Katze – Alle Katzenliebhaber dürfen sich heute freuen! Gleich drei Samtpfoten verschönern uns heute den Tag.
Biblisch spielt die Hauskatze keine Rolle. Ihr großer Verwandter, der Löwe, hingegen schon. Als gefährliches Raubtier steht er für Bedrohung, aber im positiven Sinne auch für Mut und war daher ein beliebtes Motiv in der Kunst.
Aber mit einem Löwen haben diese drei Katzen eher wenig zu tun. Im Gegenteil: Ganz zahm zeigen sie sich als Teil einer großen Dorfgemeinschaft, die fröhlich die Geburt Jesu feiert. Wem diese Krippe nun bekannt vorkommt, der hat völlig Recht. Sie diente uns schon als Zusatzbeispiel bei Tier Nr. 17 – dem Schwein. Heute sollen unsere Samtpfoten diese wunderbare Papierkrippe aber noch einmal richtig vorstellen.
Papierkrippe von Jarmila Haldova (Sammlung Museum Burg Posterstein, Haldova-Papierkrippe)
Die Papierkrippe wurde von der tschechischen Künstlerin Jarmila Haldova entworfen und erschien als Ausschneidebogen unter dem Titel „Haldova“ im Konrad-Verlag. Sie umfasst insgesamt 37 Figuren, 28 Tiere, 30 Blumen und 7 Kulissenbilder. Die Krippe stammt aus Dobruska bei Hradec Kralove und zeigt ein traditionelles tschechisches Dorfleben. Als Schauplatz dient die Stadt Dobruska selbst mit ihrem Rathaus, der Kirche St. Wenzel und dem Markplatz mit der bekannten Mariensäule.
In der Papierkrippe von Jarmila Haldova gibt es auch Katzen (Sammlung Museum Burg Posterstein, Haldova-Papierkrippe)
Festzuhalten ist, dass unsere Katzen in der Szenerie den besten Platz genießen. Zwei von ihnen schauen aus den Fenstern des Wohnhauses, der hier als Stall dient, direkt auf die Heilige Familie.
Die Ziege – Die Ziege gehört neben den Schafen wohl zu den ältesten Nutztieren, die wir kennen. Sie diente als Milch-, Fleisch- und Felllieferant. In Weihnachtskrippen sehen wir sie allerdings nicht besonders häufig.
Ziege – Fragment einer Weihnachtskrippe (Sammlung Museum Burg Posterstein, VI 452 K6/Ri/FH)
Auch unsere heutige Ziege wirkt etwas verloren. Sie ist das Fragment einer Krippe, die wohl in Heimarbeit hergestellt wurde. Sie besteht aus ausgesägtem Holz, das mit bedrucktem Papier beklebt wurde. Der untere Bereich der Figur mit Bergwiese und kleinem Tannenbaum lässt darauf schließen, dass die Ziege Teil einer Krippe mit Berglandschaft als Motiv war.
Ursprünglich handelte es dabei wahrscheinlich um einen Ausschneidebogen aus Papier. Um die Figuren besser aufstellen zu können, wurden sie in Heimarbeit auf Holzplatten aufgeklebt und fein ausgeschnitten. Die Ziege kam als Teil einer ganzen Herde ähnlicher, einzelner Tiere ins Museum Burg Posterstein. Zusammen einsam, wurden sie zueinander gestellt und dienten als Dekoration für eine andere Krippe ähnlicher Art. Vielleicht war die Ziege ein Dachbodenfund oder eine Entdeckung auf einem Flohmarkt. Sie passte in die Szenerie, die der Sammler oder die Sammlerin zu Hause hatte. Sie gefiel und wurde zu all den anderen Tieren gestellt.
Und genau das macht unsere Ziege und ihre Leidensgenossen auch so interessant. Aus einzelnen Fragmenten verschiedener Krippen entstand in den privaten Häusern eine ganz neue Krippe. Nicht selten kommt es in Museen vor, dass sich in Schenkungen oder Übereignungen nur einzelne Fragmente bestimmter Exponate finden lassen. Häufig wurden diese in einen ganz anderen Zusammenhang gebracht. Unsere heute Ziege zeugt also nicht nur von einer bunten privaten Weihnachtstradition, sondern in gewisser Hinsicht auch von unserer alltäglichen Museumsarbeit.
Die Schnecke – Auch die kleinsten Tiere können zur Krippe kommen! Stellvertretend für alle vergessenen Wirbellosen kriecht heute ganz gemütlich eine Schnecke heran. In knalligen Gelb hat sie sich für ihren Auftritt auch richtig hübsch gemacht!
Teile einer von Kindern gestalteten Weihnachtskrippe (Sammlung Museum Burg Posterstein, VI 217 K6/Ri)
Diese kleine Schnecke ist Teil einer Figurengruppe mit 42 Einzelstücken. Darunter sind nicht nur so ungewöhnliche Tiere wie die Schnecke, sondern auch Palmen, die Schatten spenden und ein Korb mit frischen Eiern. So ein Krippenbesuch will eben gut geplant sein!
Die Heilige Familie mit Ochs und Esel in der von Kindern gestalteten Weihnachtskrippe (Sammlung Museum Burg Posterstein, VI 217 K6/Ri)
Hergestellt wurden diese vielen kleinen Figuren aus Modelliermasse. Sie bilden im wahrsten Sinne des Wortes eine Kinderkrippe, denn sie wurden von Kindern mit viel Liebe zum Detail als Bastelarbeit gestaltet.
Das Schwein – Heute kommt unser Adventstier im modernen Galopp und aus weiter Fern angetrabt – das Schwein. Das arme Tier hat in der Bibel keinen leichten Stand. Es gilt als unrein und eine Schweineherde dient Jesus bei einer Austreibung sogar als Gefäß für Dämonen (Mt 8, 28ff.)*. Beim Evangelisten Matthäus steht „Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Säue“ (Mt 7,6)*, was noch heute eine geflügelte Redewendung ist. Und zu allem Überfluss ereilt das Schwein jedes Jahr das üble Schicksal unfreiwillig als Hauptspeise beim Weihnachtsfest zu dienen. Denn Würstchen und Kartoffelsalat sind bei vielen Familien das traditionelle Essen am Heilig Abend.
Weihnachtskrippe aus Kapstadt, Südafrika (Sammlung Museum Burg Posterstein, VI 354 K6/Ri)
Da ist es nur recht, dass dem Schwein heute auch einmal ein Ehrenplatz in der Weihnachtskrippe zukommt und es zum „Glücksschwein“ wird. Entdeckt haben wir es in dieser Weihnachtskrippe aus Kapstadt, Südafrika. Gemeinsam mit Ochse, Esel und zwei Schafen erhascht es aus dem Stall heraus einen Blick auf das Jesuskind. Diese Krippe ist aus Holz gefertigt und wurde von Hand bemalt. Sie besteht aus insgesamt 11 Figuren und trägt die Signatur „Handmade and hand painted Cape Town South Africa“. 2005 kam sie nach Deutschland und wurde dem Museum Burg Posterstein übereignet.
Papierkrippe von Jarmila Haldova (Sammlung Museum Burg Posterstein, Haldova-Papierkrippe)
Kritiker könnten nun aber sagen: Alles schön und gut, aber das ist gar kein Schwein! Das ist eindeutig eine Kuh! – Wir haben noch ein Schwein in unserer Weihnachtskrippensammlung gefunden. In dieser großen Papierkrippe, entworfen von der tschechischen Künstlerin Jarmila Haldova und als Ausschneidebogen herausgegeben beim Konrad-Verlag.
Detail mit Schwein aus einer Papierkrippe von Jarmila Haldova (Sammlung Museum Burg Posterstein, Haldova-Papierkrippe)
Allerdings ergeht es diesem Schwein nicht besonders gut. Daher wollen wir dem zuerst beschriebenen Exemplar doch noch eine Chance geben.