Erstmals verschönt 2023 ein Weihnachtspfad in Nöbdenitz die Adventszeit. Beim Spaziergang durch den Postersteiner Nachbarort fallen schon bald weihnachtliche Tafeln, Märchenfiguren und liebevolle weihnachtliche Deko auf.
Startpunkt Weihnachtspfad: Dorfmitte
Der Weihnachtspfad beginnt in der Dorfmitte am ehemaligen Konsum (Dorfstraße 9 und 10). Dort steht nicht nur ein Spinnrad, gleich um die Ecke befindet sich auch der Briefkasten des Weihnachtsmanns. Noch bis 3. Advent können Kinder dort ihre Briefe, Wunschzettel und Fragen einwerfen.
Das Tolle daran: Alle Briefe werden alle beantwortet, wenn sie bis 17. Dezember 2023 eingehen.
Durchs Dorf führt der Weg über die Sprottenbrücke hin zum Sprotte-Erlebnispfad. Der führt vom alten Wasserschloss, vorbei am Teich mit dem Teehaus und entlang der Fischtreppe und einer Feuchtwiese. In der Weihnachtszeit trifft man hier auf Frau Holle, Rumpelstilzchen und das „Tischlein deck dich“. Mit Liebe zum Detail gestaltete Texttafeln geben Wanderern Rätsel auf und laden zum Singen ein.
An überraschenden Stellen schmücken Weihnachtskugeln den Wald und Weihnachtswichtel schauen zwischen Ästen hervor. Selbst eine Weihnachtskrippe ist dabei. Die letzte Station, Nummer 24 wie im Adventskalender, ist an den Hängebrücken.
Hier gibt es eine Übersicht über die 24 Stationen des Weihnachtspfads:
Die Idee zum Weihnachtspfad hatte Giesela Grimm aus Untschen. Die Nöbdenitzerin Nicole Bauch stürzte sich – unterstützt vom Ortsverschönerungsverein Nöbdenitz – mit Begeisterung in die Umsetzung. Der Ortsverschönerungsverein sammelte für den Weihnachtspfad im Vorfeld nicht mehr gebrauchten Baumschmuck als Spende. Weitere Deko-Spenden können an Station 24 an der Hängebrücke in eine Truhe gelegt werden.
Über hundert Weihnachtskrippen in einem Raum sind dort zu sehen. Manche sind so klein, dass sie in eine Streichholzschachtel passen und andere stellen ganze Landschaften in einem Holzfass dar.
Rückweg über den Holzmichelweg
Für den abwechslungsreichen Rückweg geht man entlang uriger Fachwerkhäuschen quer durchs Dorf und gelangt über den Holzmichelweg zurück zum Weihnachtspfad. Der Holzmichelweg schlängelt sich unter der historischen Autobahnbrücke hindurch hin zur sagenumwobenen Mönchsbrücke und trifft an den Hängebrücken wieder auf den Sprotte-Erlebnispfad bzw. den Weihnachtspfad.
In der Weihnachtszeit möchten wir Sie in Folge 7 unseres Podcasts LeseZEIT mitnehmen in den Berliner Salon der Herzogin von Kurland. Anhand von Gustav Partheys Jugenderinnerungen reisen wir ins Jahr 1806 in die stimmungsvollen Räume des kurländischen Palais Unter den Linden.
Wie immer können Sie diese Folge als Blogpost lesen oder als Podcast anhören:
„Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus.“
aus: „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff (1788–1857)
Und mit diesen berühmten Worten aus der ersten Strophe des Gedichtes „Weihnachten“ des Lyrikers Joseph von Eichendorff (1788–1857) beginnt unsere weihnachtlich-winterlichen siebten Folge der LeseZEIT mit Geschichte und Geschichten aus dem Museum Burg Posterstein.
Passend zur Jahreszeit tauchen wir heute gemeinsam in eine winterliche Geschichte ein, die uns Gustav Parthey (1798–1872) in seinen Jugenderinnerungen beschreibt. Vielleicht erinnern Sie sich an unsere dritte LeseZEIT-Folge, in der wir schon einmal mit dem Altertumsforscher und Buchhändler Gustav Parthey (1798–1872) im Jahr 1812 von Berlin zur Herzogin von Kurland nach Löbichau reisten?
Heute wollen wir mit dem jungen Parthey einen Winter in Berlin verbringen und besuchen dabei auch die Herzogin Anna Dorothea von Kurland in ihrem Salon, den Sie seit 1805 im „kurländischen Haus“ führte. Dort, im Palais Unter den Linden Nummer 7, verbrachte Sie oft die Wintermonate. Das Haus wurde um 1734 erbaut und diente im 18. Jahrhundert u.a. Prinzessin Amalie, der Schwester Friedrichs II., als Wohnstätte. 1805 ging es in den Besitz der Herzogin Anna Dorothea von Kurland über. Während der französischen Besatzung Berlins unter Napoleon I. bewohnte der französische Stadtkommandant das Palais. 1837 verkaufte die jüngste Tochter der Herzogin von Kurland, Dorothée, das Haus an Zar Nikolaus I., der dort die Russische Botschaft zu Berlin einrichtete. Nach nationalsozialistischer Nutzung seit 1942 wurde das Kurländische Palais im Februar 1944 bei den alliierten Luftangriffen auf Berlin zerstört. An seiner Stelle befindet sich aber noch heute die Botschaft der Russischen Föderation in Berlin.
Da wir in der dritten Folge der Lesezeit unseren heutigen Autor Gustav Friedrich Konstantin Parthey bereits vorgestellt haben, möchte ich Ihnen an seiner statt, kurz die Protagonisten unserer heutigen Episode nennen. Zu einigen der Personen liefert Parthey selbst eine Erläuterung. Zu anderen möchte ich gern noch ein paar Worte verlieren.
Neben dem Erzähler Gustav, um dessen Erinnerungen aus Jugendzeiten es schließlich geht, treten dessen Eltern – Hofrat Friedrich Parthey (1745–1822), einstiger Gesellschafter der Herzogin von Kurland, und seine Frau Charlotte Wilhelmine (1767–1803), älteste Tochter des Buchhändlers Friedrich Nicolai, auf. Zudem wird Gustav fast immer von seiner Schwester Lili Parthey und seinem Pflegebruder Fritz begleitet.
Fritz von Piattoli (1800–1849) war der uneheliche Sohn Johannas, der dritten Tochter Dorothea von Kurlands. Sein Vater war der Musikdirektor Arnoldi aus Sagan. Im Alter von zehn Jahren wurde er von der Baronesse Julie Vietinghoff, einer Hofdame und Begleiterin der Herzogin von Kurland, adoptiert. Seit 1808 wurde Fritz schließlich als Pflegekind in die Familie Parthey aufgenommen und lebte bis 1818 in deren Haus.
Auf Seiten der Kurländer finden neben der Herzogin Dorothea selbst, auch ihre Töchter Wilhelmine, Pauline, Johanna – hier Jeanette genannt – und Dorothée – im Laufe der Geschichte gern als „Prinzeßchen“ bezeichnet – Erwähnung. Besonderes Augenmerk sollte hier auf Prinz Konstantin, den Sohn Paulines geworfen werden. Konstantin oder besser vollständig: Friedrich Wilhelm Konstantin Hermann Thassilo von Hohenzollern-Hechingen (1801–1869), war das einzige Kind des Fürsten Friedrich von Hohenzollern-Hechingen (1776–1838) aus dessen Ehe mit Prinzessin Pauline Biron von Kurland (1782–1845), der zweiten Tochter Dorotheas. Der Bericht Partheys bezieht sich auf die Jahre nach 1806. Noch in der Obhut der Mutter, müssen wir uns den Erbprinzen des Hauses Hohenzollern-Hechingen also im zarten Alter von sechs oder sieben Jahren vorstellen.
Zum krönenden Schluss soll noch Madam Herz hervorgehoben werden. Bei dieser Dame handelt es sich um keine Geringere als Henriette Julie Herz (1764–1847), die einen der bekanntesten jüdischen Salons in Berlin führte. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Arzt Marcus Herz (1747–1803), etablierte Henriette Herz einen Doppelsalon in ihrem Hause, der sowohl den wissenschaftlichen Kreis um ihren Mann, als auch ihren eigenen literarischen Zirkel umfasste. Nach dem Tod ihres Mannes musste Henriette Herz ihre Gesellschaften einschränken und schloss sich u.a. dem Kreis um Rahel Varnhagen an. Auf den Vorschlag des Lyrikers und Finanzrats Leopold Friedrich Günther von Goeckingks (1748–1828) wurde sie nach einigem Zögern Englischlehrerin für die jüngste Tochter der Herzogin von Kurland und so ebenfalls Teil der Gesellschaft Dorotheas in Berlin.
Nun aber genug der Vorrede! Kommen wir zum eigentlichen Höhepunkt: Ein Winterbericht mit weihnachtlichen Episoden aus der Feder Gustav Partheys.
„Einen grellen Gegensatz zu den dunkeln einförmigen Winterabenden beim Grosvater Nicolai bildeten die glänzenden Gesellschaften bei der Herzogin von Kurland, wohin mein Vater uns nur in sehr seltnen Fällen mitnahm, weil er den richtigen Grundsatz hatte, daß für einfache, bürgerlich erzogene Kinder eine solche fürstliche Pracht nichts tauge.
Die Herzogin hatte sich nach dem Tode des Herzogs in Deutschland niedergelassen; sie lebte den Winter in Berlin, den Sommer auf ihrem Landgute Löbichau bei Altenburg. Ihr Mann, der letzte Herzog von Kurland, hatte sich entschlossen, da sein einziger Sohn gestorben war, sein Herzogthum i. J. 1795 an Rußland zu verkaufen. Der Preis war auf eine Million Dukaten festgesetzt worden, allein nach dem Tode des Herzogs (i. J. 1800) gerieten die russischen Abzahlungen allmälig in’s Stocken; alle Reclamationen waren umsonst; im Wege des Prozesses blieb gar nichts zu erwarten, und so erhielten denn die Erben, wie ich dies später aus dem Munde der Herzogin selbst erfuhr, statt eines Dukaten nicht mehr als 17 Silbergroschen.
Schon früher hatte der Herzog in Deutschland große Güterankäufe gemacht; in Schlesien erwarb er das Herzogthum Sagan, in Böhmen die Herrschaft Nachod, in Sachsen das Landgut Löbichau. In Berlin besaß die Herzogin ein schönes Haus unter den Linden No. 7, das in meiner Jugend allein mit dem Namen des kurländischen Hauses bezeichnet wurde. Sie richtete sich darin auf das geschmackvollste ein, und versammelte einen Kreis von allen Berliner Notabilitäten um sich.
Von den vier Töchtern der Herzogin erhielt die älteste, Wilhelmine, das Herzogthum Sagan; sie war zuerst an den französischen Prinzen Rohan, dann an den russischen Fürsten Trubetzkoi verheirathet. Die zweite Tochter Pauline heirathete den regierenden Fürsten von Hohenzollern-Hechingen, die dritte, Jeanette, den neapolitanischen Fürsten Acerenza-Pignatelli. Die vierte Tochter Dorothea lebte bei ihrer Mutter; sie war im Jahre 1806, als wir Kinder anfingen in das herzogliche Haus zu kommen, 13 Jahre alt und von wunderbarer Schönheit. […]
Wir Kinder verkehrten bei der Herzogin meist in einem Zimmer neben dem Salon. Eines Abends belustigte uns Fritz durch die Nachahmung der verschiedensten Thierstimmen, worin er eine große Virtuosität besaß. Er krähte wie ein Hahn, bellte wie ein Hund und miaute wie eine Katze. Dies alles wußte er anfangs so geschickt zu mäßigen, daß er hoffen konnte, im Salon nicht gehört zu werden; allein beim Blöken des Kalbes vergaß er sich so sehr, daß der unharmonische Ton weithin durch die Zimmer schallte. Ganz entrüstet und mit gerunzelter Stirn eilte mein Vater herein; er wurde aber bald durch Prinzeßchens [Dorothée] Schmeichelworte begütigt.
Eines Abends fanden wir bei Prinzeßchen eine nicht mehr ganz junge Frau von hoher Gestalt und von wahrhaft wunderbarer Schönheit. Wir erfuhren, es sei eine arme Jüdin, Madam Herz, von der die Prinzessin englischen Unterricht erhielt. Nie werde ich den Glanz dieser Erscheinung vergessen. Wenn die Prinzessin eine ideale jugendliche Figur, eine Hebe oder Venus darstellte, so konnte man Madam Herz einer Juno oder Proserpina vergleichen. […]
Eines Winters erhielt die Herzogin den Besuch ihrer zweiten Tochter, der Fürstin von Hohenzollern-Hechingen mit den Erbprinzen Konstantin, der ungefähr in meinem Alter war (geb. 1801, ⴕ 1869). Anfangs hatte ich einen großen Respekt vor ihm, und wagte bei meiner angebornen Zurückhaltung kaum, ihn anzureden. Als ich sah, daß er ein Mensch sei, wie alle andern, so faßte ich bald mehr Muth, und wir spielten sehr vergnügt zusammen. Weil aber allen Knaben die Kampflust angeboren ist, und sie ihre Kräfte gegen einander versuchen wollen, so kam es auch zwischen uns sehr bald zum Balgen und Ringen, das ich in der Schule zwar weniger als andre, aber doch geübt hatte. Dabei galt es nun als höchst unwürdig, gegen alles Kriegs- und Völkerrecht verstoßend, einander in den Haaren zu raufen. Ich setzte dies als stillschweigende Bedingung bei meinem fürstlichen Gegner voraus; da er indessen, als ich einmal im Vortheil war, mir in die Haare fuhr, so that ich dasselbe mit solcher Vehemenz, daß er in ein fürchterliches Geschrei ausbrach. Der ganze Salon eilte herbei, die Fürstin von Hohenzollern fand ihren Thronerben in Thränen, ich stand, einen Flausch seiner blonden Haare haltend, sehr verlegen daneben, und erwartete ein schreckliches Strafgericht. Aber o Wunder! nachdem ich die Sache wahrheitsgetreu erzählt, und der Prinz nicht läugnen konnte, daß er mir zuerst in die Haare gefahren sei, so ward ich von seiner Mutter mit Liebkosungen überhäuft, dafür, daß ich ihrem ungezogenen Sohn gezeigt, wie er sich nicht alles gegen andre erlauben dürfe. „Siehst du wohl, Konstantin“, so schloß sie ihren Sermon an den zerzausten Erbprinzen, „wer ausgiebt, der muß einnehmen!“
In diesem Winter schickte der galante Kaiser Alexander von Rusland der Herzogin zwei gewaltig große Spiegel aus einem Stücke mit prachtvollen goldnen Rahmen, vielleicht um sie über die ausbleibenden Geldzahlungen zu trösten. Mein Vater besorgte das Auspacken, und ließ sie vorläufig in einer Entrée des kurländischen Hauses aufstellen. Dies gab dem Prinzen Konstantin und mir die schönste Gelegenheit, uns recht oft und recht lange davor zu bewegen, und in Rüstungen aus Pappe gehüllt, davor zu exerciren. Als aber mein Vater eines Tages bemerkte, daß der Prinz mit seinem blechernen Säbel den kostbaren Platten in eine gefährliche Nähe kam, so fanden wir das nächste Mal das Zimmer verschlossen, und alle Bitten um Einlaß wurden von dem an Gehorsam gewöhnten Haushofmeister abgewiesen.
Zu Ehren des Besuches der Fürstin von Hohenzollern wurde in jenem Winter das Weihnachtsfest im kurländischen Hause mit besonderem Glanze gefeiert; ich erinnere mich sehr wohl, daß nur auf ganz besonderes Bitten der Herzogin mein Vater darin willigte, uns mitzubringen. Es ereignete sich dabei ein Unfall, der mich, wenn ich daran denke, noch immer mit Schrecken erfüllt. In den hellerleuchteten Sälen waren viele Tische mit bunten Weihnachtspyramiden und Geschenken aufgestellt, eine froh bewegte Gesellschaft wogte auf und ab. Die Herzogin Mutter, ja sogar –Großmutter strahlte im Schimmer einer unverwelklichen Schönheit, und konnte in vieler Hinsicht die Vergleichung mit ihrer Tochter wohl aushalten. Nie werde ich die seelengewinnende Freundlichkeit vergessen, mit der sie uns drei, meine Schwester, Fritz und mich zu den für uns bestimmten Tischchen hinführte, die mit allerhand werthvollen Geschenken bedeckt waren. Als Hauptstück stand auf meinem Tische ein kleines zweirädriges Wägelchen, inwendig mit einem Uhrwerk versehn. Wurde dieses aufgezogen, so fuhr der Wagen von selbst in der Stube herum. Diese eigne Bewegung eines unbelebten Körpers hatte für die Kinder etwas wunderbares, beinahe übernatürliches, und wurde von allen Seiten angestaunt. Jeder wollte das Uhrwerk aufziehn, um den Wagen noch einmal laufen zu lassen, und als zuletzt Prinz Konstantin etwas unsanft damit umging, so versagte die Feder und das schöne Spielzeug war verdorben.
Indem wir noch damit beschäftigt waren, gerieth mitten im Saale eine von den großen Weihnachtspyramiden in Brand; die Flamme, von dem leichten Holzwerk genährt, stieg mächtig leuchtend empor, und ein dicker brauner Qualm wälzte sich an der hohen Decke entlang. Das unmittelbare Hereinbrechen der Gefahr in die heiter geordneten und festlich geschmückten Prachtgemächer hatte etwas schauerliches, aber anfangs konnte der Gedanke, daß nicht allein die schönen, so eben erhaltenen Geschenke, sondern auch die Räume selbst vom Untergange bedroht seien, von der kindlichen Seele kaum gefaßt werden. Ich stand, den zerbrochenen Wagen haltend, ruhig neben meinen Aeltern, und betrachtete das überraschende, nie gesehene Schauspiel mit Erstaunen.
Indessen wurde das Uebel, noch ehe die Kunde davon in die andern Säle gelangen konnte, durch rasche Hülfe beseitigt. Der Haushofmeister war gleich mit den Lakaien zur Hand, die durch einige Flaschen Wasser das Feuer dämpften, und sehr bald die schwarz verkohlten, rauchenden Reste der Pyramide aus dem Saale forttrugen. Hatte der herrliche, rasch vorüberrauschende Anblick der auflodernden Flammen uns erfreut, so war die Verwüstung desto widerwärtiger, die durch Nässe und Schmutz auf dem schöngetäfelten Fußboden entstand. So oft nachher bei uns das Weihnachtsfest im frohen Familienkreise gefeiert ward, so verging selten ein Jahr, wo jenes frühen Jugendereignisses nicht gedacht worden wäre, indem wir den Vater oder die Mutter mit sorglicher Stimme sagen hörten: daß nur keine Pyramide in Brand geräth! […]
Von solchen Vorkommnissen erzählte ich ganz unbefangen meinen Freunden und Schulkameraden. Es fiel mir nicht ein, etwas besonderes daraus zu machen, daß unser Weihnachten bei der Herzogin von Kurland gefeiert sei, oder daß ich den Prinzen von Hohenzollern in den Haaren gerauft, aber bald wurde ich zurückhaltender, als ich hörte, daß ein Mitschüler beim Nachhausegehn zu einem andern sagte: der Parthey weiß sich recht viel mit seinen vornehmen Bekanntschaften! und der andre erwiederte: es wird wohl die Hälfte davon erfunden sein! Seitdem hütete ich mich wohl, jemals wieder etwas aus dem herzoglichen Zirkel mitzutheilen.“
Und die Moral von der Geschicht‘: Behalten Sie immer ihre brennenden Kerzen im Auge! Ein Rat, der damals genauso praktisch und aktuell war, wie heute noch. Und was lernen wir noch aus dieser kleinen Episode? – Kinder haben schon vor gut 200 Jahren Unsinn getrieben, waren auch einmal laut und haben nie das „Wesentliche“ an Weihnachten aus dem Blick verloren: Die Geschenke!
Und mit diesen Erkenntnissen möchte ich mich für dieses Jahr von ihnen, liebe Zuhörende, verabschieden. Sollten sie noch nicht gänzlich in Weihnachtsstimmung sein, empfehle ich ihnen einen Blick in unsere Weihnachtskrippenausstellung. In diesem Jahr unternehmen wir mit ihnen eine kleine Weltreise mit Weihnachtskrippen – von Europa nach Amerika, Asien und Afrika, zurück in hiesige Gefilde. Begleitet wird unsere diesjährige Auswahl an Exponaten von persönlichen Geschichten aus heutiger Zeit, aber auch von historischen Berichten. Und natürlich finden sie auch unseren Gustav Parthey dort wieder.
Das gesamte Team des Museums Burg Posterstein wünscht ihnen und ihren Familien eine besinnliche und schöne Weihnachtszeit und einen gesunden Start ins neue Jahr!
Das Lamm – Am Heiligen Abend schließt sich der Kreis. Unser letztes Tier im Adventskalender der Burg Posterstein ist das Lamm.
Das Schaf bzw. das Lamm gilt als traditionelles Opfertier. Jesus, dessen Geburt die Christen zu Weihnachten feiern, wird nicht nur als „guter Hirte“, sondern auch als „Lamm Gottes“ bezeichnet. Wie ein Opferlamm starb Jesus zu Ostern am Kreuz und nahm laut Dogma die Sünde der Welt auf sich. Daher ist Ostern eigentlich das wichtigere christliche Fest, Weihnachten wohl aber das allgemein beliebtere.
Als Beispiel für das Lamm soll uns heute eine Einstückkrippe aus Glas dienen.
Als Bonus gibt es diesen Jungen mit Lamm, der Teil einer Keramik-Krippe ist:
Und wer möchte, fängt vom Lamm zum Schaf mit unserem Adventskalender wieder von vorne an. Hier geht es zu Tierchen Nr. 1: Das Schaf.
Der Wolf – Einen Tag vor Heilig Abend wird es noch einmal schaurig! Vielleicht graut es dem einen oder der anderen, weil noch nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen sind, aber das ist hier natürlich nicht gemeint. Ein Schauer fährt uns über den Rücken, denn hinter unserem vorletzten Türchen versteckt sich der Wolf.
„Meister Isegrim“ hat einen schlechten Ruf und auch heute noch (bzw. wieder) ist er ein großer Streitpunkt. In Fabeln steht er für Gier und auch biblisch kommt nicht gut davon: Er steht für Bosheit und Zerstörung, für Irrlehren, geradezu für das Böse an sich.
Diesen Charakter vertritt der Wolf auch in böhmischen bzw. tschechischen Papierkrippen oft. In dieser Darstellung funkeln seine Augen bedrohlich aus dem Mittelteil eines Triptychons, entworfen vom tschechischen Grafikdesigners Adolf Lachmann. Die Krippe von Adolf Lachmann und Radim Dusek trägt den Titel „Lanspersky betlem, Christmas nativity scene“ und entstand 2011 in Usti nad Orlici.
Sie ist in vielerlei Hinsicht besonders. Zum einen handelt es sich um eine moderne Papierkrippe, zum anderen unterscheiden sich einige Figuren von traditionellen Darstellungen. Zwar sehen wir in der Mitte die Heilige Familie im Stall und auch die Verlagerung der Geburtsszene in eine andere, dem Künstler vertraute Umgebung ist keine Seltenheit. Doch anstelle der zu erwartenden Heiligen Drei Könige sind hier verschiedene Heilige abgebildet. Das gezeigte Dorfleben scheint sich in eine „gute“ und eine „böse“ Seite zu spalten. Auf der rechten Seite versteckt sich hinter einem Stein sogar der Teufel.
Heute wollen wir uns aber nicht mehr vor dem Wolf fürchten, sondern ihm gegenüber und kurz vor Weihnachten ein wenig Nachsicht zu Gute kommen lassen.
Der Karpfen – Heute tauchen wir ab in das stille Unterwasser-Krippenreich! Der Karpfen ist das Tier des Tages! Aber keine Sorge, Schwimmärmel und Taucherbrille werden nicht benötigt! Wir bleiben bodenständig, denn der Karpfen ist so freundlich und kommt für uns bei winterlichen Temperaturen an Land. Obwohl er das wohl nicht ganz freiwillig tut. Er wird von einem Jungen getragen und soll wahrscheinlich als „Weihnachtskarpfen“ auf der Festtafel enden.
Karpfen ist ein sehr beliebtes Gericht am Heilig Abend. Eine Schuppe des Karpfens soll man sich laut Brauch in die Tasche oder in die Geldbörse stecken. Denn das soll Geldsegen im neuen Jahr bringen.
Der Karpfen, der im Mittelpunkt dieses Adventskalenders steht, ist aber noch nicht auf dem Teller gelandet und stellt uns daher heute diese Papierkrippe vor. Entworfen wurde sie vom Künstler Jiri Skopek und umfasst 25 Figuren bzw. Figurengruppen, zwei Tiergruppen mit Menschen und sieben Kulissen. Der Ausschneidebogen erschien im Konrad-Verlag unter dem Titel „Skopek – Folkloristische Weihnachtskrippe“.
Die Szenerie spielt im Vorland des Riesengebirges, im heutigen Kurbad Lázně Bělohrad. Darüber thront die Wallfahrtskirche Hl. Peter und Paul. Die Figuren tragen Trachten, spielen fröhlich Musik und Tanzen für die Heilige Familie im Stall. Das Folkloreensemble, Chöre und verschiedene Orchester haben eine fast 70jährige Tradition in Lázně Bělohrad und erfreuen auch heute noch die dortigen Gäste mit Musik, Literatur und Kunst.
Unter den ganzen Menschen, Tieren und dem Karpfen fällt eine Figur besonders ins Auge. Eine Art riesiges Pferd oder Kamel tummelt sich schneeweiß in der Menge. Bei genauer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, dass sich unter dem weißen Fell, menschliche Füße befinden! Das Schauspielensemble hat hier seinen Auftritt. So besonders das Tier also aussieht, es ist doch ein wenig geschummelt und so bleibt unser Karpfen heute einmal der Hauptakteur.
Der Papagei – Wie versprochen, begrüßt uns heute noch einmal ein gefiederter Freund beim Öffnen des 21. Adventstürchens: Der Papagei! Ganz exotisch sitzt er auf dem Dach des Stalls und wirft einen Blick auf das Christuskind.
Diese Papierkrippe wurde vom tschechischen Maler und Illustrator Karel Franta entworfen und erschien 2014 im Granát-Verlag unter dem Titel „Velký betlém“ (Große Krippe). Solche Papierkrippen waren besonders in Böhmen, Mähren und Schlesien beliebt, allerdings sind auch Exemplare aus Deutschland, Spanien, Italien oder Kroatien bekannt. Sie erfreuen sich in Böhmen auch heute noch großer Beliebtheit.
Schon im 17. Jahrhundert nutzte man Krippenfiguren aus Papier und Karton als Hintergrund für traditionelle Holz-, Ton- und Porzellankrippen, wo sie als Kulisse oder als Übergang zwischen der dargestellten Landschaft und dem Himmel dienten. Seit dem 18. Jahrhundert wurden auch reine Papierkrippen gefertigt und aufgestellt.
Ähnlich wie bei einer Theaterkulisse erhält die dargestellte Szenerie ihre Tiefenwirkung durch die Staffelung in Vordergrund, Hauptgeschehen und Hintergrund. Dem entsprechend wurden die Figuren vom Künstler angelegt und drapiert.
Der Papagei hat in dieser Krippe einen besonders guten Platz bekommen. Und bei genauerer Betrachtung entdecken wir sogar einen Elefanten im Hintergrund! Das ist eine freudige Entdeckung kurz vor Weihnachten! Mit Hilfe des Papageis hat das Museum Burg Posterstein den dritten Elefanten in der Krippensammlung entdecken können!
Die Katze – Alle Katzenliebhaber dürfen sich heute freuen! Gleich drei Samtpfoten verschönern uns heute den Tag.
Biblisch spielt die Hauskatze keine Rolle. Ihr großer Verwandter, der Löwe, hingegen schon. Als gefährliches Raubtier steht er für Bedrohung, aber im positiven Sinne auch für Mut und war daher ein beliebtes Motiv in der Kunst.
Aber mit einem Löwen haben diese drei Katzen eher wenig zu tun. Im Gegenteil: Ganz zahm zeigen sie sich als Teil einer großen Dorfgemeinschaft, die fröhlich die Geburt Jesu feiert. Wem diese Krippe nun bekannt vorkommt, der hat völlig Recht. Sie diente uns schon als Zusatzbeispiel bei Tier Nr. 17 – dem Schwein. Heute sollen unsere Samtpfoten diese wunderbare Papierkrippe aber noch einmal richtig vorstellen.
Die Papierkrippe wurde von der tschechischen Künstlerin Jarmila Haldova entworfen und erschien als Ausschneidebogen unter dem Titel „Haldova“ im Konrad-Verlag. Sie umfasst insgesamt 37 Figuren, 28 Tiere, 30 Blumen und 7 Kulissenbilder. Die Krippe stammt aus Dobruska bei Hradec Kralove und zeigt ein traditionelles tschechisches Dorfleben. Als Schauplatz dient die Stadt Dobruska selbst mit ihrem Rathaus, der Kirche St. Wenzel und dem Markplatz mit der bekannten Mariensäule.
Festzuhalten ist, dass unsere Katzen in der Szenerie den besten Platz genießen. Zwei von ihnen schauen aus den Fenstern des Wohnhauses, der hier als Stall dient, direkt auf die Heilige Familie.
Die Ziege – Die Ziege gehört neben den Schafen wohl zu den ältesten Nutztieren, die wir kennen. Sie diente als Milch-, Fleisch- und Felllieferant. In Weihnachtskrippen sehen wir sie allerdings nicht besonders häufig.
Auch unsere heutige Ziege wirkt etwas verloren. Sie ist das Fragment einer Krippe, die wohl in Heimarbeit hergestellt wurde. Sie besteht aus ausgesägtem Holz, das mit bedrucktem Papier beklebt wurde. Der untere Bereich der Figur mit Bergwiese und kleinem Tannenbaum lässt darauf schließen, dass die Ziege Teil einer Krippe mit Berglandschaft als Motiv war.
Ursprünglich handelte es dabei wahrscheinlich um einen Ausschneidebogen aus Papier. Um die Figuren besser aufstellen zu können, wurden sie in Heimarbeit auf Holzplatten aufgeklebt und fein ausgeschnitten. Die Ziege kam als Teil einer ganzen Herde ähnlicher, einzelner Tiere ins Museum Burg Posterstein. Zusammen einsam, wurden sie zueinander gestellt und dienten als Dekoration für eine andere Krippe ähnlicher Art. Vielleicht war die Ziege ein Dachbodenfund oder eine Entdeckung auf einem Flohmarkt. Sie passte in die Szenerie, die der Sammler oder die Sammlerin zu Hause hatte. Sie gefiel und wurde zu all den anderen Tieren gestellt.
Und genau das macht unsere Ziege und ihre Leidensgenossen auch so interessant. Aus einzelnen Fragmenten verschiedener Krippen entstand in den privaten Häusern eine ganz neue Krippe. Nicht selten kommt es in Museen vor, dass sich in Schenkungen oder Übereignungen nur einzelne Fragmente bestimmter Exponate finden lassen. Häufig wurden diese in einen ganz anderen Zusammenhang gebracht. Unsere heute Ziege zeugt also nicht nur von einer bunten privaten Weihnachtstradition, sondern in gewisser Hinsicht auch von unserer alltäglichen Museumsarbeit.
Die Schnecke – Auch die kleinsten Tiere können zur Krippe kommen! Stellvertretend für alle vergessenen Wirbellosen kriecht heute ganz gemütlich eine Schnecke heran. In knalligen Gelb hat sie sich für ihren Auftritt auch richtig hübsch gemacht!
Diese kleine Schnecke ist Teil einer Figurengruppe mit 42 Einzelstücken. Darunter sind nicht nur so ungewöhnliche Tiere wie die Schnecke, sondern auch Palmen, die Schatten spenden und ein Korb mit frischen Eiern. So ein Krippenbesuch will eben gut geplant sein!
Hergestellt wurden diese vielen kleinen Figuren aus Modelliermasse. Sie bilden im wahrsten Sinne des Wortes eine Kinderkrippe, denn sie wurden von Kindern mit viel Liebe zum Detail als Bastelarbeit gestaltet.
Das Schwein – Heute kommt unser Adventstier im modernen Galopp und aus weiter Fern angetrabt – das Schwein. Das arme Tier hat in der Bibel keinen leichten Stand. Es gilt als unrein und eine Schweineherde dient Jesus bei einer Austreibung sogar als Gefäß für Dämonen (Mt 8, 28ff.)*. Beim Evangelisten Matthäus steht „Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Säue“ (Mt 7,6)*, was noch heute eine geflügelte Redewendung ist. Und zu allem Überfluss ereilt das Schwein jedes Jahr das üble Schicksal unfreiwillig als Hauptspeise beim Weihnachtsfest zu dienen. Denn Würstchen und Kartoffelsalat sind bei vielen Familien das traditionelle Essen am Heilig Abend.
Da ist es nur recht, dass dem Schwein heute auch einmal ein Ehrenplatz in der Weihnachtskrippe zukommt und es zum „Glücksschwein“ wird. Entdeckt haben wir es in dieser Weihnachtskrippe aus Kapstadt, Südafrika. Gemeinsam mit Ochse, Esel und zwei Schafen erhascht es aus dem Stall heraus einen Blick auf das Jesuskind. Diese Krippe ist aus Holz gefertigt und wurde von Hand bemalt. Sie besteht aus insgesamt 11 Figuren und trägt die Signatur „Handmade and hand painted Cape Town South Africa“. 2005 kam sie nach Deutschland und wurde dem Museum Burg Posterstein übereignet.
Kritiker könnten nun aber sagen: Alles schön und gut, aber das ist gar kein Schwein! Das ist eindeutig eine Kuh! – Wir haben noch ein Schwein in unserer Weihnachtskrippensammlung gefunden. In dieser großen Papierkrippe, entworfen von der tschechischen Künstlerin Jarmila Haldova und als Ausschneidebogen herausgegeben beim Konrad-Verlag.
Allerdings ergeht es diesem Schwein nicht besonders gut. Daher wollen wir dem zuerst beschriebenen Exemplar doch noch eine Chance geben.