Die Pandemie erfordert von uns allen: Geduld, Flexibilität, Mut und Kreativität. Das Museum Burg Posterstein musste 2020 von 15. März bis 15. Mai schließen. Danach konnten wir mit einem strengen Hygiene-Konzept wieder öffnen und erfreut feststellen, dass uns Tagestouristen und Stammbesucher nicht vergessen hatten und zahlreich besuchten. Seit 2. November 2020 befinden wir uns erneut im Lockdown. Ausstellungen und Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben, Online-Alternativen entworfen und umgesetzt werden und auch jetzt ist nicht sicher, welche der für 2021 geplanten Ausstellungen tatsächlich stattfinden können.
Zu keiner Zeit ist uns die Arbeit ausgegangen, denn Museumsarbeit umfasst weit mehr als die Ausstellungen, die im Haus zu sehen sind.
Einerseits haben wir in der Zeit der Lockdowns inzwischen drei Online-Ausstellungen und ein digitales Ferien-Programm zeigen können. Darüber hinaus haben wir im Lockdown und während der Öffnung unter Pandemie-Bedingungen mehrere verschiedene Formate für Ausstellungseröffnungen getestet (Livestream der Veranstaltung vor Ort mit begrenzter Teilnehmerzahl, Eröffnung per Live-Ansprache, Eröffnung per YouTube-Video, mehrtägige Eröffnung ohne festen Zeitpunkt, um den Besucherstrom zu entzerren).
Für 2021 plant das Museum Burg Posterstein vier Sonderausstellungen. Sobald wieder geöffnet werden darf, startet die Schau „Manege frei! – Das Lindenau-Museum Altenburg zu Gast auf Burg Posterstein“. Im Anschluss zeigt das Museum die Sonderschau #GartenEinsichten: „Wie der Garten, so der Gärtner“ – Gartenkultur als Spiegel der Gesellschaft. Die Ausstellung ist der Postersteiner Beitrag zur Ausstellungsreihe „Grünes im Quadrat“ der vier Museen im Altenburger Land (Lindenau-Museum Altenburg, Residenzschloss Altenburg, Naturkundemuseum Mauritianum und Museum Burg Posterstein). Zum 200. Todestag der Herzogin von Kurland stellt das regionalgeschichtliche Museum Burg Posterstein dann den Maler Ernst Welker in den Mittelpunkt der Ausstellung „Der Maler Ernst Welker im Salon der Herzogin von Kurland“. Denn Welkers Geschichte ist eng mit der der Herzogin verknüpft. Inhaltlich geht es nicht nur um Welkers Kunst, sondern auch um den Salon im nahen Löbichau und um das Reisen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Den Abschluss des Ausstellungsjahres bildet in der Adventszeit die traditionelle Weihnachtskrippen-Ausstellung.
Andererseits nutzen wir die Zeit und die im Rahmen von „Neustart“ erhaltenen Fördermittel zum Aus- und Umbau unseres Online-Auftritts: Mit Videos in Gebärdensprache, Texten in leichter Sprache, mehr Videos, größerer Schrift und höheren Kontrasten ist unsere Website barrierefrei geworden. Der Relaunch ist noch nicht vollständig abgeschlossen, denn derzeit folgt die kontinuierliche Überarbeitung aller Homepage-Texte. Mitgedacht wird dabei die Digitalisierung der Sammlung, immer in Verbindung mit Vermittlungsansätzen und Online-Ausstellungen wie beispielsweise im Hinblick auf die digitale Weihnachtskrippen-Ausstellung, die einen ersten Schritt zur Digitalisierung der Weihnachtskrippen-Sammlung darstellt.
Ein dritter Schwerpunkt unserer derzeitigen Arbeit liegt in der Planung des Neubaus des in den 1950er Jahren abgerissenen Nordflügels der Burg. Nachdem sich der Kreistag des Landkreises Altenburger Land als Eigentümer der Burg Posterstein im September 2020 zum Wiederaufbau bekannt hat, konnte nun das bereits vor längerer Zeit durch uns selbst erarbeitete Konzept und die dazu gehörige Planung beim Fördermittelgeber eingereicht werden. Wir sind zuversichtlich, dass die Realisierung in den nächsten drei Jahren erfolgen kann. Der Wiederaufbau des einstigen Repräsentationsflügels der Burg soll uns in die Lage versetzen, einen ganzen Bereich für moderne Vermittlungsformen bereitzuhalten, die Ausstellungen barrierefrei zu erschließen, den Service zu verbessern und nicht zuletzt unsere Sammlungen besser unterzubringen. Die Umsetzung dieses größten Bauvorhabens der Geschichte unseres Museums wird auf der Webseite in einer Art Bautagebuch dokumentiert.
Erkenntnisse aus der Pandemie
Wir sind als Museum finanziell abhängig von Eintrittsgeldern – das haben uns die langen Schließzeiten schmerzlich bewusst gemacht. Während die Besucherzahl vor Ort 2020 um die Hälfte eingebrochen ist, blieb die Zahl der Website und Blog-Besucher stabil. Experimente mit der Refinanzierung digitaler Angebote (z.B. durch Spenden-Buttons bei Online-Ausstellungen, die Möglichkeit beim Online-Einkauf über „Wecanhelp“ gratis zu spenden, etc.) wurden nur verhalten genutzt. Eine wichtige Erkenntnis aus der Pandemie ist für uns, dass die Beschaffung von Geldern zur Finanzierung unserer musealen Arbeit immer höhere Priorität bekommt. Das umfasst vor allem das Akquirieren von Fördergeldern und Spenden. Wir rechnen fest damit, dass weiterhin finanzielle Unterstützung vom Land Thüringen für die Museen kommt.
Wir gehen aktuell auch davon aus, dass wir das Museum frühestens im Frühjahr mit unserem bestehenden Hygiene-Konzept wieder öffnen können. Großveranstaltungen und Führungen in bisheriger Form werden sicherlich auch dann noch nicht wieder stattfinden können. Wir arbeiten dafür an neuen Konzepten für Führungen (z.B. Kuratoren-Videos in der Ausstellung, selbstgeführte thematische Touren durch das Museum) und an neuen Veranstaltungsformaten (z.B. Kombinationen aus Livestream und Präsenzveranstaltungen).
Digitale Ansätze tragen uns nicht nur durch die schwierige Pandemie-Zeit, sondern sind derzeit unser heißer Draht zu unseren Besuchern und Stammgästen. Unser intensives digitales Engagement hilft uns, mit unseren Besuchern in Kontakt zu bleiben, über unsere Pläne und Arbeit hinter den Kulissen zu informieren und uns nach dem Lockdown schnell und problemlos auch physisch wieder zusammenzubringen.
Bis es so weit ist, befolgen wir den Rat des Sachsen-Gotha-Altenburgischen Ministers Hans Wilhelm von Thümmel, der schon 1821 in einem Aphorismus schrieb:
Ungeduld quält sich und Andere, und weiß doch nur zu gut, daß Geduld der einzige Weg zum Ziel ist.
Ob Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Schriftstellerinnen, in der Geschichte oder der Moderne: Frauen spielen im kulturellen Gedächtnis eine wichtige Rolle, jedoch viel zu oft noch immer eine untergeordnete. Die Münchner Stadtbibliothek Monacensia im Hildebrandhaus lädt gerade zur Blogparade #femaleheritage, um die Rolle von Frauen in der Erinnerungskultur zur Diskussion zu stellen und herausragende Frauen in den Mittelpunkt zu rücken. Das Museum Burg Posterstein beteiligt sich mit Freude daran, denn ein großer Teil unserer Forschungsarbeit beschäftigt sich mit starken und kreativen Frauen des 18. und 19. Jahrhunderts, allen voran der Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761–1821). Dieser Beitrag widmet sich einer ihrer Weggefährtinnen: Der Schriftstellerin Emilie von Binzer (1801–1891), deren ganz eigene Erinnerungen noch heute eine wichtige Quelle unserer Arbeit sind.
Starke Frauen im Museum Burg Posterstein
Aus den Pariser Salons des 18. Jahrhunderts entstand in der Zeit der Aufklärung eine Kultur, die sich über ganz Europa ausbreitete. Sowohl adlige als auch gebildete bürgerliche Damen versammelten gewichtige Gäste um sich. Den Mittelpunkt dieser Musenhöfe und Salons bildete stets die Gastgeberin.
Berühmt ist der gesellschaftliche Zirkel um die Weimarer Herzogin Anna Amalia (1739–1807). Weitere bekannte Gastgeberinnen waren Madame de Staël (1766–1817) oder Madame Récamier (1777–1849) in Frankreich sowie Henriette Herz (1764–1847), Rahel Varnhagen (1771–1833) oder Dorothea Schlegel (1764–1839) in Berlin.
Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Löbichau – nur zwei Kilometer von Posterstein entfernt – zu einem solchen Zentrum des geistig-kulturellen Lebens in Deutschland. Der dortige Salon der Herzogin Anna Dorothea von Kurland gehörte zu den bekanntesten seiner Art. Die gebildete und agile Herzogin verfügte über ein erstklassiges Netzwerk in die höchsten gesellschaftlichen Kreise Europas und schaffte es, Künstler, Politiker und Gelehrte zusammenzuführen. Bedeutende Staatsmänner kannte sie persönlich. In der bewegten Zeit zwischen Französischer Revolution, Napoleonischen Kriegen und Wiener Kongress ermöglichte ihr dieses Netzwerk einen einzigartigen Einblick und Einfluss auf das Geschehen in einer Gesellschaft, in der selbst eine reiche Frau wie sie einen rechtlichen Vormund benötigte.
Aber nicht nur die Biografie Anna Dorothea von Kurlands ist beeindruckend. Die Lebensläufe ihrer ebenso weltgewandten Töchter, Enkelinnen und Pflegekinder und ihre vielfaltigen Kontakte, deren Ansichten, ihr Werk und ihr Wirken faszinieren gleichermaßen. Eine von ihnen ist die Schriftstellerin Emilie von Binzer.
Emilie von Binzer oder: Die Frau, die unter dem Pseudonym „Ernst Ritter“ schrieb
In diesem Beitrag soll nicht die Herzogin von Kurland im Mittelpunkt stehen, sondern ihre Enkelin Emilie von Binzer. Die spätere Schriftstellerin wurde als Emilie von Gerschau in Berlin geboren und war die Tochter eines illegitimen Sohnes des Herzogs Peter von Kurland (1724–1800). Ihr Vater Peter von Gerschau (1779–1852) erbte nach dem Tod des Herzogs ein ansehnliches Vermögen.
„Er heirathete, noch ehe er 21 Jahre alt war, ein unbemitteltes Mädchen von 15 Jahren, und die beiden Kinder wirthschafteten so gut zusammen, daß schon im Jahr 1806 das ganze Vermögen in den Wind gegangen war“, schreibt Emilie von Binzer später in ihrem Erinnerungsbuch „Drei Sommer in Löbichau“ (S. 2) über ihre Eltern.
Die Familie entschloss sich nach Kurland zu ziehen. Ihre Tochter Emilie ließ sie aber in der Obhut Wilhelmine von Sagans (1781–1839), der ältesten Tochter der Herzogin von Kurland. Emilie von Gerschau wuchs mit ihren beiden Pflegeschwestern Klara Bressler (die bereits 1818 starb) und Marie Wilson von Steinach (1805–1893) bei ihrer bewunderten und temperamentvollen Tante auf. Sie erhielt eine hervorragende Ausbildung, reiste viel und wurde so in das Salonleben und die höchsten Gesellschaften ihrer Zeit eingeführt. Schon in jungen Jahren lernte Emilie von Gerschau bedeutende Persönlichkeiten wie Fürst Metternich (1773–1859), Talleyrand (1754–1838) oder Zar Alexander I. (1777–1825) persönlich kennen.
Einige Sommer verbrachte sie gemeinsam mit ihrer Tante auf Schloss Löbichau. Im Salon ihrer Großmutter traf sie neben dem Dichter Jean Paul (1763–1825) unter anderem die Familien Körner und Feuerbach, den Verleger Brockhaus (1772–1823), die Schriftsteller Tiedge (1752–1841) und Elisa von der Recke (1754–1833) sowie den Archäologen und Schriftsteller Carl August Böttiger (1760–1835). Auch den Burschenschaftler, Schriftsteller und Journalist August Daniel Freiherr von Binzer (1793–1868), den sie 1822 im Schloss Sagan heiratete, lernte sie in Löbichau kennen.
Durch den Altenburger Hoforganisten Johann Christian Barthel (1776–1813) erhielt der Freiherr Zugang zum Löbichauer Salon. Unter anderem ist er Autor des bekannten Grablieds der Burschenschaft „Wir haben gebauetein stattliches Haus“. Seine Teilnahme am Wartburgfest 1817 verdarb Binzer eine möglicherweise grandiose Laufbahn und bereitete ihm ein Leben lang Schwierigkeiten. Durch die Gunst des Weimarer Herzogs litt er jedoch keine finanzielle Not. In Altenburg bearbeitete der Schriftsteller den ersten Band des „Enzyklopädischen Wörterbuches“, des späteren „Piererschen Universal-Lexikons“. Beim zweiten Band verwehrte man ihm die Arbeit jedoch aus politischen Gründen.
Nach der Hochzeit begann für das Paar ein unstetes Reiseleben durch viele Teile Europas, bis sie sich 1845 in Wien und später in Linz niederließen.
Auf Emilie von Binzers literarische Werke, die sie unter dem Pseudonym Ernst Ritter veröffentlichte, übten vor allem Personen und Erlebnisse der Zeit des Wiener Kongresses Einfluss aus. Ihre Dramen „Die Gauklerin“ und „Die Neuberin“ wurden 1846 am Wiener Burgtheater aufgeführt. Zwischen 1849 und 1870 unterhielt sie in ihren Häusern in Linz und Altaussee musische Kreise. Freundschaften verbanden sie mit den österreichischen Schriftstellern Adalbert Stifter (1805–1868), Franz Grillparzer (1791–1872) und besonders mit dem Dichter Christian von Zedlitz (1790–1862). Der musische Kreis um Emilie von Binzer in Linz und Aussee ermöglichte vielen Künstlern ihrer Zeit, eine kulturelle und soziale Atmosphäre zu erleben, die sich in schwierigen Umbruchszeiten erleichternd auf ihr Leben und Werk auswirkte. Nach dem Tod ihres Mannes zog Emilie von Binzer zu ihrem Sohn nach München, wo sie 1891 starb.
Zwischen Revolution, Biedermeier und „Drei Sommern in Löbichau“
Obwohl Emilie von Binzer nicht zu den bekanntesten Schriftstellerinnen ihrer Zeit gehörte, ist ihr Werk vielfältig und bildet die volle Breite der Themen und Einflüsse auf einen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts ab.
„Das Leben und Schaffen der Binzer umspannte die literarischen Epochen der Klassik, Romantik, Junges Deutschland, Biedermeier, Vormärz und Realismus“, schreibt Traute Zacharasiewicz in ihrer Monografie „Nachsommer des Biedermeier. Emilie von Binzer. Eine Freundin Adalbert Stifters“ (S. 107.)
Emilie von Binzers Werk thematisiert Freundschaft, Liebe und Leidenschaft, ebenso wie die sozialen und politischen Umwälzungen ihrer Zeit und frauenemanzipatorische Gedanken. Ihr Schaffen reicht von Erzählungen und Theaterstücken bis hin zu ihren Memoiren. In Bezug auf Frauen, Erinnerungskultur und auch im Hinblick auf den Forschungsschwerpunkt unseres Museums sind diese tatsächlichen Erinnerungen der Emilie von Binzer am interessantesten.
„Als ich im Sommer 1871 auf meinem Landhause in Aussee (Steiermark) anlangte, fand ich auf dem Tische zwei dicke Bände liegen mit der Aufschrift: ‚Jugenderinnerungen von Gustav Parthey, Handschrift für Freunde.‘ Das Packet war unter meiner Adresse mit der Post angekommen. Bei diesem Anblick durchzuckte es mich freudig, denn der Name auf dem Titelblatte gehörte nicht nur einem in weiten Kreisen geachteten Manne und gründlichem Gelehrten, sondern auch einem theuren Jugendfreunde, den ich viele Jahre nicht gesehen hatte, und mit dem ich überhaupt nur als junges Mädchen in regem Verkehr gewesen bin. Daß er mich nicht vergessen hatte, bewies mir dieses Buch – und welch ein Buch!“
Emilie von Binzer, Drei Sommer in Löbichau, Vorwort
So beginnt Emilie von Binzers Buch „Drei Sommer in Löbichau“, das 1877 in Stuttgart veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um ihre verschriftlichten Erinnerungen der Jahre 1819, 1820 und 1821, die sie mit ihrer Pflegemutter und Tante Wilhelmine von Sagan im Sommerschloss ihrer Großmutter Anna Dorothea von Kurland verbracht hatte. 50 Jahre nach den eigentliche Geschehnissen beschreibt sie Auszüge aus ihrer Jugendzeit, spricht über ihre Familie und über die Löbichauer Gäste, über besondere und weniger besondere Situationen des Salonalltags und gibt auf humoristische, unterhaltende und nicht selten ironische Weise einen ganz speziellen und persönlichen Einblick in das Leben der damaligen Zeit.
Den Anlass dafür beschreibt sie im Vorwort des Buches selbst: Die Jugenderinnerungen ihres alten Freundes Gustav Partheys, der oft selbst mit seiner Familie Gast der Herzogin war und wie Emilie damals zur eigenwilligen Jugend gehörte.
Emilie von Binzer ist sich in ihren Beschreibungen sehr wohl bewusst, dass Erinnerungen trügen können und ein Autor oft dazu neigt, dem Leser Dinge zu erzählen und zu erklären, die so nie gewesen sind. Sie versucht ein objektives Bild der Personen und Ereignisse zu zeichnen, wobei sie sich ihrer eigenen Meinung immer bewusst ist. Die Eigenarten und Charaktere beschreibt sie von verschiedenen Standpunkten und ist dabei nicht gewillt, zu beschönigen. Mit Kritik, einer guten Portion Selbstironie, aber immer mit Feingefühl gibt sie ihre Eindrücke wieder. Oft benutzt sie Zitate aus den Schriften anderer Autoren oder gibt Dialoge wieder, so gut sie sich daran erinnert. Entstanden ist ein persönlicher Rückblick auf drei Jahre einer erfüllten Jugendzeit und eine ehrliche Würdigung ihrer großen weiblichen Vorbilder: der Herzogin Anna Dorothea von Kurland und ihrer Tante Wilhelmine von Sagan.
Emilie von Binzers Werk galt lange Zeit – neben der 1823 erschienenen Biografie von Christoph August Tiedge und den Erinnerungen Gustav Partheys und Elisa von der Reckes – als wichtigste biografische Quelle zur Herzogin von Kurland.
„Den Spargel jeder gerne iszt, Emilie gar zu länglich ist.“ – Löbichauer Gäste in Karikaturen
Was Emilie von Binzers „Drei Sommer in Löbichau“ so wertvoll für die Forschung zum Salon der Herzogin von Kurland macht, ist ihre Nähe zur Realität. Ihre Beschreibungen sind zeitlich korrekt und decken sich mit denen anderer Quellen – natürlich immer mit Blick auf die persönliche Sicht Emilie von Binzers.
Im Jahr 2014 gelang es dem Museum Burg Posterstein mit finanzieller Unterstützung des Freistaats Thüringen und der Bürgerstiftung Altenburger Land ein Konvolut Zeichnungen zu erwerben. Aufbewahrt in einer grünen Halblederkassette, entpuppte sich der Inhalt als ausgesprochene Rarität: eine Sammlung von Portraitblättern, hautsächlich von der Hand des Malers Ernst Welkers (1784/88–1857), der den Sommer 1819 als Zeichenlehrer Emilie von Binzers in Löbichau verbrachte. Die von Ernst Welker portraitierten Personen gehören alle zum engeren Umfeld der Herzogin von Kurland und treten als Fabelwesen auf. Meist wählte der Künstler eine Tiergestalt aus, deren Kopf er durch ein Portrait der entsprechenden Person ersetzte. Doch: Mindestens eine der Zeichnungen stammt von Emilie von Binzer selbst. Nachweislich befanden sich diese kleinen kolorierten Zeichnungen, die immer in einem humoristischen Vers enden, 1871 noch in ihrem Besitz.
„Ich besitze eine Mappe, die klein Welckerchen in Löbichau mit Porträts der ihm zugänglichen anwesenden Gäste, meist in Thiergestalt, füllte; darunter stehen Fibelverse, die sich mehr durch gute Laune, ja Uebermuth, als durch Witz auszeichnen; die Mappe enthielt siebenundvierzig Blätter, die gelegentlichen Besucher aus der Nachbarschaft sind nicht darunter, nur solche, die wirklich in Löbichau wohnten; ich sondere diejenigen Personen aus, die erst nach den Universitätsferien eintrafen, mische dann die Blätter und nenne der Reihe nach einige der Gäste.“
Emilie von Binzer, Drei Sommer in Löbichau, S. 86
Auf den folgenden Seiten berichtet Binzer nicht nur über die dargestellten Personen, auch die Zeichnungen selbst werden beschrieben und stimmen mit den Originalen im Detail überein.
Momentan befindet sich ein Großteil dieser einzigartigen Zeichnungen im Depot des Museums. In hoher Auflösung sind sie auf Wikimedia Commons zu finden. Für 2021 plant das Museum Burg Posterstein eine Sonderschau zu Ernst Welker, seinem Leben und seinem Werk. Im Zuge dieser Ausstellung werden nicht nur der Künstler und die Herzogin von Kurland thematisiert, auch Emilie von Binzer wird eine wichtige Rolle spielen.
Zum Weiterlesen:
Emilie von Binzer: Drei Sommer in Löbichau, Stuttgart 1877.
Klaus Hofmann (Hrsg.): Salongeschichten. Paris-Löbichau-Wien, Posterstein 2015.
Traute Zacharasiewicz: Nachsommer des Biedermeier. Emilie von Binzer. Eine Freundin Adalbert Stifters, Linz 1983.
Es müssen nicht immer die prominenten Schlösser sein. Inspiriert von der aktuellenAusstellung „Versteckten Orte: Instagramer auf #Schlössersafari in Mitteldeutschland“ begaben sich einige Mitglieder des Museumsvereins Burg Posterstein am Ostermontag auf #Schlössersafari ins Erzgebirge. Dieser Landstrich fällt Schloss-Enthusiasten nicht unbedingt sofort ein, wenn sie die Objekte ihrer Begierde heimsuchen. Doch es lohnt sich – das sei schon vorweggenommen. Anregungen für Reiseziele gab es in den Wochen zuvor zu Hauf auf Instagram – über die Bilder, die unter dem Hashtag #Schlössersafari zur Ausstellung geteilt wurden. Die Ausstellung regt zum Selber-Erkunden an!
Unsere Tour begann in Wildenfels, südlich von Zwickau gelegen. Die Herren von Wildenfels residierten hier zunächst als reichsfreie Grafen. Entsprechend groß ist die Schlossanlage, die die kleine, gleichnamige Stadt Schritt für Schritt saniert. Wehrhaft auf einem Felsen thronend, wird das Schloss offenbar vielfältig genutzt: Malschule, Bibliothek, Museum und sogar wohnen darf man darin. Allerdings überlässt die Stadt das Museum einem Verein, der am Ostermontag nicht in der Lage war, die Museumstüren zu öffnen.
Also zogen wir weiter nach Stein. Hier trieb Ritter Kunz von Kaufungen sein Unwesen als er 1455 die sächsischen Prinzen Ernst und Albrecht aus dem Altenburger Schloss raubte. Etwas erinnert das Gebaren des heutigen Besitzers, der dem Burgmuseum nur aller zwei Stunden gestattet Besucher einzulassen, an dieses Erbe.
Wie im Bilderbuch ruht die Burg Stein am Rande der Zwickauer Mulde. Besonders die Oberburg bietet alle Elemente des mittelalterlichen Burgenbaus. Zwei Stunden wollten wir aber bis zum Einlass nicht warten und zogen deshalb weiter nach Schwarzenberg.
Dort fanden wir die Parkplätze überfüllt (und den Aufzug in die Oberstadt außer Betrieb), weil sich in der kleinen Stadt Alt und Jung auf einem Ostermarkt tummelte. Im sehr gut sanierten Schloss war das ganz anders. Dorthin hatten nur wir uns verlaufen. Allerdings fiel es uns auch nicht leicht, Informationen über die Vergangenheit des Schlosses zu finden. Dafür lernten wir manches über Waschmaschinen, Klöppeln oder die Schulgeschichte der Stadt.
Nun wollten wir weiter nach Wolkenstein, also ins Tal der Zschopau, wechseln. Plötzlich in Schlettau riefen alle Teilnehmer im Chor: „Halt ein Schloss“. So eine Entdeckung gehört natürlich zu den Höhepunkten einer Schlössersafari. Also nichts wie einen Parkplatz gesucht und Richtung Schloss gegangen. Schlettau ist sehr zu empfehlen. Auch dieses Ensemble ist sehr gut erhalten und bietet alle Elemente des klassischen Schlosses, das sich einst von der mittelalterlichen Burg in ein repräsentativeres und komfortableres Anwesen verwandelte. Zu bekommen sind im Inneren Informationen über die Natur des Erzgebirges. Ein Schlosscafé lädt zum Verweilen ein.
Auch Wolkenstein erreichten wir schließlich. 70 Meter über der Zschopau gelegen, scheint es sehr gut gesichert gewesen zu stein. Von der mittelalterlichen Anlage sind die Mauern noch gut zu sehen.
Die Burg Wolkenstein beherbergt ein Museum und Gastronomie. Fast täglich bietet eine Falknerei Vorführungen. Alljährlich zu Himmelfahrt wird Wolkenstein belagert von ritterlichem Volk. Bestimmt geht es dann so ähnlich zu wie in Posterstein zum Mittelalterspektakel zu Pfingsten.
Noch immer war die Safari nicht zu Ende. Zu reizvoll sind die Schlösser und Burgen entlang der Zschopau. In Scharfenstein ist Ausdauer gefragt. Dort heißt es den steilen Berg empor zu steigen. Aber man wird auf jeden Fall belohnt mit grandioser Aussicht, aber auch mit einem sehr interaktiven Museum, das sich zum Ziel setzt, vor allem Kinder glücklich zu machen. Beim Beobachten der Kleinen war unschwer zu erkennen, dass dieses Konzept aufgeht.
Langsam neigte sich der Tag zu Ende, sodass wir Schloss Wildeck in Zschopau erst nach der Schließung erreichten. Der Blick über die Mauern war leider spärlich, aber auch eine Einladung zum Wiederkommen oder zur nächsten Schlössersafari.
Wenn man sich darauf einlässt, verändern sich die Reiserouten je nach Interesse und Situation. Wenn man dafür offen ist, wird man mit neuen Erkenntnissen und Neuentdeckungen belohnt. Und man muss nicht einmal weit fahren, um Neues zu entdecken.
von Marion Dinger für den Museumsverein Burg Posterstein
Die Blogparade #SalonEuropa führten wir vom 23. September bis 23. Oktober 2018 als wichtigen Teil der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital durch. Im Rahmen der Ausstellung erhielten wir über 200 Meinungen aus 15 Ländern in Form von schriftlichen Kommentaren, Blogposts, Fotos, Video- und Audio-Statements, als Kunstwerk und natürlich auch im persönlichen Gespräch vor Ort. Alle bezogen sich auf die Frage „Was bedeutet Europa für mich…?“. In mehreren Teilen fassen wir den Diskurs zusammen: (1) Die Zusammenfassung der Gespräche am Salonabend, (2) der Kommentare, (3) der Video-Interviews, (4) der Blogparade und (5) ein kurzes Gesamtfazit.
Hintergrund:
Das Ausstellungsexperiment #SalonEuropa
Die Blogparade #SalonEuropa stand nicht für sich allein, sondern war eng verzahnt mit der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital, die im Museum Burg Posterstein zu sehen war. Mit dem Ansatz, den Dialog – vor Ort und im WWW – zum Mittelpunkt einer Ausstellung zu machen, betraten wir museales Neuland. Wir fragten „Was bedeutet Europa für dich?“ und stellten den aktuell fragilen Zustand Europas der Zeit zwischen Französischer Revolution und des Wiener Kongress gegenüber. Damals vor rund 200 Jahren befand sich Europa ebenfalls im Umbruch. In den Salons der adligen und bürgerlichen Damen diskutierte man gesellschaftliche Fragen und brachte politische Entscheidungen mit auf den Weg. Die Ausstellung experimentierte damit, wie ein solcher Salon – offen, die eigene Filterblase sprengend – heute aussehen und ob er eine adäquates Mittel der gesellschaftlichen Kommunikation sein könnte.
Der
#SalonEuropa war ein Versuch, Bürgern vor Ort und im Digitalen die
Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken zu Europa zu äußern und
darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. Dazu gab es einmal die
dynamische, mitwachsende Ausstellung selbst, in der bereits zu Beginn
über einhundert Meinungen zu Wort kamen. Darüber hinaus gab es die Projektwebseite,
die Blogparade, die Diskussionen im Social Web und drei
Veranstaltungen vor Ort. Die Blogparade mit ihren 75 Beiträgen
belebte den Diskurs in der Ausstellung wesentlich.
Ziel
der Blogparade #SalonEuropa war es, die Ausstellung vor Ort zu
bereichern und zu erweitern, die Idee der Ausstellung mit
Interessierten im Netz zu diskutieren, sich mit ihnen zu vernetzen
und dadurch der spannenden aktuellen Thematik eine große Reichweite
zu ermöglichen. Die Blogparade startete zeitgleich mit der
Ausstellung mit einem Aufruf
im Blog. Darin gab es nicht nur
Anregungen für Themen, sondern auch konkrete Infos zum Ablauf der
Blogparade.
Für
alle Meinungsäußerungen zur Ausstellung #SalonEuropa haben wir im
Vorfeld „Salonregeln“ festgelegt, die als Instrument dienen
sollten, eventuell unangemessene Beiträge außen vor zu lassen:
1) Äußern Sie Ihre Meinung höflich 2) Ihr Kommentar darf nicht gegen das Bürgerliche Gesetzbuch und die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland verstoßen 3) Äußerungen, die diesen Salonregeln widersprechen, können kommentarlos gelöscht werden.
Ziel
der Ausstellung und der Blogparade war es, ein möglichst breites
Meinungsbild zu erhalten, vielleicht sogar an der einen oder anderen
Stelle unsere „Filterblase“ des typischen Museumspublikums zu
durchbrechen.
Die Blogparade #SalonEuropa in Zahlen
Insgesamt
wurden 75 Blogposts von 62 Blogs aus sieben Ländern zur Blogparade
#SalonEuropa eingereicht. Wir haben sie zeitnah mit dem Aufruf
verlinkt, wenn möglich kommentiert, auf der Projekt-Website einzeln zusammengefasst und ausgedruckt in zwei dicken Ordnern in der
„Salonecke“ der Sonderausstellung auch für nicht internet-affine
Besucher zugänglich gemacht. Zum Ende der Blogparade waren das
mitsamt den Kommentaren 445 A4-Seiten Text in normaler Schriftgröße.
Beinahe das gesamte Team des Museums war während der Zeit der
Blogparade in diesen zeitintensiven Prozess eingebunden, denn oft
erreichten uns mehrere neue Blogbeiträge am Tag und die Diskussion
darüber dauerte manchmal bis spät abends. Das war eine intensive
Zeit, die uns den verschiedenen Bloggern näher brachte und die den
Diskurs in der Ausstellung wesentlich bereicherte.
Bisher
interagierte das Museum Burg Posterstein mit Bloggern vor allem auf
Twitter und Instagram sowie direkt in den Blogs, wenn beispielsweise
über das Museum geschrieben wurde. Die Beiträge verlinken wir auf
der Museumswebsite.
Aufgeschlüsselt nach uns bereits bekannten und noch unbekannten
Bloggern, kamen 33 der 75 Blogposts zur Blogparade #SalonEuropa von
uns noch unbekannten Bloggern. Die meisten der teilnehmenden Blogger
beschäftigen sich hauptsächlich mit Kultur, aber 11 Prozent auch
mit Reise und jeweils 2,3 Prozent mit Familie, Umwelt und einem
breiten Themenspektrum, das wir „querbeet“ getauft haben. Die
Blogger kommen aus 14 deutschen Bundesländern (allen voran aus
Thüringen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen) sowie aus
Österreich, den Niederlanden, Frankreich, Norwegen, Lettland und
Estland. Acht Blogposts steuerten Gastblogger bei, die sonst keinen
eigenen Blog führen. Das zeigt, dass wir mit der Blogparade
#SalonEuropa zwar einerseits unser eigenes Netzwerk im Kulturbereich
erreichten, aber durchaus auch uns noch unbekannte Zielgruppen
ansprechen und neue Netzwerke knüpfen konnten.
Die Themen der Blogparade #SalonEuropa
In den
vorangegangenen Zusammenfassungen haben wir die angesprochenen Themen
verschlagwortet, um einen groben Überblick über die Vielfalt der
Inhalte zu geben. Interessant ist auch der Vergleich der einzelnen
„Kanäle“ (schriftliche Kommentare, Salonabend, Videos,
Blogparade), denn es werden ganz unterschiedliche Themengewichtungen
deutlich.
Allein
der Blick auf die Grafik zur Blogparade zeigt, dass der Diskurs über
aktuelle Probleme hier in den Hintergrund trat und viele Blogger
einen anderen Ansatz wählten. Sie rückten Kultur und den
Kulturaustausch in Europa in den Mittelpunkt, bloggten über Europas
Geschichte, über ganz konkrete persönliche Erfahrungen mit Europa,
über das Reisen und die Bedeutung von Frieden, Sicherheit, Freiheit
und offenen Grenzen. Auch Umwelt- und Naturschutzthemen kamen zur
Sprache, ebenso wie Politik, gemeinsame Werte und Digitalisierung im
Kulturbereich.
Hier
wird auch die Natur des Bloggens deutlich: Blogs sind ursprünglich
persönliche Tagebücher, viele widmen sich einem Oberthema wie
Reisen, Umwelt, Geschichte, Kultur und natürlich muss auch der
Beitrag zu einer Blogparade zu diesem Thema passen, damit der Blogger
seine Leser anspricht.
Stimmen aus der Blogparade #SalonEuropa
Alle 75
Beiträge sind chronologisch auf der Projektwebsite kurz zusammengefasst und können dort auch ausführlich nachgelesen
werden. Sie sind am Ende dieses Beitrags noch einmal verlinkt. Ein
paar Themen, die viele Blogger bewegten, seien beispielhaft
herausgegriffen:
Europas
Wurzeln und aktuelle Politik
Europas
Geschichte oder einzelne Aspekte davon standen im Zentrum mehrerer
Blogposts. Dabei glich kein Text den anderen, es ging um Europas
Spuren in regionaler Geschichte und um aktuelle europäische Politik,
um die Tisch- und Heiratskultur des historischen europäischen Adels,
um das gemeinsame Erbe der Aufklärungszeit, von Humanismus und
Liberalismus und um Europas Verhältnis zum Fremdenhass. Nicht
zuletzt ging es um die Bedeutung der langen europäischen
Friedensperiode, in der wir uns befinden.
Probleme
lösen auf nationaler, europäischer oder besser gleich
internationaler Ebene?
Oft
wurde hervorgehoben, dass sich globale Herausforderungen auf
europäischer Ebene besser lösen lassen. Manchmal wurde aber auch
einen Schritt weitergegangen und darauf hingewiesen, dass für
verschiedene Bereiche (wie z.B. Digitalisierung, Klimapolitik) ein
globaler Blickwinkel noch sinnvoller wäre.
Europa
in Kunst und Kultur
Die
Rolle der historischen und aktuellen Kunst und Kultur, der
Architektur, Musik und Literatur für Europas gemeinsame Werte und
Traditionen und auf das persönliche Erleben Europas stellten viele
Blogger in den Mittelpunkt ihrer Texte. Und gleichzeitig ging es auch
darum, wie man das gemeinsame europäische Kulturerbe im Internet
frei zugänglich und teilbar machen könnte.
Reisen
durch Europa
Das
Reisen und Kennenlernen anderer europäischer Kulturen, ob per
Flugzeug, Wohnmobil, Fahrrad oder zu Fuß, ob mit Kindern, Partner
oder allein, faszinierte viele Blogger an Europa.
Ost-West-Sichten:
Ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Europa
Ein
besonders interessanter Aspekt der Blogparade waren für uns die
teilweise sehr unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen, die
Blogger in den verschiedenen Regionen Deutschlands und in den
verschiedenen Altersklassen mit Europa gemacht haben. Für viele ist
das europäische Miteinander eine Selbstverständlichkeit, nicht nur
für die jüngere, von Erasmus und Interrail geprägte Generation,
auch für die, die in Grenzregionen zu Frankreich, den Niederlanden
oder der Schweiz leben.
Gleichzeitig
war es ungeheuer spannend, die Erinnerungen an unterschiedliche
Erfahrungen vor und hinter dem ehemaligen „eisernen Vorhang“ zu
lesen. Denn mehrere Blogger schilderten ihre Erlebnisse an den
Ostgrenzen und ihre Zeit in der DDR-Diktatur ohne Reisefreiheit. Ein
weiterer Aspekt waren Blogposts über Projekte zu persönlichen
Migrationserfahrungen in und nach Europa. Und nicht zuletzt ging es
um die persönliche Bedeutung der europäischen Identität bzw.
Nationalität.
An
diesen Stellen, so unser Eindruck, bot die Blogparade die Chance,
Brücken zu bauen, einander zu verstehen und zuzuhören und
Erfahrungen auszutauschen.
Die Diskussion über die Blogparade #SalonEuropa
Die Ausstellung „#SalonEuropa vor Ort und digital“ und die darin integrierte Blogparade verstanden sich als ein Labor. Ausgehend von der historischen Salonkultur um 1800 sollten sie den Bogen schlagen in die heutige Zeit und zur aktuellen politischen Lage. Wie der Dichter Jean Paul anerkennend berichtete, durfte im Salon der Herzogin von Kurland jeder frei seine Meinung äußern, solange sie höflich vorgetragen wurde.
Analog
dazu wurde im #SalonEuropa Labor Besuchern vor Ort und im Digitalen
die Möglichkeit geboten, ihre Gedanken zu Europa heute zu äußern.
Auf einem großen Bildschirm in der Ausstellung und auf einer Website
kamen unter der Überschrift „Europa bedeutet für mich…?“ in
Videos, kurzen Statements und Blogposts unterschiedliche Meinungen zu
Europa zu Wort.
In
den Blogs selbst und in den sozialen Netzwerken bildeten die Texte
Grundlage für Austausch und Diskussion. Davon zeugen beispielsweise
über 360 Kommentare in den teilnehmenden Blogs und die große
Reichweite des Hashtags #SalonEuropa von 7 Mio Impressions auf
Twitter. Auch auf Instagram und Facebook kam es zu Gesprächen.
Dabei war es sehr unterschiedlich, wie viel Austausch in den einzelnen Blogs möglich war bzw. zustande kam. Der meistkommentierte Beitrag erhielt innerhalb weniger Tage 50 Kommentare, in denen sich die Leser angeregt über kulturelle Gepflogenheiten beim Besuch in fremden Wohnungen austauschten. Tendenziell scheinen Reise- und „Livestyle“-Blogger eine diskussionsfreudigere Leserschaft zu haben als beispielsweise reine Kultur- und Geschichtsblogs. In anderen Blogs kam gar keine Diskussion zu Stande. Offenbar haben manche Blogger im Zuge der DSGVO bzw. auch aus anderen Gründen die Kommentarfunktion deaktiviert.
Insgesamt
kann festgehalten werden, dass die Beiträge zur Blogparade sehr
homogen waren, es gab nur einen Beitrag, der „Europa“ im Sinne
der EU in Frage stellte.
Dieser
Beitrag stellt aus unserer Sicht eine Meinung dar, wie sie derzeit
von vielen Menschen vertreten wird und die nicht gegen unsere zuvor
aufgestellten Salonregeln verstößt, die Meinungsfreiheit und
Vielfalt zulassen. In der Einführung verweist der Autor darauf, dass
er zwischen EU und Europa unterscheidet und in der EU einen
„übergestülpten Machtapparat“ sieht. Es werden historisch nicht
haltbare Fakten vermischt, wenn z. B. Jugoslawien und die
Sowjetunion, die beide sozialistische Diktaturen waren, als Beispiel
für die EU herhalten müssen. Wie die globalen Probleme unserer Zeit
durch Nationalstaaten gelöst werden sollen, wird auch nicht klar.
Dieser Beitrag wurde von uns dennoch bewusst zugelassen, sind doch
solche oder ähnliche Meinungsäußerungen, wie schon gesagt in
Deutschland nicht selten zu hören. Insofern wäre eine Diskussion
über den Inhalt interessant gewesen. Dem Autor selbst war allerdings
nicht an einer Diskussion zum Thema gelegen. Der Blogbeitrag hat
keine Kommentarfunktion, auf Twitter und Facebook fand und findet
keine Interaktion statt.
Stattdessen
entzündete sich an diesem Blogpost eine Diskussion über das Für
und Wider, EU-skeptischen Meinungen ein Podium zu bieten.
Überraschend für uns war, dass sich nicht mit dem Inhalt des
Beitrags auseinandergesetzt wurde, sondern von Einzelnen unsere
Herangehensweise an das Projekt #SalonEuropa und gleich noch unsere
Kompetenz zur Durchführung eines solchen Projekts in Frage stellt
wurde. Die Kontroverse gipfelte schließlich darin, dass das Museum
dafür angegriffen wurde, diese Meinung in der Blogparade
veröffentlicht zu haben. Dass dies in Unkenntnis der Arbeit des
Museums, seiner Mitarbeiter, der parallel laufenden Ausstellung und der dort aufgestellten Salonregeln zur Meinungsfreiheit (siehe
oben) geschah, soll hier unbedingt erwähnt werden.
Denn der Vorgang bestätigte die These, dass in großen Teilen der
Gesellschaft die öffentliche kontroverse Diskussion nicht
miteinander geführt, sondern stattdessen übereinander gesprochen
wird. Diese Art der Diskussion bezeugt deutlich den breiten
gesellschaftlichen Diskurs, der sich derzeit in zwei Lager teilt:
Während die eine Seite der Meinung ist, dass Europa-kritischen
Stimmen keine Bühne geboten werden sollte (z.B. taz:
Ich möchte lieber nicht), vertritt
die andere die Ansicht, dass gerade durch Miteinanderreden die
aktuelle Spaltung Europas überwunden werden könnte (z.B.: dlf: Das
Problem mit der „Political Correctness“,
watson: Warum
es so gefährlich ist, dass so wenig über den Migrationspakt
informiert wird , dlf: Einmischung
in politische Debatten durch Historiker).
Ganz aktuell befasst sich Maria-Sibylla Lotter in DER ZEIT (Zeit Nr.51/13.12.2018) mit der Thematik „Wer darf was sagen? Wie kontrovers sollen Debatten sein?“ indem sie auf den Streit an der Universität Siegen eingeht (siehe auch: Mohamed Amjahid, Denken oder denken lassen?, Zeit, Nr.51/18, 5.12. 2018) Allerdings geht es dabei weniger um das Thema „Europa“, sondern zuallererst um den Umgang mit der „Neuen Rechten“.
Zusammenfassung
Insgesamt
zielte das Projekt #SalonEuropa neben
der Visualisierung in der Ausstellung vor Ort vor
allem auf das Gespräch mit allen, auch mit denen, deren Meinung
zwischen den Extremen liegt, die Europa
als bürokratisches Monster und nicht als Chance zur Bewältigung
nationaler wie internationaler Probleme sehen. Den Unzufriedenen
wollten wir genauso eine Stimme geben, wie denen, die Europa bereits
jetzt leben.
Insofern
ist festzustellen, dass genau dieser Austausch in der Blogparade
nicht erreicht werden konnte (was vielleicht auch nicht zu erwarten
war).
Trotzdem
haben die Meinungen und Gedanken aus der Blogparade die Ausstellung
vor Ort maßgeblich belebt und erweitert. Es wurden politische,
gesellschaftliche,
wissenschaftliche,
nicht nur auf den
Tag bezogene
Gedanken geäußert. Die Blogparade hat gleichermaßen die
Aufmerksamkeit für #SalonEuropa und vielleicht ein wenig für Europa
an sich erhöht. Schon allein dafür hat sich der Aufwand gelohnt und
das betrachten wir durchaus als Erfolg einer Kulturblogparade. Wir
jedenfalls konnten uns mit wirklich spannenden Bloggern vernetzten,
von denen wir einen viele vor der Blogparade noch nicht kannten.
Dafür sei allen gedankt.
Zum Schluss: Über Europa zu reden ist kein Selbstläufer
Spontan zu Wort meldeten sich nur wenige, oft diejenigen, die sich ohnehin schon engagieren oder die, die damit gleichzeitig auch eine Botschaft auf einem eigenen Kanal (z.B. Blog, Social Media-Account) an ein eigenes Publikum (ihre Follower) senden. Vielen Meinungsäußerungen gingen persönliche Gespräche vor Ort und digital voraus. Es gibt eine breite Masse, die die Ausstellung vor Ort oder digital mit Interesse verfolgte, sich lobend äußerte, aber keine eigene Meinung hinzufügte. Europa ist nicht schwarz-weiß und das Thema kein einfaches.
Der MDR -Twitterkanal für
Medien verfolgte #SalonEuropa regelmäßig. Wir versuchten auch
Thüringer Printmedien für die Thematik zu sensibilisieren, was
allerdings nur begrenzt gelang. Die Ostthüringer Zeitung
(Funke-Mediengruppe) berichtete oft über unser Projekt, allerdings
sprang der „Europafunken“ nie über. In
Thüringen finden 2019 Landtagswahlen statt und laut aktuellen
Wahlumfragen wären CDU, Linke und AfD mit jeweils wohl
rund 23 bzw. 22 Prozent der Stimmen die
stärksten Kräfte. Es ist also an der Zeit, zumindest darüber
nachzudenken, welche Position man selbst vertritt, tatsächliche
Probleme offen anzusprechen und ernst zu nehmen. Und Zeit,
miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wir haben ganz unterschiedliche Visionen für die Zukunft Europas
In
vielen Beiträgen kommen Zukunftswünsche und Visionen für Europa zu
Wort, die teilweise weit auseinander gehen. Diese Spaltung zieht sich
natürlich durch den gesamten Kontinent. Ein Lichtblick für uns: Der
Tonfall im #SalonEuropa blieb immer sachlich. Wir hatten den
Eindruck, dass man gerade in der Ausstellung vor Ort und auch in den
Social Media-Kanälen die Verschiedenheit der Sichtweisen zur
Kenntnis genommen hat. Für uns bildete das die Grundlage für einen
ausgewogenen Diskurs auf Augenhöhe.
Persönliches Fazit von
anderen: Die Idee, die Widersprüche und Probleme Europas
„Gerade die Unterschiede und
Widersprüche gehören zur Pluralität Europas“, betonte Reinhard
Laube, Direktor der
Weimarer Anna Amalia Bibliothek.
Mit der Idee Europas, was heute davon übrig ist und wie unterschiedliche Generationen dazu stehen, beschäftigten sich auch andere Posts. Viele kamen wie Kulturkramkiste zu dem Schluss: „Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen und Europa weiterzuentwickeln.“
Zusammengefasst von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein
Alle
Kurzfassungen der eingegangenen Blogposts auf einen Blick:
Für Klaus Graf sind Europa und europäische Zusammenarbeit zwar gut und wichtig, aber “kein Ersatz für Weltbürgertum”. Er möchte einen Schritt weitergehen und fordert – gerade im Kulturbereich – eine stärkere Zusammenarbeit, die über Europa hinausgeht. Warum gibt es kein weltweites Äquivalent zur Europeana oder zum Archivportal Europa? Hier geht es zum ganzen Artikel
Mikelbower
lädt bei Speyrer Brezel und Pfälzer Riesling zum gemütlichen und
kurzweiligen Gespräch in seinen virtuellen Wohnzimmersalon. Dort
führt er uns nicht nur nach Speyer, sondern auch quer durch die
europäische Geschichte. Dabei gibt es allerhand interessante
Details, die einiges über Europa aussagen, und wundervolle Ideen
dazu, was einer europäischen Zukunft noch fehlt. Hier
geht es zum ganzen Artikel
Christiane Nienhold nimmt uns mit auf einen sehr persönlichen Ausflug in ihre Jugend im geteilten Europa und erste Erkundungsreisen nach der Wende: “…es gab viel zu entdecken, was wir bis dahin nur aus Büchern oder dem Fernsehen kannten, und von dem wir kaum hatten hoffen dürfen, es jemals in der Realität zu sehen.” Für die Zukunft wünscht sie Europa, dass sich die Menschen ihrer Gemeinsamkeiten und ihrer Menschlichkeit besinnen. Hier geht es zum ganzen Artikel
Für
Anke von Heyl steht Europa auch für die Überwindung des Traumas des
2. Weltkriegs. In ihrem Blogpost schlägt sie den Bogen von der
Architektur der Nachkriegszeit bis zur heutigen ungewissen Zukunft
Europas. Als Symbol für Europa sieht sie das Berlaymont-Gebäude –
oder wie es auch gerne genannt wird, an das Berlaymonstre. Hier
geht es zum ganzen Artikel
Cindy
Hiller sucht in ihrem Blogpost nach Spuren, die Menschen aus anderen
Ländern Europas im “Hinterland”, in der Provinz hinterlassen
haben. Oft kommen dem Leser große Schlachten in den Sinn, doch
Europa steht für Cindy Hiller nicht für das “kopflose
Wegballern”, sondern für das genaue Gegenteil: für gemeinsames
Reden und für Frieden, der viel schwerer zu erreichen ist als Krieg.
Auf ihrem Weg führt sie uns an viele kleine, aber bedeutende Orte
und lockt mit dem Versprechen, diesen Bericht zu erweitern. Hier
geht es zum ganzen Artikel
Thomas Engst betrachtet in seinem Blogpost Europa aus Sicht des Naturschützers. Dabei garantiert die EU aus seiner Sicht erstmalig ein verbindliches Regelwerk, durch welches Lebensraumtypen, Tier- und Pflanzenarten einen länderübergreifenden Schutzstatus genießen. Perfekt ist das Konstrukt Europa bei weitem nicht, aber es birgt das Potenzial, besser zu werden. Hier geht es zum ganzen Artikel
The
Europeana Blog written by Dr Beth Daley takes a look at Europe from
the perspective of migrants. It shows an impressive collection of
very touching and personal migration stories from all over Europe.
Some of the authors feel safe, others lost; for some Europe means
music, for others freedom to travel. Read
the full article here
2018 is the European Year of Cultural Heritage. And so the article of Europeana tells how cultural heritage is shared digitally, why and to whom. The article comes to the conclusion that sharing of digital cultural heritage is important – to the cultural heritage sector and to all of humanity. Read
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Für die junge Barbara Fischer war Europa das Versprechen auf Frieden, Völkerverständigung, Wohlstand und Umweltschutz. Heute scheint sich Europa nach vielen Erfolgen zu einer Seifenblase zu entwickeln, die zu platzen droht. Welche Rolle, welche Bedeutung hat das europäische Kulturerbe – Hoffnung? Hier
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Ausgehend von den Schätzen der Weimarer Anna Amalia Bibliothek arbeitet sich deren Direktor Reinhard Laube in seinem Blogpost vor zu den Widersprüchen Europas: “Diese Pluralität der Perspektiven ist Europa. Sie ist nicht beliebig, und nicht harmonisch, bedeutet vielmehr Arbeit, auch Streit und bedarf allemal Formen der Vermittlung.” Sein Fazit: “Europäisch denkt, wer widersprüchliche Perspektiven anerkennt…” Hier
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Dr. Alexandra Hildebrandt spricht in ihrem Blogpost von der Kunst, immer wieder neu denken zu lernen. Lebenskünstler wie der Designer Azzedine Alaïa oder der Dichter Adelbert von Chamisso schafften es, sich stets neu zu erfinden. Kreativität geht einher mit Vernetzung, die auch beim Thema Digitalisierung hilft, neue Wege zu gehen. Hier
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Dr. Alexandra Hildebrandt nimmt in ihrem Blogpost die “Salonfähigkeit” unserer Gesellschaft unter die Lupe. Was zählt der Knigge in einer digitalen Welt? Auch im Netz sei Höflichkeit und Rücksichtnahme die Grundlage für Erfolg. Hier
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Bent Jensen vom Archäologischen Museum Hamburg weist auf Europas lange Geschichte der Migration hin: “Grund genug also, sich zu überlegen, was uns als Menschen an den Ort (in Europa) führt, an dem wir heute leben.” Das Archäologischen Museum Hamburg hat derzeit gleich zwei interessante Projekte, bei denen es persönliche Geschichten zum Thema Migration und Geschichte vor Ort sammelt. Hier
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In diesem Blogpost nimmt Dr. Alexandra Hildebrandt den Leser mit in die Welt der Wälder und ihrer Bedeutung für den Menschen im Laufe der Zeit. Das Holz der Wälder spielt für die Menschen eine so große Rolle, dass wir uns mit diesen “Wurzeln” beschäftigen sollten – auch im Sinne der Nachhaltigkeit und der Einsparung von CO2. Im Artikel werden einige interessante Initiativen und die passende Lektüre empfohlen. Hier
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“Europa – das ist für mich mit vielen positiven Gemütszuständen, sinnlichen Erfahrungen und schönen Bildern verbunden.”, schreibt Astrid Kahmen vom Blog Le monde de Kitchi und zählt eine unglaubliche Menge verschiedenster europäischer Einflüsse auf, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Europa als Quelle der persönlichen Inspiration. Ergänzt wird der Blogpost mit wunderschönen Europa-Collagen. Hier
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Die
Schlösser und Gärten Deutschland laden in ihrem Blogpost Europa an
einen Tisch. Kultur – besonders die höfische Ess-, Trink- und
Tischkultur – verbindet den Kontinent schon seit Jahrhunderten. Sie
zeigt, dass Europa ein bunter Kontinent ist, von Gemeinsamkeiten und
Gegensätzen, vom Austausch über und beim Genuss geprägt. Hier
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The Castles and Gardens Germany dive in their blog into European noble culture. Especially the courtly eating, drinking and dining culture has been connecting the continent for centuries. It shows that Europe is a colorful continent, characterized by similarities and contrasts, by exchange and enjoyment. Read
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Dr. Alexandra Hildebrandt weist in diesem Artikel auf die alte und neue Bedeutung der Romantik in Europa hin. “Schon die Frühromantiker setzten in Kriegs- und Krisenzeiten den leidvollen Erfahrungen des Umbruchs und der existenziellen Unsicherheit etwas Neues entgegen, indem sie neue Formen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens erprobten.” In Zeiten der Digitalisierung erlebe die Romantik eine Wiedergeburt. Hier
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Damián Morán Dauchez from MusErMeKu introduces us to the historical memory project “Stolpersteine”, or „stumbling stones“. Stolpersteine are square-shaped paving stones remind us of persons killed by the Nazis. The Article also tells about the discussion pro and against the project. Read
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Die
“Kulturkramkiste” gibt in ihrem Blogbeitrag einen ganz
persönlichen Einblick in ihr damaliges und heutiges Europa. Von der
europäischen Utopie im Kalten Krieg bis zur scheinbaren heutigen
Europaabkehr spricht sie über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und
visionäres Denken. Es ist Zeit, Verantwortung zu
übernehmen und Europa weiter zu entwickeln. Hier
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Fehlt
den Unternehmern heute der Anstand? In diesem Artikel schafft es Dr.
Alexandra Hildebrandt, die Geschichte der “ehrbaren Kaufleute”
von der Zeit der Hanse und der Fugger mit der Finanzkrise und den
Herausforderungen für “verantwortungsbewusste Unternehmer” heute
zu verbinden. Sie zeigt damit deutlich, dass manche Werte nicht
überholt sind, auch wenn sie auf eine lange europäische Tradition
bauen. Hier
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Wolfgang Stöcker, Jahrgang 1969, schreibt in seinem Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa, er kenne nur ein “Europa des Friedens”. “Was läuft seit einigen Jahren falsch?”, fragt er. “Wir Europäer besitzen soziokulturelle Klebstoffe, die uns allen bekannt sind!” Nur leider seien diese Bindemittel auch immer wieder Sprengstoff für das europäische Miteinander. Hier
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Der
Beitrag ist nicht nur dem schwedischen Schriftsteller Henning
Mankell, sondern den wirklich wichtigen Dingen gewidmet. Bleibt am
Ende nur unser (atomarer) Müll oder schaffen wir es, unsere
Erfahrungen und unsere Geschichte weiterzugeben? Eine Möglichkeit
gegen das Vergessen bietet das Projekt “Memory of Mankind” (MOM),
auch als Warnung für die, die nach uns kommen. Hier
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Mikel Bower weist in diesem Blogpost auf den Sternenweg (“Pilgern für den Frieden und ein weltoffenes Europa“) hin, ein Pilgerweg, der Deutschland und Frankreich verbindet. “Mainz, Speyer, Wissembourg. Ich pilgerte unwissentlich. Für den Frieden und Europa. Ich, das Heidenkind.” Wir sollten mehr gemeinsam spazieren gehen und dadurch Kulturen zusammenwachsen lassen, findet Mikel Bower. Hier
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Im Blog Museumsdinge geht es um den Umgang mit europäischer und polnischer Geschichte in polnischen Museen und in der Gesellschaft in Polen. Wie wird die Vergangenheit interpretiert und eingeordnet? Der Blick ins Nachbarland lohnt nicht zuletzt für ein besseres gegenseitiges Verständnis in Europa. Hier
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Auch
bei einem Rockkonzert kann Europa Thema sein und sogar ein
europäisches Gemeinschaftsgefühl erzeugt werden – zum Beispiel
bei U2. Wera Wecker vom Blog Kultur und Kunst berichtet vom
U2-Konzert in Hamburg und wie dort europäische Probleme und
Gemeinsamkeiten neben der Musik eine verbindende Rolle spielten. Hier
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“Der durchschnittliche Europäer besitzt etwa 10.000 Gegenstände.” Was sammeln wir, was bewahren wir für die Nachwelt und was bedeutet uns der physische Gegenstand im digitalen Zeitalter? Darum geht es in Dr. Alexandra Hildebrandts Artikel, der uns vom Heute über Alltagsgegenstände aus der DDR zu Goethes Sammelleidenschaft und zurück zum Alltag mitnimmt. Hier
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Im Blog Textile Geschichten geht es um eine vermutlich noch nicht endgültig geklärte europäische Alltagsfrage: Zieht man als Gast beim Betreten einer Wohnung die Schuhe aus oder behält man sie an? Nicht mal für Deutschland lässt sich das einheitlich beantworten. Andre Regionen, andre Schuh-Gewohnheiten. Hier
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Andrea nimmt uns mit ins Österreich der 1960er und 1970er Jahre und beschreibt, wie sie mit Europa in Kontakt kam. Wie sie später als EU-Gegnerin doch “Ja” ankreuzte. Und wie sie heute “Europa” ambivalent gegenübersteht. Sie lässt uns mit der Frage zurück: “Vielleicht also bin ich gar keine überzeugte Europäerin, sondern überzeugte Anhängerin historisch europäischer Ideen?” Hier
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“Der
Typ ist mir gleich aufgefallen. Ich habe ja durchaus einen Sinn für
attraktive Männer. In diesem Fall fasziniert mich aber weniger sein
Aussehen, sondern vielmehr das, was er tut.” – Im Landlebenblog
entlarven kleine Alltagsbeobachtungen in einem französischen
Supermarkt, wie unterschiedlich man Prioritäten setzt in zwei
Ländern, die so dicht beieinander liegen wie Frankreich und
Deutschland. Hier
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“Die
Xenophobie und später der Nationalismus und Rassismus sind Europa
schon seit langem ein treuer Wegbegleiter. Warum sollte sich das
plötzlich ändern?”, fragt Ralf Gabuschnig in Blog und in Podcast
und nimmt uns mit in die europäische Geschichte der
Fremdenfeindlichkeit von der Entstehung des Wortes Xenophobie über
die Kolonialzeit bis ins Heute. Hier
geht es zum ganzen Artikel und hier
zum Podcast
Für Silke Bicker vom Blog Erdhaftig sind die Vorteile eines vereinten Europas unübersehbar: gemeinsame Währung, offene Grenzen, Frieden. “Ich kenne bislang nur Frieden in Europa und möchte, dass das so bleibt. Gene Roddenberry erdachte viele technische Geräte für seine Drehbücher, die es heute bereits so oder so ähnlich gibt. Auf den Dritten Weltkrieg, in dem wir die Erde in einem Atomkrieg fast zerstören, verzichte ich liebend gerne.” Hier
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Damian Kaufmann spricht in seinem Blogpost über die gemeinsame Architektursprache Europas. Schon vor Jahrhunderten verband das Bauschaffen den Kontinent, auch wenn die politischen Konstellationen nicht immer so geeint erschienen. Architektur war und ist Ausdruck eines gemeinsamen Wertekanons, dessen man sich noch heute bewusst werden sollte. Hier
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Für Jens Bemme ist Europa ein großes Puzzle. In seinem Beitrag geht es um Honig, Radfahrerwissen und die bewegende Frage, seit wann Männer in Sachsen Hosen tragen und ob sie jemals Röcke trugen. Es geht um ein “Europa der Regionen” und um Fragen, die dazu einladen, andere kennenzulernen. Hier
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Ursula Ronnenberg gibt einen ganz alltäglichen Einblick in ein gelebtes Europa. Im Dreiländereck Belgien-Deutschland-Niederlande sind Grenzübergänge völlig normal und mit nationalen Unterschieden kommt man im täglichen Miteinander gut zurecht. Die drei Portemonnaies für drei Währungen braucht es nicht mehr, Grenzhäuschen sind für Kultur geöffnet – Europa ganz normal. Hier
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Passend
zum #SalonEuropa stellt das Lindenau-Museum Altenburg die Ausstellung
“Die einzig revolutionäre Kraft” vor. In den bewegten Jahren um
1918 und 1968 schlossen sich in Deutschland und Europa Künstler
zusammen, um mit ihrer Kunst die Vision einer neuen Gesellschaft zu
realisieren. Die Krise als Chance für Neues nutzen – dieser
Gedanke schlägt den Bogen bis in die Gegenwart. Hier
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“Der
Lehmofen” widmet seinen Blogpost der Liebe, Freiheit und der
sexuellen Vielfalt. Seit 2013 ist die gleichgeschlechtliche Ehe in
Frankreich gesetzlich verankert. Mit einem Blick ins alte
Griechenland und in die Zeit der französischen Revolution wird mit
einem Augenzwinkern erklärt, warum Hüte dabei vielleicht eine
wichtige Rolle gespielen haben. Hier
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Der
Landlebenblog nimmt uns mit auf einen Ausflug in das kleine Städchen
St. Die des Vosges in Ostfrankreich. Im Zweiten Weltkrieg völlig
zerstört, entspricht die Stadt vielleicht nicht dem typischen Bild
einer französischen Kleinstadt. Doch Europa sind die Menschen, ihr
Umgang miteinander und manchmal eine gute Tasse Kaffee. Hier
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The SOS_FernwehBlog is a blog for traveling and photography. In beautiful pictures is shown, how Europe can be seen: as history, wideness, darkness, or open gates. Take a look by yourself. Read
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Der Artikel von IchlebeJetzt wirft einen ganz persönlichen Blick auf das Gefühl der nationalen Zugehörigkeit. Ist eine Flagge nur ein Signalzeichen des Krieges? In vielen Ländern (wie Norwegen) gehört sie in den normalen Alltag, doch beim Anblick der deutschen Flagge, schleicht sich oft ein ungutes Gefühl mit ein. Aber warum? Hier
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Dr.
Alexandra Hildebrandt widmet ihren neuen Blogpost dem Zufall. In
manchen Bereichen erscheint die Unberechnbarkeit unbequem. Dennoch
bereichert der Zufall das Leben und ist Quelle für neue Ideen und
Innovationen. Hier
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Anja Kirchner-Kannemann von Kultur Geschichte(n) digital schreibt in ihrem Beitrag über ein ganz persönliches Europa. Sie schreibt von Liebe, die Kriegszeiten überwunden hat, von Familie, Freunden und einem Alltag ohne Ländergrenzen: Ein Europa der Menschen. Hier
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Für Peter Kovacs ist Europa zwar schön, die EU aber ein unsäglicher Verwaltungsapparat, der die Nationalstaaten und ihre wirtschaftliche Kraft einschränkt. Er findet, man muss gegen die EU sein dürfen, ohne als “Europafeind” zu gelten und trennt klar zwischen EU und Europa. Hier
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Fernwanderwege verbinden Europa und fördern den Austausch und die Vernetzung zwischen Menschen und Kulturen. Zusammenhalt durch Naturerleben über verschiedene Nationen hinweg ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor und Grund genug, die Fernwanderwege Europas vorzustellen. Hier
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Dieser Beitrag Dr. Alexandra Hildebrandts widmet sich der Kulturtechnik des Schreibens. Im Zeitalter der Digitalisierung scheint das Handgeschriebene immer mehr in den Hintergrund zu rücken. Dennoch entwickeln sich zunehmend Tendenzen, die das “schöne Schreiben” und die Kunst der Kalligraphie zu neuer Blüte reifen lassen. Hier
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Culture has never recognised any borders, and is a patchwork of various influences from all over Europe. Uldis Zarins takes Rundale Palace for an example: the most precious late baroque building in Latvia, built by an Italian artist (born in Paris), and formerly home of its German masters, the von Biron family. Culture is what makes us Europeans. Read
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Der
Beitrag von Vogtlandzauber wirft einen Blick aus dem Vogtland auf
Europa und die Region selbst. Das Vogtland kannte in seiner
Geschichte kaum feste Grenzen und profitiert noch heute vom Austausch
im Vierländereck. Dieser Austausch stärkt das Selbstverständnis,
bildet Identität und schlägt Brücken, auch über formelle Grenzen
hinweg. Hier
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For #SalonEuropa the Europeana Blog sends an article written by European Fashion Heritage Association, which tells how fashion plates have created and imagined European national identities. These plates travelled across the borders within Europe and beyond, and were not only used to describe fashion of a specific place or nation. Read
the full article herehttps://www.fashionheritage.eu/
For K’s VienNature Culturegram Europe is first of all a peaceful environment to live in: “I do not want a Europe that defines itself as a bulwark against the outside world. I know, there are great challenges to tackle, but I think this cannot be done with hypocrysy or misguided notions of self-interest.” Read
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Für die “Berlinerin in Frankreich” ist Europa ihr Kind, ihre Familie. Denn sie ist Mutter eines von über einer Million “Erasmus-Babys”: “Europa ist für mich meine Familie, mein Leben! Ohne ein vereinigtes Europa würde meine Familie nicht existieren. Durch ein verfeindetes Europa wäre sie bedroht.” Hier
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Ricarda Christina Hollweg vom Blog The Hidden Traces berichtet von ihrem Reisejahr 2018, das sie durch viele europäische Länder führte. “Ich möchte gerne andere dazu inspirieren, den eigenen Kontinent tiefer zu entdecken”, schreibt sie und folgt dabei unbewusst einigen der Reisewege der Herzogin von Kurland. Hier
geht es zum ganzen Artikel
Ricarda Christina Hollweg from the blog The Hidden Traces reports on her travel year 2018, which took her through many European countries. “I would like to inspire others to discover their own continent more deeply,” she writes, unconsciously following some of the Duchess of Courland’s itineraries. Read
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In ihrem Blogpost zur internationalen Heiratspolitik der historischen europäischen Oberschicht folgt die “Burgdame” den Spuren von Daisy von Pless (1873-1943), einer Salondame, die die wichtigsten europäischen Männer ihrer Zeit persönlich kannte, und Mathilde von Waldeck und Pyrmont (1801-1825). “Die internationalen Beziehungen Adeliger sind nur ein kleines Stück dessen, was Europa ausmacht. Für mich ist es aber ein sehr interessantes Stück europäischer Kultur. Wir haben viele Gemeinsamkeiten!”, schreibt “Burgdame”. Hier
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Helen Heberer und Raimund Gründler führen selbst einen Salon in Mannheim. In ihrem Gastblogpost zeigen sie die vielen Verschlingungen der europäischen Kulturwelt im Laufe der Geschichte auf. Sie sind der Meinung: “Es war nicht Abschottung, sondern intensiver Dialog und vielfältiger Kontakt in Kombination mit örtlichen Besonderheiten und geographischen Vorgaben, die unsere vielfältige europäische Kulturlandschaft hervorgebracht haben.” Hier
gehts zum ganzen Artikel:
T. Berg weist auf die Einzigartigkeit von Europas Geschichte hin: “1990 die deutsche Einheit, gefolgt von der europäischen Einheit. Europa ist ein Kontinent der Vielfalt in Einigkeit. Trotz aller Differenzen haben sich die europäischen Völker zusammengerauft. Hoffentlich dauert diese Erfolgsgeschichte noch lange an. Denn darum bin ich Eurovisionär!” Hier
gehts zum ganzen Artikel
Sehr persönlich erzählt Susanne vom Blog Leggiero flautato von ihrer Kindheit in der DDR, wo sie vom Reisen nur Träumen durfte. Sie vertritt die These, dass Kultur und Politik womöglich schon immer unabhängige Parallelwelten waren. Wir sollten uns aber nicht komplett in das Eine zurückziehen, damit das andere nicht untergeht: “Das politische Europa ist mehr denn je Aufgabe von uns allen, noch gibt es überwiegend Demokratie und selbstverständliche Übergänge zwischen dem kulturellen und dem politischen Europa. Hoffen wir, dass es lange so bleibt.” Hier
gehts zum ganzen Artikel
Rene von “Reens Blog” fasst seine Gedanken zu Europa so zusammen: “Denke ich an Europa, bin ich in erster Linie stolz auf unseren kleinen schönen Kontinent. Ich denke an verschiedenste Kulturen und Lebensweisen von Ost nach West und Nord nach Süd…. Und ist es nicht irgendwie schön, dass uns trotz der vielen Unterschiede eine kleine Flagge mit ein paar Sternchen im Geiste verbindet?” Hier
gehts zum ganzen Artikel
Europa ist nicht nur Kultur, auch Wirtschaft und Technik. Uns alle verbindet ein unsichtbares Netz, das für unseren Alltag aber essentiell ist, bloggt das Thüringer Museum für Elektrotechnik Erfurt. “Wir sollten jedoch alles dafür tun, dass nicht nur ein Stromnetz die Menschen in Europa verbindet, sondern vielmehr ein Netz demokratischer, freier, rechtsstaatlicher und selbstbestimmter Nationen!” Hier
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Für Ina vom Blog “Mit Kind im Rucksack” ist Interrail das “Schönste Symbol der Freiheit in Europa”. Einfach mit dem Zug durch 30 Länder Europas zu reisen, bedeutet Freiheit, wenn man in einem Land mit verschlossenen Grenzen aufgewachsen ist. Sie fordert: “Wir müssen uns alle anstrengen damit Europa seine Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit behält!” Hier
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Peter Soemers fühlt sich mit Europa verbunden, es ist schließlich seine Heimat. Er findet: “Europa ist nicht nur Politik!” Während er in der reichen Kultur Europas immer neue Inspiration findet, lässt ihn Europas Politik manchmal ratlos zurück und auf die Weisheit der sprichwörtlichen griechischen Eule hoffen, die seinen Beitrag zahlreich schmücken: “Wird manchmal kollektiv der Mensch vergessen? Ich kann es nicht so richtig beurteilen, wie gewissenhaft es da zugeht. Eule, wo bist Du?” Hier
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Für Kristin Oswald ist die Perspektive auf Europa viel zu kurz gegriffen. Ein “SalonWelt” wäre wünschenswert, so die Bloggerin: “Wenn man sich die Liste der deutschen Veranstaltungen zum Kulturerbejahr anschaut, steht zumindest auch hier die positiv-eurozentristische Perspektive im Fokus. Kaum findet man die negativen Seiten von Europa oder die individuellen Geschichten und Blickwinkel derjenigen, die europäisches Kulturerbe nicht aus der institutionellen Brille betrachten.” Hier
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Europa beginnt ganz lokal. Sabine Hofmann aus dem Postersteiner Nachbarort Nöbdenitz macht ihren Gastbeitrag zur Blogparade #SalonEuropa zu ihrer Stellungnahme zum Anschluss der Gemeinde Nöbdenitz an die Stadt Schmölln: “Wenn wir wollen, dass Europa gemeinsam agiert, was dringend geboten ist angesichts der Konflikte in der Welt, braucht es Demokratie von unten und Instrumente, die es den Bürgern ermöglichen, demokratisch zu handeln und tatsächlich mitzubestimmen.” Hier
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“Der Friedrich” erzählt in seinem Beitrag kleine Anekdoten, die für ihn Europa ausmachen. Darin kommt nicht nur ein schmuggelnder Großvater vor, sondern auch Begebenheiten, die zeigen, dass wir den Luxus genießen, in Europa frei unsere Meinung und Kritik äußern zu dürfen: “Ich weiß nur, dass seit es die EU gibt, man Kritik und Meinung sagen kann – gerade politischen Institutionen und Vertretern gegenüber. Ins Gesicht. Direkt.” Hier
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Das Lindenau-Museum
Altenburg rückt in diesem Beitrag die Tätigkeit Bernhard August von
Lindenaus als Wissenschaftler und Astronom in den Fokus. Dieser stand
als Minister und Wissenschaftler in Diensten der Herzöge von
Sachsen-Gotha- Altenburg und schaffte es zu Beginn des 19.
Jahrhunderts ein europaweites Netzwerk zu bekannten Wissenschaftlern
und Sternwarten aufzubauen. Hier
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Der Hin-Fahren-Blog berichtet über das Unterwegssein in Europa. Offene Grenzen ohne lange Grenzkontrollen, eine reiche Geschichte, Sicherheit, Frieden und Gespräche mit Menschen vieler Regionen und Länder, das macht Europa aus. In Europa ist ein Camper überall zu Hause. Hier
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Der Beitrag von Provinzmutti ruft zum konstruktiven Diskurs auf. Europa ist Frieden, eine Wertegemeinschaft, Veränderung und Mitgefühl, das wir uns leisten können und müssen. Europa ist auch Diskurs über Probleme und Ängste – damit Europa eines nie wieder ist: Krieg. Hier
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Das Deutsche Historische Museum fragt in diesem Artikel, was Europa heute wohl ohne die Erkundung, die Überquerung und die Eroberung der Meere und ohne den daraus resultierenden Austausch wäre. Als anschauliches Beispiel präsentiert uns das DHM die “Stadt im Meer”: Venedig, die sich sogar mit dem Meer verheiratete. Hier
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Wozu ist Europa da und brauchen wir es noch? – Ja, sagt LiveLifeGreen. Denn auch, wenn es nicht perfekt ist, steht Europa für Frieden, Natur- und Klimaschutz und es ist Zukunft. Doch an dieser Zukunft müssen sich alle beteiligen, mit Ideen, Engagement, auch mit Kritik, indem man Stellung bezieht und diskutiert – mit Herz und Verstand. Hier
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Martin Munke gibt in seinem Artikel einen Einblick in den “gelebten Raum” im Drei-Länder-Eck Sachsen, Tschechien und Polen. Auf wissenschaftlicher, künstlerischer oder politischer Ebene wird versucht, eine stetige Zusammenarbeit zu fördern. Dafür sind Projekte, viel persönliches Engagement und die Überwindung von Hürden aber noch immer notwendig. Hier
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Claudia Wagner “plaudert” in ihrem Beitrag über ein Europa ohne Grenzen. Dabei geht es nicht nur um Grenzübergänge, sondern auch um die Grenzen in den Köpfen. Denn ein Europa ohne Grenzen und ohne Grenzen im Kopf – das ist Freiheit. Hier
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“Varia, Curiosa Memorabilia” send a special article about Europe. It shows photographs of tombstones on old St. Marx Cemetery in Vienna. The stones tell their own tale, about the people, who died in Vienna, but were born all over Europe. Read
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Der Beitrag von Hélène Fuchs beginnt mit dem Bild der jungen Europa auf dem Rücken eines Stieres. Dieses Sinnbild aus der griechischen Mythologie wird noch heute benutzt, besonders dann, wenn es um Abgrenzung geht. Doch diese Definition durch Konflikt birgt ein Paradoxon, das überwunden werden muss, um in die Zukunft blicken zu können. Hier
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Christine Büring schreibt in ihrem Gastblog über Europa, Weltbürger und das “Deutschsein”. Denn was ist dieses “Deutschsein” überhaupt – Reisen und Erkunden ohne Neugier auf andere Menschen, Angst vor Neuem? Christine Büring gibt die Antwort, warum es ihr oft schwer fällt, “deutsch zu sein”. Hier
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Für den “Gin des Lebens”-Blog ist Europa eine bunte Reise voller Kontraste. Mal laut und bunt, mal ganz leise, mal die Suche nach Abenteuer, aber auch das Zurückkehren und Zu-sich-selbst-Finden. Europa kann auch eintönig sein und schwarz-weiß im Denken, doch vor allem ist es Vielfalt. Hier
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Andrea Hahn berichtet in ihrem Beitrag über die Literatur des ersten Weltkrieges, überwundene Schrecken und ihr ganz persönlich erlebtes Europa. Hier fand sie Freunde und Bekannte und kommt auch beruflich immer wieder mit Europa und seinem Kulturgut in Berührung. Es ist für sie Bewahrung von Frieden und Menschenwürde und ein wichtiger Auftrag. Hier
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Europa ist eine Idee, fast eine Art Glaubensbekenntnis, schreibt Nils Pooker und erläutert in seinem Blogpost die Zusammenhänge mit den Ideen des Humanismus und Liberalismus. Eine Idee darf aber auch kritisch diskutiert und hinterfragt werden: “Dazu gehört für mich aber auch die Notwendigkeit, in einer ohnehin total globalisierten Welt Europa als Teil dieser Welt zu sehen und nicht als Maß.” Hier
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Lisa vom Blog Lisa Begeisterung verbindet mit Europa das Miteinander, übt aber auch Kritik. “Es ist nicht selbstverständlich, dass der große Teil des Kontinents so lange ohne Konflikte auskommt und immer enger zusammenrückt. Vielmehr würde ich es als eine wichtigen Prozess bezeichnen, der bei Weitem noch nicht abgeschlossen ist, sondern für diese Idee muss ständig neu gearbeitet werden.” Hier
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Nöbdenitz ist bekannt für seine 1000-jährige Eiche.
Zunächst: Der Postersteiner Nachbarort Nöbdenitz ist überall, nicht nur in Thüringen oder Deutschland, sondern in ganz Europa.
Denn überall in Europa glauben seit Jahrzehnten Politiker, unterstützt von den immer selben Beraterfirmen, durch Fusionen von Gebietskörperschaften zu Kosteneinsparungen, höherer Leistungsfähigkeit und Wachstumsimpulsen zu kommen. Nie mussten diese Effekte nachgewiesen werden. Das wäre auch schwer – es gibt sie nämlich nicht, wie Sebastian Blesse und Felix Rösel in einer Veröffentlichung des IFO-Instituts München eindrücklich darlegten, nicht nur für Deutschland, sondern auch in Dänemark, den Niederlanden und anderswo ist das belegt.
Stattdessen gibt es Kosten, die unsere Demokratie zu tragen hat. Noch 40 Jahre nach der Gebietsreform in Baden-Würtemberg fühlen sich die Bürger der Ortsteile nicht den neuen Großgemeinden zugehörig oder gar unterdrückt. Die drittgrößte deutsche Flächenstadt ist Gardelegen. Mit über 40 Ortsteilen erstreckt sie sich über den gesamten vormaligen Landkreis. Wenn sich in Sachsen Städte oder Gemeindekonglomerate über 20 Kilometer und mehr ausdehnen, ist es kein Wunder, dass vermeintlich nur noch die Wölfe heulen und die Zurückgebliebenen zu einem großen Teil das Heil in populistischen Ideen suchen.
Erwiesen ist, dass Gebietsreformen zu zurückgehender Demokratiezufriedenheit, zu weniger Verbundenheit mit der Gemeinde und geringerer Wahlbeteiligung führen. Das ist auch kein Wunder, denn das Wissen über die Großgemeinde schwindet, die Gestaltungsmöglichkeiten ebenso.
Wenn wir wollen, dass Europa gemeinsam agiert, was dringend geboten ist angesichts der Konflikte in der Welt, braucht es Demokratie von unten und Instrumente, die es den Bürgern ermöglichen, demokratisch zu handeln und tatsächlich mitzubestimmen. Je kleiner die Einheit ist, desto direkter kann die Demokratie sein.
Ich bin gegen den Anschluss der Gemeinde Nöbdenitz an die Stadt Schmölln, nicht weil Schmölln schlecht oder gar böse ist, sondern weil den Bürgern der Gemeinde wieder ein Stück Demokratie und Selbstbestimmung verloren geht.
Woran liegt es also, dass Gemeinderäte, wie der von Nöbdenitz, freiwillig dafür stimmen, die Gemeinde aufzugeben, obwohl die meisten von ihnen den Bürgern bei der letzten Wahl das Gegenteil versprochen haben? Wenn man sie fragt, hört man: wir verwalten nur noch den Mangel und können nichts gestalten. Woraus resultiert der Mangel, wenn man bedenkt, dass im Moment die Steuereinnahmen kräftig fließen? Ja, es ist leicht zu erraten, der Fluss kommt nicht überall an, weil der ländliche Raum zwar kräftig mit Förderprogrammen bedacht wird, nicht aber mit kontinuierlichen Einnahmen, die die Selbstverwaltung untersetzen. Und warum ist das so? Weil man offenbar allerorten darauf hin arbeitet, genau diese unterste Ebene auszutrocknen. Dieser Verdacht könnte zumindest aufkommen.
Wird sich das durch eine Gebietsreform ändern? Klar – nein, denn der letzte Gestaltungsspielraum in der Gemeinde, in gemeinsamen Kraftanstrengungen mit den Bürgern Missstände zu beseitigen und zukunftsweisende Projekte zu initiieren, geht verloren. Es ist in genügend Studien erwiesen, dass die Kosten pro Bürger in großen Gemeinden genauso hoch sind wie in kleinen. Warum also bekommen die einen mehr Zuweisung als die anderen?
Die Befürworter der Gebietsreform verweisen auf die Vereine, die dann das öffentliche Leben aufrecht erhalten werden. Das ist ein Trugschluss, denn anders als gewählte Vertreter aller Bürger (Gemeinderäte), sind Vereine ihrer Satzung verpflichtet und verfolgen genau das darin festgelegte Ziel.
Die Nöbdenitzer Gemeinderäte beweisen keinen Mut. Sie wurden nicht gewählt, um die Gemeinde aufzulösen. Wenn sie dennoch zu diesem Entschluss kamen, hätten sie Demokratie von unten üben müssen und entweder die Bürger dazu befragen oder aber zurücktreten sollen.
Europa ist auch in Nöbdenitz. Wenn selbst in diesem kleinen Dorf Mitbestimmung nicht gelebt wird, wie soll das dann in einer so großen Organisation wie der Europäischen Union gehen.
Es ist schade, dass Thüringen angesichts der immensen Herausforderungen für unsere Demokratie keine neuen Konzepte zur Bewältigung der Unterschiede von Stadt und Land entwickelt und stattdessen auf die gestrigen Instrumente zurückgreift, die sich als untauglich erwiesen haben und politische Kosten ohne Ende verursachen. Im 21. Jahrhundert, im Zeitalter von Digitalisierung, sollten doch ganz neue Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit entwickelt und verfolgt werden, sollten neue Verteilungsmechanismen erprobt und die Basis der Demokratie gestärkt werden.
Das Elektromuseum Erfurt teilte seinen Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa per Facebook-Post. Damit auch nicht Facebook-Nutzer ihn lesen können, erscheint er auch hier als Gast-Beitrag. Die Blogparade nähert sich ihrem Ende – bis 23. Oktober 2018 könnt ihr noch teilnehmen. Wer keinen eigenen Blog hat, schickt uns einfach seinen Gastblogpost.
Ein Netz, das ganz Europa verbindet (Bildrechte: Thüringer Museum für Elektrotechnik)
Was verbindet die Menschen in Europa? Ein Netz! Ein Netz, welches alle Länder miteinander verbindet, welches bis in jeden Ort, in jedes Haus und jede Wohnung reicht. Wir alle brauchen dieses Netz, zum Leben, Arbeiten, Entspannen, Lernen ….. Ohne dieses Netz geht nichts mehr. Wir alle sind davon abhängig!
Dieses Netz ist noch nicht sehr alt. Die Anfänge reichen etwa 100 Jahre zurück. Damals entstanden zunächst kleine und dezentrale Netze, die immer mehr zusammen wuchsen und auch über Landesgrenzen hinweg zusammengeschaltet wurden. Zur Zeit der klugen und schönen Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761–1821) gab es dieses Netz noch nicht, und ein Leben war dennoch möglich.
Doch wir haben unser Leben mit diesem Netz eingerichtet. Unsere Kultur und der Erhalt des kulturellen Erbes ist ohne dieses Netz nur noch schwer vorstellbar. Von manchen Zeitgenossen wird es heutzutage bis aufs Messer bekämpft, wenn es z. B. aktuell erweitert werden soll. Gerichte werden bemüht, für viele Rechtsanwälte eine wahre ABM-Maßnahme.
Doch ohne dieses Netz scheint ein modernes Leben unmöglich. Denn es versorgt uns mit einem Medium, was man nicht sehen, riechen oder schmecken kann. Dieses Medium kann aber unter Umständen zugleich lebensrettend, wie auch lebensgefährlich sein.
Wer auf dieses Medium persönlich verzichten möchte, sollte einfach für eine Woche die Sicherungen an seinem Stromzähler herausschrauben, sich somit von diesem Netz trennen und beobachten, was dann passiert: Der Kühlschrank taut ab und alle Lebensmittel verderben, wenn sie nicht schnell genug verzehrt werden. Waschmaschine, Fernsehempfänger, Radio, Computer, Internet, Facebook oder andere Soziale Medien funktionieren nicht mehr. Smartphone und Notebook können nicht mehr geladen werden. Bei Dunkelheit ist Kerzenlicht angesagt. Petroleum gab früher und es roch unangenehm. Der elektrische Herd bleibt kalt. Die elektrische Umwälzpumpe der Zentralheizung funktioniert nicht und damit auch die gesamte Heizung nicht. Jeder mag nun seiner Phantasie freien Lauf lassen, wie er mit einer solchen Situation umgeht, wenn in seinem Haus oder seiner Wohnung der Strom abgestellt ist.
Dieses Netz, das kontinentaleuropäische Verbundnetz, verbindet sämtliche europäischen privaten, öffentlichen und industriellen Stromabnehmer synchron mit allen Stromerzeugern in diesen Ländern. Es sorgt für Stabilität, Versorgungssicherheit und sichert wirtschaftliches Handeln und letztlich unseren Wohlstand, sowie den Erhalt des gesamten europäischen kulturellen Erbes! Auskunft über die aktuelle Situation im Europäischen Verbundnetz gibt die Netzfrequenz, die 50 Perioden je Sekunde oder anders gesagt 50 Hz beträgt: https://netzsin.us oder http://www.netzfrequenzmessung.de Den letzten Stromausfall mit europaweiten Folgen gab es am 4. November 2006.
Wir sollten jedoch alles dafür tun, dass nicht nur ein Stromnetz die Menschen in Europa verbindet, sondern vielmehr ein Netz demokratischer, freier, rechtsstaatlicher und selbstbestimmter Nationen!
Helen Heberer und Raimund Gründler von LeseZeichen Mannheim senden uns ihren Gast-Beitrag zu unserer Blogparade #SalonEuropa. Mitmachen könnt ihr bis 23. Oktober 2018. Wer keinen eigenen Blog hat, dessen Artikel veröffentlichen wir gern wie diesen hier als Gastbeitrag hier im Blog.
Als der Kurfürst von Bayern die Münchner Theatinerkirche errichten ließ, beauftragte er mit Planung und Umsetzung den Architekten und Baumeister Agostino Barelli aus Bologna. In seiner norditalienischen Heimatstadt hatte dieser sein Handwerk bei seinem Vater erlernt und bereits eine Kirche errichtet. Ab 1662 schuf er dann mit den Kenntnissen und Erfahrungen, die er aus seiner Heimat mitbrachte, in München das erste Bauwerk des Hochbarocks nördlich der Alpen. Der barocke Baustil hatte nun auch die deutschen Lande erreicht, nachdem er sich zuvor von Rom kommend bereits nach Frankreich und England verbreitet hatte.
Anders vollzog sich Jahrhunderte zuvor die Verbreitung der Gotik. Hier liegt der Ursprung in Frankreich und die Kathedralen von Saint Denis unweit von Paris und von Sens (Burgund) aus der Mitte des 12. Jahrhunderts gelten als die ersten Kirchenbauten in diesem Stil. Wandernde Handwerker und Baumeister trugen ihr Wissen von Baustelle zu Baustelle, von Land zu Land. Knapp 30 Jahre später hatte die Gotik England erreicht und Anfang des 13. Jahrhunderts wird in Deutschland mit dem Magdeburger Dom der erste gotische Kirchenbau in Angriff genommen. Der rege Austausch hielt an, Vorbild für den Kölner Dom waren beispielsweise die Kathedrale von Amiens und die Saint Chapelle in Paris.
Auch in den anderen kulturellen Domänen lässt sich ein beständiger Transfer nachweisen. Kunst-, Literatur- und Musikstile wurden übernommen. Künstler reisten quer durch Europa, um sich zu bilden und Erfahrungen zu sammeln. Viele kehrten nach einer gewissen Zeit wieder in ihre Heimat zurück. Andere wurden in der Fremde heimisch und sind dort aus der örtlichen Kulturgeschichte nicht mehr wegzudenken. So wurde der Komponist Georg Friedrich Händel in Halle an der Saale geboren. Seine berufliche Laufbahn startete er in Hamburg. Zur Weiterbildung reiste er durch Italien. Doch sesshaft wurde er in London. Hier feierte er seine großen Erfolge, er ging am Hofe ein und aus und hier wurde er 1750 in Westminster Abbey inmitten all der englischen Geistesgrößen begraben.
Obwohl in unterschiedlichen Sprachen geschrieben wurde, existierte selbst in der Literatur ein reger europäischer Austausch. Erfolgreiche Autoren wirkten über die Sprachgrenzen hinweg stilbildend. Theodor Fontane, der Chronist des kaiserlichen Preußens, verwies beispielsweise selbst auf den Einfluss, den der englische Autor Charles Dickens auf ihn ausübte.
Durch eine rege Übersetzertätigkeit wurden Sprachbarrieren niedergerissen. Mit großer Ernsthaftigkeit wurden interessante Werke in die einzelnen Landessprachen übersetzt. Selbst Johann Wolfgang von Goethe war immer wieder als Übersetzer tätig. Zeitgenössische Werke französischer und englischer Autoren nahm er sich genauso vor wie die Schriften Homers. Er wiederum profitierte natürlich davon, dass seine Werke sehr schnell in viele Sprachen übersetzt wurden. Mit seinem Werther prägte er den Stil einer ganzen europäischen Schriftstellergeneration.
Astrid Lindgren wiederum ließ mit ihren Büchern über Michel, Pippi Langstrumpf und Bullerbü Generationen von Kindern in ganz Europa davon träumen, nach Schweden auszuwandern.
Unzählige Beispiele für Wirkung und Gegenwirkung, für Austausch und Befruchtung könnten noch aufgeführt werden.
Wer heute von der deutschen, französischen oder polnischen Kultur spricht, wer die bayerischen, flämischen oder bretonischen Besonderheiten betrachtet, sollte diesen alle Zeiten und Epochen überdauernden Dialog vor Augen haben. Die kulturelle Entwicklung aller europäischen Länder und Regionen lässt sich als ein beständiger, überregionaler Prozess verstehen, der Sprachgrenzen genauso überschreitet, wie geographische Grenzen. Es war nicht Abschottung, sondern intensiver Dialog und vielfältiger Kontakt in Kombination mit örtlichen Besonderheiten und geographischen Vorgaben, die unsere vielfältige europäische Kulturlandschaft hervorgebracht haben. Mit hunderten, ja tausenden unverwechselbaren Einheiten. Jede auf ihre Art einzig und an vielen Stellen doch geprägt von gleichen Wurzeln und Impulsen.
Auch in Zukunft werden Einflüsse aus den unterschiedlichen Gegenden Europas den kulturellen Rahmen des ganzen Kontinents mitprägen. Der europäische Lesesalon des Mannheimer LeseZeichens, das regelmäßig Literaturveranstaltungen organisiert, wird immer wieder diesen kulturellen Spuren folgen, die sich quer durch Europa ziehen.
Von LeseZeichen Mannheim / Helen Heberer und Raimund Gründler
Genealogic research is always a complicated endeavour. Often it is quite impossible to trace ones bloodlines past previous five or six generations, everything before that becomes a blur, a more or less educated guess. But even the information one manages to obtain often contains unexpected surprises. We consider ourselves to be pure Latvians, Germans, Poles, but then we suddenly discover that some of our ancestors actually have an Estonian, Swedish, French or Russian origin.
And who knows what surprises a 500 or 1000 years old history would hold, if we would be able to unearth it?
We now tend to think that the world is now getting smaller and smaller, as both technology and societal values makes us more mobile than we have ever been. But maybe the world – or at least Europe – has never been very big to begin with, and we are much more closely related to each other than we think and would sometimes like to admit?
If it is difficult to establish a clear historic identity on a personal level, then for nations it is quite impossible.
Would it be possible to distil a pure original essence of a national culture? I very much doubt it.
Culture has never recognised any borders, and as a result our national cultural heritage is but a patchwork of various cultural influences, hailing from all over the Europe, reflecting the trends and values of the times and often morphing into local variations. For example, Rundale palace has a significant place in Latvian cultural heritage as the most precious late baroque building in Latvia. However it can also be considered a part of German heritage, as it tells the story of its German masters, von Biron family, including duchess Dorothea, and thus creating invisible ties with the Burg Posterstein (and in a sense making it a part also of Latvian cultural heritage). Moreover, it can be said that Rundale Palace is also a part of Italian and Russian cultural heritage, as Francesco Bartolomeo Rastrelli, architect of the Rundale Palace, is an Italian (born in Paris) and most of his works are built in Russia.
Europe for me is first of all a shared cultural space
Thus Europe for me is first of all a shared cultural space – rich in its diversity, characterised by hundreds of different local flavours and colours, but based on the same fundamental values and traditions. Therefore we shouldn’t, for example, attribute Rundale to just Latvian or just German cultural heritage – it is truly a part of European cultural heritage. After all, it would not exist if Italians would not invent baroque in the first place. Culture is what makes us Europeans. European cultural bonds go back for hundreds and hundreds of years, shaping our attitudes and values, allowing us to recognise ourselves in the mirrors of other cultures. Culture is what stays with us when all the petty political squabbles have ended and been forgotten. Culture is what allows me to proudly say “I am a European”.
English summary Was ist Europa für Dich? Verzichtbar, unabdingbar, eine große Liebe oder von allem ein bisschen? Wir vom Museum Burg Posterstein laden Dich zur Blogparade „#SalonEuropa – Europa ist für mich …“ (Laufzeit: Von 23. September bis 23. Oktober 2018) ein. Ein Nachdenken über Europa ist gerade jetzt wichtiger denn je. Europa ist in Bedrängnis und in Veränderung. Wo liegen die Chancen, wo die Risiken? Wie wirkt sich Europa auf unsere Gesellschaft und Kultur aus?
Die Blogparade #SalonEuropa verbindet digital und analog
In den Salons der Aufklärungszeit diskutierte man Kultur, Philosophie, Kunst, Politik und gesellschaftliche Fragen. Wir greifen diese Themenvielfalt auf und übertragen das Format „Salon“ ins Heute – online und vor Ort im Museum. Das Museum Burg Posterstein forscht seit vielen Jahren zum Salon der Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761–1821). In einer Zeit, in der die napoleonischen Kriege Europa erschütterten, brachte die kluge und schöne Salonnière Menschen aus ganz Europa zusammen.
Napoleon Bonaparte soll einmal sinngemäß zu Anna Dorothea von Kurland gesagt haben:
Anna Dorothea von Kurland, Gemälde nach Angelika Kauffmann, Museum Burg Posterstein
„Du bist in Russland geboren, lebst in Deutschland, und jetzt machst du dich Französisch. Sie wollen ein bisschen von allem!“
Ihre Antwort darauf:
„Sire, meine Heimat ist Kurland, aber ich habe das Glück, niemandem zu gehören!“
(Aus: Gustav Parthey: Jugenderinnerungen, Berlin 1907, Band II, S. 429.)
Die Ausstellung „#SalonEuropa vor Ort und digital“ nimmt ihren Ausgangspunkt in dieser historischen Salonkultur und fängt Stimmen aus dem Jetzt ein. Die Blogparade begleitet und gestaltet das Ausstellungsprojekt mit. Die eingereichten Beiträge lesen die Besucher vor Ort und im Netz. #SalonEuropa ist für uns ein Experiment mit ungewissem Ausgang.
Europa beginnt an den politischen Grenzen des Kontinents und endet bei jedem von uns zu Hause. Was steht dabei für uns auf dem Spiel? Wir wollen von Dir wissen: Was bedeutet Europa für Dich?
Themenvorschläge zur Blogparade #SalonEuropa
Der Hashtag #SalonEuropa steht für Dialog, Kultur, Leben, Reisen, Politik, Unterschiede, Gegensätze, Ideen und Visionen in Europa. Uns geht es um den Austausch mit Dir über Europa. Folgende Fragen könntest Du beantworten:
Was bedeuten mir Europa, seine Länder und Menschen?
Wie bin ich mit Europa in Kontakt gekommen? Über Urlaub, Kultur (Kunst, Film, Theater, Literatur, Esskultur), Wirtschaft, Politik, Bildung? Was löste das bei mir aus?
Worüber müssen wir in Europa unbedingt miteinander reden?
Wie können wir in Europa gemeinsam dringende gesellschaftliche Herausforderungen – wie Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und Asylpolitik – in Angriff nehmen?
Wo liegen die Wurzeln Europas und was ist davon heute noch übrig geblieben?
Welche Rolle spielen die Kunst und Kultur für Europa?
Was unterscheidet Europa vom Rest der Welt?
Wie kann in Europa Austausch und Vernetzung stattfinden und warum ist das wichtig?
Anregungen zum Schreiben und erste eingegangene Gedanken zu Europa findest Du auf unserer Projekt-Website. Du bist frei in Deiner Themenwahl!
Wer keinen eigenen Blog hat, darf seinen Beitrag gern hier im Blog des Museums veröffentlichen. Dazu schreibst Du uns einfach eine Mail an saloneuropa@burg-posterstein.de.
Wer kann bei unserer Blogparade mitmachen?
ALLE. Wir laden Blogger aller Couleur und Richtungen zur Blogparade ein! Auch Forschungsprojekte und Ausstellungen zum Thema sind willkommen. Wir wünschen uns vielfältige Tipps, Sichtweisen und Austausch untereinander zum Thema Europa.
Ablauf der Blogparade #SalonEuropa
Dauer der Blogparade: 23.9. bis 23.10.2018
Stichwort: Blogparade „Europa ist für mich …“ | #SalonEuropa
Verlinke Deinen Artikel mit unserer Einladung hier. Sende uns die URL Deines Beitrag per Kommentar oder per E-Mail an: saloneuropa@burg-posterstein.de.
Teile Deinen Beitrag im Social Web mit dem Hashtag #SalonEuropa.
Wir verlinken Deinen Artikel hier unter dem Aufruf, fassen ihn auf der Projekt-Website #SalonEuropa zusammen und schreiben ein Fazit nach Ablauf der Blogparade.
Was Du tun kannst, um Deine Teilnahme an #SalonEuropa nachhaltig zu gestalten, erfährst Du in: „10 Tipps für die erfolgreiche Teilnahme an einer Blogparade“. Ziel ist es, sich zu vernetzen, auszutauschen und gemeinsam eine Idee voranzubringen.
Staffellauf der Kultur-Blogparaden zum europäischen Kulturerbejahr 2018
Zum europäischen Kulturerbejahr 2018 gehen wir neue Wege: Europa eint uns. Gemeinsam mit zwei weiteren Kulturhäusern beleuchten wir Europa aus verschiedenen Perspektiven. Wir beschließen den einmaligen Dreiklang der Kultur-Blogparaden. Dieser begann mit #SchlossGenuss der Schlösser und Gärten Deutschland(56 Beiträge), setzte sich mit #DHMMeer des Deutschen Historischen Museums Berlin (112 Beiträge) fort und endet nun mit unserer Blogparade #SalonEuropa – viel Denkstoff für uns alle!
Jetzt gilt’s: Was bedeutet Dir Europa? Wie würdest Du Europa gestalten, wenn Du die Chance dazu hättest? Hau in die Tasten – wir freuen uns auf Deine Gedanken zum #SalonEuropa!
* Die Blogparade findet in Kooperation mit Tanja Praske von KULTUR-MUSEUM-TALK statt.
Was ist eine Blogparade?
Eine Blogparade ist eine zeitlich befristete Blog-Aktion. Ein Blogbetreiber gibt in einem Blogartikel ein Thema vor, zu dem andere Blogger und Interessierte einen Artikel schreiben können. Sie verlinken ihren Beitrag mit der Einladung des Initiators. Dieser sammelt, verlinkt und bewirbt die Eingänge im Social Web. Ziel ist es, ein Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, sich zu vernetzen und einen Mehrwert für die Leser zu schaffen. Die Blogparade #SalonEuropa läuft vom 23. September bis 23. Oktober.
Nach einer langen Schiffsreise nach Amerika strandeten Einwanderer aus dem Altenburger Land 1839 an diesem Felsen im Mississippi.
„Altenburg: Home is Where Our Story Begins“ lautete der Titel einer Internationalen Konferenz der “Perry County Lutheran Historical Society“ (PCLHS) und des “The Foreign Languages & Anthropology Department” der Southeast Missouri State University über die deutsche Auswanderung in die Vereinigen Staaten im Jahr 1839, die 2010 in Altenburg Missouri (USA) stattfand. Zwar sind seither fast acht Jahre vergangen, aber die Thematik der Migration ist aktueller denn je. In unserem Beitrag zur Blogparade #DHMMeer des Deutschen Historischen Museums wollen wir unsere eigene Migrationsgeschichte über das Meer im 19. Jahrhundert beleuchten.
Etwa ein Sechstel der heutigen US-Bevölkerung hat deutsche Vorfahren
Im 19. Jahrhundert zog es viele Deutsche nach Amerika, wo sie sich ein besseres Leben versprachen. Die Menschen verließen ihr Heimatland damals vor allem aus religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen – wegen Überbevölkerung, fehlenden Erwerbsmöglichkeiten, Arbeitslosigkeit oder den Missernten der Jahre 1846/47.
1839 wanderten über 1200 Personen aus Preußen aus, darunter 570 aus Pommern, 313 aus Sachsen, 270 aus Schlesien und 36 aus Berlin. In diese Phase der so genannten altlutherischen Auswanderung fällt auch die Auswanderung aus der Region des damals selbständigen Herzogtums Sachsen-Altenburg.
Eine Tafel erinnert in Altenburg, Missouri, an die Migrationsgeschichte von Sachsen-Altenburg in die „Neue Welt“
Anschließend, also nach 1848, verließen tausende Menschen die deutschen Staaten, darunter 1844 bis 1848 etwa 40.000 aus Preußen und 1850 bis 1855 rund 59.000 aus Baden. Um 1860 soll es 1,3 Millionen deutschstämmige Einwanderer in den Vereinigten Staaten gegeben haben. Allein 1882 wanderten 250.000 Deutsche in die USA ein und schon 1890 waren dort inzwischen 2,8 Millionen deutschstämmige Einwanderer registriert. Zentren der deutschen Einwanderung bildeten beispielsweise Cincinnati, Milwaukee, St. Louis oder Chicago. Es gab etwa 800 deutschsprachige Zeitungen.
Die Welle reißt weitere Menschen mit
Von der geglückten Reise und dem neuen Leben erzählten Briefe der Auswanderer und Reisebeschreibungen, wie zum Beispiel Gottfried Dudens „Bericht über eine Reise nach den westlichen Staaten Nordamerikas und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri“ aus dem Jahr 1829. Aber auch reisende Anwerbeagenten beschleunigten die Migration. Zwischen 1842 und 1852 erschienen über 300 Reiseberichte. Ab 1847 übernahm der Nationalverein für Deutsche Auswanderung eine koordinierende Funktion.
Unter Pastor Stephan (1777-1846) aus Dresden wanderten 750 Lutheraner nach Missouri aus
Eine bunt gemischte Gruppe von Auswanderern aus Sachsen-Altenburg, der Region Dresden und Hannover strandete 1839 an einem Felsen im Fluss Mississippi. Direkt am Fluss gründeten die einem strengen lutherischen Glauben anhängenden Siedler den Ort Wittenberg. Nicht selten wurden die in Blockbauweise, an die heimische Baukultur erinnernden Häuser von den Hochwassermassen des legendären Flusses mitgerissen, weshalb heute von dieser Siedlung nur noch der Wittenberg Boat Club und eine verfallene Poststation zeugen.
Diese wahrscheinlich größte evangelische Auswanderung organisierten verschiedene Geistliche unter der Leitung von Pfarrer Martin Stephan aus Pirna bei Dresden. Stephan vertrat eine sehr extreme, antiökumenische Theologie, die außerhalb des lutherischen Glaubens kein Heil versprach. Seine Anhänger, „Stephanianer“ genannt, verehrten ihn und seine Schriften. In Folge sozialer Missstände nach den napoleonischen Kriegen und verschärften Abgabelasten auf dem Lande erwogen parallel zu ersten revolutionären Unruhen auch in der Region Altenburg immer mehr Menschen, ihr Glück in der Ferne zu suchen. Ursprünglich zogen die Auswanderer um Martin Stephan auch Australien als mögliche neue Heimat in Betracht, aber südlich von St. Louis, in Missouri, bot man ihnen rund 10.000 Morgen Land zu günstigen Preisen an.
Die gefährliche Reise übers Meer
Im Winter 1838/39 reisten insgesamt fünf Schiffe mit Siedlern aus dem Königreich Sachsen und dem Herzogtum Sachsen-Altenburg in die so genannte „Neue Welt“. Mit an Bord nahmen die frommen Auswanderer auch 900 Exemplare von Luthers Katechismus. Sogar während der langen Seereise erhielten die Kinder Unterricht. Alle Schiffe erreichten ihr Ziel, bis auf ein kleineres Boot namens „Amalia“, das höchstwahrscheinlich bei Frankreich mit einem größeren Schiff kollidierte.
Ein Farmhaus in Altenburg, Missouri
Allmählich wurde die Überfahrt zum Geschäft und dauerte anfangs zwischen sieben und zwölf Wochen mit zwei- oder dreimastigen Segelschiffen. Die Auswanderer mussten Matratzen, Decken und Geschirr selbst vorhalten. Die Unterbringung erfolgte meist im Zwischendeck bei großer Enge und schlechten hygienischen Bedingungen. Als Verpflegung gab es Salzfleisch, Kartoffeln, Bohnen, Erbsensuppe, Sauerkraut, Speck, hartes Brot, Tee, Kaffee und manchmal galt Selbstverpflegung. Wasser war knapp, weshalb Ruhr, Typhus und Pocken zu den häufigsten Krankheiten zählten.
Seit 1728 galt das so genannte „Redemptionssystem“, bei dem die Reeder die Kosten der Überfahrt vorstreckten und der Auswanderer in Amerika dann diese Summe abarbeiten musste, wobei man sich den Dienstherrn nicht immer aussuchen konnte. Zahlreiche Agenten warben in ganz Europa für die Auswanderung.
Seit 1822 verkehrten regelmäßige Schiffslinien von Bremerhaven nach New York. 1847 erfolgte die Gründung der HAPAG „Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft“ und 1857 die Gründung des „Norddeutschen Lloyd“ in Bremen. Seit den 1850er Jahren lösten Dampfschiffe die Segelschiffe schrittweise ab. Ab 1870 gewann der Auswandererhafen in Hamburg immer mehr an Bedeutung und 1892 wurde der Nordatlantische Dampfer-Linien-Verband gegründet, zu dessen Mitgliedern Norddeutscher Lloyd, HAPAG, Red Star-Linie und Holland-Amerika-Linie zählten.
Altenburg, Dresden und Wittenberg in der „neuen Welt“
1839 kamen die Siedler aus Sachsen-Altenburg in Missouri an. Zu dieser Zeit glich die dortige Landschaft einer noch unbewohnten Wildnis. Die Neuankömmlinge hätten den Winter dort kaum überstanden, wären sie nicht von der lutherischen Gemeinde in St. Louis unterstützt worden. Im heutigen Bundesstaat Missouri, im Landkreis Perry County, gründeten die deutschen Siedler nach ihren Heimatstädten bzw. -regionen benannte Orte wie Dresden, Seelitz, Johannisberg, Altenburg, Frohna, Paitzdorf und Wittenberg. Dresden, Seelitz und Johannisberg wurden bereits 1841 nach Altenburg, Missouri, eingemeindet. Weil natürlich nur das Beste aus der neuen Heimat berichtet wurde, trafen auch später noch weitere Auswanderer aus der Region Altenburg in der neu gegründeten Stadt ein.
Das 1839 errichtete Schulgebäude ist das älteste Haus in Altenburg, Missouri
Als eine ihrer ersten Handlungen errichteten die Siedler im August 1839 eine Schule, an der Kinder eine umfassende gymnasiale Bildung erhalten sollten: Religion, Latein, Griechisch, Hebräisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Geschichte, Geografie, Mathematik, Physik, Naturgeschichte, Philosophie, Musik und Zeichnen standen auf dem Lehrplan. Der Anspruch der Schule war kein geringerer, als die Absolventen für ein Universitätsstudium zu rüsten. Im ersten Jahr begannen sieben Jungen und drei Mädchen dort den Unterricht.
„Indianer, wilde Bestien und mexikanische Soldaten“ brauchte man in Altenburg nicht zu fürchten
Der Pfarrer Martin Stephan derweil lebte in der neuen Heimat ein nicht eben sittlich-christliches Leben und ließ sich zum Bischof ernennen und hofieren wie ein König. Nachdem die Gemeinde endlich erkannt hatte, wie sehr sie durch ihren geistlichen Führer betrogen worden war, entließ sie ihn. Erster Präsident der Missouri Synode, die heute zwei Millionen Mitglieder verzeichnet, wurde der aus Langenchursdorf stammende Ferdinand Wilhelm Walther. Gotthold Heinrich Loeber aus Kahla übernahm den Posten als Pfarrer im neu gegründeten Altenburg. Er beschrieb am 10. September 1839 in einem Brief nach Deutschland das Leben in der neuen Welt, wo die meisten Familien zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Häusern, sondern in provisorischen Baracken lebten. Beruhigend fügte er aber hinzu, dass sich die Verwandten in der Heimat keine Sorgen wegen Indianern, wilden Bestien oder mexikanischen Soldaten machen müssten, denn solche Dinge bräuchte man in Altenburg bislang nicht zu fürchten.
Wer mehr zur Geschichte des amerikanischen Altenburgs erfahren möchte, dem sei das Lutheran Heritage Center & Museum der Perry County Lutheran Historical Society oder auch das in den USA auf Englisch erschienene Buch „Altenburg Missouri and the surrounding Parishes“ empfohlen (Hrsg.: Mary Beth Mueller Dillon, Lynhorst, Indianapolis, 2010).
Und Europa heute?
Noch immer liegt das Meer zwischen Europa und Amerika und manchmal scheint die Distanz zwischen den Kontinenten größer denn je. Auf der Hand liegt, dass Europa ein neues Selbstverständnis braucht und sich seiner Werte besinnen muss.
Das Museum Burg Posterstein hat das Thema aufgegriffen und 2018 eine Reihe von Ausstellungen gestartet, die sich unter dem Motto #SalonEuropa mit dem Thema Europa auseinandersetzen. Ausgangspunkt ist die Salonkultur um 1800, ein Forschungsschwerpunkt im Museum Burg Posterstein.
Brachte der Wiener Kongress 1815 nach den verheerenden napoleonischen Kriegen für Jahrzehnte wieder Frieden und Stabilität in Europa, so kann man das in vergleichbarer Weise von der europäischen Einigung und der Überwindung der europäischen Teilung nach dem zweiten Weltkrieg behaupten. Nach der Euphorie der 1990er Jahre, als Europa in den Augen vieler seiner Bürger für Wachstum und Stabilität stand, hat sich die Lage spätestens mit der Finanzkrise 2007/08 gewandelt. Es findet Einwanderung nach Europa und Deutschland statt und es scheint unter dem Einfluss von Terror, Flüchtlingskrise und Populismus Europaskepsis vorzuherrschen. Im Salon der Herzogin Anna Dorothea von Kurland (1761-1821) in Löbichau und Tannenfeld im heutigen Altenburger Land durfte jeder frei seine Meinung äußern, wenn sie nur höflich vorgetragen wurde. Mit der Ausstellungsreihe #SalonEuropa wollen wir den Versuch starten, diese Salonkultur des frühen 19. Jahrhunderts aufzunehmen und sie aufs Heute zu übertragen.
Sonderausstellung #SalonEuropa im Hier und Jetzt: Schloss Tannenfeld – Inspiration und Wirklichkeit
Vier Künstlerinnen aus Deutschland, Frankreich und Polen knüpfen in der Ausstellung #SalonEuropa im Hier und Jetzt an die Tradition des historischen Salons an und stellen ein gemeinsames Kunstprojekt auf die Beine, in dem sie explizit auf den prägenden europäischen Gedanken verweisen, der in Schloss Tannenfeld unter der Herzogin Anna Dorothea von Kurland gelebt wurde. Mit ihren Arbeiten bringen die vier Künstlerinnen ihren jetzigen Standpunkt, ihre jetzige Sichtweise zum Thema EUROPA zum Ausdruck. Angesichts der aktuell beunruhigenden politischen Tendenzen innerhalb des Kontinentes geht es vor allem ums Bewahren, um nach vorne schauen zu können.
Das Werk „Europa“ von Verok Gnos ist derzeit in der Ausstellung #SalonEuropa im Hier und Jetzt zu sehen.
So verfasste beispielsweise die Französin Verok Gnos dieses Statement für den Katalog:
„Die Konstruktion Europa entstand nach dem Willen von Männern mit Visionen, die danach strebten, den Frieden in Europa zu schützen und den wirtschaftlichen Aufschwung zu sichern. Diese Konstruktion ist in mehreren Etappen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis in unsere Tage entstanden. Aber am schwierigsten war es, ein Band zwischen Frankreich und Deutschland (feindlichen Ländern in aufeinanderfolgenden Kriegen) und den anderen Ländern zu erschaffen, um eine Gemeinschaft aufzubauen. Diese Vereinigung lässt Europa Beziehungen und den nachhaltigen Austausch in allen Gebieten erschaffen: Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung, Forschung, Gesundheitswesen und Umweltschutz. Ein einzelnes und isoliertes Land hätte weder solche Kraft noch solchen Reichtum. Aber seit 2016 ist dieses Europa zerbrechlich geworden: Brexit, Terrorgefahr, Anschläge, Flüchtlingskrise und Aufstieg von Populismus. Sind wir uns bewusst, was uns Europa bringt?“
Wir nehmen den Staffelstab zur nächsten Blogparade auf!
Wir suchen Unterstützung für das Labor #SalonEuropa vor Ort und digital
Wir suchen Europa-Meinungen und Fotos für unsere nächste Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital
Die Schau #SalonEuropa vor Ort und digital versteht sich als ein Labor. Ausgehend von der historischen Salonkultur um 1800 soll sie den Bogen schlagen in die heutige Zeit und zur aktuellen politischen Lage. Im #SalonEuropa Labor soll Besuchern vor Ort und im Digitalen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Gedanken zu Europa heute zu äußern. Auf einem großen Bildschirm in der Ausstellung und der Website salon-europa.eu sollen unter der Überschrift “Europa bedeutet für mich…?” in Videos, kurzen Statements und Blogposts unterschiedliche Meinungen zu Europa zu Wort kommen. Durch Bilder von verschiedenen europäischen Orten um 1800 und heute (in Lettland, Polen, Deutschland, Österreich und Frankreich) soll die Ausstellung das Damals und das Heute verbinden. Wir suchen Fotos von europäischen Orten heute und Menschen, die mit ihrer Meinung zur Frage “Europa bedeutet für mich…?” in der ein oder anderen Form in der Ausstellung vertreten sein möchten. Kontaktieren Sie uns gern in den sozialen Netzwerken, per Mail oder persönlich.