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Geschichte & Geschichten

Blog des Museums Burg Posterstein

Eine Salondame und ein Ritter auf einer Picknickdecke vor Burg Posterstein
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Göttliche Dorothea: Würdigung der Herzogin von Kurland erschienen

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 17. März 2022 von Museum Burg Posterstein18. März 2022

Eine neue, umfangreiche Würdigung der Herzogin Anna Dorothea von Kurland ist 2018 auf Lettisch und 2021 auf Französisch erschienen. Monika Diedrich aus Ponitz, ausgebildete Französischlehrerin und Mitglied des Museumsvereins Burg Posterstein, hat das 400 Seiten starke Werk ehrenamtlich ins Deutsche übersetzt.

Blick in die Ausstellung zur europäischen Salongeschichte im Museum Burg Posterstein
Blick in die Ausstellung zur europäischen Salongeschichte im Museum Burg Posterstein

Im Jahr 2018 hatte das Schlossmuseum Rundāle das Buch „Dievinātā Doroteja“ als späte Widmung zum 250. Geburtstag der Herzogin Dorothea von Kurland (1761-1821) auf Lettisch veröffentlicht. Im September 2021 erschien im französischen Verlag Lacurne anlässlich ihres 200sten Todestages nun eine französische Fassung dieser ausführlichen Würdigung der letzten Herzogin von Kurland. Verfasser ist der langjährige Direktor des Schlossmuseums Rundāle in Lettland, Dr. Imants Lancmanis. Die französische Ausgabe wurde um neue Fakten und Bilder erweitert. Die Übersetzung des Textes aus dem Lettischen ins Französische stammt von Dita Podskočija.

Monika Diedrich aus Ponitz, ausgebildete Französischlehrerin und Mitglied des Fördervereins Museum Burg Posterstein e.V., hat das opulente, über 400 Seiten umfassende Werk nun ehrenamtlich ins Deutsche übersetzt.

Lancmanis, einer der bedeutendsten lettischen Wissenschaftler und verdienter Kulturmanager, ist es gelungen, zahlreiche, bislang unveröffentlichte Abbildungen aus Museen und Privatsammlungen der ganzen Welt zusammenzutragen. Er benutzt Forschungsergebnisse aus Frankreich, Lettland, Tschechien und Deutschland.

Anna Dorothea von Kurland - Ausstellung im Museum Burg Posterstein
Anna Dorothea von Kurland – Ausstellung im Museum Burg Posterstein

Der Weg der letzten Herzogin von Kurland führte von Kurland nach Rom, Berlin, Paris und Wien. Und natürlich geht der Autor in seiner Biografie nicht nur darauf oder auf den gesellschaftlichen und politischen Einfluss der schönen, charmanten und reichen Herzogin ein, sondern er beschreibt auch ausführlich ihren Salon in Löbichau. Dabei würdigt Lancmanis ausdrücklich die Forschungen und Ausstellungen des Museums Burg Posterstein, die nach seiner Meinung wesentlich zum internationalen Verständnis und zur Kenntnis über die Herzogin beigetragen haben.

Vorerst kann man das schöne neue Buch und seine Übersetzung nur in der Museumsbibliothek in Posterstein benutzen. Wir möchten uns jedoch dafür einsetzen, dass das Werk auch auf Deutsch erscheinen kann. Das Gespräch darüber mit Imants Lancmanis und dem Schlossmuseum Rundāle dürfte leicht zustande kommen, denn der Museumsverein Burg Posterstein arbeitet schon seit den frühen 1990er Jahren mit dem lettischen Museum zusammen. Schon mehrmals fanden gegenseitige Austausche und Besuche statt. 2011 erschien die umfangreiche Postersteiner Biografie „Die Herzogin von Kurland im Spiegel ihrer Zeitgenossen“, zu der Imants Lancmanis neben weiteren, internationalen Autoren, zwei Kapitel beisteuerte. Das Buch ist im Museumsladen der Burg Posterstein erhältlich.

Von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

Warum heißt das Mittelalter eigentlich „Mittelalter“?

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 26. Mai 2020 von Museum Burg Posterstein15. Dezember 2022

Wenn es um Burgen und Ritter geht, sprechen wir ganz oft vom Mittelalter. Aber welche Zeit ist damit eigentlich gemeint und warum heißt es Mittelalter? Posti und Stein, die Burggeister der Burg Posterstein, erzählen Dir, wie das Mittelalter zu seinem Namen kam. – Im Video oder als Text.

Thumbnail Film: Warum heißt das Mittelalter Mittelalter? mit drei gezeichneten Figuren
Warum heißt das Mittelalter so? – Die Antwort gibt’s auch im Video.

Die Zeit, die wir heute Mittelalter nennen, war ziemlich lang. Sie dauerte ungefähr 1000 Jahre. Oft wird ihr Beginn auf die Zeit um das Jahr 500 nach Christus gelegt. In der Zeit um das Jahr 1500 endete es. In einer so langen Zeit verändert sich natürlich ziemlich viel. Deswegen teilen wir diese lange Zeitspanne heute in drei Epochen: In das Frühmittelalter, das Hochmittelalter und das Spätmittelalter.

Das Hochmittelalter gilt als Blütezeit und steht für das, was wir uns heute so gerne unter dem Mittelalter vorstellen: Ritter, Lehnswesen und Minnesang. In dieser Zeit wurde auch die Burg Posterstein gebaut. Das Hochmittelalter begann im 11. Jahrhundert und endete um das Jahr 1250.

Ritter vor der Burg Posterstein in Thüringen
Hier steht ein freundlicher Ritter im Kettenhemd vor Burg Posterstein. Die Burg wurde vor rund 800 Jahren im Hochmittelalter gebaut. Der Turm ist der älteste, noch erhaltene Teil der Burg.

Woher kommt der Name „Mittelalter“?

Aus heutiger Sicht liegt das Mittelalter tatsächlich zwischen den geschichtlichen Epochen der Antike und der sogenannten Neuzeit. Allerdings glaubte kein Mensch des Mittelalters, dass er in der Mitte einer Zeitspanne lebte – die heutige Zeit gab es schließlich noch nicht! Seinen Namen bekam das Mittelalter von den gelehrten Männern der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert. „Renaissance“ heißt „Wiedergeburt“ und meinte in diesem Fall die „Wiedergeburt der Antike“. Die Gelehrten dieser Zeit waren nämlich begeistert von der Kultur und Lebensweise der Griechen und Römer in der antiken Zeit. Die Epoche danach, das Mittelalter, erschien ihnen dunkel, einfach und trist. Daher nannten sie diese Zeit zwischen Antike und ihrer eigenen Zeit, der „Widergeburt der Antike“: „medium aevum“ (lateinisch für „mittleres Zeitalter“) oder einfach „Mittelalter“.

Aber gab es dieses Mittelalter überall?

Nein! Wenn man es ganz genau nehmen will, müsste man zum Mittelalter eigentlichen „europäisches Mittelalter“ sagen. Denn unsere Geschichte bezieht sich in den meisten Fällen auf die Länder in und um Europa. Natürlich existierte auch zu Zeiten der Ritter schon die ganze Welt und in Asien oder Amerika lebten in derselben Zeit natürlich auch Menschen. Aber diese lebten meist anders als die Menschen im heutigen europäischen Raum. Von manchen Kontinenten wussten die Europäer noch nicht einmal, dass es sie überhaupt gab. Daher schrieben sie kaum darüber oder dachten sich phantasievolle Geschichten von fernen Welten aus.

Wenn Du auch Fragen hast, dann schreib den Geistern eine Mail an postiundstein@burg-posterstein.de! Wir freuen uns, wenn Du unseren YouTube-Kanal abonnierst.

Je kleiner die Einheit ist, desto direkter kann Demokratie sein – Unser Beitrag zur Blogparade #DHMDemokratie / #rainbowMW

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 16. Mai 2019 von Museum Burg Posterstein10. Mai 2019

Über Demokratie im ländlichen Raum und ein ganz aktuelles Kulturprojekt im Altenburger Land schreibt Museumsvereinschefin Sabine Hofmann zur Blogparade „Was bedeutet mir die Demokratie?“ des Deutschen Historischen Museums Berlin im Rahmen seines Demokratie-Schwerpunkts 2019. Gleichzeitig teilen wir den Beitrag in unserer Blogserie zur internationalen Museumswoche #MuseumWeek unter dem Stichwort #rainbowMW, wobei wir das Thema „rainbow“ als Offenheit für alle interpretiert haben.

Im Oktober 2018 verfasste ich einen Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa, zu der das Museum Burg Posterstein aufgerufen hatte. Unter dem Titel „Was hat die Gebietsreform in Thüringen mit Europa zu tun?“ setzte ich mich damit auseinander, wie Demokratie und Verwaltungsreformen zusammenpassen. Ein halbes Jahr später hat sich an meinen Feststellungen nichts geändert. Zusammenlegungen finden weiter statt, obwohl die Wirtschaft gerade den Prozess der Zerlegung von Konzernen einläutet.

Das Altenburger Land ist ein ländlich geprägter Landkreis mit bisher sehr kleinen Kommunen.

Zunächst: Die Auflösung von kleinen Kommunen und deren Angliederung an größere Einheiten finden nicht nur in Thüringen oder Deutschland, sondern in ganz Europa statt.

Denn überall in Europa glauben seit Jahrzehnten Politiker, unterstützt von den immer selben Beraterfirmen, durch Fusionen von Gebietskörperschaften zu Kosteneinsparungen, höherer Leistungsfähigkeit und Wachstumsimpulsen zu kommen. Nie mussten diese Effekte nachgewiesen werden. Das wäre auch schwer – es gibt sie nämlich nicht, wie Sebastian Blesse und Felix Rösel in einer Veröffentlichung des IFO-Instituts München eindrücklich darlegten, nicht nur für Deutschland, sondern auch in Dänemark, den Niederlanden und anderswo ist das belegt.

Stattdessen gibt es Kosten, die unsere Demokratie zu tragen hat. Noch 40 Jahre nach der Gebietsreform in Baden-Würtemberg fühlen sich die Bürger der Ortsteile nicht den neuen Großgemeinden zugehörig oder gar unterdrückt. Die drittgrößte deutsche Flächenstadt ist Gardelegen. Mit über 40 Ortsteilen erstreckt sie sich über den gesamten vormaligen Landkreis. Wenn sich in Sachsen Städte oder Gemeindekonglomerate über 20 Kilometer und mehr ausdehnen, ist es kein Wunder, dass vermeintlich nur noch die Wölfe heulen und die Zurückgebliebenen zu einem großen Teil das Heil in populistischen Ideen suchen.

Erwiesen ist, dass Gebietsreformen zu zurückgehender Demokratiezufriedenheit, zu weniger Verbundenheit mit der Gemeinde und geringerer Wahlbeteiligung führen. Das leuchtet auch Laien ein, denn das Wissen über die Großgemeinde schwindet, die Gestaltungsmöglichkeiten ebenso.

Wenn wir Demokratie stärken wollen, wenn wir wollen, dass Europa gemeinsam agiert, was dringend geboten ist angesichts der Konflikte in der Welt, braucht es Demokratie von unten und Instrumente, die es den Bürgern ermöglichen, demokratisch zu handeln und tatsächlich mitzubestimmen.

Je kleiner die Einheit ist, desto direkter kann die Demokratie sein:  Europa beginnt im Lokalen und das Lokale ist dort, wo man wohnt.

Genau hier setzt das Konzept „Der fliegende Salon – Kulturaustausch im Altenburger Land“ für die Bewerbung im Rahmen von TRAFO 2, Modelle für Kultur im Wandel an.

Mit dem Projekt „Der Fliegende Salon“ bewirbt sich der Landkreis Altenburger Land im Rahmen von TRAFO2, Modelle für Kultur im Wandel.

Seit mehreren Jahren gibt es ein Programm der Bundeskulturstiftung, das sich zum Ziel gesetzt hat die Kultur im ländlichen Raum zu stärken, Teilhabe zu ermöglichen und den Bürgern dadurch Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Das Altenburger Land hat in den letzten Jahren ein Viertel seiner Bevölkerung verloren. Der Landkreis gehört zu den Regionen mit der ältesten Bevölkerung und das alles trotz günstiger Lage zwischen Leipzig, Chemnitz und Zwickau. Vereine, deren Mitglieder häufig Ü70 sind, können nicht auffangen, was einst Gemeinden leisteten oder die Ausgewanderten hätten leisten können, wenn sie denn noch da wären.

Wenn sich die Region auf ihre Stärken besinnt, kommt man rasch auf die Kultur. Museen, Theater, Musikschulen, Bibliotheken haben hauptamtliches Personal, das von der Region zum großen Teil unterhalten wird. Hier will der Landkreis ansetzen, wenn er sich bewirbt, TRAFO-Region zu werden.

Die Kulturschaffenden wollen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern kreative Angebote entwickeln, die das Leben im ländlichen Raum lebenswerter machen. Eigeninitiative und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund. Vorbild ist die Salonkultur des 19. Jahrhunderts, in der sich Menschen bei gemeinsamer künstlerischer Betätigung und in Diskussionen offen und frei von gesellschaftlichen Schranken begegneten.

Der fliegende Salon ist zukunftsorientiert. Er will Generationen und politische Meinungsverschiedenheiten überbrücken im gemeinsamen Tun. Dafür werden spartenübergreifendende Projektideen entwickelt, die sich an vielen Orten reproduzieren lassen. Der Salon „fliegt“ von Ort zu Ort, animiert zum Mitmachen, aber auch zum Besuch von Theater oder Museen. So schlägt er eine lebendige Brücke zwischen Stadt und Land.

TRAFO heißt eigentlich Transformation – wenn die gelingt, gewinnen die Bürger Mut zur Initiative, stärken ihr demokratischen Zusammenleben und erleben durch die Zusammenarbeit mit den etablierten Kultureinrichtungen genau wie diese einen Perspektivenwechsel. Im besten Sinne wissen dann Theater- oder Ausstellungsmacher durch die direkte Begegnung mit ihrem potentiellen Publikum viel besser, was die bewegenden Themen sind.

Im Schloss Löbichau im Altenburger Land versammelte die Herzogin von Kurland um 1800 Geistesgrößen ihrer Zeit.

Der Ausgangspunkt der Idee: Der Salon der Herzogin von Kurland

Im Schloss Löbichau hatte er seine Heimstatt. Hier entstand, der sogenannte Musenhof der Herzogin Anna Dorothea von Kurland. Hierher hat die aufgeklärte, reiche Saloniere Künstler, Wissenschaftler, Politiker zum Dialog geladen. Von hier aus zog der Salon nach Altenburg, nach Ronneburg, nach Nöbdenitz und in andere Orte. Hier wurde die örtliche Bevölkerung eingebunden, wenn sich hunderte Fremde trafen. Die Kirche des Ortes stellte einen Ankerpunkt dar.

Heute bewegen die Bürger von Löbichau andere Themen. Sie haben eine Zeit des intensiven Bergbaus hinter sich. Ihre Schule soll geschlossen werden. Rings um den Ort sollen Windparks entstehen. Die Busanbindung ist schlecht. Thüringen will mit aller Macht Gemeinden zusammenlegen. Die Kirche findet nur noch wenig Zulauf, der Park in Tannenfeld mit seinen historischen Gebäuden ist in restaurierungswürdigen Zustand und die Tradition des Musenhofes wird im benachbarten Museum Burg Posterstein gepflegt.

Hier setzt die TRAFO-Idee an. Denn natürlich ist es an der Zeit die Herausforderungen anzunehmen und Strategien des Umgangs mit der Situation in der Gegenwart zu entwickeln. Warum nicht dafür Mittel aus der Vergangenheit nutzen und ins Heute transformieren? Kunst und Kultur in den gesellschaftlichen Dialog der Bürger einbinden und Lösungen suchen durch Begegnung der Kompetenzen vor Ort mit Sachkunde von Außen. Bildende Künstler, Wissenschaftler, Schriftsteller, Kuratoren, Musiker, Schauspieler, immer in sehr engem Kontakt und interagierend mit dem Publikum.

Löbichau ist nur ein Beispiel für Begegnungs- und Aktionsräume.

Im Schloss Ponitz fand als Pilotprojekt der erste „Fliegende Salon“ statt.

Ein Pilotprojekt fand bereits statt.

Die Gemeinde Ponitz und der Förderverein Renaissanceschloss Ponitz waren dem Aufruf des TRAFO-Teams um das Lindenau-Museum, das Landestheater Altenburg und das Museum Burg Posterstein gefolgt und hatten ihr Interesse an der Pilotveranstaltung bekundet. Ponitz schien am besten geeignet, weil gleich mehrere Akteure die Idee aufgreifen wollten. In einer ersten Zusammenkunft vor Ort wurde auch gleich ein Salonthema gefunden – nämlich die mehr oder weniger durchlässige Landesgrenze zu Sachsen, die seit Jahrhunderten das Leben der Ponitzer bestimmt. Natürlich hatten die Vorfahren ganz andere Probleme mit der Grenzlage als die Bürger heute. Sie brauchten z. B. einen Pass, um ins sächsische Meerane zu gelangen. Aber auch heute unterscheidet sich das Leben der Ponitzer durch ihre nahe Lage zu Sachsen durchaus von dem in anderen Gemeinden der Region. Doch wie gehen die Bürger mit dieser Grenzlage heute um, da Grenzen in Europa kaum noch eine Rolle spielen? Um diese Fragen herum hatten Kulturakteure des Altenburger Landes gemeinsam mit Ponitzern ein spannendes Programm gestrickt.



  • Eindrücke vom „Fliegenden Salon in Ponitz“

Letztlich erlebten über 100 Salonakteure und -gäste einen über fünfstündigen Salonabend im Ponitzer Schloss. Viel wurde angesprochen, von dem man meinte, dass es in heutiger Zeit eigentlich keine Rolle mehr spielen sollte: Verbreitungsgrenzen für Tageszeitungen; Schulamtsgrenzen, die den länderübergreifenden Schulbesuch erschweren, einschließlich unterschiedlicher Ferienzeiten an den Schulen in Thüringen und Sachsen, die gemeinsame Unternehmungen der Schüler im Grenzgebiet erschweren; oder Bauen und Baugenehmigungen über Flur- und Ländergrenzen hinweg. Die Ponitzer sangen und spielten gemeinsam, aber vor allem kamen sie ins Gespräch miteinander, mit Schauspielern, Musikern, aber auch mit ihrem Bürgermeister und ihrem Landrat. Alles funktionierte wie im Salon mit Höflichkeit, gegenseitiger Achtung, Anteilnahme – eben demokratisch.

Ein Jahr im Zeichen Europas geht zu Ende: Auswertung #SalonEuropa 5

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 31. Dezember 2018 von Museum Burg Posterstein16. Dezember 2022

Das Ausstellungsjahr 2018 stand für das Museum Burg Posterstein im Zeichen Europas. Angefangen mit der Fotoausstellung London Urban Sketches – Urbane Skizzen von London – Fotografie von Frank Rüdiger (18. März bis 27. Mai 2018), über die Kunstausstellung #SalonEuropa im Hier und Jetzt: Schloss Tannenfeld – Inspiration und Wirklichkeit (17. Juni bis 9. September 2018), gipfelte es mit der experimentellen Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital: Vernetzung damals und heute – Europa bedeutet für mich …? (23. September bis 11. November 2018) und schließt ab mit europäischen Weihnachtskrippen und Adventskalender auf Burg Posterstein (2. Dezember 2018 bis 6. Januar 2019).

So etwas wie die Labor-Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital hat es auf Burg Posterstein vorher noch nie gegeben und sie ist ein Experiment auf Grund ihrer konsequenten Verknüpfung von digital und analog, von Museumsausstellung und Besuchermeinungen. Grund genug, am Jahresende Bilanz zu ziehen. In mehreren Teilen fassten wir den Diskurs zusammen: (1) Die Zusammenfassung der Gespräche am Salonabend, (2) der Kommentare, (3) der Video-Interviews, (4) der Blogparade und (5) ein dieses Gesamtfazit. Darüber hinaus stellen wir hier das Kunstwerk „Europa“ von Pernille Egeskov vor.

Humoristische Karte von Europa im Jahre 1870 - https://www.europeana.eu/portal/record/2058618/object_KUAS_22286976.html. Kulturarvsstyrelsen - https://www.kulturarv.dk/mussam/VisGenstand.action?genstandId=7205047. CC BY - http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Europa damals und heute war Thema der Ausstellung #SalonEuropa. Das Bild zeigt: Humoristische Karte von Europa im Jahre 1870 – Museum Sønderjylland https://www.europeana.eu/portal/record/2058618/object_KUAS_22286976.html Kulturarvsstyrelsen – https://www.kulturarv.dk/mussam/VisGenstand.action?genstandId=7205047. CC BY

Hintergrund: Die Ausstellung #SalonEuropa

Im Mittelpunkt derAusstellung #SalonEuropa vor Ort und digital standen nicht wie sonst Exponate und historische Infos, sondern vor allem die Meinungen ganz normaler Bürger Europas. Das Museumsteam fragte „Was bedeutet Europa für dich?“ und brachte den aktuell fragilen Zustand Europas in Verbindung mit der Zeit zwischen Französischer Revolution und des Wiener Kongress, als sich Europa ebenfalls im Umbruch befand, in Zusammenhang. Damals wurden in den Salons der adligen und bürgerlichen Damen gesellschaftliche Fragen diskutiert und Entscheidungen mit auf den Weg gebracht. Die Ausstellung experimentierte damit wie ein solcher Salon heute aussehen könnte. Der #SalonEuropa war ein Versuch, Bürgern vor Ort und im Digitalen die Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken zu Europa zu äußern und darüber ins Gespräch zu kommen. Dazu gab es einmal die dynamische, mitwachsende Ausstellung selbst, in der bereits zu Beginn über hundert Meinungen zu Wort kamen. Darüber hinaus gab es die Projektwebseite, die Blogparade, die Diskussionen im Social Web und drei Veranstaltungen vor Ort.

Blick in die Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital 2018 im Museum Burg Posterstein

Über Europa zu reden ist kein Selbstläufer

Auf die Frage „Was bedeutet Europa für mich…?“ bekamen wir in der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital über 200 Meinungen aus fünfzehn Ländern in Form von schriftlichen Kommentaren, Blogposts, Fotos, Video- und Audio-Statements, als Kunstwerk der dänischen Künstlerin Pernille Egeskov und natürlich auch im persönlichen Gespräch vor Ort. Auf Twitter erreichte der Hashtag #SalonEuropa etwa 9 Millionen Impressions. Auch auf Instagram und Facebook kam es zu Gesprächen. Vielen Meinungsäußerungen gingen persönliche Gespräche vor Ort und digital voraus. Es gab eine breite Masse an Besuchern, die die Ausstellung vor Ort oder digital mit Interesse verfolgte, sich lobend äußerte, aber keine eigene Meinung hinzufügte. Europa ist nicht schwarz-weiß und das Thema kein einfaches.

Es wurde anschaulich deutlich, dass die verschiedenen „Kanäle“, über die Meinungen zu #SalonEuropa eingingen (Salonabend, Kommentare, Videos, Blogparade), in unterschiedlichen Themengewichtungen resultierten bzw. dass sich der Diskurs in den unterschiedlichen Formaten anders entwickelt hat. Zum Vergleich noch einmal die einzelnen Grafiken über die wichtigsten Themen der einzelnen „Kanäle“.

Themen der Blogartikel zur Blogparade #SalonEuropa.
Themen der Blogartikel zur Blogparade #SalonEuropa.
Themen der Video-Interviews für die Ausstellung #SalonEuropa.
Auswertung des Diskurses am Salonabend nach Themen, die am häufigsten angesprochen wurden.
Themen am Salonabend #SalonEuropa.
Häufig angesprochene Themen in den schriftlichen Kommentaren zu #SalonEuropa (ohne Blogparade)
Themen in den schriftlichen Kommentaren zu #SalonEuropa (ohne Blogparade)

Bezogen auf die eingegangenen Kommentare werden gemeinsame Nenner wie Gemeinschaft, Einheit, Zusammenarbeit und gemeinsame Kultur, Tradition und Werte deutlich. Frieden, Sicherheit und Freiheit verbinden viele mit Europa. Aber auch aktuelle Probleme werden angesprochen. Enttäuschung ist spürbar, aus verschiedenen Gründen. Manche Themen polarisieren. Beispiel Migration: Während manche enttäuscht sind, dass Europa nicht ausreichend Verantwortung für Geflüchtete übernimmt und nicht weltoffen genug ist, geht anderen das bisherige Engagement zu weit. Das gleiche gilt für die europäische Integration. Einige sind enttäuscht, weil die europäische Gesellschaft noch nicht enger zusammengewachsen ist, anderen wäre mehr Unabhängigkeit für die Nationalstaaten lieber. Auffallend ist die unterschiedliche Bewertung und Betonung von Offenheit und Grenzen, vom positiv besetzten Begriff „Vielfalt“ und dem eher abgrenzenden Wort „Unterschiede“. Es geht um Gemeinsamkeiten und Unterschiede, um Einheit und Frieden einerseits und um Uneinigkeit und Streit andererseits. Es gibt Visionen von Europa als Staatenbund und als Bundesstaat. Es wird deutlich, dass Europa als Chance genauso wie als Herausforderung verstanden wird.

Die Videos: Europa ist weder schwarz noch weiß

Gunter Auer und Nils Lauterbach führten für die Ausstellung 25 Video-Interviews zum Thema „Was bedeutet Europa für dich?“. Im Vergleich zu den schriftlich eingegangenen Kommentaren und den Themen der Blogparade #SalonEuropa kamen viel häufiger auch die aktuellen Probleme Europas zur Sprache – nicht ohne die Vorteile der europäischen Gemeinschaft hervorzuheben. Deutlich wurde, dass viele der Interviewten die Meinung vertreten, dass Probleme in Europa dringend angesprochen und Lösungen gefunden werden müssten. Wir sind der Meinung, dass Formate wie #SalonEuropa dazu einen Anstoß geben und einen Beitrag leisten können. Unser Dank gilt den Interviewpartnern, die den Mut hatten, sich öffentlich zu äußern. Alle Videos kann man auf dem YouTube–Kanal des Museums ansehen.

Thumbnail Playlist SalonEuropa
In der Ausstellung „#SalonEuropa vor Ort und digital“ entstanden eine Reihe Zeitzeugen-Interviews – wir sammeln sie in einer YouTube-Playlist.

Die Veranstaltungen vor Ort: „Außerhalb Europas gilt Europa als Erfolgsgeschichte“

Ein Salonabend, ein Kooperationsprojekt mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, fand am 27. Oktober 2018 mit rund vierzig Gästen im Museum statt. Auch zur Eröffnung und zur Finissage der Ausstellung kam es zu angeregten Gesprächen über Europa. Eines der großen Themen waren die verschiedenen Blickwinkel auf Europa: von Ost und West, Außen und Innen, Jung und Alt. Während Europa außerhalb Europas als Erfolg gilt, sei das in den Mitgliedsstaaten leider nicht immer so.

Das Gespräch drehte sich um Europas Grenzen und Region, um Ost und West und um Identität.
Das Gespräch drehte sich um Europas Grenzen und Region, um Ost und West und um Identität.

Die Blogparade: über 400 Seiten Gedanken zu Europa

Unsere erste Blogparade führten wir in Kooperation mit Dr. Tanja Praske vom Blog KULTUR-MUSEUM-TALK durch, die das Projekt auch auf Twitter, Facebook, Instagram und Pinterest begleitete. Die Blogparade lud interessierte Blogger ein, Artikel zur Frage „Europa bedeutet für mich…?“ zu verfassen. Insgesamt erhielt das Museum 75 Blogposts, die ausgedruckt rund 445 A4-Seiten Text ergaben, die auch in der Ausstellung vor Ort zugänglich waren. Viele Blogger beschäftigten sich mit der Tradition, Geschichte und Kultur Europas, schilderten ihre ganz persönlichen Europa-Erlebnisse von der DDR-Kindheit bis zum deutsch-französischen „Erasmus-Baby“ oder berichteten von ihren schönsten Europareisen.

Für alle Meinungsäußerungen zur Ausstellung #SalonEuropa legte das Museum im Vorfeld „Salonregeln“ fest, als Instrument, um eventuelle unangemessene Beiträge außen vor zu lassen: 1) Äußern Sie Ihre Meinung höflich; 2) Ihr Kommentar darf nicht gegen das Bürgerliche Gesetzbuch und die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland verstoßen; 3) Äußerungen, die diesen Salonregeln widersprechen, können kommentarlos gelöscht werden. Schlussendlich musste kein Beitrag gelöscht werden, denn auch die kritischen Äußerungen wurden sachlich vorgetragen.

Insgesamt zielte das Projekt #SalonEuropa neben der Visualisierung in der Ausstellung vor Ort vor allem auf das Gespräch mit allen, auch mit denen, deren Meinung zwischen den Extremen liegt, die Europa als bürokratisches Monster und nicht als Chance zur Bewältigung nationaler wie internationaler Probleme sehen. Den Unzufriedenen wollten wir genauso eine Stimme geben, wie denen, die Europa bereits jetzt leben. Insofern ist festzustellen, dass genau dieser Austausch nur in Einzelfällen erreicht werden konnte.

Es bestätigte sich die These, dass in großen Teilen der Gesellschaft die öffentliche kontroverse Diskussion nicht miteinander geführt, sondern stattdessen übereinander gesprochen wird. Diese Art der Diskussion bezeugt deutlich den breiten gesellschaftlichen Diskurs, der sich derzeit in zwei Lager teilt: Während die eine Seite der Meinung ist, dass Europa-kritischen Stimmen keine Bühne geboten werden sollte, vertritt die andere die Ansicht, dass gerade durch Miteinanderreden die aktuelle Spaltung Europas überwinden werden könnte.

Ganz unterschiedliche Visionen für die Zukunft Europas

In vielen Beiträgen zu #SalonEuropa kommen Zukunftswünsche und Visionen für Europa zu Wort, die teilweise weit auseinander gehen. Diese Spaltung zieht sich natürlich durch den gesamten Kontinent. Ein Lichtblick für uns: Der Tonfall im #SalonEuropa blieb immer sachlich. Wir hatten den Eindruck, dass man gerade in der Ausstellung vor Ort und auch in den Social Media-Kanälen die Verschiedenheit der Sichtweisen zur Kenntnis genommen hat. Für uns bildete das die Grundlage für einen ausgewogenen Diskurs auf Augenhöhe.

Im Rahmen der Ausstellung wurden wichtige, zeitlose, lesenswerte Gedanken geäußert. Vielleicht konnte sie die Aufmerksamkeit für das Thema Europa ein wenig erhöhen.

Europa fehlen eine gemeinsame Öffentlichkeit und europäische Medien, forderten die Autoren Andre Wilkens und Markus Rhomberg 2015 in einem Beitrag im Tagesspiegel. Der MDR -Twitterkanal für Medien verfolgte #SalonEuropa regelmäßig. Die Ostthüringer Zeitung (Funke-Mediengruppe) berichtete oft über unser Projekt. Allerdings sprang der „Europafunken“ nie so recht über. In Thüringen finden 2019 Landtagswahlen statt und laut aktuellen Sonntagsfragen wären CDU, Linke und AfD wohl mit jeweils rund 23 bzw. 22 Prozent der Stimmen die stärksten Kräfte. Zeit, zumindest darüber nachzudenken, welche Position man selbst vertritt, Probleme offen anzusprechen und ernst zu nehmen. Und Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Das folgerten auch einige der Gäste im #SalonEuropa: „Gerade die Unterschiede und Widersprüche gehören zur Pluralität Europas“, betonte Reinhard Laube, Direktor der Weimarer Anna Amalia Bibliothek.

Mit der Idee Europas, was heute davon übrig ist und wie unterschiedliche Generationen dazu stehen, beschäftigten sich auch andere Posts. Viele kamen wie Kulturkramkiste zu dem Schluss: „Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen und Europa weiterzuentwickeln.“

Ein Konzept für den Wiederaufbau des seit 1953 fehlenden Nordflügels der Burg als "Zentrum für europäische Salonkultur" gibt es - ob es umgesetzt wird, wird die Zukunft zeigen.
Ein Konzept für den Wiederaufbau des seit 1953 fehlenden Nordflügels der Burg als „Zentrum für europäische Salonkultur“ gibt es – ob es umgesetzt wird, wird die Zukunft zeigen.

Auch im Jahr 2019 wollen wir im Museum Burg Posterstein weiter mit dem Salonformat experimentieren. Eine ideale Bühne wäre dafür das Konzept eines Zentrums für europäische Salonkultur im ruinösen Nordflügel der Burg, das immer noch in der Schwebe hängt. In diesem Sinne schauen wir gespannt in die Zukunft, danken allen, die #SalonEuropa so tatkräftig unterstützt und die Diskussion bereichert haben und wünschen einen guten Start ins Jahr 2019!

Zusammengefasst von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

„Diese Pluralität der Perspektiven ist Europa“ – Auswertung #SalonEuropa 4: Die Blogparade

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 26. Dezember 2018 von Museum Burg Posterstein16. Dezember 2022

Die Blogparade #SalonEuropa führten wir vom 23. September bis 23. Oktober 2018 als wichtigen Teil der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital durch. Im Rahmen der Ausstellung erhielten wir über 200 Meinungen aus 15 Ländern in Form von schriftlichen Kommentaren, Blogposts, Fotos, Video- und Audio-Statements, als Kunstwerk und natürlich auch im persönlichen Gespräch vor Ort. Alle bezogen sich auf die Frage „Was bedeutet Europa für mich…?“. In mehreren Teilen fassen wir den Diskurs zusammen: (1) Die Zusammenfassung der Gespräche am Salonabend, (2) der Kommentare, (3) der Video-Interviews, (4) der Blogparade und (5) ein kurzes Gesamtfazit.

Hintergrund: Das Ausstellungsexperiment #SalonEuropa

Die Blogparade #SalonEuropa stand nicht für sich allein, sondern war eng verzahnt mit der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital, die im Museum Burg Posterstein zu sehen war. Mit dem Ansatz, den Dialog – vor Ort und im WWW – zum Mittelpunkt einer Ausstellung zu machen, betraten wir museales Neuland. Wir fragten „Was bedeutet Europa für dich?“ und stellten den aktuell fragilen Zustand Europas der Zeit zwischen Französischer Revolution und des Wiener Kongress gegenüber. Damals vor rund 200 Jahren befand sich Europa ebenfalls im Umbruch. In den Salons der adligen und bürgerlichen Damen diskutierte man gesellschaftliche Fragen und brachte politische Entscheidungen mit auf den Weg. Die Ausstellung experimentierte damit, wie ein solcher Salon – offen, die eigene Filterblase sprengend – heute aussehen und ob er eine adäquates Mittel der gesellschaftlichen Kommunikation sein könnte.

#SalonEuropa vor Ort und digital - eine dynamisches Experiment, das Meinungen ausstellte
#SalonEuropa vor Ort und digital – eine dynamisches Experiment, das Meinungen ausstellte

Der #SalonEuropa war ein Versuch, Bürgern vor Ort und im Digitalen die Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken zu Europa zu äußern und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. Dazu gab es einmal die dynamische, mitwachsende Ausstellung selbst, in der bereits zu Beginn über einhundert Meinungen zu Wort kamen. Darüber hinaus gab es die Projektwebseite, die Blogparade, die Diskussionen im Social Web und drei Veranstaltungen vor Ort. Die Blogparade mit ihren 75 Beiträgen belebte den Diskurs in der Ausstellung wesentlich.

Ziel der Blogparade

Unsere erste Blogparade führten wir in Kooperation mit Dr. Tanja Praske vom Blog KULTUR-MUSEUM-TALK durch, die das Projekt auch auf Twitter, Facebook, Instagram und Pinterest begleitete. Sie betreute bereits viele Kulturblogparaden und veröffentlichte erst kürzlich ihren umfassenden Artikel zu Chancen und Risiken bei der Durchführung von Blogparaden im Kulturbereich.

Ziel der Blogparade #SalonEuropa war es, die Ausstellung vor Ort zu bereichern und zu erweitern, die Idee der Ausstellung mit Interessierten im Netz zu diskutieren, sich mit ihnen zu vernetzen und dadurch der spannenden aktuellen Thematik eine große Reichweite zu ermöglichen. Die Blogparade startete zeitgleich mit der Ausstellung mit einem Aufruf im Blog. Darin gab es nicht nur Anregungen für Themen, sondern auch konkrete Infos zum Ablauf der Blogparade.

Für alle Meinungsäußerungen zur Ausstellung #SalonEuropa haben wir im Vorfeld „Salonregeln“ festgelegt, die als Instrument dienen sollten, eventuell unangemessene Beiträge außen vor zu lassen:

1) Äußern Sie Ihre Meinung höflich
2) Ihr Kommentar darf nicht gegen das Bürgerliche Gesetzbuch und die Verfassung der Bundesrepublik

Deutschland verstoßen
3) Äußerungen, die diesen Salonregeln widersprechen, können kommentarlos gelöscht werden.

Ziel der Ausstellung und der Blogparade war es, ein möglichst breites Meinungsbild zu erhalten, vielleicht sogar an der einen oder anderen Stelle unsere „Filterblase“ des typischen Museumspublikums zu durchbrechen.

Die Blogparade #SalonEuropa in Zahlen

Insgesamt wurden 75 Blogposts von 62 Blogs aus sieben Ländern zur Blogparade #SalonEuropa eingereicht. Wir haben sie zeitnah mit dem Aufruf verlinkt, wenn möglich kommentiert, auf der Projekt-Website einzeln zusammengefasst und ausgedruckt in zwei dicken Ordnern in der „Salonecke“ der Sonderausstellung auch für nicht internet-affine Besucher zugänglich gemacht. Zum Ende der Blogparade waren das mitsamt den Kommentaren 445 A4-Seiten Text in normaler Schriftgröße. Beinahe das gesamte Team des Museums war während der Zeit der Blogparade in diesen zeitintensiven Prozess eingebunden, denn oft erreichten uns mehrere neue Blogbeiträge am Tag und die Diskussion darüber dauerte manchmal bis spät abends. Das war eine intensive Zeit, die uns den verschiedenen Bloggern näher brachte und die den Diskurs in der Ausstellung wesentlich bereicherte.

Bisher interagierte das Museum Burg Posterstein mit Bloggern vor allem auf Twitter und Instagram sowie direkt in den Blogs, wenn beispielsweise über das Museum geschrieben wurde. Die Beiträge verlinken wir auf der Museumswebsite. Aufgeschlüsselt nach uns bereits bekannten und noch unbekannten Bloggern, kamen 33 der 75 Blogposts zur Blogparade #SalonEuropa von uns noch unbekannten Bloggern. Die meisten der teilnehmenden Blogger beschäftigen sich hauptsächlich mit Kultur, aber 11 Prozent auch mit Reise und jeweils 2,3 Prozent mit Familie, Umwelt und einem breiten Themenspektrum, das wir „querbeet“ getauft haben. Die Blogger kommen aus 14 deutschen Bundesländern (allen voran aus Thüringen, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen) sowie aus Österreich, den Niederlanden, Frankreich, Norwegen, Lettland und Estland. Acht Blogposts steuerten Gastblogger bei, die sonst keinen eigenen Blog führen. Das zeigt, dass wir mit der Blogparade #SalonEuropa zwar einerseits unser eigenes Netzwerk im Kulturbereich erreichten, aber durchaus auch uns noch unbekannte Zielgruppen ansprechen und neue Netzwerke knüpfen konnten.

Die Themen der Blogparade #SalonEuropa

In den vorangegangenen Zusammenfassungen haben wir die angesprochenen Themen verschlagwortet, um einen groben Überblick über die Vielfalt der Inhalte zu geben. Interessant ist auch der Vergleich der einzelnen „Kanäle“ (schriftliche Kommentare, Salonabend, Videos, Blogparade), denn es werden ganz unterschiedliche Themengewichtungen deutlich.

Themen der Blogartikel zur Blogparade #SalonEuropa.
Themen der Blogartikel zur Blogparade #SalonEuropa.

Allein der Blick auf die Grafik zur Blogparade zeigt, dass der Diskurs über aktuelle Probleme hier in den Hintergrund trat und viele Blogger einen anderen Ansatz wählten. Sie rückten Kultur und den Kulturaustausch in Europa in den Mittelpunkt, bloggten über Europas Geschichte, über ganz konkrete persönliche Erfahrungen mit Europa, über das Reisen und die Bedeutung von Frieden, Sicherheit, Freiheit und offenen Grenzen. Auch Umwelt- und Naturschutzthemen kamen zur Sprache, ebenso wie Politik, gemeinsame Werte und Digitalisierung im Kulturbereich.

Hier wird auch die Natur des Bloggens deutlich: Blogs sind ursprünglich persönliche Tagebücher, viele widmen sich einem Oberthema wie Reisen, Umwelt, Geschichte, Kultur und natürlich muss auch der Beitrag zu einer Blogparade zu diesem Thema passen, damit der Blogger seine Leser anspricht.

Stimmen aus der Blogparade #SalonEuropa

Alle 75 Beiträge sind chronologisch auf der Projektwebsite kurz zusammengefasst und können dort auch ausführlich nachgelesen werden. Sie sind am Ende dieses Beitrags noch einmal verlinkt. Ein paar Themen, die viele Blogger bewegten, seien beispielhaft herausgegriffen:

Europas Wurzeln und aktuelle Politik

Europas Geschichte oder einzelne Aspekte davon standen im Zentrum mehrerer Blogposts. Dabei glich kein Text den anderen, es ging um Europas Spuren in regionaler Geschichte und um aktuelle europäische Politik, um die Tisch- und Heiratskultur des historischen europäischen Adels, um das gemeinsame Erbe der Aufklärungszeit, von Humanismus und Liberalismus und um Europas Verhältnis zum Fremdenhass. Nicht zuletzt ging es um die Bedeutung der langen europäischen Friedensperiode, in der wir uns befinden.

Probleme lösen auf nationaler, europäischer oder besser gleich internationaler Ebene?

Oft wurde hervorgehoben, dass sich globale Herausforderungen auf europäischer Ebene besser lösen lassen. Manchmal wurde aber auch einen Schritt weitergegangen und darauf hingewiesen, dass für verschiedene Bereiche (wie z.B. Digitalisierung, Klimapolitik) ein globaler Blickwinkel noch sinnvoller wäre.

Heute so aktuell wie damals: Die Karikatur „The plumb-pudding in danger -or- state epicures taking un petit souper“ von 1805 (British Museum CC BY-NC-SA 4.0 Quelle)

Europa in Kunst und Kultur

Die Rolle der historischen und aktuellen Kunst und Kultur, der Architektur, Musik und Literatur für Europas gemeinsame Werte und Traditionen und auf das persönliche Erleben Europas stellten viele Blogger in den Mittelpunkt ihrer Texte. Und gleichzeitig ging es auch darum, wie man das gemeinsame europäische Kulturerbe im Internet frei zugänglich und teilbar machen könnte.

Reisen durch Europa

Das Reisen und Kennenlernen anderer europäischer Kulturen, ob per Flugzeug, Wohnmobil, Fahrrad oder zu Fuß, ob mit Kindern, Partner oder allein, faszinierte viele Blogger an Europa.

Ost-West-Sichten: Ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Europa

Ein besonders interessanter Aspekt der Blogparade waren für uns die teilweise sehr unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen, die Blogger in den verschiedenen Regionen Deutschlands und in den verschiedenen Altersklassen mit Europa gemacht haben. Für viele ist das europäische Miteinander eine Selbstverständlichkeit, nicht nur für die jüngere, von Erasmus und Interrail geprägte Generation, auch für die, die in Grenzregionen zu Frankreich, den Niederlanden oder der Schweiz leben.

Gleichzeitig war es ungeheuer spannend, die Erinnerungen an unterschiedliche Erfahrungen vor und hinter dem ehemaligen „eisernen Vorhang“ zu lesen. Denn mehrere Blogger schilderten ihre Erlebnisse an den Ostgrenzen und ihre Zeit in der DDR-Diktatur ohne Reisefreiheit. Ein weiterer Aspekt waren Blogposts über Projekte zu persönlichen Migrationserfahrungen in und nach Europa. Und nicht zuletzt ging es um die persönliche Bedeutung der europäischen Identität bzw. Nationalität.

An diesen Stellen, so unser Eindruck, bot die Blogparade die Chance, Brücken zu bauen, einander zu verstehen und zuzuhören und Erfahrungen auszutauschen.

Die Diskussion über die Blogparade #SalonEuropa

Die Ausstellung „#SalonEuropa vor Ort und digital“ und die darin integrierte Blogparade verstanden sich als ein Labor. Ausgehend von der historischen Salonkultur um 1800 sollten sie den Bogen schlagen in die heutige Zeit und zur aktuellen politischen Lage. Wie der Dichter Jean Paul anerkennend berichtete, durfte im Salon der Herzogin von Kurland jeder frei seine Meinung äußern, solange sie höflich vorgetragen wurde.

Analog dazu wurde im #SalonEuropa Labor Besuchern vor Ort und im Digitalen die Möglichkeit geboten, ihre Gedanken zu Europa heute zu äußern. Auf einem großen Bildschirm in der Ausstellung und auf einer Website kamen unter der Überschrift „Europa bedeutet für mich…?“ in Videos, kurzen Statements und Blogposts unterschiedliche Meinungen zu Europa zu Wort.

In den Blogs selbst und in den sozialen Netzwerken bildeten die Texte Grundlage für Austausch und Diskussion. Davon zeugen beispielsweise über 360 Kommentare in den teilnehmenden Blogs und die große Reichweite des Hashtags #SalonEuropa von 7 Mio Impressions auf Twitter. Auch auf Instagram und Facebook kam es zu Gesprächen.

Dabei war es sehr unterschiedlich, wie viel Austausch in den einzelnen Blogs möglich war bzw. zustande kam. Der meistkommentierte Beitrag erhielt innerhalb weniger Tage 50 Kommentare, in denen sich die Leser angeregt über kulturelle Gepflogenheiten beim Besuch in fremden Wohnungen austauschten. Tendenziell scheinen Reise- und „Livestyle“-Blogger eine diskussionsfreudigere Leserschaft zu haben als beispielsweise reine Kultur- und Geschichtsblogs. In anderen Blogs kam gar keine Diskussion zu Stande. Offenbar haben manche Blogger im Zuge der DSGVO bzw. auch aus anderen Gründen die Kommentarfunktion deaktiviert.

Für eine angeregte Diskussion zum Mehrwert von Blogparaden empfehlen wir Tanja Praskes ausführlichen Artikel „Blogparaden in der Kultur – Chancen, Risiken und Learnings“.

Der Blogpost „Schuhe aus im #SalonEuropa?“ von Textile Geschichten bekam die meisten Kommentare (Bildquelle: https://textilegeschichten.net/2018/10/07/schuhe-aus-im-saloneuropa/)

Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Beiträge zur Blogparade sehr homogen waren, es gab nur einen Beitrag, der „Europa“ im Sinne der EU in Frage stellte.

Dieser Beitrag stellt aus unserer Sicht eine Meinung dar, wie sie derzeit von vielen Menschen vertreten wird und die nicht gegen unsere zuvor aufgestellten Salonregeln verstößt, die Meinungsfreiheit und Vielfalt zulassen. In der Einführung verweist der Autor darauf, dass er zwischen EU und Europa unterscheidet und in der EU einen „übergestülpten Machtapparat“ sieht. Es werden historisch nicht haltbare Fakten vermischt, wenn z. B. Jugoslawien und die Sowjetunion, die beide sozialistische Diktaturen waren, als Beispiel für die EU herhalten müssen. Wie die globalen Probleme unserer Zeit durch Nationalstaaten gelöst werden sollen, wird auch nicht klar. Dieser Beitrag wurde von uns dennoch bewusst zugelassen, sind doch solche oder ähnliche Meinungsäußerungen, wie schon gesagt in Deutschland nicht selten zu hören. Insofern wäre eine Diskussion über den Inhalt interessant gewesen. Dem Autor selbst war allerdings nicht an einer Diskussion zum Thema gelegen. Der Blogbeitrag hat keine Kommentarfunktion, auf Twitter und Facebook fand und findet keine Interaktion statt.

Stattdessen entzündete sich an diesem Blogpost eine Diskussion über das Für und Wider, EU-skeptischen Meinungen ein Podium zu bieten. Überraschend für uns war, dass sich nicht mit dem Inhalt des Beitrags auseinandergesetzt wurde, sondern von Einzelnen unsere Herangehensweise an das Projekt #SalonEuropa und gleich noch unsere Kompetenz zur Durchführung eines solchen Projekts in Frage stellt wurde. Die Kontroverse gipfelte schließlich darin, dass das Museum dafür angegriffen wurde, diese Meinung in der Blogparade veröffentlicht zu haben. Dass dies in Unkenntnis der Arbeit des Museums, seiner Mitarbeiter, der parallel laufenden Ausstellung und der dort aufgestellten Salonregeln zur Meinungsfreiheit (siehe oben) geschah, soll hier unbedingt erwähnt werden. Denn der Vorgang bestätigte die These, dass in großen Teilen der Gesellschaft die öffentliche kontroverse Diskussion nicht miteinander geführt, sondern stattdessen übereinander gesprochen wird. Diese Art der Diskussion bezeugt deutlich den breiten gesellschaftlichen Diskurs, der sich derzeit in zwei Lager teilt: Während die eine Seite der Meinung ist, dass Europa-kritischen Stimmen keine Bühne geboten werden sollte (z.B. taz: Ich möchte lieber nicht), vertritt die andere die Ansicht, dass gerade durch Miteinanderreden die aktuelle Spaltung Europas überwunden werden könnte (z.B.: dlf: Das Problem mit der „Political Correctness“, watson: Warum es so gefährlich ist, dass so wenig über den Migrationspakt informiert wird , dlf: Einmischung in politische Debatten durch Historiker).

Ganz aktuell befasst sich Maria-Sibylla Lotter in DER ZEIT (Zeit Nr.51/13.12.2018) mit der Thematik „Wer darf was sagen? Wie kontrovers sollen Debatten sein?“ indem sie auf den Streit an der Universität Siegen eingeht (siehe auch: Mohamed Amjahid, Denken oder denken lassen?, Zeit, Nr.51/18, 5.12. 2018) Allerdings geht es dabei weniger um das Thema „Europa“, sondern zuallererst um den Umgang mit der „Neuen Rechten“.

Zusammenfassung

Insgesamt zielte das Projekt #SalonEuropa neben der Visualisierung in der Ausstellung vor Ort vor allem auf das Gespräch mit allen, auch mit denen, deren Meinung zwischen den Extremen liegt, die Europa als bürokratisches Monster und nicht als Chance zur Bewältigung nationaler wie internationaler Probleme sehen. Den Unzufriedenen wollten wir genauso eine Stimme geben, wie denen, die Europa bereits jetzt leben.

Insofern ist festzustellen, dass genau dieser Austausch in der Blogparade nicht erreicht werden konnte (was vielleicht auch nicht zu erwarten war).

Wunderschöne Europa-Collage aus dem Blogpost von Le Monde de Kitchi (Quelle: https://lemondedekitchi.blogspot.com/2018/10/blogparade-saloneuropa.html)

Trotzdem haben die Meinungen und Gedanken aus der Blogparade die Ausstellung vor Ort maßgeblich belebt und erweitert. Es wurden politische, gesellschaftliche, wissenschaftliche, nicht nur auf den Tag bezogene Gedanken geäußert. Die Blogparade hat gleichermaßen die Aufmerksamkeit für #SalonEuropa und vielleicht ein wenig für Europa an sich erhöht. Schon allein dafür hat sich der Aufwand gelohnt und das betrachten wir durchaus als Erfolg einer Kulturblogparade. Wir jedenfalls konnten uns mit wirklich spannenden Bloggern vernetzten, von denen wir einen viele vor der Blogparade noch nicht kannten. Dafür sei allen gedankt.

Zum Schluss: Über Europa zu reden ist kein Selbstläufer

Spontan zu Wort meldeten sich nur wenige, oft diejenigen, die sich ohnehin schon engagieren oder die, die damit gleichzeitig auch eine Botschaft auf einem eigenen Kanal (z.B. Blog, Social Media-Account) an ein eigenes Publikum (ihre Follower) senden. Vielen Meinungsäußerungen gingen persönliche Gespräche vor Ort und digital voraus. Es gibt eine breite Masse, die die Ausstellung vor Ort oder digital mit Interesse verfolgte, sich lobend äußerte, aber keine eigene Meinung hinzufügte. Europa ist nicht schwarz-weiß und das Thema kein einfaches.

Migrationsarchiv im Archäologischen Museum Hamburg (Quelle: https://blog.amh.de/europa-in-harburg-saloneuropa/)

Der MDR -Twitterkanal für Medien verfolgte #SalonEuropa regelmäßig. Wir versuchten auch Thüringer Printmedien für die Thematik zu sensibilisieren, was allerdings nur begrenzt gelang. Die Ostthüringer Zeitung (Funke-Mediengruppe) berichtete oft über unser Projekt, allerdings sprang der „Europafunken“ nie über. In Thüringen finden 2019 Landtagswahlen statt und laut aktuellen Wahlumfragen wären CDU, Linke und AfD mit jeweils wohl rund 23 bzw. 22 Prozent der Stimmen die stärksten Kräfte. Es ist also an der Zeit, zumindest darüber nachzudenken, welche Position man selbst vertritt, tatsächliche Probleme offen anzusprechen und ernst zu nehmen. Und Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Wir haben ganz unterschiedliche Visionen für die Zukunft Europas

In vielen Beiträgen kommen Zukunftswünsche und Visionen für Europa zu Wort, die teilweise weit auseinander gehen. Diese Spaltung zieht sich natürlich durch den gesamten Kontinent. Ein Lichtblick für uns: Der Tonfall im #SalonEuropa blieb immer sachlich. Wir hatten den Eindruck, dass man gerade in der Ausstellung vor Ort und auch in den Social Media-Kanälen die Verschiedenheit der Sichtweisen zur Kenntnis genommen hat. Für uns bildete das die Grundlage für einen ausgewogenen Diskurs auf Augenhöhe.

Persönliches Fazit von anderen: Die Idee, die Widersprüche und Probleme Europas

„Gerade die Unterschiede und Widersprüche gehören zur Pluralität Europas“, betonte Reinhard Laube, Direktor der Weimarer Anna Amalia Bibliothek.

Mit der Idee Europas, was heute davon übrig ist und wie unterschiedliche Generationen dazu stehen, beschäftigten sich auch andere Posts. Viele kamen wie Kulturkramkiste zu dem Schluss: „Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen und Europa weiterzuentwickeln.“

Zusammengefasst von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

Alle Kurzfassungen der eingegangenen Blogposts auf einen Blick:

1. Klaus Graf von Archivalia: Europa ist für mich kein Ersatz für Weltbürgertum // @Archivalia_kg (23.9.2018)

Für Klaus Graf sind Europa und europäische Zusammenarbeit zwar gut und wichtig, aber “kein Ersatz für Weltbürgertum”. Er möchte einen Schritt weitergehen und fordert – gerade im Kulturbereich – eine stärkere Zusammenarbeit, die über Europa hinausgeht. Warum gibt es kein weltweites Äquivalent zur Europeana oder zum Archivportal Europa? Hier geht es zum ganzen Artikel

2. mikelbower: Elysium hauchte Europa // @mikelbower (23.9.2018)

Mikelbower lädt bei Speyrer Brezel und Pfälzer Riesling zum gemütlichen und kurzweiligen Gespräch in seinen virtuellen Wohnzimmersalon. Dort führt er uns nicht nur nach Speyer, sondern auch quer durch die europäische Geschichte. Dabei gibt es allerhand interessante Details, die einiges über Europa aussagen, und wundervolle Ideen dazu, was einer europäischen Zukunft noch fehlt. Hier geht es zum ganzen Artikel

3. Christiane Nienhold von Christianes Landkultur: Morning Glory // @landkultur (24.9.2018)

Christiane Nienhold nimmt uns mit auf einen sehr persönlichen Ausflug in ihre Jugend im geteilten Europa und erste Erkundungsreisen nach der Wende: “…es gab viel zu entdecken, was wir bis dahin nur aus Büchern oder dem Fernsehen kannten, und von dem wir kaum hatten hoffen dürfen, es jemals in der Realität zu sehen.” Für die Zukunft wünscht sie Europa, dass sich die Menschen ihrer Gemeinsamkeiten und ihrer Menschlichkeit besinnen. Hier geht es zum ganzen Artikel

4. Anke von Heyl aka Kulturtussi: Mein Bild für Europa. Oder warum ich die architektonische Nachkriegsmoderne so schätze! // @kulturtussi (24.9.2018)

Für Anke von Heyl steht Europa auch für die Überwindung des Traumas des 2. Weltkriegs. In ihrem Blogpost schlägt sie den Bogen von der Architektur der Nachkriegszeit bis zur heutigen ungewissen Zukunft Europas. Als Symbol für Europa sieht sie das Berlaymont-Gebäude – oder wie es auch gerne genannt wird, an das Berlaymonstre. Hier geht es zum ganzen Artikel

5. Unterwegs im Hinterland: Blogparade „#SalonEuropa – Europa ist für mich…“ // @chillerunterwegs (24.9.2018)

Cindy Hiller sucht in ihrem Blogpost nach Spuren, die Menschen aus anderen Ländern Europas im “Hinterland”, in der Provinz hinterlassen haben. Oft kommen dem Leser große Schlachten in den Sinn, doch Europa steht für Cindy Hiller nicht für das “kopflose Wegballern”, sondern für das genaue Gegenteil: für gemeinsames Reden und für Frieden, der viel schwerer zu erreichen ist als Krieg. Auf ihrem Weg führt sie uns an viele kleine, aber bedeutende Orte und lockt mit dem Versprechen, diesen Bericht zu erweitern. Hier geht es zum ganzen Artikel

6. Naturgebloggt: #SalonEuropa und was Europa für mich bedeutet // @ThomasEngst (25.9.2018)

Thomas Engst betrachtet in seinem Blogpost Europa aus Sicht des Naturschützers. Dabei garantiert die EU aus seiner Sicht erstmalig ein verbindliches Regelwerk, durch welches Lebensraumtypen, Tier- und Pflanzenarten einen länderübergreifenden Schutzstatus genießen. Perfekt ist das Konstrukt Europa bei weitem nicht, aber es birgt das Potenzial, besser zu werden. Hier geht es zum ganzen Artikel

7. Europeana Blog: ‘All of Europe is my country’ and other stories from Europeana Migration // @europeanaeu (25.9.2018)

The Europeana Blog written by Dr Beth Daley takes a look at Europe from the perspective of migrants. It shows an impressive collection of very touching and personal migration stories from all over Europe. Some of the authors feel safe, others lost; for some Europe means music, for others freedom to travel.  Read the full article here

8. Europeana @ Medium.com: How sharing Europe’s cultural heritage online impacts on, well, everything. // @Europeana (25.9.2018)

2018 is the European Year of Cultural Heritage. And so the article of Europeana tells how cultural heritage is shared digitally, why and to whom. The article comes to the conclusion that sharing of digital cultural heritage is important – to the cultural heritage sector and to all of humanity. Read the full article here

9. (Gastbeitrag) Barbara Fischer: Denk ich an Europa in der Nacht // @fischerdata (26.9.2018)

Für die junge Barbara Fischer war Europa das Versprechen auf Frieden, Völkerverständigung, Wohlstand und Umweltschutz. Heute scheint sich Europa nach vielen Erfolgen zu einer Seifenblase zu entwickeln, die zu platzen droht. Welche Rolle, welche Bedeutung hat das europäische Kulturerbe – Hoffnung? Hier geht es zum ganzen Artikel

10. Reinhard Laube, Blog der Klassikstiftung Weimar: Weimars Europa // @klassikstiftung (28.9.2018)

Ausgehend von den Schätzen der Weimarer Anna Amalia Bibliothek arbeitet sich deren Direktor Reinhard Laube in seinem Blogpost vor zu den Widersprüchen Europas: “Diese Pluralität der Perspektiven ist Europa. Sie ist nicht beliebig, und nicht harmonisch, bedeutet vielmehr Arbeit, auch Streit und bedarf allemal Formen der Vermittlung.” Sein Fazit: “Europäisch denkt, wer widersprüchliche Perspektiven anerkennt…” Hier geht es zum ganzen Artikel

11. Dr. Alexandra Hildebrandt: Europäische Lebenskünstler: Warum ihre Ernte so wertvoll ist // @AHildebrandt70 (29.9.2018)

Dr. Alexandra Hildebrandt spricht in ihrem Blogpost von der Kunst, immer wieder neu denken zu lernen. Lebenskünstler wie der Designer Azzedine Alaïa oder der Dichter Adelbert von Chamisso schafften es, sich stets neu zu erfinden. Kreativität geht einher mit Vernetzung, die auch beim Thema Digitalisierung hilft, neue Wege zu gehen. Hier geht es zum ganzen Artikel

12. Dr. Alexandra Hildebrandt: Warum gutes Benehmen wieder salonfähig sein sollte // @AHildebrandt70 (30.9.2018)

Dr. Alexandra Hildebrandt nimmt in ihrem Blogpost die “Salonfähigkeit” unserer Gesellschaft unter die Lupe. Was zählt der Knigge in einer digitalen Welt? Auch im Netz sei Höflichkeit und Rücksichtnahme die Grundlage für Erfolg. Hier geht es zum ganzen Artikel

13. Bent Jensen, Archäologisches Museum Hamburg: Europa in Harburg // @ArchaeologieHH (1.10.2018)

Bent Jensen vom Archäologischen Museum Hamburg weist auf Europas lange Geschichte der Migration hin: “Grund genug also, sich zu überlegen, was uns als Menschen an den Ort (in Europa) führt, an dem wir heute leben.” Das Archäologischen Museum Hamburg hat derzeit gleich zwei interessante Projekte, bei denen es persönliche Geschichten zum Thema Migration und Geschichte vor Ort sammelt.  Hier geht es zum ganzen Artikel

14. Dr. Alexandra Hildebrandt: Unsere Wurzeln: Warum wir zusammenhängende Stoffgeschichten brauchen // @AHildebrandt70 (1.10.2018)

In diesem Blogpost nimmt Dr. Alexandra Hildebrandt den Leser mit in die Welt der Wälder und ihrer Bedeutung für den Menschen im Laufe der Zeit. Das Holz der Wälder spielt für die Menschen eine so große Rolle, dass wir uns mit diesen “Wurzeln” beschäftigen sollten – auch im Sinne der Nachhaltigkeit und der Einsparung von CO2. Im Artikel werden einige interessante Initiativen und die passende Lektüre empfohlen. Hier geht es zum ganzen Artikel

15. Le monde de Kitchi: Blogparade #SalonEuropa // (1.10.2018)

“Europa – das ist für mich mit vielen positiven Gemütszuständen, sinnlichen Erfahrungen und schönen Bildern verbunden.”, schreibt Astrid Kahmen vom Blog Le monde de Kitchi und zählt eine unglaubliche Menge verschiedenster europäischer Einflüsse auf, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Europa als Quelle der persönlichen Inspiration. Ergänzt wird der Blogpost mit wunderschönen Europa-Collagen. Hier geht es zum ganzen Artikel

16. Schlösser und Gärten Deutschland:Europa und die Schlösserwelt – Ein Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa // @sgd_zu_tisch (2.10.2018)

Die Schlösser und Gärten Deutschland laden in ihrem Blogpost Europa an einen Tisch. Kultur – besonders die höfische Ess-, Trink- und Tischkultur – verbindet den Kontinent schon seit Jahrhunderten. Sie zeigt, dass Europa ein bunter Kontinent ist, von Gemeinsamkeiten und Gegensätzen, vom Austausch über und beim Genuss geprägt. Hier geht es zum ganzen Artikel

16 b. Schlösser und Gärten Deutschland: EUROPE AND ITS CASTLES – A CONTRIBUTION TO THE BLOG PARADE #SALONEUROPA // @sgd_zu_tisch (7.10.2018)

The Castles and Gardens Germany dive in their blog into European noble culture. Especially the courtly eating, drinking and dining culture has been connecting the continent for centuries. It shows that Europe is a colorful continent, characterized by similarities and contrasts, by exchange and enjoyment. Read the whole article

17. Dr. Alexandra Hildebrandt: Revolution des Geistes: Warum das europäische Erbe der Romantik so aktuell ist // @AHildebrandt70 (2.10.2018)

Dr. Alexandra Hildebrandt weist in diesem Artikel auf die alte und neue Bedeutung der Romantik in Europa hin. “Schon die Frühromantiker setzten in Kriegs- und Krisenzeiten den leidvollen Erfahrungen des Umbruchs und der existenziellen Unsicherheit etwas Neues entgegen, indem sie neue Formen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens erprobten.” In Zeiten der Digitalisierung erlebe die Romantik eine Wiedergeburt. Hier geht es zum ganzen Artikel

18. MusErMeKu: Stolpersteine – Stumble Upon Memory in Europe // @musermeku (3.10.2018)

Damián Morán Dauchez from MusErMeKu introduces us to the historical memory project “Stolpersteine”, or „stumbling stones“. Stolpersteine are square-shaped paving stones remind us of persons killed by the Nazis. The Article also tells about the discussion pro and against the project. Read the full article here

19. Kulturkramkiste: Blogparade “#SalonEuropa – Europa ist für mich…” // @strigo73 (3.10.2018)

Die “Kulturkramkiste” gibt in ihrem Blogbeitrag einen ganz persönlichen Einblick in ihr damaliges und heutiges Europa. Von der europäischen Utopie im Kalten Krieg bis zur scheinbaren heutigen Europaabkehr spricht sie über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und visionäres Denken. Es ist  Zeit,  Verantwortung zu übernehmen und Europa weiter zu entwickeln. Hier geht es zum ganzen Artikel

20. Dr. Alexandra Hildebrandt: Der europäische Geist: Warum der Ehrbare Kaufmann hochaktuell ist // @AHildebrandt70 (3.10.2018)

Fehlt den Unternehmern heute der Anstand? In diesem Artikel schafft es Dr. Alexandra Hildebrandt, die Geschichte der “ehrbaren Kaufleute” von der Zeit der Hanse und der Fugger mit der Finanzkrise und den Herausforderungen für “verantwortungsbewusste Unternehmer” heute zu verbinden. Sie zeigt damit deutlich, dass manche Werte nicht überholt sind, auch wenn sie auf eine lange europäische Tradition bauen. Hier geht es zum ganzen Artikel

21. Wolfgang Stöcker: Ich kenne nur ein “Europa des Friedens” // Deutsches Staubarchiv (5.10.2018)

Wolfgang Stöcker, Jahrgang 1969, schreibt in seinem Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa, er kenne nur ein “Europa des Friedens”. “Was läuft seit einigen Jahren falsch?”, fragt er. “Wir Europäer besitzen soziokulturelle Klebstoffe, die uns allen bekannt sind!” Nur leider seien diese Bindemittel auch immer wieder Sprengstoff für das europäische Miteinander. Hier geht es zum ganzen Artikel

22. Dr. Alexandra Hildebrandt: Treibsand der Geschichte: Was bleibt von uns? // @AHildebrandt70 (5.10.2018)

Der Beitrag  ist nicht nur dem schwedischen Schriftsteller Henning Mankell, sondern den wirklich wichtigen Dingen gewidmet. Bleibt am Ende nur unser (atomarer) Müll oder schaffen wir es, unsere Erfahrungen und unsere Geschichte weiterzugeben? Eine Möglichkeit gegen das Vergessen bietet das Projekt “Memory of Mankind” (MOM), auch als Warnung für die, die nach uns kommen.  Hier geht es zum ganzen Artikel

23. mikelbower: Sternenwege nach Europa // @mikelbower (5.10.2018)

Mikel Bower weist in diesem Blogpost auf den Sternenweg (“Pilgern für den Frieden und ein weltoffenes Europa“) hin, ein Pilgerweg, der Deutschland und Frankreich verbindet. “Mainz, Speyer, Wissembourg. Ich pilgerte unwissentlich. Für den Frieden und Europa. Ich, das Heidenkind.” Wir sollten mehr gemeinsam spazieren gehen und dadurch Kulturen zusammenwachsen lassen, findet Mikel Bower. Hier geht es zum ganzen Artikel

24. Christoph Pietrucha: Wir, ihr, sie . Polen und Europa // (6.10.2018)

Im Blog Museumsdinge geht es um den Umgang mit europäischer und polnischer Geschichte in polnischen Museen und in der Gesellschaft in Polen. Wie wird die Vergangenheit interpretiert und eingeordnet? Der Blick ins Nachbarland lohnt nicht zuletzt für ein besseres gegenseitiges Verständnis in Europa. Hier geht es zum ganzen Artikel

25. Kultur und Kunst: It’s a beautiful day | U2 Live in concert // @kulturundkunst (6.10.2018)

Auch bei einem Rockkonzert kann Europa Thema sein und sogar ein europäisches Gemeinschaftsgefühl erzeugt werden – zum Beispiel bei U2. Wera Wecker vom Blog Kultur und Kunst berichtet vom U2-Konzert in Hamburg und wie dort europäische Probleme und Gemeinsamkeiten neben der Musik eine verbindende Rolle spielten. Hier geht es zum ganzen Artikel

26. Dr. Alexandra Hildebrandt: Die Ordnung der Dinge: Über sammelnde Denker und denkende Sammler// @AHildebrandt70 (7.10.2018)

“Der durchschnittliche Europäer besitzt etwa 10.000 Gegenstände.” Was sammeln wir, was bewahren wir für die Nachwelt und was bedeutet uns der physische Gegenstand im digitalen Zeitalter? Darum geht es in Dr. Alexandra Hildebrandts Artikel, der uns vom Heute über Alltagsgegenstände aus der DDR zu Goethes Sammelleidenschaft und zurück zum Alltag mitnimmt. Hier geht es zum ganzen Artikel

27. Textile Geschichten: Schuhe aus im #SalonEuropa? // @Suschna (7.10.2018)

Im Blog Textile Geschichten geht es um eine vermutlich noch nicht endgültig geklärte europäische Alltagsfrage: Zieht man als Gast beim Betreten einer Wohnung die Schuhe aus oder behält man sie an? Nicht mal für Deutschland lässt sich das einheitlich beantworten. Andre Regionen, andre Schuh-Gewohnheiten. Hier geht es zum ganzen Artikel

28. Sturmpost: Europa, Dorf und weite Welt // @sturmwarnung (7.10.2018)

Andrea nimmt uns mit ins Österreich der 1960er und 1970er Jahre und beschreibt, wie sie mit Europa in Kontakt kam. Wie sie später als EU-Gegnerin doch “Ja” ankreuzte. Und wie sie heute “Europa” ambivalent gegenübersteht. Sie lässt uns mit der Frage zurück: “Vielleicht also bin ich gar keine überzeugte Europäerin, sondern überzeugte Anhängerin historisch europäischer Ideen?” Hier geht es zum ganzen Artikel

29. Landlebenblog: Prioritäten // @Odenwaelderin (7.10.2018)

“Der Typ ist mir gleich aufgefallen. Ich habe ja durchaus einen Sinn für attraktive Männer. In diesem Fall fasziniert mich aber weniger sein Aussehen, sondern vielmehr das, was er tut.” – Im Landlebenblog entlarven kleine Alltagsbeobachtungen in einem französischen Supermarkt, wie unterschiedlich man Prioritäten setzt in zwei Ländern, die so dicht beieinander liegen wie Frankreich und Deutschland. Hier geht es zum ganzen Artikel

30. Ralf Grabuschnig: Europa und die Xenophobie: ein untrennbares Paar? // @RalfGrabuschnik (8.10.2018)

“Die Xenophobie und später der Nationalismus und Rassismus sind Europa schon seit langem ein treuer Wegbegleiter. Warum sollte sich das plötzlich ändern?”, fragt Ralf Gabuschnig in Blog und in Podcast und nimmt uns mit in die europäische Geschichte der Fremdenfeindlichkeit von der Entstehung des Wortes Xenophobie über die Kolonialzeit bis ins Heute. Hier geht es zum ganzen Artikel und hier zum Podcast

31. Erdhaftig:#SALONEUROPA – DIE MISCHUNG MACHTS! // @erdhaftig (8.10.2018)

Für Silke Bicker vom Blog Erdhaftig sind die Vorteile eines vereinten Europas unübersehbar: gemeinsame Währung, offene Grenzen, Frieden. “Ich kenne bislang nur Frieden in Europa und möchte, dass das so bleibt. Gene Roddenberry erdachte viele technische Geräte für seine Drehbücher, die es heute bereits so oder so ähnlich gibt. Auf den Dritten Weltkrieg, in dem wir die Erde in einem Atomkrieg fast zerstören, verzichte ich liebend gerne.” Hier geht es zum ganzen Artikel

32. Zeilenabstand: Architektur als Identitätsträger für Europa // @zeilenabstandN (8.10.2018)

Damian Kaufmann spricht in seinem Blogpost über die gemeinsame Architektursprache Europas. Schon vor Jahrhunderten verband das Bauschaffen den Kontinent, auch wenn die politischen Konstellationen nicht immer so geeint erschienen. Architektur war und ist Ausdruck eines gemeinsamen Wertekanons, dessen man sich noch heute bewusst werden sollte. Hier geht es zum ganzen Artikel

33. Jens Bemme: mein #SalonEuropa// @jeb_140 (8.10.2018)

Für Jens Bemme ist Europa ein großes Puzzle. In seinem Beitrag geht es um Honig, Radfahrerwissen und die bewegende Frage, seit wann Männer in Sachsen Hosen tragen und ob sie jemals Röcke trugen. Es geht um ein “Europa der Regionen” und um Fragen, die dazu einladen, andere kennenzulernen. Hier geht es zum ganzen Artikel

34. Ursula Ronnenberg: Europa – hier total normal// @URonnenberg (8.10.2018)

Ursula Ronnenberg gibt einen ganz alltäglichen Einblick in ein gelebtes Europa. Im Dreiländereck Belgien-Deutschland-Niederlande sind Grenzübergänge völlig normal und mit nationalen Unterschieden kommt man im täglichen Miteinander gut zurecht. Die drei Portemonnaies für drei Währungen braucht es nicht mehr, Grenzhäuschen sind für Kultur geöffnet – Europa ganz normal. Hier geht es zum ganzen Artikel

35. Lindenau-Museum Altenburg: Die einzig revolutionäre Kraft – Die Kultur der 68er, die europäischen Krisen und die Kunst der Gegenwart // @LindenauMuseum (10.10.2018)

Passend zum #SalonEuropa stellt das Lindenau-Museum Altenburg die Ausstellung “Die einzig revolutionäre Kraft” vor. In den bewegten Jahren um 1918 und 1968 schlossen sich in Deutschland und Europa Künstler zusammen, um mit ihrer Kunst die Vision einer neuen Gesellschaft zu realisieren. Die Krise als Chance für Neues nutzen – dieser Gedanke schlägt den Bogen bis in die Gegenwart. Hier geht es zum ganzen Artikel

36. Der Lehmofen: SEXUAL DIVERSITY IN EUROPE IS AN OLD HAT/ SEXUELLE VIELFALT IN EUROPA IST EIN ALTER HUT // @Runa_Phaino (gefunden: 10.10.2018)

“Der Lehmofen” widmet seinen Blogpost der Liebe, Freiheit und der sexuellen Vielfalt. Seit 2013 ist die gleichgeschlechtliche Ehe in Frankreich gesetzlich verankert. Mit einem Blick ins alte Griechenland und in die Zeit der französischen Revolution wird mit einem Augenzwinkern erklärt, warum Hüte dabei vielleicht eine wichtige Rolle gespielen haben. Hier geht es zum ganzen Artikel

37. Landlebenblog: St. Die // @Odenwaelderin (11.10.2018)

Der Landlebenblog nimmt uns mit auf einen Ausflug in das kleine Städchen St. Die des Vosges in Ostfrankreich. Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, entspricht die Stadt vielleicht nicht dem typischen Bild einer französischen Kleinstadt. Doch Europa sind die Menschen, ihr Umgang miteinander und manchmal eine gute Tasse Kaffee. Hier geht es zum ganzen Artikel

38. SOS_Fernweh: Blogparade “Salon Europa – Europa ist für mich…”// @pixelvoice3 (12.10.2018)

The SOS_FernwehBlog is a blog for traveling and photography. In beautiful pictures is shown, how Europe can be seen: as history, wideness, darkness, or open gates. Take a look by yourself. Read the full article here

39. Ichlebejetzt: Die Flagge und meine Nationalität – Wer bin ich?// @IchlebeJetzt1 (12.10.2018)

Der Artikel von IchlebeJetzt wirft einen ganz persönlichen Blick auf das Gefühl der nationalen Zugehörigkeit. Ist eine Flagge nur ein Signalzeichen des Krieges? In vielen Ländern (wie Norwegen) gehört sie in den normalen Alltag, doch beim Anblick der deutschen Flagge, schleicht sich oft ein ungutes Gefühl mit ein. Aber warum? Hier geht es zum ganzen Artikel

40. Dr. Alexandra Hildebrandt: Zukunft braucht Zufall: Warum wir offen für das Unberechenbare sein sollten// @AHildebrandt70 (12.10.2018)

Dr. Alexandra Hildebrandt widmet ihren neuen Blogpost dem Zufall. In manchen Bereichen erscheint die Unberechnbarkeit unbequem. Dennoch bereichert der Zufall das Leben und ist Quelle für neue Ideen und Innovationen. Hier geht es zum ganzen Artikel

41. Kultur Geschichte(n) digital : Europa bedeutet für mich – meine eigene Geschichte // @anjakikahist (13.10.2018)

Anja Kirchner-Kannemann von Kultur Geschichte(n) digital schreibt in ihrem Beitrag über ein ganz persönliches Europa. Sie schreibt von Liebe, die Kriegszeiten überwunden hat, von Familie, Freunden und einem Alltag ohne Ländergrenzen: Ein Europa der Menschen. Hier geht es zum ganzen Artikel

42. GELD FINANZEN REICHTUM: Europa ist für mich …nicht die Europäische Union // @realpeterkovacs (14.10.2018)

Für Peter Kovacs ist Europa zwar schön, die EU aber ein unsäglicher Verwaltungsapparat, der die Nationalstaaten und ihre wirtschaftliche Kraft  einschränkt. Er findet, man muss gegen die EU sein dürfen, ohne als “Europafeind” zu gelten und trennt klar zwischen EU und Europa. Hier geht es zum ganzen Artikel

43. The Hike Tribe: Fernwanderwege in Europa – Eine Übersicht // @TheHikeTribe (15.10.2018)

Fernwanderwege verbinden Europa und fördern den Austausch und die Vernetzung zwischen Menschen und Kulturen. Zusammenhalt durch Naturerleben über verschiedene Nationen hinweg ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger als je zuvor und Grund genug, die Fernwanderwege Europas vorzustellen. Hier geht es zum ganzen Artikel

44. Dr. Alexandra Hildebrandt: Hommage an das Schreiben // @AHildebrandt70 (16.10.2018)

Dieser Beitrag Dr. Alexandra Hildebrandts widmet sich der Kulturtechnik des Schreibens. Im Zeitalter der Digitalisierung scheint das Handgeschriebene immer mehr in den Hintergrund zu rücken. Dennoch entwickeln sich zunehmend Tendenzen, die das “schöne Schreiben” und die Kunst der Kalligraphie zu neuer Blüte reifen lassen. Hier geht es zum ganzen Artikel

45. Uldis Zariņš: Maybe the world – or at least Europe – has never been very big to begin with // @uzarins (16.10.2018)

Culture has never recognised any borders, and is a patchwork of various influences from all over Europe. Uldis Zarins takes Rundale Palace for an example: the most precious late baroque building in Latvia, built by an Italian artist (born in Paris), and formerly home of its German masters, the von Biron family. Culture is what makes us Europeans.  Read the full article here

46. Vogtlandzauber: Das Vogtland – ein kulturhistorisches Idyll im Herzen Europas // @vogtlandzauber (16.10.2018)

Der Beitrag von Vogtlandzauber wirft einen Blick aus dem Vogtland auf Europa und die Region selbst. Das Vogtland kannte in seiner Geschichte kaum feste Grenzen und profitiert noch heute vom Austausch im Vierländereck. Dieser Austausch stärkt das Selbstverständnis, bildet Identität und schlägt Brücken, auch über formelle Grenzen hinweg. Hier geht es zum ganzen Artikel

47. Europeana Blog: Looking for Europe through Fashion Plates//@europeanaeu (17.10.2018)

For #SalonEuropa the Europeana Blog sends an article written by European Fashion Heritage Association, which tells how fashion plates have created and imagined European national identities. These plates travelled across the borders
within Europe and beyond, and were not only used to describe fashion of a specific place or nation. Read the full article herehttps://www.fashionheritage.eu/

48. K´s VienNature Culturegram: Burg Posterstein asks: “What does Europe mean to you?” // @karinsvad (17.10.2018)

For K’s VienNature Culturegram Europe is first of all a peaceful environment to live in: “I do not want a Europe that defines itself as a bulwark against the outside world.  I know, there are great challenges to tackle, but I think this cannot be done with hypocrysy or misguided notions of self-interest.” Read the full article here

49. Berlinerin in Frankreich: Europa ist für mich meine Familie! // (18.10.2018)

Für die “Berlinerin in Frankreich” ist Europa ihr Kind, ihre Familie. Denn sie ist Mutter eines von über einer Million “Erasmus-Babys”: “Europa ist für mich meine Familie, mein Leben! Ohne ein vereinigtes Europa würde meine Familie nicht existieren. Durch ein verfeindetes Europa wäre sie bedroht.” Hier geht es zum ganzen Artikel

50. Hiddentraces: 2018 – Mein europäisches Reisejahr // @hiddentraces (18.10.2018)

Ricarda Christina Hollweg vom Blog The Hidden Traces berichtet von ihrem Reisejahr 2018, das sie durch viele europäische Länder führte. “Ich möchte gerne andere dazu inspirieren, den eigenen Kontinent tiefer zu entdecken”, schreibt sie und folgt dabei unbewusst einigen der Reisewege der Herzogin von Kurland. Hier geht es zum ganzen Artikel

50.b Hiddentraces: 2018 – My European Travel Year // @hiddentraces (18.10.2018)

Ricarda Christina Hollweg from the blog The Hidden Traces reports on her travel year 2018, which took her through many European countries. “I would like to inspire others to discover their own continent more deeply,” she writes, unconsciously following some of the Duchess of Courland’s itineraries. Read the whole article

51. Burgdame: Internationale Heiratspolitik – Blogparade #SalonEuropa // @burgdame_de (18.10.2018)

In ihrem Blogpost zur internationalen Heiratspolitik der historischen europäischen Oberschicht folgt die “Burgdame” den Spuren von Daisy von Pless (1873-1943), einer Salondame, die die wichtigsten europäischen Männer ihrer Zeit persönlich kannte, und Mathilde von Waldeck und Pyrmont (1801-1825). “Die internationalen Beziehungen Adeliger sind nur ein kleines Stück dessen, was Europa ausmacht. Für mich ist es aber ein sehr interessantes Stück europäischer Kultur. Wir haben viele Gemeinsamkeiten!”, schreibt “Burgdame”. Hier geht es zum ganzen Artikel

52. LeseZeichen Mannheim:Europa ist für uns ein großer Kulturraum, ein intensiv verflochtener kultureller Rahmen // @LeseZeichenMannheim (18.10.2018)

Helen Heberer und Raimund Gründler führen selbst einen Salon in Mannheim. In ihrem Gastblogpost zeigen sie die vielen Verschlingungen der europäischen Kulturwelt im Laufe der Geschichte auf. Sie sind der Meinung: “Es war nicht Abschottung, sondern intensiver Dialog und vielfältiger Kontakt in Kombination mit örtlichen Besonderheiten und geographischen Vorgaben, die unsere vielfältige europäische Kulturlandschaft hervorgebracht haben.” Hier gehts zum ganzen Artikel:

53. TBerg: #SalonEuropa – Blogparade „Europa ist für mich …“ // @tberg_de (18.10.2018)

T. Berg weist auf die Einzigartigkeit von Europas Geschichte hin: “1990 die deutsche Einheit, gefolgt von der europäischen Einheit. Europa ist ein Kontinent der Vielfalt in Einigkeit. Trotz aller Differenzen haben sich die europäischen Völker zusammengerauft. Hoffentlich dauert diese Erfolgsgeschichte noch lange an. Denn darum bin ich Eurovisionär!” Hier gehts zum ganzen Artikel

54. Leggiero flautato: Kultur kennt keine Grenzen // @sufloese (20.10.2018)

Sehr persönlich erzählt Susanne vom Blog Leggiero flautato von ihrer Kindheit in der DDR, wo sie vom Reisen nur Träumen durfte. Sie vertritt die These, dass Kultur und Politik womöglich schon immer unabhängige Parallelwelten waren. Wir sollten uns aber nicht komplett in das Eine zurückziehen, damit das andere nicht untergeht: “Das politische Europa ist mehr denn je Aufgabe von uns allen, noch gibt es überwiegend Demokratie und selbstverständliche Übergänge zwischen dem kulturellen und dem politischen Europa. Hoffen wir, dass es lange so bleibt.” Hier gehts zum ganzen Artikel

55. Reens Blog: Salon Europa – Europa ist für mich…. // @repiepke (20.10.2018)

Rene von “Reens Blog” fasst seine Gedanken zu Europa so zusammen: “Denke ich an Europa, bin ich in erster Linie stolz auf unseren kleinen schönen Kontinent. Ich denke an verschiedenste Kulturen und Lebensweisen von Ost nach West und Nord nach Süd…. Und ist es nicht irgendwie schön, dass uns trotz der vielen Unterschiede eine kleine Flagge mit ein paar Sternchen im Geiste verbindet?” Hier gehts zum ganzen Artikel

56. Elektromuseum Erfurt: Europa ist nicht allein nur Kulturraum, sondern Wirtschafts- und Lebensraum vieler Nationen // @ElektromuseumEF (20.10.2018)

Europa ist nicht nur Kultur, auch Wirtschaft und Technik. Uns alle verbindet ein unsichtbares Netz, das für unseren Alltag aber essentiell ist, bloggt das Thüringer Museum für Elektrotechnik Erfurt. “Wir sollten jedoch alles dafür tun, dass nicht nur ein Stromnetz die Menschen in Europa verbindet, sondern vielmehr ein Netz demokratischer, freier, rechtsstaatlicher und selbstbestimmter Nationen!” Hier geht es zum ganzen Artikel

57. Mit Kind im Rucksack: #SalonEuropa – Europa ist für mich Freiheit // @inaaltoet (21.10.2018)

Für Ina vom Blog  “Mit Kind im Rucksack” ist Interrail das “Schönste Symbol der Freiheit in Europa”. Einfach mit dem Zug durch 30 Länder Europas zu reisen, bedeutet Freiheit, wenn man in einem Land mit verschlossenen Grenzen aufgewachsen ist. Sie fordert: “Wir müssen uns alle anstrengen damit Europa seine Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit behält!” Hier geht es zum ganzen Artikel

58. Peter Soemers: Ich trage Eulen nach Europa! Digitale Transformation & #SalonEuropa //@psoemers (21.10.2018)

Peter Soemers fühlt sich mit Europa verbunden, es ist schließlich seine Heimat. Er findet: “Europa ist nicht nur Politik!” Während er in der reichen Kultur Europas immer neue Inspiration findet, lässt ihn Europas Politik manchmal ratlos zurück und auf die Weisheit der sprichwörtlichen griechischen Eule hoffen, die seinen Beitrag zahlreich schmücken: “Wird manchmal kollektiv der Mensch vergessen? Ich kann es nicht so richtig beurteilen, wie gewissenhaft es da zugeht. Eule, wo bist Du?” Hier geht es zum ganzen Artikel

59. Krosworldia: #SalonEuropa. Die zwei Gesichter des Eurozentrismus // @Kristin_Oswald (21.10.2018)

Für Kristin Oswald ist die Perspektive auf Europa viel zu kurz gegriffen. Ein “SalonWelt” wäre wünschenswert, so die Bloggerin: “Wenn man sich die Liste der deutschen Veranstaltungen zum Kulturerbejahr anschaut, steht zumindest auch hier die positiv-eurozentristische Perspektive im Fokus. Kaum findet man die negativen Seiten von Europa oder die individuellen Geschichten und Blickwinkel derjenigen, die europäisches Kulturerbe nicht aus der institutionellen Brille betrachten.” Hier geht es zum ganzen Artikel

60. Sabine Hofmann: Was hat die Gebietsreform in Thüringen mit Europa zu tun? // (22.10.2018)

Europa beginnt ganz lokal. Sabine Hofmann aus dem Postersteiner Nachbarort Nöbdenitz macht ihren Gastbeitrag zur Blogparade #SalonEuropa zu ihrer Stellungnahme zum Anschluss der Gemeinde Nöbdenitz an die Stadt Schmölln: “Wenn wir wollen, dass Europa gemeinsam agiert, was dringend geboten ist angesichts der Konflikte in der Welt, braucht es Demokratie von unten und Instrumente, die es den Bürgern ermöglichen, demokratisch zu handeln und tatsächlich mitzubestimmen.” Hier geht es zum ganzen Artikel

61. Der Friedrich: #SalonEuropa – Was Europa für mich bedeutet // @elfritzos (22.10.2018)

“Der Friedrich” erzählt in seinem Beitrag kleine Anekdoten, die für ihn Europa ausmachen. Darin kommt nicht nur ein schmuggelnder Großvater vor, sondern auch Begebenheiten, die zeigen, dass wir den Luxus genießen, in Europa frei unsere Meinung und Kritik äußern zu dürfen: “Ich weiß nur, dass seit es die EU gibt, man Kritik und Meinung sagen kann – gerade politischen Institutionen und Vertretern gegenüber. Ins Gesicht. Direkt.” Hier geht es zum ganzen Artikel

62. Lindenau-Museum Altenburg: Ein Altenburger in Europa // @LindenauMuseum (22.10.2018)

Das Lindenau-Museum Altenburg rückt in diesem Beitrag die Tätigkeit Bernhard August von Lindenaus als Wissenschaftler und Astronom in den Fokus. Dieser stand als Minister und Wissenschaftler in Diensten der Herzöge von Sachsen-Gotha- Altenburg und schaffte es zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein europaweites Netzwerk zu bekannten Wissenschaftlern und Sternwarten aufzubauen. Hier geht es zum ganzen Artikel

63. Hin-fahren: Unterwegs in Europa – Überall zu Hause // @hinfahren (23.10.2018)

Der Hin-Fahren-Blog berichtet über das Unterwegssein in Europa. Offene Grenzen ohne lange Grenzkontrollen, eine reiche Geschichte, Sicherheit, Frieden und Gespräche mit Menschen vieler Regionen und Länder, das macht Europa aus. In Europa ist ein Camper überall zu Hause. Hier geht es zum ganzen Artikel

64. Provinzmutti: #SalonEuropa – Blogparade “Europa bedeutet für mich…” // @provinzmutti (23.10.2018)

Der Beitrag von Provinzmutti ruft zum konstruktiven Diskurs auf. Europa ist Frieden, eine Wertegemeinschaft, Veränderung und Mitgefühl, das wir uns leisten können und müssen. Europa ist auch Diskurs über Probleme und Ängste – damit Europa eines nie wieder ist: Krieg. Hier geht es zum ganzen Artikel

65. Deutsches Historisches Museum: Inside DHM: Europa, Venedig und das Meer // @DHMBerlin (23.10.2018)

Das Deutsche Historische Museum fragt in diesem Artikel, was Europa heute wohl ohne die Erkundung, die Überquerung und die Eroberung der Meere und ohne den daraus resultierenden Austausch wäre. Als anschauliches Beispiel präsentiert uns das DHM die “Stadt im Meer”: Venedig, die sich sogar mit dem Meer verheiratete. Hier geht es zum ganzen Artikel

66. LiveLifeGreen: Ohne Europa kein Frieden und kein Klimaschutz // @livelifegreen_m (23.10.2018)

Wozu ist Europa da und brauchen wir es noch? – Ja, sagt LiveLifeGreen. Denn auch, wenn es nicht perfekt ist, steht Europa für Frieden, Natur- und Klimaschutz und es ist Zukunft. Doch an dieser Zukunft müssen sich alle beteiligen, mit Ideen, Engagement, auch mit Kritik, indem man Stellung bezieht und diskutiert – mit Herz und Verstand. Hier geht es zum ganzen Artikel

67. Saxorum/Martin Munke: In der Grenzregion. (Mein) Europa zwischen Sachsen, Tschechien und Polen // @m_munke (23.10.2018)

Martin Munke gibt in seinem Artikel einen Einblick in den “gelebten Raum” im Drei-Länder-Eck Sachsen, Tschechien und Polen. Auf wissenschaftlicher, künstlerischer oder politischer Ebene wird versucht, eine stetige Zusammenarbeit zu fördern. Dafür sind Projekte, viel persönliches Engagement und die Überwindung von Hürden aber noch immer notwendig. Hier geht es zum ganzen Artikel

68. Claudia plaudert: Grenzgänge ohne Grenzen? Ja bitte! // @claudiaplaudert (23.10.2018)

Claudia Wagner “plaudert” in ihrem Beitrag über ein Europa ohne Grenzen. Dabei geht es nicht nur um Grenzübergänge, sondern auch um die Grenzen in den Köpfen. Denn ein Europa ohne Grenzen und ohne Grenzen im Kopf – das ist Freiheit. Hier geht es zum ganzen Artikel

69. VARIA, CURIOSA ET MEMORABILIAvienna, london & beyond: “GESTORBEN ZU WIEN …” / “DIED IN VIENNA …” // @c_n_opitz (23.10.2018)

“Varia, Curiosa Memorabilia” send a special article about Europe. It shows photographs of tombstones on old St. Marx Cemetery in Vienna. The stones tell their own tale, about the people, who died in Vienna, but were born all over Europe. Read the full article here

70. Saxorum/Hélène Fuchs: Die Vergewaltigung Europas. Der Negativraum der europäischen Identität // (23.10.2018)

Der Beitrag von Hélène Fuchs beginnt mit dem Bild der jungen Europa auf dem Rücken eines Stieres. Dieses Sinnbild aus der griechischen Mythologie wird noch heute benutzt, besonders dann, wenn es um Abgrenzung geht. Doch diese Definition durch Konflikt birgt ein Paradoxon, das überwunden werden muss, um in die Zukunft blicken zu können. Hier geht es zum ganzen Artikel

71. Christine Büring: Europa bedeutet für mich bei mir zu sein und doch immer neue Leben zu leben // (23.10.2018)

Christine Büring schreibt in ihrem Gastblog über Europa, Weltbürger und das “Deutschsein”. Denn was ist dieses “Deutschsein” überhaupt – Reisen und Erkunden ohne Neugier auf andere Menschen, Angst vor Neuem? Christine Büring gibt die Antwort, warum es ihr oft schwer fällt, “deutsch zu sein”. Hier geht es zum ganzen Artikel

72. Gin des Lebens: Europa ist für uns eine bunte Reise voller Kontraste // @gin_des_lebens (23.10.2018)

Für den “Gin des Lebens”-Blog ist Europa eine bunte Reise voller Kontraste. Mal laut und bunt, mal ganz leise, mal die Suche nach Abenteuer, aber auch das Zurückkehren und Zu-sich-selbst-Finden. Europa kann auch eintönig sein und schwarz-weiß im Denken, doch vor allem ist es Vielfalt. Hier geht es zum ganzen Artikel

73. Hahn-Literatur: #SalonEuropa – Europa ist für mich … ein Auftrag // @hahn_txt_pr (23.10.2018)

Andrea Hahn berichtet in ihrem Beitrag über die Literatur des ersten Weltkrieges, überwundene Schrecken und ihr ganz persönlich erlebtes Europa. Hier fand sie Freunde und Bekannte und kommt auch beruflich immer wieder mit Europa und seinem Kulturgut in Berührung. Es ist für sie Bewahrung von Frieden und Menschenwürde und ein wichtiger Auftrag. Hier geht es zum ganzen Artikel

74. KUNST.mi.mol.een.utgeben: Europa und die Ideen von Humanismus und Liberalismus // @pookerman (23.10.2018)

Europa ist eine Idee, fast eine Art Glaubensbekenntnis, schreibt Nils Pooker und erläutert in seinem Blogpost die Zusammenhänge mit den Ideen des Humanismus und Liberalismus. Eine Idee darf aber auch kritisch diskutiert und hinterfragt werden: “Dazu gehört für mich aber auch die Notwendigkeit, in einer ohnehin total globalisierten Welt Europa als Teil dieser Welt zu sehen und nicht als Maß.” Hier geht es zum ganzen Artikel

75. Lisa Begeisterung: Europa ist für mich ein Miteinander // @Begeisterung_Li (Nachtrag, 26.10.2018)

Lisa vom Blog Lisa Begeisterung verbindet mit Europa das Miteinander, übt aber auch Kritik. “Es ist nicht selbstverständlich, dass der große Teil des Kontinents so lange ohne Konflikte auskommt und immer enger zusammenrückt. Vielmehr würde ich es als eine wichtigen Prozess bezeichnen, der bei Weitem noch nicht abgeschlossen ist, sondern für diese Idee muss ständig neu gearbeitet werden.” Hier geht es zum ganzen Artikel

Europa bedeutet noch immer eine große Chance – Auswertung #SalonEuropa 3: Die Video-Beiträge

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 6. Dezember 2018 von Museum Burg Posterstein16. Dezember 2022

Auf die Frage „Was bedeutet Europa für mich…?“ bekamen wir in der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital über 200 Meinungen aus fünfzehn Ländern in Form von schriftlichen Kommentaren, Blogposts, Fotos, Video- und Audio-Statements, als Kunstwerk und natürlich auch im persönlichen Gespräch vor Ort. In mehreren Teilen fassen wir den Diskurs zusammen: (1) Die Zusammenfassung der Gespräche am Salonabend, (2) der Kommentare, (3) der Video-Interviews, (4) der Blogparade und (5) ein kurzes Gesamtfazit.

Hintergrund: Die Ausstellung #SalonEuropa

Das Museum Burg Posterstein möchte wissen: Was bedeutet Europa für Sie?

Das Museum Burg Posterstein betrat mit der Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital im Herbst 2018 museales Neuland. Denn im Zentrum der Ausstellung standen nicht wie sonst Exponate und historische Informationen, sondern vor allem Meinungen ganz normaler Bürger Europas. Wir fragten „Was bedeutet Europa für dich?“ und brachten den aktuell fragilen Zustand Europas in Verbindung mit der Zeit zwischen Französischer Revolution und des Wiener Kongress, als sich Europa ebenfalls im Umbruch befand. Damals wurden in den Salons der adligen und bürgerlichen Damen gesellschaftliche Fragen diskutiert und Entscheidungen auf den Weg gebracht. Die Ausstellung experimentierte damit, ob und wie ein solcher Salon – offen, die eigene Filterblase sprengend – heute aussehen könnte.

Der #SalonEuropa war ein Versuch, Bürgern vor Ort und im Digitalen die Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken zu Europa zu äußern und darüber ins Gespräch zu kommen. Dazu gab es einmal die dynamische, mitwachsende Ausstellung selbst, in der bereits zu Beginn über hundert Meinungen zu Wort kamen. Darüber hinaus gab es die Projektwebseite, die Blogparade, die Diskussionen im Social Web und drei Veranstaltungen vor Ort.

Die Video-Interviews zum Thema "Europa bedeutetn für mich...?" waren in der Ausstellung und online zu sehen.
Die Video-Interviews zum Thema „Europa bedeutetn für mich…?“ waren in der Ausstellung und online zu sehen.

Die Video-Interviews zu #SalonEuropa

Die Videos zur Ausstellung entstanden bereits im Vorfeld der Ausstellung. Der Altenburger TV-Journalist Gunter Auer und der Geraer Mediengestalter Nils Lauterbach übernahmen die Aufgabe, die Frage „Was bedeutet Europa für dich?“ möglichst unterschiedlichen Menschen zu stellen.

Thumbnail Playlist SalonEuropa
In der Ausstellung „#SalonEuropa vor Ort und digital“ entstanden eine Reihe Zeitzeugen-Interviews – wir sammeln sie in einer YouTube-Playlist.

Gunter Auer interviewte Bürger und Politiker auf der Straße, bei einer Sportveranstaltung, bei einem Treffen einer Städtepartnerschaft Schmölln-Dobele (Lettland), im Künstleratelier oder zu Ausstellungseröffnungen. Er versuchte in Bezug auf Alter, Beruf und Herkunft ein möglichst breites Spektrum an Menschen zu befragen. Die Videos wurden ungeschnitten gezeigt.

Während Gunter Auer die Menschen spontan ansprach, bat Niels Lauterbach per Zeitungsaufruf und persönliche Ansprache ins Studio. Durch diese Herangehensweise erreichte er verstärkt Personen, die sich gern äußern wollten. Es entstand ein Film, in dem die Interviews vor gleichem Hintergrund ineinander übergehen.

Insgesamt  erhielten wir Statements unterschiedlicher Länge von 25 Personen – teilweise namentlich, teilweise anonym –, die auf dem Monitor in der Ausstellung und auf der Projektwebsite #SalonEuropa zu sehen waren bzw. noch sind. Die Interviewten leben in der Region Gera und Altenburg oder waren zum Interviewzeitpunkt hier zu Gast. Sie stammen aus Deutschland, Belgien, England, Kanada, Syrien, Türkei, Lettland und dem Kaukasus. Unter den Interviewten sind Politiker, Unternehmer oder Künstler, aber auch ganz normale Bürger verschiedener Altersgruppen.

Betrachtet man die Inhalte, fallen folgende Schwerpunkte ins Auge:

In den allermeisten Video-Interviews herrschte eine positive Grundstimmung Europa gegenüber, Probleme und aktuelle Herausforderungen kamen aber in jedem zweiten Interview zur Sprache. Darüber hinaus ging es um Frieden/Sicherheit, Freiheit, Reisen und offene Grenzen, die Gemeinschaft, den Euro, den Kulturaustausch, die Wirtschaftsunion und gemeinsame Identität. Im Vergleich zu den schriftlich geäußerten Kommentaren, standen demnach die ganz praktischen Kontaktpunkte der Menschen mit “Europa“, die gemeinsame Wirtschafts- und Finanzunion und die daraus entstehenden Vorteile deutlicher im Fokus als in den übrigen Meinungsäußerungen zu #SalonEuropa.

„Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass es anders wäre“

Sarah Discher

Vielfach kamen die Vorteile der Freizügigkeit und Reisefreiheit zur Sprache. Die Schülerin Sarah Discher brachte zum Ausdruck, was auch bei den anderen jungen Interviewten mitschwang: „Ich bin im vereinten Europa groß geworden und könnte mir gar nicht vorstellen, dass es anders wäre.“

Jan Godts, in Deutschland lebender belgischer Architekt, lobte beispielsweise, dass die Identität der einzelnen Staaten gewahrt bleibe, obwohl Europa wie ein großes Land geworden sei. Ingolf Herold hob die Rolle Europas zur Friedenssicherung hervor und erklärte, warum er trotzdem der Meinung sei, die europäischen Länder sollten ihre Eigenständigkeit stärker bewahren. Gunārs Kurlovics aus Lettland hob die Vorteile der EU hervor und betonte gleichzeitig „es gibt Probleme in EU, die wir gemeinsam lösen müssen“.

Blick in die Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital von 23. September bis 18. November 2018 im Museum Burg Posterstein.
Blick in die Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital von 23. September bis 18. November 2018 im Museum Burg Posterstein.

Der Geraer Fotograf Frank Rüdiger gab zu bedenken: „Europa bedeutet für mich noch immer eine große Chance und noch immer eine große Herausforderung.“ Er hob hervor, dass es Probleme gibt, die angegangen werden müssen, hat die Hoffnung auf die Umsetzung der ursprünglichen europäischen Idee aber nicht aufgegeben.

Europa ist weder schwarz noch weiß

Als ein Fazit für die Video-Statements kann zunächst festgehalten werden, dass nicht jeder bereit ist, seine Meinung über Europa öffentlich und namentlich in eine Kamera zu sagen. Im Vergleich zu den schriftlich eingegangenen Kommentaren und den Themen der Blogparade #SalonEuropa kamen viel häufiger auch die aktuellen Probleme Europas zur Sprache – nicht ohne die Vorteile der europäischen Gemeinschaft hervorzuheben. Während in den schriftlich geäußerten Gedanken Europa nicht zwangsläufig mit EU gleichgesetzt wurde, schwang in den Interviews eher mit, dass Europa sehr häufig mit EU und europäischer Gemeinschaft verbunden wird. Deutlich wurde, dass viele der Interviewten die Meinung vertreten, dass Probleme in Europa dringend angesprochen und Lösungen gefunden werden müssten. Wir sind der Meinung, dass Formate wie #SalonEuropa dazu einen Anstoß geben und einen Beitrag leisten können.

Unser Dank gilt den Interviewpartnern, die den Mut hatten, sich öffentlich zu äußern.

Alle Videos kann man auf YouTube ansehen.

Zusammengefasst von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

„Mehr als nur Geografie“ – Auswertung #SalonEuropa 2: Die Kommentare

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 23. November 2018 von Museum Burg Posterstein23. November 2018

Die Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital war für uns ein Experiment. Auf die Frage „Was bedeutet Europa für mich…?“ bekamen wir insgesamt über 200 Meinungen aus 15 Ländern in Form von schriftlichen Kommentaren, Blogposts, Fotos, Video- und Audio-Statements, als Kunstwerk und natürlich auch im persönlichen Gespräch vor Ort. In mehreren Teilen fassen wir den Diskurs zusammen: (1) Die Zusammenfassung der Gespräche am Salonabend, (2) der Kommentare, (3) der Video-Interviews, (4) der Blogparade und (5) ein kurzes Gesamtfazit. Vorangestellt sei noch einmal die Idee der Ausstellung:

#SalonEuropa vor Ort und digital - eine dynamisches Ausstellungsexperiment

Was will #SalonEuropa?

Blick in die Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital im Museum Burg Posterstein

Blick in die Ausstellung #SalonEuropa vor Ort und digital im Museum Burg Posterstein

Die Ausstellung „#SalonEuropa vor Ort und digital“ konzipierten wir als Labor. Ausgehend von der historischen Salonkultur um 1800 sollte sie den Bogen schlagen in die heutige Zeit. Europa befindet sich im Umbruch, es sind Visionen gefragt, um Europa eine Identität für die Bürger und Handlungsfähigkeit in der Welt zu verleihen. Nach Französischer Revolution und der Ära Napoleons musste auch im frühen 19. Jahrhundert mit dem Wiener Kongresses eine Basis für die europäische Gemeinschaft geschaffen werden. In den Salons der bürgerlichen und adligen Damen fand Austausch über wichtige gesellschaftliche, aber auch kulturelle Themen statt. Wir sind der Meinung, dass auch heute nur in einem breiten Diskurs, in dem jeder den anderen und dessen Meinung respektiert, zukunftsweisende Lösungen gefunden werden können. Alle sind gefordert: Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur und die Bürger selbst. Der #SalonEuropa war ein Versuch, Bürgern vor Ort und im Digitalen die Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken zu Europa zu äußern und darüber ins Gespräch zu kommen. Dazu gab es einmal die dynamische, mitwachsende Ausstellung selbst, in der bereits zu Beginn über hundert Meinungen zu Wort kamen. Darüber hinaus gab es die Projektwebseite, die Blogparade, die Diskussionen im Social Web und drei Veranstaltungen vor Ort.

93 Wortmeldungen per Kommentar, Social Media und Postkarte

Europa bedeutet für dich? - Licht und Schatten

Europa bedeutet für dich? – Licht und Schatten

Die Bewertung von Europa in den schriftlichen Kommentaren ist breit gefächert: „Europa ist für mich ein Geschenk.“ (Dr. Kristin Jahn, Deutschland), „Europe first of all is my Home!“ (Svetlana Loew, Lettland), „Europa ist für mich eine Sammlung toller Möglichkeiten und vertaner Chancen. […] Wir könnten mit gutem Beispiel vorangehen und tun es nicht…“ (Daniela Schwarzböck, Österreich) und „[Europa ist für mich] Licht und Schatten“ (@ostblocktechnik, Deutschland via Instagram). Und natürlich ist die eigene Meinung zu Europa gar nicht so leicht auf den Punkt zu bringen: „Eigentlich mehr als nur Geographie. Aber was, ist schwer in Worte zu fassen.“ (@kulturtussi, Deutschland via Twitter).

Insgesamt 93 Statements zur Frage „Europa bedeutet für mich…?“ erreichten uns schriftlich auf verschiedensten Wegen. Auf der Projekt-Webseite #SalonEuropa können sie nachgelesen werden. Die meisten Statements gingen per Instagram-Story ein (30). 25 erreichten uns per E-Mail oder Direktnachricht auf Facebook und Instagram und 16 als Tweets. Dahingegen gingen nur sechs Statements über das Formular auf der Projektwebseite ein. Von den gedruckten Postkarten kamen nur fünf mit handschriftlichem Statement zu uns zurück, obwohl viele persönlich verteilt worden waren. Fünf Meinungen wurden per Blogpost (außerhalb der Blogparade #SalonEuropa) geäußert, zwei erreichten uns als Instagram-Posts und vier stammten von den Künstlerinnen der vorangegangenen Kunstausstellung #SalonEuropa im Hier und Jetzt.

Auswertung der schriftlichen Kommentare zu #SalonEuropa (ohne die Blogparade)

Auswertung der schriftlichen Kommentare zu #SalonEuropa (ohne die Blogparade)

Ein erstes Fazit: Über Europa zu reden ist kein Selbstläufer. Spontan zu Wort meldeten sich nur wenige, oft diejenigen, die sich ohnehin schon engagieren oder die, die damit gleichzeitig auch eine Botschaft auf einem eigenen Kanal (z.B. Blog, Social Media-Account) an ein eigenes Publikum (ihre Follower) senden. Vielen Meinungsäußerungen gingen persönliche Gespräche vor Ort und digital voraus. Es gibt eine breite Masse, die die Ausstellung vor Ort oder digital mit Interesse verfolgte, sich lobend äußerte, aber keine eigene Meinung hinzufügte. Europa ist nicht schwarz-weiß und das Thema kein einfaches. In Thüringen findet im Oktober 2019 die nächste Landtagswahl statt. In aktuellen Umfragen sind CDU, Linke und AfD beinahe gleich auf. Zeit, wenigstens darüber nachzudenken, welche Position man selbst vertritt.

Aktuelle Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven

Den Inhalt der Wortmeldungen haben wir versucht, nach der Häufigkeit der Nennung bestimmter Themen grafisch darzustellen. Auf diese Weise wird anschaulich deutlich, dass die verschiedenen „Kanäle“, über die Meinungen zu #SalonEuropa eingingen (Salonabend, Kommentare, Videos, Blogparade), in unterschiedlichen Themengewichtungen resultierten bzw. dass sich der Diskurs in den unterschiedlichen Formaten anders entwickelt hat.

Häufig angesprochene Themen in den schriftlichen Kommentaren zu #SalonEuropa (ohne Blogparade)

Häufig angesprochene Themen in den schriftlichen Kommentaren zu #SalonEuropa (ohne Blogparade)

Bezogen auf die eingegangenen Kommentare werden gemeinsame Nenner wie Gemeinschaft, Einheit, Zusammenarbeit und gemeinsame Kultur, Tradition und Werte deutlich. Frieden, Sicherheit und Freiheit verbinden viele mit Europa. Aber auch aktuelle Probleme werden angesprochen. Enttäuschung ist spürbar, aus verschiedenen Gründen. Manche Themen polarisieren. Beispiel Migration: Während manche enttäuscht sind, dass Europa nicht ausreichend Verantwortung für Geflüchtete übernimmt und nicht weltoffen genug ist, geht anderen das bisherige Engagement zu weit. Das gleiche gilt für die europäische Integration. Einige sind enttäuscht, weil die europäische Gesellschaft noch nicht enger zusammengewachsen ist, anderen wäre mehr Unabhängigkeit für die Nationalstaaten lieber.

Auffallend ist die unterschiedliche Bewertung und Betonung von Offenheit und Grenzen, vom positiv besetzten Begriff „Vielfalt“ und dem eher abgrenzenden Wort „Unterschiede“. Es geht um Gemeinsamkeiten und Unterschiede, um Einheit und Frieden einerseits und um Uneinigkeit und Streit andererseits. Es gibt Visionen von Europa als Staatenbund und als Bundesstaat. Es wird deutlich, dass Europa als Chance genauso wie als Herausforderung verstanden wird.

Laura Jung, die in Großbritannien studiert, schrieb: „Europa ist eine Chance, die uns viele Türen öffnet. Wir müssen sie bloß wahrnehmen und aufpassen, dass sie uns nicht entwischt. Die Augen vieler meiner britischen Freunde verraten die Sorge, diese Chance vertan zu haben.“

Europa als gemeinsames Haus

Mehrere Menschen verglichen Europa mit einem großen Haus: „Ich bin Mieter im Haus Europa mit allen Rechten und Pflichten – KEIN Besitzer.“, lautet ein anonymer Kommentar per Postkarte. Angela Kiesewetter-Lorenz zeichnet ein sehr anschauliches Bild von diesem Haus: „Ja, mein Europa ist ein Haus, in dem ich mich gern bewege, wo ich wohne, mich entfalten kann, wo ich Begegnungen haben kann, wie ich es möchte, wo ich offen sein kann und auch mal ganz für mich in einem Zimmer sein kann… Und auch in meinem Haus ändert sich ab und an die Ordnung, die Einrichtung, ändere ich mich, ändern sich meine Bedürfnisse…“

Im Großen und Ganzen überwiegen die Europa-positiven Meinungen, aber auch darin kamen Sorge, Enttäuschung und Probleme zum Ausdruck. Mehrere Male wurde erwähnt, dass man Europa als (bisher) alternativlos sehe. Anton B. aus Slowenien schrieb beispielsweise: „Ich meine, dass Europa das Beste ist, was die Leute bis jetzt politisch entwickelt haben. Natürlich gibt es auch viele Probleme, aber die Vision ist etwas, das wir uns bewahren müssen. Ruhe, Freiheit und große Chancen für alle, das ist doch etwas Wertvolles!“

Europa ist ein Friedensprojekt

Als Museum war es uns wichtig, mit der Ausstellung #SalonEuropa einen virtuellen und realen Ort zu bieten, an dem Austausch über ein kontroverses Thema – in diesem Fall Europa – stattfinden kann. Wir sind der Meinung, dass wir einander zuhören und miteinander ins Gespräch kommen müssen, um die aktuellen Herausforderungen, vor denen Europa steht, gemeinsam lösen zu können. Mit Blick auf die Geschichte Europas ist die EU ein historisch einmaliges Friedensprojekt. Gleichzeitig ist klar, dass Europa mehr ist als die EU und dass es Probleme gibt, über die gesprochen werden muss und die es erlaubt sein muss, anzusprechen. Wir wollen einige Stimmen aus dem Diskurs im #SalonEuropa herausgreifen, die die Ambivalenz und die Herausforderungen deutlich machen:

„Für mich ist Europa (trotz Schwächen) die natürlichste Antwort auf mein grundlegendes Bedürfnis, in Freiheit und Vielfalt zusammenzuleben, mich an Ländern und Sprachen erfreuen zu können, an Gerichten, Kunst und Bräuchen.“ (Peter Soemers, Niederlande)

„Europe should never be a fort, but instead a mindset, a set of European values based on human rights, open-mindedness and equality, and by welcoming others – like we have done for centuries – we enrich and enlighten ourselves and maintain our humanity. In short, xenophobia can go fuck itself.“ (Jakob Stig Nielsen, Dänemark)

„What condition is Europe in today? Historically, Europe is one of the most successful societies of the post World War era, but its structure is revealing ever deeper and more severe crevices. Is Europe falling apart, or do these crevices signify that Europe is sloughing to reinvent itself?“ (Merete Sanderhoff, Dänemark)

#SalonEuropa - die Ausstellung stellte den Besucher in den Mittelpunkt

#SalonEuropa – die Ausstellung stellte den Besucher in den Mittelpunkt

„Diese Vereinigung lässt Europa Beziehungen und den nachhaltigen Austausch in allen Gebieten erschaffen: Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung, Forschung, Gesundheitswesen und Umweltschutz. Ein einzelnes und isoliertes Land hätte weder solche Kraft noch solchen Reichtum. Aber seit 2016 ist dieses Europa zerbrechlich geworden: Brexit, Terrorgefahr, Anschläge, Flüchtlingskrise und Aufstieg von Populismus. Sind wir uns bewusst, was uns Europa bringt?“ (Verok Gnos, Frankreich)

„Europa ist für mich eine schöne Vision im Interesse der Menschen – mit aufeinander gerichteten Waffen und selbstherrlichen, ignoranten Politikern jedoch ein Trauerspiel.“ (Frank Wunderlich, Deutschland)

„Europa hat sich zubetoniert. Geistig, kulturell – und menschlich. Sicher nicht jedes Du und Ich – aber der politische Trend ist erschreckend. Dieses Europa wollte ich so nicht, sondern ein humanes.“ (@mellubo1, Deutschland/Spanien)

„In meinen Augen ist Europa nicht dort, wo wir uns es gewünscht haben, sodass im Moment der Eindruck entsteht, dass Europa eher auseinander driftet.“ (Andreas Oeser, Deutschland)

„I am a citizen of the world. Project Europe is failing fast – let’s look at project Earth.“ (Halina Zerko, Großbritannien/Polen)

Wir haben ganz unterschiedliche Visionen für die Zukunft Europas

In vielen Beiträgen kommen Zukunftswünsche und Visionen für Europa zu Wort, die teilweise weit auseinander gehen. Diese Spaltung zieht sich natürlich durch den gesamten Kontinent. Ein Lichtblick für uns: Der Tonfall im #SalonEuropa blieb immer sachlich. Wir hatten den Eindruck, dass man gerade in der Ausstellung vor Ort und auch in den Social Media-Kanälen die Verschiedenheit der Sichtweisen zur Kenntnis genommen hat. Für uns bildet das die Grundlage für einen ausgewogenen Diskurs auf Augenhöhe.

Den allerersten Beitrag zu #SalonEuropa schickte uns Neil McCallum aus Großbritannien.

Den allerersten Beitrag zu #SalonEuropa schickte uns Neil McCallum aus Großbritannien.

Den allerersten Beitrag zu #SalonEuropa schickte uns Neil McCallum aus Großbritannien, nachdem er zur #MuseumWeek im Mai 2018 auf das Projekt aufmerksam geworden war. Auch er appelliert an unseren Willen zum Gespräch und zur Teilhabe, um Lösungen für aktuelle innereuropäische Konflikte zu finden:

„Europe is a community of nations, and community means coming together. Now, we need to come together to not just share in the wonders of each other’s cultures, but to tackle the great questions and debates on migration, climate change, and equality which face the continent. We listen to what each other has to say, we think about what they have to say, and we formulate responses. Solutions don’t just need to be found in the hallowed halls of some parliament somewhere, but can be found amongst friends just chatting, wanting to better and make a difference to their local community. As the sayings go, two heads are better than one, and many hands make light work.“ (Neil McCallum, Großbritannien)

André Körndörfer vertritt die Sichtweise, dass die aktuellen innereuropäischen Konflikte durch mehr Rücksichtnahme und Verständnis für nationalstaatliche Befindlichkeiten und Bedenken, auch in Sachen Migration, zu lösen seien:

„Nur durch mehr Zurückhaltung und mehr Verständnis für die einwanderungskritischen Positionen vieler Länder und eines bedeutenden Teils der Völker Europas und nur durch stärkere Rücksichtnahme auf nationalstaatliche Besonderheiten und Befindlichkeiten kann in der Zukunft wieder dazu beigetragen werden, dieses innereuropäische Zerwürfnis allmählich zu kitten und die europäischen Völker einander (wieder) näher zu bringen.“ (André Körndörfer, Deutschland)

Online eingegangene Kommentare waren auf dem Bildschirm in der Ausstellung sichtbar - neben Videointerviews (hier Anthony Lowe), Beiträgen zur Blogparade, aktuellen Tweets und Instagram-Kommentaren.

Online eingegangene Kommentare waren auf dem Bildschirm in der Ausstellung sichtbar – neben Videointerviews (hier Anthony Lowe), Beiträgen zur Blogparade, aktuellen Tweets und Instagram-Kommentaren.

Für den Künstler Anthony Lowe gibt es derzeit keine Alternative für ein starkes Europa:

„Ich glaube an das Europa-Projekt, weil ich keine Alternative sehe. Die Kleinstaaterei hat in Deutschland ausgedient und musste ersetzt werden, aber Bayern gibt es noch. Doch das Europa-Projekt wird jetzt angegriffen von denen, die nicht vermochten es zu gestalten, es aber beenden und die Zeit zurückdrehen wollen.“ (Anthony Lowe, Deutschland/Großbritannien)

Auch Helmut Hellrung sieht das größte Potential in einem stärkerem Europa:

„Der europäische Verwaltungsapparat hat sich etabliert, er ist schwerfällig und bürgerfern. Aber Kleinstaaterei und Nationalismus können auf Dauer keine Lösung sein, vor allem nicht im Hinblick auf den Frieden. Ich traue Europa zu, lernfähig zu sein und die anliegenden globalen Probleme (Umwelt, Migration) zu lösen, die auf Länderebene nicht gelöst werden können.“ (Helmut Hellrung, Deutschland)

Rudolf Hellmuth geht noch einen Schritt weiter:

„Europa bedeutet für mich die Überwindung der Nationalstaaten. Die “Vereinigten Staaten von Europa” sind unsere einzige Zukunft!“ (Rudolf Hellmuth, Deutschland)

Vor Ort kam man durchaus über Europa ins Gespräch - wenn dies auch selten in eigenen Meinungsäußerungen der Besucher resultierte.

Vor Ort kam man durchaus über Europa ins Gespräch – wenn dies auch selten in eigenen Meinungsäußerungen der Besucher resultierte.

Gespräche vor Ort

Vor und während der Ausstellung (23. September bis 18. November 2018) suchten wir immer wieder das Gespräch mit Museumsbesuchern vor Ort und auch im Digitalen. Oft entspann sich ein interessanter Austausch.

Ein Besuch ist besonders in Erinnerung geblieben: Andreas Oeser aus Chemnitz hatte in seinem Kommentar zu #SalonEuropa vor allem die negativen Eindrücke geschildert, die er in seiner täglichen Arbeit als Polizist mit Kriminalität, Migration und Unzufriedenheit erfährt. Vor Ort kamen wir ins Gespräch und über Instagram erreichte uns dann seine Bewertung der Ausstellung:

„Es sind sehr ansprechende Kommentare zu Europa zu lesen, sehr konstruktiv und weltoffen, selbstkritisch und visionär… Ich finde die Ausstellung nicht einfach nur interessant, sie hat mir auch ein bisschen mehr die Sichtweise erweitert, auf Europa – dass ich nicht so schwarz sehen sollte…“

Jeder von uns entscheidet über Europa

In welche Richtung sich Europa in den nächsten Jahren entwickeln wird, entscheidet jeder einzelne von uns mit. Als kulturhistorisches Museum ist uns einerseits der Blick auf die Geschichte wichtig, denn wer mit den Fehlern der Geschichte vertraut ist, kann vermeiden, sie zu wiederholen. #SalonEuropa ist unser Versuch, einen modernen Ort des Austauschs zu bieten. Im nächsten Blogpost folgt die Auswertung der Video-Interviews und danach die der Blogparade.

Zusammengefasst von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

„Es fehlt eine europäische Öffentlichkeit“ – Auswertung #SalonEuropa 1: Der Salonabend

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 6. November 2018 von Museum Burg Posterstein4. Dezember 2018

Zum ersten Salonabend #SalonEuropa diskutierten sechs Gäste über Ideen für Europa.

Zum ersten Salonabend #SalonEuropa diskutierten sechs Gäste über Ideen für Europa.

Wie könnte ein „Salon“ heute aussehen? Dieser Frage geht das Projekt #SalonEuropa nach. Während die Blogparade #SalonEuropa digital ein Podium für Austausch und Gespräche über Ländergrenzen hinweg geboten hat (eine Auswertung folgt demnächst), fand am 27. Oktober 2018 ein ganz analoger Salonabend mit rund vierzig Gästen im Museum statt. Beide Formate fanden großen Zuspruch und waren gut besucht. Und beide rückten ähnliche Fragen in den Mittelpunkt des Austauschs. Eine Zusammenfassung.

Europa erscheint im Augenblick als ein Kontinent im Umbruch. Ängste, Zweifel, Hoffnungen, Widersprüche und Idealvorstellungen zu Europa und seine politischen Institutionen stehen auf der medialen Tagesordnung. Rechtspopulistische Meinungen erhalten europaweit Zuspruch, etablierte Parteien verlieren an Kontur. Europa scheint gespalten wie nie.

„Man muss die europäischen Menschen zusammenbringen“

Um herauszufinden, wie eigentlich jüngere Generationen zu Europa und der EU stehen, luden wir gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen, sechs interessante Gäste ins Museum Burg Posterstein ein:

Anders Heger, Doktorand an der Uni Jena im Fach Politikwissenschaft, stammt aus Tschechien und promoviert zum Thema Euroskeptizismus in Ostmitteleuropa. Er erwies sich auf dem Podium als Spezialist für die osteuropäische Sicht auf Europa und verwies auch auf die historischen Gründe dafür. „Im Osten Europas hat man Angst, dass die EU eine Art neue Sowjetunion wird“, sagte er beispielsweise.

Andi Jung ist Landschaftsfotograf aus Erfurt und reiste für ein Fotoprojekt an Europas Außengrenzen. Als nördlichsten Punkt fotografierte er eine Steilwand in Island, als südlichsten eine Steilwand in Gibraltar. „Dahinter steckte alles, was mir an Europa wichtig ist“, sagte er, „Mir ist dabei bewusst geworden, dass uns so viel zusammenhält, dass aber auch große Unterschiede bestehen.“

Lena Niethammer verfasst als freie Journalistin Reportagen und Gesellschaftsporträts. Für eine Reportage im Greenpeace-Magazin befragte sie junge Menschen in sieben europäischen Ländern. „Überall hörte man, dass ‚unsere Art zu leben‘ bedroht sei“, erzählt sie über ihre Motivation zu dem Artikel, „Aber was ist das eigentlich? Der Status Quo?“ Deshalb wollte sie von jungen Europäern wissen: Worauf dürfen wir hoffen? Wovor müssen wir Angst haben?

Manja Reinhardt betreibt mit ihrem Mann in ihrer Freizeit den Reiseblog Vogtlandzauber und nahm bereits an der Blogparade #SalonEuropa teil. Für sie ist das Vogtland, das teilweise in Tschechien, teilweise in Sachsen und Thüringen liegt, auf seine eigene Art europäisch. „Wir müssen Europa auch auf Ebene der Regionen denken“, sagte sie in der Gesprächsrunde.

Maria Geußer, Studentin im Master of Public Policy an der Willy Brandt School hat sich in ihrem Studium auf die Fächer European Public Policy und Non-Profit Management spezialisiert. Täglich lernt sie gemeinsam mit Studenten aus aller Welt. Über die EU sagt sie: „An vielen Stellen wurde bisher verpasst, die Basis mitzunehmen.“

Thomas Laubert, Architekt aus Gera, ist aktiv in der Initiativgruppe Gera2025, die die Bewerbung der Stadt Gera zur europäischen Kulturhauptstadt vorantreibt. Er kritisiert: „Europa wird im Moment nur auf Ebene des Geldes und der Politik, nicht auf Ebene der Menschen, diskutiert. Wenn wir das wieder zusammenbringen, brauchen wir uns auch nicht vor Europa zu fürchten.“

Salonabend in der Ausstellung #SalonEuropa im Museum Burg Posterstein

Salonabend in der Ausstellung #SalonEuropa im Museum Burg Posterstein

Der Gesprächsrunde wohnten bei Tee und Gebäck rund 30 Gäste bei, die sich auch aktiv und engagiert in die Diskussion einbrachten. Bewusst wurde nur dann moderierend eingegriffen, wenn bestimmte Gesprächspartner mehr einbezogen werden sollten. Folgende Themen wurden am häufigsten angesprochen:

Auswertung des Diskurses am Salonabend nach Themen, die am häufigsten angesprochen wurden.

Auswertung des Diskurses am Salonabend nach Themen, die am häufigsten angesprochen wurden.

„Außerhalb Europas gilt Europa als Erfolgsgeschichte“

Eines der großen Themen waren die verschiedenen Blickwinkel auf Europa: von Ost und West, Außen und Innen, Jung und Alt. Während Europa außerhalb Europas als Erfolg gilt, wie Anders Heger betonte, sei das in den Mitgliedsstaaten leider nicht immer so. In seinem Heimatland Tschechien gäbe es ganz andere Erwartungen an die EU: „Dort soll EU nur Wirtschaft sein.“

Lena Niethammer sammelte bei der Recherche für ihren Artikel ganz andere Erfahrungen. „Rumänien war das Land mit der größten Europabegeisterung“, erzählte sie, „Nirgendwo gab es so wenig Begeisterung für Europa wie bei uns.“

Anders Heger nahm den Gedanken auf und bemerkte: „Es ist wichtig, dass die Zusammenarbeit der Regionen gefördert wird – die Leute grenzübergreifend zusammenzubringen ist das wichtigste Anliegen der EU.“

Die Grenzen Europas waren immer wieder Gegenstand der Diskussion. Thomas Laubert sagte: „Europa hat Grenzen und die sind auch wichtig, aber das negative daran (die Abgrenzung) muss man ja nicht so in den Vordergrund rücken. Wie thematisieren wir Grenzen? Denken wir an Mitteldeutschland, dann liegen Gera und das Altenburger Land gerade im Herzen dieser Metropolregion. Wahrgenommen werden sie aber als Außenrand Thüringens.“

Andi Jung betonte: „Ich habe die Hälfte meines Lebens in der DDR verbracht, für mich hat das noch eine ganz andere Bedeutung. Bildet die Außengrenze Europas unsere gemeinsame Identität?“

Von dieser Idee kam die Diskussion kurzzeitig auf die Utopie eines Europas der Regionen, wo Nationalstaaten keine Rolle mehr spielen würden, und auf die europäische Identität. „Ich fühle mich eher europäisch als deutsch“, betonte Andi Jung. Lena Niethammer warf ein, dass es auf die Situation ankomme, ob sie sich als Berlinerin (in Deutschland unter Deutschen) oder als Europäerin (in internationalen Zusammenhängen) fühle. „Die Identitäten schließen sich ja nicht aus“, vereinte Anders Heger die verschiedenen Meinungen, „Umfragen belegen, dass sich 70 Prozent der Europäer europäisch fühlen, viele aber gleichzeitig auch sehr national denken.“

Das brachte den Diskurs auf die aktuellen Populismus-Tendenzen. Lena Niethammer, die in Frankreich Le Pen-Wähler interviewt hat, betonte: „Es ist ein Irrglaube, dass Wähler der populistischen Parteien gegen Europa sind, es stehen andere Prioritäten im Vordergrund.“ Das sähe man auch am Brexis-Referendum, das eher gegen Migranten gerichtet war, ergänzte Anders Heger.

Warum fühlen sich so viele Leute nicht mehr mitgenommen?

An dieser Stelle verwiesen wir auf den Gastblogpost zur Thüringer Gebietsreform, der eine Stärkung der „Demokratie von unten“ forderte.

Viel zu oft werde von der EU nur das Negative wahrgenommen, wagte Manja Reinhardt einen Erklärungsversuch.

Das Gespräch drehte sich um Europas Grenzen und Region, um Ost und West und um Identität.

Das Gespräch drehte sich um Europas Grenzen und Region, um Ost und West und um Identität.

„Was ist die EU denn eigentlich?“, fragte Anders Heger in die Runde, „Die Mitgliedsstaaten, direkt gewählte Politiker. Man übt immer auch Kritik an sich selbst, denn wir haben gewählt.“ Man müsse die europäischen Menschen näher zusammenbringen, betonte er.

Marie Geußer brachte ein, dass die Idee von Vereinigten Staaten von Europa zwar spannend klänge, dass die EU aktuell aber demokratische Defizite habe. „Es fehlt eine europäische Öffentlichkeit, richtige europäische Parteien – wir brauchen mehr europäische Integration.“

Und Thomas Laubert sagte: „Populismus ist grundsätzlich nicht schlecht, er bringt ein anderes Wertebild ein, vielleicht braucht es ja gerade diesen Ruck, damit wir diskutieren, was wir an der EU haben. Wir sind so reich und bequem…“ Man müsse den Populismus aber auch ernst nehmen, warf Lena Niethammer ein. „Die Gefahr liegt in der Selbstverständlichkeit“, warf Andi Jung ein, man müsse in Bildung investieren. Anders Heger wies darauf hin, dass laut Umfragen vorwiegend die ältere Generation, vorwiegend Männer, populistisch wählten. Lena Niethammer ergänzte, dass nur in Ungarn und Polen auch die jüngere Generation mehrheitlich populistische Parteien wählte. Anders Heger: „In diesen Ländern ist Nationalismus nicht negativ belegt, was sich aus der Geschichte dieser Länder ergibt.“

Und Andi Jung ergänzte, dass in Polen auch das Bildungssystem nationalistisch beeinflusst werde. Lena Niethammer fragte: „Wie bekomme ich später meine Kinder dazu, die Vorteile von Europa zu erkennen?“ Globale Probleme wie den Klimawandel müsse man gemeinsam angehen. Das Interrail-Ticket, das die EU derzeit an 18-jährige verlose, könne vielleicht dabei helfen. Detailliertes Faktenwissen dazu lieferte Heinz Hoffmann von der Thüringer Staatskanzlei, der im Publikum saß.

Damit war der Austausch mit dem Publikum eröffnet. Sollten wir vor allem eine junge Elite per Interrail und Erasmus fit für Europa machen? Warum haben wir am 9. Mai, dem Europatag, nicht alle frei? Wie können wir erreichen, dass man beim Thema EU weniger von Wirtschaft und mehr von Kultur spricht? Das alles bot Stoff für ein gemütliches Miteinander bei Tee und belegten Broten in der Halle der Burg – und für weitere Salonabende, die sicher kommen werden.

Zusammengefasst von Marlene Hofmann / Museum Burg Posterstein

 

Europa bedeutet für mich bei mir zu sein und doch immer neue Leben zu leben

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 23. Oktober 2018 von Museum Burg Posterstein23. Oktober 2018

Christine Büring schickt uns via Facebook noch einen (letzten) Gastblogpost zur Blogparade #SalonEuropa, die heute zu Ende geht. Sie sieht sich als Europäerin, als Weltbürgerin, hadert aber mit dem „Deutschsein“. In ihrem Artikel denkt sie darüber nach, was „Deutschsein“ eigentlich ausmacht.

Deutsch sein. Als ich 15 war, habe ich begonnen, nicht mehr deutsch sein zu wollen. Das war in den frühen 80igern in Westdeutschland. Ich las viel über die deutschen Emigranten, fuhr heimlich mit den älteren Geschwistern meiner Freunde nach Paris, hörte Lucio Dalla, las Hemingway und durfte als Austauschschüler mit 16 nach Amerika.

In Amerika wurde mir bewusst, wie europäisch ich war.

Dort wurde mir bewusst, wie europäisch ich war, denn die Amerikaner kannten nur sich selbst. Sie wussten nichts von uns, unsere Geschichte, erzählten aber alle, sie seien deutsch, polnisch, italienisch. Aber eben vor allem „proud americans“. Alle außer den Schwarzen und den Hispanos. Von denen gab es wenige in meiner Schule.

Zurück in Deutschland war mir peinlich, wie bieder wir waren. Espresso, Baguette, Salz und Pfeffer auf dem Tisch, Cocktails, Music mit Stil. War alles nicht. Also wieder nach Frankreich und Italien Kleider kaufen, Sprache sprechen, Stil haben. Nur nicht deutsch sein.

Als ich in der Schweiz studierte, war ich der Ausländer, musste aufs Ausländeramt. War nicht so schlimm, denn das mussten alle. Es war viel internationaler, aber es gab so ein schweizer Grundrauschen, etwas Selbstbewusstes, wo zwar alle da sein durften, aber in ihren eigenen Blasen lebten, die Schweizer einfach daneben. Mein Ehrgeiz, nicht als Deutsche erkannt zu werden, hat mir fast akzentloses Beherrschen der französischen und englischen Sprache beschert. Mein Spanisch klingt wie das einer Französin. So kleide ich mich auch und bis heute bin ich stolz darauf, dass man mich sogar in Indien als „du bist ja gar nicht wie die Deutschen“ bezeichnet.

Ich will bis heute nicht „deutsch“ sein.

Seit den 90igern Jahren bin ich westdeutsch in Ostdeutschland. Arbeitsmigrant. Immer eine Minderheit. Ich habe mich an Befindlichkeiten gewöhnt, werde immer noch darauf hingewiesen, dass ich doch bitte nicht wie ein Wessi denken und sprechen soll. Gott sei dank fühle ich mich ja nicht deutsch. Da ist das dann keine Kränkung, weil ich für mich ja eher unter „zugereist“ gehe. Meine Kinder? Gute Frage. Die gehören dazu wie die Vietnamesen. Aber eben nur bis zum Lehrergespräch, wo sich oft zwei Welten begegnen.

Woher kommt dieser Stolz auf das Deutschsein? Was haben wir heute, was wir vor nun fast 40 Jahren nicht hatten? Die Wiedervereinigung? Die Weltmeisterschaft im Fußball, die Autos, die Exportüberschüsse. Deutschland macht mich bis heute nicht glücklich, weil es so selten lächelt, lebt, neugierig ist.

Ich bin Rotarier. Das ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich weltweit vernetzt, über das eigene Interesse hinaus für die Gesellschaft engagiert, Frieden durch Völkerverständigung, durch Begegnung erreichen will und für einen hohen Ethos im menschlichen Zusammenleben und Arbeiten steht. Wenn ich Leute suche, die ausländische Rotarier oder Austauschschüler aufnehmen, finde ich unter 100 vielleicht zwei, die sich trauen, anderen zu begegnen. Bestes Argument ist immer „ich spreche die Sprache doch nicht“. Tatsächlich geht es darum, sein Klo nicht mit einer unbekannten Person aus einem unbekannten Land zu teilen.

Deutschland, das sind die Leute, die gerne reisen und alles begucken. Je weiter weg, desto besser. Es sind die Leute, die Angst davor haben, mit jemanden zu sprechen, den sie nicht kennen. Deshalb stellt sich der normale Deutsche auch nicht vor, wenn er mit jemandem spricht, den er nicht kennt. Soweit er überhaupt mit jemandem spricht, der rumsteht und den er nicht kennt. Deutschsein für mich ist die Angst, sich auf Neues einzulassen, auch einmal unperfekt zu versuchen, mit anderen zu reden. Lieber ein Kochbuch über türkische Küche zu lesen, als bei einem Türken zu Hause zu essen. Über Migranten zu reden, nicht den Menschen zu sehen.

In Frankreich gibt es jede Menge Rassismus. Und eine lange koloniale Geschichte mit Erfahrungen von Menschen, deren Familien in anderen Ländern gelebt haben. Ebenso wie in England oder Holland. In Deutschland haben wir es bis heute nicht geschafft, ein Land zu schaffen. Es gibt die Bayern, die Ostdeutschen, Berlin, das Rheinland. Sind wir Schweinebraten und Soße? Socken in Sandalen und Handtücher an Pool-Liegen? Sicher sind wir nicht das Land der Dichter und Denker. Oder doch? Schon Goethe war fasziniert, aber misstrauisch, was Italien betraf. Thomas Mann blieb bis auf die Knochen deutsch, solange er in Amerika war, Brecht eigentlich auch. Ist Deutschsein vielleicht einfach nur die Sprache, die Marin Luther sei Dank, seit 500 Jahren zusammenwächst? Von Bayrisch und Sächsisch mal abgesehen. Deshalb immer erst mal Deutsch lernen und nicht einfach arbeiten gehen.

Ein „german dream“ für alle

Noch eine Sache geht mich um: Wie können wir die Welt mit unseren Produkten beliefern und uns so wenig auf die Welt einlassen? Vielleicht ist das deutsch? Am einfachsten, wir nehmen uns vor, dass jeder Deutsche in den nächsten Wochen einen „nicht-deutschen“ Mitbürger nach Hause einlädt. Und hoffentlich feststellt, dass der genauso viele Probleme mit Wetter, Steuern, seinen Kindern oder seinem Gewicht hat, wie man selbst. Und dass der andere genauso viel Wert auf ein sauberes Klo, eine funktionierende Verwaltung und keine Lust auf Politik hat wie man selbst.

Deutsch ist bis auf weiteres wer in Deutschland lebt, solange es keinen “german dream“ für alle gibt. Der könnte im übrigen auch Ordnung, Sauberkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Nachdenklichkeit, Qualitätsbewusstsein, Effizienz und Kompromissbereitschaft sein. Das nämlich schätzen alle anderen an den Deutschen.

Von Christine Büring

 

Was hat die Gebietsreform in Thüringen mit Europa zu tun?

Geschichte & Geschichten Veröffentlicht am 22. Oktober 2018 von Museum Burg Posterstein22. Oktober 2018

Europa beginnt im Lokalen. Sabine Hofmann aus dem Postersteiner Nachbarort Nöbdenitz macht ihren Gastbeitrag zur Blogparade #SalonEuropa zu ihrer Stellungnahme zum Anschluss der Gemeinde Nöbdenitz an die Stadt Schmölln (Bekanntmachung des Landratsamtes Altenburger Land zum Entwurf eines Thüringer Gesetzes zur freiwilligen Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden im Jahr 2019-ThürGNGG 2019 S. 3). Die Blogparade #SalonEuropa neigt sich dem Ende entgegen. Bis morgen (23. Oktober 2018) könnt ihr noch teilnehmen. Wer keinen eigenen Blog besitzt, dessen Beitrag veröffentlichen wir hier im Blog als Gastbeitrag.

Die 1000jährige Eiche in Nöbdenitz, Museum Burg Posterstein

Nöbdenitz ist bekannt für seine 1000-jährige Eiche.

Zunächst: Der Postersteiner Nachbarort Nöbdenitz ist überall, nicht nur in Thüringen oder Deutschland, sondern in ganz Europa.

Denn überall in Europa glauben seit Jahrzehnten Politiker, unterstützt von den immer selben Beraterfirmen, durch Fusionen von Gebietskörperschaften zu Kosteneinsparungen, höherer Leistungsfähigkeit und Wachstumsimpulsen zu kommen. Nie mussten diese Effekte nachgewiesen werden. Das wäre auch schwer – es gibt sie nämlich nicht, wie Sebastian Blesse und Felix Rösel in einer Veröffentlichung des IFO-Instituts München eindrücklich darlegten, nicht nur für Deutschland, sondern auch in Dänemark, den Niederlanden und anderswo ist das belegt.

Stattdessen gibt es Kosten, die unsere Demokratie zu tragen hat. Noch 40 Jahre nach der Gebietsreform in Baden-Würtemberg fühlen sich die Bürger der Ortsteile nicht den neuen Großgemeinden zugehörig oder gar unterdrückt. Die drittgrößte deutsche Flächenstadt ist Gardelegen. Mit über 40 Ortsteilen erstreckt sie sich über den gesamten vormaligen Landkreis. Wenn sich in Sachsen Städte oder Gemeindekonglomerate über 20 Kilometer und mehr ausdehnen, ist es kein Wunder, dass vermeintlich nur noch die Wölfe heulen und die Zurückgebliebenen zu einem großen Teil das Heil in populistischen Ideen suchen.

Erwiesen ist, dass Gebietsreformen zu zurückgehender Demokratiezufriedenheit, zu weniger Verbundenheit mit der Gemeinde und geringerer Wahlbeteiligung führen. Das ist auch kein Wunder, denn das Wissen über die Großgemeinde schwindet, die Gestaltungsmöglichkeiten ebenso.

Wenn wir wollen, dass Europa gemeinsam agiert, was dringend geboten ist angesichts der Konflikte in der Welt, braucht es Demokratie von unten und Instrumente, die es den Bürgern ermöglichen, demokratisch zu handeln und tatsächlich mitzubestimmen. Je kleiner die Einheit ist, desto direkter kann die Demokratie sein.

Ich bin gegen den Anschluss der Gemeinde Nöbdenitz an die Stadt Schmölln, nicht weil Schmölln schlecht oder gar böse ist, sondern weil den Bürgern der Gemeinde wieder ein Stück Demokratie und Selbstbestimmung verloren geht.

Woran liegt es also, dass Gemeinderäte, wie der von Nöbdenitz, freiwillig dafür stimmen, die Gemeinde aufzugeben, obwohl die meisten von ihnen den Bürgern bei der letzten Wahl das Gegenteil versprochen haben? Wenn man sie fragt, hört man: wir verwalten nur noch den Mangel und können nichts gestalten. Woraus resultiert der Mangel, wenn man bedenkt, dass im Moment die Steuereinnahmen kräftig fließen? Ja, es ist leicht zu erraten, der Fluss kommt nicht überall an, weil der ländliche Raum zwar kräftig mit Förderprogrammen bedacht wird, nicht aber mit kontinuierlichen Einnahmen, die die Selbstverwaltung untersetzen. Und warum ist das so? Weil man offenbar allerorten darauf hin arbeitet, genau diese unterste Ebene auszutrocknen. Dieser Verdacht könnte zumindest aufkommen.

Wird sich das durch eine Gebietsreform ändern? Klar – nein, denn der letzte Gestaltungsspielraum in der Gemeinde, in gemeinsamen Kraftanstrengungen mit den Bürgern Missstände zu beseitigen und zukunftsweisende Projekte zu initiieren, geht verloren. Es ist in genügend Studien erwiesen, dass die Kosten pro Bürger in großen Gemeinden genauso hoch sind wie in kleinen. Warum also bekommen die einen mehr Zuweisung als die anderen?

Die Befürworter der Gebietsreform verweisen auf die Vereine, die dann das öffentliche Leben aufrecht erhalten werden. Das ist ein Trugschluss, denn anders als gewählte Vertreter aller Bürger (Gemeinderäte), sind Vereine ihrer Satzung verpflichtet und verfolgen genau das darin festgelegte Ziel.

Die Nöbdenitzer Gemeinderäte beweisen keinen Mut. Sie wurden nicht gewählt, um die Gemeinde aufzulösen. Wenn sie dennoch zu diesem Entschluss kamen, hätten sie Demokratie von unten üben müssen und entweder die Bürger dazu befragen oder aber zurücktreten sollen.

Europa ist auch in Nöbdenitz. Wenn selbst in diesem kleinen Dorf Mitbestimmung nicht gelebt wird, wie soll das dann in einer so großen Organisation wie der Europäischen Union gehen.

Es ist schade, dass Thüringen angesichts der immensen Herausforderungen für unsere Demokratie keine neuen Konzepte zur Bewältigung der Unterschiede von Stadt und Land entwickelt und stattdessen auf die gestrigen Instrumente zurückgreift, die sich als untauglich erwiesen haben und politische Kosten ohne Ende verursachen. Im 21. Jahrhundert, im Zeitalter von Digitalisierung, sollten doch ganz neue Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit entwickelt und verfolgt werden, sollten neue Verteilungsmechanismen erprobt und die Basis der Demokratie gestärkt werden.

Von Sabine Hofmann, Nöbdenitz

 

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